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T ho m a ne r Jo u rn a l - des Förderkreises Thomanerchor Leipzig eV

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12 t<strong>ho</strong>Ma<strong>ne</strong>r-leben<br />

t<strong>ho</strong>Ma<strong>ne</strong>r-leben 13<br />

Geburtstagsfeier für <strong>Jo</strong>hann Sebastian Bach im Rathaus: Der T<strong>ho</strong>ma<strong>ne</strong>rc<strong>ho</strong>r und promi<strong>ne</strong>nte ›Ex-T<strong>ho</strong>masser‹ – hier Die Prinzen<br />

und das Ensemble Amarcord – bringen dem größten aller T<strong>ho</strong>maskantoren ein Ständchen. Und tausende <strong>Leipzig</strong>er feie<strong>rn</strong><br />

begeistert mit!<br />

Gründungsurkunde für das älteste, kostbarste und kulturelle<br />

Identität stiftende Kleinod der Stadt <strong>Leipzig</strong>«, eröff<strong>ne</strong>te<br />

Prof. Dr. Christoph Wolff, Direktor <strong>des</strong> Bach­Archivs <strong>Leipzig</strong>,<br />

sei<strong>ne</strong> Festansprache. Als Ȋltesten und promi<strong>ne</strong>ntesten<br />

musikalischen Zeugen <strong>Leipzig</strong>s« führte er darauf Heinrich<br />

von Morungen, den »bedeutendsten mitteldeutschen Min<strong>ne</strong>sänger«,<br />

an. In vorgerücktem Alter sei er dem C<strong>ho</strong>rherrenstift<br />

beigetreten und 1222 hier gestorben. Oh<strong>ne</strong> ihn trüge<br />

das Stift wohl kaum den Namen St. T<strong>ho</strong>mas, denn er habe<br />

dem Kloster ei<strong>ne</strong> Reliquie <strong>des</strong> Heiligen T<strong>ho</strong>mas zur Weihe<br />

und Namensgebung gestiftet – die im Zuge der Reformation<br />

»entsorgt« worden sei. Wie der T<strong>ho</strong>ma<strong>ne</strong>rc<strong>ho</strong>r im heutigen<br />

Festakt pars pro toto für die Trias der T<strong>ho</strong>mana stehe, so<br />

stehe <strong>Jo</strong>hann Sebastian Bach für die lange Reihe der Kantoren:<br />

»Sei<strong>ne</strong> Musik nimmt in besonderer Weise Bezug auf die<br />

zurückliegende Zeit und strahlt ebenso auch auf die nachfolgenden<br />

Ge<strong>ne</strong>ratio<strong>ne</strong>n aus. Wie alle große Kunst vermittelt sie<br />

zwischen Zeitgebundenheit und Zeitlosigkeit.« Aus Bachs<br />

wegweisendem Wirken resultiere ein Auftrag, ja ei<strong>ne</strong> Verpflichtung<br />

für die T<strong>ho</strong>ma<strong>ne</strong>r, sich um das »<strong>ne</strong>ue Lied« zu<br />

bemühen. Insofe<strong>rn</strong> seien die Auftragsmusiken, die über das<br />

ganze Festjahr zur Uraufführung kommen werden, ein geradezu<br />

notwendiger Bestandteil der Feierlichkeiten.<br />

T<strong>ho</strong>maspfarrer Christian Wolff kam das Schlusswort<br />

zu. Er verwies darauf, dass T<strong>ho</strong>maskirche und T<strong>ho</strong>ma<strong>ne</strong>rc<strong>ho</strong>r<br />

zu allen Zeiten ei<strong>ne</strong> »Insel <strong>des</strong> Glaubens und ein Hort<br />

der geistlichen Musik« gewesen seien. Hier mit der Etablie­<br />

rung <strong>des</strong> Forum T<strong>ho</strong>manum nun wieder <strong>ne</strong>ue Le<strong>rn</strong>­ und<br />

