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Wie Farben auf Körper und Psyche wirken

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Apparatek<strong>und</strong>e<br />

Farblichtanwendungen<br />

<strong>Wie</strong> <strong>Farben</strong> <strong>auf</strong> Körper<br />

<strong>und</strong> <strong>Psyche</strong> <strong>wirken</strong><br />

Der Begriff Farbe steht<br />

für den durch das Auge<br />

vermittelten Sinneseindruck<br />

der Farbempfindung,<br />

der durch Licht<br />

bestimmter spektraler<br />

Eigenschaften ausgelöst<br />

wird – im allgemeinen<br />

Sprachgebrauch steht er<br />

auch für das auslösende<br />

Licht selbst –, sowie für<br />

stoffliche „Farbmittel“,<br />

also Farbstoffe. Lesen<br />

Sie, was es mit <strong>Farben</strong><br />

<strong>auf</strong> sich hat <strong>und</strong> wie<br />

man sie sich in der<br />

Kosmetik zunutze<br />

machen kann.<br />

Antidepressiv<br />

Kreativität<br />

Starke Aktivität<br />

innere<br />

Konzentration<br />

<strong>Farben</strong> spielten schon immer eine<br />

große Rolle im Leben des<br />

Menschen. Jede Kultur entwickelte<br />

ihre eigene Symbolik.<br />

So ordneten die Babylonier <strong>Farben</strong> den<br />

Sternbildern zu, die Chinesen vollzogen<br />

eine Verbindung zu den Jahreszeiten.<br />

<strong>Farben</strong> sind teilweise auch ein Symbol<br />

bestimmter Religionen oder religiöser<br />

Traditionen. In Fahnen <strong>und</strong> Trachten<br />

Optimismus<br />

Unterbewußtsein<br />

tritt die symbolische Bedeutung der<br />

einzelnen Nationen zutage.<br />

In der Psychologie spielen <strong>Farben</strong><br />

ebenfalls eine große Rolle. Mit Hilfe von<br />

Farbtests – beispielsweise anhand der<br />

Lieblingsfarben (Lüscher Farbtest) –<br />

lassen sich Personen bestimmte Charaktere<br />

zuordnen. Nach Lüscher spiegelt<br />

sich in den Farbvorlieben oder -ablehnungen<br />

alles wider, was den Men-<br />

Heiterkeit seelische Harmonie<br />

mentale Kraft<br />

innere Ruhe<br />

Zufriedenheit<br />

Hoffnung<br />

schen <strong>auf</strong> der geistig-mentalen sowie<br />

<strong>auf</strong> der emotional-psychischen Ebene<br />

ausmacht. Aus der psychologischen<br />

Farbwirkung hat sich über Generationen<br />

eine symbolische Bedeutung der<br />

<strong>Farben</strong> entwickelt: So steht z.B. Rot für<br />

Leidenschaft, Grün für Hoffnung,<br />

Schwarz für Würde. Diese Wirkung von<br />

<strong>Farben</strong> <strong>auf</strong> Emotionen <strong>und</strong> <strong>Psyche</strong> weiß<br />

