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Demokratieförderung in der Deutschen Außenpolitik - Bibliothek der ...

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4. Handlungsoptionen<br />

In diesem Abschnitt wird als zentrale Fragestellung<br />

Handlungsansätze deutscher <strong>Außenpolitik</strong><br />

im H<strong>in</strong>blick auf die Politiksteuerung (Instrumente,<br />

Mittel, Wege, Strategien, Akteure) <strong>der</strong> Szenarien<br />

skizziert.<br />

Nicht selten wird statuiert, entwe<strong>der</strong> sei e<strong>in</strong> Land<br />

demokratisch o<strong>der</strong> aber se<strong>in</strong> politisches System<br />

sei es eben nicht. E<strong>in</strong>e solch puristische Position<br />

ist <strong>in</strong> Ermangelung e<strong>in</strong>es standardisierten demokratischen<br />

Referenzmodells jedoch fragwürdig.<br />

Unbestritten werden beim Demokratie-Diskurs<br />

e<strong>in</strong>e Reihe von unverzichtbaren, verb<strong>in</strong>dlichen<br />

und auch unerlässlich implementierten M<strong>in</strong>destpr<strong>in</strong>zipien<br />

aufgezählt werden. Aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> politischen<br />

Praxis können nur wenige Staaten für sich<br />

den Anspruch auf e<strong>in</strong>e real existierende Demokratie<br />

reklamieren und sitzen bei <strong>der</strong> politischen E<strong>in</strong>schätzung<br />

und Würdigung an<strong>der</strong>er Län<strong>der</strong> eben<br />

nicht im Glashaus. Gleichwohl werden auch sie<br />

sich von ihrem außenpolitischen Interesse leiten<br />

lassen, ob z.B. die Zuordnung <strong>der</strong> gesellschaftspolitischen<br />

Verfassung e<strong>in</strong>es Staates als „noch nichtdemokratisch“<br />

gewertet wird o<strong>der</strong> bereits als „undemokratisch“<br />

zu ver- bzw. beurteilen ist. Demokratietheoretische<br />

Kalibrierungen eignen sich<br />

nicht für die Realpolitik.<br />

Die E<strong>in</strong>nahme e<strong>in</strong>er restriktiven Position im Rahmen<br />

<strong>der</strong> <strong>Demokratieför<strong>der</strong>ung</strong> ist nicht konstruktiv.<br />

Denn die Wirkkraft von <strong>Demokratieför<strong>der</strong>ung</strong><br />

hängt vor dem H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>es auf lange<br />

Zeit gesättigten Kreises von EU-Mitgliedschaften<br />

für Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> europäischen Nachbarschaft,<br />

erst recht <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Weltregionen, nunmehr von<br />

m<strong>in</strong><strong>der</strong> attraktiven, aber dennoch notwendigen<br />

überzeugenden an<strong>der</strong>en Anreizen ab. Die Frage<br />

<strong>der</strong> politischen Konditionalität ist hierbei stets die<br />

„Gretchenfrage“. Denn mit welchem Nutzen o<strong>der</strong><br />

Ansporn kann <strong>der</strong> Demokratie-Empfängerstaat<br />

motiviert werden, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e wenn er autoritär<br />

strukturiert ist, mit <strong>der</strong> Annahme von <strong>Demokratieför<strong>der</strong>ung</strong><br />

e<strong>in</strong>e Art „faustischen Pakt“ e<strong>in</strong>zugehen?<br />

Der Demokratie-För<strong>der</strong>erstaat wie<strong>der</strong>um muss sehen,<br />

dass se<strong>in</strong>e entsprechenden Maßnahmen auf<br />

das langfristige, verstetigte Durchschreiten sowohl<br />

e<strong>in</strong>er weiten Ebene <strong>der</strong> politischen Mühe, wie auch<br />

Überw<strong>in</strong>den von Problemgebirgen angelegt s<strong>in</strong>d.<br />

Die deutsche <strong>Außenpolitik</strong> ist hier auf dem Weg.<br />

DeMokratieförDerung <strong>in</strong> Der <strong>Deutschen</strong> aussenpoLitik<br />

Um im Bild zu bleiben: Welche Streckenposten<br />

geben weitere Orientierung und welche Akteure<br />

notwendigen Rückhalt? Wo stehen die Bremserhäuschen<br />

und wo liegt Treibsand?<br />

Der weitere Verlauf <strong>der</strong> normativen und gesellschaftspolitischen<br />

Verfassung Russlands sowie<br />

se<strong>in</strong>e künftige außenpolitische Positionierung ist<br />

vorrangig prägend für die Entwicklung demokratischer<br />

o<strong>der</strong> aber wachsend autoritärer Gehalte <strong>in</strong><br />

den politischen Systemen des gesamten postsowjetischen<br />

Raumes. Und <strong>der</strong> grenzt mit Russland<br />

unmittelbar an die Europäische Union o<strong>der</strong> liegt<br />

mit den Län<strong>der</strong>n des südlichen Kaukasus und<br />

Zentralasiens <strong>in</strong> mittelbarer und entfernter Nachbarschaft.<br />

Reich an Rohstoffen und reich an Konflikten<br />

birgt dieser Raum geo-ökonomische und<br />

geopolitische Begehrlichkeiten und Instabilitäten.<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund müssen Handlungsoptionen<br />

<strong>der</strong> deutschen und europäischen demokratiepolitischen<br />

För<strong>der</strong>ung im postsowjetischen<br />

Raum auch gerade auf Russland abgestellt werden.<br />

Moskau soll im H<strong>in</strong>blick auf die zukunftsgestaltende<br />

deutsche und europäische <strong>Außenpolitik</strong> für<br />

den Diskurs für mehr Liberalisierung und Demokratisierung<br />

gewonnen werden. Dieser soll <strong>in</strong> das<br />

Konzept <strong>der</strong> „Verflechtung und Harmonisierung von<br />

Interessen“ 172 , mith<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue Ostpolitik e<strong>in</strong>münden.<br />

Bislang ist es lediglich e<strong>in</strong>e programmatische<br />

Denkfigur, zudem stark angelehnt an das leitende<br />

Kalkül vom „Wandel durch Annäherung“ <strong>der</strong> früheren<br />

Ostpolitik. Deshalb ist e<strong>in</strong>e gewisse Skepsis<br />

ob ihres Erfolges angebracht, weil die deutsche<br />

Ostpolitik f<strong>in</strong>al anerkanntermaßen mit zur Überw<strong>in</strong>dung<br />

<strong>der</strong> Spaltung Europas beigetragen hat.<br />

Das Ende <strong>der</strong> Teilung Europas wie<strong>der</strong>um geschah<br />

jedoch „auf Kosten“ des Zusammenbruchs <strong>der</strong><br />

UdSSR. Präsident Put<strong>in</strong> bezeichnete „erst vor e<strong>in</strong>em<br />

Jahr <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Rede an die Nation den Untergang<br />

<strong>der</strong> Sowjetunion als die größte Tragödie des 20. Jahr-<br />

172 Frank-Walter Ste<strong>in</strong>meier, Verflechtung und Integration. E<strong>in</strong>e neue<br />

Phase <strong>der</strong> Ostpolitik <strong>der</strong> EU: Nicht Abgrenzung, son<strong>der</strong>n Vernetzung<br />

lautet das Gebot <strong>der</strong> Globalisierung, <strong>in</strong>: Internationale Politik, März<br />

2007, S. 6-11<br />

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