MF_2_2004 - Familienpass
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12<br />
familien Land<br />
Schwerpunkt Elternschule<br />
Im internationalen Jahr der Familie <strong>2004</strong><br />
werden wichtige Themen im Bereich Familie<br />
besonders im Vordergrund stehen. Eines dieser<br />
Themen wird Bildung sein – konkreter<br />
die NÖ Elternschule und das NÖ Partnerschaftstraining.<br />
Basierend auf den bisherigen Erfahrungen<br />
von Eltern, ReferentInnen und Organisationen<br />
werden die Angebote bei Bedarf neu<br />
gestaltet und verändert. Die Bildungsangebote<br />
werden in Zusammenarbeit mit<br />
Partnern der Erwachsenenbildung verstärkt<br />
Clara und Stefan haben sich so auf das<br />
Baby gefreut. Ein halber Meter Bücher wurde<br />
angeschafft, um alles richtig zu machen<br />
oder besser: um nur ja nichts falsch zu<br />
machen! Babywickeltechnik, Atemübungen<br />
zur Presswehenunterstützung, sicherheitsgurtkompatibler<br />
Babysitz, die ultimative<br />
Antwort auf das erste Lächeln des Säuglings<br />
– kurz: Sie waren fast übertrainiert. Ja, von<br />
der NÖ Elternschule hatten sie auch schon<br />
gehört, aber irgendwie ist es sich dann doch<br />
nicht ausgegangen. Plötzlich war schon der<br />
Geburtstermin, dann die Feierlichkeiten und<br />
– Überraschung! – der Alltag. Alles drehte<br />
sich um den herzigen Familiennachwuchs.<br />
Wenn eine CD gekauft wurde, dann<br />
Schlummerlieder, wenn ein neues Fahrzeug<br />
erstanden wurde, dann ein Windelcabrio<br />
mit Stereolautsprechern für die Fördermusik<br />
und so weiter.<br />
Gespräche im Bekanntenkreis bekamen<br />
eine thematische Schlagseite mit Betonung<br />
auf Rassel – und Klapper-Neuigkeiten.<br />
Selbst aus den früher üblichen Spaziergängen<br />
oder gar Jogging-Runden wurden<br />
nun Frischluftkuren für Klein-Sabrina und<br />
die Strecke entlang ausgewiesen kinderfreundlich<br />
gestalteter Auslagen und<br />
Vorgärten geplant.<br />
Selten aber doch fand sich aus großelterlichem<br />
Munde (und noch seltener aus<br />
jenem von jüngeren Mitmenschen) ein<br />
Lobeswort, wie: Seht nur, die zwei kümmern<br />
sich wirklich um ihr Kind. Die haben gar<br />
nichts anderes im Sinn!<br />
Tatsächlich haben Clara und Stefan<br />
erkannt, dass junge Eltern einiges an ihrem<br />
bisherigen Leben und den Gewohnheiten<br />
verändern müssen, wenn nun ein drittes<br />
Familienmitglied hinzugekommen ist.<br />
Sabrina braucht dies und jenes und kann<br />
sich weder Dinge noch Zuwendung schon<br />
selbst organisieren. Manches braucht sie<br />
meine family<br />
durchgeführt und den Eltern regional angeboten.<br />
In der nächsten Zeit werden u.a. von<br />
Landesrat Mag. Johanna Mikl-Leitner<br />
Zertifikate für Trainerpaare des<br />
Partnerschaftstrainings verliehen und neue<br />
Sonderprogramme zur NÖ Elternschule z.B.<br />
im Bereich Information über Sekten oder<br />
Ernährung in Zusammenarbeit mit dem LFI<br />
entstehen.<br />
Infos: Mag. Susanne Karner<br />
Tel. 02742/9005-13301<br />
und www.elternschule.at<br />
Eltern, Baby – und wo bleibt das Paar?<br />
auch zu unangenehmen Tageszeiten und<br />
geduldig zu sein wird sie erst später lernen;<br />
also auch hier klare Aufträge an (beide!)<br />
Eltern.<br />
Woher kommt es aber dann, dass bei<br />
manchen jungen Eltern und auch bei Clara<br />
und Stefan nach einiger Zeit des Babyglücks<br />