man auch in der Werbung zu nutzen;<br />

26 Kosmetische Praxis Oktober 2002


nach Farbe der Verpackung verk<strong>auf</strong>en<br />

sich die Produkte besonders gut.<br />

<strong>Farben</strong> physikalisch<br />

betrachtet<br />

Physikalisch betrachtet sind <strong>Farben</strong><br />

elektromagnetische Wellen unterschiedlicher<br />

Wellenlänge. Jeder Wellenlänge<br />

entspricht ein bestimmter Farbton. Licht<br />

ab einer Wellenlänge von 780 nm (Nanometer:<br />

1 nm = 1 millionstel Millimeter)<br />

erscheint beispielsweise rot. Violett beginnt<br />

ab zirka 380 nm. Dazwischen liegen<br />

Blau, Grün, Gelb <strong>und</strong> Orange.<br />

Basierend <strong>auf</strong> der <strong>Farben</strong>theorie von<br />

Goethe bezeichnet man Rot, Gelb <strong>und</strong><br />

Blau als Gr<strong>und</strong>farben. Werden diese zu<br />

gleichen Teilen gemischt, erhält man die<br />

Mischfarben erster Ordnung: Orange<br />

(Rot <strong>und</strong> Gelb), Grün (Gelb <strong>und</strong> Blau)<br />

<strong>und</strong> Violett (Blau <strong>und</strong> Rot). Fasst man<br />

alle <strong>Farben</strong> eines Spektrums zusammen,<br />

erhält man weißes Licht.<br />

Wechselwirkung von<br />

Körper <strong>und</strong> <strong>Farben</strong><br />

Der Organismus kann <strong>Farben</strong> über drei<br />

Mechanismen <strong>auf</strong>nehmen: über die<br />

Augen, über den Magen-Darm-Trakt<br />

<strong>und</strong> über die Haut.<br />

Augen: Das menschliche Auge ist fähig,<br />

Licht unterschiedlicher Wellenlänge<br />

bzw. Frequenz als unterschiedliche<br />

<strong>Farben</strong> zu erkennen. Vereinfacht dargestellt,<br />

dringt die elektromagnetische<br />

Strahlung bis zur Netzhaut (Retina) vor.<br />

Unter der Lichteinwirkung verändert<br />

sich der in den dort befindlichen Sinneszellen<br />

eingebettete Sehfarbstoff<br />

(Rhodopsin), was eine elektrische Erregung<br />

auslöst. Diese wird über den<br />

Sehnerv zum Gehirn weitergeleitet, wo<br />

sie ausgewertet wird.<br />

Man geht davon aus, dass je nach Art<br />

der Farbe verschiedene Organe angesprochen<br />

werden <strong>und</strong> biochemische Reaktionen<br />

in Gang kommen. Ferner wird<br />

So <strong>wirken</strong> <strong>Farben</strong><br />

Für die Behandlung mit Licht werden<br />

verschiedene <strong>Farben</strong> empfohlen. Viele<br />

Wirkungen sind unspezifisch. Überdies<br />

beruhen sie häufig <strong>auf</strong> Erfahrungen <strong>und</strong><br />

Empfehlungen, nicht aber <strong>auf</strong> wissenschaftlichen<br />

Studien. In jedem Fall ist<br />

auch die Konstitution der zu behandelnden<br />

Person wichtig. So sollte man eine<br />

Entscheidung über die Behandlungsdauer<br />

<strong>und</strong> die eingesetzte Farbe in<br />

Absprache mit der K<strong>und</strong>in treffen.<br />

Rot<br />

... wirkt anregend <strong>auf</strong> Kreisl<strong>auf</strong> <strong>und</strong><br />

Nervensystem, durchblutungsfördernd<br />

<strong>und</strong> stoffwechselaktivierend. So werden<br />

beispielsweise Haut- <strong>und</strong> Zellstoffwechsel<br />

stimuliert <strong>und</strong> die Haut besser<br />

durchblutet. Anwendungsgebiete in<br />

der Kosmetik sind u.a. trockene Haut<br />

<strong>und</strong> fahle Haut.<br />

Orange<br />

... fördert die Bildung von Gewebe,<br />

wirkt entspannend <strong>und</strong> stimmungs<strong>auf</strong>hellend.<br />

