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Inhalt<br />

Aktuelle Seite Seite 2<br />

Einladung zum Benefizkonzert „Rettet den Turm“ Seite 3<br />

Besuch aus Plaidt Seite 4<br />

Damals war´s – vor 100 Jahren Seite 6<br />

Gedenken unserer Verstorbenen Seite 9<br />

Fragen zum Wert der Musik Seite 10<br />

Eine von uns… (Irmgard Ernst) Seite 12<br />

Splitter (Chorleiterbesprechung, Inge Reiche hat Geburtstag, Zu Gast beim<br />

Polizeichor, Grillfest der BL, Probensplitter)<br />

Achtung Skatfreunde!<br />

Die BL führt zum Jahresende einen weiteren Preisskat durch, nachdem der im März so erfolgreich verlaufen ist.<br />

Wer Zeit und Lust zum Skatspielen hat, kommt<br />

am Sonntag, dem 2. November 2008, 10.30 bis 16.00 Uhr, ins Nachbarschaftshaus Urbanstraße 21, 10961 Berlin.<br />

Bei einem Startgeld von 10,- Euro winken zahlreiche Preise! Ihr könnt auch Freunde und Verwandte mitbringen.<br />

Meldet Euch bitte bei Gerd Bülow: 030/8230382 oder gerd.buelow@gmx.de<br />

Herbstwanderung in die Mark<br />

Liebe Freunde,<br />

der gute Brauch einer Wanderung mit Wein, Weib und Gesang wird in diesem Jahr wiederbelebt. Ich kümmere mich um die<br />

Vorbereitung und Durchführung und teile schon mal folgendes mit:<br />

Wir treffen uns am Sonnabend, dem 8. November 2008, 09.45 Uhr am Hbf Potsdam (Infostand).<br />

Der Abmarsch ist für 10.00 Uhr, die Rückkehr gg. Abend (ggf. früher) vorgesehen.<br />

Kosten: Verzehr in der Gaststätte.<br />

Für die Wanderung ist festes Schuhwerk und der Witterung entsprechende Kleidung erforderlich;<br />

Marschverpflegung führt jede(r) selbständig mit. Wir wandern mit Unterbrechungen ca. 12 km<br />

über Caputh zum Forsthaus Templin; dort Einkehr und Rast. Unterwegs werden wir zahlreiche<br />

historische, aber auch technische Erkenntnisse und Eindrücke vermittelt bekommen.<br />

Die Rücktour zum Ausgangspunkt geht über die Insel Hermannswerder - zu Fuß oder mit dem Bus.<br />

Ich vertraue auf prächtiges Wetter und eine hohe Beteiligung.<br />

Herzliche Grüße<br />

Fritjof Schreiber<br />

Seite 14<br />

„Japan 2010“ Seite 20<br />

Herzlichen Glückwunsch! Seite 24<br />

Termine Seite 25<br />

Kontakte Seite 26


BERLINER LIEDERTAFEL E.V. 1884<br />

Mitglied im Chorverband Berlin und im Deutschen Chorverband<br />

Chorproben jeden Donnerstag ab 19.30 Uhr, im Nachbarschaftshaus Kreuzberg, Urbanstraße 21, 10961 Berlin<br />

Telefon: 030/ 69049727; Homepage: www.berliner-liedertafel.de; eMail: info@berliner-liedertafel.de<br />

Bankverbindung: Weberbank, Konto-Nr. 40270009 BLZ 10120100<br />

________________________________________________________________________________<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

liebe Mitglieder und Freunde der BL,<br />

Außerordentliches steht uns bevor! Dieses<br />

letzte Quartal des Jahres hat es in sich!<br />

Es beginnt mit dem seit langem in Aussicht<br />

gestellten Besuch des Frauenchors Plaidt.<br />

Viele werden sich an die überschwängliche<br />

Gastfreundschaft einerseits und den<br />

professionellen Gesang dieses Chors<br />

andererseits gut erinnern. Heißen wir mit<br />

unserer sprichwörtlichen Gastfreundschaft die<br />

Sängerinnen des Frauenchors Plaidt mit ihren<br />

Begleitern am Freitag, dem 03.10.2008 mit<br />

großer Herzlichkeit willkommen! Programm<br />

und Abläufe entnehmt bitte dem folgenden<br />

Artikel „Besuch aus Plaidt“ sowie der<br />

Terminseite.<br />

Bereits am darauf folgenden Freitag, dem<br />

10.10.2008, 19.30 Uhr steigt das seit langem<br />

größte musikalische Ereignis im <strong>Berliner</strong><br />

Männerchorgesang: Das Benefizkonzert<br />

zugunsten der Aktion „Rettet den Turm“. Vor<br />

etwa einem Jahr entstand die Idee. Seitdem<br />

musste viel verhandelt, organisiert,<br />

besprochen und schließlich geprobt werden.<br />

Sechs Männerchöre aus Berlin und einer aus<br />

Zeuthen werden mit ihren namhaften<br />

Chorleitern ihr Bestes geben und Euch ein<br />

Konzert der Superlative vermitteln. Nutzt bitte<br />

die verbleibende Woche zur Werbung, denn<br />

auf unsere Medien in Berlin ist in dieser<br />

Beziehung nur begrenzt Verlass. Manchmal<br />

frage ich mich, was man anbieten muss, um<br />

von der <strong>Berliner</strong> Presse Unterstützung zu<br />

erfahren.<br />

Wenn wir diese beiden Wochenenden gut<br />

absolviert haben, bereiten wir uns auf den<br />

historischen Höhepunkt dieses Jahres vor:<br />

Bundespräsident Dr. Horst Köhler hat den<br />

Chor der <strong>Berliner</strong> <strong>Liedertafel</strong> für Montag, den<br />

03. November 2008 zu einem exklusiven<br />

Empfang ins Schloss Bellevue geladen. Aus<br />

einem launigen Einfall (im wahrsten Sinn des<br />

Wortes, aus einer „Schnapsidee“) ist dieser<br />

Besuch bei unserem Staatsoberhaupt<br />

entstanden. Wir singen ihm einige<br />

Volkslieder, die ihn vielleicht an seine eigene<br />

aktive Zeit in einem südwestdeutschen<br />

Männerchor erinnern.<br />

Schließlich mache ich Euch noch auf ein<br />

Jubiläum der besonderen Art aufmerksam: Im<br />

Oktober diesen Jahres feiert das Adolf-<br />

Zander-Oktett der <strong>Berliner</strong> <strong>Liedertafel</strong><br />

seinen 30. Geburtstag. Dies nehmen wir zum<br />

Anlass, in und mit der gesamten<br />

<strong>Liedertafel</strong>familie am Sonntag, dem<br />

09.11.2008, 17.00 Uhr im NHU (siehe<br />

Termine) ein musikalisches Fest zu feiern. Ihr<br />

seid alle herzlich eingeladen, an diesem<br />

Ereignis teilzunehmen. Der musikalische Teil<br />

beginnt mit Felix Mendelssohn-Bartholdys<br />

„Festgesang an die Künstler“. Nach einer<br />

Reihe von Darbietungen von Claus Bock,<br />

dem AZO und dem gesamten Chor wird zu<br />

einem geselligen Beisammensein<br />

übergeleitet.<br />

Ich freue mich auf spannende Wochen!<br />

Herzliche Grüße<br />

Jörg Kramer<br />

___________________________________________________________________________________<br />

„DerMerker“ ist das Mitteilungsblatt der <strong>Berliner</strong> <strong>Liedertafel</strong> und erscheint zweimonatlich.<br />

Herausgeber: Der Vorstand der BL, Redaktion: Jörg Kramer, präsident@berliner-liedertafel.de<br />

Druck: Tandt Werbetechnik GmbH, tandt@snafu.de, Tel.: 2140136<br />

Redaktionsschluss der für die Ausgabe 06/2008: 18.11.2008<br />

<strong>Berliner</strong> und Brandenburger Männerchöre<br />

singen zugunsten der Aktion „Rettet den Turm“<br />

am 10. Oktober 2008, 19.30 Uhr<br />

in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche<br />

Breitscheidplatz, 10623 Berlin<br />

Benefizkonzert unter dem Motto<br />

„Herr Gott, dich loben wir!“<br />

Mitwirkende:<br />

MC Cäcilia 1890<br />

(Ltg.: Hugo Meinig)<br />

MGV Concordia 1950<br />

(Ltg.: Vincent Jaufmann)<br />

Erk Männer Vokal Ensemble 1845<br />

(Ltg.: Michael Uhl)<br />

Götterfunken 2007<br />

(Ltg.: Martin Funke)<br />

Polizeichor Berlin<br />

(Ltg.: Steffen Schreiner)<br />

MC Zeuthen 1891<br />

(Ltg: Matthias Deblitz)<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Liedertafel</strong> 1884<br />

(Ltg.: Vincent Jaufmann)<br />

Orgel: Steffen Schreiner<br />

Von den Chören wird einzeln und gemeinsam eine breite<br />

Palette der geistlichen Männerchorliteratur dargebracht.<br />

Eintritt 15,- Euro; ermäßigt im Vorverkauf 12,- Euro<br />

Karten erhalten Sie bei den beteiligten Chören<br />

sowie unter 775 75 69 oder 6271000 und an der Kasse<br />

Der Überschuss wird dem Spendenkonto<br />

Stiftung Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche<br />

Kontonummer: 22222, <strong>Berliner</strong> Bank, BLZ 100 200 00


Besuch aus Plaidt<br />

Besuch aus Plaidt? Wo ist denn Plaidt?<br />

Gibt´s das überhaupt? Natürlich – und<br />

wie?!<br />

Unter Wikipedia findet man Plaidt, was ein<br />

Beleg für dessen Existenz ist. Blättert man<br />

dort ein bisschen, erfährt man zunächst<br />

Folgendes: „Plaidt ist eine Ortsgemeinde<br />

und das größte Dorf der Gemeinde Pellenz<br />

im rheinland-pfälzischen Landkreis Mayen-<br />

Koblenz. Durch Plaidt fließt die Nette.“ Na,<br />

is ja doll! Und sonst? Da steht dann noch<br />

etwas über die Geschichte, das Wappen,<br />

den Rat und die Verwaltung, die Schulen<br />

und - Halt! Jetzt kommt´s, über Kultur.<br />

Aber auch dort steht nicht das, worauf man<br />

eigentlich gehofft hat. Das bedeutendste<br />

Kulturereignis von Plaidt ist demnach der<br />

MGV-Eintracht 1853 Plaidt e.V.: Ein<br />

Männerchor! Neben dem Katholischen<br />

Junggesellen- und Burschenverein e.V.<br />

werden noch der Plaidter Geschichtsverein<br />

e.V., und der Plaidter-Draisinen-Club e.V.<br />

aufgeführt. Unter Sonstiges verbirgt sich<br />

auch nichts, außer dass am 3. August<br />

2007 morgens um 04:58 Uhr sich ein<br />

Erdbeben der Stärke 3,9 mit dem<br />

Epizentrum in Plaidt ereignete. Wie auch<br />

immer, jetzt weiß jedenfalls jeder Leser,<br />

dass es Plaidt gibt und wo Plaidt liegt.<br />

Diejenigen, die im Herbst 2005 mit der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Liedertafel</strong> die Rheinlandfahrt<br />

mitgemacht haben, wissen weitaus mehr.<br />

Aus eigenem Erleben wissen sie von dem<br />

exzellenten Frauenchor Plaidt, den sie<br />

haben singen hören und deren Mitglieder<br />

uns, der <strong>Berliner</strong> <strong>Liedertafel</strong>, damals einen<br />

