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Projekt „Japan 2010“<br />

In den letzten „Merker“ hatte ich ein<br />

Gedicht über die Geschichte Japans<br />

gesetzt. Will man die heutige japanische<br />

Gesellschaft verstehen, so muss man sich<br />

mit drei entscheidenden Momenten der<br />

Geschichte des Landes beschäftigen.<br />

Der erste Moment ist das Ende der<br />

Zersplitterung und die damit beginnende<br />

Isolierung Japans. Darauf folgt die Öffnung<br />

Japans unter Meiji-Tenno und zu guter<br />

(oder schlechter) Letzt das Ende des<br />

Krieges.<br />

Wir werden auch die Vorgeschichte<br />

behandeln. Aber sie ist für das Verständnis<br />

Japans heute weniger bedeutend. Japan<br />

ist eines der ältesten Kaiserreiche der<br />

Welt. Allerdings bedeutet Kaiser in Japan<br />

(oder China) nicht wirklich dasselbe wie<br />

bei uns in Europa.<br />

Bei uns leitet Kaiser sich von Caesar ab.<br />

Kaum jemandem ist heute noch bewusst,<br />

dass es sich bei Caesar nur um einen<br />

Namen handelt. Der wirkliche Titel ist<br />

eigentlich Augustus. Aber dies verschwand<br />

im Laufe der Geschichte und der Begriff<br />

Kaiser überlebte. Eigentlich konnte es nur<br />

einen Caesar geben. Er war der alleinige<br />

Herrscher des römischen Imperiums. Aber<br />

es gab schon früh in der Geschichte mehr.<br />

Auch der Begriff Zar leitet sich von Caesar<br />

ab und so kann man den Kaiser als<br />

jemanden deuten, der über Königen steht.<br />

Insofern sind die japanischen Kaiser eben<br />

dann auch Kaiser, nur die Könige des<br />

japanischen Reiches sind die Daimyos<br />

gewesen. Diese waren militärische Führer,<br />

die als Lehnsherren einzelne Provinzen<br />

beherrschten. Im japanischen Mittelalter<br />

verlor der Kaiser an weltlicher Macht und<br />

übte vor allem Macht als oberster<br />

Religionsführer des Shintoismus, der<br />

japanischen Staatsreligion, aus.<br />

Diese Stellung machte aus ihm einen<br />

lebendigen Gott, was aber mit unseren<br />

allmächtigen Vorstellungen eines Gottes<br />

wenig zu tun hat. Mehr ist es vergleichbar<br />

dem Pharao des alten Ägyptens. Wer als<br />

Daimyo die größte militärische Macht<br />

besaß und die alte Kaiserstadt Kyoto<br />

beherrschte, der wurde vom Kaiser zum<br />

Shogun ernannt. Dieser Titel bedeutet in<br />

etwa oberster militärischer Herrscher,<br />

stellte aber de facto die weltliche Macht<br />

Japans dar. In der Zeit der Zersplitterung<br />

war nicht nur der Kaiser schwach, auch die<br />

Shogune hatten nur begrenzte Macht.<br />

Diese reichte nur in die nähere Umgebung<br />

Kyotos und der eigenen Provinzen.<br />

Oda Nobunaga<br />

Meist waren die Shogune gezwungen<br />

durch kurzfristige Bündnisse ihre Macht zu<br />

sichern. Diese wurden mit weitreichenden<br />

Zugeständnissen erkauft, die zu einer<br />

regionalen Zersplitterung des Reiches<br />

führte. Einheitliche Gesetze und<br />

Verwaltung waren praktisch unmöglich<br />

geworden. Daraus folgte auch ein<br />

wirtschaftlicher und kultureller Niedergang.<br />

Diese Zeit endete mit dem Auftauchen<br />

dreier Persönlichkeiten, von denen jede<br />

ein eigenes Jahrhundert hätten prägen<br />

können, die aber innerhalb einer<br />

Generation lebten.<br />

Die erste Person war der Oda Fürst<br />

Nobunaga (1534-1582). Nobunaga hatte<br />

zwei Ziele: Das Shogunat und die Einigung<br />

des Reiches. Sein wichtigster General war<br />

Hideoshi, ein Mann niederer Geburt.<br />

Dessen Vater war Bauer, entstammte aber<br />

wahrscheinlich dem niedrigsten Rang der<br />

Samurai. Samurai kann man als Ritter<br />

oder Krieger interpretieren, wobei Samurai<br />

in etwa „Diener eines Herren“ bedeutet<br />

und im kriegerischen Sinne zu verstehen<br />

ist. Auf Grund der Reichszersplitterung,<br />

der ständig wechselnden Bündnisse<br />

verloren viele Samurai zeitweise ihre<br />

Herren und verkamen zu Söldnern, den<br />

Ronin.<br />

Nobunaga muss eine eindruckvolle Person<br />

gewesen sein. Leider war er auch arrogant<br />

und aufbrausend. Seine engsten<br />

Vertrauten verschworen sich gegen ihn<br />

und töteten ihn. Der Versuch einer<br />

Einigung des Reichs war für den Moment<br />

gescheitert.<br />

Aus den Trümmern der Oda Dynastie<br />

erhob sich nun ihr General Hideyoshis<br />

(1536-1598). Hideyoshis war ein völlig<br />

anderer Charakter. Als Person<br />

bescheiden, galt er als humorvoll und<br />

loyal. Er war ein bedeutender Baumeister,<br />

ein hervorragender Kommandant, ein<br />

vorausschauender Staatsmann. Jedoch<br />

hatte er den Makel seiner niederen<br />

Abstammung. Rein formal bündelte er alle<br />

Macht eines Shogun in seinen Händen,<br />

jedoch blieb ihm der Titel versagt. Man<br />

„erfand“ für ihn den Titel eines Taiko.<br />

In seinem Leben hatte Taiko Hideyoshis<br />

alle bedeutenden Daimyos besiegt, bis auf<br />

einen, den Herrn von Edo: Ieyasu<br />

Togukawa (1542-1616). Was kann man<br />

nun über diese Person sagen? Es ist der<br />

bekannte Torannaga-Sama des Romans<br />

Shogun. Aber er war mehr: Ein genialer<br />

Feldherr. Wahrscheinlich der<br />

hervorragendste Japans. Nie in der<br />

Schlacht besiegt, ein vorsichtiger Taktiker,<br />

der letztlich nur zu blockieren war durch<br />

die Übermacht Hideoshis. Hideoshi war<br />

Porträt Toyotomi Hideyoshis um 1601<br />

aber auch ein großer Diplomat. Er einigte<br />

sich mit dem jüngeren Ieyasu auf ein<br />

Bündnis. Hideoshi versuchte auch<br />

außerhalb Japans militärische Erfolge zu<br />

erringen, aber mit wechselhaftem Erfolg.<br />

Die Eroberung Koreas gelang nicht, Japan<br />

musste sich zurückziehen. Ieyasu<br />

beteiligte sich an diesen Abenteuern nicht.<br />

Er rüstete und wartete. Mit dem Tode<br />

Hideoshis drohte wieder ein Bürgerkrieg.<br />

Ieyasu gewann ihn durch mehrere große<br />

Schlachten und errang den Titel eines<br />

Shoguns. Um Japan zu festigen legte er<br />

eine Politik der Abschottung fest. Japan<br />

isolierte sich vom Rest der Welt. Nur der<br />

Hafen von Nagasaki blieb für den Handel

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