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Abb. 5 Illustration zu „Peter<br />
Schlemihls wundersame Geschichte“<br />
ren Vogelnests’ ließ der graue Mann seinen<br />
<strong>Schatten</strong> vor Schlemihl herumtanzen, ohne,<br />
dass Schlemihl den Körper des Grauen sehen<br />
konnte. Aber trotz der Verlockungen des grauen<br />
Mannes, lässt sich Peter Schlemihl nicht auf<br />
den Handel ein.<br />
Nachdem sich der <strong>Schatten</strong>lose entschließt sein<br />
Haus und die Stadt zu verlassen, tritt der Graue<br />
immer wieder in Erscheinung und gesellt sich<br />
als ständiger Begleiter zu seinem Opfer. Der<br />
graue Mann schlägt eine neue Taktik ein, indem<br />
er Schlemihl seinen <strong>Schatten</strong> leiht, sodass<br />
diesem der alte Reichtum und die Ehrerbietung<br />
des Volkes vor Augen geführt wird. Da ihm<br />
der Graue nicht mehr von seiner Seite weicht<br />
und er die Absicht des grauen Mannes durchschaut,<br />
sieht Schlemihl die einzige Möglichkeit<br />
ihn loszuwerden darin, das Geldsäckel in einen<br />
Abgrund zu werfen (Abb. 5)<br />
Seine Vorahnung bestätigt sich, denn der<br />
Graue geht fort, sodass sich Peter Schlemihl<br />
von seiner Abhängigkeit befreien kann.<br />
Bezogen auf die Illustrationen der <strong>Schatten</strong>szenen,<br />
ist zu sagen, dass diese die Geschichte<br />
nicht nur untermalen, sondern auch die<br />
Vorstellung darüber, welche Rolle der <strong>Schatten</strong><br />
spielt, verstärken. Meiner Meinung nach,<br />
achten die Menschen auch in Wirklichkeit<br />
kaum auf ihren eigenen <strong>Schatten</strong> bzw. nehmen<br />
diesen nicht bewusst war. Auf Grund<br />
der Zeichnungen wird in einer rea<strong>lit</strong>ätsfernen<br />
Darstellungsweise veranschaulicht, wie es<br />
aussehen könnte, wenn man beispielsweise in<br />
Wirklichkeit den <strong>Schatten</strong> eines Menschen entfernen<br />
und einrollen könnte bzw. wenn man<br />
anstelle eines, zwei <strong>Schatten</strong> hätte und diese in<br />
zwei verschiedenen Richtungen auf den Boden<br />
fallen würden (siehe Abb.2,3).<br />
4 Bedeutung des <strong>Schatten</strong>s<br />
„Peter Schlemihls wundersame Geschichte“<br />
endet mit der folgenden Moral: „... willst du<br />
unter den Menschen leben, so lerne verehren<br />
zuvörderst den <strong>Schatten</strong>, sodann das Geld. Willst<br />
du nur dir und deinem bessern Selbst leben, o so<br />
brauchst du keinen Rat.“ 11 Der <strong>Schatten</strong>verlust<br />
zeigt sich in der Erzählung als sichtbares Zeichen<br />
für einen moralischen Mangel. Peter Schlemihl<br />
ist das Geld wichtiger als sein <strong>Schatten</strong>. Seine<br />
Geldgier lässt ihn den Handel eingehen. Daher<br />
kann man sagen, dass der <strong>Schatten</strong>verlust ein<br />
sichtbares Zeichen für seine Charakterschwäche<br />
ist, die ihn zum Verkauf seines <strong>Schatten</strong>s<br />
verleitet hat. Der <strong>Schatten</strong> könnte außerdem als<br />
ein Symbol für Reichtümer, die nicht materieller<br />
Natur sind, stehen. Ein Beispiel für Reichtum<br />
wäre das Verehren der Gemeinschaft bzw. das<br />
Bemühen nach harmonischem Zusammenleben.<br />
Die Geschichte zeigt, dass dies mehr wert als<br />
alles andere auf der Welt ist, sodann auch<br />
mehr als der unerschöpfliche Geldbeutel. Denn<br />
auf Grund seiner <strong>Schatten</strong>losigkeit erfährt<br />
Schlemihl den Verstoß aus der Gesellschaft,<br />