überwältigenden Empfang mit Singen,<br />

Geschenken, Essen und Trinken und viel<br />

Freude bereitet haben. Den Kontakt hatte<br />

damals die Schwester unseres<br />

verstorbenen Sangesbruders Ludwig<br />

Buch, Frau Marlene Buch, zustande<br />

gebracht, die zuerst mit unserem<br />

unvergesslichen Heinz Krakowsky und<br />

sodann mit dem Vorstand der BL<br />

korrespondierte. Diese Korrespondenz war<br />

die Grundlage für unseren Besuch in Plaidt<br />

und letztlich auch für den Besuch des<br />

Frauenchors Plaidt in Berlin und bei der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Liedertafel</strong>.<br />

Doch nun zum Chor selbst, der unter der<br />

Vorstandschaft von Monika Müller-Späth,<br />

einer attraktiven Lehrerin, gewachsen ist<br />

und unter dem Dirigat von Chordirektor<br />

ADC Karl-Heinz Kohns zu dem wurde,<br />

was er heute darstellt. Der Chor wurde im<br />

Januar 1979 mit 50 Sängerinnen<br />

gegründet. Im Jahre1985 gab es einen<br />

Chorleiterwechsel; seitdem ist Karl-Heinz<br />

Kohns im Amt.<br />

Der Frauenchor Plaidt singt seit seiner<br />

Gründung auf sehr hohem Niveau.<br />

Spitzenergebnisse bei Wertungssingen<br />

und Chorwettbewerben im In- und Ausland<br />

belegen dies. Bei vielen repräsentativen<br />

Veranstaltungen des Sängerbundes<br />

Rheinland-Pfalz hat der Frauenchor gerne<br />

mitgewirkt.<br />

Im Übrigen entwickelte sich der<br />

Frauenchor immer mehr zu einem<br />

Konzertchor, was durch die Mitgestaltung<br />

bzw. Ausrichtung von sehr vielen<br />

Konzerten dokumentiert wird. So wurde die<br />

Erarbeitung eines breit angelegten<br />

Repertoires, von Komponisten der<br />

Renaissance über die Romantik bis hin zu<br />

zeitgenössischen Werken ermöglicht.<br />

Karl-Heinz Kohns erfuhr sein<br />

Chorleiterstudium beim Sängerbund<br />

Rheinland-Pfalz bei Prof. Rudolf Desch.<br />

Er nahm an vielen Chorleitungs-<br />

Fortbildungsveranstaltungen im In- und<br />

Ausland teil.<br />

Im Jahre 1987 wurde ihm durch die<br />

Arbeitsgemeinschaft Deutscher<br />

Chorverbände (ADC) der Titel<br />

„Chordirektor ADC“ verliehen.<br />

Derzeit leitet er fünf qualifizierte Chöre.<br />

Von 1996 bis 1999 war er Mitglied im<br />

Musikausschuss und stellvertretender<br />

Bundeschormeister des Sängerbundes<br />

Rheinland-Pfalz.<br />

Darüber hinaus ist Karl-Heinz Kohns Leiter<br />

des Chorleiterchores sowie der<br />

Chorleitungsseminare des Chorverbandes<br />

Rheinland-Pfalz und nicht zu vergessen<br />

Juror bei Leistungssingen.<br />

Der Besuch<br />

Die Einladung der <strong>Berliner</strong> <strong>Liedertafel</strong> an<br />

den Frauenchor Plaidt steht schon seit<br />

dem dortigen Besuch im Herbst 2005. Nun<br />

ist eine 5-tägige Berlinfahrt daraus<br />

geworden, Diese führt den Frauenchor<br />

Plaidt am Nationalfeiertag, dem<br />

03.10.2008, nach dem Einchecken in<br />

ihrem Hotel direkt zu uns ins in die BL, ins<br />

Nachbarschaftshaus. Hier werden wir ab<br />

18.00 Uhr im Wechsel, aber auch<br />

gemeinsam konzertieren und nach einer<br />

kurzen Umbaupause Geselligkeit mit<br />

unseren Gästen pflegen.<br />

Am Sonnabend ist eine ausgiebige<br />

Stadtrundfahrt geplant und am Sonntag,<br />

dem 05.10.2008 umrahmen wir um 10.30<br />

Uhr das Hochamt in der Katholischen<br />

Kirche St. Bonifatius in der Yorkstraße.<br />

Danach geht´s auf Schiffstour auf Spree<br />

und Landwehrkanal. Montag steht<br />

Potsdam auf dem Programm und für<br />

Dienstag ist die Rückreise vorgesehen.<br />

Liebe Plaidter Frauen, Ihr seid in Berlin<br />

herzlich willkommen! Wir hoffen, dass Ihr<br />

Euch wohlfühlt und wir uns wiedersehen!<br />

HaZet


Berücksichtigen Sie bitte beim Kauf oder bei der<br />

Inanspruchnahme von Dienstleistungen unsere Inserenten!


Damals war´s –<br />

vor 100 Jahren<br />

1908: Sängerreise<br />

in den Orient<br />

Fortsetzung des Berichts („Merker“ 04/2008)<br />

Gegen 5 Uhr nachmittags Abmarsch zum<br />

Schloss, um dort im Thronsaal vor den<br />

Majestäten und der Hofgesellschaft ein<br />

„Vor“-Konzert zu geben.<br />

Seidene Fahnenbänder<br />

(links: Geschenk der Damen der<br />

Bukarester Deutschen <strong>Liedertafel</strong>;<br />

rechts: Geschenk der Damen der<br />

Deutschen Kolonie in Konstantinopel)<br />

Danach kamen alle Gäste in den Schloss-<br />

Saal, wo ein sehr reichhaltiges Buffet<br />

aufgestellt war; bemerkenswert, dass sich<br />

auch hier das Herrscherpaar über die<br />

ganze Zeit aufhielt: „Der König bewegte<br />

sich mit vielbewunderter Leutseligkeit unter<br />

den Mitgliedern“, schriebt der Chronist in<br />

unserem Reisebericht. Nach diesem<br />

Ereignis blieb den BL-Mitgliedern nur<br />

wenig Zeit, um sich zu dem zu 09.00 Uhr<br />

abends angesetzten großen Konzert im<br />

Nationaltheater vorzubereiten.<br />

Der festlich beleuchtete und geschmückte<br />

Konzertsaal war trotz der sehr hohen<br />

Eintrittspreise vollkommen ausverkauft.<br />

Werke u.a. von Wagner, Strauss, Kaun,<br />

Kremser, Hegar und Grell entfachten<br />

große Begeisterung – den Sängern<br />

wurden Lorbeer- und Eichkränze mit<br />

Widmungsschleifen auf die Bühne<br />

gereicht. Als Zugabe sang der Chor<br />

Brahms Wiegenlied und unseren<br />

Wahlspruch „Fest und klar – treu und<br />

wahr!“.<br />

Dem Konzert folgte ein Ball und<br />

gemütliches Beisammensein in den<br />

Räumen der Bukarester <strong>Liedertafel</strong>.<br />

Vorsichtige packten noch in der Nacht ihre<br />

Koffer – der Vormittag des nächsten Tages<br />

war vorgesehen für ein Frühstück und den<br />

Abschiedsschoppen im Heim der<br />

Vereinigung der Reichsdeutschen in<br />

Bukarest. Leider war es nicht möglich, die<br />

Abschiedsstunden voll auszukosten – der<br />

Sonderzug zur Weiterfahrt nach Konstanza<br />

stand zur Abfahrt um 12.30 Uhr bereit.<br />

Einige Ereignisse auf diesem<br />

Streckenabschnitt sorgten für einen<br />

abwechslungsreichen Verlauf der<br />

Bahnreise. Zunächst ging es in schneller<br />

Fahrt dem neuen Ziel, Konstanza<br />

entgegen; aber bald gab es kleine<br />

betriebliche Zwischenfälle. Ein Wagen<br />

musste wegen heißer Radachse<br />

ausgewechselt werden. Die Insassen<br />

konnten zum Glück unverzüglich mit ihrem<br />

Brücke König Karl I. bei Cernavoda; Entwurf: Anghel Saligny<br />

Gepäck in einen angehängten<br />

Ersatzwagen umsteigen. Noch vor<br />

Erreichen der Dobrudscha (einer<br />

historischen Landschaft in Südost-<br />

Rumänien und Nordost-Bulgarien<br />

zwischen dem Unterlauf der Donau und<br />

dem Schwarzem Meer) brannte es auch in<br />

diesem Wagen und nötigte die Herren zu<br />

erneutem Umzug. Ein weiterer<br />

Ersatzwagen konnte nicht zur Verfügung<br />

gestellt werden; so wurde denn das<br />

Gepäck der Betroffenen auf die besetzten<br />

Abteile verteilt. Die Männer fanden im<br />

Speisewagen Platz. Leicht verärgert über<br />

ihr Missgeschick trösteten sie sich mit<br />

einer „kühlen Blonden“ (Molle) – und bald<br />

war alles auch wieder gut!<br />

Unliebsame Fahrtunterbrechungen kamen<br />

nun nicht mehr vor. Aber dann, doch<br />

wieder ein Halt auf freier Strecke – was<br />

war denn nun wieder los? Vor einer<br />

großen Eisenbahnbrücke bei Cernavoda<br />

hieß es: „Alles aussteigen!“.<br />

Auf Anordnung des Königs sollte diese<br />

Brücke, ein beeindruckendes technisches<br />

Meisterwerk des rumänischen Ingenieurs<br />

Saligny, den <strong>Berliner</strong> Herren vorgeführt<br />

werden. Unter Leitung von Bahnbeamten<br />

und in Begleitung einiger Freunde von der<br />

Bukarester <strong>Liedertafel</strong>, die bis Konstanza<br />

unseren Chor begleiteten und mit Rat und<br />

Tat zur Seite standen, ging es zu Fuß in 40<br />

m Höhe über die 750 m lange<br />

Gitterbrücke. Aus luftiger Höhe bot sich ein<br />

reizvoller Rundblick auf die Gegend der<br />

Dobrudscha und auf das Städtchen<br />

Cernavoda. Ein plötzlicher Regenschauer<br />

trieb die Gruppe schnellstens in den Zug<br />

und die Fahrt ging nun direkt dem<br />

nächsten Ziel, Konstanza, entgegen.<br />

Wegen der Unterbrechungen im Verlauf<br />

der Bahnfahrt, fuhr der Zug durch den<br />

Stadtbahnhof hindurch und gleich zur<br />

Hafenanlage. Vom Empfangskomitee<br />

waren Leuten beordert, die das Gepäck<br />

aufs Schiff brachten und verstauten.<br />

Zur Begrüßung hatten sich Herren vom<br />

Deutschen Schubertbund und der<br />

deutschen Kolonie in Konstanza<br />

eingefunden. Wegen der eingetretenen


Verzögerungen war nur ein kurzer<br />

Stadtrundgang möglich.<br />

Eitel Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen,<br />

ab 1866 Carol I., (* 1839 - 1914)<br />

Auf dem Marktplatz hatten sich etwa 4000<br />

Menschen versammelt. Der Chronist<br />

schreibt, "Menschen in den<br />

verschiedensten bunten Trachten; die<br />

seltsamsten Sprachlaute dringen an unser<br />

Ohr. Dass wir noch nicht in einer rein<br />

türkischen Stadt sind, beweisen die vielen<br />

unverschleierten Frauen und Mädchen, die<br />

sich eingefunden haben." Diesen Leuten<br />

gab der Chor ein kleines improvisiertes<br />

Freiluftkonzert (heute wäre es ein "Open<br />

Air Konzert"). Vor dem Haus des<br />

Stadtpräfekten hatte man Aufstellung<br />

genommen. Gemeinsam mit dem<br />

Präfekten hörte der deutsche Konsul dem<br />

Gesang der BL zu. Auch rings um den<br />

Marktplatz, an offenen Fenstern und auf<br />

den Balkonen lauschte man den<br />

Liedvorträgen. Stürmischer Beifall konnte<br />

aber nur noch eine Zugabe erzwingen –<br />

die Zeit drängte, das Abendessen war<br />

bestellt, und der an Stelle des im Voraus<br />

gecharterten Schiffs zu benutzende<br />

Postdampfer, "Regele Carol I." konnte<br />

nicht warten.<br />

Zum Abendessen in einem Lokal mit<br />

schöner Aussicht auf das Meer hatten sich<br />

auch der Konsul und der Herr Präfekt der<br />

Stadtgemeinde eingefunden, die sich "in<br />

schmeichelhaftester Weise" über die<br />

gehörten Vorträge der <strong>Berliner</strong> <strong>Liedertafel</strong><br />

