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Biarritz. - Karl-May-Gesellschaft

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— 40 —<br />

»Das eben möchte ich Sie fragen!«<br />

»Ich wohne nicht mehr in dem Hause, ich . . . ich habe es verlassen müssen, schon vor zwei<br />

Tagen!«<br />

Der Fremde, es war der Journalist, dem wir in den anderen Scenen des Abends begegnet<br />

sind, sah sie mitleidig an. »Das ist das Erste, was ich höre! So hat man Sie und Ihr Kind –<br />

vielleicht, weil Sie die Miethe nicht gleich zahlen konnten – unbarmherzig hinausgestoßen?<br />

Das hätte ich von der Frau, bei der Sie wohnten, nicht gedacht!«<br />

»Nein, nein, thun Sie den Leuten nicht Unrecht – ich bin freiwillig gegangen, ich mußte<br />

gehen! fragen Sie nicht, Herr Doktor, Sie und Ihre Frau waren immer so gütig gegen eine<br />

Unglückliche. Ich bin ehrlich fortgegangen – ich habe die wenigen Sachen, die ich noch hatte,<br />

dort gelassen und Nichts mit mir genommen, als mein Kind.<br />

[91]<br />

Aber ich konnte unmöglich da bleiben, die guten Leute sind selbst zu arm. Ach, Herr Doktor,<br />

ich bin ein sehr unglückliches Geschöpf – und nun noch die Scene hier – mein Kind, ach,<br />

mein armes Kind!«<br />

»Fassen Sie sich – aber Sie können unmöglich hier bleiben, eben hat der Arzt, den ich<br />

zufällig kenne, den Ausspruch gethan, daß der Verwundete ohne Gefahr nicht transportirt<br />

werden kann. Ist die Kammer noch frei, die Sie in unserem Hause bewohnten?«<br />

»Ich fürchte nein – es giebt der armen Mädchen so viele.«<br />

»Nun denn, so müssen wir ein anderes Unterkommen für Sie suchen; ich habe Hilfe für<br />

Sie, ein menschenfreundlicher, hoher Herr hat mir eine Unterstützung für Sie anvertraut, die<br />

für’s Erste hinreichen wird, Ihnen ein besseres Unterkommen zu schaffen und Sie vor Noth<br />

zu schützen. Ich will Sie für diese Nacht in ein kleines Gasthaus bringen, es sind deren ganz<br />

anständige in der Krausenstraße. Morgen wollen wir dann weiter sehen.«<br />

»Nein, nein, ich danke Ihnen herzlich, Herr Doktor, aber es geht nicht, – mein Kind ist<br />

krank!«<br />

»Das wollen wir gleich sehen! Der Arzt dort thut mir gewiß den Gefallen.«<br />

Dieser hatte eben dem Polizeibeamten erklärt, daß die Wunde zwar nicht tödtlich, daß aber<br />

große Ruhe für den Kranken erforderlich sei, wenigstens in den ersten Tagen, und daß deshalb<br />

jede Erschütterung, wie bei dem weiten Transport ihm nicht zu ersparen sei, vermieden<br />

werden müsse. Also Ruhe, absolute Ruhe müsse er haben, dann<br />

[92]<br />

glaube er für das Leben des Mannes stehen zu können. Frau Martini hatte das kaum gehört,<br />

als sie erklärte, sie werde Ruhe schaffen, die Schlafleute sollten sogleich hinaus, und sie<br />

selbst wolle den rothen Wilhelm pflegen und ihn keinen Augenblick verlassen. Die Krause sei<br />

an Allem schuld, denn um sie sei der Streit allein hergekommen und darum soll sie noch in<br />

dieser Stunde hinaus, wo sie mit ihrem Bankert bleiben möge, das sei ihr ganz egal.<br />

Der Polizeihauptmann war zu sehr mit solchen Scenen und Charakteren vertraut, um sich<br />

mit einer, sogar in ihrem Rechte befindlichen Xantippe in einen weiteren Streit einzulassen,<br />

und nachdem er alle fremden Personen aufgefordert hatte, den Keller zu verlassen, ging er<br />

selbst, um nach seinem Gefangenen zu sehen und das Weitere zu veranlassen.<br />

Der Journalist hatte unterdeß den ihm oberflächlich bekannten Arzt zu dem Kinde geführt<br />

und ihm kurz die Verhältnisse mitgetheilt. Der Ausspruch desselben war sehr bestimmt.<br />

»Warum sollte es denn nicht fortgebracht werden können? wenn Sie nur wissen wohin damit.

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