Das Buch der Menschlichkeit - The Dalai Lama Foundation
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17. Kapitel – Die Rolle <strong>der</strong> Religion in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />
Gesellschaft<br />
Hauptpunkte<br />
Religion ist wertvoll, aber nicht notwendig. Es steht nicht fest, dass Religion für die mo<strong>der</strong>ne<br />
Welt noch relevant ist. Religiöser Glauben ist keine Vorbedingung für ethisches Verhalten o<strong>der</strong><br />
Glücklichsein. Notwendig sind die spirituellen Qualitäten von Mitgefühl, Frieden, Geduld und<br />
Toleranz. Der <strong>Dalai</strong> <strong>Lama</strong> ist <strong>der</strong> Meinung, dass diese Qualitäten am besten im Rahmen einer<br />
religiösen Praxis entwickelt werden. Richtig eingesetzt, ist die Religion ein äußerst wirksames<br />
Mittel, um menschliches Glück zu schaffen. Religion för<strong>der</strong>t Verantwortungsbewußtsein<br />
gegenüber an<strong>der</strong>en, hilft bei <strong>der</strong> Entwicklung von ethischer Disziplin und beschäftigt sich ganz<br />
allgemein mit menschlichem Leid. Denn heutzutage leiden die Menschen immer noch,<br />
allerdings vielleicht eher geistig als physisch.<br />
Harmonie zwischen Religionen. In unserer menschlichen Geschichte war die Religion häufig<br />
eine Quelle des Konflikts. Glaubensdifferenzen spielen eine wichtige Rolle in <strong>der</strong> heutigen<br />
verknüpften Welt, in <strong>der</strong> Menschen aus verschiedenen Glaubensrichtungen eng<br />
zusammenkommen. Harmonie zwischen den Religionen kann Konflikte zumindest mil<strong>der</strong>n,<br />
wenn nicht ganz überwinden. Wie können wir darauf hin arbeiten?<br />
Die Lösung besteht darin, Verständnis zu entwickeln – die Hin<strong>der</strong>nisse zu erkennen, die <strong>der</strong><br />
Harmonie zwischen den Religionen abträglich sind, und dann Mittel und Wege zu finden, um<br />
sie zu überwinden. Eines <strong>der</strong> Hin<strong>der</strong>nisse ist <strong>der</strong> Mangel an Verständnis an<strong>der</strong>er<br />
Glaubensrichtungen. Am besten wird dem durch Gespräche entgegengewirkt, sowohl unter<br />
Sachkundigen, als auch unter einfachen Anhängern <strong>der</strong> verschiedenen Glaubensrichtungen.<br />
Weiterhin ist es nützlich, wenn Menschen aus verschiedenen Traditionen zusammenkommen,<br />
um für ein gemeinsames Anliegen zu beten o<strong>der</strong> um gemeinsame Pilgerfahrten zu heiligen<br />
Orten zu unternehmen. Solche Praktiken lassen uns erkennen, dass Religion, trotz dogmatischer<br />
Unterschiede, in erster Linie auf das menschliche Glücklichsein Wert legt, das durch Mitgefühl,<br />
Liebe, Geduld, Toleranz und Bescheidenheit geschaffen wird.<br />
Vielfalt <strong>der</strong> Religionen statt einer „wahren” Religion. Eine weitere Quelle für Spannungen<br />
zwischen Religionen ist ein gewisser Missbrauch <strong>der</strong> Religion, wenn wir sie dazu benutzen,<br />
unsere egozentrischen Verhaltensweisen zu stärken. Religion kann leicht zu einem Etikett<br />
werden, das uns von an<strong>der</strong>en trennt. <strong>Das</strong> kann zu einem ernsten Problem führen, wenn jede<br />
Religion den Anspruch erhebt, die „einzig wahre” zu sein. Wie kann man dem entgegenwirken?<br />
Der einzelne Anhänger einer Religion trägt eine unumstößliche Überzeugung in sich, dass<br />
dieser Weg allein zur Wahrheit führt. Zugleich muss je<strong>der</strong> Gläubige aber akzeptieren, dass<br />
an<strong>der</strong>e Menschen ihrem jeweiligen Glauben gleichermaßen überzeugt anhängen. Es gilt also,<br />
einen Weg zu finden, an<strong>der</strong>e Religionen mindestens zu akzeptieren, während man selbst seiner<br />
eigenen Religion die Treue hält. Der <strong>Dalai</strong> <strong>Lama</strong> sagt, dass für ihn persönlich Buddhismus <strong>der</strong><br />
beste Weg ist, aber das heißt nicht, daß es für alle so ist.<br />
Der <strong>Dalai</strong> <strong>Lama</strong> schlägt vor, die Schwierigkeiten mit Hilfe <strong>der</strong> folgenden Formel zu lösen: Eine<br />
Religion für eine Person, viele Religionen für die Menschheit. Die Verschiedenartigkeit <strong>der</strong><br />
Religionen ist sehr bereichernd. Es ist nicht nötig übereinzustimmen, dass alle Religionen<br />
letzten Endes gleich sind. Alle betonen spirituelle Qualitäten, aber das heißt nicht, daß alle<br />
Studienanleitung für <strong>Das</strong> <strong>Buch</strong> <strong>der</strong> <strong>Menschlichkeit</strong> —<br />
www.dalailamafoundation.org/studyguides<br />
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