sodass menschliche Beziehungen nicht mehr<br />
zustande kommen können. Durch den Verkauf<br />
des scheinbar Unwesentlichsten, nämlich den<br />
20<br />
<strong>Schatten</strong>, erweist sich dieser in Wahrheit als<br />
die verhängnisvollste Wirklichkeit, als das, was<br />
gerade für die gesellschaftliche Existenz am<br />
allerletzten entbehrt werden kann und durch<br />
kein Geld der Welt zu ersetzen ist. Der <strong>Schatten</strong><br />
könnte daher auch als ein Symbol für Solidarität<br />
und menschliches Zusammenleben angesehen<br />
werden, was Peter Schlemihl durch den Verlust<br />
des <strong>Schatten</strong>s nicht mehr erfahren kann.<br />
Außerdem könnte der abschließende Satz<br />
der Geschichte bedeuten, dass nicht der<br />
Egoismus des Menschen überwiegen, sondern<br />
das Wahren seiner eigenen Identität und das<br />
Miteinbringen in die Gesellschaft an vorderster<br />
Stelle stehen sollte. Der Mensch sollte demnach<br />
nicht nur an sich selbst denken und zudem<br />
begreifen, dass Geld nicht alles ist bzw. die<br />
Gier danach zu Unglück führen kann. Das was<br />
zählt, ist, dass man nicht zu schnell über Dinge<br />
entscheidet, die einem zunächst als unwichtig<br />
erscheinen, sondern darüber nachdenkt, welche<br />
Konsequenzen dies haben kann.<br />
Trotz seines Reichtums, das seinen Geldbeutel<br />
betrifft, wird Peter Schlemihl durch die Menschen<br />
aus der Gesellschaft verstoßen, indem sie ihn<br />
verspotten, bemitleiden sowie verachten. Der<br />
<strong>Schatten</strong> hat daher bei den Personen in der<br />
Geschichte eine große Bedeutung, sodass er<br />
ohne diesen nicht mehr in der Gesellschaft<br />
leben kann. Da seine Gestalt keinen <strong>Schatten</strong><br />
mehr wirft, ist er zwar noch ein Mensch mit einer<br />
Seele, jedoch ohne gesellschaftliche Existenz.<br />
Seine Seele behält Schlemihl, da er den<br />
zweiten Handel des Teufels nicht eingeht, aber<br />
was bedeutet das? Sind <strong>Schatten</strong> und Seele<br />
voneinander zu trennen oder handelt es sich<br />
dabei um das Gleiche? Zum Beispiel bezeichnet<br />
dasselbe Wort in mehreren Indianersprachen<br />
<strong>Schatten</strong>, Bild und Seele 12 . Außerdem werden in<br />
verschiedenen Jenseitsvorstellungen die Toten<br />
als <strong>Schatten</strong> gedacht 13 .<br />
Was bedeutet dies aber nun für die Geschichte?<br />
Ist Peter Schlemihl auf Grund seiner<br />
<strong>Schatten</strong>losigkeit als leblos zu bezeichnen.<br />
Eine Definition von <strong>Schatten</strong> beschreibt zudem<br />
Folgendes: „Oft wurden aber auch gerade die<br />
Seele u. Lebenskraft als <strong>Schatten</strong> verstanden,<br />
entspr. haben Geister, die in Menschengestalt<br />
erscheinen, oder Menschen, die ihre Seele dem<br />
Teufel verkauft haben, keinen <strong>Schatten</strong>“ 14 .<br />
Diese Definition würde bedeuten, dass Peter<br />
Schlemihl nicht nur seine Seele verkauft, wenn<br />
er den zweiten Handel des Teufels eingegangen<br />
wäre, sondern auch seinen <strong>Schatten</strong> verloren<br />
hätte, sodass eine Zurückerlangung seines<br />
<strong>Schatten</strong>s dadurch auch nicht ermöglicht wäre.<br />
Aber kann man nun auch den Rückschluss<br />
ziehen, dass er durch den Verkauf seines<br />
<strong>Schatten</strong>s bereits seine Seele verloren hat? Diese<br />
Frage lässt Raum zur eigenen Interpretation,<br />
denn auf diese wird in der Erzählung nicht<br />
eingegangen bzw. ist insofern zu beantworten,