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Broschüre “Junges Gemüse, altes Eisen” - Anja Hartung

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Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen?<br />

Ein Gemeinschaftsprojekt von Studierenden der Universitäten<br />

Magdeburg und Leipzig zum Thema 'Medien im höheren Lebensalter’


Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen?<br />

Ein Gemeinschaftsprojekt von Studierenden der Universitäten<br />

Magdeburg und Leipzig zum Thema 'Medien im höheren Lebensalter’


Inhalt<br />

Vorwort 5<br />

1 Ältere Menschen im Blickfeld der universitären Ausbildung in<br />

Medienpädagogik und Medienbildung. Idee und Anlage der Kooperation 7<br />

2 Ausgangs- und Bezugspunkte der gemeinsamen Arbeit 23<br />

3 Einblicke in das Forschungsprojekt 29<br />

3.1 Das Untersuchungsdesign der Studie xx<br />

3.2 Die Nutzung der Medien im höheren Lebensalter xx<br />

3.3 Die Medien und die Biografien älterer Menschen xx<br />

3.4 Die Barrieren und die Potenziale neuer Medien im höheren Lebensalter xx<br />

4 Einblicke in die Praxisprojekte xx<br />

4.1 ‚Neighbours online.de' - Ein Magdeburger Web 55.0 für Senioren xx<br />

4.2 ‚Intergenerativ' - Ein Stadtmagazin für Alt und Jung xx<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 1


2<br />

4.3 ‚Typ Stereo' - Ein Radioprojekt mit älteren Menschen xx<br />

4.4 ‚Spielerisch einfach, einfach spielerisch' - Ein Computerspielworkshop<br />

mit älteren Lehrerinnen und Lehrern xx<br />

4.5 ‚Digitale Erinnerungen aus alten Zeiten' - Eine Hörspielproduktion<br />

mit den Bewohnern einer Magdeburger Seniorenresidenz xx<br />

Literatur xx<br />

Anhang (CD-ROM)<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


Vorwort<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 3


4<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


Vorwort<br />

Mit dem Erscheinen dieser <strong>Broschüre</strong> geht eine fruchtbare Zusammenarbeit zu Ende. Zwei Universitäten<br />

mit ihren Schwerpunkten Medienpädagogik und Medienbildung finden zusammen um mit ihren<br />

Studierenden eine gemeinsame Fragestellung anzugehen. Das Thema ‚Medien im höheren Lebens alter' ist<br />

ebenso wichtig wie es bislang vernachlässigt wurde. Aus diesem Grund wurde es für die Kooperation<br />

ausgewählt, gab es doch allen Beteiligten die Möglichkeit, sich zu entfalten und Antworten auf Fragen zu<br />

finden, die so noch nicht gestellt wurden. Auf der Basis der Vorarbeiten von <strong>Anja</strong> <strong>Hartung</strong> (Universität<br />

Magdeburg) wurde ein Konzept entwickelt, die Bedeutung der Medien im höheren Lebensalter zum einen<br />

empirisch zu untersuchen. Zum anderen sollte das Thema für die medienpädagogische Praxis entfaltet und<br />

in entsprechende Modellprojekte übertragen werden.<br />

Eineinhalb Jahre haben die Studierenden des Studiengangs ‚Medienbildung Visuelle Kultur und Kommu-<br />

nikation' der Universität Magdeburg Modelle medienpädagogischer Praxis entwickelt, erprobt und in der in<br />

dieser <strong>Broschüre</strong> dargestellten Form aufbereitet. Zeitgleich haben die Studierenden des Fachbereichs<br />

‚Medienpädagogik und Weiterbildung' der Universität Leipzig unter der Leitung von Wolfgang Reißmann<br />

und Bernd Schorb ein Untersuchungsinstrumentarium zur Erfassung des Medienumgangs älterer<br />

Menschen entwickelt, die Untersuchung selbst durchgeführt und die hier vorgelegten Ergebnisse<br />

erarbeitet.<br />

Ist es schon ungewöhnlich, dass ein Thema in der Lehre und der Kooperation zweier Universitäten so<br />

umfangreich und fundiert abgehandelt wird; es ist anerkennenswert, dass es gelungen ist, tatsächlich zu<br />

kooperieren, aus den praktischen Ans ätzen Hinweise für die Empirie und umgekehrt zu gewinnen.<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 5


6<br />

Sicher, es brauchte seine Zeit bis die beiden Studiengruppen zusammenfanden, aber je tiefer sie in die<br />

Materie eindrangen, desto intensiver und für Leipzig und Magdeburg anregender wurde diese Koop e-<br />

ration.<br />

Für ihre ambitionierte und engagierte Arbeit danken wir den Seminarleiter/innen ebenso wie den<br />

Studierenden und freuen uns über dies seltene Beispiel einer guten und ergebnisreichen Kooperation.<br />

Die verantwortlichen Professoren im höheren Lebensalter<br />

Bernd Schorb und Winfried Marotzki<br />

Oktober 2008<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter.


Ältere Menschen im Blickfeld der universitären Ausbildung<br />

in Medienpädagogik und Medienbildung. Idee und Anlage der Kooperation<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 7


8<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


I Ältere Menschen im Blickfeld der universitären Ausbildung in Medienpädagogik<br />

und Medienbildung. Idee und Anlage der Kooperation<br />

<strong>Anja</strong> <strong>Hartung</strong>, Wolfgang Reißmann<br />

1 Der Hintergrund der universitätsübergreifenden Seminarkooperation<br />

Die voranschreitende Überalterung moderner, vor allem westlich geprägter Gesellschaften ist ein offenes<br />

Geheimnis. Große Medienereignisse wie die im April 2008 von der ARD unter dem Titel ‚Chancen einer<br />

alternden Gesellschaft' initiierte Themenwoche zeugen von der öffentlichen Aufmerksamkeit, die die<br />

Konsequenzen, Problematiken, aber auch die Potenziale erfahren, die von stetig alternden<br />

Bevölkerungsstrukturen ausgehen. Diese gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen tangieren auch die<br />

Handlungs- und Wirkungsfelder von Medienbildung und Medienpädagogik, die in Zukunft für<br />

verschiedenste Zielgruppen, vom Kleinkind bis zum Hochbetagten, adäquate Zugänge und<br />

Handlungsansätze schaffen müssen. Allerdings, der Medienumgang im höheren Lebensalter ist nicht nur<br />

in den Forschungsagenden der Kommunikations- und Medienwissenschaft ein bislang kaum untersuchter<br />

Gegenstand. Ebenso randständig ist seine Thematisierung in den Curricula der einschlägigen<br />

universitären Studiengänge, in denen pädagogische Fachkräfte ausgebildet werden, die in den<br />

kommenden Jahren und Jahrzehnten im Kontext von Medienbildung und Medienpädagogik wirken und<br />

agieren werden. Im Zentrum des Lehrangebotes stehen nach wie vor die Vermittlung von<br />

Grundlagenwissen zur Bedeutung der Medien im Prozess der Ontogenese und Sozialisation im Kindes- und<br />

Jugendalter sowie entsprechende Handlungsansätze zur Förderung von Medienkompetenz. Der zu<br />

konstatierende Mangel an Auseinandersetzung mit älteren Zielgruppen überrascht nichtnur angesichts<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter. 9


10<br />

der Bedeutung, die einem reflexiven, kompetenten und kreativen Medienumgang auch im höheren<br />

Lebensalter zugesprochen werden, sondern auch mit Blick auf das Selbstverständnis der Disziplin(en). So<br />

nimmt beispielsweise die Selbstdarstellung der Gesellschaft für Medienpädagogik und<br />

Kommunikationskultur (GMK) explizit Bezug auf die Medienkompetenzförderung auch der erwachsenen<br />

Bevölkerung: „Die GMK bemüht sich nachdrücklich um die aktive Beteiligung aller gesellschaftlichen<br />

Gruppen an der öffentlichen Kommunikation. Medien sollen kulturell-kommunikativen Bedürfnissen und<br />

Interessen von Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern dienen und als Ausdrucks-, Erfahrungs- und<br />

Gestaltungsmittel genutzt werden.“ (vgl. http://www.gmk-net.de/gmk/aufgaben_ziele.php)<br />

Ein zweisemestriges Kooperationsseminar des Studiengangs ‚Medienbildung Visuelle Kultur und Kom-<br />

munikation' an der Universität Magdeburg und der ‚Professur für Medienpädagogik und Weiterbildung' an<br />

der Universität Leipzig setzt hier an und integriert den Gegenstand in einen universitätsübergreifenden<br />

Lernzusammenhang. Das Kooperationsseminar ‚Medien im höheren Lebensalter Forschung und Praxis'<br />

kann ein Modell sein für die Ausgestaltung der universitären Lehre im thematischen Umfeld, mindestens<br />

soll dieses jedoch das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer stärkeren Berücksichtigung des<br />

Medienumgangs älterer Menschen in der pädagogischen Ausbildung stärken.<br />

2 Zielstellungen, Zielgruppen und Anlage der Seminarkooperation<br />

Im Zentrum der universitätsübergreifenden Zusammenarbeit stand der Anspruch, medienpädagogische<br />

Forschung und Praxis möglichst eng zu verschränken. Ziel war es, eine anwendungsbezogene<br />

Auseinandersetzung mit dem Gegenstandsbereich ‚Medien im höheren Lebensalter' anzuregen, adäquate<br />

Forschungsperspektiven zu entfalten und Projekte der aktiven Medienarbeit zu erproben.<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 11


12<br />

Die Studierenden sollten Wissen in einem ihnen weitgehend fremden Themenbereich erwerben, diese s in<br />

die Praxis transferieren und sich gegenseitig Ansprechpartner, Experten und Impulsgeber sein. Da ein<br />

Schwerpunkt beider Lehrstühle in der pädagogischen Implemen-tierung von Medien in Lehr- und<br />

Lernprozessen liegt, sollten der Einsatz und der Umgang mit Medien integrale Bestandteile des<br />

Lernszenarios sein. Es galt entsprechend eine angemessene Lernumgebung zu schaffen, die den<br />

Studierenden Raum gab, in Kooperation mit anderen eigene Ideen und Konzepte zu verwirklichen. Diesen<br />

grundsätzlichen Überlegungen folgend wurde das Kooperationsprojekt als ein ‚Blended-Learning-<br />

Arrangement' realisiert, welches sowohl onlinegestützte Lernräume als auch Präsenzphasen und<br />

klassische Formen der Seminararbeit vereinte. Die nachstehende Grafik verdeutlicht die Grundstruktur<br />

des Kooperationsprojektes:<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


Alter und Medien in Forschung und Praxis<br />

Ein Kooperationsprojekt der Universitäten Leipzig und Magdeburg<br />

WS 2007/2008 / SS 2008<br />

Universität Leipzig<br />

Professur für Medienpädagogik und Weiterbildung<br />

Prof. Dr. Bernd Schorb, Wolfgang Reißmann M.A.<br />

Forschungsseminar<br />

`Medien im höheren Lebensalter´<br />

Wintersemester 2007/ 2008<br />

Theorie und Konzeption<br />

eines Forschungsprojektes<br />

Sommersemester 2008<br />

Erhebung und Auswertung<br />

Abbildung 1: Die Struktur des Kooperationsseminars<br />

Projektmanagement<br />

Universität Magdeburg<br />

Studiengang Medienbildung<br />

Dr. <strong>Anja</strong> <strong>Hartung</strong><br />

Projektseminar<br />

`Aktive Medienarbeit mit<br />

älteren Menschen´<br />

Reflexion und Veröffentlichung des Gesamtprojektes<br />

im Sammelband `Medien im höheren Lebensalter´<br />

Wintersemester 2007/ 2008<br />

Theorie und Konzeption<br />

eines Modellprojektes<br />

Sommersemester 2008<br />

Durchführung und Aufbereitung<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 13


14<br />

Insgesamt waren in die Kooperation der Universitäten drei Lehrveranstaltungen integriert. Im BA-<br />

Studiengang ‚Medienbildung Visuelle Kultur und Kommunikation' am Institut für Erziehungswissen-<br />

schaften der Universität Magdeburg wurde das Projektseminar ‚Aktive Medienarbeit mit älteren Menschen'<br />

und im Hauptstudium für Studierende der ‚Medienpädagogik und Weiterbildung' am Institut für<br />

Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig das Forschungsseminar ‚Medien im<br />

höheren Lebensalter' angeboten. Die thematische Ausrichtung beider Seminare orientierte sich dabei am<br />

Lehrprogramm der Studiengänge sowie den Voraussetzungen und Zielperspektiven der Studierenden, die<br />

sich in je unterschiedlichen Phasen ihrer akademischen Ausbildung befanden. Gerahmt wurde die<br />

Zusammenarbeit durch eine dreiköpfige Tutorinnengruppe aus dem ebenfalls in Magdeburg (jedoch im<br />

MA-Studiengang ‚Medienbildung') durchgeführten Seminar ‚Projektmanagement'. Aufgabe der<br />

Tutorinnen war insbesondere die Vorbereitung der gemeinsamen Präsentreffen sowie die Dokumentation<br />

und Aufbereitung des Arbeitsprozesses. Das Seminar richtete sich jedoch nicht allein an die Studierenden<br />

der Medienbildung und Medienpädagogik, sondern ebenso an die älteren Menschen, die an den in<br />

Magdeburg konzipierten und durchgeführten Praxisprojekten teilnahmen und in einem gemeinsamen<br />

Arbeitsprozess medienpraktische Erfahrungen sammelten.<br />

3 Durchführung und Verlauf der Seminarkooperation<br />

Ein wesentliches didaktisches Prinzip des Seminarkonzepts ist die Verbindung von Präsenzveran-<br />

staltungen, Online-, Gruppen- und Selbstlernphasen. Über die gesamte Projektlaufzeit waren die<br />

Studierenden in Kleingruppen organisiert, in denen sie diskursiv die erforderlichen theoretischen und<br />

praktischen Inhalte erarbeiteten. Als Brücke und Forum der Zusammenarbeit dienten ihnen ‚uni-intern’<br />

selbst initiierte Gruppentreffen und die wöchentlichen Seminarsitzungen sowie ‚uni-über-<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


greifend' die Lernplattform ‚eMIL' und drei gemeinsame Präsenztreffen aller beteiligten Studierenden in<br />

Leipzig und Magdeburg. Damit unterscheidet sich das Kooperationsprojekt von anderen Onlineseminaren,<br />

die zuvorderst das Internet als Kommunikations- und Arbeitsort nutzen. Im hier skizzierten Projekt blieben<br />

die ‚regulären' Seminarstrukturen bestehen und die Onlineplattform diente vor allem dem<br />

universitätsübergreifenden Austausch (z.B. Einblick in Arbeitsprotokolle und Präsentationen der Grup-<br />

pen, Textbibliothek, Feedback-möglichkeiten). Die Entscheidung für diese Form der Seminarkooperation<br />

erklärt sich aus der Komplexität der Aufgabenstellung. In der Konzeption, Organisation, Durchführung<br />

und Auswertung der Forschungs- und Praxisprojekte ist eine enge Abstimmung der Gruppenmitglieder<br />

gefordert, die allein netzbasiert kaum zu gewährleisten ist. Gleichwohl bestand mit der Webplattform und<br />

dem Erfahrungsaustausch vor Ort die Möglichkeit, Synergien herzustellen und die nicht zuletzt aufgrund<br />

der differenten Curricula je unterschiedlichen Kompetenzen und Fähigkeiten der Studierenden für alle<br />

Gruppe(n) fruchtbar zu machen.<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 15


16<br />

Perspektive<br />

[A]<br />

Printmedien<br />

Leipzig Magdeburg<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter<br />

Einführung und Problemaufriss<br />

Theorieblock 1: Alter(n) als Gegenstand der Forschung<br />

(Literaturrecherche und -analyse)<br />

Perspektive<br />

[B]<br />

Auditive<br />

Medien/<br />

Musik<br />

Perspektive<br />

[C]<br />

Theorieblock 2: Alter und Medien<br />

(Literaturrecherche und -analyse)<br />

Fernsehen<br />

Perspektive<br />

[D]<br />

PC/<br />

Internet<br />

Erstes universitätsübergreifendes Präsenztreffen<br />

Alter und Medien – Der Forschungsstand im Überblick<br />

(Präsentation der Arbeitsgruppen: Analyse-Ergebnisse)<br />

Diskussion im Plenum: Kriterien für Medienforschung und -praxis<br />

Perspektive<br />

[E]<br />

Aktive<br />

Medienarbeit


Kontextuelles Verstehen der<br />

Medienaneignung<br />

Zur Konzeption von<br />

Forschungsprojekten<br />

Theorieblock 3<br />

Theorieblock 4<br />

Praxisblock 1<br />

Aktive Medienarbeit<br />

Zur Konzeption von Praxisprojekten<br />

Konzeption des Forschungsprojektes Konzeption der Praxisprojekte<br />

Zweites universitätsübergreifendes Präsenztreffen<br />

Vorstellung und Diskussion der Konzepte<br />

Durchführung des Forschungsprojektes Durchführung der Praxisprojekte<br />

Auswertung und Aufbereitung<br />

der empirischen Daten<br />

Praxisblock 2<br />

Drittes universitätsübergreifendes Präsenztreffen<br />

Präsentation und Diskussion der Ergebnisse<br />

Abbildung 2: Verlauf des Seminars ‚Alter und Medien in Forschung und Praxis’<br />

Evaluation und Aufbereitung<br />

der Modellprojekte<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 17


18<br />

Die gemeinsame Seminararbeit wurde eingeleitet mit einer dezidierten theoretischen<br />

Auseinandersetzung, deren Inhalte als Basis der weiteren Projektarbeit in beiden Universitäten<br />

deckungsgleich waren. In Kleingruppen erarbeiteten die Studierenden auf der Grundlage einer Analyse<br />

gerontologischer Fachliteratur zunächst einen Überblick zu kuranten Theorien des Alterns. Jeweils eine<br />

Magdeburger und eine Leipziger Arbeitsgruppe beschäftigten sich dabei mit dem Alter(n) aus<br />

demografischer, biologischer, psychologischer, soziologischer wie auch aus pädagogischer Perspektive. So<br />

war es den Teilnehmenden möglich, im Diskurs eine eigenständige Sicht auf die Prozesse des Alterns zu<br />

entwickeln, die unterschiedliche disziplinäre Blickwinkel, Ansätze und Erkenntnisse integriert.<br />

Im Anschluss an diese gerontologische Verortung erarbeiteten die Studierenden in einer Recherche und<br />

Analyse empirischer Untersuchungen einen Überblick über den Forschungsstand zum Medienumgang im<br />

höheren Lebensalter. In den bestehenden fünf Arbeitsgruppen widmeten sie sich nun der Frage, welchen<br />

Stellenwert und welche Bedeutung unterschiedliche Medien (Printmedien, auditive Medien/Musik,<br />

Fernsehen und PC/Internet) für ältere Menschen haben. Überdies wurden aktuelle Projekte aktiver<br />

Medienarbeit mit älteren Menschen sowie die ihnen zugrunde liegenden theoretischen bzw.<br />

pädagogischen Ansätze in den Blick genommen. Während der Austausch und die Diskussion zwischen den<br />

Kleingruppen derselben Universität durch die Präsentation ausgewählter Analyseergebnisse und<br />

seminarinternen Reflexionsrunden rasch an Eigendynamik gewannen, benötigte die universitätsüber-<br />

greifende Verständigung einen längeren Vorlauf. Es blieb trotz der technisch-medialen Möglichkeit,<br />

beispielsweise Foren oder Chats in die Zusammenarbeit zu integrieren, vorerst bei einem überwiegend<br />

rezeptiven Gebrauch der Plattform. Die Interaktion zwischen den Studiengruppen verdichtete sich indes in<br />

der Vorbereitung auf das erste Präsenztreffen, in dem diese erste Phase der theoretischen Grundlegung<br />

ihren Abschluss fand. Im Vorfeld dieser als eine Art Fachtagung konzipierten Zusammenkunft erarbeiteten<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


die korrespondierenden Projektgruppen beider Universitäten gemeinsame Beiträge und Präsentationen.<br />

Damit gewann die universitätsübergreifende Kooperation deutlich an Verbindlichkeit, waren die Gruppen<br />

doch auf das Engagement ihrer auswärtigen Kommiliton/innen angewiesen. Im Rahmen der ersten<br />

gemeinsamen Zusammenkunft gaben die Studierenden einen Einblick in ihre Arbeitsergebnisse und<br />

diskutierten auf dieser Basis Ideen für mögliche Forschungs- und Praxisprojekte.<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 19


20<br />

In der Dramaturgie der Seminarkooperation markierte das erste Präsenztreffen den Übergang in die<br />

