Jahresbericht 2008 (Kadesch GmbH) - Kadesch.de
Jahresbericht 2008 (Kadesch GmbH) - Kadesch.de
Jahresbericht 2008 (Kadesch GmbH) - Kadesch.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Eckpunkte zur Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Leistungen zur medizinischen Rehabilitation<br />
Einleitung<br />
Die Versorgungsstrukturen im Bereich <strong>de</strong>r medizinischen Rehabilitation ermöglichen durch ihre<br />
differenzierte Ausgestaltung in Form <strong>de</strong>r stationären und ambulanten, <strong>de</strong>r indikationsspezifischen und<br />
indikationsübergreifen<strong>de</strong>n sowie zielgruppenspezifischen Ausrichtung grundsätzlich eine an individuellen<br />
Rehabilitationszielen orientierte Leistungserbringung.<br />
In seinem Gutachten 2000/2001 unterstreicht <strong>de</strong>r Sachverständigenrat für die konzertierte Aktion im<br />
Gesundheitswesen (aktuell: Sachverständigenrat zur Begutachtung <strong>de</strong>r Entwicklung im<br />
Gesundheitswesen) die große Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Rehabilitation für eine effektive und effiziente Behandlung<br />
von Menschen mit chronischen Erkrankungen, weist jedoch auch darauf hin, daß das gegenwärtige<br />
Gesundheitssystem in vielen Fällen nur unzureichend an die Erfor<strong>de</strong>rnisse <strong>de</strong>r Behandlung chronisch<br />
Kranker angepaßt sei (vgl. SVR 2000/2001: 65): Obgleich die Effektivität einer multimodalen und<br />
multidisziplinären Rehabilitation empirisch gut belegt ist, sei eine Unterversorgung mit rehabilitativen<br />
Leistungen festzustellen.<br />
Die strukturelle Gegebenheit <strong>de</strong>r sequentiellen Versorgungsorganisation im Zusammenspiel mit historisch<br />
gewachsenen, u. a. über die berufliche Ausbildung von Ärzten und Pflegepersonal sozialisierten und mental<br />
verankerten Krankheitskonzepten sind wichtige Faktoren, die einer Verbesserung <strong>de</strong>r Versorgung<br />
chronisch kranker Menschen entgegenstehen.<br />
Versteht man - <strong>de</strong>r Formulierung <strong>de</strong>s Sachverständigenrates folgend - Rehabilitation als „kontinuierlichen, die<br />
gesamte Krankheit phasenhaft begleiten<strong>de</strong>n Prozeß" (SVR 2000/2001: 71), so wird <strong>de</strong>utlich, daß<br />
Rehabilitation nicht als zeitlich abgrenzbare Behandlungsphase im Rahmen spezifischer Einrichtungen,<br />
son<strong>de</strong>rn als ganzheitlicher Prozeß zu begreifen ist, <strong>de</strong>r sich über die Grenzen <strong>de</strong>r Versorgungsbereiche<br />
erstreckt. Er verlangt von allen an <strong>de</strong>r gesundheitlichen und psychosozialen Versorgung <strong>de</strong>r Betroffenen<br />
beteiligten Akteure spezifisches Wissen um Möglichkeiten, Ziele und Maßnahmen <strong>de</strong>r rehabilitativen<br />
Versorgung.<br />
Die Basis bil<strong>de</strong>n differenzierte, individualzentrierte und bio-psycho-sozial orientierte Konzepte vor <strong>de</strong>m<br />
Hintergrund zunehmen<strong>de</strong>r und komplexerer Funktions- und Aktivitätsstörungen bis hin zu<br />
Beeinträchtigungen <strong>de</strong>r Teilhabe. Hierbei spielt bei sich gleichzeitig wan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n generellen<br />
Lebensbedingungen (wie bspw. Verän<strong>de</strong>rungen sozialer Netzwerke, Pluralisierung von Lebensstilen etc.)<br />
