Diplomarbeit - Ashtanga Vinyasa Yoga mit Marija & Christian

Body & Health Academy GmbH
Lehrgang universitären Charakters
„Psychosoziales Gesundheitstraining“
Corporate Yoga – Yoga im Unternehmen
Anwendung des Ashtanga Vinyasa Yoga in der
Gesundheitsförderung im betrieblichen Umfeld
Diplomarbeit
zur Erlangung der Bezeichnung
„Akademischer psychosozialer Gesundheitstrainer“
Eingereicht von: Mag. Christian Franz Füreder
Eingereicht bei: Mag. Susanne Stiastny
Wien, im Mai 2010

Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre an Eides Statt, dass ich die vorliegende Diplomarbeit selbstständig und
ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel
nicht benutzt und alle den benutzten Quellen wörtlich oder sinngemäß
entnommene Stellen als solche kenntlich gemacht habe.
Wien, 31.5.2010
II

Inhaltsverzeichnis
Eidesstattliche Erklärung...........................................................................................II
Inhaltsverzeichnis.....................................................................................................III
Abkürzungsverzeichnis............................................................................................VI
Abstract...................................................................................................................VII
1 Einleitung...............................................................................................................1
2 Arbeit und Gesundheit..........................................................................................3
2.1 Begriffsbestimmung.......................................................................................3
2.1.1 Arbeit .....................................................................................................3
2.1.2 Gesundheit.............................................................................................4
2.1.2.1 Dimensionen von Gesundheit ........................................................4
2.1.2.2 Definition von Gesundheit ............................................................11
2.2 Wirkung von Erwerbsarbeit..........................................................................12
2.2.1 Gesundheitspotentiale..........................................................................12
2.2.1.1 Psychosoziale Funktionen............................................................13
2.2.2 Krankheitsrisiken..................................................................................14
2.2.2.1 Belastung und Beanspruchung.....................................................14
2.2.2.2 Psychosoziale Belastungen..........................................................16
2.3 Trends in der Arbeitswelt.............................................................................23
2.3.1 Arbeit in der Krise – die Krise in der Arbeit?........................................23
2.3.2 Betriebliches Sozialkapital....................................................................24
2.3.3 Der Gesundheitssektor als Wachstumslokomotive im 21. Jhdt...........25
2.4 Zusammenfassung: Arbeit und Gesundheit................................................26
3 Gesundheitsförderung.........................................................................................27
3.1 Begriffsbestimmung.....................................................................................27
3.1.1 Definition...............................................................................................28
3.1.2 Empowerment......................................................................................29
3.1.3 Gesundheitsprozess.............................................................................31
III

3.2 Gesundheitsförderung im Betrieb................................................................32
3.2.1 Nutzen und Vorteile betrieblicher Gesundheitsförderung....................33
3.2.2 Maßnahmen betrieblicher Gesundheitsförderung................................34
3.3 Zusammenfassung: Gesundheitsförderung................................................36
4 Yoga und Yogaforschung....................................................................................37
4.1 Yoga.............................................................................................................37
4.1.1 Geschichte des Yoga...........................................................................38
4.1.2 Patanjali's Ashtanga Yoga....................................................................41
4.1.3 Hatha Yoga...........................................................................................46
4.2 Yogaforschung ............................................................................................48
4.2.1 Yoga und Gesundheit...........................................................................49
4.2.2 Wirkung der Yogapraxis.......................................................................52
4.2.2.1 Allgemeine Wirkungsebene..........................................................52
4.2.2.2 Skelettmuskulatur..........................................................................53
4.2.2.3 Wirbelsäule....................................................................................53
4.2.2.4 Gelenke und Bandscheiben..........................................................54
4.2.2.5 Herz-Kreislaufsystem....................................................................54
4.2.2.6 Atmung..........................................................................................54
4.2.2.7 Innere Organe ..............................................................................54
4.2.2.8 Nervensystem...............................................................................55
4.2.2.9 Psychische Effekte........................................................................55
4.2.2.10 Psychosoziale Effekte.................................................................56
4.2.3 Yoga und Stress...................................................................................56
4.2.4 Yoga und Gesundheitsförderung.........................................................58
4.3 Zusammenfassung: Yoga und Yogaforschung...........................................60
5 Praktischer Teil: Corporarte Yoga.......................................................................62
5.1 Einleitung.....................................................................................................62
5.1.1 Warum Corporate Yoga?.....................................................................63
5.1.1.1 Gelassener in belastenden Situationen........................................64
IV

5.1.1.2 Mehr Engagement und Selbstverantwortung...............................64
5.1.1.3 Geringere Fehlzeiten und geringere Mitarbeiterfluktuation..........65
5.1.1.4 Unterstützt die Persönlichkeitsentwicklung...................................65
5.1.1.5 Ohne Dogma.................................................................................65
5.2 Methodenhintergrund – Ashtanga Vinyasa Yoga........................................66
5.3 Corporate Yoga Programme........................................................................71
5.3.1 YogaFit 30............................................................................................72
5.3.2 YogaFit 60............................................................................................72
5.3.3 YogaFit 90............................................................................................73
6 Ausblick...............................................................................................................75
Literaturverzeichnis.................................................................................................76
Anhang......................................................................................................................A
Ashtanga Vinyasa Yoga Chikitsa (1. Serie).........................................................A
Sonnengruß A..................................................................................................A
Sonnengruß B..................................................................................................B
Steh Asana.......................................................................................................C
Sitz Asana........................................................................................................D
Schluss Asana..................................................................................................E
Lebenslauf.................................................................................................................F
V

Abkürzungsverzeichnis
BGF Betriebliche Gesundheitsförderung
URL Uniform Resource Locator
WHO World Health Organisation
VI

Abstract
Die vorliegende theoretische Arbeit befasst sich mit der Frage wie der Hatha Yoga
als Maßnahme in der betrieblichen Gesundheitsförderung eingesetzt werden
kann.
Es zeigte sich, dass die Erwerbsarbeit gesundheitsfördernde als auch
gesundheitsschädigenden Effekte auf den Menschen ausübt, wobei in der
heutigen Arbeitswelt psychosoziale Belastungen überwiegen. Lang andauernde
Stressbelastungen scheinen die Hauptursachen für Gesundheitsschädigungen
und chronisch-degenerative Krankheiten zu sein. Gesundheitsförderung entspricht
in erster Linie der Förderung zur Motivation eines gesunden Lebensstils, in der der
Mensch eine selbstständige, autonome und aktive Rolle einnehmen lernen darf.
Die betriebliche Gesundheitsförderung hat das Ziel eine gesundheitsförderndes
Erwerbsumfeld zu schaffen und umfasst Präventions- und Gesundheits-
förderungsmaßnahmen. Eine regelmäßige integrierte Yogapraxis entspricht den
Anforderungen der Prävention und Gesundheitsförderung, führt zu physischer
Gesundung und reduziert psychosoziale Belastungen.
Ashtanga Vinyasa Yoga scheint die optimale Wahl als Maßnahme in der
betrieblichen Gesundheitsförderung darzustellen. Ashtanga Vinyasa Yoga bringt
die Vorzüge einer integrierten Yogapraxis mit, indem sie Körperarbeit,
Atemübungen und Meditationspraxis vereint, gleichzeitig erfüllt sie die
Anforderungen und Bestimmungen der Gesundheitsförderung und Prävention,
den wie in der Gesundheitsförderarbeit wird im Yoga der Mensch als lern- und
veränderungsfähig angesehen und die Zielerreichung als Produkt eigener
Anstrengung verstanden.
Zukünftige Forschungstätigkeit liegt in der empirischen Bestätigung der
theoretischen Überlegungen und Ergebnisse dieser Arbeit.
VII

1 Einleitung
Diplomarbeit/Master-Thesis
Deutzmann (vgl. 2002, S.30ff) legt mit seiner Arbeit über die Ökologie des Körpers
den Grundstein für diese Arbeit. Ich möchte daher seine Gedanken, als Einleitung
in das Thema kurz skizzieren:
Der menschliche Körper ist das Fundament auf dem sich Subjektivität entwickelt.
Gesundheit oder Krankheit, Wohl- oder Missempfinden entwickelt sich in der
Auseinandersetzung mit der Umwelt, vollzieht sich und wird am Körper
wahrgenommen und gespürt. In der Informationsgesellschaft hat der Körper,
neben der Psyche, nur mehr eine untergeordnete Rolle. In der Regel weiß der
moderne Mensch nur sehr wenig über sich selbst als lebendiges, atmendes
Subjekt. Er hat keinen Sinn mehr dafür, wie er atmet, steht, geht, sich bückt und
erhebt.
Yoga und ähnliche Verfahren methodisch herbeigeführter Körpererfahrung sind
von gesellschaftlicher Bedeutung, weil sich gesellschaftliche und persönliche
Konflikte in den letzten Jahren immer mehr in körperlichen Störungen
niedergeschlagen haben. Gesellschaftliche, soziale und psychische Konflikte und
Spannungen manifestieren sich körperlich, werden am eigenen Leib erfahren,
aber nicht mehr verstanden, weil sie nicht mehr in Beziehung zu ihrem Ursachen
gesehen werden können. Erregung erscheint nicht mehr als Wut auf etwas, als
Furcht vor etwas, oder als Sehnsucht nach etwas, sie erscheint als abstraktes,
unspezifisches, biologisches Geschehen, als Angst, Aggression, Nervosität,
Unruhe, Kopfschmerz, Schlaflosigkeit, Essstörung oder Sucht.
Die Einbeziehung der körperlichen Seinsdimension ist daher notwendiger
Bestandteil eines ganzheitlichen humanistischen Lebensbild, den der Körper als
Träger von Identität und Biographie ist immer auch der Ort, in dem sich Krankheit
und Gesundheit manifestiert.
Das Ziel dieser Arbeit ist es, eine Methode aufzuzeigen, wie wir unserem Körper,
in einer sich schnell ändernden Arbeitswelt, wieder näher kommen können.
1

Diplomarbeit/Master-Thesis
Das erste Kapitel fasst Begriffe wie Arbeit, Erwerbsarbeit, Organisation,
Gesundheit und Salutogenese, Krankheit und Pathogenese zusammen. Es
werden die Bedingungen für Gesundheit vorgestellt, sowie krankmachende
Risikofaktoren diskutiert. Folgend wird der Zusammenhang von Arbeit und
Gesundheit an den Werkmechanismen von Erwerbsarbeit herausgearbeitet. Es
werden Gesundheitspotentiale und Krankheitsrisiken besprochen. Trends in der
Arbeitswelt bilden den Abschluss des ersten Kapitels.
Das zweite Kapitel ist der Gesundheitsförderung gewidmet. Definitionen und
begriffliche Abgrenzungen werden diskutiert, sowie der Gesundheitsprozess zur
Planung der Gesundheitsförderarbeit beschrieben. Dem Konzept der
Gesundheitsförderung im Betrieb folgen die verhaltens- und verhältnispräventiven
Maßnahmen betrieblicher Gesundheitsförderung.
Das dritte Kapitel behandelt die Themenbereiche Yoga und Yogaforschung. Die
Geschichte des Yoga macht den Anfang, gefolgt vom klassischen Yoga-System
nach Patanjali und den acht Gliedern des Ashtanga Yoga. Es wird der
körperorientierte Hatha Yoga beschrieben, sowie detailliert auf die gesundheitliche
Wirkung einer integrierten Yogapraxis eingegangen, die die Ergebnisse der
modernen Yogaforschung darstellt. Des Weiteren wird Yoga und Stress und der
Zusammenhang zwischen Yoga und Gesundheitsförderung diskutiert.
Im vierten und letzten Kapitel dieser Arbeit fließen die theoretischen Überlegungen
zusammen und bilden die Basis für den praktischen Teil über Corporate Yoga –
Yoga im betrieblichen Umfeld. Es werden die Argumente für Corporate Yoga als
Maßnahme betrieblicher Gesundheitsförderung erörtert, sowie als
Methodenhintergrund Ashtanga Vinyasa Yoga vorgestellt. Beendet wird das
Kapitel durch die Darstellung dreier unterschiedlicher Corporate Yoga Programme.
2

2 Arbeit und Gesundheit
2.1 Begriffsbestimmung
2.1.1 Arbeit
Diplomarbeit/Master-Thesis
Aufgrund der Arbeitsverhältnisse wird zwischen unentgeltlicher Arbeit und
Erwerbsarbeit (vgl. Fischerauer, 2005, S.4) unterschieden. Wir verstehen unter
Erwerbsarbeit (oder Erwerbstätigkeit, Berufstätigkeit oder nachfolgend auch kurz
Arbeit genannt) eine angestellte, selbstständige oder freiberufliche Tätigkeit, „die
• zielgerichtet, organisiert, strukturiert und geregelt ist,
• den Einsatz körperlicher und/oder psychischer Kräfte erfordert,
• Bedürfnisse befriedigt, aber
• als Last, Mühsal und Anstrengung erlebt und
• mit Gegenleistung honoriert wird,
• in Güter oder Dienstleistung resultiert,
• also die physische und soziale Umwelt und dabei auch
• den Menschen selbst verändert“ (Kirchler, 2005, S.19).
Die moderne Berufstätigkeit findet in organisierten Strukturen statt so Schulz (vgl.
1993, S.279). Organisationen, im Sinne einer institutionellen Betrachtungsweise,
sind Instrumente zur Zielerreichung, die durch das bewusste geregelte
Zusammenwirken von Menschen, unter Einsatz von Mitteln, erreicht werden sollen
(vgl. Schäfers, 2000, S.151).
Erwerbsarbeit, bei der Menschen in sozialen Kontakt stehen, dient folgend der
Definition von Kirchler, auf der einen Seite zur materiellen Existenzsicherung,
schafft dadurch Handlungsautonomie und Entscheidungsspielräume der
Konsumbürger (vgl. Breig & Leuther, 2007, S.19), wird aber auf der anderen Seite
auch als Last und Anstrengung empfunden, wobei die am Arbeitsplatz
3

Diplomarbeit/Master-Thesis
vorherrschenden Sozialisationsprozesse letztlich Veränderungen der Personen
hervorrufen (vgl. Kirchler 2005, S.162).
Wenn man bedenkt, dass bei vierzig Wochenarbeitsstunden die Arbeitszeit mehr
als ein Viertel der gelebten Lebenszeit beträgt und der Mensch rund 35 bis 40
Jahre in der Arbeitswelt integriert ist, so Schulz (vgl. 1993, S.272), wird klar
welche großen Einfluss Erwerbsarbeit auf den Menschen in der heutigen Zeit hat.
2.1.2 Gesundheit
„Gesundheit und Krankheit sind Grundphänomene menschlicher Existenz
und gehören neben Heilung und Tod zum menschlichen Leben.“
(Melchart, 2003, S. 30)
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Koordinationsbehörde der
Vereinten Nationen für das internationale öffentliche Gesundheitswesen. Seit der
Gründung der WHO 1948 lautet ihre Definition von Gesundheit:: “Health is a state
of complete physical, mental and social well-being and not merely the absence of
disease or infirmity“ (Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen,
geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Fehlen von Krankheit
oder Gebrechen) (WHO, 2010, S.1). In verschieden Arbeiten wird jedoch darauf
hingewiesenen, dass Gesundheit kein Zustand ist, sondern als Prozessgröße
verstanden wird, die sich zwischen körperlichem/seelisch-geistigem Wohlbefinden
und Missempfinden bewegt und deren Balance im täglichen Leben immer wieder
neu herzustellen ist (vgl. Heindl, 2010, S.2).
2.1.2.1 Dimensionen von Gesundheit
Faltermaier (1994, zitiert nach Peternell-Mölzer 2007, S.13f.) nennt vier Typen von
Gesundheit:
1. als Abwesenheit von Krankheiten
2. als Energiereserve
3. als Gleichgewicht oder Wohlbefinden
4. als funktionale Leistungsfähigkeit
4

Diplomarbeit/Master-Thesis
In der Literatur wird zwischen physischem und psychischem Wohlbefinden
unterschieden. Aus wissenschaftlicher Perspektive sind Definitionsversuche von
Gesundheit schwierig (vgl. Waller, 2006, S.11).
Melchart (vgl. 2003, S.63) begründet dieses Dilemma aufgrund einer fehlenden
Gesamtschau auf die verschiedenen naturwissenschaftlichen und
geisteswissenschaftlichen Ansätze zu Gesundheit und Krankheit. Die heutige
noch immer häufig auftretende pathogenetische Sichtweise, dass Gesundheit die
schlichte Abwesenheit von Krankheit bedeutet, steht im Gegensatz zur
idealistischen „Positiv-Definition“ der WHO (vgl. Melchart 2003 und Flatscher
2010, S.10).
Melchart (vgl. 2003, S.6) versucht einen Mittelweg im Definitionsversuch von
Gesundheit zu gehen, indem er zwei unterschiedliche basale Denk- und
Handlungsmodelle gegenüberstellt. Zu Beginn weißt er darauf hin, dass sich beide
Prinzipien gegenseitig ergänzen und idealerweise gleichzeitige Komponenten
eines medizinischen Gesamtvorgehens im Praxisfall darstellen (ebd.).
Auch Kroll & Dzudzek (vgl. 2010, S.25f.) weißen darauf hin, dass eine
Transformation im Paradigmenwechsel, hin zu einem ganzheitlichen
Gesundheitsbegriff, mit dem Ziel einer Kombination aus pathogeneser
Krankheitsbewältigung und salutogenetischer Gesunderhaltung notwendig und
wünschenswert ist.
2.1.2.1.1 Salutogenese - autonomieorientiertes Denk- und Handlungsmodell
Das autonomieorientierten oder salutogenetischen Denken und Handeln fragt
nach den Bedingungen und Determinanten, unter denen die Gesundheit am
besten zu erhalten und zu entwickeln ist. Dabei geht es um Faktoren, die
Gesundheit auf natürlicher weise erhalten.
In der Salutogenese steht der Aufbau bzw. das Wachstum (Adaption) von
Bewältigungsprozessen im Vordergrund (vgl. Melchart, 2003, S.7).
5

Diplomarbeit/Master-Thesis
Krankheit wird als aktive Funktionsäußerung des Organismus verstanden und als
misslungene Selbstheilungsvorgänge interpretiert (ebd.). Sie wird häufig als Folge
eines gesundheitsschädigenden Verhaltens im Alltag wie auch als Chance zur
Reifung und Neuorientierung und als Teil eines Gesundungsprozesses betrachtet
(ebd., S.13). Die Frage „Was erhält uns gesund?“ steht im Vordergrund.
Die Salutogenese ist in diesem umfassenden Sinne keine kurative, auf Experten
delegierbare Aufgabe, sondern eine persönliche und auch gesamtgesellschaftliche
Herausforderung (ebd., S.20).
Die Selbstheilung oder Hygiogenese sieht Melchart (vgl. 2003, S.31) als
Sonderbereich der Salutogenese mit stärkerer Betonung therapeutischer, also
pathogeneser, Aktivitäten. Die Hygiogenese fragt nach den Bedingungen und
Determinanten, unter denen Gesundheit im Krankheitsfalle wieder aus sich selbst
entsteht, also wie durch Selbstheilung wieder eine Gesundheit erzielt werden kann
(ebd.).
2.1.2.1.1.1 Konzept der Salutogenese von A. Antonovsky
Aaron Antonovsky (1923-1994) war es in den 1970er Jahren, der die
Salutogenese, als komplementären Begriff zur Pathogenese, geprägt hat. Er
forderte schon damals einen Perspektivenwechsel im Gesundheitswesen: weg
vom pathogenen Ansatz, wie heile ich eine Krankheit, hin zur Frage, wie entsteht
Gesundheit, wobei das Hauptaugenmerk dabei auf den Gesundungsweg gelegt
wird.
Die Salutogenese, die sich nach Grabert (vgl. 2003, S.5) in die Tradition der
Stress- und Bewältigungstheorien einordnen lässt, sieht die Gesundheit als
Prozess im Kontinuum zwischen Wohlbefinden (Gesundheit) und Missempfinden
(Krankheit).
Primär geht es um die Bedingungen von Gesundheit und Faktoren, welche die
Gesundheit schützen und erhalten.
6

