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Demokratieförderung in der Deutschen Außenpolitik - Bibliothek der ...

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frieDrich-eBert-stiftung<br />

für e<strong>in</strong>e plurale Interessenartikulation und damit<br />

e<strong>in</strong>en effektiven Parlamentarismus legen. Als<br />

Mittlerorganisationen für <strong>Demokratieför<strong>der</strong>ung</strong><br />

besitzen die politischen Stiftungen e<strong>in</strong>en genu<strong>in</strong>en<br />

komparativen Vorteil. Sie s<strong>in</strong>d im deutschen außen-<br />

und entwicklungspolitischen Kontext nicht<br />

mehr wegzudenken. Die Friedrich-Ebert-Stiftung ist<br />

durch diese <strong>in</strong>ternationale Zusammenarbeit über die<br />

Jahrzehnte auch zu e<strong>in</strong>er Expert<strong>in</strong> für Entwicklungspolitik<br />

und für den Aufbau demokratischer Ordnungen<br />

geworden... Für diese politische Zusammenarbeit und<br />

für das gegenseitige Verständnis s<strong>in</strong>d die Friedrich-<br />

Ebert-Stiftung und ihre Schwesternstiftungen längst<br />

unentbehrlich geworden.“ 188 Die Kont<strong>in</strong>uität staatlicher<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> politischen Stiftungsarbeit<br />

liegt darum im deutschen politischen Interesse<br />

<strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit und Außenbeziehungen.<br />

Die OSZE, die ESVP sowie die UNO s<strong>in</strong>d drei<br />

wichtige Bühnen demokratiepolitischen Wirkens<br />

deutscher <strong>Außenpolitik</strong>. Mit Beharrlichkeit und<br />

ohne Eifer muss Deutschland den demokratischen<br />

acquis communitaire <strong>der</strong> OSZE als positives politisches<br />

Erbe sichern helfen und ihn zugleich ausbau-<br />

und erweiterungsoffen halten für e<strong>in</strong>e fortgesetzte,<br />

kooperative west-östliche Politiksteuerung.<br />

Das gleicht <strong>in</strong> dieser Zeit e<strong>in</strong>er Quadratur<br />

des Kreises. Die Alternative wäre <strong>der</strong> Auftakt für<br />

e<strong>in</strong>e europäisch-eurasische Spaltung <strong>der</strong> Werte<br />

und langfristig auch <strong>der</strong> Zivilisationsmo<strong>der</strong>ne.<br />

Das kann nicht im geme<strong>in</strong>samen Interesse liegen.<br />

Dies muss aber sicherlich <strong>der</strong> Bevölkerung noch<br />

vermittelt werden.<br />

Die Bereitstellung von zivilen Mitteln und Instrumenten<br />

für die ESVP wird fortschreiten. Vor dem<br />

H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>er aber effizienteren OSZE würde<br />

das sicherlich eher langsamer und politisch weniger<br />

e<strong>in</strong>dimensional vonstatten gehen. Deutsche<br />

<strong>Außenpolitik</strong> sollte h<strong>in</strong>sichtlich ihres Engagements<br />

für beide Organisationen dem Pr<strong>in</strong>zip des<br />

„sowohl als auch“ folgen. Allerd<strong>in</strong>gs noch mit e<strong>in</strong>er<br />

Präferenz für die OSZE.<br />

E<strong>in</strong> ständiger Sitz im Sicherheitsrat <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten<br />

Nationen gehört weiterh<strong>in</strong> zum Kanon deutscher<br />

außenpolitischer Interessen und Ziele. Er rangiert<br />

jedoch auf <strong>der</strong> Prioritätenskala zu Recht nicht<br />

188 Horst Köhler, Rede des Bundespräsidenten anlässlich <strong>der</strong> 80-Jahre-<br />

Jubiläumsveranstaltung <strong>der</strong> Friedrich-Ebert-Stiftung am 8. März 2005,<br />