insbeson<strong>de</strong>re die Berücksichtigung individueller Lebenshintergrün<strong>de</strong> (Kontextfaktoren) eine zentrale Rolle für<br />
die langfristige Reha-Zielerreichung. Damit steigt nicht nur <strong>de</strong>r Bedarf, son<strong>de</strong>rn auch die Be<strong>de</strong>utung von<br />
Rehabilitationsleistungen.<br />
Verän<strong>de</strong>rungen im Ziel und Zielgruppenspektrum <strong>de</strong>r Rehabilitation<br />
Im Mittelpunkt rehabilitativer Zielsetzungen steht nach <strong>de</strong>m SGB IX die Selbstbestimmung und<br />
gleichberechtigte Teilhabe am Leben in <strong>de</strong>r Gesellschaft zu för<strong>de</strong>rn sowie Benachteiligungen zu vermei<strong>de</strong>n<br />
o<strong>de</strong>r ihnen entgegenzuwirken. Leistungen zur medizinischen Rehabilitation behin<strong>de</strong>rter o<strong>de</strong>r von Behin<strong>de</strong>rung<br />
bedrohter Menschen wer<strong>de</strong>n erbracht, um Behin<strong>de</strong>rungen einschließlich chronischer Krankheiten<br />
abzuwen<strong>de</strong>n, zu beseitigen, zu min<strong>de</strong>rn, auszugleichen, eine Verschlimmerung zu verhüten o<strong>de</strong>r um<br />
Einschränkungen <strong>de</strong>r Erwerbsfähigkeit o<strong>de</strong>r Pflegebedürftigkeit zu vermei<strong>de</strong>n, zu überwin<strong>de</strong>n, zu min<strong>de</strong>rn,<br />
eine Verschlimmerung zu verhüten sowie <strong>de</strong>n vorzeitigen Bezug von laufen<strong>de</strong>n Sozialleistungen zu<br />
vermei<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong> Sozialleistungen zu min<strong>de</strong>rn.<br />
Es kristallisiert sich damit eine Herausfor<strong>de</strong>rung für die sozialen Sicherungssysteme heraus, weil damit zu<br />
rechnen ist, daß die Teilhabe am Arbeitsleben für einen zunehmend größeren Anteil zwar gesundheitlich<br />
beeinträchtigter, aber noch weiter erwerbsfähiger Menschen gefähr<strong>de</strong>t sein wird. Dies stellt insbeson<strong>de</strong>re<br />
das Rehabilitationssystem vor neue, erweiterte Anfor<strong>de</strong>rungen.<br />
Bei längerfristigem Ausschluß erheblicher Bevölkerungsanteile von <strong>de</strong>r Teilhabe am Arbeitsleben ist mit<br />
zahlreichen Folgeprobleme mit erheblichen Auswirkungen auf <strong>de</strong>n gesundheitlichen Status <strong>de</strong>r<br />
Gesamtbevölkerung im Sinne sekundärer Schädigungen und Beeinträchtigungen zu rechnen. Psychische<br />
Schädigungen, Selbstwertverlust, soziale Isolation, Sinnkrisen, Einschränkungen körperlicher Aktivitäten,<br />
Abhängigkeitsprobleme u.a. m. stellen be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Risikofaktoren für die Gesundheit und<br />
„Funktionsfähigkeit” <strong>de</strong>r Bevölkerung im Sinne <strong>de</strong>r ICF dar, die mit einer Zunahme entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Unterstützungsbedarfs einhergehen.<br />
Die Sekundärwirkungen anhalten<strong>de</strong>r Erwerbslosigkeit, Chronifizierung von Erkrankungen mit<br />
zunehmen<strong>de</strong>n körperlichen, psychischen und psychosomatischen Folgeerkrankungen und einem<br />
gesamtwirtschaftlich künftig kaum noch tragbaren Zuwachs von Pflegebedarf vor allem im Alter, gilt es durch<br />
systematischen Ausbau rehabilitativer Ansätze und Strukturen mit <strong>de</strong>m Fokus auf Erhalt <strong>de</strong>r körperlichen<br />
und psychomentalen Fähigkeiten zur Selbstversorgung soweit wie möglich zu verhin<strong>de</strong>rn bzw. zu min<strong>de</strong>rn.<br />
3