Muskel-Skelett-Erkrankungen in Europa.pdf
Muskel-Skelett-Erkrankungen in Europa.pdf
Muskel-Skelett-Erkrankungen in Europa.pdf
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
T G B N E W S L E T T E R • J U N I 9 9 • N r . 1 1 - 1 2<br />
1 s. frühere Artikel: „Asbestos ban: towards a European<br />
consensus (I)“, Newsletter Nr. 7, Dezember 1997, S.<br />
2-4; „(II)“, Newsletter Nr. 9, Juni 1998, S. 15-17; „(III).<br />
Asbestos free Europe next stop?“, Newsletter Nr. 10,<br />
Dezember 1998, S. 2-3; „Asbestos ban <strong>in</strong> France: too<br />
late for many“, Newsletter Nr. 4, November 1996, S.<br />
2-5.<br />
2 Richtl<strong>in</strong>ie 76/769/EWG des Rates zur Angleichung<br />
der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten<br />
für Beschränkungen des Inverkehrbr<strong>in</strong>gens<br />
und der Verwendung gewisser gefährlicher Stoffe und<br />
Zubereitungen (Asbest)<br />
3 s. „Asbestos ban: towards a European consensus (III).<br />
Asbestos free Europe next stop?“ Newsletter Nr. 10,<br />
Dezember 1998, S. 2-3<br />
4 Alle weiteren Änderungen <strong>in</strong> diesem neuen Entwurf<br />
ergeben sich mehr oder weniger aus der Aufhebung<br />
der Sonderregelung.<br />
5 Für e<strong>in</strong>e qualifizierte Mehrheit benötigte die Kommission<br />
62 von 87 Stimmen, d.h. weniger als 25 Stimmen<br />
gegen den Entwurf. Griechenland, Portugal und<br />
Spanien verfügen über 18 Stimmen, die zusammen<br />
mit den 10 Stimmen Deutschlands den Entwurf hätten<br />
kippen können.<br />
6 <strong>in</strong>sbesondere asbesthaltige Zementprodukte wie z.B.<br />
Rohre, Dachmaterial und Wandverkleidungen<br />
7 entsprechend e<strong>in</strong>er von der Kommission <strong>in</strong> Auftrag<br />
gegebenen Studie zu den sozialen und wirtschaftlichen<br />
Auswirkungen e<strong>in</strong>es Asbestverbots<br />
8 Der tatsächliche Grund für die Klage Kanadas ist<br />
nicht der Verlust e<strong>in</strong>es Marktes <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>, sondern der<br />
mögliche Schneeballeffekt, von dem auch bestimmte<br />
Entwicklungsländer bzw. weniger entwickelte Länder<br />
betroffen se<strong>in</strong> könnten.<br />
9 Da es sich um die Verabschiedung e<strong>in</strong>er Richtl<strong>in</strong>ie<br />
der Kommission im Rahmen des Verfahrens zur Anpassung<br />
an den technischen Fortschritt handelt, ist<br />
ke<strong>in</strong>e weitere Beratung im Europäischen Rat oder Parlament<br />
erforderlich.<br />
4<br />
ASBEST<br />
Asbestverbot - auf dem Weg zu e<strong>in</strong>em europäischen Konsens (IV)<br />
Schlußwort oder neues Kapitel e<strong>in</strong>er endlosen Geschichte?<br />
Am 4. Mai 1999 legte die GD III (Industrie)<br />
der EU-Kommission dem Ausschuß für<br />
technischen Fortschritt ihren Schlußentwurf<br />
zum Verbot der verbleibenden Asbestfaseranwendungen<br />
<strong>in</strong> <strong>Europa</strong>1 vor; der Entwurf wurde<br />
mit qualifizierter Mehrheit verabschiedet. Das<br />
Verbot wird als Richtl<strong>in</strong>ie der Kommission <strong>in</strong><br />
Kraft treten, <strong>in</strong>dem der Anhang I der Richtl<strong>in</strong>ie<br />
76/769/EWG2 des Rates über die Beschränkungen<br />
des Inverkehrbr<strong>in</strong>gens und der Verwendung<br />
gefährlicher Stoffe und Zubereitungen<br />
<strong>in</strong>nerhalb der Europäischen Union zum<br />
sechsten Mal an den technischen Fortschritt<br />
angepaßt wird.<br />
Bis Dezember letzten Jahres stand der Entwurf<br />
im Mittelpunkt e<strong>in</strong>er Diskussion, die 1997 von<br />
Vertretern der Mitgliedstaaten, der Industrie,<br />
der Gewerkschaften und der Kommission erneut<br />
aufgegriffen wurde. Zu diesem Zeitpunkt<br />
hoffte die Kommission, daß die Mitgliedstaaten<br />
vor dem H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>er seit zwanzig<br />