Konzeptionsphase, d.h. die Entwicklung von Forschungsfragen, einem Untersuchungsdesign und<br />

angemessenen Erhebungsinstrumentarien einerseits und die Konzeption und Organisation<br />

medienpraktischer Projekte andererseits. Entsprechend differierten auch die Inhalte der weiteren<br />

theoretischen Vorarbeiten: die Magdeburger Studierenden beschäftigten sich als Basis ihrer<br />

Projektskizzen intensiv mit dem handlungsorientierten Konzept der ‚aktiven Medienarbeit', die Leipziger<br />

Studierenden setzten sich hingegen mit dem Ansatz des ‚Kontextuellen Verstehens der Medienaneignung'<br />

auseinander, welches das Forschungsvorhaben in methodologischer Hinsicht rahmte. Die hierauf folgende<br />

Entwicklungsphase begleiteten die Dozenten fachlich beratend, die Seminarteilnehmer/innen<br />

bestimmten jedoch selbst die Schwerpunkte, Inhalte und die Methoden ihrer Arbeiten. Im zweiten<br />

Präsenztreffen präsentierten die Studierenden schließlich ihre Konzepte und stellten diese zur Diskussion.<br />

Die Umsetzung, Aufbereitung und Auswertung der so entwickelten Projektskizzen stand im Mittelpunkt<br />

des zweiten Semesters. Die Leipziger Studiengruppe realisierte ein qualitativ ausgerichtetes<br />

Forschungsprojekt zur Medienaneignung im höheren Lebensalter, die Magdeburger Studierenden<br />

insgesamt fünf Praxisprojekte, die Anregung und Modell für die Medienarbeit mit älteren Menschen in<br />

unterschiedlichen Mediensegmenten sein sollen. Der Bogen der entwickelten Medienprodukte spannt sich<br />

von einem Stadtmagazin, über ein Hörspiel- und ein Hörfunkprojekt bis hin zu einem Weblog sowie einem<br />

Computerspielworkshop. In der Evaluation zeigte sich, dass diese Projekte nicht zuletzt aufgrund des<br />

nahezu paritätischen Verhältnisses von Workshop-Betreuer/innen und Teilnehmer/innen deutlich Züge<br />

intergenerativer Arbeit trugen. Die hohe Akzeptanz der durchgeführten Workshops und die geäußerte<br />

Begeisterung für die gemeinsame Zusammenarbeit belegen die Potenziale eines solchen Herangehens,<br />

das letztlich für beide Seiten einen Zugewinn an (Lebens-)Erfahrung und Medienkompetenz ermöglichen<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 21


22<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


kann. In dieser Konstellation verwischen die Grenzen zwischen Leitung und Teilnahme, die Studierenden<br />

wie auch die älteren Menschen sind Lernende und Lehrende zugleich.<br />

Den Abschluss der einjährigen Kooperation bildete das dritte Präsenztreffen. Als kleines Festival geplant,<br />

bot diese Begegnung in den Räumlichkeiten eines Magdeburger Kinos einerseits die Möglichkeit, die<br />

entstandenen Projekte gemeinsam in Wort, Ton und Bild Revue passieren zu lassen und andererseits eine<br />

angemessene Atmosphäre, um die Produkte und Ergebnisse den an den Praxisprojekten teilnehmenden<br />

älteren Menschen wie auch der interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren.<br />

4 Reflexion der Seminarkooperation<br />

Im Seminar ist es gelungen, die Thematik ‚Medien im höheren Lebensalter' nicht lediglich als eine weitere<br />

universitäre Wissensdomäne zu vermitteln, sondern über den eigentätigen, anwendungsorientierten und<br />

auf Kooperation gerichteten Ansatz eine vertiefende Auseinandersetzung der Studierenden anzuregen.<br />

Für die Motivation und die Bereitschaft, im Zeitraum eines gesamten Jahres engagiert und kontinuierlich<br />

mitzuarbeiten, war die Tatsache Verantwortung für ein eigenes Projekt zu tragen, sicher entscheidend.<br />

Jedoch auch die thematische Verschränkung von empirischer Forschung und pädagogischer Praxis hat sich<br />

als sinnvoll erwiesen. Auf diese Weise blieben der Zweck und die Ziele der Auseinandersetzung mit dem<br />

Gegenstandsbereich unmittelbar fassbar: Forschung ist nicht Selbstzweck, sondern dient der<br />

medienpädagogischen Praxis als Grundlage; umgekehrt fußt medienpädagogische Praxis auf einem<br />

soliden Fundament und einer eingehenden dezidierten theoretischen Reflexion. Die so entstandenen und<br />

in dieser <strong>Broschüre</strong> dokumentierten Projekte sind wertvolle Beiträge, auf die nicht zuletzt zukünftige<br />

medienpraktische Vorhaben zurückgreifen können.<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 23


24<br />

Gemessen an ihren Resultaten ist die Kooperation zwischen den Universitäten Magdeburg und Leipzig<br />

demnach als Erfolg zu werten. Selbstverständlich sind vor dem Hintergrund der gesammelten Erfahrungen<br />

jedoch auch einige Schwierigkeiten und Defizite zu beschreiben, die in der Planung und Ausgestaltung<br />

weiterer Vorhaben dieser Art Berücksichtigung finden sollten. Zuvorderst betrifft dies die<br />

universitätsübergreifende Vernetzung und Kooperation, die es noch zu verstärken gilt. Die nachstehende<br />

Grafik illustriert die hauptsächlichen Kommunikationswege innerhalb der skizzierten Seminar-<br />

kooperation.<br />

Studiengruppen<br />

Studiengruppen<br />

Tutorinnen<br />

Abbildung 3: Kommunikationsgraph innerhalb des Pilotprojektes<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter<br />

Dozenten<br />

Dozentin<br />

Leipzig<br />

Magdeburg


Eine komplexe Seminarstruktur wie diese, die Kommunikation auf ganz unterschiedlichen Ebenen erlaubt<br />

und erfordert, bedarf einer überaus intensiven Betreuung. Die Bedeutung moderierender Tutor/innen, die<br />

auf der Internetplattform stets präsent sind, den Kommunikationsfluss organisieren, kontinuierlich<br />

Arbeitsaufgaben stellen, Hinweise geben sowie den Austausch motivieren und einfordern, ist kaum zu<br />

überschätzen. Diese Verantwortung kann indes nur Studierenden oder Dozenten übertragen werden, die<br />

bereits intensiv mit dem Gegenstand vertraut sind. Zudem sollten die Tutor/innen aus den Reihen beider<br />

Universitäten entstammen, so dass sie auch vor Ort Ansprechpartner sein können. Erst der intensive<br />

Diskurs zwischen den Studiengruppen ermöglicht es, die Synergien herzustellen, die einer solchen<br />

Kooperation auch als pädagogisches Instrument in der akademischen Lehre einen besonderen Wert<br />

verleihen. Beide Seminargruppen hätten gewiss noch in stärkerem Maße von den technischen, medialen,<br />

methodologischen, pädagogischen und praktischen Fähigkeiten und Erfahrungen der jeweils anderen<br />

profitieren können. Es gelang noch nicht das sei abschließend selbstkritisch angemerkt in allen<br />

Projektphasen gleichermaßen eine didaktisch ebenso sinnvolle wie praktikable Verschränkung der<br />

Leipziger und Magdeburger Studierenden aufrechtzuerhalten. Ein möglicher Weg besteht hier (wie in<br />

klassischen ‚Blended-Learning-Szenarien' üblich) in der Arbeit mit Kleingruppen, die sich per se aus beiden<br />

Universitäten rekrutieren. Allerdings bleibt wiederum abzuwägen, ob eine solche Gruppe ohne<br />

kontinuierliche Zusammenarbeit vor Ort tatsächlich in der Lage ist, ein ges amtes Forschungs- oder<br />

Praxisprojekt zu organisieren und umzusetzen.<br />

Ein Versuch wäre es allemal wert und so freuen wir uns auf viele weitere Projekte dieser Gestalt!<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 25


26<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


Ausgangs- und Bezugspunkte der gemeinsamen Arbeit<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 27


28<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


II Ausgangs- und Bezugspunkte der gemeinsamen Arbeit<br />

Felix Hügel, Sylvia Kaufmann, Luise Schöpflin<br />

Bevor im Anschluss die Ergebnisse der Projektarbeit vorgestellt werden, skizzieren die nachstehenden<br />

Ausführungen zunächst einige Ausgangs- und Bezugspunkte, die sich aus der gemeinsamen theoretischen<br />

Vorarbeite ableiten lassen.<br />

1 Das Altern ein lebenslanger und differentieller Prozess<br />

Grundlage sowohl für das Forschungsvorhaben als auch die Praxisprojekte war in einem ersten Schritt die<br />

eingehende Beschäftigung mit den Prozessen des Alterns und entsprechenden theoretischen Konzepten.<br />

In dieser Auseinandersetzung zeigte sich deutlich die Heterogenität der Perspektiven auf den Gegenstand<br />

und die Unschärfe des Begriffs ‚Alter'. Einigkeit ist zumindest dahingehend festzustellen, dass dem allein<br />

kalendarisch bestimmten Alter eines Menschen als Kriterium eine nur bedingte Aussagekraft zukommt. In<br />

der Gerontologie wird weitestgehend eine Auffassung vertreten, die Altern als einen lebenslangen und<br />

differentiellen Prozess beschreibt. Mit Blick auf die biologischen Veränderungen bedeutet Altern<br />

demzufolge „jede irreversible Veränderung der lebenden Substanz als Funktion der Zeit“ (Bürger zitiert<br />

nach Ries, Sauer 1989, S.2.). Damit trifft das Altern den Säugling ebenso wie den Jugendlichen und den<br />

Hochbetagten und die Leistungsfähigkeit sowie das Wohlbefinden eines Menschen werden nicht primär<br />

durch das Lebensalter eingeschränkt, sondern durch Krankheiten bzw. die vor allem im höheren<br />

Lebensalter auftretende Multimorbidität (Kanowski 1991, S. 232). In ihrer körperlichen und geistigen<br />

Leistungsfähigkeit unterscheiden sich die Angehörigen einer Altersgruppe indes erheblich und<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 29


30<br />

es ist stets ein Wechselverhältnis von biologischen Prozessen, psychischen Faktoren, sozialen und<br />

ökologischen Kräften sowie gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen und Belastungen im Lebensverlauf<br />

anzunehmen (vgl. Thomae 1991a, S. 210). Persönliche Schlüsselerlebnisse, die dem Menschen anzeigen,<br />

dass dieser nun zu ‚den Älteren' oder gar ‚den Alten' gehört, sind nicht nur Folge biologischer<br />

Veränderungen, sondern sind ebenso im Zusammenhang mit dem sozialen Umfeld und gesellschaftlich<br />

(und medial) vermittelten Rollen- bzw. Altersbildern, die ein bestimmtes Verhalten nahe legen (Kade 2007,<br />

S. 13ff.) zu denken.<br />

Generell ist davon auszugehen, dass die in der Forschung kuranten Ansätze jeweils Teilausschnitte der<br />

Lebenssituation älterer Menschen bzw. bestimmter Gruppen angemessen zu beschreiben vermögen. Ihre<br />

Gültigkeit lässt sich jedoch erst unter Berücksichtigung der je verschiedenen Lebenslagen, Lebensgefühle<br />

und Biografien der älteren Frauen und Männer prüfen und belegen. Bereits 1961 prägte der<br />

Entwicklungspsychologe Havighurst den Begriff des ‚erfolgreichen Alterns' und betonte hierbei den<br />

Eigenanteil, den die Individuen an ihrer Entwicklung haben. Grundlage für ein erfolgreiches Altern und<br />

damit für die Lebenszufriedenheit, das subjektive Wohlbefinden und die kompetente Bewältigung von<br />

Lebensaufgaben und schwierigen Situationen, sind demnach eine gesunde Lebensführung, die Teilnahme<br />

an sozialen Aktivitäten und das kontinuierliche Training der Kapazitätsreserven (vgl. Schroeter 2002,<br />

S.88). Dieses Konzept lag konträr zur zeitgleich von Cumming und Henry formulierten T heorie des<br />

Disengagement, nach der eine Verringerung der sozialen Aktivität im Alter für die Menschen ein Gewinn an<br />

Freiheit und eine Verringerung des gesellschaftlichen Drucks bedeute, die positiv erlebt letztlich zu einer<br />

höheren persönlichen Zufriedenheit führen. Deutlich wird in beiden Konzepten ein enger Zusammenhang<br />

zwischen der sozialen Partizipation und der Lebenszufriedenheit. Einen solchen begründet auch die so<br />

genannte Aktivitätstheorie, derzufolge eine intensive soziale Interaktion zumeist mit einer hohen<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


Lebenszufriedenheit einhergehe. Menschen, die aktiv und sozial eingebunden sind, gewinnen an<br />

Selbstwert und altern auf diese Weise deutlich zufriedener (vgl. T homae 1991b, S. 323). Für die<br />

vorliegenden Projekte bleibt festzuhalten, dass ‚ältere Menschen' nicht als homogene Gruppe zu verstehen<br />

sind und folglich auch ihre je spezifische Lebensgestaltung sowie ihre individuellen Möglichkeiten,<br />

Ressourcen und Beschränkungen eine differenzierte Betrachtung erfordern. So sind etwa Personen, der<br />

nur wenige soziale Kontakte pflegen und viel Zeit in der eigenen Wohnung verbringen, nicht zwangsläufig<br />

‚einsam' und ‚unglücklich'. Möglicherweise erleben gerade sie ihre aktuelle Lebensphase als besonders<br />

erfüllt, da sie sich nicht mehr gezwungen fühlen, ‚dabei' zu sein. Andere Menschen indes leiden vielleicht an<br />

der durch Krankheit und körperliche Einschränkungen empfundenen sozialen Isolation und wiederum<br />

Dritte nutzen die sich bietende Freiheit des dritten Lebensalters, um bei guter Gesundheit lang gehegte<br />

Träume zu verwirklichen und im Berufsleben vernachlässigten Interessen nachzugehen.<br />

2 Der Medienumgang älterer Menschen von der Medienforschung kaum beachtet<br />

Das öffentliche Interesse an den Konsequenzen und Folgen einer stetig alternden Gesellschaft und die<br />

Forderung nach medienkompetenten älteren Menschen führt offensichtlich nicht in gleichem Maße dazu,<br />

sich eingehend mit dem Medienumgang älterer Menschen zu beschäftigen. Wenngleich auch hierzu<br />

Studien vorliegen, bleibt die Thematik verglichen mit der auf Kinder, Jugendliche und ‚jüngere'<br />

Erwachsene gerichteten Medienforschung nur oberflächlich untersucht. Als Zielgruppe der Zukunft<br />

erkannt mehren sich ökonomisch motivierte Studien wie bspw. die ‚Marktmacht Senioren'-Untersuchung<br />

des Axel-Springer-Verlages. Jedoch ist noch immer eine Differenz zwischen der gesellschaftlichen<br />

Bedeutung älterer Menschen und ihrer Beachtung in der kommerziellen und akademischen<br />

Medienforschung zu erkennen (vgl. Gonser, Scherer 2006, S. 122).<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 31


32<br />

Insbesondere zwei Schwierigkeiten resultieren aus dieser Situation: zum einen ist ein Mangel an Arbeiten<br />

festzustellen, die sich differenziert und umfassend mit den Motiven, Funktionen, Präferenzen und Inhalten<br />

der Medienzuwendung älterer Menschen beschäftigen. Oftmals resultieren die bestehenden Befunde aus<br />

Untersuchungen, die nicht explizit auf ältere Menschen fokussieren, sondern als Repräsentativbe-<br />

fragungen entlang des kalendarischen Alters Ergebnisse für bestimmte Gruppen (z.B. ‚+50', ‚+60')<br />

ausweisen. Zum anderen sind viele Studien, die sich eingehender mit dem Gegenstand beschäftigen,<br />

älteren Datums und ihre Ergebnisse bedürfen angesichts der Generationenfolge wie auch der medialen<br />

Veränderungen (Programmvielfalt, Digitalisierung, Medienkonvergenz etc.) einer steten Überprüfung.<br />

Vor allem seit den 1980er Jahren werden in regelmäßigen Abständen Sonderstudien durchgeführt, die sich<br />

mit der Mediennutzung älterer Menschen befassen. Viel zitiert ist beispielsweise die repräsentative<br />

Untersuchung ‚Ältere Menschen und Medien' der ARD/ZDF-Medienkommission aus dem Jahr 1984, in der<br />

2000 55- bis 74- Jährige befragt wurden. Die Ergebnisse dieser Untersuchung belegen die Heterogenität<br />

der Lebenslagen und verweisen auf den Gesundheitszustand, die Bildung sowie den materiellen und<br />

sozialen Status als relevante Einflussgrößen der Mediennutzung (vgl. Eckhardt, Horn 1988, S. 152).<br />

Kontinuierliche Reichweiten- und Einschaltmessungen (beispielsweise die Langzeitstudie<br />

‚Massenkommunikation' der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung von ARD und ZDF oder die Media-<br />

Analyse der ag.ma) untersuchen die Mediennutzung der gesamtdeutschen Bevölkerung. Verschiedene<br />

Variablen wie soziodemografische Daten, Interessen oder Aktivitäten werden erhoben, um die<br />

Mediennutzung zielgruppenspezifisch zu analysieren. So entwickelte beispielsweise die<br />

Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung eine ‚MedienNutzerTypologie' (MNT), welche seit 1998 die Daten<br />

aus den Reichweiten- und Einschaltmessungen in Bezug setzt zu alltagsästhetischen und<br />

sozialpsychologischen Grundorientierungen, demografischen Merkmalen, Interessenprofilen und<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


Freizeitaktivitäten (vgl. z.B. Oehmichen 2007). Häufig zu finden sind in der Literatur zielgruppenspezi-<br />

fische Sekundäranalysen der Daten der Studie Massenkommunikation (z.B. Doh, Gonser 2007). Jedoch<br />

sind trotz der Berücksichtigung des Freizeitverhaltens, des Rentner- bzw. Pensionärstatus oder des<br />

‚Kinderhaushaltsstatus', die die Variable des kalendarischen Alters ergänzen, teilweise nur schwache<br />

Zusammenhänge zwischen kalendarischen, sozialen oder körperlichem Alter und der Mediennutzung zu<br />

erkennen (Gonser, Scherer 2006, S. 136f.). Sonderuntersuchungen wie die vom SWR initiierte Studie<br />

„50plus“ aus dem Jahr 1999 konstatieren eine hohe Bedeutung des Fernsehens, eine Präferenz für<br />

öffentlich-rechtliche Sender sowie eine unterdurchschnittliche Internetaffinität bei den über 50-Jährigen<br />

(vgl. Grajczyk, Klinger, Schmidt 2001). Allerdings ist der Anteil der älteren Bevölkerung, die sich dem<br />

Internet zuwenden, in starker Bewegung und die älteren Gruppen verzeichnen in den einschlägigen<br />

Statistiken kontinuierlich Zuwachs.<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 33


34<br />

In der Art und Weise seines Gebrauchs zeigen sich zwischen den Generationen dennoch Unterschiede. So<br />

belegt die ARD/ZDF-Onlinestudie (2008), dass nur ein kleiner Teil der Menschen ab 30 Jahren interaktive<br />

Angebote nutzen. Weniger als 20 Prozent besuchen oder schreiben in Gesprächsforen oder Chats; bei<br />

Onlinecommunities und Kontaktbörsen bewegen sich die prozentualen Nutzungszahlen bei weit unter<br />

zehn Prozent und nur etwa zwei Prozent der Menschen ab 50 Jahren nutzen Angebote dieser Gestalt.<br />

Allerdings ist der Anteil der älteren Bevölkerung, die sich dem Internet zuwenden, in starker Bewegung<br />

und die älteren Gruppen verzeichnen in den einschlägigen Statistiken kontinuierlich Zuwachs. In der Art<br />

und Weise seines Gebrauchs zeigen sich zwischen den Generationen dennoch Unterschiede. So belegt die<br />

ARD/ZDF-Onlinestudie (2008), dass nur ein kleiner Teil der Menschen ab 30 Jahren interaktive Angebote<br />

nutzen. Weniger als 20 Prozent besuchen oder schreiben in Gesprächsforen oder Chats; bei<br />

Onlinecommunities und Kontaktbörsen bewegen sich die prozentualen Nutzungszahlen bei weit unter<br />

zehn Prozent und nur etwa zwei Prozent der Menschen ab 50 Jahren nutzen Angebote dieser Gestalt.<br />

Die Basisdaten dieser vornehmlich quantitativen Erhebungen vermögen zwar einen Überblick über die<br />