Dokumentation <strong>der</strong> Friedrich-Ebert-Stiftung, Berl<strong>in</strong> 2005, S. 18<br />

34<br />

mehr hochrangig. Die Zeit bis zur Reformreife <strong>der</strong><br />

UNO sollte genutzt werden, um namentlich ausdrücklich<br />

Italien im freundschaftlichen Dialog zu<br />

umwerben und <strong>in</strong> verständnisvoller Weise nach<br />

geme<strong>in</strong>samen Wegen zu suchen, um se<strong>in</strong>e konkurrierende<br />

Bewerbung gesichtswahrend und<br />

gesellschaftlich tragend e<strong>in</strong>zustellen. Ob Deutschland<br />

mit e<strong>in</strong>em ständigen Ratssitz auch beträchtliche<br />

Möglichkeiten zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Demokratie<br />

im weltweiten Maßstab zuwachsen würden,<br />

ist spekulativ. Dies hängt nicht zuletzt auch von<br />

dem dann modifizierten <strong>in</strong>stitutionellen Regime<br />

<strong>in</strong>sgesamt ab. E<strong>in</strong>es jedoch dürfte vorab offenkundig<br />

se<strong>in</strong>: Mit e<strong>in</strong>em Ratssitz würde Deutschland<br />

im Rahmen se<strong>in</strong>er jeweiligen Entscheidungen<br />

ke<strong>in</strong>esfalls nur mehr Zivilmacht bleiben können,<br />

es würde folglich se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale politische<br />

„(Rest-) Unschuld“ verlieren. Nicht e<strong>in</strong>schätzbar<br />

ist hier auch die sich entwickelnde <strong>in</strong>nenpolitische<br />

Dimension im Zuge prekärer, unpopulärer<br />

Entscheidungen. Die Ratsmitgliedschaft würde<br />

nämlich letztlich auch bedeuten, dass Deutschland<br />

se<strong>in</strong>en Beitrag für UN-Missionen erheblich<br />

steigern müsste – f<strong>in</strong>anziell sowie auch mit Soldaten.<br />

Diese Missionen wären aber nicht lediglich<br />

Blauhelme<strong>in</strong>sätze im Rahmen zu stabilisieren<strong>der</strong><br />

„post“-Konflikte, son<strong>der</strong>n immer häufiger auch<br />

gerade Kampfe<strong>in</strong>sätze. Wäre e<strong>in</strong>e solche Entwicklung<br />

aber <strong>in</strong> deutschem Interesse?<br />

Steuert Deutschland demnach im Rahmen se<strong>in</strong>er<br />

Sicherheitsrats-Ambition erneut auf e<strong>in</strong>e historisch<br />

endgültig überwunden geglaubte Rolle als<br />

sich etablierende Militärmacht zu? Ke<strong>in</strong>e Frage,<br />

im weltweiten, zumal im europäischen Vergleich,<br />

ist Deutschland allemal bereits seit Jahren schon<br />

militärmächtig. Präziser: e<strong>in</strong>e auf hohem militärischem<br />

Niveau stehende Zivilmacht. Diesen primären<br />

Charakter gilt es, für die deutsche Außen-<br />

und Sicherheitspolitik nach Maßgabe zu bewahren.<br />

Mit an<strong>der</strong>en Worten: Im deutschen Interesse<br />

liegt es, Europa so mitzugestalten, dass Europa<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Politik als handlungsfähige<br />

wirkmächtige zivile Verantwortungsmacht agieren<br />

kann und zugleich auch glaubwürdige Optionen<br />

für humanitäre Sicherungsaufgaben <strong>in</strong> verschiedenen<br />

militärisch gestützten Rollen besitzt.<br />

Natürlich ist Demokratie nicht alles, und auch<br />

nicht alles ist ohne Demokratie nichts. Aber mit<br />

Demokratie ist vieles eben besser. In demokratischen<br />

Entwicklungsprozessen profiliert und verkörpert<br />

sich autonomes selbstbestimmtes und

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