Diplomarbeit/Master-Thesis
Nach Antonovsky beschreibt das Kohärenzgefühl die Grundhaltung, die Welt
zusammenhängend und sinnvoll zu erleben. Das Kohärenzgefühl wird von drei
Komponenten bestimmt: Überschaubarkeit, Handhabbarkeit, Sinnhaftigkeit (vgl.
Melchart, 2003, S.64).
Überschaubarkeit bedeutet, dass die Welt als geordnet, vorhersehbar und
verstehbar erlebt wird und eine Orientierung besteht.
Handhabbarkeit meint die Überzeugung und das Selbstvertrauen des Einzelnen,
selbst Einfluss auf Ereignisse zu haben.
Sinnhaftigkeit bedeutet Sinn im Leben zu sehen, den Energieaufwand für die
Bewältigung und Anpassung als lohnend zu betrachten.
Ein erhöhtes Kohärenzgefühl fördert die Widerstandskraft einer Person und
mobilisiert vorhandene Ressourcen, die bei der Stressverarbeitung dienliche sind.
Studien zeigen zudem eine hohe Korrelation zwischen Kohärenzgefühl,
Stressbewältigung, psychischer und psychosomatischer Gesundheit gemessen an
Symptomen wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Appetitmangel (vgl.
Grabert, 2003, S.16).
Ein Zusammenhang zwischen Kohärenzgefühl und körperlicher Gesundheit
besteht jedoch nur in geringen Maße, so Grabert (ebd.) Eine Korrelation zu
objektiven Parametern physischer Gesundheit, wie z.B. Blutdruck,
Cholesterinwerte, körperliche Beschwerden und Krankheitstage konnte in Studien
nicht nachgewiesen werden (ebd.).
Wydler & Kolip & Abel deuten ebenfalls aufgrund theoretischer Überlegungen und
empirischer Ergebnisse darauf hin, dass mit dem Kohärenzgefühl die
psychosoziale Seite von Gesundheit besser abgedeckt ist als die körperliche Seite
(vgl. Bengel & Strittmatter & Willmann, 1998, zitiert nach Wydler, 2006, S.191).
7

Diplomarbeit/Master-Thesis
2.1.2.1.2 Pathogenese - heteronomieorientieres Denk- und Handlungsmodell
Das heteronomieorientierte oder pathogenetische Denkmodell fragt nach den
Bedingungen und Determinaten, unter denen sich Krankheit entwickelt (vgl.
Melchart, 2003, S.31). Sie sieht den menschlichen Organismus vorwiegend
passiv und interpretiert Krankheitssymptome als Funktionsdefizite. In diesem Sinn
ist auch die Prävention heteronomieorientiert, da sie die spezifische
Krankheitsentwicklung im Vordergrund sieht (ebd., S.6).
In der Pathogenese (oder im Krankheitsmodell) steht der Abbau (Dysadaption) der
Krankheitsprozesse im Vordergrund. Risikofaktoren (die es zu vermindern gilt)
umfassen neben körperlichen und personalen auch verhaltensgebundene, sozio-
biographische und humanökonomische Faktoren. Beispielsweise wäre berufliche
Belastung ein pathogenetischer Faktor.
Krankheit wird meist als etwas vom Patienten fremd Empfundenes erlebt und von
außen bekämpft. Dies verhindert aber häufig, dass der Patient die Symptome als
Botschaft oder Signal zu begreifen lernt und an seinen eigenen Alltagsverhalten
etwas zu verändern sucht (ebd., S.14). Die Frage „Was macht uns krank?“ steht
im Vordergrund.
Wird Gesundheit und Krankheit als Kontinuum gesehen (vgl. Melchart, 2003,
S.17), so sind die Bezugsdimensionen für pathogenese Risikofaktoren dieselben
wie für salutogenese Gesundheitsbedingungen. Melchart (2003) fasst
nachfolgende Schutzfaktoren, Bedingungen und Determinanten die aktiv die
individuelle Gesundheit des Menschen erhalten und fördern, sowie
krankmachende Risikofaktoren wie folgt zusammen:
8

Diplomarbeit/Master-Thesis
2.1.2.1.3 Salutogenetische Bedingungen für Gesundheit und Pathogenetische
Individuelle Faktoren
Risikofaktoren für Krankheit
Salutogenetische Bedingungen
für Gesundheit
Körperliche Faktoren
Ausreichende Bewegung und Training
von Herz-Kreislauffunktionen
Ausgewogenen Ernährung
Förderung von Schlaf, gute
Schlafbedingungen (frische Luft, kühle
Zimmertemperatur)
Ausgewogenes Rhythmusgefühl von
Aktivität und Ruhe im Lebens-
management
Entspannungsfähigkeit
Befriedigendes Sexualleben
Personale Faktoren
Stärkung der persönlichen
Einstellungen und Wertebilder von
gesundheitsfördernden
Lebensweisenkonzepten durch
Information, Beratung und Motivation
durch Selbstmanagement oder
Fremdhilfe.
Förderung des Optimismus
.. der Lebenszielplanung
(Zukunftsperspektiven, Lebenssinn)
.. Kontrollüberzeugung
.. des Selbstwertgefühls
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Pathogenetische
Risikofaktoren
für Krankheit
Traumata
genetische Disposition
Ängste
Depressionen
Schlafstörungen
Noxen
berufliche Belastung

Individuelle Faktoren
Umfeld Faktoren
Salutogenetische Bedingungen
für Gesundheit
.. der emotionalen Stabilität
.. der Fähigkeit zur Kommunikation
.. der Kreativität und
Selbstaufmerksamkeit
Diplomarbeit/Master-Thesis
Pathogenetische
Risikofaktoren
für Krankheit
Förderung meint die bewusste Beeinflussung durch Reifeprozesse oder
interaktionsintensives Selbst- bzw. Fremdtraining, den es braucht, so
Melchart (vgl. 2003, S.19), die nötige Motivation zur unmittelbaren
Umsetzung.
Verhaltenhaltensgebundene Faktoren
Gesundheitsfördernder Lebensstil
die Fähigkeit und Bereitschaft zur
Selbstuntersuchung von Risikofaktoren
und Krankheitsbefunde, sowie zur
Selbstbehandlung
Betonung von Freude, Abwechselung,
Herausforderungen und sozialer
Beziehungen
Soziokulturelle Faktoren
Das Sozialmilieu beeinflusst das
gesamte Lebensweisenkonzept einer
Person und umfasst alle Bereiche der
Lebensführung (Ernährung, Wohnen,
Arbeit, Freizeit, Konsum,
Altersvorsorge)
Finanzielle Situation
10
Ernährung
Freizeit
Konflikte

Umfeld Faktoren
Salutogenetische Bedingungen
für Gesundheit
Ökologische Faktoren
Natürliche, bauliche und technische
Umwelt
Ausreichend Besonnung, Lüftung,
privater Freiraum, soziale
Kontaktmöglichkeit,
Arbeitsplatzökonomie, Komfortgefühl
Diplomarbeit/Master-Thesis
Pathogenetische
Risikofaktoren
für Krankheit
Lärm
Tabelle: vgl. Melchart (2003, S.18f.)
2.1.2.2 Definition von Gesundheit
Überschreitung von MAK-Werten
(Maximale Arbeitsplatz-
Konzentration) gibt die maximal
zulässige Konzentration eines
Stoffes am Arbeitsplatz an.
Deutzmann (vgl. 2002, S.179) sieht Gesundheit und Krankheit als ganzheitliche
und prozessorientierte Größe des alltäglichen Lebens. Gesundheit steht seiner
Meinung nach für ein positives Konzept, dass soziale, persönliche und biologische
Faktoren umfasst sowie körperliches, geistiges und soziales Wohlbefinden
anstrebt, und auch die Fähigkeit beinhaltet eine gewisse Leidensfähigkeit im Sinne
einer Integration und Akzeptanz des Unabänderlichen zu entwickeln, sowie
Störungen zu beseitigen oder zu kompensieren (ebd.).
Flatschers (vgl. 2010, S.15) Definition von Gesundheit verdeutlicht zusätzlich die
Subjektivität des heutigen Gesundheits- und Krankheitsbegriffs.
Kranksein bedeutet für Flatscher ein gestörtes Verhältnis zu sich sowie zu seiner
Mit- und Umwelt zu haben. Gesundsein ist das prinzipielle Vermögen, sich selbst
und gegenüber anderen offen zu sein und diese Offenheit in verschieden
möglichen Weisen ausstehen zu können.
Diese Definitionen unterstreichen die Tatsache, dass dem Menschen Potentiale,
Ressourcen und Kompetenzen zur Verfügung stehen, die sein gesund sein und
gesund werden unterstützt, nicht nur für die alltäglichen Bewältigungen als
11

Diplomarbeit/Master-Thesis
Widerstandsressourcen im Gesundheitsfall, sondern auch im Krankheitsfall für
seine Selbstheilung.
2.2 Wirkung von Erwerbsarbeit
Wie am Beginn dieses Kapitels bereits festgestellt, hat die Erwerbsarbeit großen
Einfluß auf berufstätige Personen. Siegrist & Möller-Leimkühler (2003) schreiben
dazu: „Da der überwiegende Teil der aktiven Bevölkerung einen hohen Anteil
bewusster Lebenszeit im Berufsleben verbringt, werden hier die am längsten
andauernden Erfolgs- und Misserfolgserfahrungen in Leistungssituationen erzeugt
und besteht hier die längste Exposition gegenüber Einflüssen, welche die
seelische und körperliche Gesundheit beeinträchtigen“ (S.126).
Karazman & Kloimüller & Karazman-Morawetz & Geißler (2004) stellen ebenfalls
fest, dass Arbeit einerseits Belastungspotentiale und Krankheitsrisiken beinhaltet:
„Arbeit fördert, weil sie fordert, und gefährdet, wo sie überfordert. Die Arbeitswelt
trägt einen gesundheitlichen Doppelcharakter, sie ist immer Verausgabung und
mitunter Bereicherung.“ (S.2).
Im nachfolgenden die Funktionen der Erwerbsarbeit, sowie der Erwerbsarbeit
folgenden Krankheits- und Gesundheitspotentiale.
2.2.1 Gesundheitspotentiale
Ein Klassiker der empirischen Sozialforschung ist die Marienthal-Studie, in der
Jahoda, Lazarsfeld und Zeisel im Jahr 1933 die Auswirkungen von langer
Arbeitslosigkeit in einer Gemeinde untersuchten (vgl. Schulz, 1993, S.276 oder
Breig et al., 2007, S.19).
In der Studie wurde erstmals klar, dass die Erwerbsarbeit neben der materiellen
Existenzsicherung auch in psychosozialer Hinsicht bedeutsam ist (ebd.).
12

2.2.1.1 Psychosoziale Funktionen
Diplomarbeit/Master-Thesis
Semmer & Udris (1995, S.133ff.) fassen die psychosoziale Funktionen der
Erwerbsarbeit wie folgt zusammen:
2.2.1.1.1 Aktivität und Kompetenz
Die Aktivität, die mit Arbeit verbunden ist, ist eine wichtige Vorbedingung für die
Entwicklung von Qualifikationen. In der Bewältigung von Arbeitsaufgaben
erwerben wir Fähigkeiten und Kenntnisse, zugleich aber auch das Wissen um
diese Fähigkeiten und Kenntnisse, also ein Gefühl von Handlungskompetenz.
2.2.1.1.2 Zeitstrukturierung
Die Arbeit strukturiert unseren Tages-, Wochen- und Jahresablauf und die
gesamte Lebensplanung. Sie gibt uns eine Ordnung, an der wir uns orientieren
können.
2.2.1.1.3 Kooperation und Kontakt
Die meisten beruflichen Aufgaben können nur in Zusammenarbeit mit anderen
Menschen ausgeführt werden. Dies bildet eine wichtige Grundlage für die
Entwicklung von kooperativen Fähigkeiten und schafft ein wesentliches soziales
Kontaktfeld.
2.2.1.1.4 Soziale Anerkennung
Durch die eigene Leistung sowie durch die Kooperation mit anderen erfahren wir
soziale Anerkennung, die uns das Gefühl gibt, einen nützlichen Beitrag für die
Gesellschaft zu leisten.
2.2.1.1.5 Persönliche Identität
Notwendige Kenntnisse und Fähigkeiten zur Beherrschung der Arbeit wie
beispielsweise die Berufsrolle, die Arbeitsaufgabe und die Erfahrung bilden eine
wesentliche Grundlage für die Entwicklung von Identität und Selbstwertgefühl.
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2.2.2 Krankheitsrisiken
Diplomarbeit/Master-Thesis
Die industrielle Automatisierung hat zur Abnahme körperlicher aber zur Zunahme
mentaler Belastungen geführt. Die gesteigerte informatorische Arbeit hat ebenfalls
die Zunahme mentaler und psychischer Beanspruchung untersützt (vgl. Griefahn
& Golka 2006, S.653f.).
2.2.2.1 Belastung und Beanspruchung
In der Arbeitswissenschaft hat sich um begriffliche Klarheit zu schaffen, ein
Konzept durchgesetzt, demzufolge die Belastung eine Einwirkungsgröße und die
Beanspruchung eine Auswirkungsgröße darstellt (vgl. Ulich 2005, S.459).
Belastungen sind objektiv beschreibbare, von außen auf die Person einwirkende
Faktoren, während Beanspruchungen subjektive Folgen von Belastungen sind
(vgl. Kirchler, 2005, S.283ff.).
Arbeitsbelastungen, ihrem Ursprung entsprechend, fasst Aschauer, A. ,
Blumberger, W., Harringer, I., Keppelmüller, P., Ratzenböck, I. (2004, S.17) wie
folgt zusammen:
2.2.2.1.1.1 Aufgabenbezogene Belastung
Unterbrechungen des Arbeitsablaufs, Probleme mit dem Informationsfluss,
Monotone Arbeitsbedingungen, Zeitdruck, quantitative und qualitative
Überforderung, qualitative Unterforderung
2.2.2.1.1.2 Umgebungsbelastung
Beschreibt klimatische Verhältnisse am Arbeitsplatz: Schadstoffe, Lärm,
Beleuchtung, ergonomische Einrichtung des Arbeitsplatzes, Luftbelastung
2.2.2.1.1.3 Soziale Belastung
Fehlende soziale Unterstützung, schlechtes Betriebsklima, konflikthaltige
Arbeitsbeziehungen , restriktives Führungsverhalten
14

Diplomarbeit/Master-Thesis
2.2.2.1.1.4 Betriebliche und überbetriebliche Belastungsfaktoren
Arbeitsplatzunsicherheit, Gesundheitsbeeinträchtigende Arbeitszeiten wie
Schichtarbeit, Bereitschaftsdienste oder Überstunden, schlechte Arbeits-
organisation wie unklare Kompetenz- bzw. Aufgabenaufteilung.
Grundsätzlich ist zu beachten, dass diese Belastungsfaktoren im Arbeitsalltag
meist kombiniert auftreten und sich dadurch ihre Wirkung verstärkt.
Die Wirkungen von arbeitsbezogenen Belastungen haben Kaufmann &
Pornschlegel & Udris (1982) tabellarisch zusammengefasst:
Belastung Kurzfristige, aktuelle Reaktionen Mittel- bis langfristige
physiologisch,
somatisch
- Erhöhte Herzfrequenz
- Blutdrucksteigerung
- Adrenalinausschüttung
(„Stresshormon“)
psychisch (Erleben) - Anspannung
- Frustration
- Ärger
- Ermüdungs-, Monotonie-,
Sättigungsgefühle
verhaltensmäßig individuell - Leistungsschwankung
- Nachlassen der Konzentration
- Fehler
- Schlechte sensumotorische
Koordination
sozial - Konflikte
- Streit
- Aggression gegen Andere
chronische Reaktionen
- Allgemeine
psychosomatische
Beschwerden
und Erkrankungen
- Unzufriedenheit,
Resignation,
Depression
- Vermehrter Nikotin-,
Alkohol-, Tabletten-
konsum und Drogen-
konsum
- Fehlzeiten
(Krankheitstage)
- Rückzug (Isolierung) innerhalb und außerhalb der Arbeit
Tabelle: Kaufmann & Pornschlegel & Udris (1982, zitiert nach Ulich, 2005, S.460)
15

2.2.2.2 Psychosoziale Belastungen
Diplomarbeit/Master-Thesis
Psychosoziale Belastungen beschreiben eine Vielzahl von Einflüssen die auf den
Mensch, den Mitarbeiter, einwirken können. Aschauer et al. (2004) stellt dies wie
folgt grafisch dar:
Abbildung: Psychosoziale Belastungen (Aschauer et al. 2004, S.16)
Alltagssprachlich wird mit mentalen, psychischen oder psychosozialen
Belastungen der Begriff Stress in Verbindung gebracht, wobei hierbei der negative
Anteil von Stress, der so genannte Distress, die Überbelastung oder
Überforderung gemeint ist (vgl. Aschauer et al. 2004, S.16).
16

2.2.2.2.1 Stress
Diplomarbeit/Master-Thesis
„Fight for your highest attainable aim,
But don't put up resistance in vain.“
(Hans Seyle, 1980, S. 11)
Stress kann als Reaktionszustand des Organismus unter emotionalen oder
körperlichen Belastungssituationen definiert werden. Stressoren sind dabei Reize,
die zur Auslösung einer Stressreaktion führen (vgl. Deutzmann, 2002, S.36).
Der Begriff Stress wurde in den 1930er Jahren vom Mediziner Hans Selye (1907-
1982) geprägt. „Stress is unavoidable and, in fact, it would be undesireable to
avoid it. I have often said that stress is the spice of life; it can be a great stimulus
to achievement. Nevertheless, it can cause disease, suffering, and death“ (Seyle,
1980, S.6).
Nur ein toter Mensch ist stressfrei, so Selye (ebd.), solange Anforderungen auf
Menschen einwirken, und diese existieren, unbewusst auch im Schlaf, ist es
notwendig sich anzupassen. Sprechen wir heute von Stress meinen wir damit
jedoch den gesundheitsschädlichen Distress. Welche Stressarten gibt es?
Abbildung: Immunologischer Effekt bei Eustress & Distress (Sommer & Graf 2002, S.128)
17

