Muskel-Skelett-Erkrankungen in Europa.pdf

T G B N E W S L E T T E R • J U N I 9 9 • N r . 1 1 - 1 2
SONDERTEIL
Muskel-Skelett-Erkrankungen in Europa
10 Europäische Agentur für Sicherheit
und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz,
Gran Via 33, E – 48009 Bilbao,
Spanien.
Tel.: 0034 944 794 360,
Fax: 0034 944 794 383,
E-mail: information@eu-osha.es
Website: www.osha.eu.int.
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Vorschriften geht. Der Beratende Ausschuß in Luxemburg
wird sich in bezug auf Muskel-Skelett-Erkrankungen
in diesem Jahr vor allem mit diesem
Richtlinienentwurf zu physikalischen Einwirkungen
(Vibrationen), den Ergebnissen der von der Generaldirektion
V an die Arbeitsschutzagentur in Bilbao
vergebenen Studie zu Muskel-Skelett-Erkrankungen
und den nationalen Berichten zur Anwendung der
Bildschirmrichtlinie und der Richtlinie zur manuellen
Handhabung von Lasten befassen.
Weiterhin besteht sowohl auf nationaler als auch auf
europäischer Ebene die Möglichkeit, die von einigen
Ländern erarbeiteten Leitfäden und Codes of Practice
aufeinander abzustimmen oder diese einfach zu
verbreiten, wie z.B. den Leitfaden zur manuellen
Handhabung von Lasten (Spanien, Großbritannien,
Italien, Norwegen) und zur Gesamtheit der Gefährdungssituationen
im Bereich der Muskel-Skelett-Erkrankungen
(in Schweden). Der Erfahrungsaustausch
zwischen den verschiedenen nationalen Gewerkschaften
ist von großer Bedeutung. Die von Rory
O’Neill verfaßte und demnächst vom TUTB veröffentlichte
Broschüre Europe under strain bietet einen
umfassenden Überblick über die Initiativen der europäischen
und internationalen Gewerkschaften.
Für die Arbeit vor Ort sind Instrumente zur Analyse
der zahlreichen Faktoren und zur Überwachung der
Gesundheits- und Arbeitsbedingungen erforderlich;
diese Instrumente müssen so homogen und wirksam
wie möglich und in wissenschaftlichen Kreisen anerkannt
sein. Ein von der wissenschaftlichen Gruppe
der IEA erstelltes Dokument weist zum Beispiel einen
internationalen Konsens über ein Verfahren aus, das
auf integrierten Indikatoren der verschiedenen Faktoren
basiert und organisatorische Elemente (Pausen)
enthält, um Gefährdungen zu beurteilen, die mit repetitiven
Tätigkeiten der oberen Gliedmaßen in Verbindung
stehen.
Die Anwendung dieser Verfahren vor Ort muß von
den Arbeitnehmern validiert werden, und diese müssen
auf der Grundlage der Ergebnisse zur Entwicklung
von Arbeitsschutzinstrumenten beitragen. Die
Rolle der Arbeitnehmervertreter hinsichtlich der Erkennung
und Einschätzung des Einflusses organisatorischer
Faktoren auf Muskel-Skelett-Erkrankungen ist
besonders wichtig. Das von der Europäischen Arbeitsschutzagentur
in Bilbao eingerichtete „Topic
Center MSD – good practices“ 10 wird sich zweifellos
zu einer wichtigen Referenzquelle in diesem Themenbereich
entwickeln.
Schließlich könnten die in den vergangenen Jahren
von den Gewerkschaften im Rahmen nationaler Kampagnen
gesammelten Erfahrungen und eingesetzten
Instrumente in gezielte Schulungsprojekte und koordinierte
Aktionen eingehen, z.B. auf sektorieller oder
auf der Ebene grenzüberschreitender Betriebsräte.
Was die Bereiche Entschädigung und Rehabilitation
angeht, so verdeutlicht die Problematik der Muskel-
Skelett-Erkrankungen, daß die bestehenden Systeme
nicht in der Lage sind, eine Epidemie zu bewältigen.
Die Systeme sind unterschiedlich, die Kodifizierung
der Diagnosen und Ursachen ist uneinheitlich, die
Entschädigung ist unangemessen, die Rechte am Arbeitsplatz
sind nicht weitreichend genug, Rehabilitationsprogramme
müssen gefördert werden. Der von
Eurostat verfaßte Bericht liefert zumindest eine
Grundlage, um die Verläßlichkeit und Vergleichbarkeit
der Daten zu verbessern. Außerdem, doch dies
geht über den Rahmen dieses Artikels hinaus, sollten
Kriterien definiert werden, mit deren Hilfe Prioritäten
für die Verwendung von Mitteln des sozialen Sicherungssystems
festgelegt werden können, so daß im
öffentlichen Gesundheitswesen in Europa ein hohes
und einheitliches Niveau gewährleistet werden kann.
Schließlich ist es wichtig, die Verbindungen zwischen
den Arbeitnehmervertretern, den öffentlichen
Aufsichtsbehörden und den medizinischen und
multidisziplinären Diensten zu verstärken. Die optimale
Wirksamkeit von Arbeitsschutzmaßnahmen im
Bereich von Muskel-Skelett-Erkrankungen kann dann
erzielt werden, wenn ein integrierter, multidisziplinärer
Ansatz gewählt wird, der technische, medizinische
und wissenschaftliche Kenntnisse und Praktiken
vereint. Von daher sollte die Diskussion, die
derzeit in einer Arbeitsgruppe des Beratenden Ausschusses
der Generaldirektion V über die Anwendung
der Rahmenrichtlinie in bezug auf die „Arbeitsschutzstellen“
geführt wird, eingehend verfolgt werden.
Die Möglichkeit, enge und wirksame Kontakte
zu diesen Stellen herzustellen, erscheint uns vorrangig,
und zwar nicht nur, um weitreichende Maßnahmen
in Fällen ergreifen zu können, in denen ein Konflikt
unabwendbar ist, sondern auch dann, wenn eine
Zusammenarbeit mit den Arbeitgebern möglich ist. ■