Gottesdienste - ref. Kirche Thun
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DasThema<br />
Wunsch: Dass Gott ein<br />
Tätigkeitswort werde<br />
(Kurt Marti)<br />
Vom 1. bis 14. September 2010 gastiert die<br />
Wanderausstellung «IM FALL» in <strong>Thun</strong>. Die von<br />
der SKOS (Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe)<br />
lancierte Ausstellung befasst sich mit den<br />
Themen Armut und Sozialhilfe in der Schweiz<br />
und will das Verständnis für Menschen fördern,<br />
die auf Unterstützung durch die öffentliche Hand<br />
angewiesen sind.<br />
Die soziale Arbeit der <strong>ref</strong>ormierten <strong>Kirche</strong>n in<br />
<strong>Thun</strong> wirkt an dieser Ausstellung ebenfalls mit.<br />
Aus diesem Anlass ist das Gemeindeblatt<br />
den Fachstellen der sozialen Arbeit der <strong>Kirche</strong><br />
ge widmet.<br />
Innerhalb unserer Gesamtkirchgemeinde ar beiten<br />
mehrere Berufsgruppen mit jeweils eigenständigen<br />
Aufgaben und Arbeitsbereichen<br />
zusammen: PfarrerInnen, Kathechet/-innen,<br />
dipl.Sozialarbeiter/-innen usw.<br />
Es ist unbestritten, dass sich die <strong>Kirche</strong>n in den<br />
nächsten Jahren vermehrt im sozialen Bereich<br />
engagieren müssen, um ihre Glaubwürdigkeit<br />
nicht zu verlieren. Es gehört zu den Kernauf -<br />
gaben der <strong>Kirche</strong>, sich für benachteiligte und Not<br />
leidende Menschen am Rande der Gesellschaft<br />
einzusetzen, der Entsolidarisierung entgegenzuwirken,<br />
Gemeinschaft zu schaffen und soziale<br />
Not und Ungerechtigkeit zu bekämpfen.<br />
Gute Sozialarbeit läuft häufig im Hintergrund<br />
und glänzt wenig durch öffentliche Auftritte.<br />
Haupttätigkeiten sind wahrnehmen, zuhören,<br />
animieren, vermitteln, beraten, begleiten, unterstützen.<br />
Ihre Hauptfaktoren sind ZEIT und ein<br />
fundiertes Fachwissen. Im Alltag heisst dies,<br />
dass sich die SozialarbeiterInnen für die ver -<br />
schiedenen Persönlichkeiten, die ihnen in der<br />
Arbeit begegnen, die nötige Zeit nehmen.<br />
Im Gespräch mit den SozialarbeiterInnen darf<br />
diskutiert, gelacht und geweint werden. Das Ziel<br />
ist, gemeinsam an der Verbesserung der aktuellen<br />
Lebenssituation zu arbeiten, Ressourcen<br />
zu erschliessen und Wege zur Selbsthilfe aufzuzeigen.<br />
Die Tätigkeit beinhaltet oft längerfristiges Arbeiten<br />
mit KlientInnen, oftmals in enger Zusam -<br />
menarbeit mit PfarrerInnen sowie weiteren<br />
Institutionen/Organisationen im Sozialbereich.<br />
2<br />
Marianne Tschabold,<br />
Kirchgemeinderätin <strong>Thun</strong>- Strättligen<br />
Zur Armut in der Schweiz: Ein Beitrag der Sozialdienste der <strong>ref</strong>ormierten <strong>Kirche</strong> <strong>Thun</strong><br />
Könn(t)en Sie mit 980 Franken<br />
im Monat leben?<br />
Gemäss den Richtlinien der Schweizerischen<br />
Konferenz für Sozialhilfe SKOS beträgt der<br />
Grundbedarf 980 Franken pro Monat für 1 Person,<br />
1469 Franken für 2 Personen, 1786 Franken<br />
für 3 Personen und bei 6 Personen beträgt<br />
die Pauschale noch 432 Franken pro Person.<br />
Diese Grundsicherung beinhaltet Nahrungsmittel,<br />
Getränke, Bekleidung und Schuhe, Verkehrsauslagen,<br />
Elektrizität, Kehricht, Telefon,<br />
Radio TV, Post, Körperpflege, Geschenke, kurz<br />
alles, was der Alltag kostet. Könnten Sie mit<br />
einem Grundbedarf von 980 Franken leben –<br />
nicht einen Monat oder zwei, ein Jahr oder vielleicht<br />
länger?<br />
Der politische Druck auf unser soziales Netz (Sozialhilfe,<br />
AHV, AL, IV) ist gross. Die Pauschalen wurden in<br />
den letzten Jahren stetig nach unten angepasst, obwohl<br />
die fixen Lebensunterhaltskosten gestiegen sind.<br />
Besonders betroffen sind Kinder, Jugendliche,<br />
Einelternfamilien, ältere allein stehende Frauen.<br />
Was tut die <strong>Kirche</strong>?<br />
Es ist uns ein Anliegen, heute die kirchlichen Sozialdienste<br />
wieder einmal in Erinnerung zu rufen. In<br />
Ergänzung zu der öffentlichen Fürsorge leisten wir professionelle<br />
und fachspezifische Beratung und<br />
Begleitung in den verschiedenen Lebensphasen und<br />
Lebenssituationen. Aus dieser Arbeit zeigen wir Ihnen<br />
nachfolgend drei Beispiele sowie einen Überblick über<br />
die Fachstellen der <strong>ref</strong>ormierten <strong>Kirche</strong> <strong>Thun</strong>.<br />