2.2.2.2.1.1 Eustress
Diplomarbeit/Master-Thesis
Eustress benennt jene Anforderungen an den Organismus, die zur
Leistungssteigerung motiviert. Die Anforderungen werden als handhabbare
Herausforderung angesehen. Eustress ist für die Gesunderhaltung des
Gesamtorganismus gut und notwendig (vgl. Kowalik, 2008, S.47), da er eine
Stärkung des Immunsystem bewirkt.
2.2.2.2.1.2 Distress
Ist das Ausmaß an Anforderungen auf den Organismus zu groß, führt eine lang
andauernde und intensive Einwirkung zur Überforderung und Überbelastung, so
spricht man dann von (gesundheitsschädlichen) Distress (vgl. Kowalik, 2008,
S.47).
Folgende Distress (bzw. alltagsprachlich Stress) Definition liegt dieser Arbeit
zugrunde: Stress ist die Anpassung eines Organismus (adaptive Reaktion) auf
Reizereignisse, die sein Gleichgewicht stören, seine Fähigkeit zur Bewältigung
strapazieren und überschreiten, da er sich ihnen nicht mehr gewachsen fühlt.
Stress bezeichnet somit den Zustand in dem sich ein Mensch befinden kann, aber
nicht die Ursache die diesen Zustand auslöst; diese nennt man Stressor
(Reizereignis).
Stress ist insbesondere verbunden mit Kontrollverlust, der mit Gefühlen der
Bedrohung, des Ausgeliefertseins, der Hilflosigkeit und der Abhängigkeit
einhergeht (vgl. Ulich, 2005, S.476). Ob Stress entsteht, so Ulich, hängt daher
entscheidend davon ab, ob eine Person in der Lage ist, einen potentiellen Stressor
zu bewältigen (ebd., S.475).
18

2.2.2.2.2 Stress und Gesundheit
Diplomarbeit/Master-Thesis
In der Stress- und Bedrohungssituation werden überlebenswichtige
Körperfunktionen auf Angriff und Flucht mobilisiert, unwichtige Funktionen werden
gestoppt.
Das Stressreaktionsschema verdeutlicht, dass die im ersten Schritt durch
Adrenalin und Noadrenalin mobilisierten Zucker und Fette, falls nicht durch
Muskelleistung abgebaut, in den Blutgefäßen ihre Ablagerung finden und als
innerer Erreger der häufigsten Zivilisationskrankheiten wirken (vgl. Täube, 1997
zitiert in Deutzmann, 2002, S.37).
Im zweiten Schritt führt bei länger andauernden Belastungen, die vermehrte
Ausschüttung von Kortisol zu einer nachhaltigen Schwächung der
Immunkompetenz, mit einhergehender allgemeinen Krankheitsanfälligkeit (vgl.
Kaluza, 2004, S.19, S.24).
Abbildung: Stressreaktionsschema, Peternell-Mölzer 2007, S.3
19

Diplomarbeit/Master-Thesis
Stressreaktionen, so Deutzmann (vgl. 2002, S.37) sind abhängig vom subjektivem
Erleben und können somatische Reaktion zur Folge haben. Es zeigt sich damit,
dass emotionale Reaktionen (auf Umwelt- und Lebensbedingungen) zu
somatischen Störungen führen können.
2.2.2.2.2.1 Stressbewältigung
Ob ein Stressor negativen Stress auslöst, hängt somit stark von der subjektiven
Wahrnehmung und Bewertung der Situation durch die Person ab (vgl. Deutzmann,
2002, S.39). Zu persönlichen Bewältigungsmechanismen gehört vor allem das
Gefühl der Kontrolle über und erfolgreichen Lösbarkeit der Situation (ebd.).
Entspannungstechniken, Meditationsverfahren, Bewegungstrainings, Stretching,
Einstellungs- und Verhaltensänderungsprogramme, Mentales Training,
Etablierung eines gesunden Lebensstils, Vermeidung gesundheitsschädlicher
Kompensationsmechanismen, Aufbau positiver Sozialkontakte sind
wissenschaftlich empfohlene Methoden der Stressbewältigung (ebd.).
2.2.2.2.2.2 Gesundheitschädliche Auswirkungen
Nach Kaluza (vgl. 2004, S.23ff) sind für gesundheitsschädliche Auswirkungen
durch körperlichen Stressreaktionen folgende vier Aspekte relevant:
1. Nicht verbrauchte Energie (fehlendes körperliches Abreagieren) die im
Zuge der Stressreaktion freigesetzt wird.
2. Chronische Belastungen bestehen über eine lange Zeit, zusätzlich fehlt es
an Erholung und Entspannung, dies führt zu einer erhöhten
Widerstandsbereitschaft im Organismus, bis hin zur Erschöpfung.
3. Geschwächte Immunkompetenz durch vermehrte Ausschüttung von
Kortisol
4. Gesundheitliches Risikoverhalten wie beispielsweise Zigaretten-,
Alkoholkonsum, übermäßiges Essen, Medikamentenmissbrauch, Drogen
20

Diplomarbeit/Master-Thesis
oder ungesunde Ernährung können in Belastungssituationen als Teil der
Stressreaktion oder als Versuch der Bewältigung verstärkt auftreten.
Deutzmann (vgl. 2002, S.38) sieht hinter dem Risikoverhalten
systemkonforme selbstschädigende Kompensationsmechanismen.
Aus chronischer Stressreaktion folgen mögliche Krankheitsfolgen (Kaluza, 2004,
S.16f.):
• Gehirn: Einschränkung der Leistungsfähigkeit und Gedächtnisfunktion,
Gehirninfarkt
• Herz-Kreislauf: Bluthochdruck, Arteriosklerose, Koronare Herzerkrankung,
Herzinfarkt
• Muskulatur: Kopf-, Rückenschmerzen, Weichteilrheumatismus
• Verdauungsorgane: Störungen der Verdauung, Magen-Darm-Geschwüre
• Stoffwechsel: Erhöhter Blutzuckerspiegel, Diabetes, erhöhter
Cholesterinspiegel
• Immunsystem: Verminderte Immunkompetenz, Allergien,
Autoimmunerkrankungen
• Schmerz: Verringerte Schmerztoleranz, erhöhtes Schmerzerleben
• Sexualität: Libidoverlust, Impotenz, Störung der Samenreifung, Infertilität
Als weitere Folge chronischer Überbelastung ist das Burnout-Syndrom zu nennen.
Das Burnout-Syndrom gilt als Endzustand eines Prozesses der über lange Zeit
andauert, in einer Depression münden kann und ist von emotionaler und
körperlicher Erschöpfung und reduzierter Leistungsfähigkeit gekennzeichnet (vgl.
Nil et al., 2010, S.5).
Deutzmann (vgl. 2002, S.38) betont zusätzlich die Tatsache, dass chronischen
Schäden eine Genese von 10 und mehr Jahren vorausgeht, dies setzt, so
Deutzmann, „eine langandauernde Ignoranz gegenüber schädlichen
21

Diplomarbeit/Master-Thesis
Verhaltensweisen, negativen emotionalen Reaktionen, sozialen Bedingungen oder
Umwelteinflüssen voraus, die eine Fremdheit gegenüber dem eigenen
psychosomatischen System impliziert. Missempfindungen müssen über eine lange
Zeit ignoriert oder nicht hinterfragt werden“ (ebd.).
2.2.2.2.2.3 Zahlen belegen
Nach der Statistik zu Arbeitsunfällen und arbeitsbezogenen
Gesundheitsproblemen der Statistik Austria aus dem Jahr 2007, klagt jeder dritte
Erwerbstätige (1,4 Mio. Österreicher und Österreicherinnen bzw. 34%) über
psychisch belastende Faktoren am Arbeitsplatz, wobei am häufigsten Zeitdruck
oder Überbeanspruchung genannt wurde (vgl. Statistik Austria, 2007, S.24).
Die nachfolgende Abbildung zeigt die schwersten arbeitsbedingten
Gesundheitsprobleme.
Tabelle: Statistik Austria (2007, S.26)
22

Diplomarbeit/Master-Thesis
Befragt nach den arbeitsbedingten Gesundheitsprobleme die zu einer
wesentlichen Beeinträchtigung des Alltags führen wurden Knochen- (Hüften-),
Gelenks- und Muskelprobleme, Atemprobleme, Kopfschmerzen und Herz-
Kreislauf-Erkrankungen sowie Probleme mit Stress bzw. Depression genannt,
wobei sich 29,7% der Frauen und 27,8% der Männer davon betroffen fühlten.
Derartige Ergebnisse zeigen das psychosoziale und emotionale Belastungen zu
Krankheit führen oder den Gesundheitszustand verschlechtern können.
Deuztmann (vgl. 2002, S.40f.) sieht daher im ganzheitlichen Verständnis des
Menschen, in der Verbindung von Körper und Psyche, in der aktiven Beteiligung
der Patienten am Heilungsgeschehen und in der psychosozialen Betreuen eine
steigende Nachfrage.
2.3 Trends in der Arbeitswelt
Nachfolgend ein kurzer Überblick über Trends in der Arbeitswelt.
2.3.1 Arbeit in der Krise – die Krise in der Arbeit?
Schwindendes Vertrauen, Verlust von gegenseitigen Respekt und
Gemeinsamkeiten im Denken, Fühlen und Handeln ist, so Bernhard Badura das
Hauptproblem der derzeitigen Wirtschaftskrise (vgl. Badura & Schröder & Klose &
Macco, 2009, S.3ff). Werden Gruppen und Organisationen nur noch durch Zwang
und Geld zusammengehalten, dann entwickeln sie sich zu Risikofaktoren für ihre
Mitglieder so Badura weiter (ebd.). Weiters sinkt die Fähigkeit zum Umgang mit
Herausforderungen, es sinkt die Lern- und Leistungsbereitschaft und es leiden
Gesundheit und Loyalität (ebd.).
Der Mitarbeiter muss vermehrt als Schlüssel für den wirtschaftlichen Erfolg
gesehen werden. Bildung und Gesundheit sind dabei die zentralen Elemente des
Humanvermögens der Organisation. Sie bestimmen als Voraussetzung die
23

Diplomarbeit/Master-Thesis
Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft, Qualität und Effizienz der
Kooperationen (vgl. Badura, 2009, S.5).
2.3.2 Betriebliches Sozialkapital
„Menschen die sich wohl fühlen, leisten mehr und bessere Arbeit als Menschen,
die seelisch oder körperlich beeinträchtigt sind.“
(Badura, 2009, S.8f.)
Kooperatives und an gemeinsamen Zielen orientiertes Handeln erfordert soziale
Vernetzung der Organisationsmitglieder und vertrauensvolle Zusammenarbeit auf
der Grundlage gemeinsamer Überzeugungen, Werte und Regeln – mit anderen
Worten: Sozialkapital (vgl. Badura, 2009, S.7). Es trägt dazu bei, dass die
Mitglieder einer Organisation einander vertrauen und ihre Arbeit als sinnvoll,
verständlich und beeinflussbar erleben.
Investitionen in das betriebliche Sozialkapital verspricht die größte Effizienz und
den größten Gewinn, für Mitarbeiter und Unternehmen (vgl. Badura, 2009, S.9).
Dies meint Investitionen durch eine Stärkung der Mitarbeiterorientierung, von
Vertrauen, Kommunikation und Wertschätzung, durch Partizipation und
Transparenz lassen sich beträchtliche Verbesserungen im Betriebsergebnis und
im Wohlbefinden der Mitarbeiter erzielen, wie eine eben abgeschlossene
Interventionsstudie aufzeigt (ebd.).
Die aktuelle Finanzkrise, als Krise der alten Ökonomie, sieht Horx (vgl. 2009) als
möglichen Lernprozess, in dem das kapitalistische System vor der
Herausforderung steht sich um zu gestalten bzw. sich neu zu konfigurieren. Er
sieht den Kapitalismus nicht am Ende, sondern in einer Phase des rekonstruieren.
In diesem echten Wandel, hin zu einem wie er sagt „kreativen Kapitalismus“,
müssen wir uns, so Horx, von der Wachstumsvorstellung lösen, den die
Steigerung von materiellen Wohlstand führe letztendlich nicht weiter. Vielmehr
24

Diplomarbeit/Master-Thesis
geht es um die Änderung in der Bewertung von Fortschritt und Veränderung,
neben dem materiellen Wohlstand geht es dabei um Fragen nach der
Sinnhaftigkeit und spirituellen Orientierung in der Gesellschaft. Dabei wird es
notwendig, die Angst vor Veränderung hinter sich zu lassen, um der Lust und
Fähigkeit auf den Wandel Platz zu machen.
2.3.3 Der Gesundheitssektor als Wachstumslokomotive im 21. Jhdt.
Der Gesundheitssektor, so Horx (2010b), wird sich zum Kernsektor der
kommenden Ökonomie entwickeln. Eine alternde Bevölkerung erzeugt einen
Wertewandel hin zu mehr Gesundheitsvorsorge und einem aktiveren körperlichen
Verhalten.
Der Wellness-Boom wird sich von der „passiven Entspannung“ hin zum aktiven
„Empowerment-Lebensstil“ weiterentwickeln. Die Ausweitung der eigenen
Gesundheitspotentiale als neue Lebenskunst und Selbstkompetenz wird zum
zentralen Begriff.
Nach Nikolai Dmitrijewitsch Kondratjew's Theorie der langen Wellen in der
Konjunktur kennt die Marktwirtschaft keinen gleichförmigen Verlauf, vielmehr
wechseln Aufschwung (Konjunktur) und Abschwung (Rezession) einander
regelmäßig ab. Neben kurzen und mittleren Wirtschaftsschwankungen treten auch
lange Schwankungen, mit Perioden zwischen 40-60 Jahren, auf; diese werden
Kondratieffzyklen genannt (vgl. Nefiodow 2010).
Leo Nefiodow (2010) gilt als einer der bekanntesten Vertreter der Theorie der
langen Wellen. Er sagt mit dem sechsten Kondratieff-Zyklus voraus, dass der
Gesundheitssektor die Wachstumslokomotive im 21. Jahrhundert sein wird (vgl.
Nefiodow 2010). Es bedarf jedoch einer Transformation, so Nefiodow, in der die
Gesundheit, nicht die Krankheit im Vordergrund steht und eine ganzheitlicher Sicht
von Gesundheit, in der körperliche, seelische, geistige, soziale, ökologische und
spirituelle Gesichtspunkte Betrachtung finden.
25

Diplomarbeit/Master-Thesis
2.4 Zusammenfassung: Arbeit und Gesundheit
Es wurde gezeigt, dass Gesundheit als prozessorientierte Größe verstanden wird,
die sich zwischen Wohlbefinden und Missempfinden bewegt und die individuelle-
und Umfeldfaktoren umfasst, die ihrerseits Potentiale und Ressourcen
beschreiben, die dem Mensch zur Verfügung stehen, um seine Gesundheit immer
wieder aufs neue zu erhalten oder wiederzuerlangen.
Im Sinne einer ganzheitlichen Denkweise besteht die Gesunderhaltung aus
salutogenetischer Gesunderhaltung und pathogeneser Kranheitsbewältigung. Der
persönliche Prozess der Salutogenese versucht die Gesundheit auf natürliche
Weise zu erhalten, die Frage: „Was erhält uns gesund?“ steht im Vordergrund.
Das Kohärenzgefühl ist dabei ein wesentliches Konzept. Die Pathogenese fragt
nach den Bedingungen und Risikofaktoren unter denen sich Krankheit entwickelt,
die Frage: „Was macht uns krank?“ steht im Vordergrund.
Die Erwerbsarbeit hat einen großen Einfluss auf den arbeitenden Menschen.
Dieser umfasst wesentliche Gesundheitspotentiale auf der einen und
Krankheitsrisiken auf der anderen Seite. Lang andauernde (psychosoziale)
Belastungen und chronischer Stress führen zur Gesundheitsschädigung und
unterschiedlichen (psychosomatischen) Krankheiten aufgrund geschwächter
Immunkompetenz, fehlendem körperlichen Abreagieren und daraus folgenden,
sozial akzeptierten, selbstschädigenden Kompensations-Risikoverhalten.
Gemeinsam mit Risikofaktoren wie Übergewicht, Bewegungsarmut,
Bluthochdruck, hoher Cholesterinspiegel ist dies die Beste Vorbedingung um an
chronisch-degenerativen Leiden, sogenannten Zivilisationskrankheiten zu
erkranken.
Bildung und Gesundheit sind die Investitionsfelder der Zukunft und sie sind die
Voraussetzungen für hohe Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft sowie für
den wirtschaftlichen Erfolg der Organisation.
Glaubt man den Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlern so wird der
Gesundheitssektor zur Wachstumslokomotive des 21. Jahrhunderts.
26

3 Gesundheitsförderung
Diplomarbeit/Master-Thesis
„Gesundheitsarbeit ist Gesundheitspädagogik an sich selbst
und als Multiplikator an anderen.“
(Melchart, 2003, S.76)
Gesundheitsförderung verfolgt das Ziel, über die Stärkung von Ressourcen die
Gesundheit der Menschen zu verbessern. Ansatzpunkte sind entweder die
Individuen, man spricht von verhaltensbezogenen Interventionsmaßnahmen, oder
die Rahmenbedingungen, man spricht von verhältnisbezogenen
Interventionsmaßnahmen (vgl. Peternell-Mölzer, 2007).
Karazman et al. (2004, S.4) betont, daß Gesundheitsförderung dann besonders
wirkungsvoll ist, wenn verhaltensbezogene und verhältnisbezogene Interventions-
maßnahmen miteinander kombiniert werden. Karazman verdeutlicht dies mit
einem durchgeführten Rückenschmerzprojekt. So haben Bewegungsprogramme,
die nur an der Wirbelsäule angesetzt waren, keine langfristigen Effekte gezeigt.
Erst unter Berücksichtigung der Verhältnisänderungen zusammen mit den
Verhaltensmaßnahmen am Arbeitsplatz haben sich anhaltende positive Effekte
zeigen lassen.
3.1 Begriffsbestimmung
Karazman et al. (2004) unterscheidet in der Definition von Gesundheitsförderung
zwischen Therapie, Prävention und Gesundheitsförderung. Therapie, so
Karazman (vgl. 2004, S.1), belebt zerstörte Ordnung, Prävention vermeidet
gestörte Ordnung und Gesundheitsförderung unterstützt erhaltene Ordnung.
Umgangssprachlich wird der Begriff Gesundheitsförderung jedoch meist als
Oberbegriff verwendet, der die Prävention mit einschließt (vgl. Peternell-Mölzer,
2007).
Dies wird anhand folgender Beispiele klarer:
27

Diplomarbeit/Master-Thesis
Verhaltensbezogene Intervention – Ansatz beim Individuum:
Gesundheitsförderung – Stärkung des Selbstwertgefühls
Prävention – Ermunterung zum Tragen eines Fahrradhelms
Verhältnisbezogene Intervention – Ansatz am sozialen Umfeld
Gesundheitsförderung – Schaffung anregender Lernumwelten
Prävention – Einrichtung rauchfreier Restaurants
Nachfolgende Abbildung verdeutlicht den Zusammenhang zwischen Prävention
und Gesundheitsforderung.
Abbildung: Gesundheitsförderung und Prävention - Peternell-Mölzer 2007, S.3
3.1.1 Definition
Prävention hat ihren Ausgangspunkt bei spezifischen Risikofaktoren oder
Störungen und hat das Ziel, diese Risiken zu minimieren oder gänzlich
auszuschalten.
Position des Individuums
Gesundheitsförderung
Prävention
Gesundheit Krankheit
Gesundheitsförderung setzt an den Lebensbedingungen bzw. den Ressourcen
des Menschen an (dort wo Menschen leben, wohnen, arbeiten oder ihre Freizeit
verbringen). Das Ziel ist die Steigerung des Wohlbefindens.
28
Behinderung