etwas Sand ins Getriebe gerät, dass öfter<br />
gestritten wird, dass die beiden anfangen<br />
einander vorzurechnen, wie viel wer für die<br />
beiden anderen tut?<br />
Langsam schleichen sich wieder<br />
Kegelabende unter Exjunggesellen oder<br />
Shopping und Tratsch unter Jungdamengrüppchen<br />
ein – das Kind verbleibt beim<br />
daheimbleibenden Partner und alle sind<br />
fast glücklich. In einem der Bücher ist nämlich<br />
ziemlich dick gestanden: Säuglinge sollen<br />
möglichst nicht mehrere Bezugspersonen<br />
haben, weil sonst werden sie seelisch<br />
irritiert. Das hat übrigens die Oma<br />
auch so ähnlich gesagt und sie hat ja fünf<br />
Kinder groß gezogen, wie sie bei mancher<br />
Gelegenheit erwähnt.<br />
Wenn Freunde fragen, ob man einmal<br />
etwas gemeinsam unternehmen könnte,<br />
fällt die Antwort – leicht gewunden – so<br />
aus: Das geht leider nicht, ihr wisst schon,<br />
man kann das Baby ja nicht GANZ allein<br />
lassen....<br />
Es hätte sich vielleicht gelohnt in dem<br />
Buch noch weiter zu lesen. Dort steht im<br />
übernächsten Kapitel etwas über<br />
Beziehungspflege – was kann denn das<br />
bedeuten? Wichtig und richtig ist, dass ein<br />
junges Paar, wenn es ein Kind bekommt,<br />
gleichzeitig auch Elternrollen mitgeliefert<br />
bekommt. Das geht sozusagen als Draufgabe.<br />
Viele jungen Leute glauben aber, dass<br />
sie die Mutter- bzw. Vaterrolle gegen ihre<br />
vorige Rolle als Frau und Mann in der PART-<br />
NERSCHAFT tauschen müssen. Sie konzen-<br />
Mag. Susanne Karner, Projektleiterin „Elternschule und<br />
Partnerschaftstraining“<br />
Dr. Reinhard Neumayer,<br />
Leiter des Psychologischen<br />
Dienstes in der Abteilung<br />
Jugendwohlfahrt beim Amt<br />
der NÖ Landesregierung<br />
trieren sich eifrig auf das Kind und vergessen<br />
dabei auf die Pflege der Paarbeziehung.<br />
Das kann aber zu einem bösen Erwachen<br />
führen – meist in Form eines Streits, in dem<br />
einem der beiden dann etwas „herausrutscht“<br />
wie: „Ich bin ja für Dich gar nicht<br />
mehr wichtig, alles dreht sich nur um das<br />
Kind!“ In dem Buch hat es geheißen: Kinder<br />
sollen nicht zu viele, noch dazu oft wechselnde<br />
Bezugspersonen haben. Aber sie<br />
brauchen auch ihre Eltern in einer ausbalanzierten<br />
und tragfähigen Partnerschaft,<br />
damit es allen gut geht.<br />
Dafür muss man auch manchmal, und einmal<br />
im Monat ist nicht zu viel verlangt, Zeit<br />
– vielleicht einen Abend, vielleicht auch einmal<br />
ein Wochenende – nur als Paar erleben<br />
können. Kinder halten das ganz gut aus,<br />
wenn sie durch Besuche und aufregungsarme<br />
Übergabezeremonien vorbereitet werden.<br />
Und der Partnerschaft tut so eine<br />
Auffrischung der Zuwendung sicherlich gut.<br />
Wenn nun unter den LeserInnen auch<br />
Alleinerziehende sind, so möchte ich auch<br />
ihnen Mut machen, sich so eine „erwachsene<br />
Aus-Zeit“ zu gönnen. Lassen Sie sich<br />
nicht von anderen entmutigen, die Ihnen<br />
Vergnügungssucht unterstellen – es geht<br />
um Maß und Ziel. Bei Maß meine ich die<br />
Häufigkeit und bei Ziel: wieder unter<br />
Erwachsenen ihren/seinen Platz finden.<br />
Wer also Elternschaft statt Partnerschaft<br />
gehört oder gelesen hatte, sollte nun<br />
Elternschaft UND Partnerschaft verstanden<br />
haben. Probieren Sie es aus!