05.03.2013 Aufrufe

Biarritz. - Karl-May-Gesellschaft

Biarritz. - Karl-May-Gesellschaft

Biarritz. - Karl-May-Gesellschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

— 24 —<br />

<strong>Gesellschaft</strong> drückte sich an den Wänden, suchte die Ausgänge zu gewinnen oder nahm eine<br />

Stellung ein, so ruhig und still, als sei sie die Unschuld selbst.<br />

Der Kommissar, der in der Thür stand, setzte die Pfeife zum zweiten Male an den Mund.<br />

»Nochmals, – daß sich Keiner von der Stelle rührt!« – Schon bei dem ersten Pfiff waren<br />

plötzlich unter den Tanzenden die beiden Straßenkehrer aufgetaucht und hatten sich vor eine<br />

Thür hinter dem Orchester postirt. Am Ausgang nach dem Billardzimmer sah man mehrere<br />

Schutzleute.<br />

Herr Nowak war eiligst herbeigekommen. »Gnädigster Herr Hauptmann – Sie werden doch<br />

nicht denken! Es ist ein einfaches Tanzvergnügen – es ist Alles richtig angemeldet!«<br />

»Weiß, weiß! – ich will mir auch nur einmal Ihre Tanzgesellschaft so ein klein Wenig anschauen<br />

– eine kleine<br />

[56]<br />

Musterung, will nur wissen, wer hier ist, wer nicht? Hat irgend Jemand heute bei Ihnen<br />

extravagante Ausgaben gemacht – harte Thaler sehen lassen? – Sie wissen, ich fordere strenge<br />

Wahrheit.«<br />

»Gott bewahre – sehen Sie nach in der Theke, gnädiger Herr Hauptmann es sind erst drei<br />

harte Thaler eingekommen, zwei von den jungen Herren dort, die sich hinter den beiden<br />

Mädchen verkriechen und den dritten hat der Herr da gegeben. Der Beamte mußte das Lachen<br />

verbeißen, als der Kneipwirth nach dem Journalisten wies. Schon gut, Wachmeister<br />

Blümler – stellen Sie einmal fest, ob unter den Anwesenden Leute sind, die unter Polizei-<br />

Aufsicht stehen. Was will die verdammte Krabbe, die sich so unnütz vordrängt.« – Ein derber<br />

Fußtritt traf einen etwa zehnjährigen Knaben, der sich durch die Beine der Schutzleute<br />

drückte und nach der Stelle hindrängte, wo der junge Bursche mit dem verbundenen Auge<br />

sich möglichst unbemerklich machte.<br />

Der Beamte, der mit dem Journalisten gekommen war, hatte während dessen Unterredung<br />

mit dem schwarzen Springer, die ihn wenig kümmerte, da er nicht Italienisch verstand, den<br />

Verehrer der Guitarrespielerin nicht aus dem Auge verloren. Als diesem der Knabe jetzt Etwas<br />

in die Hand drückte – es waren, wie sich später erwies, zwei Thaler, der Erlös für den<br />

verkauften oder versetzten Trauring der Mutter – und der junge Mensch sich, als ginge ihn<br />

die ganze Sache Nichts an, möglichst unbefangen dem Ausgang zu nähern suchte, war er mit<br />

einigen Schritten an seiner Seite.<br />

[57]<br />

»Wen haben wir denn hier,« sagte er, den Burschen beim Kragen fassend und mit einem<br />

Griff der anderen Hand ihm Tuch und Mütze abreißend. »Bitte, Herr Hauptmann, sehen<br />

Sie doch einmal zu, ob das nicht der aus Moabit gestern entsprungene Strafgefangene sein<br />

sollte?«<br />

»Louis Grothe? das wäre ja gleich ein Fang.«<br />

Es entstand ein wilder Tumult; denn der junge, kecke Verbrecher, als er sich erkannt und<br />

wieder ergriffen sah, riß ein Messer aus der Tasche und stürzte sich mit gebücktem Kopf, wild<br />

um sich stoßend, wie ein Mauerbrecher auf die Beamten, um sich einen Weg zu bahnen. Aber<br />

diese waren auf ihrer Hut und es nützte selbst Nichts, daß die Mutter des jungen Verbrechers<br />

sich zur Erleichterung seiner Flucht zwischen ihn und die Beamten drängte und der Knabe,<br />

sein Bruder, sich zwischen die Beine des Wachtmeisters kugelte; selbst der Lärm, der plötzlich

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!