Diplomarbeit/Master-Thesis
In dieser Definition verdeutlicht der Begriff des „Wohlbefindens“ wiederum die
Subjektivität des heutigen Gesundheitsverständnisses und zeigt gleichzeitig auch
die Schwierigkeit auf „Gesundheit“ zu operationalisieren und wissenschaftlich zu
definieren (vgl. Peternell-Mölzer, 2007).
Deutzmann (vgl. 2002, S.27) sieht die Gesundheitsförderung primär als Aufgabe
im Gesundheits- und Sozialbereich und keine medizinische Dienstleistung. Bei der
Gesundheitsförderung, so Deutzmann (ebd.) geht es um intersektorale
Kooperation, um Vernetzung von Dienstleistungen und um Mitbestimmung und
Partizipation der Betroffenen.
Nach Deutzmann zielt die Gesundheitsförderung darauf (ebd. S.179):
• die Fähigkeiten des Einzelnen und die Selbstverantwortung und Kompetenz
zu stärken
• gesundheitliche Gefahren für sich zu erkennen und
• Verhaltensweisen zu ändern, um Gefährdungen zu vermeiden
• die persönliche und soziale Umwelt gesundheitsgerechter zu gestalten
• sich darin gegenseitig und auf politischer Ebene zu unterstützen
In der Gesundheitsförderung geht es um die Förderung und Entwicklung eines
Lebensstil, der von sich aus befürchtete Risiken meidet.
3.1.2 Empowerment
„Krankheits- und Schmerzerfahrung ist oft die Lehre des Selbst
dem gesunden Leben einen Wert zu erteilen.“
(Melchart, 2003, S.77)
Empowerment beschreibt einen Prozess durch den Menschen in die Lage versetzt
werden, Herrschaft über ihr Leben und ihre Lebensbedingungen zu erlangen. Es
ist die Befähigung zur Selbstbestimmung. Peternell-Mölzer (2007, S.2) fasst
folgende Schritte für die Entstehung von Empowerment zusammen:
29

Diplomarbeit/Master-Thesis
1. Entwicklung eines stärkeren Selbstwertgefühls.
2. Kritisches Verständnis der politischen und sozialen Kräfte gegenüber, die
das Alltagsleben bestimmen.
3. Entwicklung von wirksamen Strategien zur Nutzung von Ressourcen und
zum Erreichen persönlicher wie sozialpolitischer Ziele.
Knoll (vgl. 2005, S.20) betont ebenso die aktive Rolle von Individuen bei der
Erhaltung und Förderung ihrer Gesundheit sowie im Genesungs- und
Rehabilitationsprozess. Die Unterstützung einer aktiven Rolle sieht Knoll (ebd.) als
wesentliches Ziel der Gesundheitspsychologie.
Auch Melchart (vgl. 2003, S.22) weist darauf hin, dass die Förderung des
salutogenetischen Faktors Motivation bei der Vermittlung jedweden
gesundheitsfördernden Lebensweisenkonzepts im Vordergrund der ersten
Bemühungen stehen. Insbesondere ist eine Neubewertung der eigenen Rolle als
Akteur in der Mitgestaltung der eigenen Gesundheit zu fördern und ist Aufgabe der
Gesundheitsförderung so Melchart (vgl. 2003, S.30). Wesentlich für das
Aufrechterhalten von Gesundheit, ist das Verhältnis zu sich selbst und zu seiner
äußeren Natur.
Entscheidender Ansatz für eine Gesundheitsförderung sind Anstöße zur
selbstständigen Erkenntnisarbeit zu Themen der persönlichen Lebenszielentwürfe
und Sinnfragen des Lebens, so Melchart (vgl. 2003 S.65), wobei den Menschen
Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Beeinflussung
ihres Verhaltens zu vermitteln ist.
Melchart (vgl. 2003, S.76) weist darauf hin, dass der Mensch mit seinem Verhalten
täglich existentiell über Gesundheit und Krankheit entscheidet, unser
Alltagsverhalten jedoch häufig keine aktive Wahl sondern ein passives
Entscheiden darstellt, dass von unreflektierten Gewohnheiten geprägt ist.
Für eine erfolgreiche Verhaltensänderung und Umsetzung eines neuen
Lebensstils, so Melchart (vgl. 2003, S.78), ist die Reflexion der eigenen
30

Diplomarbeit/Master-Thesis
Gewohnheiten jedoch wesentlich: „Ökologische Nachhaltigkeit kann der Einzelne
oder eine Gesellschaft nur dann erreichen, wenn der Mensch den gedankenlosen
Gebrauch und Verbrauch von Stoffen und Dingen – häufig aufgrund heteronomer
und überkommener Gewohnheiten im Alltag – bewusst verändert und vom
Verbraucher zum Gebraucher unserer Ressourcen und Produkte wird. Dies gilt
nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die eigene Inwelt, für die eigenen
Ressourcen und Kompetenzen, deren Einsatz bewusst gewählt und durch ein
Lebensstilkonzept zu neuen Gewohnheiten geführt werden“ (S.78).
Karazman et al. (vgl. 2004, S.4) betont, dass Gesundheitsförderung nur über
zwischenmenschliche und weltbezogene Entwicklung gefördert wird und nicht
über Gesundheitsforderung erfolgt: „Wer der Gesundheit nachjagt, wird sie nicht
fördern, sondern verjagen; sie kommt jedoch von allein aus ihrem Versteck, wo ein
anziehendes Leben die Psychobiologie anzieht“ (S.4).
3.1.3 Gesundheitsprozess
Gesundheitsförderung benötigt somit selbstständige und autonome Mitarbeit der
Menschen. Steinbach (vgl. 2005, S.1ff) schlägt zur Planung der
Gesundheitsförderarbeit einen Gesundheitsprozess vor, der im Wesentlichen auf
drei Fragen basiert::
1. Was will ich erreichen?
Im ersten Schritt ist es wichtig eine klare Vorstellung davon zu gewinnen,
welche Bedürfnisse vorliegen und wo die Prioritäten sind, dann können
auch relevante Gesundheitsziele, die erreichbar und messbar sind,
formuliert werden.
Ziele können in der Steigerung von Wissen liegen, in der Veränderung von
Haltungen, Werte und Meinungen, oder in der Aneignung von Fertigkeiten
und Handlungen.
31

2. Was werde ich dafür tun?
Diplomarbeit/Master-Thesis
Im zweiten Schritt werden Wege und Methoden ausgewählt, sowie
benötigte Ressourcen identifiziert um das oder die Ziele zu erreichen.
3. Wie erkenne ich, ob ich erfolgreich war?
Im letzten Schritt werden Evaluierungsmethoden festgelegt, die uns
Auskunft geben sollen ob die Gesundheitsförderung erfolgreich sein wird.
Zum Schluss wird der Aktionsplan diskutiert und schlussendlich umgesetzt.
3.2 Gesundheitsförderung im Betrieb
Aktuelle Untersuchungen im EU-Raum zeigen, das Veränderungen in der Berufs-
und Arbeitswelt zu einem Anstieg der Stressbelastung geführt hat (vgl. Aschauer
et al. 2004, S.6). Die daraus ergebenden volkswirtschaftlichen Gesamtkosten
psychosozialer Belastungen in Betrieben für Österreich fasst Aschauer (vgl. 2004,
S.20) mit rund 1,4% des BIP zusammen, dies entspricht 2,6 Milliarden Euro
jährlich.
Entsprechend dem österreichischen Netzwerk für betriebliche Gesundheits-
förderung (BGF), ist betriebliche Gesundheitsförderung eine ganzheitliche
Unternehmensstrategie mit dem Ziel, Krankheiten am Arbeitsplatz vorzubeugen,
Gesundheit zu stärken und das Wohlbefinden der MitarbeiterInnen zu verbessern,
wobei die Mitarbeiter in Gesundheitsförderungsprojekte aktiv mit einbezogen
werden (vgl. Netzwerk-BGF, 2010).
Karazman et al. (vgl. 2004, S.1) betont ebenfalls, dass eine betriebliche
Gesundheitsstrategie auf Prävention und Gesundheitsförderung aufbaut, sie also
die Aufgabe hat, Krankheitsrisiken zu minimieren und Gesundheitspotentiale zu
verwirklichen.
Unter gesunden Betrieben verstehen Naidoo & Wills (vgl. 2003, S.275)
Unternehmen die zu einer Erhöhung des allgemeinen Gesundheitsbewusstsein
32

Diplomarbeit/Master-Thesis
beitragen, indem Strategien, Programme und Fortbildungsmaßnahmen zu
Themen wie gesunde und gesundheitsfördernde Lebensführung und
Verhaltensweisen, gesunde Ernährung, ausreichend körperliche Bewegung,
Stärkung der psychischen und körperlichen Gesundheit sowie Unterstützung von
Ansätzen zur Reduzierung von Fehlzeiten und Mitarbeiterfluktuation durchgeführt
werden.
3.2.1 Nutzen und Vorteile betrieblicher Gesundheitsförderung
Betriebliche Gesundheitsförderung hat die Verbesserung der Lebensqualität und
somit der Gesundheit der Mitarbeiter zum Ziel. Das Netzwerk für betriebliche
Gesundheitsförderung fasst folgende Vorteile für die Belegschaft zusammen (vgl.
Netzwerk-BGF, 2010):
• Verringerung individueller gesundheitlicher Risikofaktoren, auch für das
Auftreten chronischer Krankheiten und damit längerfristig für Frühinvalidität
• Verbesserung des individuellen Wohlbefindens, der persönlichen
Lebensqualität und der Kompetenz in Gesundheitsfragen
• Erweiterung der Fähigkeiten im Umgang mit Belastungen
• Verbesserung der Arbeitszufriedenheit und Arbeitsmoral
• Verbesserung der Kommunikation im Betrieb
• Verbesserung der Beziehung der Beschäftigten untereinander
Die vielschichtigen positiven Auswirkungen und Vorteile für das Unternehmen
werden durch Netzwerk-BGF (2010) wie folgt benannt:
• Förderung der Kommunikationsstrukturen und -prozesse sowie des
Innovationsklimas im Betrieb, und damit:
• Steigerung von Arbeitszufriedenheit, Einstellungswandel (z. B. mehr
Verständnis), und Motivation der Beschäftigten sowie ihrer Identifikation mit
dem Betrieb, und damit:
33

Diplomarbeit/Master-Thesis
• Verbesserung des Betriebsklimas (z. B. besserer Kontakt zum
Vorgesetzten).
• Verhaltensänderungen bei den Beschäftigten, (z. B. gegenseitige
Unterstützung).
• Fehlzeitenreduzierung bzw. Verminderung von Krankenständen bei den
Beschäftigten,
• Verringerung der Fluktuationsrate bei den Beschäftigten,
• dadurch weniger innerbetriebliche "Reibungsverluste“.
• Veränderte Risikowahrnehmung bei den Beschäftigten (z. B.
Sensibilisierung).
• Strukturelle und ähnliche Verbesserungen verschiedenster Art, z. B.:
• technische Änderungen zur Arbeitserleichterung (z. B. Hebehilfen),
• organisatorische Zuständigkeitsänderung (z. B. Aktualisierung der
Maschinenpläne),
• organisatorische Ablaufänderungen (z. B. bei der Bänderbesäumung),
• Normenänderungen (z. B. sitzende Arbeitshaltung an bisherigen Steh-
Arbeiten).
• Insgesamt Effizienzsteigerung (oft gibt es enge Zusammenhänge zwischen
Gesundheit, Arbeitsumweltschutz, Motivation und Produktivität bzw.
Produktqualität), dadurch:
• Erhöhung von Konkurrenzfähigkeit und Marktchancen des Unternehmens.
• Verbesserung des Unternehmensimages
3.2.2 Maßnahmen betrieblicher Gesundheitsförderung
Nachfolgend die durch Aschauer et al. (vgl. 2004) im Zuge der Studie zur
psychosozialen Gesundheit am Arbeitsplatz entwickelten Lösungsansätze und
daraus abgeleiteten verhaltens- und den verhältnispräventiven Maßnahmen.
34

Zeitdruck,
Stress
Informations-
fluss
Gereiztheit,
Belastetheit
Unfallgefahr
Individuelle
Lösungsansätze
Ausbau der persönlichen Ressourcen
Verhaltenspräventiver Bereich
Persönliche Zeitsouveränität
Sensibilisierung für eigene
Erholungsnotwendigkeiten
Persönliches Stressmanagement
Reflektieren der eigenen
Perfektionsansprüche
Soziale Kompetenz: Kommunikation,
Kooperation
Problemlösungsstrategien
Aktives Einfordern von Informationen
Nutzung von formellen und informellen
Gesprächen
Erschöpfungszustände ernst nehmen
Bewusster Umgang mit eigenen
Erholungsbedürfnissen
Persönliche Entspannungsmethoden
einsetzen
Professionelle Beratungsstellen
Konsequente Nutzung von
Hebeeinrichtungen und
Arbeitshilfsmittel
Nutzung der Schutzvorrichtungen
Rückenschulen
Diplomarbeit/Master-Thesis
Lösungsstrategien der
Unternehmen
Ausbau der Rahmenbedingungen
Verhältnispräventiver Bereich
Partizipativ angelegte Optimierung der
organisatorischen Abläufe
Entspannungsmöglichkeiten während
der Arbeit
Reflektieren der Leistungskultur im
Unternehmen
Flexibilisierung der Arbeitszeiten
Ausbau der fachlichen Qualifikation:
Vermeidung von qualitativer
Überforderung
Schaffung von klaren Strukturen im
internen Informationsmanagement
Offenheit und Transparenz hinsichtlich
der Entscheidungsprozesse
Kommunikations- und
Kooperationsanforderungen schaffen
Entspannungsmöglichkeiten während
der Arbeit
Offenes Gesprächsklima und soziale
Unterstützung
Interne Ansprechperson, die über
externe Beratungsangebote informiert
oder an den man sich in Krisen
wenden kann
Aufklärung über Gefahrenquellen und
Gegenmaßnahmen
Anschaffung von Arbeitshilfsmittel +
Info über Nutzung
Tabelle: Aschauer et al. (2004, S.52)
35

Diplomarbeit/Master-Thesis
3.3 Zusammenfassung: Gesundheitsförderung
Die Gesundheitsförderung hat das Ziel Kompetenz, Selbstverantwortung und
Selbstvertrauen in die eigenen Handlungsfähigkeiten zu stärken. Im Vordergrund
steht die Förderung zur Motivation eines gesunden, attraktiven Lebensstils, durch
den zu befürchtende Krankheitsrisiken unspezifisch, aufgrund seiner Natur,
gemieden werden.
Der Mensch hat im Sinne der Gesundheitsförderung eine selbstständige,
autonome und aktive Rolle, er ist Akteur der eigenen Gesundheit. Diesen
Grundgedanken zu fördern ist maßgeblicher Teil der Gesundheitsförderung.
Im Idealfall sind gesundheitsfördernde Maßnahmen Verhaltens- und Verhältnis-
bezogen.
Der Gesundheitsprozess beschreibt Gesundheitsförderarbeit. Neben der Frage
nach den eigenen Bedürfnissen, Prioritäten und Zielen, ist die Frage, was für die
Zielerreichung getan werden kann wesentlich.
Die Gesundheitsprävention setzt bei den Risikofaktoren an und versucht diese zu
minimieren oder auszuschalten. In diesem Sinn liegt der Gesundheitsförderung
eine salutogenetische, der Prävention eine pathogenetischen Sichtweise
zugrunde.
Der Anstieg der Stressbelastung in der Arbeitswelt führt zur Notwendigkeit und
besonderen Betrachtung der Gesundheitsförderung im Betrieb. Betriebliche
Gesundheitsförderung ist eine ganzheitliche Unternehmensstrategie mit dem Ziel
eine Unternehmenskultur zu entwickeln, die ein gesundheitsförderliches
Erwerbsumfeld schafft und die Mitarbeiter zu einem gesundheitsförderlichen
Verhalten befähigt. Sie besteht aus Präventions- und Gesundheits-
förderungsmaßnahmen wie beispielsweise Wissenstransfer über Gesundheits-
themen, Personal-, Team- und Organisationsentwicklungsprozesse mit
gesundheitsförderlichen Hintergrund, Entspannungs- und Bewegungsangebote
während der Arbeit.
36

4 Yoga und Yogaforschung
Diplomarbeit/Master-Thesis
„Das Ideal besteht darin, intensiv tätig zu sein und gleichzeitig keine egoistischen Beweggründe zu haben,
4.1 Yoga
keine Gedanken an persönlichen Gewinn oder Verlust. Leiste deine Arbeit in dieser Welt, und richte
dabei dein Herz auf das Göttliche statt auf Ergebnisse. Sei innerlich ausgeglichen bei Erfolg
oder Misserfolg. Diese geistige Ausgeglichenheit ist das, was mit Yoga gemeint ist.“
(Bhagavad Gita, Kapitel 2 Vers 48)
Das Wort Yoga hat eine Vielzahl von Bedeutungen. Wir wollen uns in der
Definition der Wortbedeutung widmen. Das Wort „Yoga“ stammt aus dem
Sanskrit 1 und geht auf die Wortwurzel yuj zurück, welche zwei komplementäre
Bedeutungen hat (Desikachar, 2006, S.20). Die Wortwurzel yuj bedeutet einerseits
„zwei Dinge zusammenbringen“, „sich treffen“, „sich vereinigen“ und anderseits
„den Geist bündeln“ (ebd.).
Im Sinne der ersten Wortbedeutung könnte man Yoga übersetzten, wie es Hawley
(2002) an verschiedenen Stellen seiner Arbeit über die Bhagavad Gita getan hat:
mit Vereinigung mit Gott. Gott wird dabei als Brahman oder Atman verstanden:
„The one and the only Supreme Reality beyond which there is nothing“
(Maheshananda, 1991), oder wie Hawley (2002, S.51) schreibt: „die höchste,
göttliche Gegenwertigkeit, das absolut höchste Bewusstsein“.
Im Sinne der zweiten Wortbedeutung („den Geist bündeln“) und nach dem
indischen Gelehrten Patanjali meint Yoga „die Fähigkeit, den Geist ausschließlich
auf ein Objekt auszurichten und diese Ausrichtung ohne jede Ablenkung
aufrechtzuerhalten“ (Desikachar, 2006, S.21).
Ausweg aus den scheinbar unterschiedlichen Bedeutungen liefert uns die Yoga
Kosa (Maheshananda, 1991, S.239): „Yoga is the science and art of accelerating
the progress towards liberation (self-realization), and the various ways and means
adopted by the indian yogis to achieve this end“. Selbstverwirklichung meint dabei
1 Sanskrit ist eine altindische Sprache, die heute noch in der indischen Literatur und Philosophie
Verwendung findet (Duden, 1997).
37

