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Abb. 4: René Magritte: „Die<br />

unmögliche Reproduktion.“<br />

1937-1939, Maße: 81,3x65 cm<br />

Abb. 5: René Magritte: „Das<br />

Prinzip der Unsicherheit“<br />

1944, Maße: 65x51 cm<br />

In einem anderen Werk, „Der Salon Gottes“<br />

von 1958 versucht er die umgekehrte Wirkung<br />

durch einen Nachthimmel gekoppelt mit<br />

sonniger Landschaft zu erzeugen. Hierzu findet<br />

sich ein Zitat von Ihm selber: „Ich kann mir eine<br />

besonnte Landschaft unter nächtlichem Himmel<br />

denken, sie aber zu sehen und in Malerei<br />

umzusetzen: nur einem Gott ist das möglich. In<br />

der Erwartung, einer zu werden, lasse ich das<br />

Projekt fallen…“ (Torczyner, 1977, S. 179). In<br />

der Tat lässt sich der Widerspruch nicht lösen<br />

- unsere Seherfahrung findet kein Äquivalent,<br />

auch nicht teilweise, für die dargestellte Situation.<br />

„Die unmögliche Reproduktion“ (Abb. 4) zeigt<br />

einen Mann in Rückenansicht, der schräg vor<br />

einem Spiegel steht. Entgegen der erwarteten<br />

Ansicht erblickt man im Spiegel dieselbe<br />

Rückenansicht und nicht die Vorderansicht von<br />

ihm. Magrittes Malstil ist hier auch wieder sehr<br />

sachlich und naturalistisch. Uns beunruhigt jedoch<br />

die falsche Spiegelansicht, wir können das<br />

Gesicht des Mannes nicht sehen. Magritte gibt<br />

seinen Bildern eine innere Spannung durch das<br />

Fehlen von Deutungsansätzen. Nach Magritte<br />

sind seine Arbeiten erst dann erfolgreich, wenn<br />

keine Erklärung die Neugierde des Betrachters<br />

befriedigen kann. Die innere Unruhe ist ebenfalls<br />

notwendig, um zum Denken angeregt<br />

zu werden. „Wer in der Malerei nur das sucht,<br />

was er zu finden wünscht, wird niemals etwas<br />

finden, dass über seinen Wunsch hinausgeht.<br />

Wenn aber jemand einmal vom Geheimnis<br />

eines Bildes, das sich jeder Erklärung widersetzt,<br />

eingefangen wird, kann zuweilen ein Augenblick<br />

der Panik eintreten. Diese Augenblicke der<br />

Panik sind es, die für Magritte zählen. Für ihn<br />

sind sie die besten, weil sie aus dem Mittelmäßigen<br />

hinausführen.“ (Gablik, 1971, S.10.). Deutlich<br />

wird hierbei bereits, dass Magritte keine<br />

Interpretation seines Bildes haben möchte, so<br />

dass man zu einem abschließenden Ergebnis<br />

kommt, vielmehr soll man rätseln ohne zu<br />

einem Ende oder einer Lösung zu gelangen<br />

und die Neugierde des Betrachters soll nicht<br />

verloren gehen (siehe oben).<br />

Auf dem Bild „Das Prinzip der Unsicherheit“<br />

(Abb. 5) von 1944 sieht man eine Frau, die vor<br />

einer Wand steht und stark angeleuchtet wird.<br />

Ein Vorhang verstärkt die Bühnensituatuion.<br />

Doch an Stelle ihres eigenen <strong>Schatten</strong>s wirft sie<br />

den eines Vogels mit ausgebreiteten Flügeln<br />

an die Wand. Magritte entfremdet die Situation<br />

erneut mit „einfachsten“ Mitteln. Seine naturalistische<br />

Malweise macht uns die abgebildeten<br />

Gegenstände sehr vertraut. Man muss sich nun<br />

entscheiden: ist entweder die Frau real und der<br />

<strong>Schatten</strong> Illusion, oder ist es doch umgekehrt.<br />

Natürlich meint Magritte damit auch die „echte“<br />

Umwelt. Stellt man sich hier die Frage, gelangt<br />

man zu Überlegungen nach Manipulation und<br />