äußerten. Zuvor kam der Präsident des<br />

Schubertbundes zu Wort. In seiner<br />

offiziellen Begrüßungsansprache betonte<br />

er, dass auch hier, am äußersten Ende<br />

Rumäniens, an der Schwelle des Orients,<br />

die kleine deutsche Sängervereinigung<br />

treu zusammen hält. Er bedankte sich für<br />

das Kommen der BL, bedauerte, dass aus<br />

Zeitgründen kein großes Konzert<br />

stattfinden konnte. Nach dem Essen<br />

kamen die Vereinsvorstände noch zu<br />

einem kurzen internen Gespräch im<br />

Vereinslokal des Schubertbundes<br />

zusammen. Die übrigen Mitglieder blieben<br />

im Restaurant zurück und erfreuten sich an<br />

den Klängen feuriger Weisen, gespielt von<br />

einer Zigeunerkapelle. Nachdem die<br />

Schiffsglocke zum wiederholten Mal<br />

stürmisch geläutet hatte, musste<br />

schnellstens der Postdampfer erreicht<br />

werden.<br />

Davor hatte man noch Zeit gefunden, um<br />

ein Dankestelegramm an den Monarchen<br />

zu senden. Mit Heilrufen vom Kai wurden<br />

die Liedertäfler verabschiedet – es fehlte<br />

wohl kein Deutscher aus Konstanza bei<br />

der Ausfahrt des Dampfers, schreibt der<br />

Verfasser des Reiseberichts.<br />

Auszug aus einer von Wolfgang Görsch recherchierten<br />

Reisebeschreibung von einer der bedeutendsten<br />

Chorreisen in der Geschichte der BL,<br />

der Orientreise von 1908.<br />

Schluss folgt im nächsten „Merker“<br />

Der Vizepräsident des Chorverbands Berlin, unser langjähriger<br />

aktiver Sänger<br />

Bernd Geister<br />

ist am 03. August im Alter von 65 Jahren von uns gegangen.<br />

Bernd gehörte der BL seit fast 28 Jahren an. Leidenschaft für<br />

den Chorgesang und Verlässlichkeit waren seine herausstechendsten<br />

Eigenschaften. Er sang nicht nur, sondern bot sich<br />

auch in der Administration an. So gehörte er im Jahre 1984<br />

dem Festausschuss für die 100-Jahrfeier der BL an. Auch betätigte<br />

er sich später als Konzertmanager und als Notenwart.<br />

In einer bewegenden Trauerfeier in der Kapelle und am Naturgrab<br />

auf dem Südwest-Kirchhof Stahnsdorf nahm eine große<br />

Trauergemeinde Abschied von Bernd.<br />

Wir werden seiner ehrend gedenken. Er ruhe in Frieden.<br />

Der Vorstand der <strong>Berliner</strong> <strong>Liedertafel</strong><br />

Jörg Kramer<br />

Wolfgang Voß Gerhard Baltuttis<br />

Unser langjähriger aktiver Sangesbruder,<br />

Horst Pohl<br />

hat den Kampf aufgegeben und erlag in den frühen Morgenstunden<br />

des 7. September seinem schweren Leiden.<br />

Horsts trauernde Lebensgefährtin, Frau Helga Krause, versicherte<br />

mir noch, dass er friedlich entschlafen sei. Die Hinterbliebenen<br />

betrachteten sein Ableben, trotz der Trauer um<br />

ihn, als Erlösung.<br />

Besonders tragisch an der Situation ist, dass Helga Krause<br />

ihren Horst nur um wenige Tage überlebte. Zu groß schien<br />

der Schmerz, und die Angst der Schwerkranken vor den vor<br />

ihr liegenden Tagen haben sie überwältigt.<br />

Wir gaben demnach Beiden am 19. September 2008 das letzte<br />

Geleit und trösteten durch unseren Gesang die Trauernden.<br />

Ewige Ruhe schenke ihnen, o Herr!<br />

Und das ewige Licht leuchte ihnen!<br />

Lasse sie ruhen in Frieden. Amen!<br />

Der Vorstand der <strong>Berliner</strong> <strong>Liedertafel</strong><br />

Jörg Kramer<br />

Wolfgang Voß Gerhard Baltuttis


Fragen zum<br />

Wert der Musik<br />

„Musik du himmlisches Gebilde...“ so lautet<br />

die Anfangszeile des bekannten Chorwerkes<br />

mit dem Titel „Trösterin Musik“ von Anton<br />

Bruckner (1877) Dabei ist es interessant<br />

einmal über den Wert der Musik und das<br />

grundsätzliche Problem der musikalischen<br />

Ästhetik sich Gedanken zu machen.<br />

Viele befassen sich mit dem Thema…<br />

In der scheinbar paradoxen Frage: Ist etwas<br />

schön, weil es gefällt oder gefällt es, weil es<br />

schön ist, liegt das Wesen des ewigen<br />

Streites der Musikwissenschaft über die<br />

Grundlagen des Wertes in der Musik. Die<br />

Frage nach dem objektiven und subjektiven<br />

Charakter des Schönen in der Musik, des<br />

musikalischen Wertes, wird immer neu<br />

gestellt. Ist die „Schönheit“ einer Musik die<br />

Eigenheit des Werkes selbst, so wie Glanz<br />

und Schwere die Eigenheit des Goldes, oder<br />

ist sie vielleicht nur eine ästhetische Intension<br />

des Menschen auf die Musik? Die Frage der<br />

Ästhetik betrifft im Prinzip jedes Kunstwerk.<br />

Wie ist es zu erklären, das ein Musikstück, in<br />

dem dieselben objektiven Eigenschaften<br />

vorhanden sind, dem Einen gefällt, dem<br />

Anderen dagegen nicht?<br />

Dass Menschen der gleichen Generation und<br />

Bildung, desselben Kulturkreises ein und<br />

dasselbe Musikstück unterschiedlich<br />

bewerten? Das manche die moderne Musik<br />

nur als Lärm empfinden, die nichts mit Musik<br />

zu tun hat, während andere in ihr Werte<br />

entdecken, die ihrem heutigen Lebensgefühl<br />

entspricht. Die Relativität ästhetischer Urteile<br />

ist schwer erklärbar, angesichts der<br />

Tatsache, das es auch Meisterwerke gibt, die<br />

über Jahrhunderte hinweg, für verschiedene<br />

Generationen und gesellschaftliche Gruppen,<br />

für neue multikulturelle Lebensformen, immer<br />

Werte der unvergänglichen Schönheit<br />

darstellen, deren Kriterien allerdings<br />

verschieden sein können. Wie fremd klingen<br />

in unseren Ohren die orientalische Musik und<br />

kultischen Gesänge, deren symbolische und<br />

magische Bedeutung wir nur erahnen<br />

können. Ebenso fremd und unverständlich<br />

wird für viele Menschen der Welt unsere<br />

Klassische Musik klingen, von der wir im<br />

Allgemeinen annehmen, sie hätte in ihrem<br />

Wert etwas Universales. Bis heute begeistert<br />

Mozart (1756-1791), das Wunderkind aus<br />

Salzburg, mit seinen Werken voller<br />

Optimismus und Heiterkeit die Freunde der<br />

Klassik. Im „Mozartjahr 2006“ wurde des<br />

250. Geburtstags des Musikgenies gedacht.<br />

Die Einschätzung der Werte wird immer<br />

wieder von der Geschichte einer Revision<br />

unterzogen. Die Veränderlichkeit der<br />

musikalischen Bewertung kann dazu führen,<br />

dass ein zu seiner Zeit hoch gelobtes<br />

Schaffen für spätere Generationen seine<br />

Bedeutung einbüßt und nahezu vergessen -<br />

oder neu entdeckt wird. Man kann in einem<br />

Musikwerk in seiner Zeit unterschiedliche<br />

Werturteile fällen, und beide werden objektiv<br />

wahr sein. Ist demnach die „Schönheit“ in der<br />

Musik und der musikalische Wert etwas<br />

Relatives? In der Musikästhetik stehen sich<br />

zwei Auffassungen in dieser Frage<br />

gegenüber. Die Anhänger der<br />

objektivistischen Konzeption suchen im Werk<br />

selbst die Grundlage für die Eigenschaft des<br />

Wohlklanges und die Anhänger der<br />

subjektivistischen Richtung dagegen suchen<br />

die Grundlage der Bewertung im Verhältnis<br />

zum Hörer und seiner Harmoniefähigkeit. Der<br />

Wert der Musik ist also immer ein Wert für<br />

Jemanden in seiner Zeit. Der Mensch, der<br />

das betreffende Werk aus einer ästhetischen<br />

Position aufnimmt, wenn er diesen Wert<br />

aufgrund seines Erlebens und<br />

Stimmungszustandes entdeckt.<br />

Der Wert eines musikalischen Werkes ist<br />

dessen Fähigkeit, beim Hörer eine<br />

spezifische Art des Wohlgefühles zu wecken,<br />

das an kein anderes Wohlgefühl erinnert und<br />

dessen Fehlen ein Verlust an Lebensqualität<br />

bedeutet. Es gibt bestimmte stabile<br />

Musikeigenheiten, die wir als wertvoll<br />

anerkennen, und die Tatsache, dass unsere<br />

Urteile einer Änderung unterliegen, weist<br />

darauf hin, dass es in der Musik auch andere,<br />

veränderliche Eigenheiten gibt. Es ist ein<br />

Komplex von Wertequalitäten, die den<br />

Gesamtwert eines Musikwerkes bestimmen.<br />

Der menschlichen Stimme mit seinen<br />

verschiedenen Tonlagen und<br />

Ausdrucksformen kommt eine ganz<br />

besondere Bedeutung zu. Sie ist oft das<br />

tragende Element bei der Bewertung eines<br />

Musikstückes. Es gibt eine spezielle<br />

Musikliteratur, die den Chorgesang als<br />

Voraussetzung für die musikalische<br />

Umsetzung eines Werkes beinhaltet. In der<br />

Art der vermittelten Ideen, Emotionen und<br />

Vorstellungen liegt auch die Grundlage für<br />

die Einteilung in Klassische- und<br />

Unterhaltungsmusik und zugleich deren<br />

individuellen Bewertung.<br />

Jedes Werk ist das Produkt seiner Zeit und<br />

hat Bedeutung für die Evolution der Stile und<br />

hat letztlich den Wert eines Kulturdenkmals.<br />

Dank der überlieferten Noten und Tonträger<br />

ist die Musik immer wieder reproduzierbar<br />

und kehrt zum Leben zurück. Die moderne<br />

Tontechnik hat eine erstaunliche Perfektion<br />

erreicht, so dass die Musik vom Original nicht<br />

mehr zu unterscheiden ist. Im Geist des<br />

Heute und seiner Hörgewohnheit assimilieren<br />

wir die Musik.<br />

Verfälschen wir sie damit? Zweifellos ja,<br />

aber es ist ein ehernes Gesetz der<br />

Geschichte, das wir, die Nachgeborenen, die<br />

Vergangenheit immer nur durch unser<br />

eigenes Weltbild filtriert erleben, dass wir die<br />

Musik im Geist der Gegenwart „modifizieren“,<br />

wie andere Generationen vor uns auch.<br />

Einen Ausweg aus der „Befangenheit der<br />

Gegenwart“ gibt es nicht, und das ist aber<br />

auch das Schöne daran und lässt uns den<br />

Wert der Musik im Konzertsaal oder in den<br />

Medien ständig neu erleben.<br />

Ulrich Nowraty<br />

(Der Verfasser war mehrere Jahre hinweg aktiver Sänger im<br />

2. Bass der <strong>Berliner</strong> <strong>Liedertafel</strong> und kommt hoffentlich bald<br />

wieder.)