Mediennutzung älterer Menschen geben, bilden ihren Facettenreichtum allerdings nicht adäquat ab.<br />

Ansatzpunkte einiger Studien wie beispielsweise die Verknüpfung aktueller Radionutzungsweisen mit der<br />

Radiosozialisation der Hörer/innen (vgl. Blödorn, Gerhards 2005) weisen auf die Notwendigkeit hin, die<br />

individuelle Biografie und die Zeitperspektive stärker zu berücksichtigen. Um die Medienaneignung älterer<br />

Menschen zu verstehen, müssen die verschiedenen Dimensionen und Möglichkeiten des Alter(n)s, die<br />

Lebensgeschichten und -konzepte, der soziodemografische Hintergrund ebenso wie persönlichkeits-<br />

relevante Aspekte mit einbezogen werden.<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


Einblicke in das Forschungsprojekt<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 35


36<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


III Einblicke in das Forschungsprojekt<br />

Die Aneignung der Medien durch ältere Menschen - Eine qualitative Untersuchung<br />

„Die alternde Gesellschaft und die aus ihr erwachsenden kulturellen und gesellschaftlichen<br />

Herausforderungen gehören seit Jahren zu den in Öffentlichkeit und Politik intensiv und kontrovers<br />

diskutierten Problemfeldern. Chancen und Potenziale der Partizipation und Integration werden dabei nicht<br />

zuletzt in der Heranführung älterer Menschen an neue Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

gesehen. Die empirische Fundierung entsprechender Projekte und Programme ist bisher allerdings als<br />

vage zu bezeichnen; die Determinanten und Motive der Mediennutzung älterer Menschen sind kaum<br />

untersucht.“<br />

Diese dem Vorlesungsverzeichnis des Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaft der<br />

Universität Leipzig entnommene Problemskizze erbrachte den Dozent/innen des Kooperationsseminars<br />

zunächst und erfreulich über dreißig Anmeldungen den Weg zur ersten Seminarsitzung nahmen dann nur<br />

noch etwa zehn interessierte Studierende auf sich. Offensichtlich genießen auch in den Agenden der<br />

Kommiliton/innen andere Thematiken einen weitaus höheren Stellenwert. Für den Arbeitsprozess indes<br />

war das in quantitativer Hinsicht nur mäßig vorhandene Interesse an dem im Fachbereich Medienpäda-<br />

gogik ausgeschriebenen Forschungsseminar keineswegs von Nachteil. Diejenigen, die sich für das Seminar<br />

entschieden hatten, erhielten die Möglichkeit, intensiv zusammenzuarbeiten und im Zeitraum eines Jahres<br />

ein eigenes Forschungsvorhaben durchzuführen und dabei an allen Schritten teilzuhaben: von der<br />

theoretischen Exploration und der Entwicklung von Forschungsfragen und -schwerpunkten, über die Wahl<br />

geeigneter Untersuchungsmethoden bis hin zur Erhebung, Auswertung und Darstellung der Ergebnisse.<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 37


In den folgenden Seiten sollen ein Einblick in diese Arbeit ermöglicht und allen Interessierten einige<br />

zentrale Ergebnisse zur Verfügung gestellt werden. Selbstverständlich muss ein solcher Überblick im<br />

Rahmen der vorliegenden Projektbroschüre verknappen und nicht alle Stationen des Forschungsprozesses<br />

und Facetten der Medienaneignung können umfassend dargestellt werden. Nichtsdestotrotz verbinden wir<br />

mit dieser kleinen Publikation die berechtigte Hoffnung, einen eigenen Beitrag zu einer noch immer<br />

vernachlässigten Forschungsthematik leisten.<br />

Abbildung 4:<br />

Forschungsinstrument Medientagebuch<br />

38<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


Die Ergebnisse der qualitativen Untersuchung<br />

Susanne Günther, Felix Hügel, Thanh Tam Nguyen, Stefan Jahrling, Sylvia Kaufmann, Katja Reszel, Luise<br />

Schöpflin, Anna Maria Schürmann<br />

Da alle Mitglieder des studentischen Forschungsprojekts mit der Thematik des Seminars noch unvertraut<br />

waren und die bisher im Studium besuchten Veranstaltungen kaum Berührungspunkte zum Gegenstand<br />

aufwiesen, wurde der Entschluss gefasst, in einem in explorativen Vorgehen der eher weit gefassten<br />

Fragestellung nachzugehen, wie ältere Menschen unterschiedliche Medien nutzen, wahrnehmen und<br />

bewerten. Dieser Fokus blieb während des gesamten zweisemestrigen Forschungsprozesses bestehen,<br />

erhielt im Zuge der theoretischen Vorarbeiten jedoch zwei Präzisierungen. Mit Blick auf die aktuellen<br />

Debatten um die vermeintlich vorhandenen wie auch fehlenden Medienkompetenzen älterer Menschen lag<br />

ein Schwerpunkt der Untersuchung in der Frage, wie ältere Frauen und Männer insbesondere die neuen<br />

Medien, allen voran den Computer und das Internet, in ihren Alltag integrieren. Mit Blick auf die Zielgruppe<br />

des Projekts galt zudem biografischen Facetten der Medienaneignung eine besondere Aufmerksamkeit.<br />

Anlage und Methoden der Untersuchung<br />

In der vorliegenden Untersuchung wurde ein subjektorientierter und qualitativer Zugang gewählt, der es<br />

ermöglicht, die Medienzuwendung älterer Menschen im Zusammenhang mit ihren Interessen,<br />

Bedürfnissen, Lebenslagen und Biografien verstehend nachzuvollziehen. Als Rahmenkonzept diente der<br />

empirischen Untersuchung das von Bernd Schorb und Helga Theunert (200 0) entwickelte ‚Kontextuelle<br />

Verstehen der Medienaneignung'. Diesem zufolge sind Medien integrale Bestandteile der<br />

gesellschaftlichen Realität Medienaneignung ist zu verstehen als komplexer Prozess der<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 39


40<br />

Auseinandersetzung der Subjekte mit den Medien, d.h. die Integration medialer Angebote in alltägliche<br />

Lebens- und Erfahrungskontexte. Dabei wird von einem wechselseitigen Bedingungsverhältnis<br />

ausgegangen: einerseits reichern die Medien die Erfahrungen der Subjekte an und andererseits<br />

beeinflussen die individuellen und sozialen Erfahrungen die Integration der Medien in den Alltag. Ein<br />

kontextuelles Verstehen der Medienaneignung schließt vor diesem Hintergrund sowohl die Analyse des<br />

medialen Angebotes, als auch die Berücksichtigung der Kontexte auf Seiten der Subjekte ein (z.B. formale<br />

wie Alter, Geschlecht, Bildungshintergrund, sozialer Hintergrund; aber auch Charaktereigenschaften,<br />

Interessen, Überzeugungen, Weltanschauungen).<br />

Als zentrale Erhebungsinstrumente dienten der Untersuchung ein Medientagebuch, das von den<br />

Untersuchungsteilnehmer/innen für den Zeitraum von zwei bis drei Tagen geführt wurde sowie ein daran<br />

anschließendes fokussiertes und leitfadengestütztes Inter view (vgl. Lamnek 2005). Bereits bei der<br />

Rekrutierung der Untersuchungsteilnehmer/innen zeigte sich, dass viele Männer und Frauen, nicht zuletzt<br />

aufgrund eigener negativer Erfahrungen mit „Umfragen“ oder Anrufen von Marktforschungsinstituten,<br />

Bedenken hatten, fremde Menschen in die eigene Wohnung einzuladen und sich ihren Fragen<br />

preiszugeben. Ein erstes Treffen zwischen den Interviewer/innen und den älteren Menschen stand deshalb<br />

vor allem im Zeichen des gegenseitigen Kennenlernens sowie der Erklärung der Handhabung des<br />

Medientagebuches. Dieses bestand aus mehreren visualisierten Tagesabläufen, in denen die<br />

Untersuchungsteilnehmer/innen eigenständig ihren Mediengebrauch notierten und Piktogramme mit<br />

den Symbolen der unterschiedlichen Medien einklebten. Einige Tage später wurde auf der Grundlage der<br />

ausgefüllten Materialien ein vertiefendes Gespräch geführt. Dieses Gespräch gliederte sich in die<br />

folgenden Schwerpunkte, die jedoch nicht chronologisch ‚abgearbeitet', sondern der Situation und dem<br />

Gesprächsverlauf angemessen flexibel erfragt bzw. diskutiert wurden:<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


><br />

><br />

><br />

><br />

><br />

><br />

Einstieg (Vorstellung des Projekts, Hinweis auf Anonymisierung der Daten)<br />

soziodemografische Daten (z.B. Geburtsdatum, Geschlecht, Familienstand, Bildungsstand, ge-<br />

lernte und ausgeübte Berufe, Renteneintrittsalter)<br />

Beschreibung des typischen Medienalltags (Hilfsmittel: Medientagebuch, Tagesablaufplan mit<br />

Piktogrammen) mit anschließender...<br />

Vertiefung des Gesprächs ‚Lieblingsmedium' (z.B. allgemeine Begründung; spezifische<br />

Präferenzen, Zeiten, Orte, soziale Konstellationen, Motive) sowie...<br />

eine vertiefende Besprechung der weiterhin genutzten Medien.<br />

Sonderschwerpunkt: neue Medien (z.B. Barrieren und Potenziale; Gründe für Nutzung/Nicht-<br />

Nutzung)<br />

Abschluss des Interviews (z.B. Raum für Nachfragen, eigene Ergänzungen)<br />

Der Leitfaden gab den Interviewer/innen in den Gesprächen eine Orientierung, sollte die Vergleichbarkeit<br />

der Interviews gewährleisten und ließ dennoch Raum für die Schwerpunkte, Sichtweisen und<br />

Ausführungen der Interviewten selbst. Obligatorisch war indes das Erfragen medienspezifischer<br />

Nutzungsweisen, Präferenzen, Bewertungen und auch biografischer Bezüge der Medienzuwendung. Im<br />

Anschluss an die mit einem digitalen Aufnahmegerät dokumentierten Gespräche wurde ein Protokoll<br />

angefertigt, in dem die Interviewenden Auffälligkeiten, Besonderheiten oder auch Schwierigkeiten<br />

während des Interviews notierten. Der weitere Arbeitsprozess umfasste die Transkription der Gespräche<br />

und die Erarbeitung von Fallbeschreibungen mit Hilfe eines vorab entwickelten Kategoriensystems. Auf<br />

dieser Basis wurden alle Gespräche einer umfassenden Interpretation zugeführt. Zunächst suchten alle<br />

Mitglieder des Forschungsteams in einem offenen, vergleichenden Prozess systematisch nach relevanten<br />

Spuren, die sodann in drei Arbeitsgruppen mit je unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen weiter verfolgt<br />

wurden. In den drei- bis vierköpfigen Arbeitsgruppen wurden die allgemeinen Charakteristika des<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 41


42<br />

Medienumgangs der älteren Menschen analysiert, die Aneignung insbesondere der neuen Medien<br />

nachvollzogen und die biografischen Aspekte der Medienaneignung untersucht.<br />

Die Untersuchungsgruppe<br />

An der Untersuchung haben insgesamt 25 Frauen und Männer im Alter zwischen 60 und 83 Jahren (19<br />

Einzelgespräche, drei Gespräche mit Ehepaaren) teilgenommen. Angestrebt wurde eine Streuung nach<br />

Alter, Geschlecht und Bildungshintergrund, aber auch die Aktivität und die gesundheitliche Verfassung der<br />

Untersuchungsteilnehmer/innen sollten variieren, um die Medienaneignung einer möglichst heterogenen<br />

Stichprobe analysieren zu können. Dessen ungeachtet gestaltete sich die Auswahl der älteren Menschen<br />

schwieriger als zuvor gedacht. So ließen sich durch direkte Ansprache oft nur diejenigen für die Untersu-<br />

chung begeistern, die vergleichsweise aktiv und aufgeschlossen sind. Eher zurückgezogen lebende ältere<br />

Menschen waren für die Forscher/innen über die Suche in Senior/innenvereinen oder Volkshochschulen<br />

nur schwer zu erreichen ebenso wie Hochbetagte, die häufig in Altenheimen leben. Allein über ‚Vertrauens-<br />

personen', meist Familienmitglieder, war es möglich, auch die weniger Aktiven für das Interview zu moti-<br />

vieren.<br />

13<br />

Abbildung 5: Geschlecht der Untersuchungsgruppe<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter<br />

3<br />

6<br />

weiblich<br />

männlich<br />

Ehepaare (m+w)


80 -89<br />

70 - 79<br />

60 -69<br />

Abbildung 5: Alter der Untersuchungsgruppe<br />

Hochschulstudium<br />

Fachhochschulstudium<br />

Fernstudium<br />

mittlere Reife und niedriger/<br />

Berufsausbildung<br />

Abbildung 6: Bildungshintergrund der Untersuchungsgruppe<br />

2<br />

3<br />

4<br />

7<br />

12<br />

n=25<br />

n=25<br />

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11<br />

11


44<br />

Die Untersuchungsgruppe bildeten 16 Frauen und neun Männer. Jeweils elf von ihnen waren zum<br />

Zeitpunkt der Erhebung im Mai 2008 zwischen 60 und 69 bzw. zwischen 70 und 79 Jahre alt, drei Personen<br />

über 80 Jahre. Sieben ältere Frauen und Männer haben ein universitäres Studium absolviert, sechs ein<br />

Fachhochschul- oder ein Fernstudium, zwölf der Teilnehmenden haben die mittlere Reife oder, bedingt<br />

durch die finanzielle Notwendigkeit eines frühen Berufseintrittes, eine kürzere Schulausbildung genossen.<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


Die Medien im Leben der älteren Menschen Die Ergebnisse der Untersuchung<br />

Zunächst ist festzustellen, dass über alle älteren Untersuchungsteilnehmer/innen hinweg das gesamte<br />

Medienensemble in Gebrauch genommen wird, die Vielfalt der genutzten Medien jedoch von Fall zu Fall<br />

stark variiert. Dies trifft vor allem auf die Verbreitung, die Zuwendung und die Beurteilung der so<br />

genannten neuen Medien Computer und Internet zu, bei denen die Positionen der älteren Menschen<br />

auseinander gehen (siehe Kapitel 4.2). Von den interviewten älteren Frauen und Männer nutzt fast die<br />

Hälfte das Internet nicht und vierzehn Personen wenden sich diesem in unterschiedlicher Intensität zu. Von<br />

einer sporadischen bis hin zu einer regelmäßigen und langwährenden Zuwendung finden sich hierbei die<br />

verschiedensten Nutzungsintensitäten. Vereinfacht lassen sich die Ergebnisse auf die Formel bringen, dass<br />

die Nutzung des traditionellen Medienensembles stark mit der im Lebenslauf entwickelten Gewohnheiten<br />

verbunden ist, während der Gebrauch der neuen Medien eine in hohem Maße interessengeleitete oder<br />

soziale Motivation voraussetzt. Ein Großteil der Untersuchungsgruppe (18 Teilnehmer/innen) verfügt<br />

zudem über ein Mobiltelefon. Positiv eingeschätzt wird insbesondere dessen praktischer Nutzen in Notfall-<br />

und Ausnahmesituationen. Die Möglichkeit, im Ernstfall Hilfe anfordern zu können, ist ein wichtiges Motiv<br />

für den Erwerb des mobilen Mediums.<br />

Die nachfolgende Darstellung der Untersuchungsergebnisse umfasst erstens<br />

eine Beschreibung der zentralen Motive der Medienzuwendung und eine<br />

eigene Typologie der medialen Zu- und Umgangsweisen; zweitens eine<br />

gesonderte Fokussierung der Ergebnisschau auf die neuen Medien<br />

und skizziert drittens die Ergebnisspuren aus biografischer<br />

Perspektive.<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 45


46<br />

Die zentralen Motive der Medienzuwendung<br />

Nahezu alle an der Untersuchung beteiligten älteren Menschen haben ein ausgeprägtes Interesse an<br />

Informationen, die ihr nahes Umfeld betreffen. Eine besondere Bedeutung kommt hierbei der regionalen<br />

Zeitung (z.B. die Leipziger Volkszeitung) zu, die von den meisten Frauen und Männern im Abonnement<br />

bezogen wird. Ebenfalls beliebt sind regionale Hörfunk- und Fernsehsender, die über die Ereignisse,<br />

Veranstaltungen und Entwicklungen des nahen Umfeldes berichten. Darüber hinaus äußern viele ältere<br />

Menschen spezifische thematische Interessen und / oder Hobbys, die sie bereits über viele Jahre verfolgen<br />

und die ihre Wurzeln nicht selten auch im Berufsleben haben. Die im Ruhestand gewonnene Zeit wird auch<br />

dazu genutzt, diese Interessen weiterzuführen und zu intensivieren. Nicht zuletzt bieten diese die<br />

Möglichkeit, dem nun weitgehend selbst bestimmten Lebensvollzug Struktur und innere Ordnung zu<br />

verleihen.<br />

Die grundsätzlichen Orientierungen und Vorlieben der älteren Menschen moderieren auch die Wahl und<br />

den Umgang mit Medien. Thematisch erweisen sich vor allem das Interesse an Kultu r, an Politik sowie an<br />

Geschichte und Religion als bedeutsam. Kulturell interessierte ältere Menschen greifen vorwiegend auf das<br />

Radio und die Zeitung zurück. In der Regel genießen diese Medien eine hohe Glaubwürdigkeit und<br />

entsprechen vor allem auch den ästhetischen Kriterien der Befragten. Gewünscht wird überwiegend ein<br />

Radioprogramm, das Wortbeiträge zu kulturellen Themen sowie ernste und klassische Musik umfasst.<br />

Auffällig ist, dass eine ausgeprägte Kulturorientierung oft mit einer medienkritischen Einstellung<br />

einhergeht. Mitunter grenzen sich diese älteren Frauen und Männer von der antizipierten und / oder<br />

beobachteten Mediennutzung anderer, zumeist (vermeintlich) weniger gebildeter Menschen ab oder<br />

bewerten die Inhalte anderer Medien vor der Folie ihres Anspruchs an das inhaltliche und ästhetische<br />

Niveau medialer Angebote. Edith P. beispielsweise lehnt das Medium Fernsehen vehement ab.<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


Im Gespräch mit der studierten, allein lebenden Frau offenbart sich immer wieder der kritische Blick auf<br />

ihre Umwelt wie auch die eigene Person. Sie selbst nennt das Radio als ihr bevorzugtes Medium, wobei sie<br />

sich auch hier ausschließlich öffentlich-rechtlichen Sendern zuwendet.<br />

Ebenso greifen die befragten älteren Menschen auf die traditionellen und als glaubwürdig bewerteten<br />

Medien zurück, wenn es darum geht, sich politisch und gesellschaftlich zu informieren. Vor allem dem<br />

öffentlich-rechtlichen Fernsehen wird viel Vertrauen geschenkt und Glaubwürdigkeit zugesprochen.<br />

Stärker als bei den vorgenannten Themenfeldern ist ein Interesse für Geschichte und Religion mit der<br />

Zuwendung zu (Fach-)Büchern, themenbezogenen Zeitschriften, aber auch entsprechenden Magazinen<br />

und Dokumentationen im Fernsehen verbunden. Es finden sich in den Gesprächen zudem Hinweise, dass<br />

die eigenen Meinungen und Vorstellungen über die Realität mitunter auch unreflektiert auf der Basis der<br />

genutzten Medien gebildet werden. Vor allem wenn es um die Lebenswelt der jüngeren Generationen geht,<br />

steht den älteren Menschen oftmals nur das medial geprägte Bild der jüngeren Menschen zur Verfügung. So<br />

bezieht Marlies R. ihr Wissen über Gefahren, die für Kinder und Jugendliche von den neuen Medien<br />

ausgehen, unter anderem aus einem Krimi.<br />

Neben den skizzierten inhaltlichen Medienzugängen besteht ein weiteres wesentliches Motiv der<br />

Medienzuwendung in der Unterhaltung, die viele ältere Menschen in der Medienrezeption erleben.<br />

Wenngleich die Umgangsweisen und die zentralen Motive unterschiedlich sind, wird doch deutlich, dass<br />

Fernsehen und Radio vor allem für diejenigen eine wichtige emotionale Bedeutung haben, die über<br />

vergleichweise wenig soziale Kontakte verfügen. Eine intensive und extensive Medienzuwendung kann<br />

hier auch dazu dienen, Ersatz zu schaffen und sich nicht mehr allein zu fühlen. Generell sind das Bedürfnis<br />

nach Nähe und sozialem Anschluss zentrale Gründe für die Medienzuwendung. Es ist nicht nur, aber auch<br />

für ältere Menschen wichtig, mitreden zu können und über das Weltgeschehen sowie gesellschaftliche<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 47


