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1 JUGEND OHNE GOTT KLEINBÜRGERTUM (piccola borghesia ...

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Der Lehrer ist zu Beginn des Romans ein Opportunist, der eher auf die Sicherung seiner Pension als<br />

auf das Achten moralischer Werte bedacht ist. Zwar ist er ein Feind (nemico) des Regimes, ist<br />

jedoch nicht in der Lage, klar Stellung (posizione) zu beziehen. Als Lehrer ist er dazu gezwungen,<br />

seinen Schülern das ihm Vorgeschriebene (preordinato) beizubringen. Passiven Widerstand<br />

leistend, schwimmt er jedoch im Strom (corrente) des Nationalsozialismus mit, um sich seine<br />

Pension zu sichern (assicurarsi).<br />

Im Laufe (nel corso) des Geschehens (avvenimento) entfernt (allontanarsi) er sich von seiner Rolle<br />

als passiver Zuschauer immer mehr. Er findet seinen Glauben (credo) an Gott und distanziert sich<br />

schließlich völlig von der Masse der gleichgeschalteten Nationalsozialisten, als er vor Gericht die<br />

Wahrheit sagt und zugibt, das Kästchen des Z erbrochen und damit unheilvolle (funesto) Ereignisse<br />

(avvenimento) in Gang gebracht zu haben. Mit dieser Aussage tritt er für das Recht ein und<br />

verhindert (impedire), dass weiteres Unrecht geschieht.<br />

Als Folge seines Vorgehens (comportamento) wird er zwar vom Dienst suspendiert und damit zum<br />

Außenseiter in einer Kleinbürger- und Spießergesellschaft (<strong>piccola</strong> <strong>borghesia</strong>), findet aber seine<br />

eigene Identität und Wahrheit.<br />

Die Bedeutung des Glaubens<br />

Wie schon im Titel erkennbar, spielt Gott eine wichtige Rolle (ruolo) in diesem Roman. Die Jugend<br />

wird als gottlos bezeichnet, weil sie ohne Gerechtigkeitsempfinden und Mut zur Wahrheit<br />

aufwächst. Die vorgegebenen Moral- und Wertevorstellungen sind nur hohle (vuoto) Phrasen eines<br />

auf das eigene Wohl bedachten Kleinbürgertums.<br />

Auch der Lehrer hat im ersten Weltkrieg - trotz streng gläubiger (credente) Eltern - seinen Glauben<br />

an Gott verloren. Erst durch Gespräche mit einem Pfarrer, den er im Zeltlager trifft, findet er wieder<br />

zu seinem Glauben an Gott, der für ihn Gerechtigkeit (giustizia) und Wahrheit symbolisiert. Durch<br />

ihn erlangt (ottenere) er die Stärke(forza), im Prozess die Wahrheit zu sagen und damit seinem<br />

Gewissen zu folgen. Der Mörder konnte identifiziert werden, und die Unschuldigen sind durch des<br />

Lehrers Aussage (dichiarazione) freigesprochen worden.<br />

Zeitliche Einordnung<br />

"Jugend ohne Gott" kritisiert die Zustände nach der Machtergreifung(presa di potere) Hitlers, des<br />

'Oberplebejers', wie Horváth ihn im Roman nennt. Da ist auf der einen Seite der Lehrer, ein<br />

Opportunist, der aus Angst davor, seinen Lebensunterhalt zu verlieren, nicht für seine moralischen<br />

Werte eintritt; auf der anderen Seite stehen die Kinder, die, ebenso wie ihre Eltern, die NS-<br />

Propaganda verinnerlichen(interiorizzare), das eigenständige Denken aufgeben und sich von der<br />

Diktatur beherrschen(dominare) lassen.<br />

Es wird deutlich, dass die schulische Erziehung nur noch auf den bevorstehenden Krieg ausgerichtet<br />

war, nicht auf das Entwickeln(sviluppo) selbständigen(autonomo) Denkens oder moralischer Werte.<br />

Rezeption<br />

Der Roman erscheint 1937 in Amsterdam, wird gleich ein großer Erfolg (successo) und in mehrere<br />

Sprachen übersetzt. Auf Antrag der Gestapo wird er 1938 in die "Liste des schädlichen (pericoloso)<br />

und unerwünschten (indesiderato) Schrifttums" aufgenommen.<br />

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