06. IB – SV Sandhausen - Generation Luzifer
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| Fanszene<br />
Der Fisch stinkt vom Kopfe her!<br />
Kommentar zum DFL Konzept „Sicheres Stadionerlebnis“<br />
[Jonas] Als Fußballfan ist man so einiges gewohnt.<br />
Die Gängelung der Polizei bei Ankunft in der Stadt,<br />
wo der Verein des Herzens diesmal spielt, penible<br />
Kontrollen am Stadioneingang, hier und da wird man<br />
mal in einen Container gewunken, in dem man sich<br />
nochmals einer gesonderten Durchsuchung unterziehen<br />
darf. Mal bekommt man beim Auswärtsspiel<br />
alle Fanutensilien erlaubt, anderswo werden Fahnen<br />
als Privilegien angesehen und kurzerhand verboten,<br />
häufig ohne Begründung.<br />
Zuletzt war in den Medien immer wieder von einer<br />
„neuen Stufe der Eskalation“ zu lesen und zu hören.<br />
Klar, das muss man sich eingestehen, der Einsatz von<br />
Pyrotechnik nahm zu und hier und da hat man es in<br />
der Saison 2010/2011 vielleicht auch etwas übertrieben.<br />
Doch was man unter einer „neuen Stufe der Eskalation“<br />
wirklich verstehen darf, zeigt ein internes<br />
Papier der DFL auf, welches vor einigen Tagen den<br />
Weg ins Internet fand. In einem 33 Seiten starken<br />
Pamphlet mit dem Titel „Sicheres Stadionerlebnis“<br />
sollen weitere Schritte „zur Umsetzung der Ergebnisse<br />
der Sicherheitskonferenz in Berlin und der<br />
Innenministerkonferenz“ erläutert werden. Gegenüber<br />
Vertretern von Fangruppen wurde zwar immer<br />
wieder geäußert, dass die Sicherheitskonferenz nur<br />
zur Beruhigung der Politik galt, nun soll aber tatsächlich<br />
auf diesen populistischen Äußerungen aufgebaut<br />
werden.<br />
Die „Task Force Sicherheit“ beruht auf sechs Handlungsfeldern:<br />
Verhaltenskodex, Stadionverbote, Prävention,<br />
Fan-Privilegien, Kontrollsysteme und Sportgerichtsbarkeit.<br />
Wem nun Böses schwant, liegt leider<br />
im Recht. Denn hinter diesen Handlungsfeldern<br />
verbergen sich weitere Restriktionen, Verbote und<br />
Einschränkungen.<br />
Im Abschnitt „Grundsätzliche Ausrichtung“ gibt es<br />
erste Kostproben der Logik der DFL: „Der Ligaverband<br />
& die Clubs müssen ihrer Verantwortung sowohl<br />
in Bereichen der eigenen Zuständigkeiten, als auch im<br />
Zusammenspiel mit Sicherheitsträgern, der Politik und<br />
unter Aufrechterhaltung und Intensivierung des Dialogs<br />
mit den Fans gerecht werden.“<br />
Wie dieser Dialog mit den Fans aussieht, zeigt sich<br />
schon bei diesem Konzept, über welches auf der<br />
DFL-Mitgliederversammlung am 12.12.2012 abgestimmt<br />
werden soll: Über die Köpfe der Fans hinweg<br />
entscheiden, sie vor fertige Maßnahmen setzen<br />
<strong>–</strong> Friss oder Stirb!<br />
Ordner, Sicherheitsbeauftragte und sogar der<br />
Stadionsprecher <strong>–</strong> alle sollen mit auf die Auswärtsspiele<br />
reisen. Auch die Fans?<br />
Die Gästeclubs sollen noch stärker in die Auswärtsspiele<br />
involviert werden, sodass neben der Fanbetreuung<br />
in Zukunft auch die Ordner der Vereine die<br />
Fans begleiten sollen. Was heute also schon teilweise<br />
der Fall ist, soll in Zukunft zum Standard werden.<br />
Hinzu kommt noch der Sicherheitsbeauftragte <strong>–</strong> der<br />
Gästeblock wird zum Sicherheitsrisiko erklärt und<br />
muss strengstens kontrolliert und abgeriegelt werden.<br />
Die Spitze des Eisberges wird aber erst im darauffolgenden<br />
Abschnitt erreicht:<br />
„Wenn andere Maßnahmen nicht zu der Lösung der<br />
Problematik führen [was man unter „der Problematik“<br />
zu verstehen hat, wird im ganzen Schreiben<br />
nicht näher erläutert], sollen weitere Handlungsmöglichkeiten<br />
wie die Verbesserung der infrastrukturellen<br />
Möglichkeiten für eine angemessene Personen-Körperkontrolle<br />
in den notwendigen Stadionsektoren (z.B. Errichtung<br />
von Containern statt wie z.T. bisher Zelte) zur<br />
Verfügung stehen, um etwaige Vollkontrollen zügig und<br />
ohne unverhältnismäßigen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte<br />
durchzuführen.<br />
Eine erschreckende Passage: Wenn „das Problem“,<br />
welches wie gesagt weder definiert noch erklärt<br />
wird, nicht behoben werden kann, kommen Container<br />
an die Eingänge. Wie dort „Vollkontrollen“ ohne<br />
einen „unverhältnismäßigen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte“<br />
stattfinden sollen, erklärt sich mir<br />
nicht. Genauso wenig, inwiefern solche Maßnahmen<br />
Infoblättsche Nr. 6 | 2012/2013 | 1.FC Kaiserslautern - <strong>SV</strong> <strong>Sandhausen</strong><br />
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