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Psychiatriebeirat tagte im Marienhaus Klinikum St. Antonius

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18<br />

„Nur wenn ich die anderen Religionen respektiere,<br />

kann ich auch erwarten, selbst respektiert zu werden“<br />

Geboren in der Türkei, kamen Sirin Gergin und Nesrin Seker als junge Mädchen<br />

nach Deutschland; heute arbeiten die beiden <strong>im</strong> <strong>St</strong>. Pantaleon Seniorenzentrum in<br />

Unkel-Scheuren – ein Annäherungsversuch<br />

Unkel. „Ich bin verliebt ins Rheinland“,<br />

sagt Sirin Gergin und strahlt dabei über<br />

das ganze Gesicht. Die Gegend zwischen<br />

Köln und Mainz hat es ihr ganz besonders<br />

angetan. Hier ist sie in ihrer Freizeit<br />

viel unterwegs, genießt die landschaftliche<br />

Schönheit und die vielfältigen kulturellen<br />

Angebote und schafft es dabei<br />

sogar, ihre drei Kinder (mit etwas Nachhilfe<br />

zwar, aber <strong>im</strong>merhin) für Museumsbesuche<br />

zu begeistern. Wenn man die<br />

Umstände kennt, unter denen Sirin Gergin<br />

nach Unkel gekommen ist, und noch<br />

<strong>im</strong> Ohr hat, was sie über ihre ersten Jahre<br />

hier erzählt hat, dann kann man kaum<br />

glauben, dass die 40-Jährige heute mit<br />

sich und der Welt so <strong>im</strong> Reinen ist. – Das<br />

ist Nesrin Seker sicherlich auch; obwohl<br />

sich die 21-Jährige noch sehr gut daran<br />

erinnern kann, dass sie damals eigentlich<br />

viel lieber in ihrer anatolischen He<strong>im</strong>at<br />

geblieben wäre. Sie war nämlich<br />

gerade eingeschult worden und konnte<br />

auch kein einziges Wort dieser fremden<br />

Sprache, als die Familie die Erlaubnis bekam,<br />

nach Deutschland über zu siedeln.<br />

Dem Asylantrag des Vaters (die Familie<br />

gehört zur kurdischen Minderheit in der<br />

Türkei) war nach Jahren endlich stattgegeben<br />

worden. – Die Lebenswege von<br />

Sirin Gergin und Nesrin Seker haben sich in<br />

Unkel gekreuzt. Im <strong>St</strong>. Pantaleon Seniorenzentrum<br />

arbeiten sie beide in der Pflege.<br />

Total überrumpelt<br />

Sirin Gergin stammt aus einer ebenso<br />

wohlhabenden wie traditionellen Familie<br />

und ist in Balikesir (Izmir und die türkische<br />

Ägäisküste sind nicht weit) groß<br />

geworden. Während der Vater wollte,<br />

dass sie Abitur macht und studiert,<br />

meinte die Mutter, sie solle möglichst<br />

früh heiraten und Kinder bekommen.<br />

Und hat – da war Sirin 15 und besuchte<br />

die zehnte Klasse des Gymnasiums –<br />

Verlobung mitsamt standesamtlicher<br />

Hochzeit innerhalb von einer Woche ar-<br />

Sirin Gergin (links <strong>im</strong> Bild) und Nesrin Seker stammen beide gebürtig aus der Türkei. Heute<br />

arbeiten sie <strong>im</strong> <strong>St</strong>. Pantaleon Seniorenzentrum in Unkel-Scheuren. Mit den Bewohnern –<br />

hier haben sie Anneliese Brungs in ihre Mitte genommen – verstehen sich die beiden<br />

bestens. Fotos: hf<br />

rangiert. Ihr Auserwählter war damals<br />

23, stammte zwar aus der gleichen Gegend,<br />

war aber in Deutschland aufgewachsen<br />

und auch he<strong>im</strong>isch geworden.<br />

Sirin fühlte sich total überrumpelt, war<br />

unglücklich. „Am liebsten hätte ich die<br />

Heirat rückgängig gemacht“, sagt sie.<br />

„Ich habe da nicht rein gepasst“<br />

Als verheiratete Frau durfte sie (das war<br />

Ende der 1980er Jahre in der Türkei noch<br />

so) nicht weiter die Schule besuchen<br />

und überbrückte das Jahr bis zur Hochzeit<br />

in Weiß mit einer Ausbildung zur<br />

Näherin. Und wurde dann von ihrem<br />

Mann und ihren Schwiegereltern mit<br />

nach Unkel genommen. Der Kulturschock<br />

war entsprechend: Sie litt unter<br />

den schlechten Wohnverhältnissen, fühlte<br />

sich isoliert und (da half auch alle Unterstützung<br />

durch ihren Mann nicht) von<br />

ihren Schwiegereltern gegängelt und<br />

bevormundet. Die haben beispielsweise<br />

verhindert, dass sie eine Krankenpflegeausbildung<br />

machte. „Ich habe da<br />

nicht rein gepasst“, erinnert sie sich an<br />

ihre Anfangsjahre in Unkel.<br />

Weckruf und Wendepunkt<br />

Die Lebensumstände haben sie krank<br />

gemacht, schwer krank. Sirin lag viele<br />

Wochen <strong>im</strong> Krankenhaus. Damals hatte<br />

sie bereits eine 13 Monate alte Tochter.<br />

Rückblickend betrachtet war diese Erkrankung<br />

so etwas wie ein Weckruf und<br />

ein Wendepunkt in ihrem Leben. „Mein<br />

Mann hat verstanden, dass es ernst ist“,<br />

sagt sie; und sie haben gemeinsam ei-

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