Ferner beeinflusst es das<br />

Lymphsystem <strong>und</strong> fördert den Abbau<br />

von Stoffwechselprodukten. Kosmetische<br />

Einsatzgebiete sind vor allem<br />

unreine Haut <strong>und</strong> Cellulite.<br />

Gelb<br />

... wirkt stimulierend <strong>auf</strong> die Drüsenfunktion<br />

<strong>und</strong> schleimhautaktivierend.<br />

Diese Farbe fördert den Gasaustausch<br />

über die Kapillaren <strong>und</strong> sensibilisiert<br />

Temperatur- <strong>und</strong> Tastsinn. Gelb kommt<br />

in der Kosmetik u.a. bei Mischhaut<br />

<strong>und</strong> atrophierter Haut zur Anwendung.<br />

das Immunsystem positiv beeinflusst.<br />

Von ergänzender Bedeutung ist hierbei<br />

auch die Wirkung <strong>auf</strong> die <strong>Psyche</strong>.<br />

Magen-Darm-Trakt: <strong>Farben</strong> können<br />

auch als Farbstoffe in der Nahrung <strong>auf</strong>genommen<br />

werden. Besonders wichtig<br />

sind die pflanzlichen Farbstoffe, beispielsweise<br />

die in Blüten <strong>und</strong> Früchten<br />

vorkommenden rotblauen, dunkelblauen<br />

oder violetten Farbstoffe, die<br />

Grün<br />

... hat eine ausgleichende <strong>und</strong> harmonisierende<br />

Wirkung <strong>auf</strong> die Funktion<br />

sämtlicher Hautdrüsen. Außerdem wird<br />

die Regeneration der Haut angeregt.<br />

Anwendungsgebiete in der Kosmetik<br />

sind u.a. Mischhaut <strong>und</strong> Seborrhoe,<br />

aber auch alternde Haut im Wechsel<br />

mit Orange.<br />

Blau<br />

... fördert den Parasympathikus, wirkt<br />

beruhigend, entzündungshemmend<br />

<strong>und</strong> fördert die Verhornung. Es wird in<br />

der Kosmetik u.a. bei empfindlicher,<br />

allergisch reagierender <strong>und</strong> fetter sowie<br />

bei stark unreiner Haut appliziert.<br />

Violett<br />

... beeinflusst das zentrale Nervensystem.<br />

Es fördert die Schlafbereitschaft<br />

<strong>und</strong> wirkt sedierend (dämpfend) sowie<br />

entspannend. Ferner unterstützt es die<br />

Bildung der Hornschicht, des Säureschutz-<br />

<strong>und</strong> Hydrolipidmantels <strong>und</strong> die<br />

Pigmentierung der Haut. Einsatzgebiet<br />

in der Kosmetik ist vor allem empfindliche<br />

Haut.<br />

Magenta<br />

... wirkt <strong>auf</strong> alle Schichten der Haut<br />

stoffwechselharmonisierend <strong>und</strong> ausgleichend.<br />

Es wird bei allen Hauttypen<br />

eingesetzt.<br />

Türkis<br />

... stärkt die Lymphzirkulation <strong>und</strong> alle<br />

Abwehr- <strong>und</strong> Heilungsprozesse nach<br />

Verletzungen. Türkis wird u.a. bei<br />

trockener Haut verwendet.<br />

Anthocyane. Diesen wird eine heilende<br />

<strong>und</strong> regenerierende Wirkung zugeschrieben.<br />

Da beispielsweise Anthocyane aus<br />

Sauerkirschen, Hol<strong>und</strong>er- <strong>und</strong> Heidelbeeren<br />