Diplomarbeit/Master-Thesis
die Einsicht in eine gesamtheitliche Wirklichkeit, durch einen „Seinszustand ohne
Störung im Geiste“ (Bley, 2006, S.14), im Gegensatz zum Alltagsbewusstsein, zu
erlangen. Durch die Definition wird klar, dass es nicht das eine Yoga, sondern
unterschiedliche Yogawege gibt, die ihrerseits alle das gleiche Ziel, die
Selbstverwirklichung verfolgen.
Nach Frauwallner (vgl. 1953, zitiert in Deutzmann, 2002, S.49) versteht der Inder
unter dem Begriff Yoga das Streben nach der erlösenden Erkenntnis durch
systematische Schulung des Körpers und Geistes durch unmittelbares Schauen
und Erleben. Weg und Ziel ist somit die Selbsterfahrung. Yoga ist daher keine
Lehre, sondern eine Methode, und kann als solche mit verschiedensten Lehren in
Verbindung treten. Bley (2006) fasst diesbezüglich treffend zusammen: „Yoga ist
an kein religiöses Glaubenssystem gebunden. Beschrieben, gelehrt, modifiziert
werden im Yoga nicht Glaubensinhalte, sondern Methoden, die auf einer subtilen
Kenntnis unserer körperlichen und psychischen Funktionsweise beruhen. Gerade
weil dieses Erfahrungswissen keine Glaubensinhalte zur Voraussetzung hat, kann
man unabhängig von der eigenen Weltsicht von der Yoga-Praxis profitieren.“ (ebd.
S.16)
4.1.1 Geschichte des Yoga
„Beyond time and space, truth is absolute, so yoga is“,
(Dallaghan, 2008, S.14)
Yoga hat eine über 5000-jährige Geschichte. Die ältesten bildlichen Funde gehen
auf Steinsiegel zurück, die in den Städten der Indus-Kultur (Harappa und Mohenjo
Daro) gefunden wurden. Die Steinsiegel, deren Alter auf über 5000 Jahre
geschätzt werden, zeigen eine Person in einer dem Lotussitz ähnlichen
Sitzposition.
Einen geschichtlicher Überblick von Yoga erhält man am besten am Überblick
über die indische Philosophie, da Yoga tief mit der indischen Kultur und Tradition
verwurzelt ist.
38

Diplomarbeit/Master-Thesis
Nachfolgend eine kurze Bestandsaufnahme basierend auf Deutzmann, 2002,
Amerbauer, 2000 und Dallaghan, 2008:
1. Prävedische Periode (3000 – 1500 v. Chr.)
Wie Eingangs erwähnt fand man die ersten yogischen Bildnisse auf
Steinsiegel bei Ausgrabungen in Harappa und Mohenjodaro. Zu dieser Zeit
herrschten naturreligiöse Vorstellungen, in der die Natur als Gottheit verehrt
wurde.
2. Vedische Periode (1500 – 800 v. Chr.)
Die Veden sind die ältesten überlieferten Textdokumente und gelten auch
heute noch als göttliches Wissen, als Wahrheit. Da sie mündlich von Lehrer
zu Schüler überliefert wurden, ist ihre Niederschrift häufig nicht mit dem
Entstehungszeitraum identisch. Die Veden bestehen aus unterschiedlichen
Abteilungen und beinhalten Hymnen hauptsächlich an Götter, priesterlichen
Gesang, Opfersprüche, Zaubersprüche und waren teilweise geheimen
Charakters. In den Veden finden sich bereits unterschiedliche Spuren
yogischer Techniken, oftmals mit unterschiedlicher Bezeichnung.
3. Upanishadische Periode (800 – 600 v. Chr.)
Die Upanishaden sind philosophische Kommentare zu den Veden. Sie
werden auch als Vedanta, Ende des Veda bezeichnet. Die
ursprüngliche Bedeutung des Wortes ist das Sitzen des Schülers zu Füßen
des Lehrers. Mit den Upanishaden endet das Wissen aus unmittelbar
göttlichen, offenbarten Wissen (Shruti). Alles was später kommt, gilt als
Smriti, das von Menschen interpretierte Wissen. Die Upanishaden stellen
die Basis des Yoga dar. Die Grundlehre besteht in der These von der
Identität der Weltseele (Brahman) mit der Individualseele (Atman).
Brahman wird im Vedanta als Schöpfergott gesehen. Auch die Lehren (die
im Yoga von zentraler Bedeutung sind) von Karma - Tatenvergeltung,
Samsara - dem Kreislauf der Wiedergeburten, und Moksha - die Idee der
persönlichen Befreiung, nimmt endgültig Gestalt an.
4. Epische Periode (600 - 200 v. Chr.)
39

Diplomarbeit/Master-Thesis
Die Samkya (oder als Sankya, Sankhya, Samkhya bezeichnet) Lehre ist
das älteste philosophische hinduistische System. Es wird dem sagenhaften
Seher Kapila zugeschrieben, wobei die älteste schriftliche Quelle die
Sankyakarika des Ishvrakrishna ist. Das Samkya System gilt als
ontologische Basis für das System des Yoga. Samkya ist eine Lehre der
Zweiheit. Die zwei Grundprinzipien sind purusha (die Individualseele, das
Selbst – der unveränderliche Wesenskern des Menschen) und prakriti
(materielle Erscheinungswelt, dazu gehören auch psychische Funktionen
wir z.B. der Geist; die Form der prakriti entscheidet sich nach den drei
gunas - Eigenschaften: sattva, rajas, tamas). Samkya ist atheistisch, es gibt
keinen Schöpfergott oder Schöpferakt, die Welt wird nicht erschaffen. Es
handelt sich um die Entwicklung von etwas, das schon immer existiert hat.
Das in der Begriffsdefinition erwähnte Epos Bhagavadgita ist das
bekannteste Zeugnis der epischen Literatur Indiens. Die Gita umfasst im
Wesentlichen drei Hauptwege des Yoga:
Karma-Yoga – der Weg des absichtslosen, selbstlosen Handelns
Bhakti-Yoga – der Weg der verehrenden Hingaba an Gott
Jnana-Yoga – der Weg der Erkenntnis durch Studium und Meditation
Die Bhagavadgita ist Teil des Mahabharata („das große Epos vom Kampf
der Nachkommen des Bharata“), diese ist die längste Dichtung der
Weltliteratur. Als Verfasser gilt der mythische Dichterweise Vyasa.
5. Sutra Periode (200 v. Chr. - 200 n. Chr.)
Patanjali's Yogasutren läuten die Sutra Periode und damit die klassische
Yogatradition ein. Der wissenschaftlich nicht klar einzuordnende Autor fasst
mit diesem, in kurzen Lehrsprüchen geschriebenem Buch, die aus der
Vergangenheit bekannten Yogalehren erstmalig zusammen. In 16 der 195
Sutren beschreibt Patanjali den achtgliedrigen Yogaweg, bezeichnet als
Ashtanga Yoga.
6. Mittelalterliche Periode (200 n. Chr. - 1800 n. Chr.)
40

Diplomarbeit/Master-Thesis
Aus der heutigen Betrachtung zeigt sich, dass Patanjalis achtgliedriger Pfad
immer das Kernstück, die methodische Basis für alle folgenden
Yogavarianten darstellt. Als Yogavarianten Beispiele seien genannt:
Hatha-Yoga – Körper und Atem
Mantra-Yoga – Rezitation von Silben und Klängen
Yantra-Yoga – Meditation auf Bilder und Symbole
Laya-Yoga – Willenskraft
Die wichtigsten mittelalterlichen Texte wie Hatha-Pradipika, Gheranda-
Samhita und Shiva-Samhita beziehen sich auf die körperorientierte
Methode des Hatha-Yoga. In der Literatur ist man aber allgemein der
Auffassung, dass die darin beschriebenen Praktiken schon seit alters her
bekannt waren, dass sie selbst im Indien des vedischen Zeitalters bekannt
waren.
7. Moderne Periode (ab 1800 n. Chr.):
Der heute verbreitete Yoga unterscheidet sich vom traditionellen Yoga vor
allem hinsichtlich der Motivation der Übenden. Im traditionellen Sinn war
das Ziel des Yoga und die Motivation es zu praktizieren die
Selbstbestimmung, die spirituelle Befreiung und die vollständige geistige
Wachheit des Menschen und nur wenige Menschen folgten diesem Weg.
Heute wird Yoga hauptsächlich im Interesse der Gesundheit geübt. Die
Begleiterscheinung der Hatha-Yogapraxis wie physische und psychische
Gesundung steht im Mittelpunkt der Motivation der Übenden.
Wie aus dem kurzen geschichtlichen Überblick ersichtlich, ist Patanjalis Asthanga
Yoga die Basis für heutige Yogaarten. Nachfolgend ein detaillierterer Blick auf
Patanjali's Ashtanga Yoga System.
4.1.2 Patanjali's Ashtanga Yoga
Ashtanga leitet sich aus den Sanskritwörtern „Ashta“ und „Anga“ ab (Swenson,
2007, S.6). Aus dem Sanskrit übersetzt bedeutet „Ashta“ acht und „Anga“ Glied
41

Diplomarbeit/Master-Thesis
(ebd.). Ashtanga Yoga kann somit als der „achtgliedrige“ Yogapfad verstanden
werden. Der Ashtanga Yoga wurde vom indischen Weisen Patanjali im zweiten
Teil des Textes Die Yoga Sutren beschrieben. Dieser auf 195 Sanskrit-Versen
aufbauende Text ist in vier Teile gegliedert und versteht sich als Leitfaden des
Yoga (Swami Satchidananda, 2008). Patanjali war der erste, der die bis dahin nur
mündlich weitergegebene Lehren schriftlich zusammengefasst hat. Über das
Leben von Patanjali ist sehr wenig bekannt (vgl. Desikachar, 2006, S.62). Die
Yogasutren erklären in 195 Versen die zentralen Begriffe und die Methoden um
zum Ziel des Yoga, die Erkenntnis des Selbst durch zur Ruhe Bringung des
Geistes - „Yogas citta vritti nirodah“ zu erreichen. In 16 der 195 Sutren beschreibt
Patanjali den achtgliedrigen Yogaweg, den Ashtanga Yoga, mit konkreten
Methoden und Techniken (vgl. Deutzmann, 2002, S.66). Patanjali betont dabei
zwei zentrale Begriffe, die die Hauptmittel zur Erreichung des Yogaziels darstellen
(ebd. S.105):
1. Abhyasa meint die regelmäßige Yoga Praxis, also die psychophysischen
Übungen über einen langen Zeitraum mit einer Einstellung von starker
Entschlossenheit und Überzeugung zu üben.
2. Vairaghya bezeichnet die Loslösung, meint die Kultivierung einer inneren
Distanz oder Losgelöstheit.
4.1.2.1.1 Die acht Glieder des Asthanga Yoga
Ein Überblick über die acht Glieder des Ashtanga Yoga findet sich in der
nachfolgenden Tabelle.
Zu den acht Gliedern des Ashtanga Yoga gehören Yama und Niyama. Yama und
Niyama können als Regeln zur Kultivierung des Denkens und Handelns
verstanden werden (vgl. Deutzmann, 2002, S.91).
Weitere Glieder sind Asana (Körperhaltungen), Pranayama (Atemkontrolle),
Pratyahara (Zurückziehen der Sinne), Dharana (Konzentration), Dhyana
(Meditation) und Samadhi (Kontemplation) (vgl. Scott, 2000, S.14ff).
42

Diplomarbeit/Master-Thesis
Yama wird in fünf moralische Prinzipien unterteilt die darauf hinweisen, wie
Individuen mit anderen Menschen, Lebewesen und der Umwelt interagieren
sollen, damit sie ein erfülltes und harmonisches Leben führen können (vgl. Scott,
2000).
Bei den fünf Niyamas stehen das Erlangen von Zufriedenheit, die körperliche
innere und äußere Reinheit sowie die spirituelle Entfaltung im Vordergrund (vgl.
Scott, 2000).
Deutzmann (vgl. 2002, S.105ff) sieht in der Auseinandersetzung mit den Yamas
und Niyamas Implikationen, die zu sozialem und ökologischem Verhalten
beitragen können, also eine Wertorientierung vermitteln, die nicht nur auf die
Befriedigung materieller Interessen ausgerichtet ist. Die Begründung dafür ist aber
weder moralisch noch ethisch, so Deutzmann (ebd.), sie entsteht aus
Eigeninteresse und dem Bewusstsein der sozialen und kosmologischen
Eingebundenheit.
Yamas und Niyamas erscheinen auf den ersten Blick wie die 10 Gebote.
Deutzmann (2002) weist jedoch auf den Unterschied hin, der darin liegt, dass
Yamas und Niyamas: „eine selbstgewählte Einstellungs- und Verhaltenshygiene
darstellen, um leidvolle Spannungen durch Verwicklungen und Konflikte mit sich
oder anderen zu vermeiden “ (S.107). Es geht nicht darum störende Emotionen
zu unterdrücken, denn dies würde wieder psychische Spannungen hervorrufen.
Derartige Emotionen und Impulse sollen wahrgenommen, akzeptiert und auf dem
Weg der Yogaübungen bemeistert werden (ebd.).
Zum dritten Glied gehören Asana (Körperhaltungen). Durch das Ausüben von
spezifischen Körperstellungen ist der Übende in der Lage Ausdauer, Kraft,
Beweglichkeit und Beständigkeit des Geistes aufzubauen (vgl. Scott, 2000).
Deutzmann (vgl. 2002, S.109) unterstreicht die psychische Wirkung von Asanas,
weil sie den körperlichen Ausdruck psychischer Instabilität beseitigen. Es geht
neben dem Aufbau von Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer in erster Linie darum
die Spannung auf physischer Ebene abzubauen. Asanas regulieren den
43

Diplomarbeit/Master-Thesis
Muskeltonus und bringen neuromuskuläre Impulse ins Gleichgewicht. Ist das
Sitzen für eine bestimmte Zeit ohne Entstehung von Unbehagen möglich, so kann
der Übende mit der Ausübung des vierten Glieds (Pranayama) und des fünften
Glieds (Pratyahara) beginnen (vgl. Scott, 2000, S.16f).
Pranayama meint Atemverlängerung oder -ausweitung. Pranayama, als bewusste
Atemkontrolle, stellt eine Methode zur Kontrolle des Verstandes dar (ebd.).
Durch das fünfte Glied Pratyahara soll die innere Wahrnehmung durch das
Zurückziehen der Sinne gesteigert werden. Pratyahara stellt unter den acht
Gliedern eine Sonderstellung dar, indem es die Brücke zwischen der äußeren
Welt und der inneren Welt schlägt. Durch Pratyahara beginnen wir unsere Sinne
nach innen zu lenken, beispielsweise durch beobachten unseres Atmens. Im
Versuch unsere Konzentration auf einen Punkt, auf ein Objekt zu richten,
beginnen wir mit dem üben von Meditation. Erst wenn der Übende in der Lage ist,
trotz auftretender Gedanken, Empfindungen und Geräusche seine Wahrnehmung
nach innen zu lenken, kann er einen tiefen Konzentrationszustand, deren
unterschiedliche Intensitäten in den Gliedern Dharana, Dhyana und Samadhi
beschrieben ist, erlangen.
Die Verbindung des fünften, sechsten und siebten Gliedes (Pratyahara, Dharana
und Dhyana) bewirkt einen Zustand tiefer Meditation, in welchem Gedanken
aufhören zu existieren (ebd.). Der Höhepunkt aller acht Glieder ist die Erlangung
des Samadhi, der vollständigen geistigen Wachheit, die höchste, göttliche
Gegenwertigkeit, das absolut höchste Bewusstsein, der Einswerdung mit Gott
(ebd.).
44

Kriya-
Yoga
Raja-
Yoga
Yama Ahimsa
Diplomarbeit/Master-Thesis
Gewaltlosigkeit
Satya Wahrhaftigkeit
soziales Verhalten
Asteya
Brahmacharya
Nicht-Stehlen
Mäßigung
äußere Disziplin
Niyama
Aparigraha Frei sein von Besitzgier
Sauca Reinheit
Santosha Zufriedenheit
persönliches Verhalten
Tapas
Svadhyaya
Disziplin
Studium
innere Disziplin Ishvara Pranidhana Hingabe zum Höchsten
Asana Körperhaltungen
Pranayama Atemkontrolle oder Atemverlängerung
Pratyahara Zurückziehen der Sinne
Dharana Konzentration
Dhyana Meditation
Samadhi Vollständige geistige Wachheit
Tabelle: Dallaghan, 2008, S.17f.
In seinen Lehren betont Patanjali, dass die acht Glieder in der genannten
Reihenfolge ausgeführt werden sollen, damit sich Körper, Geist und Verstand zu
einer Gesamtheit vereinigen können (vgl. Scott, 2000).
Die acht Glieder bauen aufeinander auf, so ist beispielsweise eine fundierte
Asanapraxis für die Ausübung von Pranayama unerlässlich (vgl. Miele, 2007, S.4).
Sobald eine Person in den nach außen gerichteten Gliedern - Yama, Niyama,
Asana, Pranayama, Pratyahara – fest verwurzelt ist, können sich die nach innen
gerichteten Glieder – Pratyahara, Dharana, Dhyana und Samadhi – von selbst mit
der Zeit entfalten (ebd.).
Iyengar ist der Meinung, dass gewöhnliche Menschen nur auf dem Weg der
körperlichen Übungen zu einem ausgeglichenen Bewusstsein gelangen und so
Patanjali's vorgeschlagene psychologische Einstellungsänderungen (vgl. Yama
und Niyama) erfassen können. Vor allem durch die Übungsglieder Asana und
Pranayama, diese dienen zur Formung eines veränderten psychologischen
45

Diplomarbeit/Master-Thesis
Haltungsmusters, die eine Folge des Reinigungsprozesses ist (zitiert in
Deutzmann, 2002, S.115).
4.1.3 Hatha Yoga
Wie aus der Geschichte des Yoga ersichtlich, ist der körperorientierte Hatha Yoga
(Deutzmann spricht auch vom „angewandten Yoga“, 2002, S.109) heute die im
Westen bekannteste Yogamethode die wie alle Yogaarten, auf Patanjalis Yoga
Sutren basieren.
Während im Yoga-System Patanjali's der Fokus auf dem Geist liegt, steht im
Hatha Yoga der Körper im Mittelpunkt und deshalb wird er auch als Weg des
Körpers, als kraftvolles Yoga bezeichnet (vgl. Deutzmann, 2002, S.73). Das Ziel
bleibt dabei das gleiche, nämlich die Kontrolle über mentale Prozesse, um den
Geist zu einem Instrument des Erkennens der Wahrheit zu machen (ebd.).
Der Hatha Yoga beschreibt exakt systematisierte Techniken bestehend aus
Körperübungen (Asana), kombiniert mit Atemtechniken (Pranayama) sowie
Entspannungs- und Meditationsübungen. Hatha-Yoga basiert auf der Idee, dass
Prana (die allen Lebensäußerungen zugrunde liegende Lebensenergie) in Nadis
(spezielle funktionelle Bahnen) durch den Körper fließt, wobei Prana den Körper
strukturell und funktionell konstituiert und erhält. „Ha“ steht für das Symbol der
Sonne und meint die katabolen, Energie und Wärme bereitstellenden Prozesse.
„Tha“ steht für das Symbol des Mondes und meint anabole, Energie auffüllende
Prozesse. Das Ziel des Hatha-Yoga ist ein dynamisches Gleichgewicht zwischen
diesen beiden Grundprinzipien (vgl. Bley, 2006, S.14ff).
Ein zentrales Argument der Dualität in den Asana liefert Patanjalis Yoga Sutra
II.46: Sthira-Sukham-Asanam. Sinngemäß übersetzt sagt es uns wie wir Asanas
üben sollen, mit „stability and comfort“ (Dallaghan, 2008, S.20). Ziel ist die
Vereinigung zweier gegensätzlichen Kräfte. Am Beispiel der Körperstellung ist es
das finden einer Balance zwischen Aktivität und Entspannung.
46

