ins Herz gesungen • - Erlöserkirche
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Geliebte Lieder<br />
Es kommt ein Schiff geladen<br />
Ob jemand das Quempas-Heft kennt ? Das<br />
Quempas-Singen ist ein alter evangelischer<br />
Weihnachtsbrauch, bei dem sich im Gottesdienst<br />
verschiedene Chöre im Wechsel<br />
zusingen, wie z.B. „ Den die Hirten lobeten<br />
sehre“. Dieser alte Brauch wurde von<br />
der Wandervogelbewegung nach dem Ersten<br />
Weltkrieg wieder aufgenommen und in<br />
Liederheften gesammelt, herausgegeben<br />
vom Bärenreiter-Verlag. Er gehörte in meiner<br />
schwäbischen Familie zum Weihnachtsritual.<br />
Mein Lieblingslied stand gleich auf Seite<br />
1: „Es kommt ein Schiff, geladen bis an sein<br />
höchsten Bord…“<br />
Als 1943, ich war fünf Jahr alt, bei einem Fliegerangriff<br />
unser Haus abbrannte, verbrannte<br />
mit allen Büchern und Spielsachen auch<br />
das Quempas-Heft. Nicht nur für uns Kinder<br />
war dies ein großer Schmerz. Weihnachten<br />
1945 wurde uns dann ein Quempas-Heft<br />
geschenkt und wir sangen wieder die gewohnten<br />
Lieder wie auch an jedem folgenden<br />
Weihnachtsfest. Dieses Heft ist bis heute<br />
ein kostbarer Besitz für mich.<br />
In dem Lied „Es kommt ein Schiff, geladen…“<br />
liebte ich die wiegende Melodie und ich fühlte<br />
das Schaukeln des Schiffes auf dem Meer.<br />
Erst im Konfirmandenunterricht wurde mir<br />
bewusst, dass der Text schon auf die Passion<br />
hinweist, und erst da entdeckte ich das Lied<br />
im Gesangbuch und merkte, dass es kirchliches<br />
Allgemeingut ist. Und so freue ich mich,<br />
wenn das Lied schon am ersten Advent im<br />
Gottesdienst <strong>gesungen</strong> wird.<br />
Veronika Hofmeister<br />
4<br />
Stille Nacht, heilige Nacht<br />
Seit meiner Kleinkinderzeit hänge ich an<br />
einem Weihnachtslied besonders, das Lied<br />
von der stillen Nacht erzeugt ein Gefühl<br />
von Geborgenheit und Familienfrieden. Ich<br />
kann mich noch gut an die Aufregung erinnern,<br />
die Vorbereitungen auf den Heiligen<br />
Abend, die Heimlichkeiten und das Warten<br />
auf das Klingeln des kleinen Glöckchens, das<br />
anzeigte, dass das Christkind da war. Das<br />
Strahlen des Christbaums, die ganze Familie<br />
sang dieses Lied – und es wurde ruhig.<br />
Die Geschenke waren nicht üppig damals,<br />
aber wir haben uns über alles gefreut. Wir<br />
saßen bei einem einfachen Abendessen und<br />
dann durften wir mit unseren neuen Geschenken<br />
spielen.<br />
Kurz vor meinem fünften Geburtstag bekam<br />
ich das lang ersehnte Brüderchen und<br />
am heiligen Abend hatten wir auch so ein<br />
kleines Christkind da liegen, da passte das<br />
Lied ganz besonders.<br />
Mein erstes Weihnachten als junge Mutter<br />
werde ich nie vergessen, das Funkeln der<br />
Kugeln und Christbaumkerzen in den Augen<br />
des Kindes und seine Freude über die<br />
Spieluhr, die „Stille Nacht“ spielte.<br />
Mein zweiter Sohn kam kurz nach Weihnachten<br />
zur Welt, da war wieder diese Er-<br />
wartung und Unruhe und das Lied hat Ruhe<br />
und Frieden gebracht.<br />
Auch in der Christmette gab es erst mal viel<br />
Unruhe, man wünschte sich frohe Weihnachten,<br />
der Kirchenchor sang, kurz: es<br />
ging hoch her. Wenn dann „Stille Nacht“<br />
erklang, wurde jeder leise und ruhig.<br />
Ich habe herumgefragt bei der Familie, bei<br />
Freunden und Bekannten. Wie ich verbinden<br />
die meisten dieses Lied mit dem weihnachtlichen<br />
Frieden, den wir uns eigentlich<br />
das ganze Jahr wünschen.<br />
Christina Herger<br />
Von guten Mächten<br />
Ein Lied, das mir (nicht nur)<br />
in der Weihnachtszeit wichtig<br />
und kostbar ist.<br />
Es war der 5. April 1943. Jener<br />
Tag, an dem sich hinter dem<br />
evangelischen Theologen und<br />
Pfarrer Dietrich Bonhoeffer<br />
im Wehrmachtsgefängnis in<br />
Berlin-Tegel die Gefängnistüren<br />
schlossen, verhaftet<br />
mit dem vagen Vorwurf der<br />
„Wehrkraftzersetzung“. Die<br />
Beteiligung am Widerstand<br />
gegen Hitler konnte man ihm nicht nachweisen.<br />
Jedenfalls noch nicht.<br />
Bonhoeffer wusste natürlich um die große<br />
Gefahr, in die er sich begab, als er sich<br />
im Herbst 1941 der Widerstandsgruppe um<br />
Admiral Wilhelm Canaris anschloss. Dieses<br />
Risiko war er nach langem Nachdenken bewusst<br />
eingegangen. Angesichts des Grauens<br />
von Diktatur und Krieg musste irgend<br />
jemand die Last und Schuld auf sich nehmen,<br />
um dem „Rad in die Speichen zu fallen“.<br />
Nach seiner Verhaftung schrieb und arbeitete<br />
Bonhoeffer in der Haft. Er fand Unterstützung;<br />
wachhabende Unteroffiziere<br />
schmuggelten seine Briefe und Arbeiten<br />
unter Lebensgefahr aus dem Gefängnis.<br />
Sein letztes Weihnachtsfest musste Dietrich<br />
Bonhoeffer in der Haft verbringen.<br />
Zwischen den Jahren 1944/45 schrieb er ein<br />
Gedicht für seine Eltern und seine Verlobte<br />
Maria von Wedemeyer. Ein Gedicht voller<br />
Trost und Vertrauen, dass wir bei Gott stets<br />
Zuflucht und Geborgenheit<br />
finden, was auch immer uns<br />
widerfährt.<br />
Im Evangelischen Gesangbuch<br />
finden sich sogar gleich<br />
zwei schöne Vertonungen<br />
dieses Gedichtes: die getragene<br />
Version von Otto Abel<br />
aus dem Jahr 1959 (EG 65)<br />
und die etwas flottere Version<br />
von Siegfried Fitz aus dem<br />
Jahr 1970 (EG 637).<br />
Bonhoeffers Gedicht hat<br />
über die Zeiten Bestand. Es<br />
tröstet und gibt Halt. Diese<br />
wundervollen Worte trösten und geben Halt.<br />
Von guten Mächten wunderbar geborgen,<br />
erwarten wir getrost, was kommen mag.<br />
Gott ist mit uns<br />
am Abend und am Morgen<br />
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.<br />
Sebastian Kühnen<br />
5<br />
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