entgiftend <strong>wirken</strong>, werden deren<br />

Extrakte vorbeugend gegen Rheuma <strong>und</strong><br />

Arterienverkalkung eingenommen. Verschiedenen<br />

Karotinoiden (rote oder<br />

gelbe Pflanzenfarbstoffe) wird eine<br />

antikanzerogene (Krebs vorbeugende)<br />

Kosmetische Praxis Oktober 2002 27


Apparatek<strong>und</strong>e<br />

Geschichtliches<br />

Die Farblichtbehandlung ist eine der<br />

ältesten Behandlungsmethoden. So<br />

bauten beispielsweise die Ägypter<br />

Farbtempel mit sieben verschiedenfarbigen<br />

Behandlungsräumen. Je<br />

nach Leiden des Kranken musste sich<br />

dieser in einem entsprechenden<br />

Farbraum <strong>auf</strong>halten.<br />

Im 17. Jahrh<strong>und</strong>ert zerlegte der englische<br />

Physiker Isaak Newton das<br />

weiße Licht (Sonnenlicht) in seine Farbbestandteile<br />

(Spektralfarben) <strong>und</strong><br />

stellte die „Emissionstheorie des Lichtes“<br />

<strong>auf</strong>. In der Praxis ließ er weißes<br />

Licht durch ein Prisma aus Glas fallen.<br />

Dadurch wurden die verschiedenen<br />

Farbkomponenten unterschiedlich stark<br />

abgelenkt (gebrochen), so dass ein<br />

farbiges Lichtband (Spektrum) mit den<br />

<strong>Farben</strong> Rot, Orange, Gelb, Grün,<br />

Blau <strong>und</strong> Violett entstand.<br />

Dar<strong>auf</strong> <strong>auf</strong>bauend entwickelte Goethe<br />

die erste wissenschaftliche <strong>Farben</strong>lehre<br />

<strong>und</strong> definierte physiologische<br />

Effekte als Empfindungen des Auges.<br />

Als Begründer der modernen Farblichtbehandlung<br />

gilt jedoch der dänische<br />

Arzt Niels Ryberg Finsen, der<br />

1903 für seine Arbeiten <strong>auf</strong> dem<br />

Gebiet der Lichttherapie (Ultraviolett-<br />

Bestrahlung) den Nobelpreis erhielt.<br />

Wirkung zugesprochen. In vielen Naturheilpraxen<br />

ist auch der Einsatz farbaktivierter<br />

Medikamente zur Therapie verschiedener<br />

Erkrankungen des Herz-<br />

Kreisl<strong>auf</strong>-Systems, des Magen-Darm-<br />

Trakts, des Nervensystems u.v.a. gängig.<br />

Haut: Die Haut des Menschen ist ein<br />

Spiegel physiologischer sowie psychologischer<br />

Prozesse. Sie ist das größte Organ<br />

des Menschen <strong>und</strong> Schnittstelle zur Umwelt,<br />

d.h., sie gibt zum einen Wärme <strong>und</strong><br />

Wasser an die Umgebung ab, zum anderen<br />

nimmt sie Reize wie Licht, Temperatur<br />

<strong>und</strong> mechanische Berührungen <strong>auf</strong>.<br />

Das unterschiedliche Absorptionsver-<br />

halten einzelner Hautschichten ist der<br />

wesentliche Ansatzpunkt der Farbeinwirkung.<br />

Unterschiedliche Wellenlängen<br />

(<strong>Farben</strong>) dringen in verschiedene Hautschichten<br />

ein. Je langwelliger das Licht,<br />

desto tiefer dringt es in die Haut ein. So<br />

hat beispielsweise Rot als langwelliges<br />

Licht eine größere Eindringtiefe als Violett.<br />

In Abhängigkeit von der Farbe werden<br />

vielfältige Wirkungen induziert. Eine<br />

Farblichtbehandlung kann gezielt<br />

über die Haut erfolgen. Das farbige Licht<br />

Grün, Blau <strong>und</strong> Rot addiert ergibt Weiß<br />

wird entweder mit Hilfe von Farbfiltern<br />

<strong>auf</strong>gebracht oder in abgeschwächter<br />

Form, indem die Strahlung farbiger Kleidung<br />

unmittelbar <strong>auf</strong> die Haut übertragen<br />

wird (stumme Strahlung).<br />

Mit Farblicht behandeln<br />

Die Farblichtbehandlung ist heutzutage<br />

eine gängige Methode in Medizin <strong>und</strong><br />

Kosmetik, denn sie ist nebenwirkungsfrei,<br />

einfach anzuwenden <strong>und</strong> wird von<br />

vielen Patienten <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong><br />

ihrer wohltuenden Wirkung geschätzt.<br />

In vielen Naturheilpraxen, ganzheitsmedizinisch<br />

ausgerichteten Arztpraxen<br />

<strong>und</strong> Kliniken wird heute mit Farblicht<br />

therapiert – beispielsweise bei verschiedenen<br />

Hauterkrankungen, Magen-<br />

Darm-Leiden, Schmerzen <strong>und</strong> zur Förderung<br />

der W<strong>und</strong>heilung. Ferner werden<br />

Depressionen, Nervosität <strong>und</strong><br />

Schlafstörungen therapiert.<br />

Auch in der Kosmetik findet die Farblichtanwendung<br />

immer mehr Zuspruch.<br />

Die Wirkung der <strong>Farben</strong> wird genutzt,<br />

um die Haut zu beruhigen, den Hautstoffwechsel<br />

zu fördern, die Poren zu öffnen,<br />

die Durchblutung anzuregen etc.<br />

Der jeweilige Hauttyp spielt dabei für die<br />

Wahl der Behandlungsfarbe eine besonders<br />

wichtige Rolle. Bestimmte<br />

Präferenzen der K<strong>und</strong>in sind<br />

dabei jedoch <strong>auf</strong> jeden Fall zu<br />

berücksichtigen.<br />

Eine Farblichtbehandlung<br />

lässt sich mit vielen anderen<br />

kosmetischen Anwendungen<br />

kombinieren <strong>und</strong> unterstützt<br />

deren Wirkung, denn die Aufnahmebereitschaft<br />

der Haut<br />

wird erhöht. Besonders hervorzuheben<br />

ist an dieser Stelle vor<br />

allem die Aromabehandlung.<br />

In der Praxis kann man Farblicht<br />

je nach Indikation vor<br />

oder nach einer kosmetischen<br />

Behandlung einsetzen. So wird<br />

beispielsweise die Farbe Rot<br />

meist während des Kräuterdampfbades,<br />

also am Anfang einer Behandlung, appliziert.<br />

Gesichtsmasken hingegen lassen<br />

sich gemäß ihrem Anwendungszweck vor<br />

oder nach einer Farblichtbehandlung<br />

<strong>auf</strong>bringen. In der Regel werden Behandlungskuren<br />

von 5–10 Minuten empfohlen.<br />

Da jede Indikation individuell<br />

verschieden ist, gibt es jedoch keine vorgeschriebene<br />

Behandlungsdauer. Es ist<br />

in jedem Fall sinnvoll das Farblicht einzusetzen,<br />

bis die Beschwerden abgeklungen<br />

sind. Ob Ganzkörper- oder Teilbehandlungen,<br />

das Licht wird über Farbfilter<br />

<strong>auf</strong> den menschlichen Körper <strong>auf</strong>gebracht.<br />

Bei manchen Geräten wird die<br />

Strahlung über einen Spiegel gelenkt.<br />

Dr. Holger Meyer-Waarden<br />

28 Kosmetische Praxis Oktober 2002

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