Rea<strong>lit</strong>ät. In diesem Fall macht uns die gezeigte<br />

Bühnensituation den Gegenstand jedoch<br />

scheinbar einfach. Das Prinzip der Unsicherheit<br />

33<br />

zwischen Körper, Körpergefühl, Abbild und Betrachterposition<br />

kann nicht aufgelöst werden.<br />

Bezogen auf den <strong>Schatten</strong> ist in weiterem Sinne<br />

dessen Nicht-Rea<strong>lit</strong>ät fe4stzuhalten, denn man<br />

kann ihn nicht wie den Gegenstand, von dem<br />

er ausgeht, anfassen und benutzen. Weiter<br />

existiert er nur in Verbindung mit dem Gegenstand<br />

und einer Lichtquelle und kann manipuliert<br />

werden, indem man diese Lichtquelle<br />

verändert. Der <strong>Schatten</strong> kann andere Formen<br />

und Gestalten annehmen, indem man z. B. den<br />

Lichteinfall variiert (bei tragbarer Lichtquelle)<br />

und somit den <strong>Schatten</strong> „streckt“ oder „kürzt“<br />

und weiter kann man den Gegenstand selber<br />

in einem anderen Winkel dem Licht aussetzen<br />

(vergleiche <strong>Schatten</strong>spiel mit den Fingern).<br />

Magrittes Bilder sind ähnlich zu lesen. Seine<br />

Abbilder sind ebenfalls nicht real, sie bilden einen<br />

Gegenstand nach aber sind nicht identisch<br />

mit dem Original, denn auch das Abbild kann<br />

man nicht anfassen und benutzen, gleich dem<br />

<strong>Schatten</strong>. Sie sind unerreichbar für uns und<br />

Magritte manipuliert sie weiter, nicht durch<br />

eine Lichtquelle, aber durch seine Anordnung<br />

im Bild. Bezogen auf Plinius und dem „Mythos<br />

von der Erfindung der Malerei“ stellt Magritte<br />

ebenfalls die Frage nach dem Ursprung des<br />

Abbildes, handelt es sich doch auch hier um die<br />

zweidimensionale Abbildung eines<br />

dreidimensionalen Vorganges.<br />

Francis Bacon<br />

Francis Bacon ist am 28. Oktober 1898 in<br />

Belgien geboren. Er hat vor allem großformatige<br />

Ölgemälde hergestellt, die in Goldrahmen<br />

hinter Glas präsentiert werden. Finden sich bei<br />

Magritte noch realistische Darstellungen der<br />

Gegenstände sind diese bei Bacon undeutlich,<br />

bizarr und verschwommen. Er manipuliert den<br />

Raum, indem er ihn meist stark einschränkt<br />

und das Gefühl erzeugt es existieren mehrere<br />

Räume gleichzeitig, die ähnlich der Figuren,<br />

miteinander verbunden sind und sich im selben<br />

Atemzug duellieren. Den größten Einfluss auf<br />

sein Werk hatte wohl die Fotografie, wobei<br />

Bacons Interesse hier in der Bewegung liegt,<br />

insbesondere der Bewegung des Menschen.<br />

Wie in einem Filmabspann isoliert er die<br />

einzelnen Bewegungen, doch entgegen der<br />

aufeinander folgenden Bilder im Film setzte er<br />

sie übereinander und lässt sie zu etwas Neuem<br />

zusammenfließen, wobei er zum Teil einzelne<br />

Sequenzen einer Bewegung weglässt. „Diese<br />

Gleichzeitigkeit der eigentlich nacheinander<br />

vollzogenen Bewegungen konfrontiert den<br />

Betrachter mit einem unlösbaren Widerspruch,<br />

woraus Irritation erfolgt.“ (Schmied, 1985. S.<br />

50/51.).<br />

Die Bewegung innerhalb der Bildern steht für<br />

das menschliche Leben und dessen Spuren, die<br />

hinterlassen werden, Bacon nennt es Erinnerungsspur.<br />

„Ich möchte, dass meine Bilder<br />

so aussehen, als sei ein menschliches Wesen<br />

durch sie hindurchgegangen, wie eine Schne-

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