Eine von uns…<br />

Förderin der BL: Frau Irmgard Ernst<br />

Mitte August erfuhr ich eine Überraschung.<br />

Eine Postsendung mit einem Taschenbuch<br />

lag im Briefkasten. Dem Taschenbuch lag<br />

eine Ansichtskarte bei, die für eine<br />

Badekur in Bad Bodenteich warb.<br />

Bedeutsameres befand sich auf der<br />

Rückseite. Hier war zu lesen: „Lieber Herr<br />

Kramer, hiermit übersende ich Ihnen mein im<br />

April 2008 herausgekommenes Buch und<br />

hoffe, dass Sie mal soviel Zeit erübrigen<br />

können, um es zu lesen. Mein Mann war ja<br />

seit 1965 begeisterter Sänger (1. Tenor) der<br />

BL, und ich bin auch schon seit Ende der<br />

60er Jahre Förderin. Vielleicht ist ja Ihr<br />

Interesse geweckt? In der Hoffnung, auch<br />

mal von Ihnen zu hören, sende ich Ihnen und<br />

der BL herzliche Grüße, Irmgard Ernst.“<br />

Neugierig geworden, begann ich in dem<br />

Buch „Geboren 1924 – Ein <strong>Berliner</strong><br />

Frauenleben“ zu blättern, dann zu lesen<br />

und dann legte ich es erst aus der Hand,<br />

als ich es durch hatte. Eine spannende,<br />

teilweise aufwühlende, von Melancholie,<br />

Trostlosigkeit, Hoffnung, Freude, Erfolg,<br />

Fortschritt, Rückschlägen und dennoch<br />

Erfüllung und Zufriedenheit, manchmal<br />

aber auch tiefer Traurigkeit erfülltes Leben<br />

lag offen vor mir. Und die, die es erlebt und<br />

aufgeschrieben hatte, Irmgard Ernst,<br />

deren Namen ich bisher nur aus der<br />

Mitgliedsliste kannte, ist ein langjähriges<br />

Mitglied unserer <strong>Berliner</strong> <strong>Liedertafel</strong>?<br />

Donnerwetter!<br />

Irmgard Ernst beschreibt zunächst ihre<br />

„Kindheit: 1924 bis 1939“, berichtet von<br />

ihrer Adoption in der Alten Jakobstraße in<br />

Kreuzberg, von ihren Eltern, einem jungen<br />

kinderlosen Friseur-Ehepaar mit eigenem<br />

Geschäft, Vater erst offener, später<br />

heimlicher Kommunist, Mutter polnische<br />

Katholikin, ihrem kindlichen „Kampffeld“<br />

rund um den Görlitzer Bahnhof und ihrer<br />

Vorliebe für Bücher, nachdem sie in der<br />

Schule lesen gelernt hatte. Im nächsten<br />

Abschnitt „Krieg: 1939 bis 1945“ geht es<br />

naturgemäß nicht mehr so idyllisch zu.<br />

Selbstverständlich wollte und durfte sie,<br />

wie all ihre Schulkameradinnen, zum BdM;<br />

genauso selbstverständlich war, dass ihr<br />

Vater sie nie in BdM-Uniform in seinem<br />

Geschäft duldete.<br />

Als 17-Jährige machte sie auch eine erste<br />

Männerbekanntschaft, ein Gebirgsjäger<br />

hatte es ihr angetan und daraus entspann<br />

sich ein intensiver Briefwechsel – bis ein<br />

von ihr geschriebener Brief mit dem<br />

Aufdruck zurückkam: „Empfänger gefallen<br />

für Großdeutschland!“.<br />

Besonders lebensnah beschreibt sie die<br />

Bombenangriffe auf Berlin, die sie zumeist<br />

in Luftschutzkellern erleiden musste. Aber<br />

auch vom Besuch und dem Abschluss der<br />

Handelsschule sowie von ihrer Anstellung<br />

im Büro eines „Helfers für Steuersachen“.<br />

Trotz all der Not, dem unendlichen Leid,<br />

dem Hunger, der Kälte, den vielen<br />

grausam zugerichteten Toten, der<br />

Zerstörung ganzer Straßenzeilen und<br />

Stadtteile durch Bomben der Alliierten,<br />

ging das Leben in Berlin weiter – und nicht<br />

nur Kino, Tanz und Gaudi brachten die<br />

dringend benötigte Abwechslung, sondern<br />

auch Schwärmereien, Freund- und<br />

Liebschaften gehörten zum Alltag. Die<br />

Männer musste man sich damals genau<br />

ansehen, war doch ein Gutteil bester<br />

Partien im Krieg geblieben. Ihr späterer<br />

Mann, Erich Ernst, entsprach voll ihren<br />

Vorstellungen. Er war „ein Mann der<br />

Praxis. Nicht Gedichte vorlesen oder<br />

Sterne zählen waren für ihn von<br />

Bedeutung, sondern zuzusehen, wie man<br />

am Leben blieb.“<br />

Ich könnte noch viel von dem zitieren, was<br />

Irmgard Ernst beruflich und privat alles<br />

erlebt, ja durchgemacht hat. Das sollte<br />

aber jeder, den es ebenso gepackt hat, wie<br />

mich, selbst tun.<br />

http://www.amazon.de/Geboren-1924-<br />

Ein-<strong>Berliner</strong>-Frauenleben/dp/customerimages/3896267302<br />

Besonders aufmerksam las ich natürlich<br />

die Passagen, die mit der <strong>Liedertafel</strong> zu<br />

tun hatten. Die Seite 99 ist überschrieben:<br />

„Die Konzertreise nach Dänemark und<br />

Schweden und der große Einbruch“. 1965<br />

entdecke Erich Ernst ein Inserat der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Liedertafel</strong>. “Dabei handelte es<br />

sich um einen Männergesangverein, der<br />

sangesfreudige Männer suchte. Erich sang<br />

gern und war sehr musikalisch, Akkordeon<br />

und Mundharmonika spielte er nach dem<br />

Gehör, ohne jegliche Notenkenntnisse. Er<br />

ging zum Vorsingen und wurde mit<br />

Freuden aufgenommen.“<br />

1970 war besagte Konzertreise angesagt,<br />

ohne Ehefrauen. „Die Freude darauf war<br />

groß und es wurde tüchtig geübt, denn der<br />

Chor wollte sich bei seinen Konzerten nicht<br />

blamieren. Das ist aber auch nie<br />

geschehen, die <strong>Liedertafel</strong> hat immer sehr<br />

gute Kritiken bekommen. Am 24. Mai 1970<br />

war der Tag der Abreise. Mein Mann freute<br />

sich in Erwartung all der schönen<br />

Konzerterlebnisse, und es war zwischen<br />

uns ein fröhlicher Abschied, würden wir<br />

uns doch bereits in 14 Tagen wiedersehen.<br />

Außerdem würde ich durch einen Super-8-<br />

Film im Nachhinein einen Eindruck von der<br />

Reise bekommen. So stellten wir uns das<br />

jedenfalls vor. Es sollte aber ganz anders<br />

kommen – leider!“, (ich will die Spannung<br />

nicht nehmen; sie soll all jenen erhalten<br />

bleiben, die sich das Buch beschaffen<br />

wollen).<br />

Nach zwei langen Telefonaten mit Irmgard<br />

Ernst weiß ich, dass ich den Kontakt<br />

weiterhin aufrecht erhalten werde. Sie<br />

erzählte mir von ihrer schweren Operation<br />

am offenen Herzen einerseits und von<br />

ihrer zunehmenden Belastbarkeit und<br />

Stärke andererseits - und sie würde gerne<br />

im Jahre 2010 mit uns nach Japan reisen<br />

und die Familie Shinobu Nonaka<br />

besuchen, mit der sie seit der Japanreise<br />

von 1980 befreundet ist. Bravo, Irmgard<br />

Ernst; sie war und ist eine von uns…<br />

Jörg Kramer


Splitter<br />

Benefiz: Chorleiter<br />

stimmen sich ab<br />

(JKr) Nachfolgend eine Zusammenfassung<br />

der wesentlichen Erörterungspunkte des<br />

Zweiten Abstimmungsgesprächs:<br />

Am Veranstaltungstag werden seitens der<br />

Gemeindeverwaltung Podeste für die Chöre<br />

(ca. 150 Sänger) aufgebaut. Es wird<br />

sichergestellt, dass rechts und links des<br />

Chorraums Sitzplätze für ca. 100 Sänger<br />

bereitgehalten werden.<br />

Die Chorleiter verständigen sich darauf, dass<br />

anstelle von Martin Kondziella nunmehr<br />

Steffen Schreiner vom Polizeichor Berlin als<br />

Organist eingesetzt wird. Darüber hinaus wird<br />

Einvernehmen erzielt, dass die gemeinsam<br />

zu singenden Chöre wie folgt dirigiert werden<br />

Ambrosianischer Lobgesang (mit Trompeter)<br />

- Vincent Jaufmann,<br />

Die Ehre Gottes aus der Natur<br />

- Michael Uhl,<br />

Tebje Pajom<br />

- Matthias Deblitz,<br />

Lobt den Herrn der Welt (mit Trompeter)<br />

- Martin Funke.<br />

Tebje Pajom werden die Chöre in der Kirche<br />

verteilt und von dezentralen Standorten aus<br />

gesungen. Dabei werden die Chöre MC<br />

Cäcilia, Erk MVE, MC Zeuthen, MGV<br />

Concordia und <strong>Berliner</strong> <strong>Liedertafel</strong> den<br />

„Großen Chor“ im Chorraum bilden; der<br />

Polizeichor wird im Untergeschoss an der<br />

Treppe und die Götterfunken auf der Empore<br />

platziert und ihren Part von dort singen.<br />

Die einzelnen Chöre singen in der folgenden<br />

Reihenfolge:<br />

Polizeichor Berlin (Sancta Maria, Vater<br />

unser),<br />

Erk MVE (Psalm 45, Frommes<br />

Gottvertrauen, Über allen Gipfeln ist Ruh´),<br />

MGV Concordia (Singet dem Herrn ein<br />

neues Lied, Passacaglia),<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Liedertafel</strong> (Herr Deine Güte,<br />

