10_11.final.indd - Coaching heute
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wünschten Lösungen beim Klienten längst<br />
angelegt und müssen nur noch gefunden<br />
und gelebt werden. Im hypnotherapeutischen<br />
Ansatz fi nden Coach und Klient auf<br />
Augenhöhe in entspannter, konzentrierter<br />
Aufmerksamkeit (Trance) die Ressourcen<br />
des Klienten gemeinsam. Nur wo die Aufmerksamkeit<br />
hingeht, geschieht psychophysiologische<br />
Realität. Suggestion ist so<br />
immer Autosuggestion.<br />
Es geht also in der Hypnotherapie nach Dr.<br />
Gunther Schmidt nicht um „schlafähnliches<br />
Herumhängen“, sondern um die „systematische<br />
Anwendung von Aufmerksamkeitsfokussierung“.<br />
Für die Wirksamkeit der Vorstellungskraft<br />
und der hypnotherapeutischen Verfahren<br />
brachte Dr. Gary Bruno Schmid einen gruseligen,<br />
aber ultimativen Beweis: In seinem<br />
Einführungsvortrag „Der psychogene Tod,<br />
die toxische Wirkung der Vorstellungskraft“,<br />
stellte er eindrucksvoll dar, dass die<br />
Vorstellungskraft zwar heilen, aber auch<br />
krank machen, ja sogar töten kann. Eine<br />
Vorstellung kann zum wirksamen Heilmittel<br />
oder aber zum Tod bringenden Seelengift<br />
werden:<br />
In Indien wurde einem Arzt erlaubt ein makaberes<br />
Experiment durchzuführen: Um<br />
einem zum Tode Verurteilten aus „ehrenvoller“<br />
Familie die Schande einer öffentlichen<br />
Hinrichtung zu ersparen, wird ihm<br />
die diskrete Alternative vorgeschlagen,<br />
sich schmerzfrei verbluten zu lassen. Auf<br />
Anraten seiner Freunde und der ganzen Familie<br />
willigte er ein. Ihm wurden die Augen<br />
verbunden und sein Handgelenk leicht<br />
angeritzt. Aus Gefäßen mit Wasser tropfte<br />
dann langsam das vermeintliche Blut in<br />
darunter stehende Schalen. Die anwesenden<br />
Vollstreckungsbeamten redeten immer<br />
leiser und wurden langsam stumm. Dann<br />
geschah das Unfassbare: Der Delinquent<br />
starb ohne auch nur einen Tropfen Blut<br />
verloren zu haben.<br />
Auch hier ist es wichtig zu wissen, dass<br />
eine solche Wirkung nur unter ganz bestimmten<br />
Ausnahmebedingungen erzielt<br />
werden kann: Der Glaube an eine übermächtige<br />
Autorität und eine ausweglose<br />
Situation, die als gesichertes Wissen und<br />
unbestreitbare Realität anerkannt wird.<br />
Kommt zu dieser Unausweichlichkeit dann<br />
noch ein Todesritual hinzu, kann die ängstliche<br />
Erwartungshaltung einen tödlichen<br />
Dauerstress erzeugen. Auch in diesem Extrembeispiel<br />
„tötet“ aber keine „fremde“<br />
Suggestion, sondern die reine eigenverantwortliche<br />
Autosuggestion.<br />
Eine zweite Besonderheit fi el auf dem<br />
Kongress auch auf: Ganz im Gegensatz<br />
zu traditionellen „Richtlinientherapien“<br />
hörte man hier wenig Theorie und wenig<br />
Dogmatik, sondern viele konkrete und sehr<br />
spannende Behandlungsfälle. Deren Nachvollziehbarkeit<br />
wurde zusätzlich durch eine<br />
allgemein verständliche Sprache angenehm<br />
Psychologen und Coaches stemmen sich gegen die<br />
einengende Richtlinienkompetenz der Krankenkassen<br />