Diplomarbeit/Master-Thesis
Deutzmann's (vgl. 2002, S.77, S.93) fasst Merkmale der Yogawege wie folgt
zusammen
4.1.3.1.1 Gemeinsame Merkmale der Yogawege
1. Es gibt Systeme von Verhaltensweisen, die die Beziehung zur sozialen
Umwelt und zu sich selbst formal regeln, mit dem Ziel Leid verursachende
Spannungen und daraus resultierende Handlungen mit den zu erwartenden
negativen Rückwirkungen zu vermeiden.
2. Der Yoga ist an den bewussten Vollzug von körperlichen und psychischen
Übungen gebunden, die regelmäßig ausgeführt werden sollen. Körper und
Geist sollen in eine optimale Verfassung gebracht werden, weil sonst keine
höhere Erkenntnis möglich ist.
3. Die Übungen werden in bewusster gedanklicher Konzentration
durchgeführt. Ziel ist die Befreiung aus dem Leiden durch den Akt oder
Prozess der Selbsterkenntnis.
4. Der Yoga strebt nach einer harmonischen Integration der
psychophysischen, sozialen und spirituellen Seinsebene an und beinhaltet
die Entwicklung einer von Liebe und Achtung getragenen Haltung der
Mitwelt gegenüber. Angestrebt wird ein Zustand von Glück und
Zufriedenheit, der stabil ist gegenüber wechselnden äußeren Umständen
und inneren Zuständen.
5. Gedankliche Konzentration meint eine passivierte Bewusstseinseinstellung,
in Form von „sich beobachten“ im Gegensatz zu aktiver Konzentration wie
beispielsweise beim Kopfrechnen.
Zur Beschreibung einer detaillierten Hatha-Yoga-Methode siehe Ashtanga
Vinyasa Yoga im folgenden Kapitel der Arbeit.
47

4.2 Yogaforschung
Diplomarbeit/Master-Thesis
Nach Bley (2006) hat die aktuelle Yogaforschung vor allem einen pragmatischen,
aus dem Bereich der empirischen Erkenntnis kommenden Zugang, in dem es das
Messbare misst, ohne den Anspruch zu haben, damit das gesamte Yogasystem
erklären zu können (ebd., S.19ff). In einer derartigen Evaluationsforschung
messbar, so Bley (2006), sind psychische, physiologische und soziale
Veränderungen in Folge der Yogapraxis.
Auch Fuchs (2000) teilt in seinem Überblick die wissenschaftliche Yogaforschung
in psychologische, physiologische und sozialwissenschaftliche Studien ein.
Die naturwissenschaftliche, empirische Yogaforschung begann Anfang des 20.
Jahrhunderts und untersuchte primär physiologische und gesundheitsbezogene
Fragestellungen. Wegweisend waren das indische Yogaforschungsinstitut
Kaivalyadhamana in Lonavla, sowie Forschungseinrichtungen in Europa und in
den USA (vgl. Bley, 2006, S.20).
Neben wissenschaftlichen Yogastudien liegen zahlreiche Studien vor, die
außerhalb von wissenschaftlichen Einrichtungen durchgeführt worden sind und
deshalb häufig Mängel in der Qualität ihrer methodischen Vorgehensweise
aufweisen (vgl. Bley, 2006, S.21).
Auch Viveka (2010) weist daraufhin, dass viele Studien über Yoga methodische
Fehler, wie nicht randomisierte Teilnehmerzuteilung und fehlende Kontrollgruppen
aufweisen, gleichzeitig aber die Zahl an informativen korrekten Untersuchungen
zunimmt. Diese aktuellen Studien sind vorwiegend in englischer Sprache und
kommen hauptsächlich aus den USA und Indien (vgl. Bley, 2006, Viveka 2010).
Bevor wir die Wirkung der Yogapraxis zusammenfassend darstellen, möchten wir
noch auf die Frage eingehen, wie sich der Gesundheitsbegriff in traditionelle
Yogakonzepte einordnen lässt.
48

4.2.1 Yoga und Gesundheit
Diplomarbeit/Master-Thesis
„Im Mittelpunkt steht die Körper- und Selbsterfahrung
und das Herausfinden dessen, was zum gegebenen Zeitpunkt gut tut.“
(Deutzmann, 2002, S.180)
Deutzmann (2002) hat den Gesundheitsbegriff aus den Quellentexten des Yoga
herausgearbeitet.
Von den Upanishaden, über die Bagavadgita bis zu Patanjalis Yoga Sutren ist
Gesundheit Thema der Schriften. So sprechen die Upanishaden von der
Gesundheit als Wirkung der Yogapraxis, die Bagavadgita sieht den Körper des
Menschen als Ausdruck des Göttlichen und einen schädigenden Umgang als
Ausdruck von Unwissenheit (vgl. Deutzmann, 2002 S.95f). Patanjali sieht
Gesundheit und Krankheit als Prozessgeschehen (ebd., S.112). Er definiert
Gesundheit als Abwesenheit von störenden Faktoren, und betont gleichzeitig das
Krankheit bzw. Störfaktoren Hindernisse auf dem Weg zu einem harmonischen,
ausgeglichenen Zustand der Gesamtpersönlichkeit sind (ebd., S.98).
Das Erlangen dieses Integrierten Zustands in Form eines psychischen,
physischen und sozialen Gleichgewichts, sieht Patanjali dabei als Produkt eigener
Anstrengung (ebd., S.111). Der Mensch, so Deutzmann, wird bei Patanjali als
lern-, veränderungsfähig und eigenverantwortlich angesehen (ebd., S.112).
Gesundheit, so Deutzmann: „ist in diesem Sinne ein Zustand umfassenden
körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens – wie dies in der bekannten
Definition der WHO ausgedrückt ist“ (ebd., S.113).
4.2.1.1.1 Störungen und Hindernisse (vikshepas) bei Patanjali
Das indische Denken hat sich seit jeher mit den grundlegenden Beziehungen des
Menschen mit der Welt befasst und seine Verstrickungen mit der Welt untersucht
(vgl. Deutzmann, 2002, S.84). Dabei wurden Leid verursachende
Grundbedingtheiten erkannt die Patanjali als kleshas (angeborene oder
dauerhafte Störungen wie beispielsweise die Ichverhaftung) und antarayas
49

Diplomarbeit/Master-Thesis
(erworbenen oder vorübergehende Störungen wie beispielsweise Krankheit)
bezeichnet (ebd.).
Nach Eliade (zit. In Deutzmann, 2002, S.85) ist die Vergänglichkeit der
menschlichen Existenz und die Frage nach einem Ausweg aus der Angst und
Verzweiflung, die mit dem Bewußtwerden der Zeitlichkeit einhergeht die zentrale
Frage und der Urgrund aller Bedingtheiten. Bedingtheiten oder kleshas sind
demnach spezifische Verhaltensweisen, die der Natur des Geistes entsprechen
und die der Yogaübende durch verschiedene Methoden zu erkennen und zu
meistern versucht (ebd.). Kleshas führen zu geistigen Spannungen oder Konflikten
und können sich als somatische Störungen manifestieren (ebd., S.97f).
Im nachfolgenden ein kurzer Überblick über kleshas und antarayas (vgl.
Deutzmann, 2002, S.100f.) nach Patanjali.
4.2.1.1.2 Kleshas – angeborene, dauerhafte Störungen
• Avidya – Unwissenheit über die wahre Natur der Dinge, die Verwechslung
der Ich-Heit mit dem Selbst (das Wurzelklesha, aus dem die anderen
resultieren)
• Asmita – das Ego-Bewusstsein (Je stärker, desto stärker erlebt sich der
Mensch getrennt von der Welt und von anderen)
• Raga – Anhaften; Dinge oder Menschen haben und behalten wollen (Je
stärker die Anhaftung ist, desto größer das Leid)
• Dvesa – Aversion oder Abneigung (vor unangenehmen Dingen oder
Situationen)
• Abhinivesa – Angst vor dem Tod
4.2.1.1.3 Antarayas – erworbenen, vorübergehende Störungen
• Vyadhi – Krankheit
• Styana – geistige Trägheit
• Samsaya – Zweifel, Mangel an Zuversicht, Depression
• Pramada – Nachlässigkeit
50

• Alasya – Faulheit, physische Lethargie
• Avirati – Gier
• Bhranti-darsana – falsche Anschauung, Illusion
Diplomarbeit/Master-Thesis
• Alabdhabhumikatva – Unfähigkeit das gewünschte Yogaziel zu erreichen
• Anavasthitatvani – Unfähigkeit das Ziel zu halten
Nach Patanjali treten bei diesen seelisch-geistigen Störungen psychosomatische
Begleiterscheinungen wie Schmerz, Leid, Depression, Zittern, Störung des
Atmungsrhythmus und Unkoordiniertheit der Körperbewegungen auf.
(Unbewusste) Emotionen bewirken körperliche Veränderungen und die
Yogatechniken (Yama, Niyama, Asana, Pranayama und Meditation) wurden dazu
entwickelt die auf psychischer und physischer Ebenen wirkenden
Ungleichgewichte zu überwinden (vgl. Deutzmann, 2002, S.101).
Bley (2006) sieht am Fehlen eines eigenen Klassifizierungs- oder Diagnosesystem
für Erkrankungen oder Störungen, das Yoga kein klassisches Medizin- oder
Heilungssystem ist. Trotzdem, so Bley (ebd.) gibt es Heilerfolge die durch die
Yogapraxis beschrieben und die neuzeitlich auch durch Studien wissenschaftliche
belegt werden konnten.
Wie aus der Begriffsdefinition ersichtlich, ist das traditionelle Ziel des Yoga die
Selbstverwirklichung im Sinne eines Seienszustand ohne Störungen im Geiste.
„Dieser Idealzustand lässt sich aber nur dann erreichen, wenn alle Hindernisse
und Störfaktoren beseitigt werden, die diesem Idealzustand entgegenstehen“
(Bley, 2006, S.14). In der Auseinandersetzung mit verschiedensten Störfaktoren,
so Bley (ebd.), wurden mit dem Yoga Methoden und Empfehlungen entwickelt,
diesen entgegenzuwirken. „Eine ausgewogenen Lebensweise, eine gelassene,
liebevolle Einstellung und die Reduktion psychischer Spannungen, Blockaden und
Illusionen bilden dabei die Basis … ergänzt durch spezifische Übungsprogramme,
die Körper, Atmung und mentale Prozesse einbeziehen“ (Bley, 2006, S.14).
51

Diplomarbeit/Master-Thesis
Fuchs (vgl. 2000, S.24) kommt in seiner Darstellung von Yoga im Spiegel der
Wissenschaft zum Schluss, dass Yoga hervorragende und einzigartige Ergebnisse
in der Erhaltung und Wiederherstellung der menschlichen Gesundheit liefert. Bei
gesundheitlichen Yogawirkungen handelt es sich somit nicht nur um die
Prävention sondern im Wesentlichen um die Förderung von Gesundheit, so Bley
(2006).
Der folgende Abschnitt vedeutlicht die Wirkung der Yogapraxis.
4.2.2 Wirkung der Yogapraxis
Deutzmann (2002) hält nach seiner Umfassenden Recherche über die Wirkung
der Yogapraxis fest: „Eine integrierte Yogapraxis führt zu einem hohen Maß an
physischer und psychosomatischer Kontrolle. Die in diesem System entwickelten
Übungen bieten optimale Möglichkeit, die Adaptionsstörungen des modernen
Menschen an sich wandelnde Umweltbedingungen auszugleichen. Yoga lehrt,
körperliche Stärke mit emotionaler Widerstandskraft zu verbinden“ (S.169). Unter
einer integrierte Yogapraxis versteht Deutzmann (vgl. 2002, S.164) dabei die
Integration von ethischem Verhalten in den Alltag, Körperübungen, Atemübungen,
Reinigungstechniken und Meditationsformen mit dem Ziel des harmonischen
Miteinander von Körper, Geist, Emotionen sowie den Beziehungen zur sozialen
und natürlichen Umwelt.
Deutzmann (2002, S.165ff) fasst unter Berücksichtigung der unterschiedlichen
Yoga- Übungsgruppen (Asana, Pranayama, Bhandas und Mudras, Kriyas,
Meditation) folgende Auswirkungen einer regelmäßigen Yogapraxis zusammen:
4.2.2.1 Allgemeine Wirkungsebene
• Erlernen einer Entspannungstechnik
• bewusstes Ernährungsverhalten
• gleichmäßige Bewegung, Dehnung und Durcharbeitung des Körpers
52

Diplomarbeit/Master-Thesis
• Gesunderhaltung aller lebenswichtigen Systeme des Körpers (Wirbelsäule,
Atmung, Verdauung, Stoffwechsel, Nervensystem)
• emotionale Stabilität
• Stressresistenz
• optimale vegetative Balance
• Entwicklung des Körperbewusstseins im Sinne der Kultivierung des
Muskelsinns, verfeinerter Organempfindungen, erhöhter Tiefensensibilität
und verbessertem Körperschema, psychosomatische Integration
• Übernahme von Eigenverantwortung
• hohes Maß an Selbstkontrolle ohne Zwanghaftigkeit
4.2.2.2 Skelettmuskulatur
• Ökonomisierung und Rationalisierung des Muskeleinsatzes
• Subtile Beherrschung der Muskulatur
• Abbau von Muskelverspannungen
• Verbesserung der Muskeldurchblutung
• Kräftigung und gleichmäßige Entwicklung der Skelettmuskulatur, vor allem
hinsichtlich der Ausdauerfähigkeit
• Abbau von Ungleichgewichten in der Körperstatik, Korrektur von
körperlichen Fehlhaltungen
• Ausgleichende Regulation der Muskeltonus (Eutonie) mit positiven
Auswirkungen auf die vegetative Balance und das psychische, emotionale
Befinden
4.2.2.3 Wirbelsäule
• Pflege der Beweglichkeit und Gesundheit der Wirbelsäule
• Kräftigung der rumpfaufrichtenden Muskulatur
• Ausgleich von Schwächen der Wirbelsäulenmuskulatur
53

4.2.2.4 Gelenke und Bandscheiben
• Erhöhung der Beweglichkeit in allen Gelenken
Diplomarbeit/Master-Thesis
• Verbesserter Stoffwechsel in Gelenken, Knorpel und Bandscheiben im
Sinne einer Physiotherapie mit körpereigenen Mitteln
4.2.2.5 Herz-Kreislaufsystem
• Stärkung von Herz- und Kreislauf ohne Gefahr der Überforderung
• Gefäßtraining für das arterielle System
• Gesunderhaltung der Venen und Unterstützung der Lymphdrainage
• Verbesserte Durchblutung aller Körpergewebe einschließlich Lungen,
Eingeweide und Gehirn
4.2.2.6 Atmung
• Erfahrung des Atems und der Wechselwirkung von psychischen,
somatischen Zuständen und der Atmung
• Verbesserung der Spontanatmung durch Stärkung und Flexibilisierung von
Zwerchfell, Bauchmuskeln, Zwischenrippenmuskeln
• Verbesserung der Lungenventilation und der Elastizität der Lungengewebe
• Verbesserung der Lungenfunktion
• Tonisierung des Beckenbodens
• Korrektur von Fehlatmungsmustern
• Beseitigung von Verunreinigungen in den Atemwegen
• Abhärtung gegen Umwelteinflüsse
• Beeinflussung der Emotionen durch bestimmte Atemformen
4.2.2.7 Innere Organe
• Stimulation und Massage aller inneren Organe
• Verbesserung der Funktion der Verdauungsorgane
• Verbesserung der Funktion der Ausscheidungsorgane
54

Diplomarbeit/Master-Thesis
• Intensivierung des Stoffwechsels und Abbau schädlicher Toxine
• Unterstützung der körperlichen Selbstreinigungsmechanismen durch
Reinigungsübungen mit Trainingseffekten für das vegetative Nervensystem
• Mechanische Reinigung des Nasen-Rachenraumes und des Magen
Darmtraktes
4.2.2.8 Nervensystem
• Verschiebung der vegetativen Ruhelage in Richtung einer mehr
parasympatischen Reaktionslage
• Erhöhung der vegetativen Balance und vegetativen Effizienz
• Leistungssteigerung des sensomotorischen Steuerungssystems
• Schulung der Konzentrationsfähigkeit
• Erwerb eines außergewöhnlichen vegetativen Steuerungsvermögens sonst
autonomer Funktionen (Herzschlag, Blutdruck, Reflexe)
• Leistungs-, Konzentrations- und Gedächtnissteigerung
• Verbesserung von holistischem und kognitivem Modus der Hirntätigkeit
4.2.2.9 Psychische Effekte
• Schulung eines psychophysischen Haltungsmusters im Sinne von stabil
und gelöst
• erhöhte Selbsterkenntnis durch Beobachtung von Reaktionsmustern und
Verhaltensweisen
• gesteigerte Selbstwahrnehmung ohne negative Bewertung
(Selbstakzeptanz)
• Erleben von Zusammenhängen zwischen körperlichen und geistigen
Prozessen
• Abbau psychischer und physischer Anspannung
• gesteigerte Stress-Resistenz
• Verminderung von Angst
55

• Zulassen von Gefühlen
• verminderte Aggressivität
• stärkere emotionale Ausgeglichenheit
• psychisches Gleichgewicht
• verbesserte Gesamtstimmung
• subjektives Gefühl der Frische und Kraft
• Integration von Schattenanteilen der Persönlichkeit
• höheres Maß an Toleranz und Offenheit
Diplomarbeit/Master-Thesis
• Erweiterung der Ausdrucks-, Wahrnehmungs- und Erlebnisfähigkeit –
höheres Maß an Selbstkontrolle
• vermehrter Einfalls- und Ideenreichtum, höhere Kreativität
• Entautomatisierung des Bewusstseins
• stabileres Ich-Bewußtsein
• Stärkung der Gesamtpersönlichkeit
• höheres soziales Verantwortungsbewusstsein
• bessere Integration von Lebensstil und Bedürfnissen
• geringere Toleranz gegenüber schädigenden, ungesunden Belastungen
4.2.2.10 Psychosoziale Effekte
• Auseinandersetzung mit eigenen Verhaltensmustern und Reaktionsweisen
• bewusstere Gestaltung der Sozial- und Umweltbeziehungen
• verringerte Toleranz gegenüber schädlichen Verhaltensweisen und
Strukturen
• größere innere Unabhängigkeit gegenüber unvermeidbaren Belastungen
durch veränderte Bewertungsmuster
4.2.3 Yoga und Stress
Wie aus dem ersten Kapitel ersichtlich sind in unserer Gesellschaft
(schädigenden) Kompensationsmechanismen häufig, die einer Stressbelastung
56