Sanctus von Gounod),<br />

nach Tebje Pajom<br />

MC Zeuthen (Sanctus v. Schubert, Herr, Du<br />

lädst uns ein),<br />

MC Cäcilia (Trösterin Musik, Ave Maria,<br />

Geistliches Lied),<br />

Götterfunken (Laudate Dominum, Der Herr<br />

segne und behüte dich).<br />

Nach Auffassung der Chorleiter ist eine<br />

zusätzliche Probe am Nachmittag vor dem<br />

Konzert entbehrlich und die Hauptprobe am<br />

Vorabend des Konzerts ausreichend. Diese<br />

findet am Donnerstag, dem 09.10.2008, ab<br />

19.00 Uhr in der KWG statt und ist vor allem<br />

den gemeinsamen Chorstücken gewidmet.<br />

Am Konzerttag findet nach der Andacht, gg.<br />

18.15 Uhr das Einsingen (pünktlich für alle<br />

unter Vincent Jaufmann) und ein formaler<br />

Schnelldurchlauf mit Auf- und Abtritten statt.<br />

Um 19.30 Uhr erfolgt der Auftritt aller am<br />

Konzert beteiligten Chöre. Nach einer kurzen<br />

Begrüßung und einem Grußwort des<br />

Gemeindepfarrers der KWG, Pfarrer Martin<br />

Germer, beginnt das Konzert.<br />

Da Programmhefte verteilt werden, in denen<br />

die Chöre und die Chorleiter vorgestellt und<br />

die einzelnen Stücke aufgeführt werden,<br />

erübrigt sich eine weitere Moderation. Sollten<br />

vereinzelt Erläuterungen erforderlich sein,<br />

hat Vincent Jaufmann die Aufgabe<br />

übernommen, diesen Part zu übernehmen.<br />

Nach dem Konzert besteht die Möglichkeit<br />

eines gemütlichen Zusammenseins aller<br />

Akteure im Restaurant Ranke 2 in der<br />

Rankestraße. Es bestand Einvernehmen,<br />

dass es dem Abend angemessen wäre, wenn<br />

sich alle Akteure nach einem solchen großen<br />

Ereignis mit dem zu erwartenden Erfolg<br />

zusammenfinden würden, um diesen Anlass<br />

entsprechend ausklingen zu lassen. Hierzu<br />

sind natürlich auch die Angehörigen herzlich<br />

willkommen.<br />

Kommt alle und genießt dieses Highlight!<br />

Soviel Regen,<br />

soviel Segen<br />

(ThR) Siebzig Jahre wird man nicht jeden<br />

Tag. Deshalb folgte eine Reihe von Sängern<br />

am Montag, dem 1. September dem<br />

Vorschlag unseres Präsidenten, Jörg<br />

Kramer, zu unserer Jubilarin zu fahren, um<br />

ihr ein Ständchen zu bringen.<br />

Die Jubilarin ist nicht nur die Förderin der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Liedertafel</strong>, Inge Reiche, sondern<br />

darüber hinaus meine Mutter, was nicht auf<br />

Vetternwirtschaft hinweisen soll.<br />

Die Jubilarin, unsere Förderin Inge<br />

Reiche, mit Sohn und Verfasser…<br />

Es versammelten sich neben 14 Sängern<br />

auch meine knapp 97-jährige Großmutter,<br />

unsere Förderinnen Waltraud Warkentin<br />

und Ulla Kramer, und meine Mutter im<br />

Garten hinter unserem Haus. Ich hatte mir<br />

das alles schön gedacht und sogar mit dem<br />

Gedanken gespielt, den Grill anzuwerfen.<br />

Aber der Wetterbericht warnte. Also kein<br />

Grillgut besorgt, sondern Bier, Klaren, Wiener<br />

und Knacker. Meine Mutter bereitete eine<br />

köstlich gewürzte Kürbissuppe vor und so<br />

warteten wir, dass es 18 Uhr werden würde.<br />

Wurde es auch.<br />

Als die ersten Sänger eintrafen, endete ein<br />

trockener und warmer Spätsommertag mit<br />

einem Gewitterschauer von erstaunlicher<br />

Dauer und Intensität. Also von der Terrasse<br />

ins Gartenhaus. Da war es eng, aber<br />

gemütlich. Einige, die sich gut eingepackt<br />

hatten pellten sich zügig aus. Warm genug<br />

war es also auch. Nach einigen – ohne<br />

ausgebildeten Dirigenten – recht ordentlich<br />

vorgetragenen Ständchen waren ich und<br />

mein Organisationstalent gefordert. Ich hatte<br />

mir das so vorgestellt: Jeder isst einen<br />

kleinen Teller Suppe und ein Paar Würstchen<br />

und Knacker, soll ja nur ein Imbiss sein. Was<br />

dann übrig ist, ist am nächsten Tag unser<br />

Mittag. - Ich sag mal so: Am nächsten Tag<br />

sang ich: „.. war allet uffjefressen von fremde<br />

Leute hiea....“.<br />

NEIN! Wir haben uns gefreut, dass es allen<br />

geschmeckt hat. Selbst ein nicht näher<br />

genannter Schriftführer, der keine<br />

Kürbissuppe essen wollte verspeiste etwas<br />

mehr davon als gedacht. Es wurde sehr viel<br />

gesungen, sehr viel gelacht, über die BL und<br />

das Leben im Großen geredet, und so<br />

vergingen die Stunden. Es war deutlich nach<br />

22.00 Uhr, als die letzten Gäste gingen.<br />

Ohne mir selbst auf die Schulter klopfen zu<br />

wollen es wirkten alle sehr fröhlich, das<br />

Essen hatte geschmeckt, auch wenn es<br />

knapp kalkuliert war, und das Bier floss gut<br />

die Kehle herunter.<br />

Bei der nächsten Probe fragten ein paar<br />

Leute bei mir nach, wann es das nächste Mal<br />

etwas zu feiern geben würde, und das ist<br />

doch ein gutes Zeichen für einen Gastgeber.<br />

Erstaunlicherweise war der Regen die ganze<br />

Zeit über vergessen, nachdem sich alle ins<br />

Trockene geflüchtet hatten. War also ein sehr<br />

nettes Jubiläum, mit einer sehr erfreuten<br />

Jubilarin, die sich auf diesem Wege noch<br />

einmal für die gesanglichen Darbietungen<br />

und das von den Sängern mitgebrachte<br />

Geschenk ganz herzlich bedankt. Dank auch<br />

für einige persönliche Blümchen, davon auch<br />

ein sehr schöner Strauß aus eigener Zucht.<br />

Ein kleiner Nachsatz: Einer kam nicht rein.<br />

Weil er seine Tochter zum Zug gebracht<br />

hatte und deshalb erst um 19 Uhr ankam,<br />

stand er vor verschlossenem Tor und im<br />

Regen: Klaus Schröter. Lieber Klaus, Dank<br />

für den Versuch und die nette eMail! Wenn<br />

wir das mal wieder machen, nimm meine<br />

Mobilnummer mit und ruf an!<br />

Auch von mir und meiner Oma, vielen Dank<br />

für einen schönen und fröhlichen Abend!


Zu Gast beim<br />

Polizeichor Berlin<br />

Auf Einladung des Polizeichores Berlin<br />

war eine kleine Abordnung der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Liedertafel</strong>, Gast bei einer „Chorprobe im<br />

Grünen!“ Diese fand auf dem Vereinsplatz<br />

eines Laubengeländes in Lankwitz statt.<br />

Gastgeber war der älteste, aktive Sänger<br />

des Polizeichors, Werner Herrmann.<br />

Steffen Schreiner hat alle fest im Griff<br />

Herzlich wurden wir von den<br />

Sangesbrüdern und deren Frauen begrüßt,<br />

und gleich in deren Mitte einbezogen.<br />

Nach der Begrüßung durch den<br />

Gastgeber, Werner Herrmann, und den<br />

Vorsitzenden des Polizeichors Berlin,<br />

Rüdiger Jakesch, bedankte sich unser<br />

Präsident, Jörg Kramer, für diese<br />

Einladung. Er hob hervor, dass der<br />

Wunsch, sich vor dem gemeinsamen<br />

Singen in der KWG kennenzulernen, und<br />

die Hoffnung, auch in Zukunft<br />

gemeinsame Konzerte zu veranstalten,<br />

diese Einladung hervorbrachten. Dieses<br />

Kennenlernen werde zur positiven<br />

Entwicklung beitragen.<br />

Schnell entwickelten sich lebhafte<br />

Gespräche über das Chorleben und das<br />

Liedgut. Wie alle Männerchöre, hat auch<br />

der Polizeichor große Nachwuchsprobleme<br />

(erstaunlich bei dieser großen Behörde).<br />

Nach der Kaffeetafel, wobei besonders der<br />

leckere Kuchen hervorgehoben werden<br />

muss, rief der Vorsitzende des<br />

Polizeichores zur „Chorprobe“ auf. Wie in<br />

allen Chören, hatte der Chorleiter, Steffen<br />

Schreiner, seine liebe Mühe, Ruhe und<br />

Ordnung in die Männerrunde zu<br />

bekommen. Von „der Traube“, über ein<br />

„Bierlied“ bis zum „Rüdesheimer Wein“,<br />

war die erste Halbzeit der Chorprobe“<br />

locker geschafft.<br />

Zur Stärkung wurde ein schmackhaftes<br />

Büfett angerichtet, und so gingen wir in die<br />

zweite Hälfte der ungewöhnlichen<br />

„Chorprobe“.<br />

Der nahe Zugverkehr und einige tief<br />

fliegende Luftfahrzeuge konnten uns den<br />

Spaß am Singen nicht nehmen. Ein<br />

gelungener Solovortrag eines zweiten<br />

Basses, aus dem Polizeichor, einer<br />

<strong>Berliner</strong> Posse mit 6 Strophen, beendete<br />

diese „Chorprobe“ mit nicht enden<br />

wollenden Beifall.<br />

Im Namen aller Liedertäfler bedankte sich<br />

Jörg Kramer für die herzliche Aufnahme<br />

und für den gelungenen Abend. Sehr<br />

positiv gestimmt, auch in Bezug auf das<br />

Benefizkonzert in der und für die Kaiser-<br />

Wilhelm-Gedächtnis-Kirche und weitere<br />

konzertante Projekt machten wir uns auf<br />

den Weg.<br />

Jörg Mazur<br />

Grillfest der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Liedertafel</strong><br />