48<br />

Entwicklungen informiert zu sein, um im Beisammensein mit Familienmitgliedern und Freunden und<br />

Bekannten mitreden zu können. Medien und ihre Inhalte dienen ihnen als Quellen, aus welchen<br />

Gesprächsstoff geschöpft wird. Deutlich wird dieses Motiv in Beschreibungen, in denen Medien explizit<br />

zum Zwecke der Anschlusskommunikation genutzt werden. Marga L. etwa liest ausschließlich die ‚BILD',<br />

da ihre Arbeitskolleg/innen ebenfalls Leser der Boulevardzeitung sind und die Kommunikation am<br />

Arbeitsort häufig um die hier behandelten Themen kreist.<br />

Eine Typologie des Medienumgangs der älteren Menschen<br />

Die unterschiedlichen medialen Umgangsweisen der älteren Menschen lassen sich idealtypisch in<br />

verschiedene Zugangs- zu und Herangehensweisen an Medien bündeln. Obgleich die Forschungsergeb-<br />

nisse belegen, dass das Altern und mit ihm die Medienaneignung subjektive Prozesse sind, treten im<br />

Vergleich der Untersuchungsteilnehmer/innen dennoch Gemeinsamkeiten zutage.<br />

Insbesondere das kalendarische Alter scheint dabei eine nur untergeordnete Rolle zu spielen. Vielmehr<br />

sind die Gewohnheiten, Einstellungen, Interessen, Aktivitäten und der soziale Lebenskontext zentrale<br />

Ansatzpunkte für die folgende Typologie. Es sei darauf hingewiesen, dass die an dieser Untersuchung<br />

teilnehmenden älteren Menschen meist mehreren Typen zuordenbar sind und letztere jedoch die charakte-<br />

ristischen Züge der Medienaneignung widerspiegeln.<br />

Der Gewohnheitsmensch<br />

Der Gewohnheitsmensch nutzt Medien vor allem zur Strukturierung seines Alltags, der von<br />

wiederkehrenden Routinen geprägt ist. Mitunter behält er den zeitlichen Rhythmus des Arbeitslebens und<br />

die aus ihm resultierenden Mediennutzungsstrukturen bei oder aber passt diese nach dem Renteneintritt<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


der veränderten Situation an. Immer aber sind ihm feste Zeiten und die ritualisierte Zuwendung zu den von<br />

ihm geschätzten Medienangeboten wichtig. Bevorzugt wendet sich Gewohnheitsmensch den traditionellen<br />

Medien zu, die ihm seit Jahren und Jahrzehnten vertraut sind und denen er sich sowohl zielgerichtet als auch<br />

beiläufig widmet. Mediale Experimente geht er nur selten ein, was nicht zuletzt den relativ geringen<br />

Stellenwert neuer Medien begründet. Gewohnheitsmenschen sind Frauen ebenso wie Männer und auch<br />

der Bildungshintergrund ist nicht entscheidend.<br />

Der Schatzsucher<br />

Der Schatzsucher verfolgt zielgerecht seine individuellen Neigungen, die im Weiterführen berufs-<br />

bezogener, aber auch ortsgebundener, politischer, kultureller oder religiöser Interessen bestehen. Die<br />

Mediennutzung erfolgt typischerweise geplant und durchdacht. Begründet liegt dies in dem Wunsch,<br />

bezogen auf den „Schatz“ das eigene Wissen zu erweitern und zu verfeinern. Der Schatzsucher ist damit<br />

nicht selten ein Experte auf seinem Gebiet, z.B. ein ‚Technikfreak'. Neben altbewährten Medienangeboten<br />

können durchaus auch neue Medien zum Einsatz kommen, wenn es denn von Nutzen ist. Angst vor der<br />

Auseinandersetzung mit Computer und Internet hat er im Regelfall nicht, wobei die bisherigen<br />

Erfahrungen und Kenntnisse ebenfalls Einfluss nehmen. Die Gruppe der Schatzsucher zeigt ebenfalls<br />

keine Geschlechtsspezifika, hat zumeist jedoch einen höheren Bildungshintergrund.<br />

Der wählerische Gebildete<br />

Dem wählerischen Gebildeten liegt viel an einer soliden Allgemeinbildung und er interessiert sich für<br />

vielfältige Themen. Sein Zugang ist wenig unterhaltungsorientiert, sondern vielmehr interessegeleitet.<br />

Ebenso wie der Schatzsucher nutzt er die Medien sehr gezielt und wählt darüber hinaus Medienformate und<br />

-produkte nach intellektuellen und ästhetischen Kriterien aus. Das Lesen von Zeitungen und Büchern ist für<br />

ihn selbstverständlich. Neuen Medien gegenüber ist er offen, allerdings nur, wenn ein Nutzen damit<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 49


50<br />

Verbunden ist, beispielsweise für die Informationssuche oder die Kommunikation. Da der wählerische<br />

Gebildete in der Regel auch sozial stärker eingebunden ist, lässt er sich seinen Tagesablauf keineswegs von<br />

den Medien diktieren. Die Mediennutzung wird stets nach ihrem Nutzen abgewogen, kritisch reflektiert<br />

und bewertet. In dieser Gruppe finden sich auffallend viele gezielte Radionutzer, die Radio nicht nur<br />

beiläufig hören, sondern aufmerksam bestimmte Sendungen verfolgen. Das Fernsehen spielt hingegen<br />

meist nur am Abend eine Rolle. In der Untersuchungsgruppe gehören vor allem allein lebende Frauen<br />

zwischen 60 und 70 Jahren diesem Typus an. Prinzipiell hat der wählerische Gebildete auch selbst einen<br />

vergleichsweise hohen Bildungstand.<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


Der Gestalter<br />

Der Gestalter wendet sich den Medien nicht allein rezeptiv zu, sondern zeichnet sich durch den Wunsch aus,<br />

Medieninhalte und -formate auch selbst zu gestalten und zu arrangieren. Im Zentrum der Medienwahl<br />

stehen das eigene Anliegen und der Nutzen, der mit dem Medium verbunden ist. Manchmal sieht<br />

sich der Gestalter sogar gezwungen, neue oder alternative Medien bei seiner Arbeit<br />

einzusetzen. Dabei wird auch auf die neuen Medien zugegriffen, wenn diese etwa für die<br />

Bearbeitung und das Archivieren von Bildmaterial die gewünschten Funktionen erfüllen oder<br />

sich die Arbeit effizienter gestalten lässt. Der Bogen spannt sich hierbei von der<br />

Textverarbeitung, über die Digitalfotografie und den Videoschnitt bis hin zur Gestaltung<br />

traditioneller Medien wie dem Buch. Ihr kommunikatives und aktives soziales Verhalten in den<br />

außermedialen Tätigkeiten spiegelt sich auch in ihrem Medienhandeln wieder. So gibt es den<br />

aktiven ‚Einmischer', der zum Beispiel Kontakt zu Redaktionen sucht, um auf diese Weise auf<br />

die Medien und ihre Inhalte Einfluss zu nehmen.<br />

Der sozial Motivierte<br />

Der sozial Motivierte wendet sich vor allem aus kommunikativen und sozialen Motivlagen<br />

heraus den Medien zu und das soziale Umfeld bestimmt die Medienauswahl mit. Insbesondere<br />

für sozial Motivierte ist die Bedeutung der Medien als Quellen für die<br />

Anschlusskommunikation hoch. Sie schätzen Medien, um den Anschluss an die Welt nicht zu<br />

verlieren oder um sich dem Leben jüngerer Generationen auseinander zu setzen. Seltener als<br />

bei den anderen Typen motivieren eigene Interessen oder Hobbys den Mediengebrauch.<br />

Besonders in der Aneignung neuer Medien ist diese Gruppe auf die Initiative und Hilfe des<br />

sozialen, insbesondere des familiären Umfelds angewiesen. In der Regel erfolgt danach jedoch<br />

keine eigenständige Auseinandersetzung mit weiteren Möglichkeiten des neuen Mediums.<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 51


52<br />

Der Genügsame<br />

Der Genügsame unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht von den anderen vorgenannten Typen. Im<br />

Vergleich zu diesen reflektiert er den eigenen Medienumgang weniger und beschränkt sich dabei meist auf<br />

die traditionellen Medien. Den neuen Medien steht er eher ablehnend gegenüber, vor allem dem Internet.<br />

Dies wird mitunter noch dadurch verstärkt, dass er selbst ein defizitäres Altersbild hat. Seine<br />

Mediennutzung ist durch Routinen geprägt, zeigt aber selten ein interessengeleitetes Handeln und ist das<br />

zentrale Motiv ist in der Unterhaltung zu finden. Das Fernsehen ist für ihn unangefochten das wichtigste<br />

Medium. Der Genügsame hat häufiger einen geringeren Bildungshintergrund und sein Lebensstil ist in<br />

stärkerem Maße durch Passivität geprägt.<br />

Computer und Internet im Leben der älteren Menschen<br />

Etwa die Hälfte der Untersuchungsteilnehmer/innen nutzen regelmäßig den PC und / oder das Internet. Im<br />

Vergleich zu anderen Medien wie dem Fernsehen oder dem Hörfunk haben diese allerdings eine<br />

untergeordnete Bedeutung im Medienensemble und gelten prinzipiell auch als ‚verzichtbar'. Die in den<br />

Gesprächen beschriebenen Zu- und Umgangsweisen, Vorteile und Potenziale, aber auch die geäußerten<br />

Ängste und skeptischen Einwände sind Zeugen der gespaltenen Haltung der älteren Menschen zu diesen<br />

Medien. Die folgenden Ausführungen bündeln in drei Abschnitten die zentralen Ergebnisse zur Aneignung<br />

des Computers und des Internets. Es wird hierbei deutlich, dass soziale Aspekte und das Vorhandensein<br />

ausgeprägter Interessen die Zuwendung wesentlich begründen, gleichfalls jedoch der Umkehrschluss<br />

nicht gilt: Andere ältere Menschen sehen für sich keinen Mehrwert oder äußern Skepsis und Ängste, die<br />

einer vertieften Auseinandersetzung entgegenstehen. Ein Hauptgrund für die Computer- und Internet-<br />

nutzung liegt darin, bereits bestehende Interessen weiter zu verfolgen und das eigene Wissen zu erweitern.<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


Es fällt hierbei auf, dass die älteren Menschen stets einen konkreten Nutzen suchen und eine Zuwendung<br />

allein aus ‚Spaß' wie er bei Jüngeren häufig festzustellen ist kaum in Frage kommt. Das Internet ist in erster<br />

Linie ein Medium der Information. So recherchiert Erika S. des Öfteren Fahrpläne und Öffnungszeiten und<br />

schätzt ein, „mal Abends ne Stunde, mal zwei Stunden [im Internet zu sein], je nachdem, was ich grad will“.<br />

Ebenso kann es jedoch auch vorkommen, dass sie das Internet „manchmal eine ganze Woche nicht“ nutzt.<br />

Die Suche der Untersuchungsteilnehmer/innen reicht von fremden Begriffen und Vokabeln über<br />

Ausstellungshinweise und das Kinoprogramm bis hin zur Recherche nach neuen technischen Trends.<br />

Vorraussetzung ist hierbei jedoch immer ein ausgeprägtes Interesse. Die Möglichkeiten des Computers und<br />

des Internets erfahren vor allem von denjenigen eine positive Beurteilung, die bereits Erfahrungen mit<br />

diesen Medien gemacht haben, diese gern nutzen und sich in den Gesprächen auch anderweitig<br />

aufgeschlossen und aktiv zeigen. Wie im ‚normalen' Leben sind sie in der virtuellen Welt aktiver als andere<br />

Männer und Frauen ihres Alters und werden durch Erfolgserlebnisse im Netz motiviert, sich weiter damit<br />

zu beschäftigen. Sie goutieren die Dynamik und Optionen des Internets und setzen recht pragmatisch ihre<br />

Interessen mit Hilfe des Netzes um.<br />

Hervorgehoben wird vor allem der praktische Nutzen, den sie in der Informationsrecherche im Internet<br />

(z.B. Ahnenforschung, Hobbys), im Email- oder Briefeschreiben (z.B. mit ‚Microsoft Word') oder auch in der<br />

Bildbearbeitung und in der elektronischen Archivierung von Fotos (auf der Festplatte oder auf CD-ROM)<br />

sehen. Einige Befragte schätzen zudem die unkomplizierte Möglichkeit, über das Internet Waren zu<br />

bestellen und beispielsweise bei ‚amazon' online einzukaufen. Erfolgserlebnisse beim Kauf motivieren<br />

mitunter gar zu einem Ausbau der Internetnutzung. Die Älteren, die das Internet für ihre Interessen<br />

nutzen, haben meist eine positive Grundhaltung zu neuen Medien und begreifen diese als eine Erweiterung<br />

ihrer Handlungsmöglichkeiten.<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 53


54<br />

Soziale Motivationen der Internetzuwendung<br />

Die Ausführungen der älteren Menschen belegen, dass insbesondere soziale Motive und Anregungen den<br />

Zugang zum und die Auseinandersetzung mit dem Internet moderieren. Nicht selten sind es die sozialen<br />

Bezugspersonen, d.h. die Ehepartner/innen, jüngere Familienmitglieder oder andere Gleichaltrige, die die<br />

Nutzung des Mediums nahe legen. Diese Menschen können aber auch selbst Anlaß der Zuwendung sein, da<br />

sie beispielsweise via E-Mail problem- und kostenlos zu erreichen sind. Wenn das soziale Umfeld das<br />

Internet nutzt, ist dies ein Anreiz, sich damit zu beschäftigen. Freilich gibt es auch ältere Menschen, die sich<br />

bewusst und aus Überzeugung diesen Medien entziehen. Marlies R. etwa formuliert im Interview eine<br />

grundsätzliche Abneigung gegen die vermeintliche Allgegenwart des Internets: „Bloß so, dass ich es habe,<br />

nö, das brauche ich nicht, da muss ich keinem anderem etwas beweisen“ und merkt lachend an: „Da trotze<br />

ich dann nun gerade.“ In der Regel sind jedoch die je individuellen Bedürfnislagen und die subjektiv erlebte<br />

Notwendigkeit, das Medium zu erkunden, entscheidend. Neben einer intrinsischen, selbst motivierten<br />

Aneignung des Internets ist auch der Druck ausschlaggebend, den die älteren Menschen von außen<br />

erleben. So gehen ältere Menschen beispielsweise online, da sie das Gefühl haben, bei einem in ihrer<br />

Familie oder ihrem Bekanntenkreis wichtigen Gesprächsthema nicht mitreden zu können. Ein solcher<br />

Druck entsteht auch, wenn ein Familienmitglied entsprechende technische Geräte schenkt. Ist das Internet<br />

im sozialen Umfeld nicht Gegenstand der Kommunikation, so ist der Bedarf für die Anschaffung eines<br />

Computers und die Auseinandersetzung mit neuen Medien geringer. Ein eher untypisches, aber nicht<br />

minder soziales Motiv ist bei Walter J. zu erkennen. Er unterstützt den Sohn, der ein Café betreibt, ganztägig<br />

bei der Arbeit. Zu diesem Zweck nutzt er oft auch PC, mit dem er Tabellen erstellt oder im Internet nützliche<br />

Utensilien bestellt. Zusätzlich geht er auch privat ins Internet, um beispielsweise bei ‚ebay' nach<br />

technischen Geräten zu recherchieren. Im Vergleich zu den anderen Interviewteilnehmer/innen verbringt<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


Walter J. viel Zeit im Netz und hat daran sichtlich Freude: „Internet ist natürlich eine interessante Sache, da<br />

könnte man sich ja festbeißen, ja, man wird ja hier von einem interessanten Detail ins nächste geführt und<br />

wenn man da Zeit hätte, könnte man den Tag vergessen“.Ein wichtiges Motiv für die sozial motivierte<br />

Internetnutzung besteht darin, Informationen zu Aktivitäten zu erhalten, die gemeinsam mit anderen<br />

realisiert werden. Eva W. etwa leitet im Rahmen eines organisierten Netzwerkes, in dem sich ältere Frauen<br />

zusammenschließen, einen „politischen Stammtisch“. Hier diskutieren die Frauen meist tagesaktuelle<br />

Themen.<br />

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56<br />

Um die Treffen vorzubereiten, archiviert sie Artikel aus Tageszeitungen, liest aber auch auf<br />

entsprechenden Internetseiten nach, um sich auf den „neuesten Stand“ zu bringen. Andere Frauen und<br />

Männer suchen gezielt nach Informationen zu Veranstaltungen, die sie anschließend mit Freunden und<br />

Bekannten besuchen. Wenngleich das Internet eine relevante Quelle für die Anschlusskommunikation ist,<br />

wird es selbst als Ort der Kommunikation seltener genutzt. Kommunikative Umgangsweisen mit dem<br />

Internet beschränken sich zumeist auf das Schreiben von E-Mails; Chat- und Messengerservices werden<br />

von den Untersuchungsteilnehmer/innen hingegen nicht in Gebrauch genommen. Über alle interviewten<br />

Frauen und Männer hinweg ist festzustellen, dass die E-Mail-Kommunikation andere und bedeutsamere<br />

Kommunikationswege nur ergänzt. Dies mag nicht zuletzt daran liegen, dass mitunter nur wenige Freunde<br />

und Bekannte aus der näheren Umgebung E-Mails senden und empfangen (können): „Es gibt leider, das<br />

bedauere ich, wenig [Menschen] in meinem Alter, die sich dafür interessieren. Und das ist so, da kann man<br />

eben nicht so viel mit E-Mails anfangen.“ (Eva W.) Das mündliche bzw. fernmündliche Gespräch sind die<br />

gewohnten und vertrauten Austauschformen.<br />

Leben Freunde und Familie in der Nähe, wird wenig überraschend der persönliche Kontakt vorgezogen.<br />

Diesen hat man sich ein Leben lang „angewöhnt“. Diese Kommunikations- und Kontaktpraxen finden in<br />

der Regel nur dann eine Ergänzung, wenn ein sichtbarer Mehrwert zu erkennen ist. Gegeben ist ein solcher<br />

beispielsweise bei großen räumlichen Entfernungen. Im Vergleich zum Brief und zum Telefonat erweist<br />

sich die E-Mail hier als kostengünstige Variante (z.B. alte Freunde in einer anderen Stadt, Bekannte in den<br />

USA). Ruth S. ist vor einigen Jahren von Hamburg nach Leipzig gezogen und überbrückt nun die Distanz zu<br />

den Freunden in der Hansestadt durch E-Mails. „Und dann bekomme ich Post aus aller Welt. Also so aus<br />

Brasilien von einem jungen Mann, [den] ich mal beim Sprachkursus kennen gelernt habe.“ Über die Zeit ist<br />

ihr der Austausch per E-Mail wichtig geworden und heute ist die 64-Jährige „traurig“, wenn sie einmal<br />

keine neue Post bekommen hat.<br />

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Die Kontakte, die sie mit Hilfe des Internets pflegt, haben eine sehr große Bedeutung in ihrem Leben und die<br />

Nachrichten beeinflussen ihre Stimmung, die beflügelt wird, wenn ihre Freunde ihr lange E-Mails<br />

schreiben: „Es war wunderbar das dann immer zu lesen. Ja, das macht mir Freude.“<br />

Dass elektronische Nachrichten in bestimmten Situationen und Konstellationen die Funktion<br />

übernehmen, die ehemals Briefe hatten, zeigt sich auch bei anderen Interviewteilnehmer/innen. Ruth S.<br />

sieht hier deutliche Parallelen: „Ich schreib nur lange E-Mails. Also, im Grunde ist das für mich Briefe<br />

schreiben. Für mich sind das Briefe. Und Briefe schreiben hab ich schon immer gerne gemacht und dafür<br />

nutz ich den PC in aller erster Stelle.“<br />

Es steht zu vermuten, dass es Menschen leichter fällt, neue Medien für sich zu entdecken, wenn sie an<br />

gewohnten Praxen anknüpfen können.<br />

Nicht alle sehen einen Mehrwert<br />

Es ist deutlich geworden, wie wichtig es für die ‚Erst- und Neunutzung' eines Mediums ist, dass in diesem<br />

Potenziale für die eigene Lebensgestaltung entdeckt werden. Allerdings gehen die Ansichten, Meinungen<br />

und Bedürfnisse darüber auseinander, ob Computer und Internet einen solchen Beitrag leisten. Nicht alle<br />

Befragten können für sich einen subjektiven Mehrwert feststellen, sondern sind mit ihrer (auch medialen)<br />

Lebenssituation zufrieden. Vielfach verweisen diese älteren Menschen darauf, dass ihnen bereits andere<br />