Bildungsprozesse anzuregen sei ei<strong>ne</strong> bedeutende und schö<strong>ne</strong><br />

Aufgabe: »Ich danke Gott, dass er uns dafür Kraft, Zeit und<br />

sei<strong>ne</strong>n Geist geschenkt hat!« Musikalisch ging der Festakt<br />

mit dem bewegenden »Dona nobis pacem« aus Bachs<br />

h­Moll­Messe mit T<strong>ho</strong>ma<strong>ne</strong>rc<strong>ho</strong>r und Gewandhausorchester<br />

zu Ende.<br />

Erweitert um zahlreiche Gratulanten, die sich vor der<br />

Kirche anschlossen, zog die Festversammlung bei strahlendem<br />

Son<strong>ne</strong>nschein und bester Feierlau<strong>ne</strong> zur Einweihung<br />

<strong>des</strong> Campus Forum T<strong>ho</strong>manum in die Sebastian­Bach­<br />

Straße. Hier herrschte den ganzen Nachmittag hindurch<br />

reges Treiben. Am Abend luden Tenor Martin Petzold, als<br />

ehemaliger T<strong>ho</strong>ma<strong>ne</strong>r dem C<strong>ho</strong>r aufs Engste verbunden,<br />

sowie das Stephan­König­Trio zu Bach in Jazz in die Lutherkirche.<br />

Bei überaus regem Publikumszuspruch stellten die<br />

Musiker auf ihre eige<strong>ne</strong> Art und Weise die beim Festakt<br />

beschwore<strong>ne</strong> Universalität und Zukunftszugewandtheit der<br />

Bach’schen Musik eindrucksvoll unter Beweis.<br />

Bürgerfest mit 2000 <strong>Leipzig</strong>e<strong>rn</strong><br />

Am folgenden Tag, dem 21. März, wollte Bachs 327. Geburtstag<br />

gefeiert sein – wie immer mit Gesang und Torte vor der<br />

T<strong>ho</strong>maskirche am Bachdenkmal sowie vielen Geburtstagsgästen,<br />

die dieses Jahr um einige <strong>Leipzig</strong>er Schulklassen<br />

bereichert wurden, die ein Ständchen für den Jubilar einstudiert<br />

hatten. Am Abend lud OBM Jung zur großen<br />

Das Fest der Knabenchöre: Der Dresd<strong>ne</strong>r Kreuzc<strong>ho</strong>r, die Regensburger Domspatzen und der C<strong>ho</strong>r <strong>des</strong> King’s College aus<br />

Cambridge überbringen musikalische Glückwünsche. Auch T<strong>ho</strong>masorganist Böhme, Kreuzkantor Kreile, T<strong>ho</strong>maskantor Biller<br />

und Domkapellmeister Büch<strong>ne</strong>r strahlen!<br />

Geburtstagsparty ins Neue Rathaus. »Frühzeitiges Kommen<br />

sichert den Einlass!« hatte es im Vorfeld geheißen.<br />

Etwa 2000 <strong>Leipzig</strong>er standen bereit, als sich die Pforten<br />

öff<strong>ne</strong>ten, und stürmten das Rathaus, um die amtierenden<br />

wie ehemalige T<strong>ho</strong>ma<strong>ne</strong>r von David Timm und Martin<br />

Petzold über Amarcord bis zu den Prinzen zu erleben. In<br />

drangvoller Enge waren Jung und Alt bei bester Stimmung<br />

versammelt. Wem die Füße versagten, der ließ sich einfach<br />

auf dem Boden nieder; der Feierlau<strong>ne</strong> tat dies kei<strong>ne</strong>n<br />

Abbruch. Und Hausherr Jung, der ausnahmsweise sogar im<br />

C<strong>ho</strong>r mitsingen durfte, strahlte mit den T<strong>ho</strong>masse<strong>rn</strong> um die<br />