und verstaubter Psychologieschulen.<br />
erleichtert. Die Referenten schienen der alten<br />
Weisheit verpfl ichtet: „Die Wahrheit ist<br />
das, was wir wahrnehmen und Wirklichkeit<br />
das was wirkt“.<br />
Die derzeit meistens „eklektisch“ und „integrativ“<br />
arbeitenden Psychologen und Coaches<br />
stemmten sich gegen die einengende<br />
Richtlinienkompetenz der Krankenkassen<br />
und verstaubter Psychologieschulen. Da<br />
eine Metatheorie der Veränderung leider<br />
immer noch fehlt, wollen sie die Wahrheit<br />
der Seele durch Handeln und vor allem<br />
durch Wirkung ergründen.<br />
Im Vordergrund stand dabei die Suche nach<br />
Ressourcen und Lösungen durch die Nutzung<br />
meist einfacher Alltagsphänomene.<br />
So berichtete Dr. Kai Fritzsche von einer<br />
unehelich geborenen Frau, die in vollkommener<br />
Geringschätzung von Ihrer Mutter<br />
als „Magd“ gehalten wurde und sich als<br />
Dienstleister gegenüber Ihren ehelichen<br />
Geschwistern verdingen musste. Ihr lange<br />
gesuchter „Ressourcenzipfel“, dass sie<br />
leidenschaftlich gerne Pfl aumen einweckt,<br />
wurde nun in Trance dazu genutzt, die bösartigen<br />
Abwertungsanteile der Mutter in<br />
ein einfaches Einmachglas zu verschließen<br />
und abzustellen. Auf diese Weise erhielt sie<br />
wieder die Kontrolle über die abwertenden<br />
Botschaften Ihrer Umwelt. So einfach kann<br />
Therapie auch sein.<br />
In einem anderen Fall entwickelte Dr.<br />
Fritzsche zusammen mit seinem Patienten<br />
Malte Petry<br />
einen virtuellen Tresor für Alpträume, den<br />
man auf einem selbst gemachten Bild jeden<br />
Morgen auf dem Nachttisch fi nden kann<br />
– mitsamt den bösen Träumen!<br />
Wie ein Schatzsucher wurde man auf dieser<br />
Tagung immer wieder in Trance zu vertrauten<br />
Wohlfühlorten geschickt, auf deren<br />
Weg man unangenehmen Ballast einfach<br />
abstellen darf. Auf diesen Reisen in das<br />
Unbewusste konnte man sich seine eigenen<br />
Stärken vergegenwärtigen, fand und nutzte<br />
die „Introjektionen“ hilfreicher anderer<br />
Menschen und kam im Vertrauen auf das<br />
Unwillkürliche wieder mit Zuversicht und<br />
Gelassenheit in die „Realität“ zurück.<br />
Frau Dr. Angela Janouch als Psychodramatherapeutin<br />
nach Moreno wollte „die<br />
Wahrheit der See-<br />
le durch handeln<br />
ergründen“. Sie<br />
ließ in einfachen<br />
R o l l e n s p i e l e n<br />
nicht nur Blockaden<br />
aufbrechen,<br />
sondern stellte sogar in einem „Psychodramatischen<br />
Fotoalbum“ mit Platzhaltern<br />
aus dem Publikum Vorstellungen und gewünschte<br />
Bilder für die Zukunft auf, von<br />
der die Klienten sagen konnten: „Ich habe<br />
es geschafft!“<br />
Das Unbewusste kennt keine Sprache, es<br />
braucht diese Bilder. Diese Bilder bleiben<br />
haften, machen stark und werden handlungswirksam.<br />
Man verlässt den Kongress<br />
mit vielen neuen Bildern und freut sich<br />
darauf, die vielen Tranceabenteuer mit anderen<br />
zu teilen. Malte Petry<br />
Malte Petry, Wissenschafts-Autor und Coach<br />
– Oktober 2011<br />
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