Fachstelle Jugend<br />
Nico*; bald 18 Jahre alt...<br />
Nico wird in wenigen Monaten 18 Jahre alt. Er ist kurz<br />
vor Ende des 2. Lehrjahres zum Detailhandelsfachmann.<br />
Es läuft gut im Ausbildungsbetrieb. Nico freut<br />
sich auf die Volljährigkeit und den baldigen Lehrabschluss.<br />
Wenn da nur nicht folgende Sorge wäre: Nicos<br />
allein erziehende Mutter ist arbeitslos und wird vom<br />
Sozialdienst unterstützt. Da Nico bei seiner Mutter<br />
wohnt, wird auch sein Lehrlingslohn in die Budgetplanung<br />
des Sozialdienstes mit eingerechnet. Für persönliche<br />
Wünsche von Nico bleibt da so gut wie nichts von<br />
seinem Verdienst übrig. In diesem Monat reicht es nicht<br />
einmal für die neuen Druckerpatronen, um das Gesuch<br />
für ein Stipendium auszudrucken. Ausserdem wird der<br />
Unterricht immer schwieriger und Nico würde gerne<br />
Nachhilfeunterricht nehmen, doch ist dies nicht zu finanzieren.<br />
Zudem: Nach der Ausbildung würde Nico<br />
gerne mit seiner Freundin zusammenziehen – schon<br />
nur wegen der vielen Streitereien mit seiner Mutter.<br />
Aber das würde auch für die Mutter einen Wohnungswechsel<br />
bedeuten. Die der zeitige Wohnung ist zu teuer<br />
für eine Person. Nico fühlt sich hin und her gerissen<br />
zwischen dem Wunsch der Eigenständigkeit und dem<br />
Bedürfnis, seine Mutter trotz allem zu unterstützen.<br />
Wo können Nico und seine «Peer-Gruppe» sich hinwenden,<br />
wenn sie nicht mehr wissen, wie den Streitereien<br />
in der Familie zu begegnen ist, wenn das Geld<br />
knapp und es ohnehin schon schwer genug ist, mit sich<br />
und seiner Identitätsfindung umzugehen?<br />
■ Beratung und Begleitung<br />
Wenden sich Jugendliche und/oder Eltern an die Fachstelle,<br />
findet in einem Erstgespräch die Situationsklärung<br />
statt. Ziele und weitere Schritte werden gemeinsam<br />
vereinbart. Bei Nico – welcher im Jugendt<strong>ref</strong>f um<br />
Unterstützung bat – waren es: Begleitung durch regelmässige<br />
Gespräche bet<strong>ref</strong>fend die Wohnsituation und<br />
die Streitereien mit der Mutter (inkl. gemeinsame Regelausarbeitung<br />
mit der Mutter), Erfassen des Budgets<br />
und Anträge an Hilfswerke bezüglich des Nachhilfeunterrichts,<br />
Unterstützung bezüglich Stipendienantrag.<br />
In jeder Beratung und Begleitung unterscheiden sich<br />
die gemeinsam ausgearbeiteten Ziele und die entsprechenden<br />
Schritte. Jedoch stärken sie alle bewusst die<br />
Persönlichkeitsentwicklung der jungen Menschen und<br />
fördern ihre Fähigkeiten und Kompetenzen.<br />
Die Fachstelle Jugend der <strong>ref</strong>. <strong>Kirche</strong> in <strong>Thun</strong> begleitet<br />
und unterstützt Jugendliche und deren Eltern in ihren<br />
jeweiligen Lebenssituationen und in Fragen, die sie<br />
existenziell bet<strong>ref</strong>fen und beschäftigen wie etwa Lehrstellensuche,<br />
Finanzen, «Erwachsenwerden», Liebe,<br />
Sexualität, Sucht, Gewalt oder bei Konflikten in der Familie,<br />
mit KollegInnen usw. Des Weiteren begleiten wir<br />
Jugendliche in offenen Jugendt<strong>ref</strong>fs (Freestyle, West-<br />
Side Corner, 501) und diversen anderen Angeboten.<br />
Dadurch fördern wir die Integration in unsere Gesellschaft<br />
und unterstützen die Suche nach eigener Identität<br />
und verstärken die Fähigkeit zu sozialer Kompetenz.<br />
Daniela Schoch, Sozialarbeiterin FH (BA)<br />
Alfred Hallauer, dipl. Sozialarbeiter HFS<br />
(Kirchgemeinde <strong>Thun</strong>-Strättligen)<br />
Silvia Warmbrodt, Jugendarbeiterin<br />
(Kirchgemeinde <strong>Thun</strong>-Stadt)<br />
Fachstelle Erwachsene und Familien<br />
Frau Bühler; allein erziehende Mutter<br />
mit drei Kindern...<br />
Bei Familie Bühler läuft es momentan ganz gut, denn<br />
niemand ist ernsthaft krank oder steckt in grossen<br />
Schwierigkeiten. Trotzdem sind die Sorgen der 35-jährigen<br />
Familienfrau nicht gering. Familie Bühler besteht<br />
heute aus der Mutter und ihren drei Kindern im Alter<br />
von 4, 6 und 8 Jahren. Früher war das anders – vor der<br />
Trennung der Eltern, da waren sie noch Herr und Frau<br />
Bühler mit drei Kindern. Aber nicht nur die Anzahl der<br />
Familienmitglieder wurde kleiner, sondern auch das Familienbudget.<br />
Heute übersteigt die offene Zahnarztrechnung<br />
der Mutter die finanzielle Möglichkeit der Fa-