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Biarritz. - Karl-May-Gesellschaft

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— 4 —<br />

Der Doctor sah etwas geringschätzig auf den kleinen Mann, und überschlug in Gedanken,<br />

ob es wohl der Mühe lohne, ihn noch zu empfangen.<br />

»Ich komme in einer Börsen-Angelegenheit, wegen einer Eisenbahnfrage,« flüsterte der<br />

kleine Meier, denn dieser war es; »wollten der Herr Doctor nicht die Güte haben, mich anzuhören?<br />

– Sie würden das Haus Röder und Compagnie sehr verbinden.«<br />

»Treten Sie ein.«<br />

Eine Stunde darauf verließ der kleine Meier sehr vergnügt das Bureau des Redacteure,<br />

der sogleich zur Druckerei schickte und dem Factor sagen ließ – die ›Oeffentlichkeit‹ war ein<br />

Morgenblatt, – der bereits gesetzte Leitartikel müsse zurückgestellt werden, er werde anderes<br />

Manuscript senden. –<br />

In dem Salon, das heißt im großen Vorderzimmer der Geheimräthin begannen schon die<br />

Theetassen zu klirren, – die <strong>Gesellschaft</strong> hatte sich eingefunden; selbst der große Kritikus<br />

war erschienen, freilich etwas spät – doch das gehört zum guten Ton, – und bereits etwas<br />

angeheitert, was jedenfalls dem Trauerspiel Fräulein Adelaiden’s zu Gute kommen mußte,<br />

die an einem besondern kleinen Boudoirtisch von Rosenholz saß, das Manuscript von ›Ewald<br />

und Theodolinde‹ vor sich, zur Seite zwei Doppelleuchter mit brennenden Wachskerzen trotz<br />

der ganz guten Gasbeleuchtung des ›Salons‹, und einen höchst<br />

[14]<br />

mißbilligenden Blick nach dem ›Speisesaal‹ warf, von woher die unästhetische Schwester<br />

noch mit Gläsern und Tellern klapperte, damit sie endlich die große Vorlesung, Act IV., in<br />

dem das Unglück der beiden durch die Hand des Fatums in Eifersucht und Verläumdung getrennten<br />

Liebenden bis zum, wie die Geheimräthin zu behaupten pflegte, Unerträglichen sich<br />

steigerte, beginnen könnte. Ja bis zum Unerträglichen; denn der große Kritikus und selbst die<br />

beiden Gardelieutenants schienen es kaum noch ertragen zu können, so unruhig rückten sie<br />

in den Fauteuils, und so sehnlichst durstige Blicke sandten sie von den Erquickungen des geheimderäthlichen<br />

Thees – und in diesem Artikel sind die Berliner Geheimräthinnen bekannt<br />

und gefürchtet, wie die Sachsen mit der Sauce zum Kalbsbraten und dem Blümchenkaffee!<br />

– nach den Thüren, hinter denen hoffentlich etwas Substantielleres geboten wurde, als das<br />

unglückliche von den Intriguen des Hülsenschen Lesecomité’s verschmähte Trauerspiel.<br />

Nebenan aber im Cabinet des Geheimraths Görling saß dieser und schrieb an dem großen<br />

Schlußreferat über die . . . Eisenbahn und spickte es mit solchen Zahlen und scharfsinnigen<br />

Bemerkungen aus, daß dem entscheidenden Minister gewiß ganz blümerant um den Kopf<br />

wurde und er nicht anders sagen konnte, als: diese oder keine! und wieder nebenan, im<br />

Redactionsbureau der ›Oeffentlichkeit‹ saß der Doctor Heitel und seine Stahlfeder flog über<br />

das Papier, daß die auf die einzelnen Streifen harrenden – und so wie einer herunter war, mit<br />

diesem davon zum Setzersaal fliegenden – Druckerjungen einen wahrhaft<br />

[15]<br />

heiligen Respect vor der Gelahrtheit des gefürchteten Chefredacteurs kriegten, und am andern<br />

Tag sicher kein Hund in Berlin einen Bissen Brod und noch viel weniger eine Actie aus<br />

der Hand des eigennützigen, jedes staatsökonomischen Blickes entbehrenden Consortiums<br />

genommen hätte, das es versucht, gegen eine so klar vortheilhafte und wichtige Linie, wie<br />

die des Kommerzienraths Röder und seiner <strong>Gesellschaft</strong> in die Schranken zu treten, und daß

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