(ThR) Am 3. August war es wieder soweit.<br />

Endlich endete die Sommerpause.<br />

Da ich die Späße schon im letzten Jahr<br />

verbraucht habe, sage ich nichts darüber,<br />

dass wir vor den Olympischen Spielen und<br />

der Fussball-Bundesliga starteten, war<br />

aber so.<br />

Punkt 18:00 Uhr begann es. Das Feuer<br />

wurde von unserem Feuer- und Notenwart<br />

Gerhardt Blod entzündet und wartete<br />

schon kurz danach auf die Köstlichkeiten,<br />

die auf ihm schmoren sollten.<br />

Der Organisator, Gerhard Blod, mit Sängerinnen<br />

Was hatten wir für ein Glück! Es war warm<br />

und trocken (bis auf das Ende). Alle hatten<br />

gute Laune und die meisten etwas zu<br />

Essen dabei. Aber auch die, die nichts<br />

dabei hatten, verhungerten nicht. Salate<br />

für alle, Bratwurst und Fleisch (z.B. für<br />

notleidende Anwälte) waren reichlich<br />

vorhanden. Unser „Bayer“, Lothar<br />

Poguntke, hatte ein Fässchen Gerstensaft<br />

mitgebracht und Quades sorgten, wie<br />

immer, für alle anderen Getränke. Unser<br />

Präsident, Jörg Kramer, und Familie<br />

Ljubenko hatten noch etliche Schnäpse<br />

extra dabei und versorgten alle mit<br />

ausreichendem Nachschub.<br />

Übrigens bedeutete „alle“ dieses Mal mehr<br />

als gewöhnlich: Freunde aus anderen<br />

Chören waren auch da. Sänger des<br />

Polizeichores (wir fühlten uns alle sehr<br />

sicher), Concordia-Sänger mit Anhang (die<br />

gehören über Vincent auch irgendwie zur<br />

erweiterten Familie) und einige Erk´sche<br />

Vokalisten (die ja bei uns eingezogen sind<br />

und sich sehr wohl fühlen) füllten die<br />

illustre Runde.<br />

Es war also eine ansprechende und sehr<br />

fröhliche Gruppe, die sich versammelt<br />

hatte und zusammen feierte. Wie es für<br />

Feiern der <strong>Berliner</strong> <strong>Liedertafel</strong> gehört,<br />

wurde auch eifrig gesungen. Dabei kann<br />

allerdings nicht verschwiegen werden,<br />

dass Vincent vermutlich Zweifel kamen,<br />

was eine „Sommerpause“ angeht. Einige<br />

Stimmen waren ein wenig eingestaubt.<br />

Damit dies aber nicht zum Problem wurde<br />

gab es zwei Hefte mit Liedtexten, das eine<br />

noch erweitert um ein paar Rezepte zum<br />

Grillen und dümmliche Witze, sowie ein<br />

paar Hinweisen bezüglich des<br />

gesundheitsfördernden Gedankens der<br />

Musik und des Gesangs (beim nächsten<br />

Mal wird die Schrift größer sein,<br />

versprochen!).<br />

Ich hatte wegen der guten Versorgung an<br />

Schnaps und Bier ein wenig Sorge wegen<br />

meiner Fahrtüchtigkeit, aber ein bayrischer<br />

Politiker hat sie mir inzwischen<br />

genommen, ich hätte noch einiges Trinken<br />

können.<br />

Vincent bei der „Chorprobe im Grünen“<br />

Wie schon zu Beginn erwähnt hielt das<br />

Wetter. Als sich allgemeine<br />

Aufbruchsstimmung breit machte, weinte<br />

der Himmel aber jämmerlich. Alles konnte<br />

aber noch ins Trockene gerettet werden<br />

und irgendwie sahen auch alle sehr<br />

vergnügt aus. Es kann nicht sehr schlimm<br />

gewesen sein.<br />

Was kann man sonst berichten? Es war<br />

eben, wie so oft, ein gelungener Abend der<br />

BL mit vielen Freunden und irgendwie freut<br />

man sich auf den nächsten Anlass!