Medien die Informationen bieten können, die sie wünschen und benötigen. Gerade die Suche nach<br />

Informationen also, die andere Teilnehmer/innen zur Internetnutzung animieren, wird von diesen als<br />

Zuwendungsmotiv abgelehnt, da diese sich schließlich ebenso in Lexika, der Zeitung oder in<br />

Nachrichtensendungen des Radios oder des Fernsehens finden ließen.<br />

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58<br />

Eine Domäne der klassischen Medien sind hierbei regionale Nachrichten, die die älteren Männer und<br />

Frauen durch diese seit jeher und in altbewährter Form präsentiert bekommen. Besonders der Lokalteil in<br />

der Zeitung wird geschätzt. Hinzu kommt, dass auch die Qualität der im Internet erhältlichen<br />

Informationen und die teils anonyme Autor/innenschaft bemängelt werden. Wenn sowohl der eigene<br />

Bedarf an Informationen mit den klassischen Medien abgedeckt werden, als auch den Interessen auf diesem<br />

Wege nachgegangen werden kann, fehlt den Älteren ein Anreiz, sich mit den neuen Medien<br />

auseinanderzusetzen. Hinzu kommt, dass die Informationen, die durch die klassischen Medien vermittelt<br />

werden, von diesen interviewten Personen oft sehr positiv bewertet werden. Es verwundert vor diesem<br />

Hintergrund nicht, dass insbesondere bei denjenigen älteren Menschen, die das Internet nicht nutzen, die<br />

klassischen Medien von hoher Bedeutung sind. Vor allem dem Fernsehen kommt hierbei die Funktion eines<br />

Fensters zur Welt zu.<br />

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Ein ähnliches Bild ergibt sich mit Blick auf die sozialen Potenziale des Internets. Die bestehenden sozialen<br />

Kontakte und Kommunikationsmöglichkeiten reichen vielen Nichtnutzern aus bzw. sehen diese ihren Tag<br />

auch ohne zusätzlichen Medienumgang bereits gut ausgefüllt.<br />

Ebenso erachten auch diejenigen eine Kommunikation via Internet als unsinnig, deren Bezugspersonen oft<br />

im näheren Umkreis leben. So bewohnen Gerda und Karl P. eine Etage im Haus ihrer Tochter, ebenso wie<br />

einer der Enkelsöhne. Dessen Wohnung wurde vormals bewohnt von der Enkelin, die nun zwar in ein<br />

eigenes Haus gezogen ist, trotzdem aber noch häufig mit den beiden Urenkeln zu Besuch ist. Gerda und Karl<br />

selbst leben eine innige Beziehung. Alle wichtigen Personen befinden sich also in der Nähe und es besteht<br />

für die beiden kein Bedarf einer „nicht-persönlichen“ Kommunikation. Auch andere Interviewteilneh-<br />

mer/innen berichten von regen Kontakten, Unternehmungen mit Familienmitgliedern oder beispielsweise<br />

dem Besuch der Volkshochschule, um „eben Leute kennen [zu lernen], die, sag ich mal, auf der gleichen<br />

Welle schwimmen“ (Rita B.). Eine ablehnende Haltung demonstrieren jedoch nicht nur ältere Menschen,<br />

deren Alltag in sozialer Hinsicht ausgefüllt ist. So betont etwa Heinrich E., dass er „jetzt in seinem Alter<br />

seine Ruhe braucht“ und deshalb auch seine sozialen Kontakte reduziert habe: „Der Kontakt per Telefon,<br />

der muss ausreichen. Und der reicht auch aus. [...] Wissen Sie, man wird im Alter auch immer ruhiger, man<br />

braucht immer weniger Kontakt. Wir haben zum Beispiel auch keine Freunde mehr, wo wir hingehen<br />

können und irgendwas.“<br />

Skepsis, Ängste und ein fehlender emotionaler Bezug als Barrieren<br />

Die Bewertungen des Mediums Internet offenbaren jedoch, dass neben den mangelnden Potenzialen für<br />

die eigene Lebensführung nicht zuletzt Barrieren und Ängste bestehen, die einer Erkundung der neuen<br />

Medien entgegenstehen.<br />

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60<br />

Der wesentliche Unterschied ist darin zu sehen, dass solche Barrieren auch Menschen zu Nicht-Nutzern<br />

werden lassen, die womöglich gern einmal Computer und Internet nutzen würden, sich dieses aus<br />

verschiedensten Gründen jedoch nicht trauen oder aus Überzeugung verwehren.<br />

Grundsätzlich ist bei den in dieser Untersuchung interviewten älteren Menschen gegenüber den neuen<br />

Medien gleich, ob sie diese nutzen eine skeptische Haltung festzustellen. Technikeuphorie wie sie<br />

beispielsweise bei Kindern und Jugendlichen häufig ausgeprägt ist, findet sich nur im Einzelfall. Es besteht<br />

zwar durchaus Interesse; der skeptische Blick und die kritische Haltung bleiben indes wach. Diese relative<br />

Distanziertheit beruht teils auf eigenen negativen Erfahrungen, speist sich aber auch aus der<br />

polarisierenden Berichterstattung anderer Medien. Sehr verbreitet ist hierbei die Ansicht, dass die<br />

fortschreitende Mediatisierung Ursache für sinnliche und kommunikative Verarmungseffekte sei. Vor<br />

allem die zwischenmenschliche Kommunikation leide unter einer medialen und technischen Flut, der sich<br />

Kinder und Jugendliche aussetzen. „Ich denke, das ist einfach zu viel. Also die Technik ist einfach viel zu viel,<br />

das menschliche Miteinander, das fehlt.“ (Ingrid H.) Aus ähnlichen Gründen lehnt es auch Johanna M. ab,<br />

ihren PC in das Wohnzimmer zu stellen. Sie fürchtet, dass auf diese Weise der Austausch und das Gespräch<br />

mit ihrem Mann leiden könnte. Neben solchen eher sozialpsychologisch Folgen der Medienverbreitung<br />

sehen die älteren Menschen auch biologische und physische Probleme. So schwäche das stundenlange<br />

Ausharren vor dem Bildschirm die Sehstärke und andere neue Medien wie das Mobiltelefon schädigen die<br />

Ohren.<br />

Eine zentrale Kritik am Internet formulieren die älteren Menschen jedoch aus eigener Erfahrung. Die<br />

Offenheit des Mediums, die auch seinen Reiz ausmachen kann, erfährt in zeitlicher Hinsicht eine negative<br />

Bewertung. Die Männer und Frauen befürchten, in ausgedehnten Reisen durch die virtuelle Welt, in denen<br />

ein Verweis dem anderen folgt, den Überblick und ihr Zeitgefühl zu verlieren.<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


Selbst technik- und medienbegeisterte Menschen wie Josef F. thematisieren die Gefahr, im Internet leicht<br />

Zeit zu verschwenden. Obwohl ihn in der Vergangenheit die Möglichkeiten des Internets sehr interessiert<br />

haben und er auch beruflich damit zu tun hatte, möchte er zum Zeitpunkt des Gespräches seine Nutzung<br />

limitieren. Er begründet dies mit der „deprimierenden Erfahrung“, sich immer wieder im Internet zu<br />

verlieren, auf neue Dinge zu stoßen und schließlich die Zeit zu vergessen. Die Betonung der zeitlichen<br />

Dimension der Beschäftigung mit neuen Medien ist in Zusammenhang mit einem erhöhten Bewusstsein<br />

der älteren Menschen zu sehen, dass Zeit endlich und ein kostbares Gut ist, welches es sinnvoll zu nutzen<br />

gilt.<br />

Regelrechte Ängste sind bei einigen und vor allem den älteren Frauen und Männern der<br />

Untersuchungsgruppe mit Blick auf die Handhabung der Medientechnik festzustellen. Sie sehen sich mit<br />

den komplizierten Anwendungen teils überfordert, wissen sich in Problemfällen nicht zu helfen oder<br />

äußern, zu alt zu sein, um die neuen Funktionsweisen noch zu erlernen und zu begreifen. Die Furcht davor,<br />

mit der komplizierten Medientechnik nicht zurechtzukommen überwiegt im Einzelfall sogar ein<br />

prinzipielles Interesse an den Technologien. So erkennt Heinrich E. die Potenziale des Internets, etwa um<br />

für den bevor stehenden Urlaub zu recherchieren, und überlegte aus diesem Grund, einen Laptop zu<br />

erwerben. Letztendlich jedoch überwog die Skepsis: „Ich habe Angst, dass ich das nicht mehr begreife, dass<br />

ich mich damit nicht zurecht finde. Ich könnte zwar die einzelnen Knöpfe drücken und wüsste vielleicht in<br />

einem halben Jahr, was ich damit mache, aber ich habe offiziell wie gesagt Angst davor, dass ich mir für<br />

1000 Euro so ein Ding hinstelle und dann nicht weiß, was ich damit anstellen soll.<br />

Dass ich es nicht bedienen kann oder die Möglichkeiten, die gegeben sind, nicht ausschöpfen kann.“ Noch<br />

reservierter äußert sich die 76-jährige Vera K. Mit PC und Internet habe sie nichts zu tun, das „verstehe ich<br />

nicht mehr, ich will es auch nicht mehr verstehen, ich brauche mir das nicht mehr antun“.<br />

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62<br />

Und auch der fast gleichaltrige Hans O. ist sich sicher: „In dem Alter, so richtig begreift<br />

man das dann auch nicht mehr so schnell, ne. Wenn man das schon jahrelang macht,<br />

dann wächst man so rein.“<br />

In Äußerungen wie diesen offenbart sich eine letzte zentrale Barriere, die der<br />

Aneignung der neuen Medien entgegensteht. Anders als Kinder und<br />

Jugendliche, die mit diesen ganz selbstverständlich heranwachsen, haben<br />

ältere Menschen mit dem Computer und dem Internet oftmals keine<br />

‚gemeinsame Geschichte'. Während sie mit den klassischen Medien<br />

Erinnerungen an ihre Eltern oder die eigene Jugendzeit verbinden, fehlt ihnen diese<br />

emotionale Bindung an die neuen Medien. Verglichen mit anderen Medien sind sie ihnen fremd und fern.<br />

Biografische Facetten der Medienaneignung älterer Menschen<br />

Ein Schwerpunkt der Untersuchung galt der biografischen Perspektive in der Medienaneignung älterer<br />

Menschen. Es wird davon ausgegangen, dass die Medienaneignung entscheidend von<br />

generationsspezifischen Erfahrungen wie gesellschaftlich-politische Ereignisse, aber auch durch<br />

technische Entwicklungen sowie durch persönlichkeitsrelevante Erfahrungen mitbedingt ist. In der<br />

Auswertung der geführten Interviews zeigte sich, dass die Frauen und Männer biografische<br />

Selbstthematisierungen zum einen heranziehen, um gegenwärtige Zustände besser erklären zu können,<br />

auf Entwicklungen und Veränderungen aufmerksam zu machen oder auch auf biografische Kontinuitäten<br />

oder relevante Ereignisse hinzuweisen, die bis in die Gegenwart von Bedeutung sind. Zum anderen stellen<br />

sie Bezüge zur eigenen wie auch gesellschaftlichen Vergangenheit her, um sie der Gegenwart<br />

gegenüberzustellen und entgegenzusetzen. Die auf diese Weise dokumentierten biografischen<br />

Gesprächspassagen machen deutlich, dass die medialen und außermedialen<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


Erfahrungen im Laufe des Lebens einen Einfluss auf die Medienaneignung der älteren Menschen hatten<br />

und noch haben. Die auf diese Weise dokumentierten biografischen Gesprächspassagen machen deutlich,<br />

dass die medialen und außermedialen Erfahrungen im Laufe des Lebens einen Einfluss auf die<br />

Medienaneignung der älteren Menschen hatten und noch haben.<br />

Intergenerative Anregungen<br />

Eine recht ungewöhnliche Sicht auf die Medienaneignung älterer Menschen ergibt sich, wenn diese über<br />

ihre eigenen Prägungen in der Kindheit und Jugend berichten. Ältere Menschen sind selbst Kinder ihrer<br />

Eltern und als solche von den ihnen vermittelten Wertmaßstäben und Normen beeinflusst. Nicht selten<br />

flankieren die Interviewten ihre biografischen Reflexionen denn auch mit Ergänzungen wie ‚Das war bei<br />

uns damals so.' Einige der Untersuchungsteilnehmer/innen thematisieren dabei explizit<br />

Überschneidungen, Parallelen oder Ähnlichkeiten zwischen ihrem eigenen und dem Medienverhalten<br />

ihrer Eltern. Freilich ist in Rechnung zu stellen, dass eine (zeitüberdauernde) Übernahme oder eine<br />

Weiterführung der in jungen Jahren nahe gelegten Medienumgangsweisen von zahlreichen weiteren<br />

Einflussgrößen abhängig ist, hier keine Determinismen bestehen und ebenso Überformungen typischer<br />

Nutzungsmuster zu erkennen sind. Zu nennen sind als wichtige Einflussinstanzen die in den<br />

Partnerschaften entfalteten medialen Routinen und Rituale, die gegenseitigen Anregungen im<br />

Freundeskreis, die eigene Persönlichkeit und mit ihr verbundene Interessen oder auch der berufliche<br />

Werdegang. Allerdings zeigen sich auch Hinweise darauf, dass in Bezug auf den Umgang mit Medien und<br />

ihren Angeboten seien diese auch andere als die selbst genutzten bestimmte Bewertungsmuster von der<br />

älteren Generation an die jüngere Generation ‚weitergegeben' werden. Insbesondere mit Blick auf die<br />

Erziehung ihrer eigenen Kinder betonen die Befragten, dass die elterliche Medienerziehung ein prägendes<br />

Moment darstelle.<br />

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64<br />

Dies mündet letztlich in spezifische Erziehungspraxen, etwa indem den Kindern das Zeitungslesen nahe<br />

gelegt und zugleich auf eine eingeschränkte Nutzung des Fernsehens wert gelegt wurde. Aus der so<br />

formulierten Intention der Erziehungspraxis lässt sich gewiss kein kausal und linear gedachter<br />

Wirkungszusammenhang ableiten. Es ist jedoch zu vermuten, dass trotz der eigenständigen Entwicklung<br />

des Kindes familiär vermittelte Orientierungsmuster durchaus weiter getragen werden. Die Prägung der<br />

Generationen ist jedoch nicht als eine Einbahnstraße von ‚alt' nach ‚jung' zu denken, sondern besteht<br />

wechselseitig. Auch die eigenen Kinder, zumal wenn sie größer werden und sich schließlich das<br />

Beziehungsverhältnis nivelliert bzw. verkehrt, nehmen mitunter Einfluss auf die Medienaneignung. So<br />

etwa, wenn die älteren Menschen mit den Kindern und Enkelkindern bestimmte Medien oder Sendungen<br />

gemeinsam nutzen oder die erwachsenen Kinder durch Mediengeschenke oder verbale Anregungen und<br />

Aufforderungen Impulse setzen, die wie oben für die Beschäftigung mit dem Internet darge stellt zu einer<br />

Auseinandersetzung führen.<br />

Gewohnheiten, Medienbindungen und Erinnerungen<br />

Die Bedeutung der Biografie manifestiert sich auch darin, dass sich im Laufe des Lebens bestimmte<br />

Vorlieben und mediale Bindungen verfestigen, die oftmals beständig sind und nicht zuletzt der<br />

Alltagsstrukturierung dienen. Die Sichtbarkeit dieser biografischen Facetten variiert von Person zu Person<br />

und auch von Interview zu Interview, da den biografischen Pfaden nicht in allen Gesprächen gleichermaßen<br />

nachgegangen wurde. Insgesamt sind es jedoch vor allem die klassischen Medien die Zeitung, das Radio<br />

und das Fernsehen die diese Funktionen ausfüllen und auf die habitualisier t zurückgegriffen wird. So<br />

behält beispielsweise Josef S. die der Tagesstruktur der früheren Berufstätigkeit entstammenden<br />

Fernsehgewohnheiten auch im Ruhestand unverändert bei. Wichtig sind in diesem Zusammenhang auch<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


esondere Erinnerungen, die zwischen Medien, medialen Angeboten und den Subjekten Nähe erzeugen<br />

und zu einer Verdichtung und Verstetigung des Medienhandelns beitragen. Einerseits rufen bestimmte<br />

Medien individuelle Erinnerungen hervor, andererseits werden die individuellen Erinnerungen auch<br />

herangezogen, um medienspezifische Fragen zu beantworten. Mediale Angebote können dabei<br />

beispielsweise mit einer Person, einem individuellem Interesse oder einer Reise in Verbindung gebracht<br />

werden. Es zeigten sich jedoch auch generationsspezifische Medienerinnerungen. Hervorzuheben sind hier<br />

im Besonderen die Erinnerungen an das „Westfernsehen“ und die ihm in der Vergangenheit von den<br />

ostdeutschen Untersuchungsteilnehmer/innen entgegengebrachte Sympathie und Wertschätzung.<br />

Biografische Umbrüche und ihre individuelle Verarbeitung<br />

Die Veränderung von Lebensverhältnissen ist besonders gut an Umbrüchen zu untersuchen. Umbrüche<br />

werden hier verstanden als biografische Einschnitte, die eine Modifikation der Lebensverhältnisse mit sich<br />

bringen. Die biografische Relevanz dieser Ereignisse zeigt sich u.a. auch daran, dass sie den älteren<br />

Menschen im Gespräch für die Beantwortung medienspezifischer Fragen als zeitliche Orientierung im<br />

Lebenslauf dienen. Ein Umbruch stellt somit einen symbolischen Schlüsselpunkt in der Biografie der<br />

Menschen dar, der beispielsweise auf die soziale Konstellationen oder das Zeitbudget der<br />

Medienzuwendung Einfluss nehmen kann. Umbrüche sind markante biografische Wegmarken dar, die von<br />

den Untersuchungsteilnehmer/innen unterschiedlich verarbeitet wurden. Sechzehn der interviewten<br />

Männer und Frauen thematisieren direkt oder indirekt biografische Wendepunkte als (Teil-)Ursachen für<br />

eine auch veränderte Medienaneignung. Zu unterscheiden sind entlang ihrer Äußerungen individuelle und<br />

kollektive Umbrüche. Individuelle Umbrüche sind nur in den biografischen Kontext der Befragten<br />

einzuordnen und finden sich in Zäsuren wie Heirat, Renteneintritt, Krankheiten oder ein Umzug, die zu<br />

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66<br />

einer veränderten Lebensführung und / oder Medienaneignung führen können.<br />

Gänzlich verändert zeigt sich der Mediengebrauch bei Hans O. nach dem Tod seiner Frau. Der passionierte<br />

Digitalfotograf hat sein Hobby, das für ihn nicht zuletzt auch beziehungsstiftenden Charakter hatte, nahezu<br />

aufgegeben. Zu Lebzeiten seiner Frau habe er viele Bilder geschossen, welche jetzt in der Wohnung verstaut<br />

sind. Allein mache das Fotografieren nun keinen Sinn mehr. Für Ingrid H. war ein Ortswechsel ein<br />

einschneidendes Erlebnis. Vor einigen Jahren zog sie zu ihrem Lebenspartner in die ihr fremde Stadt<br />

Leipzig. Im Gespräch stellt sie fest, seit dem Umzug mehr fern zu sehen und bezeichnet sich selbst als<br />

„fernsehsüchtig“. Vor dem Ortswechsel hätte sie das Medium nicht in diesem Medium gebraucht, aber es<br />

mit 60 Jahren nicht einfach „nochmal neu anzufangen“. Da sie keine Freunde in Leipzig hat, sich in der<br />

Stadt allein fühlt und jede Freizeitbeschäftigung neu suchen muss, bleibt ihr das Fernsehen als leicht<br />

zugängliche Alternative und die von ihr geliebten Telenovelas bieten ihr Abwechslung und emotionalen<br />

Halt. Aber nicht nur ihr Umgang mit dem Fernsehen hat sich nach dem Umzug verändert. Das<br />

Zusammenleben in der Partnerschaft hat dazu geführt, dass Ingrid H. entgegen ihrer eigenen<br />

Hörfunkvorlieben den bevorzugten Radiosender des Mannes mithört. Eigentlich mag sie selbst eher<br />

Klassikprogramme, da ihr Mann jedoch immer wieder den Sender verstellte, belässt sie es nun bei dem von<br />

ihm gehörten regionalen Sender, der sie aufgrund seines geringen Informations- und hohen „Tratsch“-<br />

