CAPITAL Investor 07/2010
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Versicherer: US-Makler dürfen Sonderprovisionen nehmen<br />
Die drei weltgrößten Versicherungsmakler dürfen in ihrem Heimatmarkt<br />
USA wieder umsatzabhängige Sonderprovisionen kassieren, die seit 2004<br />
verboten waren. Darauf haben sich die Makler Marsh, Aon und Willis mit<br />
den Aufsichtsbehörden verständigt. Die Anbieter versprechen Verzicht.<br />
Der viertgrößte Makler Arthur J. Gallagher hatte sich bereits 2009 mit den Behörden geeinigt. Im<br />
Gegenzug müssen sie Kunden - vor allem Großfirmen - die entsprechenden Zahlungen offenlegen.<br />
Die "Contingent Commissions", die allein bei Marsh 2003 fast die Hälfte des Gesamtumsatzes<br />
ausmachten, waren durch einen Skandal in Verruf geraten, den der damalige New Yorker<br />
Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer aufgedeckt hatte. Marsh hatte Geschäft zu überhöhten Preisen an<br />
einzelne Versicherer gelenkt, um bei ihnen bestimmte Umsatzziele zu erreichen und damit die<br />
geheimen Provisionen zu kassieren. 2004 musste Marsh 850 Millionen Dollar Strafe zahlen, die<br />
Zahlungen wurden verboten - aber nur für die größten Makler.<br />
Vor zwei Jahren beantragten die Makler die Aufhebung mit dem Hinweis auf Chancengleichheit<br />
mit kleineren Anbietern. Die Großkunden aus Industrie und Gewerbe, denen Makler<br />
Versicherungsschutz vermitteln, kritisierten, Contingent Commissions würden unweigerlich zu<br />
Interessenkonflikten führen.<br />
Jetzt sind die Provisionen wieder erlaubt - und die drei Makler versprechen, sie gar nicht mehr<br />
nutzen zu wollen. Anders Gallagher, der 10 Millionen Dollar an zusätzlichen Umsätzen erwartet.<br />
Doch der Selbstverpflichtung von Marsh, Aon und Willis wird in der Branche kaum Glauben<br />
geschenkt - zu groß ist der Umsatz- und Ertragsdruck, der sie belastet. Die Prämien in der<br />
Industrieversicherung sinken, zudem gehen in der Krise die versicherten Werte zurück.<br />
Großkonzerne, die gegen Gebühr die Dienstleistungen von Maklern beanspruchen, drücken<br />
ebenfalls die Preise.<br />
Kein Freund solcher Instrumente ist der Deutsche Versicherungs-Schutzverband (DVS), der<br />
Industriefirmen in Versicherungsfragen vertritt. "Contingent Commissions gehen überhaupt nur,<br />
wenn vollständige Transparenz gewährleistet ist", sagt Geschäftsführer Philipp Andreae.<br />
Entwarnung gibt er für Deutschland: "Wir haben keine Erkenntnisse, dass solche Sonderprovisionen<br />
in Deutschland gefordert oder gezahlt werden."<br />
<strong>CAPITAL</strong> <strong>Investor</strong> <strong>07</strong>/<strong>2010</strong> www.capital.de 46