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Jahresbericht 2008 (Kadesch GmbH) - Kadesch.de

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Die körperlich-seelischen Folgen bei Belastungen wer<strong>de</strong>n durch ein Bewegungstraining weitgehend<br />

normalisiert, d.h. Entspannung <strong>de</strong>r Muskeln und Normalisierung <strong>de</strong>r Atmung (vgl. Tausch 1997, 274).<br />

Streßfaktoren<br />

Die Wechselwirkung zwischen sozialer Schicht, lebensverän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>m Ereignis und Entstehung <strong>de</strong>pressiver<br />

Syndrome versuchen Brown et al. (1980) in einer Studie herauszuarbeiten. Danach wird die Störanfälligkeit<br />

von Frauen größer, wenn ihnen eine vertrauensvolle Beziehung fehlt, wenn sie drei o<strong>de</strong>r mehr Kin<strong>de</strong>r<br />

versorgen müssen, wenn sie keine Berufstätigkeit ausüben und wenn sie benachteiligten<br />

Bevölkerungsschichten angehören (vgl. ebenda, 279ff).<br />

Interessant sind hier auch die Untersuchungen, die Cooper & Smith (1989) in einem Überblicksartikel<br />

„Stressoren am Arbeitsplatz" zitieren. Sie stellen eine Vielzahl von theoretischen Konzepten und<br />

Bestimmungsstücken aus <strong>de</strong>r empirischen Forschung zusammen, um das Beziehungsgefüge Streß,<br />

Entscheidungsprozeß, Leistung und physische/psychische Gesundheit neu zu bestimmen. So<br />

beobachteten sie Streß bei qualifizierten Frauen, die darunter litten, daß sie nicht, wie ihre weniger<br />

qualifizierten männlichen Kollegen im Unternehmen, eine Aufstiegschance hatten. Weitere Ergebnisse<br />

zeigen auf, daß im Beziehungsgeflecht Beruf/Familie Streßquellen liegen, sobald Manager die<br />

stillschweigen<strong>de</strong> Erwartung an ihre Ehefrauen haben, daß das Familienleben in „Karrierezeiten"<br />

beruflichen Zielen unterzuordnen ist.<br />

Hoffmann (1983) schil<strong>de</strong>rt als typische Steßfaktoren von Frauen das Gefühl, Erwartungen an<strong>de</strong>rer erfüllen<br />

zu müssen; das Gefühl, an tradierten Rollen festhalten zu müssen; und als Folge davon negative<br />

Selbstbewertungen und Hilflosigkeit (vgl. ebenda, 250ff).<br />

Der französische Soziologie Alain Ehrenberg zeigt in seinem gleichnamigen Buch vom „erschöpften Selbst“<br />

auf, daß <strong>de</strong>r Mensch überfor<strong>de</strong>rt ist von <strong>de</strong>n Mechanismen <strong>de</strong>r heutigen Gesellschaft: Im Arbeitsleben, in<br />

<strong>de</strong>r Schule und Familie dominiert „Leistung“ und immer neuen Herausfor<strong>de</strong>rungen gerecht wer<strong>de</strong>n zu<br />

müssen. D.h. je<strong>de</strong>r muß stets handlungsfähig sein und sich beständig an eine Welt anpassen, die nicht<br />

mehr als beständig wahrgenommen wird, also eine instabile, provisorische Welt.<br />

Eigenverantwortlichkeit ist gefor<strong>de</strong>rt. Doch eigenverantwortliches Han<strong>de</strong>ln wird gleichzeitig permanent<br />

begrenzt. Ein (sicherer) Arbeitsplatz - Fehlanzeige! Beruf und Familie im Einklang - Betreuungsplätze für<br />

Kin<strong>de</strong>r, Ganztagsschulen, passen<strong>de</strong> Teilzeitstellen - Fehlanzeige!!!<br />