Gehalts allerdings „ärgert“. Eine auffällige Veränderung des Umgangs mit den Medien ist in einigen Fällen<br />

auch mit dem Beginn des Ruhestands zu beobachten. Jutta D. weist sehr eindringlich auf die schwierige Zeit<br />

hin, die dem Berufsaustritt folgt: „Da muss man erstmal einen neuen Rhythmus finden.“ Meist steht dabei<br />

die Umstrukturierung des (auch medialen) Alltags in Verbindung mit den vorhandenen Interessen bzw.<br />

Nutzungsgewohnheiten der Befragten. So kann zum einen die Zuwendung zum präferiertem Medium<br />

ausgeweitet werden oder eine interessengeleitete Medienaneignung im Vordergrund stehen. Insbesondere<br />

die weiterführende Vertiefung bzw. das anhaltende Interesse an Wissensgebieten, die mit der ehemaligen<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


Profession im Zusammenhang stehen, sind hierbei charakteristisch für die veränderte Medienzuwendung.<br />

Kollektive Umbrüche beziehen sich auf Ereignisse von gesamtgesellschaftlicher Relevanz, die freilich<br />

individuell wahrgenommen und verarbeitet werden. Einschneidend war für die bis auf eine Ausnahme aus<br />

dem Osten des Landes stammenden Untersuchungsteilnehmer/innen die politische „Wende“ in der<br />

Bundesrepublik Deutschland, die qua Vervielfältigung des Angebots und Annullierung der bestehenden<br />

Medien, zwangsläufig auch zu einem veränderten Medienumgang führte. In der Interpretation der<br />

Einzelinterviews wurde deutlich, dass die Persönlichkeit und die Interessen der Befragten die Art und<br />

Weise dieser Anpassungsprozesse entscheidend beeinflussen.<br />

Reflexion<br />

Die Konzeption und Durchführung einer eigenen Untersuchung war für alle Teilnehmer/innen des<br />

Forschungsseminars eine neue Herausforderung und eine wertvolle Erfahrung. Es bleibt allerdings nicht<br />

aus, dass in der Retrospektive einiges hätte anders gemacht werden können. So war der weite Horizont der<br />

Studie auch ein Grund dafür, dass einzelne Fragestellungen nicht in dem Maße beantwortet werden<br />

konnten, wie es zu wünschen wäre. Vor allem die biografischen Pfade der Medienaneignung erfordern eine<br />

eigenständige und dezidierte Untersuchung, die im Rahmen eines Interviews, welches einer Fülle an<br />

Schwerpunkten nachgeht, kaum zu realisieren ist. In methodischer Hinsicht stellt sich auch die Frage, wie<br />

die verschiedenartigen biografischen Äußerungen zu bewerten und zu interpretieren sind. Hier bestanden<br />

im Auswertungsprozess durchaus auch Unsicherheiten. Zu unterscheiden ist etwa eine Selbst- von einer<br />

Fremdthematisierung der Vergangenheit und zu berücksichtigen ist die Tatsache, dass die Narrationen der<br />

älteren Menschen ebenso der biografischen Reflexion unterliegen.<br />

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68<br />

Nichtsdestoweniger führte die Untersuchung zu Ergebnissen, die zum einen Grundlage für eine weitere<br />

Vertiefung und zum anderen Anregungen für die medienpädagogische Praxis sein können. Vor allem<br />

demonstrieren sie die Heterogenität der Medienaneignung im höheren Lebensalter, die ebenso<br />

differenziert zu betrachten ist wie die von Kindern und Jugendlichen. So wie jede/r von ihnen geprägt ist von<br />

der individuellen Biografie, den eigenen Interessen und Lebensmaximen, so haben auch alle<br />

unterschiedliche Zugänge zu Medien und deren Inhalten. Die Lebenssituationen, Einstellungen,<br />

Bedürfnisse und Wünsche der an der Studie teilnehmenden Frauen und Männer zeigen, dass pauschale<br />

Angebote, die sich an ‚die Senior/innen' richten, kaum Aussicht auf Erfolg haben. Insbesondere die<br />

Aneignung neuer Medien setzt voraus, dass von den älteren Menschen ein manifester Mehrwert für die<br />

eigene Lebensbewältigung erkannt wird. Ebenso anzuerkennen ist, dass nicht alle älteren Menschen nur<br />

weil es gesellschaftlich opportun erscheint oder der Zeitgeist dies nahelegt gewissermaßen ‚per Dekret' an<br />

den Computer und das Internet herangeführt werden sollten. Es ist nicht notwendig, jede und jeden davon<br />

zu überzeugen, einen E-Mail-Account einzurichten und die sozialen Kontakte via Internet zu pflegen.<br />

Gleichwohl ist dafür Sorge zu tragen, dass diejenigen, die ein Interesse an der Aneignung der neuen<br />

Technologien haben, aus verschiedenen Gründen die bestehenden Hürden jedoch nicht nehmen können,<br />

Unterstützung erfahren.<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


Die aktive Medienarbeit mit älteren Menschen muss dabei an ihre Motive und Interessen gekoppelt sein. Ein<br />

innovativer Ansatz und noch kaum beschrittener Weg könnte hier in der Entwicklung von Szenarien der<br />

aktiven Medienarbeit bestehen, die insbesondere die Zäsuren und Umbrüche im Leben älterer Menschen<br />

begleiten, d.h. zum Beispiel den Beginn des Ruhestands oder auch den Verlust wichtiger sozialer<br />

Bezugspersonen. Projekte der aktiven Medienarbeit ermöglichen zum einen das Kennenlernen und den<br />

Austausch mit anderen Menschen und eröffnen zum anderen Möglichkeiten, die eigenen Erfahrungen<br />

medial zu thematisieren und zu verarbeiten. Sinnvoll erscheint vor dem Hintergrund der geführten<br />

Interviews die Arbeit in kleinen Gruppen, so dass auf die individuell auf die Teilnehmer/innen eingegangen<br />

werden kann. So erwähnen einige der Interviewten Hemmungen, sich die Bedienung des Computers oder<br />

von Angeboten im Internet von Jüngeren erklären zu lassen, da diese häufig zu schnell und zu ungeduldig<br />

seien.<br />

Mit Blick auf die Kritikfähigkeit der Älteren ergeben sich sowohl Ansatzpunkte für eine Integration dieser<br />

Kompetenzen in die medienpädagogische Praxis als auch die Notwendigkeit, den älteren Menschen selbst<br />

ein fundiertes Wissen nahe zu bringen.<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 69


70<br />

Bedingt durch die relative Distanz zu den Medienpraxiskulturen der Jüngeren sind sie mitunter<br />

empfänglicher für stereotype Vorstellungen, beispielsweise die Gefahren der Mediatisierung und des<br />

Internets betreffen. Die Differenzierung, ob es sich um ein rein privates Angebot (z.B. ein<br />

Weblog), eine Serviceleistung oder eine kommerzielle Internetseite<br />

handelt, die sich über Werbung finanziert oder dem Absatz von Waren dient,<br />

hilft in vielen Fällen, auch die Inhalte besser einordnen und bewerten zu<br />

können. Zugleich kann das ausgesprochen kritische Bewusstsein vieler<br />

älterer Menschen in Projekte intergenerativer Medienarbeit eingebracht<br />

werden.<br />

Während die jüngeren Generationen gleichsam spielerisch und<br />

selbstverständlich mit den je neuen Medien umgehen, mangelt es ihnen<br />

nicht selten an der Fähigkeit, ihren Medienumgang und die von<br />

ihnen genutzten Angebote kritisch und reflexiv zu beurteilen. So<br />

entsteht ein diametrales Kompetenzverhältnis, das in einer<br />

gemeinsamen Zusammenarbeit für alle Beteiligten einen<br />

Zugewinn darstellen kann.<br />

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72<br />

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Einblicke in die Praxisprojekte<br />

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74<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


IV Einblicke in die Praxisprojekte<br />

„Weil man hier etwas Praktisches machen kann.“, Weil es nicht schon wieder um Kinder und Jugendliche<br />

geht“. „Weil ich die Credits in diesem Modul noch brauche“. „Weil es mal etwas anderes ist.“ So und ähnlich<br />

begründeten die Studierenden des Studiengangs Medienbildung. Visuelle Kultur und Kommunikation ihre<br />

Teilnahme am Seminar ‚Aktive Medienarbeit mit älteren Menschen'. Die ursprünglich vierzigköpfige<br />

Gruppe wurde im Laufe des Seminars kleiner. Das Pensum war groß. Die Teilnahme am Seminar verlangte<br />

die Bereitschaft, sich über den Zeitraum von zwei Semestern intensiv mit einer Thematik<br />

auseinanderzusetzen, umfangreiche Literaturanalysen durchzuführen, eigene möglichst<br />

innovative Modellprojekte zu entwickeln und diese schließlich in der Praxis zu erproben.<br />

Während dieser Zeit galt es, verschiedene Herausforderungen zu bestehen: die mitunter<br />

konfliktträchtige Arbeit im Team, die Rekrutierung der Zielgruppe, der Austausch mit den<br />

Studierenden in Leipzig. Die auf diesem Weg gewiss immer wieder auftretende Frage ‚Warum<br />

dieses Seminar?' aber hat sich für den Großteil der Studierenden spätestens aufgelöst, da Ihre<br />

Arbeit Konturen gewann, ihre Ideen auf Zuspruch und Anerkennung stießen und sie nicht zuletzt<br />

im gemeinsamen Wirken mit ihren Mitstreiter/innnen im höheren Lebensalter viel Spaß hatten.<br />

Das große Engagement, mit welchen sie ihre eigenen Vorhaben umzusetzen<br />

wussten zeugen davon, dass die Studierenden das Projekt zu ihrer Sache<br />

gemacht haben, ihren eigenen Zugang zur Thematik entwickelt haben. Die<br />

nachfolgenden Ausführungen geben Einblick in diesen Schaffensprozess und<br />

die Ideen, Zielperspektiven, Konzeptionen und Ergebnisse fünf spannender<br />

Projekte und möchten Motivation und Anregung sein für weitere Projekte in<br />

einem medienpädagogisch weiter zu erschließendem Bereich.<br />

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76<br />

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4.1 ‚Neighbours online.de'<br />

Neighbours online.de' - Ein Magdeburger Web 55.0 für Senioren<br />

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78<br />

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4.1 'Neighbours Online Ein Magdeburger Web 55.0 für Senioren'<br />

Ariane Kleibrink, Christin Hildebrandt, Friederike von Nathusius, Julia Rieke, Thomas Hoffmann, Tino<br />

Diesterheft, Tom Hartig<br />

Projekthintergrund und Projektidee<br />

Der Begriff des Web 2.0 ist heute in aller Munde. Er steht für ein breites Spektrum an Möglichkeiten, sich als<br />

Nutzer aktiv an der Entwicklung von Angeboten des Internets zu beteiligen. Angesichts nutzerfreundlicher<br />

Interfaces ist es grundsätzlich jedem auch ohne Programmierkenntnisse möglich, eigene Beiträge, etwa als<br />

‚Blogs' oder ‚Wikis' zu verfassen und damit an medialer Kommunikation teilzuhaben. So selbstverständlich<br />

diese Möglichkeiten heute von der heranwachsenden Generation, den ‚digital nativs' genutzt werden, ist<br />

Web 2.0 für viele Angehörige älterer Generationen, den ‚digital immigrants' noch ein Fremdwort.<br />

Ältere Menschen können meist auf eine umfangreiche Medienerfahrung in ihrem Leben mit Zeitung, Radio<br />

oder Fernsehen zurückblicken. Auch haben sie mit der Einführung des Fernsehens bereits den Wechsel<br />

eines Leitmediums erlebt wie er sich heute ebenso mit Blick auf das Internet abzeichnet. Doch stellt das<br />

Internet als neues Medium in diesem späten Abschnitt ihres Lebens eine neue, große Herausforderung dar.<br />

Sie haben im Laufe ihrer Mediensozialisation andersartige Medienumgangsweisen bzw.<br />

Medienpraxiskulturen entwickelt und eignen sich Kenntnisse und Fertigkeiten entsprechend deutlich<br />

zurückhaltender und langsamer an. Wie die Ergebnisse der Medienforschung zeigen, nutzen ältere<br />

Menschen das Internet vor allem zur Informationsrecherche.<br />

Auch die Ergebnisse des Leipziger Forschungsprojekts (siehe Kapitel 3) belegen, dass die kommunikativen<br />

Potenziale des Internets bislang von den älteren Menschen nur in geringem Maße (z.B. in Form der E-Mail<br />

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80<br />

Funktion) wahrgenommen und gebraucht werden. Mit Blick auf die vielfältigen partizipativen<br />

Möglichkeiten des ‚Mitmachnetzes' ergibt sich hier ein Handlungsfeld für Medienpädagogik und<br />

Medienbildung. Wenn auch ein jede/r selbst die Entscheidung zu treffen hat, ob webbasierte<br />

Kommunikationsprozesse die eigene Lebensführung bereichern, so sollte doch jede/r zumindest in die Lage<br />

versetzt werden, die entsprechenden Angebote handhaben und deuten zu können.<br />

Projektziele<br />

Vor dem skizzierten Hintergrund war es das Ziel des Projektes, ältere Menschen an das Web 2.0 als einen<br />

sozialen Interaktionsraum heranzuführen und ihnen im aktiven Umgang mit den Offerten des Internets<br />

Möglichkeiten der Partizipation zu eröffnen.<br />

Im Projekt 'Neighbours Online Ein Magdeburger Web 55.0 für Senioren' hatten die Teilnehmer/innen die<br />

Aufgabe, auf einer Internetplattform (Erfahrungs-)Berichte über ihre Heimatstadt Magdeburg zu<br />

verfassen, zu veröffentlichen und auf diese Weise ein eigenes Bild ihrer Stadt und deren Bewohner zu<br />

zeichnen. Im sozialen Austausch über den Alltag in Magdeburg, persönliche Interessen, Hobbys und<br />

Freizeitaktivitäten in themenspezifischen Beiträgen, der damit verknüpften Kommentarfunktion, im Chat<br />

wie auch der Selbstdarstellung im eigenen Profil war es das Ziel, Reflexionsprozesse anzuregen, die eine<br />

Auseinandersetzung mit den eigenen Sichtweisen ebenso wie jener der anderen Projektteilnehmer/innen<br />

einschlossen. Dabei wurde an ein bestehendes Grundlagenwissen im Umgang mit dem Computer und dem<br />

Internet angeknüpft, das im Projekt insbesondere im Hinblick auf den selbsttätigen, mitgestaltenden<br />

Umgang zielte. Durch die aktive (Mit-)Gestaltung medialer Räume sollten die Teilnehmer/innen angeregt<br />

werden, die Offerten des Internets zu erkunden, diese im Hinblick auf ihre eigenen Vorstellungen und<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


Erwartungen zu reflektieren, zu kommentieren und auf diese Weise ihren eigenen Perspektiven Ausdruck<br />

zu verleihen. Auf diese Weise konnten die Projektteilnehmer/innen spielerisch eigene Zu- und<br />

Umgangsweisen im Netz entwickeln, erproben und mit anderen diskutieren. Durch die aktive<br />

Mitgestaltung erwarben sie Kenntnisse zur Verfasstheit des Internets und konnten hierdurch nicht zuletzt<br />

Berührungsängste abbauen und Selbstvertrauen gewinnen. In der Auseinadersetzung mit den Potenzialen<br />

und Risiken des Internets galt es Orientierungswissen zu vermitteln und das Medienhandeln der<br />

Teilnehmenden zu stärken.<br />

Projektzielgruppe<br />

Zielgruppe des Projektes waren ältere Menschen im Alter ab etwa 60 Jahren. Diese Altersgruppe, die sich<br />

mehrheitlich im Ruhestand befindet, verfügt in der Regel über größere Zeitressourcen, die in diesem<br />

Rahmen sinnvoll genutzt werden können. Angesichts ihrer individuellen Lebenserfahrungen und ein<br />

zumeist langes Berufsleben können sie inhaltlich auf einen großen T hemenpool zurückgreifen, den sie in<br />

die Projektarbeit einbringen. Gleichwohl ist das Bedürfnis, sich auszutauschen, Erlebnisse und<br />

Erfahrungen kundzutun und dies auch an andere Generationen weiterzugeben, auch für diese<br />

Altersgruppe ein wichtiges Motiv der Medienzuwendung. Um regelmäßige Zusammenkünfte zu<br />

ermöglichen und der regionalen Ausrichtung des Projektes gerecht zu werden, wurden die<br />

Teilnehmer/innen in Magdeburg und Umgebung rekrutiert. Entscheidend waren überdies Grund-<br />

kenntnisse im Umgang mit der Hard- und Software von Computern, die für die anwendungsbezogene,<br />

gestaltende Internetarbeit unerlässlich waren. Die Projektteilnehmer/innen wurden zum einen aus einem<br />

Computerkurs des Seniorenstudiums der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und zum anderen aus<br />

einer Initiative des Europäische Bildungswerks gewonnen. Grundidee der Initiative ‚Neighbours' war es,<br />

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82<br />

Die Kooperation und den Austausch älterer Menschen über die Arbeit mit dem Computer anzuregen. Das<br />

Projekt stand kurz vor seinem Abschluss und so bot unser Vorhaben den engagierten Teilnehmer/innen die<br />

Möglichkeit, die gewonnenen Kenntnisse im Anschlussprojekt ‚Neighbours Online' zu vertiefen.<br />

Zum Zeitpunkt des letzten Projekttreffens waren insgesamt dreizehn Senioren auf der Plattform<br />

Neighbours-Online angemeldet, darunter zehn Männer und drei Frauen im Alter zwischen 60 und 70<br />

Jahren. Das Projektteam setzte sich aus drei Studenten und vier Studentinnen im Alter von 21 bis 23 Jahren<br />

zusammen. Die Aufgaben innerhalb der Sitzungen wurden gleichberechtigt und abwechselnd<br />

übernommen.<br />

Projektdurchführung<br />

Als Ort der Durchführung wurde der bisherige Veranstaltungsraum der<br />

‚Neighbours' im Alten- und Solidaritätszentrums (ASZ) in Magdeburg<br />

beibehalten. Damit stand zugleich die technische Ausstattung zur<br />

Verfügung, die zur Durchführung des Projektes erforderlich war. Das<br />

virtuelle Grundgerüst war bereits vom Projektteam vorbereitet und<br />

konnte am ersten Tag von den Teilnehmer/innen erforscht und<br />

bewertet werden. In grafischer Hinsicht blieb die Website<br />

zunächst rudimentär. Sie ließ genügend Raum für eine<br />

Modifi-zierung entsprechend der Wünsche und Vorstellungen<br />

der Teilnehmer/innen.<br />

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Der Ablauf des Projektes<br />

Das Projekt umfasste insgesamt fünf Zusammenkünfte und setzte sich aus vier Bausteinen zusammen: dem<br />

Einstieg, der theoretischen Einführung, der Produktion und der Reflexion. Die Präsentation des<br />

Medienprodukts verlief parallel zum Projekt online auf der Internetseite ‚Neighboursonline.de'. Gleichwohl<br />

diente diese Seite während des gesamten Projekts als Plattform des Austauschs und zur Klärung<br />

auftretender Schwierigkeiten.<br />

1. Phase: Einstieg (Treffen 1)<br />

Das erste Projekttreffen diente zunächst dem gegenseitigen Kennenlernen und der thematischen<br />

Einführung in das Projekt. Da sich die Projektteilnehmer/innen bereits aus dem vorangegangen Projekt<br />

‚Neighbours' kannten, stand hierbei zunächst vor allem das Kennenlernen von Student/innen und<br />

Senior/innen im Vordergrund. Dieser Einstieg erwies sich als außerordentlich wichtig, zeigte sich doch,<br />

dass das soziale Moment die Begegnung der Generationen für viele Projektteilnehmer/innen von<br />

entscheidender Bedeutung war. Sodann gab das Projektteam einen Einblick in die Ziele und den<br />

vorläufigen Ablauf des Projektes. Die Projektteilnehmer/innen hatten hier die Möglichkeit, Fragen zu<br />

stellen und ihre Vorstellungen, Wünsche und Erwartungen bezüglich des Projektes und der<br />

Zusammenarbeit zu äußern.<br />

2. Phase: theoretische Einführung (Treffen 2)<br />

Im Mittelpunkt des zweiten Projektbausteins stand die Vermittlung theoretischer Grundlagen. Die<br />

Student/innen gaben hier zunächst einen Überblick zum Phänomen des Web 2.0 und den Möglichkeiten im<br />

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84<br />

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86<br />

Netzwerk ‚Neighboursonline.de'. Anhand ausgewählter Beispiele erhielten die Projektteilnehmer/innen<br />

eine Vorstellung davon, welche Potenziale das moderne Internet gerade auch für die ältere Generation<br />

bietet, um sich anderen mitzuteilen und sich untereinander auszutauschen. Nach dieser allgemeinen<br />