Wette.<br />

Ein Fest der Knabenchöre<br />

Am Don<strong>ne</strong>rstag und Freitag folgten Auftritte beim Großen<br />

Concert im Gewandhaus, bevor am Samstag mit dem Fest<br />

der Knabenchöre ein weiterer Programmhöhepunkt in der<br />

T<strong>ho</strong>maskirche folgte. Der Dresd<strong>ne</strong>r Kreuzc<strong>ho</strong>r, die Regensburger<br />

Domspatzen und der C<strong>ho</strong>r <strong>des</strong> King’s College aus<br />

Cambridge hatten sich eingefunden, um den T<strong>ho</strong>ma<strong>ne</strong><strong>rn</strong> zu<br />

gratulieren. Wiederum bevölkerten ganze Massen von<br />

Musikfreunden frühzeitig den T<strong>ho</strong>maskirch<strong>ho</strong>f, um sich die<br />

besten Plätze zu siche<strong>rn</strong>. Da die Festmotette lange im Voraus<br />

ausverkauft war, gab es etliche enttäuschte Gesichter, die<br />

auf den sonntäglichen Gottesdienst mit allen Chören verwiesen<br />

wurden. Als alle jungen Sänger gemeinsam die italienische<br />

Laude »Alta trinità beata« anstimmten, herrschte<br />

tiefe Ergriffenheit im Publikum. Anschließend stellten sich<br />

die Chöre einzeln vor: Die Regensburger hatten de Victoria,<br />

di Lasso, Duruflé und Eben im Gepäck; die Dresd<strong>ne</strong>r brachten<br />

Schein, Brahms und Martin; die Engländer überreichten<br />

Zeitgenössisches aus ihrer Heimat mit ungewohnten Klangeffekten.<br />

Mit ei<strong>ne</strong>r C<strong>ho</strong>ralbearbeitung für vier Chöre und<br />

Gemeinde forderte T<strong>ho</strong>maskantor Biller die Aktivität aller<br />

Anwesenden ein, bevor der T<strong>ho</strong>ma<strong>ne</strong>rc<strong>ho</strong>r mit Bachs Motette<br />

»Singet dem Her<strong>rn</strong> ein <strong>ne</strong>ues Lied« sei<strong>ne</strong>n Beitrag leistete.<br />

Zum krö<strong>ne</strong>nden Abschluss waren mit Luthers »Verleih uns<br />

Frieden« in ei<strong>ne</strong>r Biller’schen Bearbeitung nochmals alle<br />

gefragt. Auf die T<strong>ho</strong>ma<strong>ne</strong>r und deren Gäste wartete am<br />

Abend im Ratskeller noch ei<strong>ne</strong> inter<strong>ne</strong> Geburtstagsfeier mit<br />

Geschenken, Gesang und verlockendem Büffet.<br />

Beim Gottesdienst am Sonntagmorgen platzte die<br />

T<strong>ho</strong>maskirche aus allen Nähten – hier waren selbstverständlich<br />

kei<strong>ne</strong> Einlasskarten erforderlich. Auf den Emporen<br />

hätte man die Zuhörer stapeln kön<strong>ne</strong>n – welch besseren<br />

Beweis für das Interesse und die Sympathie, die die Stadt<br />

ihrem T<strong>ho</strong>ma<strong>ne</strong>rc<strong>ho</strong>r und den befreundeten Chören entgegenbringt,<br />

hätte es geben kön<strong>ne</strong>n. So wurde der Festgottesdienst<br />

mit den vier berühmten und traditionsreichen<br />

Knabenchören ein würdiger und bewegender Ausklang<br />

ei<strong>ne</strong>r ganz besonderen Festwoche, die den Dreiklang<br />

»glauben, singen, ler<strong>ne</strong>n« aufs Schönste Gestalt an<strong>ne</strong>hmen<br />

ließ.<br />

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