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Regenbogenparade 2008 im Rückblick - LAMBDA-Nachrichten

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Gesundheit<br />

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HIV-Grundlagenforschung<br />

273 Zellfaktoren identifiziert<br />

HIV, das Humane Immundefizienz-Virus,<br />

kann ganz<br />

spezielle Zellen des menschlichen<br />

Immunsystems befallen, die sogenannten<br />

CD4-Zellen. Das Virus<br />

ist auf diese Wirtszellen angewiesen,<br />

um sich überhaupt vermehren<br />

zu können. Dabei sind mehrere<br />

aufeinanderfolgende Schritte<br />

notwendig. Der virale Lebenszyklus<br />

beginnt mit dem Anheften<br />

des Virus an die Zelloberfläche,<br />

dem Freisetzen des HIV-Genoms<br />

(RNA) ins Zellinnere und der Umschreibung<br />

der viralen RNA in<br />

DNA. Danach wird die HIV-DNA<br />

in den Zellkern transportiert und<br />

in das menschliche Erbgut eingebaut.<br />

Von hier aus werden neue<br />

Virusbestandteile produziert, zusammengesetzt<br />

und als HI-Viren<br />

aus der Zelle geschleust.<br />

Was sich grob in drei Sätzen zusammenfassen<br />

lässt, ist natürlich<br />

ein extrem komplexer Vorgang,<br />

von dem noch nicht alle Mechanismen<br />

genau geklärt sind. Und<br />

bei allen diesen Abläufen ist die<br />

infizierte Wirtszelle „ungefragt“<br />

mit beteiligt.<br />

Denn HIV selber besitzt nur ein<br />

ganz kleines Genom. Es besteht<br />

Die neuen Erkenntnisse sind ein Erfolg <strong>im</strong> Kampf gegen HIV.<br />

aus ca. 9000 einzelnen Bausteinen.<br />

Für dementsprechend wenig<br />

Information ist <strong>im</strong> Erbgut der<br />

Viren Platz, nur 15 eigene Proteine<br />

sind hier gespeichert. Im Vergleich:<br />

Das Genom einer menschlichen<br />

Zelle ist aus ca. 3000 Millionen<br />

Einzelbausteinen aufgebaut<br />

und beinhaltet zigtausende Gene.<br />

Es ist damit einleuchtend, dass<br />

die HI-Viren in ihrem Lebenszyklus<br />

auf die infizierte Wirtszelle<br />

und deren „molekulare Werkzeuge“<br />

angewiesen sind.<br />

Bislang waren nur 36 der menschlichen<br />

Zellfaktoren bekannt, die<br />

vom HI-Virus benötigt werden,<br />

um den eigenen Vermehrungsprozess<br />

zu bewerkstelligen.<br />

Im Wissenschaftsjournal Science<br />

wurde nun Anfang <strong>2008</strong> eine<br />

bahnbrechende Studie veröffentlicht.<br />

Wissenschaftler der Harvard-Universität<br />

in Boston/USA<br />

konnten unglaubliche 273 Faktoren<br />

einer menschlichen Zelle<br />

identifizieren, welche <strong>im</strong> HIV-Infektionsprozess<br />

eine Rolle spielen.<br />

Durch die sogenannte „RNA-Interferenz-Methode“<br />

wurden über<br />

21.000 menschliche Gene auf ihre<br />

Funktion <strong>im</strong> HIV-Lebenszyklus getestet.<br />

Bei dieser Methode werden<br />

<strong>im</strong> Labor Gene menschlicher<br />

Zellen ausgeschaltet. Daraufhin<br />

wird kein funktionsfähiges Produkt<br />

von diesem Gen hergestellt.<br />

Jeweils ein einzelnes zelluläres<br />

Gen wurde nun auf diese Weise<br />

stillgelegt und die Zellen <strong>im</strong><br />

Anschluss mit HI-Viren infiziert.<br />

Durch den Effekt, den das Ausschalten<br />

dieses Gens auf die Vermehrung<br />

der Viren hatte, konnten<br />

die Zellfaktoren best<strong>im</strong>mt<br />

werden, von denen HIV abhängig<br />

ist. Sehr elegant wurde damit<br />

der direkte funktionale Zusammenhang<br />

zwischen einzelnen<br />

Zellfaktoren und der HIV-Vermehrung<br />

deutlich gemacht. Die zellulären<br />

Faktoren werden aus diesem<br />

Grund als „HIV dependency<br />

factors“ (HDFs) bezeichnet.<br />

Diese Erkenntnisse sind nicht nur<br />

für das Verständnis einer HIV-Infektion<br />

<strong>im</strong> Detail spannend. Durch<br />

weiteres Erforschen der Interaktionen<br />

zwischen solchen Zellfaktoren<br />

und HIV könnten sich auch<br />

neue Ansatzpunkte für die antiretrovirale<br />

Therapie ergeben.<br />

Die bisher entwickelten Wirkstoffe<br />

der HIV-Therapie stehen alle<br />

in direktem Zusammenhang mit<br />

den eigentlichen HIV-Proteinen,<br />

die z. B. gehemmt oder blockiert<br />

werden. Unter Umständen könnten<br />

nun Wirkstoffe entwickelt<br />

werden, die eben nicht direkt<br />

das Virus und seine Bestandteile<br />

beeinflussen, sondern menschliche<br />

Zellfaktoren. Die Hemmung<br />

der Virusvermehrung würde damit<br />

einen anderen Zugang bekommen.<br />

Ob es sich hierbei um eine realistische<br />

Perspektive handelt, werden<br />

die Ergebnisse weiterer Forschungsarbeit<br />

zeigen. Sicher ist,<br />

dass es sich bei diesen publizierten<br />

Forschungsergebnissen um<br />

einen weiteren bahnbrechenden<br />

Schritt <strong>im</strong> Bereich der HIV-Grundlagenforschung<br />

handelt.<br />

BIRGIT LEICHSENRING<br />

Medizinische Info/Doku<br />

der AIDS-Hilfen Österreichs<br />

nachrichten<br />

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