leistungskontrolle - Vereinsmeier
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Höchstleistung on time – das Wechselspiel zwischen Sicherheit und<br />
Unsicherheit aus der sportpsychologischen Perspektive<br />
SICHERHEIT IM UMGANG MIT UNSICHERHEIT (Thomas Brandauer)<br />
„Der Ball ist rund, ein Spiel dauert 90 Minuten und alles andere ist reine Theorie“<br />
(ehemaliger deutscher Fußballnationaltrainer Sepp Herberger).<br />
Im sportwissenschaftlichen Lexikon (Röthig/Prohl 2003) werden sportliche<br />
Wettkämpfe als schon im Vorhinein geregelte Auseinandersetzungen zwischen<br />
Individuen oder Mannschaften unter der Maxime der Chancengleichheit definiert. Die<br />
Funktion von sportlichen Wettkämpfen besteht unter anderem darin die<br />
teilnehmenden AthletInnen zu motivieren ihr Leistungsvermögen zum<br />
vorgegebenen Wettkampfzeitpunkt, also „on time“ bestmöglich zu entfalten.<br />
Strukturell wird dieser motivierende Effekt durch eine klare Hierarchisierung der<br />
Gewinnmöglichkeiten erreicht. Sieg und Niederlage sind bei sportlichen<br />
Auseinandersetzungen eindeutig definiert. Darüber hinaus liegt der<br />
Motivierungsfaktor von sportlichen Wettkämpfen in ihrem offenen Handlungsausgang<br />
begründet. Ergebnisse von Fußballspielen können nie mit 100% Sicherheit<br />
vorhergesagt werden. Erfolge bei olympischen Spielen sind zwar strukturell planbar,<br />
genau prognostizierbar sind sie aber nicht. Auch für die Zuseher würde die<br />
Faszination von sportlichen Wettkämpfen sehr schnell verloren gehen, wenn<br />
Wettkampfresultate schon vorweg bekannt wären.<br />
Für TrainerInnen und AthletInnen stellt das in sportlichen Wettkämpfen gegebene<br />
Maß an Ungewissheit und Unsicherheit einen ambivalenten Reiz dar. Im<br />
Spannungsfeld zwischen Hoffnung auf Erfolg und Furcht vor Misserfolg und im<br />
Hinblick auf die Bewahrung der eigenen Handlungskompetenz wird alles<br />
unternommen um das Misserfolgsrisiko zu minimieren und den Erfolg zu sichern. In<br />
diesem Zusammenhang sind außerdem die gesellschaftlichen Komponenten mit zu<br />
berücksichtigen. Durch die zunehmende Professionalisierung des Leistungssports<br />
hat sich auch die Bedeutung von Sieg und Niederlage verschoben. Erfolge und<br />
Misserfolge haben nicht mehr nur individuelle oftmals Existenz sichernde Wichtigkeit,<br />
sondern sind darüber hinaus sehr oft auch von großer gesellschaftlicher und<br />
politischer Bedeutung.<br />
Psychologisch ist es deshalb verständlich, dass TrainerInnen und AthletInnen ihre<br />
Konzentration auf den Sicherheitsaspekt, das heißt auf die Erfolgssicherung lenken.<br />
Die Möglichkeit des Scheiterns schwingt dabei zwar als unliebsamer<br />
Unsicherheitsfaktor immer im Hintergrund mit, eine bewusste Beschäftigung damit<br />
wird jedoch zumeist unterlassen. Die einseitige Betonung des Sicherheitsaspekts<br />
kann allerdings problematisch sein. Bedingt durch die oben geschilderten<br />
Strukturmerkmale von sportlichen Wettkämpfen ist 100%ige Siegessicherheit eine<br />
Illusion. Gerade in entscheidenden Situationen bzw. bei entscheidenden<br />
Wettkämpfen ist dann der Druck, gewinnen zu müssen oftmals so hoch, dass allein<br />
schon der Gedanke an das mögliche Scheitern für viele AthletInnen die Erbringung<br />
einer Höchstleistung behindert. Höchstleistung „on time“ heißt vielmehr den<br />
längerfristigen konstruktiven Umgang mit Erfolgs-/Misserfolgswahrscheinlichkeiten zu<br />
forcieren. Die Fähigkeit sich auch in unsicheren komplexen Situationen zu bewähren,<br />
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