Jahren bestehenden Gesetzgebung zu Asbest<br />
<strong>in</strong> der Lage wären, e<strong>in</strong>e qualifizierte Mehrheitsentscheidung<br />
zum Verbot dieses Stoffes<br />
zu treffen.<br />
Der im Dezember vergangenen Jahres vorgelegte<br />
und diskutierte Entwurf 3 sah e<strong>in</strong> totales<br />
Verbot aller Asbestfasern mit e<strong>in</strong>er Übergangsfrist<br />
von fünf Jahren und e<strong>in</strong>e zehn Jahre gültige<br />
Sonderregelung für e<strong>in</strong>e spezielle chrysotilhaltige<br />
Anwendung (Membranen <strong>in</strong> bestehenden<br />
Elektrolyseanlagen) vor.<br />
Im Gegensatz zu e<strong>in</strong>igen kle<strong>in</strong>eren Änderungen,<br />
die sich aus dem Amsterdamer Vertrag ergaben,<br />
bestand die Hauptänderung dieses Entwurfs,<br />
der den Vertretern der Mitgliedstaaten<br />
im vergangenen Mai vorgelegt wurde, dar<strong>in</strong>,<br />
daß die Sonderregelung für Elektrolysemembranen<br />
vorzeitig auslaufen sollte. Trotz der<br />
Proteste seitens der deutschen Regierung, die<br />
argumentierte, daß e<strong>in</strong>e derartige Entscheidung<br />
nicht nur die Schließung jener Anlagen<br />
bewirken würde, die noch immer solche Membranen<br />
verwenden, sondern darüber h<strong>in</strong>aus<br />
zahlreiche weitere Arbeitsplätze <strong>in</strong> abhängigen<br />
bzw. verbundenen Branchen bedroht seien<br />
4 , wurde die Sonderregelung aufgehoben.<br />
Späte Entscheidung nach<br />
beschwerlichem Ritt<br />
Es bestanden ernste Zweifel daran, daß e<strong>in</strong>e<br />
qualifizierte Mehrheit erzielt werden konnte 5 ,<br />
da die Stimmen von deutscher Seite nicht im<br />
ger<strong>in</strong>gsten als sicher angesehen werden konnten<br />
und drei weitere Mitgliedstaaten (Spanien,<br />
Portugal und Griechenland) sich bereits dah<strong>in</strong>gehend<br />
geäußert hatten, daß sie den Status<br />
Quo beibehalten wollten.<br />
Als Ergebnis wären Spanien, Portugal und<br />
Griechenland weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Lage gewesen,<br />
ihre Asbestprodukte <strong>in</strong> Verkehr zu br<strong>in</strong>gen und<br />
zu verwenden 6 . In diesen Ländern s<strong>in</strong>d 2400<br />
Arbeitsplätze direkt <strong>in</strong> Gefahr 7 verglichen mit<br />
60 Personen, die nach unseren Angaben <strong>in</strong><br />
den <strong>in</strong> Deutschland betroffenen Anlagen beschäftigt<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Viel gravierender ist jedoch die erheblich<br />
größere Zahl der Arbeitnehmer, die derzeit<br />
und <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Zukunft (wenn man von<br />
den Erfahrungen mit anderen Fasern ausgeht)<br />
von den Produktionsketten betroffen se<strong>in</strong><br />
könnten.<br />
Außerdem hätte die Verabschiedung der Richtl<strong>in</strong>ie<br />
von kanadischer Seite weiter verzögert<br />
werden können. Das Land reichte bei der<br />
Welthandelsorganisation Beschwerde gegen<br />
das französische Verbot der Verwendung von<br />
Chrysotil e<strong>in</strong>. Wenn das Verfahren über die erneute<br />
Öffnung des französischen Marktes für<br />
den Import chrysotilhaltiger Produkte 8 gegen<br />
Frankreich entschieden wird, könnten sich alle<br />
anderen europäischen Staaten, <strong>in</strong> denen bereits<br />
seit mehreren Jahren e<strong>in</strong> Asbestverbot gilt,<br />
ebenso gezwungen sehen, ihre eigenen Märkte<br />
wieder zu öffnen.<br />
Dies waren e<strong>in</strong>ige der Gründe, die dazu führten,<br />
daß der Entwurf schließlich mit qualifizierter<br />
Mehrheit vom Ausschuß für technischen<br />
Fortschritt verabschiedet wurde. Die offizielle<br />
Ankündigung im Amtsblatt der EU wurde<br />
für Mitte Juni 9 erwartet; das Inkrafttreten<br />
der Richtl<strong>in</strong>ie wäre zwanzig Tage später erfolgt.<br />
Bis Ende Juli passierte jedoch nichts.