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Biarritz. - Karl-May-Gesellschaft

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— 34 —<br />

Bettchen, bei dem Sie nicht zu knieen brauchen auf dem schmuzigen Fußboden. Aber Mamsell<br />

Friederike, warum thun Sie mir nicht den Gefallen, zu essen eine Schnitte Brod und<br />

etwas von diesem Schinken, den ich gekauft habe im Vorbeigehen bei Fischer auf dem Dönhofsplatz.<br />

Bedenken Sie, daß Sie müssen haben Nahrung und Kraft, wenn Sie arbeiten wollen<br />

für das Kleine und wachen bei ihm, damit es kann werden gesund. Wenn ich nur hätte ein<br />

Glas, daß ich Ihnen könnte einschenken ein Glas; er kann nicht sein schlecht, denn er thut<br />

kosten zwanzig gute Groschen.«<br />

Die geschickte Einflechtung des Kindes in die Einladung sich an Speise und Trank zu kräftigen,<br />

verfehlte nicht ganz ihre Wirkung. Das Mädchen nahm schweigend eine Schnitte Brod<br />

und Fleisch und führte sie zum Munde, aber den Wein lehnte sie mit einer Handbewegung<br />

ab.<br />

Der kleine Buchhalter drehte und wand sich auf seinem Stuhl, er schien offenbar noch<br />

Etwas auf dem Herzen zu haben und nur nicht recht zu wissen, wie er es anbringen sollte.<br />

»Mamsell Friederike!«<br />

»Herr Meier!«<br />

[78]<br />

»Wollen Sie mir glauben, daß ich möchte gut machen mein Unrecht, und daß ich bin Ihr<br />

aufrichtiger Freund! Wollen Sie mir verzeihen, was ich gethan hab’ Schlimmes an Ihnen?«<br />

»Was kann Ihnen an der Verzeihung eines so armen Geschöpfes liegen?«<br />

»Viel, Mamsell Friederike, – sehr viel! Ich bin in mancher Beziehung ein verkümmerter<br />

Mensch wie Sie, denn ich hab’ nicht meinen geraden gesunden Leib, aber ich hab’ einen<br />

guten Verstand, und ich versteh’s Geschäft. Ich werd’ mir also bringen durch’s Leben und ich<br />

hab’ mir schon weit genug gebracht, weiter, als mir gesungen worden ist an meiner Wiege,<br />

die gestanden hat in Medzibor, wo ist gewesen mein Vater ein sehr armer Jüd. Auch ein<br />

Mensch, der hat einen verkrüppelten Leib, was ist gewesen die Schuld von meiner Schwester,<br />

die mich hat fallen lassen in meiner Kindheit vom Tisch, kann haben ein Herz und Gefühl,<br />

und die Marianne, ich will sagen die Frau Nathan Schlesinger ist gewesen meine erste Liebe<br />

und meine erste größere Speculation. Aber sie hat mich gesehn über die Achsel an und ist<br />

davon gelaufen mit einem Offizier, zu ihrem Unglück, sie hat ihren zweiten Mann und er ist<br />

ein Lump, und wenn sie mich genommen hätte und mir die Hälfte zugebracht, was haben<br />

verthan ihre Männer, könnte sie jetzt haben eine halbe Million! Ich will nicht mehr an sie<br />

denken, und ich würde Sie heirathen Mamsell Friederike, um Ihnen zu geben die Reputation<br />

zurück, obgleich Sie nischt haben, aber ich bin ein Jud und Sie sind christlich, und Sie werden<br />

nicht<br />

[79]<br />

nehmen meine Religion an, und ich nicht die Ihre, nicht weil ich hab’ was gegen Ihren Glauben,<br />

aber weil die meine ist die Religion meiner Väter, in der gestorben ist mein Aette und<br />

meine Mutter. Darum will ich bleiben unverheirathet, aber mein Geld soll nicht kommen an<br />

die Kinder von der Marianne, meiner ersten Liebe, da ich haben kann selbst ein Kind; Mamsell<br />

Friederike, ich will adoptiren hier den Kleinen, wenn er bleibt am Leben, als meinen<br />

Sohn, gleichviel ob er nun ist der Sohn von mir oder der Sohn von I. M. Cohn und Comp.,<br />

und ich will ihn lassen erziehn und ausbilden zu einem tüchtigen Geschäftsmann, der nicht<br />

untergeht in der Welt, denn er wird verdienen und wird haben Geld, viel Geld, wenn Sie mir’s<br />

nur erlauben!«

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