Probensplitter<br />

Man möge es mir verzeihen, aber ich kann<br />

der letzten Ereignisse wegen nicht wie<br />

üblich die Probensplitter mit launigen<br />

Sprüchen und Anekdoten füllen. Jeder wird<br />

es verstehen, innerhalb von wenigen<br />

Wochen verließen uns unsere<br />

Sangesbrüder Bernd Geister und Horst<br />

Pohl.<br />

Bernd Geister 03.08.2008<br />

Wir mussten also zum zweiten und dritten<br />

Mal den Bardenchor in diesem Jahr<br />

singen, weil wieder ein Sänger für immer<br />

schweigt. Horst und Bernd waren auf der<br />

einen Seite zwei sehr unterschiedliche<br />

Menschen, auf der andern Seite hatten sie<br />

viel gemeinsam. War Bernd ein stiller<br />

Mensch, der sich zurück hielt und eher<br />

schmunzelte als laut zu lachen, so war<br />

Horst, gern Hotte genannt, fast das<br />

Gegenteil. Aber irgendwie habe ich den<br />

Eindruck, damit enden die Unterschiede,<br />

denn beide sangen gern, waren gern in der<br />

<strong>Liedertafel</strong> engagiert und blickten auf ein<br />

Leben mit den üblichen Aufs und Abs<br />

zurück. Beide erkrankten an derselben<br />

heimtückischen Krankheit und erlagen am<br />

Ende dem Krebs.<br />

Beide waren Menschen, die unsere<br />

Proben mitprägten. Horst schnell mit<br />

einem Scherz auf den Lippen, Bernd<br />

ruhiger und immer aufmerksam. Ich habe<br />

es schon einmal erzählt, die Probensplitter<br />

entstanden, weil mich Freunde und<br />

Förderer immer wieder nach den Proben<br />

fragten. Und so dachten wir, Jörg Kramer<br />

und ich, da kann man eine feste Rubrik<br />

draus machen und alle, die zum Kreis der<br />

<strong>Liedertafel</strong> gehören, dran beteiligen. Ich<br />

denke da an meine erste Probe. Ich stand<br />

neben Horst und der stieß mich an, zeigte<br />

mit dem Daumen nach oben und sagte<br />

nur: „Höher, du singst zu tief.“ Bernd<br />

hingegen war einer von denen, die schnell<br />

mal etwas machten, wenn es nötig war.<br />

Beim letzten Probenwochenende fehlte mir<br />

ein Euro um meinen letzten Kaffee zu<br />

bezahlen. Den fünfziger wollte ich (noch)<br />

nicht wechseln. Ohne zu zögern drückte<br />

mir Bernd einen Euro in die Hand, und als<br />

ich am nächsten Donnerstag zu ihm lief,<br />

um ihn zurückzugeben, da meinte er nur:<br />

„Ach ja, hatte ich schon vergessen.“<br />

Für die Angehörigen mag es in ihrem<br />

Schmerz ein kleiner Trost sein, die BL<br />

erinnert sich an ihre Sänger. Manches Mal<br />

seufzt jemand, wenn eine Telefonnummer<br />

gesucht wird: „Heinz (Krakowsky) hätte<br />

das gewusst.“ Aber auch die Sänger, die<br />

schon länger nicht unter uns weilen, sind<br />

nicht vergessen. Mal sind es Fotos, die<br />

uns in die Vergangenheit begleiten, mal<br />

unser Archivar, der eine Geschichte von<br />

früher hat. Dies geht nun seit fast 125<br />

Jahren so, und wenn man die<br />

Vorgeschichte der BL nimmt, schon länger.<br />

Das ist eine unserer Stärken:<br />

Wir erinnern uns!<br />

Horst Pohl 07.09.2008<br />

Alles hat seine Zeit…<br />

Was natürlich nicht bedeutet, es würde<br />

nicht trotzdem gelacht und gesungen,<br />

geredet und gegessen und getrunken.<br />

Nein! Das wäre auch nicht im Sinne derer,<br />

die nicht mehr unter uns sind. Sie haben<br />

auch gelacht und gesungen, aber auch sie<br />

haben sich erinnert, immer mal wieder.<br />

Eigentlich war es ein positiver<br />

Berichtszeitraum für die Splitter. Ich hatte<br />

so einige „Jaufmanns“ und eine ganze<br />

Reihe an Lagen und andere lustige<br />

Ereignisse zusammen. Alle notiert, einmal<br />

sogar in einem alten Merker, sehr zum<br />

Vergnügen der anderen Sänger. Aber ich<br />

glaube es muss auch mal anders sein.<br />

Wir haben uns vorbereitet auf das Konzert<br />

für den Turm, wir haben für den Besuch<br />

der Damen aus Plaidt ausgiebig geprobt.<br />

Der Ambrosianische Lobgesang von Ernst<br />

Gebhardt, die Messe von Charles<br />

François Gounod, der „Festgesang an<br />

die Künstler“ von Felix Mendelssohn-<br />

Bartholdy sind die Höhepunkte für mich.<br />

Wir haben an unseren „Toasten“ gearbeitet<br />

und sind langsam (für Vincent manchmal<br />

zu langsam) vorangekommen. Wir haben<br />

mit dem MC Cäcilia 1890 gemeinsam<br />

geprobt. Es war nicht nur Trauer. Wir sind<br />

wieder ein Stück weiter gekommen, und<br />

das ist auch gut so.<br />

Es gibt auch immer noch ein Krankenlager,<br />

das uns Sorgen bereitet. Dieter Kirchhoff<br />

steht da ganz oben. Werner Quade geht<br />

es langsam besser, ich denke, das ist auch<br />

zum Teil seiner Disziplin zu verdanken.<br />

Brigitte strahlt, wenn sie erzählt, wie er<br />

allen Anweisungen folgt, und sich<br />

manches Mal quält, um ein Stück weiter zu<br />

gehen.<br />

Allen, die nicht bei Gesundheit sind, sei<br />

gesagt, wir denken an Euch! Die neusten<br />

Zustandsberichte von unseren Kranken<br />

gehören so selbstverständlich zu den<br />

Mitteilungen am Ende jeder Probe, wie das<br />

Singen des Wahlspruchs.<br />

Auch wenn keine Lagen erwähnt wurden,<br />

was einige vielleicht doch ein wenig freut,<br />

da mancher es für zuviel hielt, es ist jetzt<br />

alles gesagt, was wichtig war in diesem<br />

Berichtszeitraum.<br />

Am Anfang der Berichtszeit fehlten noch<br />

einige Urlauber, aber so langsam sind alle<br />

wieder da. Dafür fahren die ersten schon<br />

wieder in den nächsten Urlaub und<br />

Präsident und Chorleiter wünschten<br />

manchmal, sie könnten eine Urlaubssperre<br />

verhängen.<br />

Thomas H. Reiche


Projekt „Japan 2010“<br />

In den letzten „Merker“ hatte ich ein<br />

Gedicht über die Geschichte Japans<br />

gesetzt. Will man die heutige japanische<br />

Gesellschaft verstehen, so muss man sich<br />

mit drei entscheidenden Momenten der<br />

Geschichte des Landes beschäftigen.<br />

Der erste Moment ist das Ende der<br />

Zersplitterung und die damit beginnende<br />

Isolierung Japans. Darauf folgt die Öffnung<br />

Japans unter Meiji-Tenno und zu guter<br />

(oder schlechter) Letzt das Ende des<br />

Krieges.<br />

Wir werden auch die Vorgeschichte<br />

behandeln. Aber sie ist für das Verständnis<br />

Japans heute weniger bedeutend. Japan<br />

ist eines der ältesten Kaiserreiche der<br />

Welt. Allerdings bedeutet Kaiser in Japan<br />

(oder China) nicht wirklich dasselbe wie<br />

bei uns in Europa.<br />

Bei uns leitet Kaiser sich von Caesar ab.<br />

Kaum jemandem ist heute noch bewusst,<br />

dass es sich bei Caesar nur um einen<br />

Namen handelt. Der wirkliche Titel ist<br />

eigentlich Augustus. Aber dies verschwand<br />

im Laufe der Geschichte und der Begriff<br />

Kaiser überlebte. Eigentlich konnte es nur<br />

einen Caesar geben. Er war der alleinige<br />

Herrscher des römischen Imperiums. Aber<br />

es gab schon früh in der Geschichte mehr.<br />

Auch der Begriff Zar leitet sich von Caesar<br />

ab und so kann man den Kaiser als<br />

jemanden deuten, der über Königen steht.<br />

Insofern sind die japanischen Kaiser eben<br />

dann auch Kaiser, nur die Könige des<br />

japanischen Reiches sind die Daimyos<br />

gewesen. Diese waren militärische Führer,<br />

die als Lehnsherren einzelne Provinzen<br />

beherrschten. Im japanischen Mittelalter<br />

verlor der Kaiser an weltlicher Macht und<br />

übte vor allem Macht als oberster<br />

Religionsführer des Shintoismus, der<br />

japanischen Staatsreligion, aus.<br />

Diese Stellung machte aus ihm einen<br />

lebendigen Gott, was aber mit unseren<br />

allmächtigen Vorstellungen eines Gottes<br />

wenig zu tun hat. Mehr ist es vergleichbar<br />

dem Pharao des alten Ägyptens. Wer als<br />

Daimyo die größte militärische Macht<br />

besaß und die alte Kaiserstadt Kyoto<br />

beherrschte, der wurde vom Kaiser zum<br />

Shogun ernannt. Dieser Titel bedeutet in<br />

etwa oberster militärischer Herrscher,<br />

stellte aber de facto die weltliche Macht<br />

Japans dar. In der Zeit der Zersplitterung<br />

war nicht nur der Kaiser schwach, auch die<br />

Shogune hatten nur begrenzte Macht.<br />

Diese reichte nur in die nähere Umgebung<br />

Kyotos und der eigenen Provinzen.<br />

Oda Nobunaga<br />

Meist waren die Shogune gezwungen<br />

durch kurzfristige Bündnisse ihre Macht zu<br />

sichern. Diese wurden mit weitreichenden<br />

Zugeständnissen erkauft, die zu einer<br />

regionalen Zersplitterung des Reiches<br />

führte. Einheitliche Gesetze und<br />

Verwaltung waren praktisch unmöglich<br />

geworden. Daraus folgte auch ein<br />

wirtschaftlicher und kultureller Niedergang.<br />

Diese Zeit endete mit dem Auftauchen<br />

dreier Persönlichkeiten, von denen jede<br />

ein eigenes Jahrhundert hätten prägen<br />

können, die aber innerhalb einer<br />

Generation lebten.<br />

Die erste Person war der Oda Fürst<br />

Nobunaga (1534-1582). Nobunaga hatte<br />

zwei Ziele: Das Shogunat und die Einigung<br />

des Reiches. Sein wichtigster General war<br />

Hideoshi, ein Mann niederer Geburt.<br />

Dessen Vater war Bauer, entstammte aber<br />

wahrscheinlich dem niedrigsten Rang der<br />

Samurai. Samurai kann man als Ritter<br />

oder Krieger interpretieren, wobei Samurai<br />

in etwa „Diener eines Herren“ bedeutet<br />

und im kriegerischen Sinne zu verstehen<br />

ist. Auf Grund der Reichszersplitterung,<br />

der ständig wechselnden Bündnisse<br />

verloren viele Samurai zeitweise ihre<br />

Herren und verkamen zu Söldnern, den<br />

Ronin.<br />

Nobunaga muss eine eindruckvolle Person<br />

gewesen sein. Leider war er auch arrogant<br />

und aufbrausend. Seine engsten<br />

Vertrauten verschworen sich gegen ihn<br />

und töteten ihn. Der Versuch einer<br />

Einigung des Reichs war für den Moment<br />

gescheitert.<br />

Aus den Trümmern der Oda Dynastie<br />

erhob sich nun ihr General Hideyoshis<br />

(1536-1598). Hideyoshis war ein völlig<br />

anderer Charakter. Als Person<br />

bescheiden, galt er als humorvoll und<br />

loyal. Er war ein bedeutender Baumeister,<br />

ein hervorragender Kommandant, ein<br />

vorausschauender Staatsmann. Jedoch<br />

hatte er den Makel seiner niederen<br />

Abstammung. Rein formal bündelte er alle<br />

Macht eines Shogun in seinen Händen,<br />

jedoch blieb ihm der Titel versagt. Man<br />

„erfand“ für ihn den Titel eines Taiko.<br />

In seinem Leben hatte Taiko Hideyoshis<br />

alle bedeutenden Daimyos besiegt, bis auf<br />

einen, den Herrn von Edo: Ieyasu<br />

Togukawa (1542-1616). Was kann man<br />

nun über diese Person sagen? Es ist der<br />

bekannte Torannaga-Sama des Romans<br />

Shogun. Aber er war mehr: Ein genialer<br />

Feldherr. Wahrscheinlich der<br />

hervorragendste Japans. Nie in der<br />

Schlacht besiegt, ein vorsichtiger Taktiker,<br />

der letztlich nur zu blockieren war durch<br />

die Übermacht Hideoshis. Hideoshi war<br />

Porträt Toyotomi Hideyoshis um 1601<br />

aber auch ein großer Diplomat. Er einigte<br />

sich mit dem jüngeren Ieyasu auf ein<br />

Bündnis. Hideoshi versuchte auch<br />

außerhalb Japans militärische Erfolge zu<br />

erringen, aber mit wechselhaftem Erfolg.<br />

Die Eroberung Koreas gelang nicht, Japan<br />

musste sich zurückziehen. Ieyasu<br />

beteiligte sich an diesen Abenteuern nicht.<br />

Er rüstete und wartete. Mit dem Tode<br />

Hideoshis drohte wieder ein Bürgerkrieg.<br />

Ieyasu gewann ihn durch mehrere große<br />

Schlachten und errang den Titel eines<br />

Shoguns. Um Japan zu festigen legte er<br />

eine Politik der Abschottung fest. Japan<br />

isolierte sich vom Rest der Welt. Nur der<br />

Hafen von Nagasaki blieb für den Handel


mit der Welt geöffnet. Das Christentum<br />

wurde zurück gedrängt und auf eine<br />

Randnotiz in der Geschichte und<br />

Gesellschaft Japans beschränkt.<br />

Ieyasu Togukawa (aus dem Film<br />

„Kagemusha - Der Schatten des Kriegers“)<br />

Die nun folgende Togukawa Periode<br />

(1603-1867) mit Shogunen aus der Familie<br />

Leyasus prägte das japanische<br />

Selbstverständnis. Die Kultur blühte. Was<br />

wir als Japan kennen entstand in dieser<br />

Epoche. Die Samurai wurden zu einer<br />

eigenen Kaste. Mijamoto Musashi schrieb<br />

das „Buch der fünf Ringe“, ein Buch über<br />

Schwertkampf und Kriegskunst. Der<br />

Bushido, der Weg des Kriegers (oder des<br />

Kampfes) wurde zum Leitmotiv der<br />

führenden Gesellschaft. Der Zen-<br />

Buddhismus erlebte seine Blüte. Viele<br />

Künste erlebten eine Blüte oder<br />

schwangen sich erneut auf. Es war eine<br />

sehr beschränkte Welt, aber eine Welt, die<br />

Luft holte nach Jahrhunderten der<br />

