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Biarritz. - Karl-May-Gesellschaft

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— 2 —<br />

»Es wird seine Sache sein, ob er von sich hören läßt oder nicht. Ich weiß nicht einmal<br />

seinen Namen. – Leben Sie wohl Herr und – halten Sie Ihr Wort!«<br />

Er hatte seinen Hut genommen, der Redacteur hielt<br />

[9]<br />

höflich die Thür der Barrière geöffnet – der Fremde hatte bereits die Hand auf den Griff<br />

der Thüre gelegt – aber er öffnete sie nicht, er blieb stehen, und wandte sich nach kurzem<br />

Besinnen wieder zu dem Journalisten.<br />

»Mein Herr,« sagte er – »mein Benehmen hat Sie wahrscheinlich beleidigt – ich gestehe<br />

es, ich hatte Unrecht, ich kam mit einer vorgefaßten Meinung hierher. Verzeihen Sie, was<br />

Sie verletzen konnte; – ich muß Ihnen wie ein von schwerer Schuld Belasteter oder wie ein<br />

Tollhäusler vorgekommen sein, und dennoch ist Beides nicht der Fall. Ich fühle mich nur<br />

darüber unglücklich, daß ich mit meinem Leben nicht den zerstörten Frieden eines andern<br />

Lebens zurückkaufen kann.«<br />

»Ich bedauere Sie!«<br />

»Ich kann nur denken, daß ein Mann wie Sie sich aus der Kenntniß jener Schriftstücke das<br />

ganze Leben zweier durch die Verhältnisse um ihr Lebensglück betrogener und getrennter<br />

Menschen klar gelegt hat. Sie wissen also auch – daß ein Zweifel über die Existenz jenes<br />

armen unglücklichen Wesens nahe liegt, das allerdings einer Schuld sein Dasein verdankt,<br />

dessen Leben aber doch vielleicht unser Schicksal geändert hätte, auf dem sich wenigstens<br />

die Sorge zweier Herzen, die der Aberwitz der Menschen von einander gerissen, begegnet<br />

hätte. – Vielleicht wäre es möglich durch Sie eine Spur der Wahrheit zu erhalten.«<br />

»Erklären Sie sich näher – ich bin gern bereit, Ihnen zu dienen, so viel ich kann.«<br />

Der Fremde hatte dem Journalisten die Hand<br />

[10]<br />

entgegengestreckt, dieser schlug ein und zeigte ihm mit warmem Druck, daß sein Anerbieten<br />

aufrichtig sei.<br />

»Wie sind Sie in den Besitz der Papiere gekommen?«<br />

»Ich habe Ihnen bereits die Wahrheit gesagt.«<br />

»Kennen Sie die Personen, welche Ihnen die Papiere verkauften?«<br />

»Nein. Ich habe wenigstens das Frauenzimmer, welches die Papiere besaß, nur einmal gesehen<br />

und nicht nach ihren Verhältnissen geforscht. Es schien eine gewisse Dankbarkeit, vielleicht<br />

auch die Besorgniß, daß man sie ihr bei erster Gelegenheit abnehmen würde, daß sie<br />

mir die Papiere anbot, weil ich ihrem Zuhälter durch meinen Rath und die Bekanntschaft mit<br />

unseren Criminal-Commissarien aus einer argen Klemme geholfen hatte. Er ist ein Herumtreiber<br />

und Lüderjahn der schlimmsten Art, und doch dabei eigentlich ein Genie, freilich ein<br />

verkommenes.«<br />

»Kennen Sie ihn, wissen Sie seinen Namen?«<br />

»Ich kenne ihn nur unter dem Spitznamen bei seinen Genossen, einer <strong>Gesellschaft</strong> von Gaunern<br />

und Vagabonden. Er heißt: der schwarze Springer! – Möglich, daß er wirklich Springer<br />

heißt, oder daß es von seinem Gewerbe kommt, denn der Mensch soll Schauspieler, Kunstreiter,<br />

Seiltänzer, Gaukler, kurz alles Mögliche gewesen sein, und ist in der That ein Bursche,<br />

der wohl bei Frauen gewisser Stände eine wahnwitzige Leidenschaft erwecken kann, und<br />

eine solche Anziehungskraft scheint er auf das Frauenzimmer geübt zu haben, die jetzt seine<br />

Geliebte oder Zuhälterin macht, denn ich glaube schwerlich, daß sie verheirathet sind.«

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