Diplomarbeit/Master-Thesis
entgegen- und ausgleichend wirken. Stress kann eine chronisch gesteigerte
Aktivierung des Organismus verursachen, die sich in chronischer Verspannungen
bestimmter Körperteilen und in verschiedenen psychosomatischen
Stresskrankheiten (psychische Ursachen die somatische Krankheiten nach sich
ziehen) widerspiegeln (vgl. Deutzmann, 2002, S.138f).
Nach Deutzmann (vgl. 2002, S. 114) beinhaltet der Yoga Methoden, um
Störungen des Wohlbefindens, die aus der Interaktion des Individuums mit der
sozialen Umwelt resultieren, auf der Ebene der Kognitionen, der Emotionen, der
Wahrnehmung und des Verhaltens zu regulieren. Eine integrierte Yogapraxis führt
zu einem subjektiven Gefühl der Entspannung, Angst, Aggression und Reizbarkeit
wird reduziert, unterdrückte Emotionen kommen zum Vorschein, so Deutzmann
(vgl. 2002, S.138).
Die Asana-Praxis führt zu einem subjektiven Gefühl der Frische und voller Energie
zu sein bei gleichzeitiger innerer Ruhe und Ausgeglichenheit (ebd., S.139). Durch
die Sensibilisierung mittels der Asana-Praxis kann der Übende seine
Körperwahrnehmung insgesamt verbessern, er erkennt negative Signale frühzeitig
und kann rechtzeitig reagieren (ebd.). Der Übende lernt in den Übungen seine
Reaktionsmuster und Verhaltensweisen besser kennen, seine Selbsterkenntnis
wächst, damit wächst auch die Möglichkeit, stärker lebens- , umwelt-, und
verhaltensgestaltend initiativ zu werden und den Lebensstil mit den eigenen
Bedürfnissen besser in Einklang zu bringen (ebd.).
Zusammenfassend enthält der Yoga eine Reihe von wissenschaftlichen
empfohlenen Stressbewältigungsmethoden: Entspannung, Meditation, Bewegung,
Stretching und die Etablierung eines gesunden Lebensstiles. Gleichzeitig bewirkt
die Yogapraxis den Abbau und die Vermeidung gesundheitsschädigender
Kompensationsmechanismen wie Rauchen, Alkohol-, Medikamenten- und
Drogenkonsum und auf Dauer die Verbesserung der sozialen Kontakte (vgl.
Deutzmann, 2002, S. 173).
57

Diplomarbeit/Master-Thesis
Folgende Bewältigungsdimensionen werden dabei gestärkt (Deutzmann, 2002, S.
174):
• die physische Ebene durch Abbau der Stressreaktionen und Erhöhung der
Stressresidenz durch Bewahrung eines inneren Gleichgewichts
(Kultivierung einer inneren Distanz bei gleichzeitig entschlossenem und
überzeugtem Handeln!)
• die psychische Ebene durch Regulation von Emotionen, positiveres
Selbstbild, Gelassenheit, Annehmen und Loslassen-Können.
• die kognitive Ebene durch Änderung von Bewertungsmustern
• die instrumentelle Ebene durch Veränderung negativer Strukturen im
Sozial- und Beziehungsgefüge, verminderte Toleranz gegenüber
schädlichen Lebensbedingugen
4.2.3.1.1 Exkurs: Follow-up Studie
Marjanovic-Füreder (2010) hat in ihrer Diplomarbeit mit dem Titel „Yoga und seine
psychischen Auswirkungen“ eine aktuelle empirische Follow-up Studie zum
Thema herausgebracht. Sie nennt eine Reihe von kontrollierten und
randomisierten Studien zu den Themen Ängstlichkeit, Depressivität und
Stressverarbeitung. Die Ergebnisse zeigen schon nach kurzen Yogainterventionen
eine signifikante Verbesserung der Faktoren (ebd., S.18ff).
4.2.4 Yoga und Gesundheitsförderung
Deutzmann (vgl. 2002, S.178ff) nennt folgende Gründe warum Yoga den vielen
Anforderungen und grundlegenden Bestimmungen der Prävention und
Gesundheitsförderung entspricht:
Yoga
• empfiehlt eine bewusste, verantwortliche und maßvolle Lebensführung
• bietet regelmäßige Bewegung und Entspannung
58

Diplomarbeit/Master-Thesis
• übt die psychosomatische Integration, indem das Verhältnis von Psyche
und Körper eng geknüpft wird. Es entsteht dadurch eine verfeinerte
Sensibilität gegenüber schädlichen Einflüssen und schädigenden
Kompensationsmechanismen.
Eine regelmäßige (integrierte) Yogapraxis
• bedeutet eine regelmäßige Nachregulierung des homöostatischen
Gleichgewichts und
• intendiert eine gesunde Ernährung (mitahara), Nichtrauchen und einen
maßvollen Umgang mit Genussmitteln
• fördert Stressabbau und erhöhte Stressresistenz
• ist eine wirksame Vorbeugung gegen psychosomatische und chronisch-
degenerative Erkrankungen.
Yoga hilft dabei, sich über die eigenen Lebenssituation und die eigenen
Lebensziele klarer zu werden, die Situationen des Lebens anzunehmen und das
Beste daraus zu machen (vgl. Deutzmann, 2002, S.180). Grundlage der
Motivation und entscheidender Zugang zum Yoga, so Deutzmann, wird aus den
positiven Erfahrungen gewonnen, die man mit ihm macht. Die Lebendigkeit und
die Energie die man nach einer Yogapraxis empfindet macht Gesundheit als
verbessertes Wohlbefinden erlebbar (ebd.).
Zum Abschluss dieses Kapitels möchten wir noch Mukerji und Spiegelhoff („Yoga
und unsere Medizin“ zitiert in Deutzmann, 2002, S.169) zitieren. Sie sehen im
Yoga einen einzigartigen Zusammenklang von körperlicher und geistiger
Betätigung und eine Bestätigung seiner gesundheitlichen Funktion in
wissenschaftlich gut erforschten Teil- und Nachbargebieten, die sich aus dem
Yoga abgeleitet haben (vgl. Reiche & Völpel, 2005, S.42), wie beispielsweise dem
autogenen Training oder der progressiven Muskelentspannung nach Jacobsen.
59

Diplomarbeit/Master-Thesis
Yoga sei, so Mukerji und Spiegelhoff (ebd.) jedoch diesen Methoden vorzuziehen,
da sich die erwähnten Methoden als zu einseitig erweisen würden.
4.3 Zusammenfassung: Yoga und Yogaforschung
Yoga lehrt Erfahrungswissen die auf einer subtilen Kenntnis unserer körperlichen
und psychischen Funktionsweise beruht.
Im traditionellen Sinn war das Ziel des Yoga und die Motivation es zu praktizieren,
das Erreichen einer vollständigen geistigen Wachheit.
Heute wird es hauptsächliche im Interesse einer körperlichen und psychischen
Gesundung geübt.
Das dahinter liegende Ziel ist die Integration der psychophysischen, sozialen und
spirituellen Seinsebene um einen Zustand zu erreichen, der stabil gegenüber
wechselnden äußeren und inneren Umständen ist.
Patanjali's Ashtanga Yoga liegt heutigen Hatha Yoga Methoden zugrunde. Es
beschreibt acht Glieder: Yama und Niyama – Regeln zur Kultivierung des
Denkens und Handelns um Spannungen durch Verwicklungen und Konflikte mit
sich oder anderen zu vermeiden, Asana und Pranayama – Körper- und
Atemübungen um psychische Spannungen mittels physischer Ebene abzubauen,
Pratyahara – Steigerung der inneren Wahrnehmung durch Rückzug der Sinne,
Dharana, Dhyana, Samadhi – Meditation. Im Hatha Yoga steht der Körper im
Mittelpunkt.
Der Hatha Yoga beschreibt exakt systematisierte Techniken bestehend aus
Körperübungen, Atemtechniken, Entspannungs- und Konzentrationsübungen. Die
Übungen werden dabei in bewusster gedanklicher Konzentration durchgeführt.
Empfohlen ist eine regelmäßige Yoga Praxis (abhyasa) bei gleichzeitiger innerer
Losgelöstheit (vairaghya).
Das Gesundheitsverständnis Patanjali's entspricht der heutigen
prozessorientierten Gesundheitssichtweise. Der Mensch wird als lern- und
veränderungsfähig angesehen, das Erreichen eines integrierten Zustands ist dabei
das Produkt eigener Anstrengung.
60

Diplomarbeit/Master-Thesis
Die Vergänglichkeit der menschlichen Existenz ist der Urgrund aller Leid
verursachenden Hindernisse. Sie entsprechen der Natur der Geister, führen zu
geistigen (unbewussten) Spannungen und können sich in psychosomatischen
Störungen manifestieren. Die Yogamethoden (Yama & Niyama, Asana,
Pranayama und Meditation) wurden dazu entwickelt diesen Ungleichgewichten
entgegenzuwirken.
Die Wirkungsebene einer integrierten, regelmäßigen Yogapraxis führt folglich zu
psychischer und psychosomatischer Kontrolle. Yoga reduziert Stress bzw. erhöht
die Stressresistenz: Auf der physischen Ebene durch Abbau der Stressreaktionen,
aber der psychischen Ebene durch eine gelassener Einstellung und positiveres
Selbstbild, auf der kognitiven Ebene durch Änderung von Bewertungsmustern und
auf der instrumentellen Ebene durch Veränderung negativer sozialer Strukturen
und verminderte Toleranz gegenüber schädlichen Lebensbedingungen.
Yoga entspricht den Anforderungen und Bestimmungen der Prävention und
Gesundheitsförderung: Yoga bietet regelmäßige Bewegung und Entspannung.
Yoga übt die psychosomatische Integration, die Basis für eine verfeinerte
Sensibilität gegenüber schädlichen Einflüssen. Yoga hat eine bewusste,
verantwortliche und maßvolle Lebensführung, Lust auf gesunde Ernährung und
maßvollen Umgang mit Genussmittel zur Folge.
Die Lebendigkeit die man nach der Yogapraxis empfindet, macht Gesundheit als
verbessertes Wohlbefinden erlebbar.
61

5 Praktischer Teil: Corporarte Yoga
5.1 Einleitung
Diplomarbeit/Master-Thesis
Die Erwerbsarbeit hat einen großen Einfluss auf den arbeitenden Menschen. Die
Zahlen belegen, dass sich Überbeanspruchung, Zeitdruck und psychosoziale
Belastungen erhöhen. Gleichzeitig sind die Stressbelastungen die Hauptursachen
für Gesundheitsschädigungen und für chronisch-degenerative Krankheiten. Eine
langandauernde Ignoranz gegenüber schädlichen Verhaltensweisen, fehlendes
körperliches Abreagieren, zu wenige bewusste Entspannungsphasen sowie
selbstschädigendes Kompensationsverhalten sind verstärkende Risikofaktoren.
Die zunehmenden Arbeitsbelastungen erfordern daher mehr denn je
gesundheitsfördernde Überlegungen im Unternehmensumfeld. Die aktuelle
Wirtschaftskrise zeigt uns zudem die Notwendigkeit nach einer bewusst
gestalteten Veränderung in Richtung eines gesellschaftlichen Lebensstil, der nicht
mehr nur von der Wachstumsvorstellung geprägt ist, sondern sich auf Fragen
nach der Sinnhaftigkeit und spirituellen Orientierung begibt, in der die menschliche
Gemeinschaft, das Miteinander, das Wesen des Zusammenlebens prägt.
Die Organisation als Ort des Zusammenarbeitens ist daher gefordert, den
Mitarbeiter als Schlüssel für die wirtschaftlichen Erfolge wahrzunehmen und eine
auf Bildung und Gesundheit orientierte Mitarbeiter-Unternehmens-Kultur im Sinne
der betrieblichen Gesundheitsförderung zu schaffen. Ein gesundheitsförderliches
Erwerbsumfeld, das die Mitarbeiter zu einem gesundheitsförderlichen Verhalten
befähigt, die Betonung auf immaterielle Anreize legt und Arbeit organisiert, die
Sinn spendet, fördert das Gemeinschaftsbedürfnis der Menschen, schafft
Vertrauen und gegenseitige Wertschätzung und mobilisiert die
Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter.
Yoga ist weit mehr ist als eine reine Bewegungs- oder Entspannungsmethode. Im
integrierten Sinn vermittelt die Yogapraxis eine Wertorientierung die nicht nur auf
62

Diplomarbeit/Master-Thesis
die Befriedigung materieller Interessen ausgerichtet ist, sondern zu sozialem und
ökologischem nachhaltigen Verhalten beitragen kann.
Es geht um das kultivieren des Denkens und Handelns, um Spannungen, die sich
in psychosomatische Krankheiten manifestieren können, zu vermeiden, die durch
Verwicklungen und Konflikte mit sich oder anderen, aufgrund der Wesensnatur
des Menschen entstehen.
Reiche & Völpel (vgl. 2005, S.269) weisen jedoch daraufhin, dass der Fokus bei
Yoga als Maßnahme im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements auf
dem körperlichen Bezug und den gesundheitlichen Wirkungen liegt.
Nachfolgend ein detaillierter Überblick über Yoga im betrieblichen Umfeld.
5.1.1 Warum Corporate Yoga?
Wie in der Einleitung dargestellt erfordern die zunehmenden (psychosozialen)
Arbeitsbelastungen vermehrte gesundheitsförderliche Überlegungen im
Unternehmensumfeld, mit dem Ziel, einer auf Bildung und Gesundheit orientierten
gesundheitsförderlichen Mitarbeiter-Unternehmens-Kultur.
Corporte Yoga, Yoga im betrieblichen Umfeld schafft dabei den optimalen
Rahmen, die Mitarbeiter zu gesundheitsförderlichen Verhalten zu befähigen, den
Menschen die sich wohl fühlen, leisten mehr und bessere Arbeit als Menschen,
die seelisch oder körperliche beeinträchtigt sind (vgl. Badura, 2009, S.8f.; Reiche
et al.,2005, S.21).
Nach Reiche et al. (vgl. 2005, S.16f.) ist der Erfolg der Organisation davon
abhängig ob Mitarbeiter miteinander statt gegeneinander arbeiten. In diesem Sinn,
so Reiche et al., bedeutet Yoga für das Unternehmen nichts anders als Yoga für
den Menschen: „... der Weg, um wieder in die ursprüngliche Balance
zurückzukehren und die freigesetzte Kraft in Übereinstimmung mit
Unternehmenszielen und -werten einzusetzen.“ (ebd., S.17).
Unternehmen, die erkennen, bei ihren Mitarbeitern die Kompetenzen für
Stressbewältigung und Gesunderhaltung zu fördern und somit dafür sorgen, dass
63

Diplomarbeit/Master-Thesis
die speziellen Fähigkeiten aufrecht erhalten werden, die notwendig sind um
dauerhaft Aufgaben erfolgreich zu bewältigen, werden auch in Zukunft
konkurrenzfähig bleiben. Denn es braucht im erfolgreichen Unternehmen
eigenverantwortliche und initiativ handelnde Mitarbeiter, die darauf achten, dass
sie mit ihrer Arbeitsaufgabe zufrieden und am Erhalt ihrer Leistungsfähigkeit
interessiert sind.
Im Folgenden werden Argumente zusammengefasst, warum sich Corporate Yoga
optimal zur Gesundheitsförderung im betrieblichen Umfeld eignet.
5.1.1.1 Gelassener in belastenden Situationen
Regelmäßiges Yoga üben lehrt via körperlicher und geistiger Ebenen die eigenen
Grenzen und Möglichkeiten besser einzuschätzen. Wer auf diese Weise sich
seiner selbst bewusst wird, lernt seine Ressourcen ideal einzusetzen, für eigene
Handlungen Verantwortung zu übernehmen und gelassener mit belastenden
Situationen umzugehen. Dies stärkt wiederum das Selbstvertrauen und fördert
damit Arbeits- und Kommunikationsverhalten der Mitarbeiter (vgl. Reiche, 2005,
S.25).
Wer mit sich selbst in Übereinstimmung handelt, sich entspannt und gelassen
fühlt, dem wird es auch leicht fallen, sich mit kritischen Rückmeldungen oder
widersprüchlichen Standpunkten und Meinungen anderer auseinander zu setzen
und gemeinsam nach konstruktiven Lösungen zu suchen (ebd.,S.52).
5.1.1.2 Mehr Engagement und Selbstverantwortung
Mitarbeiter die ein Gefühl für ihre Stärken und Ressourcen entwickelt haben
werden nach Wegen suchen um ihre Fähigkeiten erfolgreich anzuwenden. Dies
führt zu mehr Engagement und Selbstverantwortung sowie gesteigerter Effizienz
und Produktivität, denn unternehmerische Erfolge beruhen vor allem auf den
kreativen Kräften der Mitarbeiter und auf deren Arbeitsfreude und Engagement
64

Diplomarbeit/Master-Thesis
(ebd., S.33) – einen wertschätzenden Umgang, sowie das aufzeigen von
Perspektiven und Handlungsspielräume vorausgesetzt (ebd., S.25, S.32).
Zudem wird jemand der die eigenen Kapazitäten gut einschätzen kann, die sich
ihm bietenden Chancen ergreifen und dabei nur die Risiken auf sich nehmen, die
er auch bewältigen kann (ebd., S.51).
5.1.1.3 Geringere Fehlzeiten und geringere Mitarbeiterfluktuation
In der Wissensgesellschaft ist der Mitarbeiter aufgrund seines intellektuellen
Potenzials der wichtigste Wirtschaftsfaktor. Menschen werden gleichzeitig
zunehmend auf ihr Wohlbefinden achten und positiv auf jene Arbeitgeber
reagieren, die für ein gesundheitsförderndes Arbeitsumfeld bekannt sind. Mit
gesteigerter Mitarbeiterzufriedenheit steigert sich auch die Leistungsbereitschaft
der Mitarbeiter und sie können langfristig im Unternehmen gebunden werden
(ebd., S.26ff).
5.1.1.4 Unterstützt die Persönlichkeitsentwicklung
Durch Yoga werden Schlüsselkompetenzen gefördert, insbesondere die
Selbstwahrnehmung und Reflexionsfähigkeit. Gestärkt werden effizienter und
ressourcenschonender Einsatz der eigenen Arbeitskräfte, konstruktiver Umgang
mit Konflikten und belastenden Situationen, verbesserte Kommunikationsfähigkeit
und Empathie (Bereitschaft und Fähigkeit sich in die Einstellung anderer
Menschen einzufühlen) sowie Selbstverantwortung und Eigeninitiative (ebd., S.42)
5.1.1.5 Ohne Dogma
Yoga kommt ohne religiöse Glaubenssätze aus und verträgt sich mit jeder
Unternehmenskultur. Die yogische Philosophie vertritt ein wertschätzendes und
respektvolles Menschenbild und versteht sich als Weg der Entwicklung des
menschlich-geistigen Potenzials. Yoga unterliegt als Methode der Selbstkontrolle
der ausübenden Personen (ebd., S.43).
65