Das Resultat ist, daß Männer und Frauen in zunehmen<strong>de</strong>m Maße das Gefühl entwickeln, <strong>de</strong>n<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Alltags nicht mehr gerecht wer<strong>de</strong>n zu können und sich als min<strong>de</strong>rwertig erleben.<br />

Männer und Frauen, die glauben, nicht mehr <strong>de</strong>n eigenen und <strong>de</strong>n gesellschaftlichen Ansprüchen (<strong>de</strong>n<br />

tatsächlichen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n vermeintlichen) gerecht zu wer<strong>de</strong>n, „lei<strong>de</strong>n“ zunehmend unter Streß, laufen Gefahr,<br />

ein Gefühl <strong>de</strong>s permanenten Scheiterns zu entwickeln und beispielsweise Symptome einer Depression zu<br />

entwickeln.<br />

Die verän<strong>de</strong>rten gesellschaftlichen Bedingungen führen offensichtlich als Folge von erlebtem Streß zu<br />

einer Zunahme <strong>de</strong>r Depressionsymptomatik. Es muß aber geklärt wer<strong>de</strong>n, wo die Ursachen liegen, daß<br />

manche Menschen mehr unter <strong>de</strong>m Streß <strong>de</strong>s mo<strong>de</strong>rnen Lebens lei<strong>de</strong>n als an<strong>de</strong>re.<br />

Hierzu „... müssen verschie<strong>de</strong>ne Faktoren zusammenkommen, ...<br />

1. Faktor: Verletzlichkeit<br />

Nur Menschen, die eine gewisse Verletzlichkeit (Vulnerabilität) haben, sind anfällig für die<br />

Depression. Das heißt: Es muß eine negative Vorgeschichte in <strong>de</strong>r Kindheit vorhan<strong>de</strong>n sein -<br />

Mißbrauch, Vernachlässigung, Verlust eines Elternteils, emotionale Kälte, Trennungserfahrungen,<br />

Krankheit ... . ...<br />

2. Faktor: Erleben eines kritischen Ereignisses<br />

Das erstmalige Auftreten einer <strong>de</strong>pressiven Phase im Leben eines Menschen ist fast immer durch<br />

ein schweres Belastungs- o<strong>de</strong>r Verlustereignis ausgelöst: zum Beispiel Arbeitslosigkeit, Trennung,<br />

Umzug, Krankheit, langandauern<strong>de</strong> Streßsituationen. Weitere <strong>de</strong>pressive Episo<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n dann<br />

möglicherweise durch harmlose Belastungsereignisse ausgelöst. ...<br />

Das Risiko, einmal im Leben an einer Depression zu erkranken, liegt bei Frauen zwischen 10 und 25<br />

Prozent, bei Männern zwischen 5 und 12 Prozent. Etwa zwei Drittel aller <strong>de</strong>pressiven Patienten, die von<br />

Psychiatern behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n, sind Frauen.<br />

Dabei ist interessant: Psychische Störungen, ganz allgemein, sind in <strong>de</strong>r Bevölkerung annähernd gleich<br />

verteilt. Deutliche Geschlechtsunterschie<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>n sich nur bei <strong>de</strong>r <strong>de</strong>pressiven Störung, und da nur bei <strong>de</strong>r<br />

so genannten unipolaren Depression. Bei <strong>de</strong>n bipolaren Störungen, bei <strong>de</strong>nen sich <strong>de</strong>pressive mit<br />

manischen Phasen abwechseln, gibt es keine Unterschie<strong>de</strong> zwischen Männern und Frauen.<br />

... Es gibt verschie<strong>de</strong>ne Grün<strong>de</strong> dafür, warum sich Mediziner schwer tun, bei Männern die Anzeichen einer<br />

Depression rechtzeitig zu erkennen: Männer neigen dazu, <strong>de</strong>pressive Symptome zu verleugnen, weil sie<br />

nicht als unproduktiv und schwach gelten wollen.<br />

... die vorliegen<strong>de</strong> Forschung zeigt, daß es für Frauen ... ein größeres Risiko gibt, an Depression zu<br />

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