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Demokratieförderung in der Deutschen Außenpolitik - Bibliothek der ...

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• Bedeutungsabnahme <strong>der</strong> OSZE und Zunahme<br />

von Aktivitäten <strong>der</strong> ESVP 156<br />

• durch Mitgliedschaft <strong>in</strong> <strong>in</strong>tegrativen/kollektiven<br />

Bündnissen und <strong>in</strong>ternationalen Organisationen<br />

<strong>in</strong>szenierte(fremdbestimmte) „nationale“<br />

Interessen. 157<br />

• Verantwortungsübernahme durch e<strong>in</strong>en ständigen<br />

Sitz im Sicherheitsrat <strong>der</strong> UNO. 158 Politische<br />

Eliten, die sehr selbstbewusst an <strong>der</strong> nationalstaatlichen<br />

Interessendurchsetzung und an<br />

nur nachrangig auf <strong>der</strong> auswärtigen Prioritätenskala<br />

angesiedelter entwicklungspolitischer<br />

Zusammenarbeit orientiert s<strong>in</strong>d. 159<br />

• Politische Eliten, die sehr kooperationswillig<br />

an <strong>in</strong>ternationalem Interessenausgleich und an<br />

e<strong>in</strong>er Schrittmacherrolle für entwicklungspolitische<br />

Mo<strong>der</strong>nisierungspartnerschaften orientiert<br />

s<strong>in</strong>d. 160<br />

3.1 szenario 1<br />

Nach langen und zähen Verhandlungen werden<br />

etliche <strong>der</strong> über 100 Empfehlungen des im Auftrag<br />

von Kofi Annan gebildeten, 16 Personen umfassenden,<br />

hochrangigen Expertengremiums zur<br />

Stärkung und Reformierung <strong>der</strong> UNO (2004) umgesetzt.<br />

H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Erweiterung des Sicherheitsrates<br />

konnte sich jenes <strong>der</strong> beiden empfohle-<br />

156 Auf die Möglichkeit e<strong>in</strong>er solchen Perspektive weist <strong>der</strong> Staatsm<strong>in</strong>ister<br />

im Auswärtigen Amt, Gernot Erler, h<strong>in</strong>. Vgl. <strong>der</strong>s. Germany and<br />

OSCE Reform, Centre for OSCE Research, work<strong>in</strong>g paper 15, Hamburg<br />

2006, S. 11/12<br />

157 Geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d hier <strong>in</strong> Handlungszwänge mündende außen- und sicherheitspolitische<br />

Erwartungen von Verbündeten an die deutsche <strong>Außenpolitik</strong>,<br />

die nicht orig<strong>in</strong>är auf <strong>der</strong> Agenda <strong>der</strong> nationalen Interessen<br />

stehen. Referenzbeispiele s<strong>in</strong>d hierfür die sehr mühsam vollzogene parlamentarische<br />

und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e gesellschaftliche Überzeugungsarbeit<br />

zur Unterstützung <strong>der</strong> Wahlen <strong>in</strong> <strong>der</strong> DR Kongo durch Kont<strong>in</strong>gente <strong>der</strong><br />

Bundeswehr sowie für die Unifil-Mission <strong>der</strong> Bundesmar<strong>in</strong>e vor <strong>der</strong> libanesischen<br />

Küste. Dass es für solche <strong>in</strong>szenierten Interessen ke<strong>in</strong>e offiziellen<br />

Belegquellen geben wird, darf nicht verwun<strong>der</strong>n. So formuliert das<br />

Weißbuch 2006 (S. 28) ohne Priorisierung, Präzisierung und Wertdifferenzierung<br />

zielorientierte deutsche außen- und sicherheitspolitische Interessen<br />

nur <strong>in</strong> so allgeme<strong>in</strong>er Darlegung, dass eben auch e<strong>in</strong>e „Inszenierung“<br />

letztlich als nationales Interessendispositiv reklamiert werden könnte. Mit<br />

dem Versprechen, sie werde „auch künftig <strong>in</strong> jedem E<strong>in</strong>zelfall prüfen, welche<br />

Werte und Interessen Deutschlands den E<strong>in</strong>satz“ (S. 29) erfor<strong>der</strong>lich machen,<br />

sche<strong>in</strong>t die Bundesregierung das Problem erkannt zu haben.<br />

158 Im Weißbuch 2006 wird e<strong>in</strong>e solche Bereitschaft formuliert. Vgl.<br />

ebenda, S. 58<br />

159 Gunther Hellmann thematisiert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Szenario e<strong>in</strong> solches Paradigma.<br />

Vgl. <strong>der</strong>s. Deutsche Außenpoltik (Fußnote 151) S. 231-235<br />

160 Das Weißbuch 2006, S. 21/22, und mit längerem Bezug, S. 23, auf den<br />

Aktionsplan „Zivile Krisenprävention, Konfliktlösung und Friedenskonsolidierung“<br />