Einführung wurden die Teilnehmer/innen mit dem Grundsystem der Seite www.neighboursonline.de<br />

vertraut gemacht. Mit diesem Wissen ausgestattet starteten sie schließlich in die praktische Phase des<br />

Projektes. Mit Unterstützung der Student/innen nahmen die Projektteilnehmer/innen ihre Registrierung<br />

vor und erstellten eigene Profile. In einer ersten kleinen Entdeckungsreise erkundeten sie die<br />

Möglichkeiten des Netzwerks und erhielten ein Gefühl für dessen Navigation. Damit war die Grundlage für<br />

die weitere Arbeit geschaffen und die ‚aktive Arbeit' eröffnet.<br />

3. Phase Produktion (Treffen 2-4)<br />

Die Produktionsphase umfasste drei Zusammenkünfte. Ein wichtiger Bestandteil des Projektes<br />

'Neighbours Online' war die Arbeit in der Gruppe. Im Mittelpunkt stand das gemeinsame Erstellen eines<br />

Online-Netzwerkes, wobei jeder Beteiligte mit seiner Arbeit entscheidend zum Gesamtprodukt<br />

beigetragen hat. Die Projektteilnehmer/innen setzten sich in kleineren Gruppen mit den einzelnen<br />

Arbeitsschritten auseinander, konnten sich untereinander unterstützen und gemeinsam Lösungen für<br />

auftretende Probleme finden. Die Projektarbeit war grundsätzlich so gestaltet, dass die Student/innen<br />

neue Arbeitsschritte zunächst an einem Beispiel erläuterten, die dann in den einzelnen Gruppen geübt und<br />

wiederholt werden konnten. Während der Gruppenarbeit traten die Student/innen eher in den<br />

Hintergrund und standen lediglich beratend und unterstützend zur Seite. Ein zentrales Prinzip im Projekt<br />

war das handelnde Lernen, womit die selbstständige und selbstbestimmte Arbeitsweise deutlich im<br />

Vordergrund stand. Über alle Projektphasen hinweg wurde das Ziel verfolgt, die Projektteilnehmer/innen<br />

zu motivieren und zu ermutigen, auch über das Tutorium hinaus selbstständig und eigenverantwortlich zu<br />

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Handeln. Die Projektteilnehmer/innen sollten sich sowohl während des Projekts, als auch zu Hause mit den<br />

einzelnen Abläufen auseinandersetzen und sich selbst auf der Internetseite ausprobieren. Durch dieses<br />

eigene Handeln machen sie sich einzelne Abläufe erfahrbar und eignen sich praktisches und theoretisches<br />

Wissen an.<br />

Teil 1: Die Projektteilnehmer/innen erstellten zunächst einfache Textbeiträge, die sie ihren Vorstellungen<br />

entsprechend formatieren konnten. Mit Hilfe der Student/innen lernten sie, wie sie ihre Artikel bestimmten<br />

Kategorien zuordnen oder gegebenenfalls neue erstellen, aber auch, wie sie die Beiträge anderer<br />

Teilnehmer/innen kommentieren können.<br />

Teil 2: Das zweite Treffen stand ganz im Zeichen des größten aufgetretenen Problems: das Formatieren und<br />

Einbinden von Bildern in Textbeiträge. Da dies komplizierter ist als in einer Word-Datei, war es trotz einer<br />

‚Schritt-für-Schritt-Anleitung' am Beamer nur sehr schwer zu vermitteln, welche Bedeutung die einzelnen<br />

Teilschritte (Bilder hoch laden etc.) haben. Auch die Formatierung der Bilder innerhalb des Textes erwies<br />

sich für viele Projektteilnehmer/innen als eine Herausforderung. Auf großen Zuspruch stieß das Element<br />

des Kalenders im Portal. Zu Übungszwecken und begleitet von munteren Kommentaren trugen die<br />

Projektteilnehmer/innen hier ihre Geburtstage ein und nutzten die Funktion fortan auch um die nächsten<br />

Termine der Neighbours zu protokollieren.<br />

Teil 3: Aufgrund der in der vorhergehenden Sitzung aufgetretenen Schwierigkeiten wurde für das zweite<br />

Treffen etwas mehr Zeit veranschlagt. Die erworbenen Kenntnisse sollten nun auf die bereits vorhandenen<br />

Inhalte des Projektes angewandt werden, indem die Word-Inhalte zum Thema Magdeburg in Beiträge für<br />

die Internetseite umgewandelt werden sollten. Dabei ging es insbesondere darum, das erlernte Wissen zu<br />

festigen, indem sowohl das Erstellen von Artikeln, das Kategorisieren als auch das Einbinden von Bildern<br />

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88<br />

angewendet wurden. Die Projektteilnehmer/innen konnten sich hier ausprobieren und die Textbeiträge<br />

nach individuellen Vorstellungen gestalten. In diesem Zusammenhang entflammte sich eine längere und<br />

durch Verunsicherung und Skepsis getragene Diskussion, in der das Thema ‚Bildrechte' eingehend zur<br />

Sprache kam.<br />

Abschließend wurden die Projektteilnehmer/innen mit der Funktion des persönlichen Gästebuchs vertraut<br />

gemacht, die es ihnen ermöglichte einander Nachrichten zu schreiben (ähnlich der Pinnwand in Social<br />

Networks). Diese Form der virtuellen Interaktion erfreute sich schnell großer Beliebtheit und wurde<br />

ausgiebig erprobt. Aufgrund der positiven Reaktionen auf diese Funktion führten die Projektleiter/innen<br />

ebenfalls in die Chat-Funktion ein. Auch diese wurde sofort stark genutzt und führte im Gegensatz zu den<br />

bisherigen Aufgaben, die häufig in 2-3er Teams angegangen wurden, zu einem starken Austausch<br />

zwischen den Gruppen, die gleichzeitig über den Chat als auch im Seminarraum kommunizierten. Da es<br />

sich um das letzte Treffen handelte, wurde in diesem Zusammenhang auch über den Verlauf, den Erfolg und<br />

die Zukunft von Neighbours Online reflektiert.<br />

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4. Phase: Reflexion (Treffen 5)<br />

In der letzten Sitzung erhielten die Projektteilnehmer/innen die Möglichkeit, noch einmal in größerer<br />

Runde Fragen zu stellen und sich gemeinsam auszutauschen. In einer abschließenden Diskussion sollten<br />

die Erfahrungen und Erlebnisse der Projektarbeit reflektiert werden und eventuelle Verbesserungsvor-<br />

schläge von den Senior/innen geäußert werden.<br />

Projektreflexion<br />

Wie bei einem freiwilligen Computerkurs zu erwarten, waren die Teilnehmer den technischen<br />

Herausforderungen gegenüber aufgeschlossen. Während vereinzelt Unsicherheiten und Ängste zu<br />

beobachten waren, betonten andere Projekteilnehmer/innen ihre bereits vorhandenen Kenntnisse und<br />

gaben sich vor allem untereinander schnell als Expert/innen aus. Entsprechend hohe Anerkennung<br />

erfuhren die Student/innen, wenn sie für die Teilnehmer/innen ein bestehendes Problem zu lösen wussten.<br />

Ihr Rat war dabei nicht allein bei projektbezogenen, technischen Problemen gefragt.<br />

Um den je unterschiedlichen individuellen Voraussetzungen (z.B. Ausgangswissen und Lerntempo) der<br />

Projekteilnehmer/innen gerecht zu werden, wurden schon zu Beginn kleine Arbeitsgruppen gebildet, die<br />

jeweils von einem Studierenden betreut wurden. Dieses Vorgehen unterstützte den Aufbau von Vertrauen<br />

und ermöglichte es zugleich, den Teilnehmenden adäquate Lehr- und Lernformen zu entwickeln. Ein in<br />

besonderem Maße zu berücksichtigendes Moment war dabei das Lerntempo, das sich verständlicherweise<br />

deutlich von jenem der erfahrenen Student/innen unterschied. Dieser Umstand spiegelte sich nicht zuletzt<br />

in der zeitbezogenen Planung der Projektarbeit, die es angesichts notwendiger Wiederholungen<br />

fortwährend zu modifizieren galt. In der Betreuung und Begleitung der Projektteilnehmer/innen zeigte<br />

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90<br />

sich, wie schwierig oder gar wie wenig sinnvoll es ist, für die älteren Nutzer/innen ein einheitliches Tutorial<br />

zu entwickeln. So unterschiedlich die Persönlichkeiten der Teilnehmer/innen, ihre Erfahrungen,<br />

Kenntnisse und Lerngewohnheiten sind, so unterschiedlich ist das Herangehen an neue Aufgaben und<br />

Herausforderungen. Während einige Teilnehmer/innen neugierig mit den neu erworbenen Fertigkeiten<br />

und dem Wissen experimentierten, zeigten sich andere vorsichtiger, machten sich Notizen und suchten<br />

Bestätigung und Rat. Die Einladung, sich auch außerhalb des Kurses noch einmal in Ruhe mit den zur<br />

Verfügung gestellten Anleitungen mit den Kursinhalten auseinanderzusetzen und die Student/innen bei<br />

Problemen per Mail oder Telefon zu kontaktieren wurde von allen Teilnehmer/innen dankbar<br />

angenommen.<br />

Von Beginn an war die Arbeit im Projekt von einer freundlichen und aufgeschlossenen Atmosphäre<br />

getragen. Die Teilnehmer/innen scherzten miteinander und unterstützten sich gegenseitig. Dabei war der<br />

soziale Zusammenhalt weit über die Erarbeitung der eigentlichen Kursinhalte hinaus zu spüren und<br />

offenbarte sich etwa darin, dass bei Geburtstagen Kuchen mitgebracht oder selbst zubereitete Marmelade<br />

verköstigt wurde. Zwangsläufig war der Austausch über die eigentlichen Kursinhalte mit Gesprächen über<br />

Privates verbunden. Der Anspruch, den Projektteilnehmer/innen Räume zur Artikulation eigener<br />

Sichtweisen zu eröffnen, konnte in Ansätzen sicher eingelöst werden. Die Projektteilnehmer/innen<br />

erwarben grundlegende Fertigkeiten zur Nutzung der modernen Kommunikationswege des Web 2.0, die<br />

sie künftig auch ohne Hilfe der Student/innen anwenden können. Mit der von ihnen entwickelten<br />

Internetseite wurde eine Plattform geschaffen, in der sie selbstständig und aus eigener Motivation heraus<br />

über selbstgewählte Themen berichten, sich austauschen und auf diese Weise an gesellschaftlicher<br />

Kommunikation partizipieren. Sie können sich zu Wort melden und eine alternative Sichtweise<br />

präsentieren, um ihre eigene Position in der Gesellschaft zu definieren.<br />

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92<br />

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4.2 ‚Intergenerativ'<br />

Intergenerativ' - Ein Stadtmagazin für Alt und Jung<br />

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94<br />

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4.2 Projekt ‚Intergenerativ'<br />

Stephanie Behr, Mathias Bricke, Michael Hünerbein, Luise Knufinke, Antje Nelamischkies, Ulrike<br />

Schmidt<br />

Projekthintergrund und Projektidee<br />

Das Lesen genießt unter älteren Menschen überwiegend ein hohes Ansehen. Im Ensemble der Medien<br />

nehmen die Printmedien unter den über 60-Jährigen im Vergleich zu jüngeren Generationen einen hohen<br />

Stellenwert ein. Neben dem Fernsehen ist insbesondere die regionale Tageszeitung für viele ältere<br />

Menschen eine unentbehrliche Quelle, aus der sie Informationen, Wissen und nicht zuletzt Orientierung<br />

gewinnen und Gesprächsstoff schöpfen. Nicht nur, jedoch vor allem auch ältere Menschen haben den<br />

ausgeprägten Wunsch, sich über die Geschehnisse in ihrer mittelbaren und unmittelbaren Nähe zu<br />

informieren (siehe auch Kap. 3). Es ist hierbei zu berücksichtigen, dass ältere Menschen in der Regel bereits<br />

viele Jahre oder gar Jahrzehnte an einem bestimmten Ort ansässig sind, eine entsprechend feste Bindung<br />

zu diesem haben und die lokalen Entwicklungen interessiert verfolgen. Auf der Basis dieser Vorüberlungen<br />

entstand die Idee, ein Projekt der aktiven Medienarbeit zu initiieren, welches direkt an den medialen<br />

Präferenzen und Bedürfnissen älterer Menschen anknüpft und diesen erlaubt, ihren lokalen Raum aus der<br />

Warte von Medienakteuren zu betrachten und ein Stadtmagazin nach ihren Vorstellungen zu gestalten.<br />

Projektziele<br />

Der skizzierte Hintergrund ist Anlass und Ausgangspunkt des Projektes ‚Intergenerativ'. Ziel war es,<br />

gemeinsam mit älteren Menschen ein Stadtmagazin zu entwickeln, in dem diese als Redakteure/innen<br />

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96<br />

wie Autor/innen selbst zu Wort kommen, ihre Interessen und Themen zur Sprache bringen können und<br />

ihren gleichaltrigen Mitmenschen ein interessantes Magazin über die Stadt Magdeburg zu präsentieren.<br />

Mit Blick auf das übergeordnete Ziel, mit Projekten der aktiven Medienarbeit Prozesse des<br />

Medienkompetenzerwerbs und der Medienbildung zu fördern und anzuregen, galt ein besonderes<br />

Augenmerk in der Konzeption des Projektes dem Aspekt der Medienbewertung und Medienkritik. Die<br />

Inhalte von Zeitschriften und Magazinen und hier insbesondere die an ältere Leser/innen gerichteten<br />

Angebote sollten von den Teilnehmer/innen während des Projektes kritisch unter die Lupe genommen und<br />

hinsichtlich ihrer eigenen Vorstellungen, Bedürfnisse und Erwartungen eingeschätzt werden. Auf der<br />

Basis einer eingehenden Analyse und Reflexion sollten die Teilnehmer/innen eigene Kriterien für die<br />

Gestaltung ihrer Zeitung entwickeln. Gleichwohl sollten sie ein Grundlagenwissen im Bereich der<br />

medialen Produktion von Printmedien erwerben. In Verquickung von theoretischen Impulsen des<br />

Projektteams und dem eigenen explorativen Umgang mit dem Gegenstand galt es zu erfahren, wie ein<br />

Stadtmagazin von den ersten Ideen ausgehend umgesetzt und veröffentlicht wird: Was gehört dazu, eine<br />

Zeitschrift zu erstellen? Wie gestaltet sich die Arbeit in einer Redaktion? Welche verschiedenen<br />

Arbeitsbereiche sind hieran beteiligt? Welche Themen sind geeignet und wie werden letztlich T hemen<br />

generiert? Welche gestalterischen Möglichkeiten bietet das Medium? In der das Projekt eröffnenden<br />

Analyse sollten die Teilnehmenden Möglichkeiten zu erkunden, eigene Ideen und Sichtweisen in ein<br />

mediales Produkt umzusetzen.<br />

Ein besonderer Fokus wurde im gesamten Projekt auf die Auseinandersetzung mit der T hematik ‚Alter und<br />

Altern' und hier vor allem der Generationenthematik gesetzt. Im gemeinsamen Miteinander galt es<br />

Barrieren abzubauen und einander näher zu kommen. Das Medium Zeitschrift sollte in diesem Kontext<br />

älteren Menschen die Möglichkeit bieten, ihre eigenen Sichtweisen, vor allem in Bezug auf das Altern,<br />

darzustellen und zu diskutieren.<br />

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Zielgruppe und Teilnehmerinnen des Projektes<br />

Angesichts der übergeordneten Projektthematik und den Zielperspektiven des Projektes richtete sich das<br />

Projekt an Bürger/innen der Stadt Magdeburg, die mindestens das fünfzigste Lebensjahr erreicht hatten.<br />

Der Gestaltung des Stadtmagazins waren weiterhin Grundkenntnisse im Umgang mit der<br />

Textverarbeitung am Computer; Neugier und Aufgeschlossenheit wie auch der Wunsch,<br />

etwas Neues zu erkunden und auszuprobieren vorausgesetzt. Gänzlich erfüllt wurden diese<br />

Kriterien von fünf Student/innen des ‚Studiums 50+' der Universität Magdeburg, doch bis<br />

diese das Projektteam berei-cherten, war ein müßiger Weg zu beschreiten.<br />

Um Teilnehmer/innen für das Projekt zu rekrutieren, wurden Student/innen des<br />

Studiengangs 50+ direkt vor oder nach ihren Veranstaltungen angesprochen. Bei dieser<br />

Gelegenheit erhielten sie Informationsblätter mit allen wichtigen Daten des Projektes.<br />

Bereits an diesem Punkt hatte das Projektteam mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Zum<br />

Teil waren die Seminare nur von wenigen Teilnehmer/innen besucht, was den möglichen<br />

Interessent/innenkreis begrenzt hielt. Auch stieß das Projektvorhaben und hier<br />

insbesondere das Verfassen von Artikeln von Beginn an auf keine große Resonanz. Viele der<br />

angesprochenen Seniorenstudent/innen winkten mit Blick auf den erwarteten Zeitaufwand<br />

und die Notwendigkeit einer umfassenderen Computerarbeit ab und waren kaum mehr an<br />

detaillierten Informationen interessiert. Erst mit der engagierten Unterstützung der<br />

Dozent/innen im Studiengang 50+, die anderen Seminarteilnehmer/innen von unserem<br />

Projekt berichteten und einem Aushang am Schwarzen Brett des Studiengangs war es<br />

letztendlich möglich, ältere Menschen zu gewinnen, die bis zum Ende am Projekt teilnahmen.<br />

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98<br />

Projektdurchführung<br />

Treffen 1: Die Einführung in das Projektvorhaben<br />

Das erste Treffen diente dem gegenseitigen Kennenlernen, der Vorstellung des Projektvorhabens und<br />

einem ersten Austausch von Ideen. Den Projektteilnehmer/innen wurden der Hintergrund, die Thematik,<br />

der Ablauf und die Zielstellung der gemeinsamen Arbeit vorgestellt. Zugleich sollten diese ihre eigenen<br />

Erwartungen an das Projekt äußern. Der ursprüngliche Plan eine Zeitschrift von und für ältere Menschen<br />

über Magdeburg zu gestalten, stieß bei ihnen auf wenig Zuspruch. Erklärt wurde, dass gerade die<br />

intergenerative Zusammenarbeit sie bewogen habe, am Projekt mitzuwirken. Interessanter und<br />

vielversprechender als eine Auseinandersetzung mit der eigenen Generation sei es schließlich, die Alltags-<br />

und Lebensräume jüngerer Generationen zu erkunden. Die Teilnehmer/innen schlugen daher vor, ein<br />

Magazin für Jung und Alt zu erstellen, auf diese Weise Vorurteile abzubauen und Generationen zusammen<br />

zu führen. Nach einer lebhaften Diskussion wurde das Konzept zur Gestaltung eines Stadtmagazins für<br />

Senior/innen komplett verworfen.<br />

Treffen 2: Die Konzeption des Stadtmagazins<br />

Das zweite Treffen diente der Vertiefung der Projektthematik. Noch einmal wurde das neue Projektkonzept<br />

besprochen. Die Teilnehmer/innen hatten inzwischen viele neue Ideen gesammelt, die sie in die Diskussion<br />

einbrachten und im Hinblick auf ihre Umsetzbarkeit reflektierten. Auf diese Weise kristallisierten sich<br />

bereits erste Themenfelder für die inhaltliche Ausgestaltung des Magazins heraus. Abschließend gab das<br />

studentische Projektteam den Teilnehmer/innen einen Einblick in die verschieden Arbeitsfelder einer<br />

Zeitschriftenredaktion. Die anschließende Besprechung einer potenziellen Aufgabenverteilung bot die<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


Möglichkeit, eine Vorstellung von den Erfahrungen, Kenntnissen und Interessen der Teilnehmer/innen zu<br />

gewinnen und auf dieser Basis das individuelle Medienhandeln der einzelnen optimal zu fördern. Dabei<br />

stellte sich bspw. heraus, dass eine Teilnehmerin bereits an der Erarbeitung eines Gartenmagazins<br />

gearbeitet hatte und so gute Hinweise geben konnte. Während die Teilnehmer/innen weitestgehend über<br />

Grundkenntnisse der Textverarbeitung am Computer verfügten, waren kaum Kenntnisse im Bereich des<br />

Layouts vorhanden, weshalb das Projektteam entschied, in der Arbeit zunächst an den Vorkenntnissen der<br />

