St. Fidelis Blatt Nr. 5/2009 - slw – Soziale Dienste der Kapuziner

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6 Das wird heuer ein ganz besonderes Schuljahr an der Bubenburg- Schule. Zum letzten Mal beginnen die 37 Burschen im Alter von sechs bis 16 Jahren ein Schuljahr in ihrem alten Schulhaus. Denn wenige Meter entfernt haben bereits die Bauarbeiten für das lange ersehnte neue Schulgebäude für die Kinder der Bubenburg begonnen. „Die Freude über den Baubeginn ist bei Schülern und Lehrern groß“, erklärte Schuldirektor Georg Unterrainer beim Spatenstich am 11. September 2009. Denn das derzeitige Schulhaus der Bubenburg platzt schon längst aus allen Nähten. Zeitgemäßer Unterricht, der den besonderen Bedürfnissen der Kinder gerecht wird, ist in dem beinahe 50 Jahre alten Schulhaus nicht mehr möglich. Das belastet besonders jene Kinder, die ohnehin ein schweres Schicksal zu tragen haben. „Die Kinder der Bubenburg gelten im Volksmund als ‚schwer erziehbar’“, führt Georg Unterrainer aus. „Doch oft sind es die Lebensumstände, die Kinder schwierig machen. Kinder brauchen verlässliche Erwachsene, SPATENSTICH IN FÜGEN Die neue Bubenburg-Schule entsteht Spatenstich am 11. September unter prominenter Beteiligung die ihnen Halt und Sicherheit vermitteln. Trennung der Eltern, Überforderung und andere familiäre Umbrüche belasten Kinder. Sie reagieren darauf auf ihre kindliche Weise mit Angst, Aggression und Leistungsverweigerung.“ Aufbruch in neue Ära Ab dem Schuljahr 2010/2011 werden die Kinder der Bubenburg in geräumigen, hellenKlassenzimmern mit genügend Raum für Einzelbetreuung unterrichtet. Ein großer Turnsaal zum Austoben, ein schöner Saal für Feiern und Feste und zeitgemäßausgestattete Räume für Physikunterricht, Werken, Musiker- ziehung und Kochen sollen die Kinder und Jugendlichen optimal auf ihr Erwachsenenleben vorbereiten. Landesrätin Beate Palfrader weist bei der Pressekonferenz aus Anlass des Spatenstichs darauf hin, dass „Sonderschulen wie die Bubenburg eine wichtige Rolle in unserem Schulwesen spielen. Hier können Kinder, die besondere Zuwendung und Aufmerksamkeit brauchen, gezielt betreut und gefördert werden.“ Viele helfen mit 5-2009 Von links: Hans Unterdorfer (Vorstand RLB Tirol), Beate Plafrader (Landesrätin für Bildung), Erwin Koler (Präsident des Landesschulrats), Georg Unterrainer (Direktor der Bubernburg-Schule) bei der Pressekonferenz aus Anlass des Baubeginns für die neue Bubenburg-Schule. Obwohl das Land Tirol und der Talverband Zillertal sich in erheblichem Ausmaß an der Finanzierung für den Schulneubau beteiligen, muss doch der weit überwiegende Teil der Kosten vom Seraphischen Liebeswerk der Kapuziner getragen werden. Nur dank der tatkräftigen Unterstützung von vielen hunderten Spenderinnen und Spendern können wir jetzt mit dem Neubau der Bubenburg-Schule beginnen. KV Bruder Markus segnet die Baustelle der neuen Bubenburg-Schule.
5-2009 Um zu überleben, startete die Bubenburg-Schule 2007 ein neues Schulmodell. Die Aufmerksamkeit von zwei Lehrern im Unterricht vermeidet seither viele unnötige Konflikte und ermöglicht es, auf Probleme der Schüler einzugehen. Die Bubenburg-Schule ist für Buben ein echter Neustart. Denn vielen von ihnen sind Noten oder Strafandrohungen egal. Sie sind erst zur Zusammenarbeit bereit, wenn sie Vertrauen zu den Erwachsenen gefasst haben. „Der einzige Weg ist, die Achtung des Schülers zu erlangen“, erklärt Direktor Georg Unterrainer. Doch für diese Beziehungsarbeit bleibt im normalen Schulalltag kaum Zeit. „Diese Kinder brauchen viel mehr Aufmerksamkeit“ Georg Unterrainer „Diese Kinder haben einfach einen höheren Betreuungsaufwand“, stellt Direktor Unterrainer fest. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, unterrichten seit Herbst 2007 zwei Lehrer gemeinsam eine Klasse. Alle Lehrer haben vormittags Anwesenheitspflicht. Am Montag Nachmittag treffen sich alle zur Lehrerbesprechung. Der bessere Blick aufs Kind Die Anwesenheit des Lehrer-Duos verändert den Unterricht spürbar: Während ein Lehrer den Stoff erklärt, achtet der zweite auf die Schüler und hilft bei Problemen. MUTIGER SCHULVERSUCH 7 Mehr Zeit für die Schüler „Mit dem alten System gehen wir unter“ Georg Unterrainer Das unterstützt vor allem Schüler, die leicht den Faden verlieren. Die beiden Lehrer unterrichten fast alle Fächer in dieser Klasse und sind so dauernd in ihrer Klasse. Sie können den Unterricht leichter auf die Bedürfnisse der Schüler abstimmen. So kommt es nie zu Überschneidungen von Aufgaben, Test- oder Schularbeitenterminen. Krisen abfangen Durch die neue Situation gelingt es den Lehrern auch wesentlich besser, Krisen zu erkennen und gleich anzusprechen. „Wenn ein Kind mit einem schweren Problem belastet ist, tickt eine Bombe in der Klasse. Ein Gespräch kann helfen, Aggressionen zu vermeiden. Das hilft, besser zu arbeiten“, erklärt Unterrainer. Heute wird der Direktor wesentlich seltener zu Notfällen gerufen. „Ein Lehrer hat beim Unterrichten keine Chance, Probleme der Schüler zu besprechen. Dafür ist jetzt mehr Zeit.“ Betriebsunfall mit Folgen Als vor einem Jahr die Schulglocke kaputt ging, entschlossen sich alle Lehrer, ganz auf das Pausensignal zu verzichten. Jedes Lehrer-Duo passt die Stunden an die Themen und die Ausdauer seiner Schüler an. Bei Bedarf wird einfach eine Pause gemacht oder eine Turnstunde eingeschoben. Die flexible Struktur ermöglicht es, Schülern Lernaufgaben zu geben, die sie selbstständig lösen. „Natürlich stecken wir mehr Zeit in die Vorbereitung“, gesteht Lehrer Ernst Schissling. „Wir vereinfachen Lerninhalte und geben eigene Merk-Texte aus, weil die Zeit für die Mitschrift fehlt.“ Doch der Aufwand scheint sich zu lohnen. Zum Schulschluss 2009 war bei 37 Schülern kein einziges „Nicht genügend“ zu vergeben. PS
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