Unsicherheit und des politischen Chaos.<br />

Aber auch diese scheinbar stabile Welt<br />

musste enden. Mit der Zeit verloren die<br />

Togukawa-Shogune Macht und Ansehen.<br />

Meiji-Tenno erkannte den Niedergang und<br />

die Gefahren die eine fast vollständige<br />

Isolierung von der Welt mit sich brachte.<br />

Er stellte die Macht des Tenno wieder her<br />

und öffnete Japan der Welt, auch unter<br />

einem gewissen Zwang. Die europäischen<br />

Mächte und Amerika (1853) hatten<br />

moderne Armeen, moderne Flotten. Die<br />

Industrialisierung hatte begonnen. Japan<br />

war in vielen Bereichen mindesten ein,<br />

wenn nicht zwei Jahrhunderte im<br />

Rückstand, was Militär und Technik<br />

anging. Dies musste geändert werden. Die<br />

einzige Möglichkeit hieß Öffnung und<br />

Modernisierung!<br />

Kaiser Meidschi (regierte von 1868-1914)<br />

führte eine Reihe von politischen<br />

Reformen durch. Eine absolutistische<br />

Monarchie entstand, die Feudal- und<br />

Territorialherrschaft wurde damit beendet.<br />

Japan begann eine Kolonialzeit in<br />

Ostasien.<br />

Psychologisch bedeuten die geschilderten<br />

Geschichtsperioden folgendes für die<br />

Japaner: Durch die Isolation konnte sich<br />

eine eigene japanische Kultur unabhängig<br />

entwickeln. Nachdem zwangsweise eine<br />

Öffnung stattfand, entwickelte sich Japan<br />

sehr schnell von einer potentiellen Kolonie<br />

zu einer Kolonialmacht. Dies wurde zwar<br />

mit einem politischen System erkauft, das<br />

eher rückwärtsgewandt war, aber es<br />

prägte Japans Einstellung zur Außenwelt<br />

maßgeblich.<br />

Seit Anfang des vergangenen<br />

Jahrhunderts bis zum Ende des zweiten<br />

Weltkriegs war Japan de facto die<br />

asiatische Hegemoniemacht. Erst mit der<br />

Niederlage Japans im Zuge des zweiten<br />

Weltkriegs änderte sich dies.<br />

Japan beendete seine militärische<br />

Großmachtspolitik und wandte sich der<br />

Wirtschaft zu. Das Ende des 2. Weltkriegs<br />

war durch den Abwurf der beiden ersten<br />

militärisch eingesetzten Atombomben<br />

traumatisch für das Land. Mit der darauf<br />

folgenden Kapitulation rettete Japan sich<br />

Teile der Souveränität. Hilfreich war auch<br />

die Zusicherung von Militärstützpunkten an<br />

die Amerikaner.<br />

Lange prägte der Zwiespalt die japanische<br />

Gesellschaft. Eine Aufarbeitung der<br />

Geschichte fand nur begrenzt statt. Japan<br />

ist deshalb eben anders, als wir.<br />

Wirtschaftlicher Erfolg ist eine nationale<br />

Aufgabe. Es ist Ersatz für militärischen<br />

Einfluss. Auf der anderen Seite ist Japan<br />

eine Demokratie, aber nur begrenzt mit<br />

uns vergleichbar. Seit dem Ende des<br />

zweiten Weltkriegs herrscht praktisch eine<br />

Partei, die LDP (Liberal-Demokratische<br />

Partei). Ministerpräsidenten wechseln aus<br />

Altersgründen oder weil Skandale sie nicht<br />

mehr tragbar für die LDP gemacht haben.<br />

In Japan hat die Yakuza immensen<br />

Einfluss. Yakuza ist eine kriminelle<br />

Organisation mit einigen hundert Jahren<br />

Geschichte, die in verschiedene<br />

rivalisierende kumi (Banden) eingeteilt und<br />

von der ausländischen Presse manchmal<br />

auch zusammenfassend als „japanische<br />

Mafia“ bezeichnet wird. Ya-Ku-Za ist<br />

eigentlich die dialektale Aussprache der<br />

Zahlenkombination 8-9-3, welche bei dem<br />

japanischen Kartenspiel Hanafuda (ähnlich<br />

dem Black Jack) als völlig wertlos gilt. So<br />

sehen sich auch die Yakuza mit einem<br />

gewissen Stolz als die „Wertlosen“ der<br />

Gesellschaft.<br />

Die moderne Yakuza wirkt sich bis hin zur<br />

Einflussnahme auf Finanzmärkte und<br />

politische Korruption aus. Sie hat auch<br />

bereits versucht, Einfluss auf politische<br />

Wahlen zu nehmen, indem Kandidaten<br />

zunächst finanziell oder mit speziellen<br />

„Dienstleistungen“ unterstützt wurden, in<br />

der Absicht, sie nach der Wahl durch<br />

Erpressung zu kontrollieren. Daneben<br />

betreibt die Yakuza weiterhin auch<br />

„traditionelle“ Mafia-Aktivitäten wie<br />

Prostitution, Menschenhandel, illegales<br />

Glücksspiel oder Schutzgelderpressung,<br />

die beispielsweise bei vielen Restaurants<br />

verdeckt über den Wäscheservice der<br />

japanischen Erfrischungstücher, Oshibori<br />

genannt, abläuft. Praktisch gibt es kein<br />

Bauunternehmen, wo die Yakuza nicht ihre<br />

Finger im Spiel hat. Man schätzt, dass<br />

zwischen 80-95% aller öffentlichen<br />

Früher: Yakuza-Mitglied übersät mit Tatoos<br />

Bauvorhaben von Firmen kontrolliert sind,<br />

die von der Yakuza gesteuert werden. Die<br />

Yakuza spenden die für die LDP mehr als<br />

andere Einzelorganisationen.<br />

Trotzdem sollte man Japan nicht pauschal<br />

verurteilen. Die jüngeren Generationen<br />

treten heraus aus den alten Systemen, sie<br />

sind weltoffen, stehen für Demokratie und<br />

ein gesundes Maß an Chaos, sie brechen<br />

mit Traditionen und sind doch Japaner.<br />

Japan hat eine vorbildliche Verbindung von<br />

Forschung und Industrie. Viele<br />

Universitäten arbeiten eng mit der Industrie<br />

zusammen. Praktisch alle Entwicklungen<br />

der eigenen Forschung werden auch im<br />

eigenen Land umgesetzt. Japan ist, anders<br />

als viele europäischen Staaten, eine sehr<br />

zukunftsoffene und technologiefreundliche<br />

Gesellschaft.<br />

Wir werden ein sehr traditionsbewusstes<br />

Land erleben, das trotzdem im Umbruch<br />

ist. Es ist sehr spannend!<br />

Thomas H. Reiche


Zeit vom 16.10.2008 bis 15.12.2008 feiern die nachfolgenden Mitglieder<br />

Geburtstag. Allen Jubilaren die herzlichsten Glück- und Segenswünsche:<br />

Oktober 2008<br />

17.10.1935 Claus Bock Ehrenmitglied<br />

18.10. Heidi Fisch Förderin<br />

21.10. Dorothea Rost Förderin<br />

21.10.1948 Gerd Bülow Vertrauensmann, 1. Bass<br />

23.10.1925 Heinz Möbius Förderer<br />

25.10.1964 Till Bartelt 1. Bass<br />

November 2008<br />

01.11.1948 Ottmar Reuthner i. S. 2. Bass<br />

03.11.1927 Akiro Yumoto Ehrenmitglied<br />

03.11.1934 Gerhard Struck Ehrenmitglied, 2. Tenor<br />

03.11.1942 Dirk Amthor Förderer<br />

07.11. Dorothea Schröder Förderin<br />

11.11. Emmi Stegkemper Außerord. Mitglied<br />

12.11. Stephanie Leimgruber Förderin<br />

14.11.1944 Gerhard Baltuttis Schriftführer, 1. Bass<br />

16.11.1929 Horst Rehbock Förderer<br />

19.11.1941 Arnim Schmidt Förderer<br />

21.11.1941 Alfred Lauber 2. Tenor<br />

24.11. Irmgard Ernst Förderin<br />

28.11.1943 Heinz Kiock Förderer<br />

30.11. Helga Engel Förderin<br />

Dezember 2008<br />

03.12. Waltraud Warkentin Förderin<br />

11.12. Sigrid Höhne-Friedrich Stimmbildnerin<br />

11.12.1937 Klaus Fränkel Förderer<br />

12.12.1948 Uwe Diedrich 2. Bass<br />

14.12.1948 Hartmut Naujoks 1. Tenor<br />

15.12.1967 Thomas H. Reiche Stellv. Vertrauensmann, 1. Bass<br />

Folgende Jubiläen sollen besonders hervorgehoben werden:<br />

Unser Schatzmeister, Wolfgang Voß, ist am 01.12.2008 30 Jahre Mitglied in der BL<br />

Ihre Diamantene Hochzeit (60 Jahre!) begehen am 27.11.2008 Thea und Heinz Möbius.<br />

Die oben näher bezeichneten Geburtsjubiläen von Emmi Stegkemper, Gerd Bülow, Ottmar<br />

Reuthner, Uwe Diedrich und Hartmut Naujoks sind „runde“ Geburtstage. Welche? Geheim!<br />

Wir gratulieren ganz herzlich und wünschen allen alles Gute!<br />

Freitag, 03.10.2008<br />

18.00 Uhr<br />

Sonntag, 05.10.2008<br />

10.30 Uhr<br />

Donnerstag, 09.10.2008<br />

19.00 Uhr<br />

Freitag, 10.10.2008<br />

19.30 Uhr<br />

Montag, 20.10.2008<br />

19.00 Uhr<br />

Sonntag, 02.11.2008<br />

10.30 Uhr<br />

Montag, 03.11.2008<br />

16.00 Uhr<br />

Sonnabend, 08.11.2008<br />

10.00 Uhr<br />

Sonntag, 09.11.2008<br />

17.00 Uhr<br />

Sonntag, 16.11.2008<br />

11.00 Uhr<br />

Freitag, 21.11. bis<br />

Sonntag, 23.11.2008<br />

Donnerstag, 27.11.2008<br />

19.30 Uhr<br />

Freitag, 05.12.2008<br />

18.30 Uhr<br />

Sonntag, 14.12.2008<br />

15.00 Uhr<br />

Donnerstag, 18.12.2008<br />

18.00 Uhr und 19.00 Uhr<br />

Termin kann sich noch ändern!!<br />

Donnerstag, 08.01.2009<br />

10.30 Uhr<br />

Termine<br />

Herbstkonzert mit anschließendem Festkommers<br />

Frauenchor Plaidt und <strong>Berliner</strong> <strong>Liedertafel</strong> 1884<br />

Nachbarschaftshaus, Urbanstraße 21, 10961 Berlin<br />

Vorbereitungsteam: 16.00 Uhr vor Ort<br />

Hl. Messe in St. Bonifatius, Yorckstr. 88, 10965 Berlin<br />

Frauenchor Plaidt und <strong>Berliner</strong> <strong>Liedertafel</strong> 1884<br />

Einsingen und Stellprobe: 09.30 Uhr<br />

Hauptprobe aller am Benefizkonzert beteiligten Chöre<br />

Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, Breitscheidplatz<br />

Stellproben beginnen bereits um 18.45 Uhr; bitte unbedingt pünktlich!<br />

Benefizkonzert <strong>Berliner</strong> und Brandenburger Männerchöre<br />

Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, Breitscheidplatz<br />

Einsingen und techn. Durchlauf: ab 18.15 Uhr (nach der Andacht!)<br />

Informationsveranstaltung zur Chorreise „Japan 2010“<br />

Nachbarschaftshaus, Urbanstraße 21, 10961 Berlin<br />

Vorweihnachtlicher Preisskat der BL<br />

Nachbarschaftshaus, Urbanstraße 21, 10961 Berlin (s. Seite 1)<br />

Empfang der BL beim Bundespräsidenten, Dr. Horst Köhler<br />

Schloss Bellevue, Spreeweg 1, 10557 Berlin<br />

Treffpunkt: 15.30 Uhr vor dem Amtssitz<br />

Herbstwanderung durch die Mark<br />

Treffpunkt: 09.45 Uhr, Hbf Potsdam (s. Seite 1)<br />

Jubiläumsveranstaltung 30 Jahre AZO in der BL<br />

Nachbarschaftshaus, Urbanstraße 21, 10961 Berlin<br />

Vorbereitungsteam: 15.00 Uhr vor Ort<br />

Totengedenken<br />

Nachbarschaftshaus, Urbanstraße 21, 10961 Berlin<br />

Vorbereitungsteam: 09.30 Uhr vor Ort<br />

Chorprobenwochenende<br />

Helenenau, 16321 Börnicke<br />

Eintreffen der Teilnehmer bis spät. 17.30 Uhr; erste Chorprobe: 18.30 Uhr!<br />

Chorprobe/Fördererstammtisch<br />

Nachbarschaftshaus, Urbanstraße 21, 10961 Berlin<br />

Weihnachtsfeier der BL<br />

Nachbarschaftshaus, Urbanstraße 21, 10961 Berlin<br />

Vorbereitungsteam: 16.30 Uhr vor Ort<br />

Konzert im Advent<br />

Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, Breitscheidplatz<br />

Einsingen und Generalprobe: 12.00 Uhr in der KWG<br />

Bitte vormerken!<br />

Weihnachtliches Chorsingen auf dem Weihnachtsmarkt<br />

Schlossplatz, Spandauer Damm<br />

Einsingen 17.30 Uhr<br />

1. Chorprobe nach der Weihnachtspause<br />

Nachbarschaftshaus, Urbanstraße 21, 10961 Berlin<br />

Die Aktualisierung der Termine erfolgt generell auf<br />

der Homepage www.berliner-liedertafel.de.


Kontakte:<br />

Funktion Name, Anschrift Telefon, eMail<br />

Ehrenpräsident Gerhard Rost<br />

Steglitzer Damm 29, 12169 Berlin<br />

Geschäftsführender Vorstand<br />

Präsident Jörg Kramer<br />

Karl-Marx-Straße 12, 12043 Berlin<br />

Vorsitzender NN.<br />

Schatzmeister Wolfgang Voß<br />

Blankenhainer Str. 33b, 12249 Berlin<br />

Schriftführer Gerhard Baltuttis<br />

Sodener Straße 28, 14197 Berlin<br />

Musikalische Leitung<br />

Chorleiter Vincent Sebastian Jaufmann<br />

Orchideenweg 74, 12357 Berlin<br />

Stimmbildnerin Sigrid Höhne-Friedrich<br />

Friedhofstraße 8, 13053 Berlin<br />

Vertrauensleute/Stimmführer<br />

Vertrauensfrau für<br />

Förder(er/innen)<br />

Monika Poguntke<br />

Loewenhardtdamm 10, 12051 Berlin<br />

1. Tenor Bert Miller<br />

Seerosensteig 3 a, 12347 Berlin<br />

Vertreter<br />

Stellv. Schriftführer<br />

2. Tenor<br />

Archivar<br />

Vertreter<br />

Dieter Kirchhoff 25.09.2008<br />

Wolfgang Görsch<br />

Ankogelweg 19a, 12107 Berlin<br />

Frank Schröter<br />

An der Fließwiese 55, 14052 Berlin<br />

1. Bass Gerd Bülow<br />

Fritschweg 12, 12163 Berlin<br />

Vertreter<br />

Thomas Reiche<br />

Kaiser-Wilhelm-Straße 36, 12247 Berlin<br />

2. Bass Wolfgang Wiemer<br />

Grainauer Straße 2, 10777 Berlin<br />

Vertreter NN.<br />

030/7957969 (Fon und Fax)<br />

karost@tiscali.de<br />

030/6271000<br />

praesident@berliner-liedertafel.de<br />

030/7757569<br />

schatzmeister@berliner-liedertafel.de<br />

030/8233282<br />

schriftfuehrer@berliner-liedertafel.de<br />

030/7853821<br />

vjaufmann@hotmail.com<br />

030/98317222<br />

s.hoehne-friedrich@freenet.de<br />

030/7850203<br />

030/7034228<br />

bertmiller@web.de<br />

Nachruf im nächsten „Merker“<br />

030/7413634 (Fon und Fax)<br />

030 3049256<br />

mrfrank64@aol.com<br />

030/8230382<br />

gerd.buelow@gmx.de<br />

0177/9651752<br />

threiche_berlin@web.de<br />

030/2137760<br />

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