<strong>der</strong> Bundesregierung vom 12. Mai 2004 impliziert e<strong>in</strong>e<br />

<strong>der</strong>artige nachhaltige Bereitschaft.<br />

DeMokratieförDerung <strong>in</strong> Der <strong>Deutschen</strong> aussenpoLitik<br />

nen Modelle durchsetzen, <strong>in</strong> dem sechs von neun<br />

neuen Sicherheitsratsmitglie<strong>der</strong>n (je zwei aus Asien<br />

und Afrika sowie je e<strong>in</strong>es aus Südamerika und<br />

aus Europa) <strong>in</strong> diesem höchsten Gremium e<strong>in</strong>en<br />

ständigen Sitz haben, allerd<strong>in</strong>gs ohne Vetorecht.<br />

Der Sicherheitsrat umfasst somit 24 Mitglie<strong>der</strong><br />

(vormals 15). Aus <strong>der</strong> Regionalgruppe Europa<br />

wird Deutschland gewählt. Die Bundesregierung<br />

hatte sich zuvor <strong>in</strong> <strong>der</strong> EU erfolgreich für bedeutende<br />

Hilfen (f<strong>in</strong>anziell, technisch, humanitär) für<br />

die mitbewerbenden Staaten Italien und Spanien<br />

e<strong>in</strong>gesetzt, im H<strong>in</strong>blick auf ihre steigenden Probleme<br />

als Ziellän<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er wachsenden Zahl von<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gen aus Afrika. Mit <strong>der</strong> Zusage Berl<strong>in</strong>s,<br />

se<strong>in</strong> Abstimmungsverhalten im Sicherheitsrat<br />

e<strong>in</strong>gedenk <strong>der</strong> voranschreitenden Geme<strong>in</strong>samen<br />

Europäischen Außen- und Sicherheitspolitik zu<br />

treffen, konnten europäische Restsorgen und Eifersucht<br />

um potenzielle deutsche Alle<strong>in</strong>gänge<br />

o<strong>der</strong> die Bildung e<strong>in</strong>es trilateralen dom<strong>in</strong>ierenden<br />

Kerneuropas (Deutschland, Frankreich, Großbritannien)<br />

ausgeräumt werden.<br />

Mit kont<strong>in</strong>uierlichen bedeutsamen f<strong>in</strong>anziellen<br />

Zuwendungen Deutschlands für den UNO-Demokratiefonds<br />

werden zahlreiche neue Projekte<br />

<strong>in</strong>itiiert. Auf den verschiedenen Ebenen <strong>der</strong> Weltorganisation<br />

– Völkerrechtskommission, Generalversammlung<br />

und Sicherheitsrat – entwickelt<br />

sich Deutschland zu e<strong>in</strong>er treibenden Kraft für die<br />

Herausbildung e<strong>in</strong>es robusten humanitären Interventionsrechts<br />

<strong>der</strong> UNO. Dieses gestattet die<br />

E<strong>in</strong>mischung <strong>der</strong> Weltorganisation bei schwerwiegenden<br />

Menschenrechtsverletzungen auch gegen<br />

die Entscheidung des betroffenen Staates auf <strong>der</strong><br />

Abstimmungsbasis von qualifizierten Mehrheitsentscheidungen<br />

im Sicherheitsrat 161 als akzeptiertes<br />

Völkergewohnheitsrecht, auch um damit unilateralen/selbstmandatierten<br />

Entscheidungen e<strong>in</strong>zelner<br />

Mitglie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en rechtlichen Riegel vorzuschieben.<br />

Nicht nur für etwaige E<strong>in</strong>sätze im Rahmen solcher<br />

künftiger humanitärer Interventionen, son<strong>der</strong>n<br />

auch für potenzielle an<strong>der</strong>e <strong>in</strong>ternationale E<strong>in</strong>sätze<br />

benötigt die Bundeswehr e<strong>in</strong> Vielfaches ihres<br />

161 Von den fünf Sicherheitsratsmitglie<strong>der</strong>n mit Veto-Recht müssten <strong>in</strong><br />

diesem Szenario m<strong>in</strong>destens drei und von den sechs Mitglie<strong>der</strong>n ohne<br />

Veto-Recht ebenfalls m<strong>in</strong>destens vier e<strong>in</strong>er humanitären Intervention<br />

zur Beendigung von schweren Menschenrechtsverletzungen zustimmen.<br />

Von den dreizehn nicht ständigen Mitglie<strong>der</strong>n müssten m<strong>in</strong>destens<br />

neun dagegen stimmen, um e<strong>in</strong>e positive Sicherheitsratsentscheidung<br />

zur Intervention zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

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