Diplomarbeit/Master-Thesis
Zusammengefasst hilft Corporate Yoga den Anforderungen der Arbeitswelt
gerecht zu werden. Es hilft Stress abzubauen, hilft zu entspannen und stillt den
Bewegungsdrang, hilft einen kühlen Kopf zu bewahren und hilft gelassener
belastenden Situationen gegenüberzutreten.
Wie wir aus dem ersten Kapitel dieser Arbeit wissen entspricht eine integrierte
Yogapraxis den Anforderungen und Bestimmungen der Prävention und
Gesundheitsförderung. Prävention und Gesundheitsförderungsmaßnahmen sind
wiederum Teil qualitativer betrieblicher Gesundheitsförderung, die
Krankheitsrisiken minimiert und Gesundheitspotentiale verwirklicht. Wesentliche
Bestandteile einer integrierten Yogapraxis sind Körper-, Atem-, und
Meditationsübungen 2 .
Ashtanga Vinyasa Yoga vereint Körperarbeit, Atemübung und Meditationpraxis
durch das Konzept des Vinyasa und Yoga-Tristana und stellt daher die optimale
Methode für Yoga im betrieblichen Umfeld dar.
5.2 Methodenhintergrund – Ashtanga Vinyasa Yoga
Der Ashtanga Vinyasa Yoga ist eine besondere Form bzw. einen spezieller Stil
des Hatha-Yoga. Die Ausführung des Ashtanga Vinyasa Yoga wurde vom
indischen Weisen Rishi Vamana im Text Yoga Korunta beschrieben (vgl. Jois,
2002).
Tirumalai Krishnamacharya gilt als der bedeutendste Lehrer des Ashtanga
Vinyasa Yoga. Einer seiner wichtigsten Schüler war Sri. K. Pattabhi Jois, der bis
2 Eine integrierte Yogapraxis beinhaltet zusätzlich Reinigungstechniken (Kriyas) und Kontemplation über
ethisches Verhalten. Das üben von Kriyas entspricht jedoch einer eher fortgeschrittenen Yogapraxis und
erfordert zum Teil Sanitäre Anlagen. Der Autor sieht daher die Anwendung dieser Reinigungstechniken im
Rahmen betrieblichen Yogas als nicht geeignet. Die Kontemplation über ethisches Verhalten im Sinne von
Patanjali's Yama und Niyama erfolgt, wie Iyengar es ausdrückt, bei „gewöhnlichen Menschen“ über die
Übungsglieder Asana und Pranayama und werden daher im Rahmen der Corporate Yoga Methode (und
dieser Arbeit) nicht diskutiert (vgl. dazu Reiche et al., 2005, S.269ff).
66

Diplomarbeit/Master-Thesis
zu seinem Tod (Mai 2009) im Ashtanga Yoga Research Institute (Mysore, Indien)
diese traditionelle Yogaform gelehrt und Ashtanga Vinyasa Yoga in den Westen
verbreitet hat.
In der Literatur wird Ashtanga Vinyasa Yoga auch als Ashtanga Yoga geführt und
es scheint als ob die Namensgleichheit mit Patanjali's Ashtanga Yoga gewollt
gewählt wurde. Maehle (2007, S.1) schreibt diesbezüglich in seiner Einleitung: „I
asked the Ashtanga master K. Pattabhi Jois about the Vinyasa method: 'This is
Patanjali Yoga' he pointed out … Yoga Sutra and the vinyasa method are really
only two sides of the same coin“.
Die Schlüsselmerkmale des Ashtanga Vinyasa Yoga sind: Ujjayi (Atemtechnik),
Bandhas, Drishti (Konzentrationspunkte) und Vinyasa (Synchronisation von
Atmung und Bewegung).
Das Grundprinzip der Ashtanga Vinyasa Yoga Praxis besteht aus der
kombinierten Anwendung einer tiefen und konstanten Ujjayi Atmung, das halten
muskulärer Körperverschlüsse (Bandhas), der Verbindung von Atem und
Bewegung beim Vinyasa und der ruhigen Ausrichtung auf Konzentrationspunkte
(Drishti) (vgl. Fraser, 2007). Die Verknüpfung dieser Techniken nennt man
(Yoga-)Tristana.
5.2.1.1.1 Yoga-Tristana
5.2.1.1.1.1 Ujjayi
Die Ujjayi Atmung (in der Literatur auch stellenweise als Ujjayi Pranayama
benannt) ist sehr kraftvoll und erzeugt Hitze im Körper (vgl. Swenson, 2007).
Die Atmung erfolgt durch die Nase, wodurch der Atem besser kontrolliert werden
kann. Durch die Verengung der Stimmritze werden die Einatmung und die
Ausatmung kontrolliert, bewusst verlangsamt und verlängert. Es entsteht aufgrund
der Luftreibung ein sanftes Rauschen im Rachenraum. Die Reibung ist subtil,
sanft, ohne ein Kratzen hervorzurufen. Typisch für die Ujjayi Atmung ist das
67

Diplomarbeit/Master-Thesis
hörbare „Rauschen“, welches durch die Verengung der Stimmritze und darauf
folgende Luftreibung entsteht.
Die Ujjayi Atmung ermöglicht uns kontrollierend auf Ein- und Ausatemlängen
einzuwirken. Eine bewusste Verlängerung der Atemzyklen wird möglich.
5.2.1.1.1.2 Bandhas
Bandhas sind muskuläre Energieverschlüsse, die bewirken, dass Energie im
Körper komprimiert und gehalten wird (vgl. Fraser, 2007). Bandhas verleihen dem
Praktizierenden die nötige Körperkraft, Muskelkontrolle und Stabilität um eine
Vielzahl von anspruchsvollen Übungen (Asanas) ausführen zu können (vgl. Scott,
2000).
Es lassen sich drei Arten von Bandhas unterscheiden: Mula, Uddiyana und
Jalandhara Bandha (vgl. Swenson, 2007). Der Jalandhara Bandha
(Kinnverschluss) wird ausschließlich während der Kumbhaka – Atemverhaltung/-
pause im Pranayama ausgeführt und kommt daher im Ashtanga Vinysa Yoga
nicht vor.
Das Konzept des Uddiyana Bandha („hochfliegender“ Verschluss) und der Mula
Bandha (Dammverschluss) haben im Ashtanga Vinyasa Yoga eine zentrale
Bedeutung (vgl. Maehle, 2007). Das sanfte und kontrollierte Aktivieren des Mula
und Uddiyana Bandha erfolgt in jedem Asana. Die subtile Kontraktion dieser
Muskelgruppen stabilisiert den unteren Rücken, hilft dabei Kraft aufzubauen,
verleiht die notwendige Körperspannung und Körperkontrolle, so dass auch
herausfordernde Übungen gemeistert werden können und vermittelt bei der
Ausführung der Asanas ein Gefühl von Leichtigkeit (vgl. Scott, 2000; Swenson,
2007; Maehle, 2007).
5.2.1.1.1.3 Drishtis
Drishtis sind Blick-, Meditations- oder Konzentrationspunkte. Sie beziehen sich
auf die Richtung, in welche der Praktizierende während jeder Haltung blickt (vgl.
Fraser, 2007). Maehle (vgl. 2007, S.14) weist klar daraufhin, dass der Übende
68

Diplomarbeit/Master-Thesis
durch die Praxis der Drishtis seinen Sehsinn reduziert, also im Sinne Patanjali's
fünftem Glied Pratyahara praktiziert. Gleichzeitig entspricht das Halten der
Blickpunkte einer Konzentrations- bzw. Meditationsübung im Sinne des sechsten
Glied Dharana (ebd.).
Es werden insgesamt neun verschiedene Drishtis unterschieden: Nasagrai
(Nasenspitze), Broomadhya (zwischen den Augenbrauen), Nabi Chakra (Nabel),
Hastagrai (Hand), Padhayoragrai (Zehen), Parshva (rechte oder linke Seite),
Angushta Ma Dyai (Daumen) und Urdvha oder Antara (nach oben) (vgl. Maehle,
2007).
Drishtis unterstützen den Praktizierenden dabei, in jedem Asana seine
Aufmerksamkeit nach Innen zu lenken und nicht mit den Augen bzw. den
Gedanken abzuschweifen. Darüber hinaus unterstützen sie den Übenden seine
Konzentration und sein Gleichgewicht zu halten. Das Ziel jeder Yoga Praxis ist,
bei sich zu bleiben, sprich die Aufmerksamkeit und Konzentration von außen nach
innen zu lenken.
5.2.1.1.2 Vinyasa Konzept
Unter Vinyasa werden atemsynchrone Bewegungsabfolgen verstanden. Die
Bezeichnung Vinyasa leitet sich aus dem Sanskritwort „nyasa“ und der Vorsilbe
„vi“ ab (vgl. Dallaghan, 2008). Das Sanskritwort „nyasa“ heißt übersetzt
„platzieren“ und die Vorsilbe „vi“ auf eine „besondere Weise“ (vgl. Dallaghan,
2008).
In diesem Sinn werden die Bewegungen des Körpers den Bewegungen des
Atems auf „besondere Weise“ angepasst (vgl. Dallaghan, 2008). Das bedeutet,
Atem und Körperbewegung werden synchronisiert, wodurch eine harmonische
Gesamtheit entsteht. Die Atmung leitet dabei stets die Bewegung ein und nicht
umgekehrt (vgl. Desikashar, 2006).
Weiters versteht man unter Yinyasa eine Bewegungsabfolge die einzelne
Körperhaltungen miteinander verbinden (vgl. Scott, 2000).
In der Yoga Praxis wird zwischen vollem und halben Vinyasa unterschieden.
69

Diplomarbeit/Master-Thesis
Ein volles Vinyasa stellt quasi den Sonnengruß A dar, der mit Samasthitih beginnt
und im Samasthitih (aufrechte Stehposition) endet. Der einzige Unterschied zum
Sonnengruß A liegt darin, dass während dem vollen Vinyasa das Asana Adho
Mukha Svanasana (abwärts blickender Hund) keine fünf Atemzüge gehalten wird.
Das volle Vinyasa kann nach jedem Asana bzw. nach jedem Seitenwechsel (wenn
ein Asana eine linke als auch eine rechte Seite hat) ausgeführt werden. Das volle
Vinyasa hat durch seine konstanten Vorwärtsbeugen einen „ausschwemmenden“
Effekt und seine Ausführung wird bei starker andauernder Toxizität und in der
Erholungsphase nach Krankheiten empfohlen (vgl. Maehle, 2006).
Das halbe Vinyasa wird zwischen den einzelnen Sitzpositionen bzw. jedem
Seitenwechsel der Sitzpositionen ausgeführt und stellt die übliche
Verbindungsübung in der Ashtanga Vinyasa Praxis dar. Das halbe Vinyasa
umfasst das Zurückspringen und das Vorspringen zwischen den einzelnen
Sitzasanas bzw. zwischen der linken und der rechten Seite eines Sitzasanas. Die
Ausführung eines halben Vinyasas ist so aufgebaut, dass Kraft und Beweglichkeit
gleichermaßen gefordert werden und die Körperwärme steigt (vgl. Dallaghan &
Barker, 2008). Die inkludierte Vor- und Rückwärtsbeuge hat natürlich auch in
dieser Variation einen reinigenden Effekt auf den Körper (vgl. Maehle, 2007).
5.2.1.1.3 Übungsserien im Ashtanga Vinyasa Yoga
Ashtanga Vinyasa Yoga baut auf sechs verschiedenen Serien auf (vgl. Scott,
2000). Jede Serie besteht aus einer festgelegten Abfolge von Körperübungen
(Asanas) und hat ihren eigenen Schwerpunkt.
In der ersten Serie, auch Yoga Chikitsa (Yogatherapie) genannt, liegt das
Augenmerk auf Vorwärtsbeugen, hüftöffnenden Übungen und Vinyasas (vgl.
Maehle, 2006). Dabei stehen die Entgiftung und die korrekte Ausrichtung des
Körpers im Mittelpunkt (vgl. Jois, 2002). Die erste Serie stellt die Basis für alle
weiteren Serien dar.
Die zweite Serie, auch Nadi Shodhana (Reinigung der Nadis/Nerven) genannt,
geht eine Ebene tiefer und beeinflusst durch eine Vielzahl an Rückwärtsbeugen
70

Diplomarbeit/Master-Thesis
stärker das Nervensystem (vgl. Miele, 2007). Dabei wird die Wirbelsäule gestärkt
und ihre Flexibilität gesteigert.
Der Übende beginnt mit den Asanas der ersten Serie. Im traditionellen Sinn
gelehrt bekommt der Schüler vom Lehrer ein weiteres Asana zu seiner
Übungsreihe dazu, wenn er das vorherige Asana selbstständig meistern kann (vgl.
Maehle 2006). Dieser Vorgang wiederholt sich bei allen Serien.
Die vier fortgeschrittenen Serien stellen eine Demonstration dessen dar, was mit
dem menschlichen Körper zu tun möglich ist. Sie erfordern Kraft, Beweglichkeit,
Konzentration, Hingabe und Leidenschaft im jahrelangen Prozess des übens. (vgl.
Miele, 2007).
5.3 Corporate Yoga Programme
Ashtanga Vinyasa Yoga ist eine körperorientierte Hatha Yoga Methode die
Atemtechnik, Körperspannung und Meditation vereint. Sie kommt aufgrund ihrer
dynamisch kraftvollen Natur der Anforderung, den Bewegungsdrang der
Berufstätigen zu befriedigen vollständig nach (vgl. Reiche et al., 2005, S.269f.).
Geübt wir beispielsweise in leer stehenden Besprechungszimmern oder
unbenutzten Büroräumen im Unternehmen Vorort.
Um den unterschiedlichen zeitlichen Möglichkeiten nachzukommen werden
nachfolgend drei Corporate Yoga Programme dargestellt.
YogaFit 30 umfasst eine zeitlichen Rahmen von 30 Minuten, YogaFit 60 - 60
Minuten und YogaFit 90 umfasst eine Zeitspanne von 90 Minuten.
Die Yogastunden sollten mindestens einmal pro Woche stattfinden und über einen
Zeitraum von mindestens 3 Monate erfolgen (idealerweise aber über einen
längeren Zeitraum).
Jede Stunde beginnt neben der Hinführung in die Ujjayi-Atmung mit der
bewussten Aktivierung der Bandhas. Beendet wird die Stunde neben einem
71

Diplomarbeit/Master-Thesis
gemeinsamen Mantra mit einem kurzen, zu verschiedenen Gesundheitsthemen
bezogenen Impulsreferat.
Nach der Atemübung wird die Stunde mit den Sonnengrüssen eingeleitet. Danach
folgen Stehpositionen, Sitzpositionen und die Schlusssequenz. Die Reihenfolge
der einzelnen Asanas ist systematisch überlegt. Jedes vorherige Asana stellt die
Vorbereitung für das nächste Asana dar (vgl. Miele, 2007).
Nachfolgend die Corporate Yogaprogramme und darin enthaltenen
Yogastellungen.
5.3.1 YogaFit 30
• Sonnengruß A - 3x
• Sonnengruß B - 2x
• Padangusthasana
• Utthita Trikonasana
• Utthita Parsvakonasana
• Utthita Hasta Padangusthasana A
• Virabhadrasana A
• Virabhadrasana B
• Dandasana
• Paschimottanasana A
• Janu Sirsasana A
• Marichyasana C
• Navasana
• Urdhva Dhanurasana
• Paschimottanasana
• Sarvangasana
• Padmasana
• Utpluthih
• Savasana
5.3.2 YogaFit 60
• Sonnengruß A - 3x
• Sonnengruß B - 3x
• Padangusthasana
72

Diplomarbeit/Master-Thesis
• Utthita Trikonasana
• Utthita Parsvakonasana
• Prasarita Padottanasana A
• Prasarita Padottanasana C
• Utthita Hasta Padangusthasana A
• Ardha Baddha Padmottanasana
• Utkatasana
• Virabhadrasana A
• Virabhadrasana B
• Dandasana
• Paschimottanasana A
• Purvottanasana
• Ardha Baddha Padma Paschimottanasana
• Janu Sirsasana A
• Marichyasana A
• Marichyasana C
• Navasana
• Urdhva Dhanurasana
• Paschimottanasana
• Sarvangasana
• Halasana
• Karnapidasana
• Sirsasana
• Baddha Padmasana
• Padmasana
• Utpluthih
• Savasana
5.3.3 YogaFit 90
• Sonnengruß A - 5x
• Sonnengruß B - 3x
• Padangusthasana A + B
• Utthita Trikonasana
• Parivritta Trikonasana
• Utthita Parsvakonasana
• Parivritta Parsvakonasana
• Prasarita Padottanasana A + B + B + D
• Utthita Hasta Padangusthasana A + B + C
• Ardha Baddha Padmottanasana
• Utkatasana
73

Diplomarbeit/Master-Thesis
• Virabhadrasana A
• Virabhadrasana B
• Dandasana
• Paschimottanasana A + B + C
• Purvottanasana
• Ardha Baddha Padma Paschimottanasana
• Trianga Mukhaikapada Paschimottanasana
• Janu Sirsasana A + B + C
• Marichyasana A + B + C
• Navasana
• Baddha Konasana A + B
• Upavishta Konasana A
• Urdhva Dhanurasana
• Paschimottanasana
• Sarvangasana
• Halasana
• Karnapidasana
• Sirsasana A + B
• Baddha Padmasana
• Padmasana
• Utpluthih
• Savasana
74

6 Ausblick
Diplomarbeit/Master-Thesis
Es konnte gezeigt werden, dass Yoga weit mehr ist als ein reines Bewegungs-
oder Entspannungsprogramm. Wissenschaftlich gut erforschte Teilgebiete wie
autogenes Training oder progressive Muskelentspannung leiten sich aus dem
Yoga ab und bestätigen seine gesundheitliche Funktion (vgl. Deutzmann, 2002
S.169; Reiche et al., 2005, S.42). Die Yogaforschung steckt zwar nicht mehr in
den Kinderschuhen ist jedoch aufgrund vieler Arbeiten mit Mängeln in der Qualität
ihrer Methodik wenig wissenschaftlich und daher zu wenig aussagekräftig
erforscht. Demgegenüber steht ein hoher Verbreitungsgrad und eine große Anzahl
an Yogaübenden (vgl. Bley, 2005, S.21).
Zukünftige Forschungstätigkeit wäre nötig und wünschenswert. Beispielsweise
könnten die theoretischen Überlegungen und Ergebnisse dieser Arbeit in einer
empirischen, kontrollierten und randomisierten Studie untersucht werden.
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Anhang
Ashtanga Vinyasa Yoga Chikitsa (1. Serie)
Sonnengruß A
A

Sonnengruß B
B

Steh Asana
C

Sitz Asana
D

Schluss Asana
E

Lebenslauf
CHRISTIAN FRANZ FÜREDER
GEBOREN AM 12. DEZEMBER 1973
IN KIRCHDORF AN DER KREMS
Stand: Mai 2010
AUSBILDUNGEN
2008/2009 Auslandsaufenthalt Ashtanga Vinyasa Yoga Teacher Training in
Thailand
2008 Instruktor Mountainbike an der BAFL Graz
2007 Ausbildungsstart zum Akad. Psychosoz. Gesundheitstrainer
2003 – 2004 Ashtanga Vinyasa Yoga in Indien und Thailand
2002 – 2003 Diplomarbeit „Virtuelle Teams in der Softwareentwicklung“
1996 – 2003 Studium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in Wien
1995 – 1996 Studium der Elektrotechnik in Wien und Graz
1994 – 1995 Wehrdienst in Mautern, Niederösterreich
1989 – 1994 HTBLA für Energietechnik und Leistungselektronik in Linz
BERUFSERFAHRUNGEN
seit 2008 Ashtanga Vinyasa Yoga Lehrer via http://www.vinyasa.at
seit 2008 Mountainbike-Guide via http://www.mtbguide.at
seit 2000 Selbstständige Projekte im IT Umfeld
1998–2000 Siemens AG - Programmierung, Design und Projektmanagement
1989–1997 Diverse Ferialarbeiten
F