Teilnehmer/innen anzusetzen und diese zu vertiefen. Beschlossen wurde, dass das Layout gemeinsam<br />

entworfen und schließlich unter Mitarbeit der Student/innen umgesetzt werden sollte. Im Mittelpunkt der<br />

weiteren Arbeit stand die Analyse exemplarischer Zeitschriften, aus deren kritischer Einschätzung<br />

Kriterien für das eigene Magazin gewonnen werden sollten.<br />

Treffen 3: Die Entstehung der Artikel<br />

Das dritte Treffen verfolgte vor allem das Ziel, die gesammelten Magazinthemen zu sortieren und Rubriken<br />

für das Magazin zu finden. Die Projektteilnehmer/innen wie auch die Student/innen, als ‚junger Teil' der<br />

Redaktion hatten sich bereits Gedanken gemacht, welche Art von Artikeln zu welchen Themen entstehen<br />

sollten und wie diese sich miteinander verbinden ließen. Auf dieser Grundlage wurden vier Rubriken<br />

festgelegt. Grundlegende Intention aller Beiträge war es, das Thema ‚Alt und Jung' in unterschiedlichen<br />

Textsorten eher von einer humorvollen, also unterhaltsamen Seite zu betrachten und auf diese Weise die<br />

verbreiteten Klischees aufzugreifen und ad Absurdum zu führen. In Abgrenzung zu populären Diskursen<br />

sollte die Thematik von beiden Seiten betrachtet bzw. beide Seiten miteinander in Berührung gebracht<br />

werden. Die gewählten Beitragsformen reichten von Gedichten über Anekdoten bis hin zu einem<br />

ausführlichen Interview mit dem Leiter des ‚Studiengangs 50+' an der Universität Magdeburg, Olaf<br />

Freymark.<br />

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100<br />

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102<br />

Treffen 4: Endredaktion: Lektorat und Layout<br />

Im Mittelpunkt des vierten Projektreffens stand die Diskussion der entstandenen Textbeiträge. Die Artikel<br />

wurden von ihren Autor/innen vorgetragen und im gesamten Team besprochen. Auf diese Weise erhielten<br />

diese ein Gefühl für die ‚Wirkung' ihrer Beiträge und nicht selten konstruktive Anregungen für die<br />

Überarbeitung der Texte. Eine Teilnehmerin, noch tätige Lehrerin, erklärte sich bereit, die entstandenen<br />

Artikel auf mögliche Fehler zu überprüfen, so dass auch das ‚Endlektorat' des Magazins gesichert war. Die<br />

Student/innen präsentierten hiernach verschiedene Layoutvorschläge, über welche im Plenum<br />

abgestimmt und entschieden wurde.<br />

Treffen 5: Präsentation und Reflexion<br />

Das letzte Treffen bot allen Projektteilnehmer/innen die Gelegenheit, letzte Korrekturen vorzunehmen.<br />

Das entstandene Werk wurde über einen Datenbeamer an die Wand projiziert und noch einmal en Detail im<br />

Plenum diskutiert. Schließlich galt es noch, einen passenden Titel für das gemeins ame Magazin zu finden.<br />

Nach einer kurzen Diskussion fiel die Wahl auf einen Titel, der sowohl den Inhalt als auch den Prozess seiner<br />

Entstehung treffend zu spiegeln vermochte: ‚Intergenerativ'. Nach einem letzten technischen Feinschliff<br />

wurde das Magazin der Universitätsdruckerei übergeben.<br />

Treffen 5: Präsentation und Reflexion<br />

Abgerundet wurde die Projektarbeit mit einem letzten eher zwanglosen Treffen, in der das fertige<br />

Druckexemplar präsentiert wurde. Festzuhalten ist, dass trotz der Kürze der Zeit und der recht<br />

schwerfälligen Rekrutierung der Teilnehmerinnen die Reaktionen aller Beteiligten außerordentlich positiv<br />

ausfielen. Die Älteren lobten besonders die Offenheit und Flexibilität der Projektgruppe, durch welche die<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


Gemeinsam gesetzten Ziele und deren Umsetzung erst möglich waren. Auch wurde vermehrt der Wunsch<br />

geäußert, ähnliche intergenerative Projekte weiterzuführen, da der Kommunikationsbedarf zwischen Alt<br />

und Jung doch stetig bestehe und durch solche Projekte gefördert und in Gang gebracht werden könnte.<br />

Projektreflexion<br />

Betrachtet man das Projekt abschließend noch einmal in Bezug auf die anfangs gesetzten Ziele, so lässt sich<br />

feststellen, dass diese zwar umgesetzt werden konnten, der Hauptschwerpunkt der Arbeit sich jedoch<br />

deutlich verlagert hat. Im Zentrum der Arbeit stand nicht wie zunächst angedacht der Umgang älterer<br />

Menschen mit einem Medium, sondern die intergenerative Auseinandersetzung und Diskussion getragen<br />

über die gemeinsame Arbeit mit einem Medium. Es wurde sehr schnell deutlich, dass den älteren<br />

Teilnehmer/innen nicht nur an einer Wissens- und Kenntniserweiterung im Themenfeld Medien gelegen<br />

war, sondern der soziale Austausch deutlich im Vordergrund stand. Die erstellte Zeitung sollte aus ihrer<br />

Sicht nicht ein Medium sein, das lediglich von Älteren für Ältere produziert worden war. Sie sollte abbilden,<br />

worauf sie stolz waren und was ihnen viel Spaß gemacht hatte: Den Prozess einer gemeinsamen inter-<br />

generativen Arbeit.<br />

Mit Blick auf die Anfangsschwierigkeiten des Projektes, die sich insbesondere in Rekrutierungshürden<br />

manifestierten, ist es ratsam, diese wichtigen Projektschritte in künftigen Vorhaben bereits sehr zeitig<br />

anzugehen. Nicht zuletzt angesichts häufig bestehender Ängste, Vorbehalte, ja mithin Vorurteile gilt es<br />

genügend Raum einzuplanen für die Diskussion der Erwartungen, Vorstellungen und Wünsche aller<br />

Beteiligten und schließlich erst die hieran anknüpfende endgültige Planung des Projektvorhabens vorzu-<br />

nehmen. Und schließlich: Ebenso wenig, wie sich jüngere Menschen etwas von Älteren ‚vorsetzen' lassen<br />

möchten, reagieren diese ablehnend auf allzu dogmatische Pläne, an deren Genese sie nicht beteiligt sind.<br />

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102<br />

Aktive Medienarbeit mit älteren Menschen verlangt von allen Beteiligten vor allem<br />

eines: Dialog.<br />

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104<br />

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4.3 `Typ: Stereo´<br />

`Typ: `Typ: Stereo´<br />

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106<br />

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4.3 Typ: Stereo' Ein Hörfunkprojekt mit älteren Menschen<br />

Stephan Deubner, Felix Elze, Martin Händel, Isabel Kumpe, David Molineus, Ingo Naumann<br />

Projekthintergrund und Projektidee<br />

Ältere Menschen sind in der öffentlichen Wahrnehmung und der medialen Berichterstattung präsent wie<br />

selten zuvor. Demografischer Wandel, Rentenproblematik und Generationenvertrag sind tagespolitische<br />

Themen, die beständig auf der journalistischen und politischen Agenda stehen. Jedoch auch abseits der<br />

großen gesellschaftspolitischen Fragen wird viel über ältere Menschen gesprochen und geschrieben. Es<br />

entsteht der Eindruck, dass jede/r genau zu glauben weiß, wie ältere Menschen sind, was sie bewegt und sie<br />

sich wünschen. Dabei ist festzustellen, dass diejenigen, die über ‚das Alter' und ‚die Älteren' disputieren,<br />

selbst oft jüngeren Alters sind und viele der gezeichneten Altersbilder von Klischees, Stereotypen und<br />

ungeprüften Vorurteilen geprägt sind. Eine Untersuchung von Jürgens (1994) zeigt, dass ältere Menschen<br />

in der Werbung beispielsweise als Clown, Großvater / Großmutter, Exzentriker, Immer-Junge, Experte,<br />

Aristokrat oder Hausfrau in Erscheinung treten. Wenngleich Vereinfachungen und Reduktionen dieser Art<br />

charakteristisch sind für das Format der Werbung, verweisen sie gleichfalls auf gesellschaftlich kurante<br />

Vorstellungen von älteren Menschen.<br />

Das Projekt ‚Typ: Stereo' möchte vor diesem Hintergrund älteren Menschen die Möglichkeit bieten, sich und<br />

ihr eigenes Bild vom Alter in einem medialen Produkt vorzustellen und damit nicht zuletzt einen Beitrag zur<br />

Pluralisierung der Altersvorstellungen zu leisten. Mit Blick auf die übergreifende Thematik der<br />

Seminarkooperation wurde hierbei besonders auf stereotype Vorstellungen der Medienzuwendung und<br />

des Medienhandelns fokussiert, die sich etwa in einer vermeintlichen Affinität älterer Menschen zu Volks-<br />

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108<br />

und Schlagermusik oder ihrer Distanziertheit gegenüber neuen Medien zeigen. Als mediale<br />

Ausdrucksform wurde der Hörfunk gewählt, da dieses ein Medium ist, welches vielen älteren Menschen<br />

vertraut ist und mit dem sie selbst aufgewachsen sind.<br />

Projektziele<br />

Das Medienprojekt versteht sich als ein Beitrag, die nicht zuletzt medial vermittelten stereotypen<br />

Altersbilder zu hinterfragen und den in dieser Weise dargestellten Menschen Räume zu eröffnen, diese<br />

Altersvorstellungen zu reflektieren, und in Form eines Hörfunkbeitrags selbst eine Stimme zu geben. Mit<br />

dieser Zielstellung ist das Projekt dem übergreifenden Anspruch verpflichtet, die Medienkompetenz und<br />

die Medienbildung der Teilnehmenden in verschiedener Hinsicht zu fördern. Als Träger von Inhalten sollen<br />

mediale Angebote zunächst einer bewussten Analyse zugeführt werden, um auf diese Weise das kritische<br />

Urteil der Teilnehmenden zu stärken. Da die durch die Medien vermittelten Stereotype und Klischees selbst<br />

soziale und gesellschaftliche Konstrukte sind, liegt ein weiterer Schwerpunkt der Projektarbeit darin, einen<br />

beständigen Diskurs in der Gruppe zu initiieren, in dem sich das Spektrum der stereotypen Vorstellungen<br />

verdeutlicht und eigene Positionen ausgetauscht sowie gemeinsame Positionen entwickelt werden<br />

können.<br />

Zugleich ist es ein zentrales Anliegen der handlungsorientierten Hörfunkarbeit, medienpraktisches<br />

Wissen zu vermitteln. Diesen ist nicht nur Voraussetzung für die mediale Selbstartikulation älterer<br />

Menschen, sondern gleichfalls für einen reflexiven Medienumgang. Wenngleich der Hörfunk ein<br />

geschätztes Medium älterer Menschen ist, sind die Hintergründe der Radioproduktion und Sendege-<br />

staltung auch ihnen meist unbekannt. Das erworbene Wissen um journalistische Abläufe und Routinen<br />

sowie die Prinzipien der Medienproduktion sollen den älteren Menschen eine Basis sein für ein<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


Umfassendes Verständnis der Genese medialer Produkte. Eingeführt werden die Teilnehmer dabei in die<br />

Grundlagen der Hörfunkproduktion mit digitalen Soundsystemen wie sie in der aktuellen Hörfunk-<br />

produktion Anwendung finden.<br />

Projektzielgruppe<br />

Das Hörfunkprojekt richtet sich an ältere Menschen ab dem 60. Lebensjahr, die nicht mehr im Berufsleben<br />

stehen und aus diesem Grund in höherem Maße mit stereotypen Altersbildern konfrontiert sind als ihre<br />

arbeitenden Altersgenoss/innen. Da das Projekt in medienpraktischer Hinsicht auf der Arbeit mit digitaler<br />

Aufnahme- und Schnitttechnik fußt, sollten die Teilnehmenden überdies über grundlegende Kenntnisse im<br />

Umgang mit dem PC verfügen. Erprobt und durchgeführt wurde das Modellprojekt vor dem Hintergrund<br />

dieser Kriterien mit fünf Teilnehmern eines Computerkurses für Senior/innen, der an der Otto-von-<br />

Guericke-Universität Magdeburg angeboten wird.<br />

Projektdurchführung<br />

Das Modellprojekt ‚Typ: Stereo' wurde in vier Treffen realisiert, die jeweils individuell mit den Teilnehmern<br />

vereinbart und in einem Zeitraum von insgesamt ca. drei Wochen stattfanden. Ein grundlegendes Prinzip<br />

der Zusammenarbeit war die Begrenzung der gemeinsamen Workshops auf eine Dauer von etwa drei<br />

Stunden. Auch die Teilnehmenden selbst goutierten diese überschaubaren ‚Einheiten', in denen sie<br />

motiviert und konzentriert arbeiteten, ohne Langeweile oder Überforderung fürchten zu müssen.<br />

Tag 1: Einführung in den Workshop<br />

Der erste Projekttag diente zunächst dazu, in die Idee, die Ziele und den Ablauf des Projektes einzuführen<br />

und den älteren Menschen Raum zu geben, ihre eigenen Erwartungen und Vorstellungen zu artikulieren.<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 109


110<br />

Von Vorteil war sicher, dass sich die Teilnehmenden bereits aus dem Computerkurs kannten und einander<br />

vertraut waren. Überraschend für die Projektverantwortlichen war indes die ausgesprochen gute<br />

Vorbereitung der Teilnehmer, die noch vor Beginn des Projekts im Internet zum Thema ‚Stereotype'<br />

recherchierten. In den Gesprächen zeigte sich, dass sie sich auch deshalb intensiv vorbereiteten, um<br />

bestehende Unsicherheiten und Ungewissheiten zu verringern. Zur ersten Seminarsitzung kamen sie<br />

nicht wissend, was sie genau erwarten wird mit „gemischten Gefühlen“. Deutlich wird hieran, dass eine<br />

positive Atmosphäre, die frei von Druck sowie von Leistungs- und Versagensängsten für eine erfolgreiche<br />

Durchführung solcher Projekte unabdingbar ist. Vom ersten Tag an pflegten die Studierenden und die<br />

Teilnehmenden dieses Workshops einen vergleichsweise lockeren, informellen und durchaus auch<br />

humorvollen Umgang. In der Retrospektive wurde dieses Miteinander von den älteren Menschen als ein<br />

wesentlicher Grund für den hohen Erlebniswert der Arbeit genannt. Im Mittelpunkt des gemeinsamen<br />

Projekts stand nicht allein die Produktion eines medialen Produktes. Ebenso von Bedeutung war das ‚soziale<br />

Ereignis', d.h. die Tatsache, dass Alt und Jung vier Tage eine Gemeinschaft bilden und sich austauschen.<br />

Inhaltlich gaben die Projektverantwortlichen an diesem ersten Tag einerseits einen Überblick über<br />

mögliche radiophone Darstellungsformen und damit eine theoretische Grundlage für die weitere Planung<br />

des Radiobeitrags. Als eine zentrale Basis für die thematische Auseinandersetzung wurde andererseits die<br />

Diskussionsrunde ‚Ältere Menschen als Stereotype in den Medien' initiiert. Ebenso unterhaltsam wie<br />

gesprächsanregend waren hierbei die demonstrierten Videobeispiele aus den Bereichen Film, Fernsehen<br />

und Werbung, welche ältere Menschen in unterschiedlicher Weise stereotyp darstellten. Die präsentierten<br />

Ausschnitte präsentierten ältere Menschen vor allem bei alltäglichen Problemen und Konfrontationen.<br />

Durch die Visualisierung fiel es den älteren Menschen sichtlich einfacher, offen über den eigenen Alltag<br />

und mit ihm verbunden über Selbst- und Fremdbilder zu sprechen. Seinen Abschluss fand der Tag in der<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


Festlegung der thematischen Schwerpunkte des Hörfunkbeitrags.<br />

Tag 2: Ausarbeitung des Sendeplans und O-Ton-Recherche<br />

Der zweite Projekttag begann mit einer detaillierten Ausarbeitung des Sendeplans, der der gesamten<br />

medienpraktischen Umsetzung als Leitfaden und Orientierung zugrunde lag. Zentraler Bestandteil der<br />

Sendung war eine Umfrage, in der jüngere wie auch ältere Magdeburger Bürger/innen ihre Vorstellungen<br />

zu den musikalischen Präferenzen wie auch der Haltung älterer Menschen gegenüber neuen Medien<br />

äußerten. Nach einer kurzen technischen Einführung in die Handhabung der Aufnahmegeräte gingen die<br />

Teilnehmer weitestgehend selbstständig auf O-Ton-Recherche. Die bestehenden Vorbehalte in Bezug auf<br />

die Offenheit der Passant/innen und die zu bedienende Technik wichen nach einigen erfolgreichen<br />

Gesprächen und die Teilnehmer agierten in ihrer Rolle als Hörfunkjournalisten zunehmend sicherer und<br />

selbstbewusster. In der abschließenden Tagesreflexion zeigten sie sich überrascht, ohne große<br />

Schwierigkeiten Zugang zu ihren Mitmenschen gefunden zu haben und abermals erfreut über das<br />

harmonische Miteinander der Gruppe: „Der eine ist sofort für den anderen eingesprungen.“<br />

Tag 3: Praxis I Produktion der Sendung im Tonstudio<br />

Der dritte Projekttag fand in einem professionell eingerichteten Tonstudio statt. Vor der tatsächlichen<br />

Audioproduktion galt es allerdings, die noch fehlenden Kommentare und Off-Texte auszuarbeiten und den<br />

Sendeplan um die Wahl geeigneter Musikstücke zu präzisieren. In der hieran anschließenden technischen<br />

Einführung wechselten die Studierenden in kurzen Intervallen zwischen der Ebene der verbalen<br />

Wissensvermittlung und der Demonstration bzw. dem Experimentieren und Ausprobieren durch die<br />

Teilnehmer/innen selbst. Diese ‚kleinschrittige' Vorgehensweise hat sich im Workshop als ein<br />

angemessenes didaktisches Prinzip bewährt, da auf diese Weise konkrete Problemlagen sofort diskutiert<br />

und Lösungsstrategien gemeinsam erarbeitet werden können.<br />

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112<br />

Die Hörfunkproduktion im Tonstudio begann sodann mit dem Einsprechen der Kommentare und der Off-<br />

Texte. Ziel war es, die Teilnehmer möglichst an unterschiedlichen Gestaltungsbereichen der<br />

Hörfunkproduktion teilhaben zu lassen. Aus diesem Grund wurde ein rotierendes Verfahren gewählt, in<br />

dem jeder Teilnehmer einmal die Aufnahme eines anderen leitete bzw. selbst vor dem Mikrofon in der<br />

Aufnahmekabine stand. Nicht zuletzt in dieser Aufgabe sahen sich die Teilnehmenden mit den hohen<br />

Anforderungen der Medienproduktion konfrontiert, die auch Anlass waren, die eigene Medienrezeption zu<br />

reflektieren. Ein Moderator der Sendung etwa äußerte zuerst „Bedenken, ob es mit dem Einsprechen<br />

klappt“, war hiernach „erstaunt, die eigene Stimmt einmal so zu erfahren“ und ergänzte schließlich: „Wenn<br />

ich nun die Tagesschau sehe, achte ich vielmehr auf die Sprachweise und die Betonung des<br />

Nachrichtensprechers. Ich weiß ja nun selber wie schwierig es ist, flüssig in ein Mikrofon zu sprechen.“<br />

In einem weiteren Produktionsschritt wurde das entstandene Rohmaterial, d.h. die Interviews, O-Töne, die<br />

Musiktitel sowie die eingesprochenen Off-Kommentare, eingelesen, probegehört und für den Audioschnitt<br />

optimiert. Die Teilnehmenden diskutierten über die Gestaltung der Übergänge, über die Möglichkeit bzw.<br />

Grenzen der Kombination verschiedener stilistischer Elemente und legten die endgültige Reihenfolge der<br />

einzelnen Soundelemente fest. Nach kurzer Einarbeitung erfolgte die Produktion des Beitrages am Schnitt-<br />

PC nahezu in Eigenregie. Die Teilnehmenden erwarben im Produktionsprozess technische Fertigkeiten,<br />

welche einige auch für die Ausgestaltung ihrer Interessen und Hobbys als Bereicherung betrachteten (z.B.<br />

Tonschnitt, Konvertierung von Musikdateien).<br />

Tag 4: Praxis II Finaler Tonschnitt und Reflexion<br />

Der letzte Tag des Workshops wurde genutzt, um dem Produkt den sprichwörtlich letzten Schliff zu geben.<br />

Im finalen Tonschnitt nahmen die Teilnehmer die letzten Harmonisierungen vor und stellten ihren<br />

Radiobeitrag fertig. Ein emotionaler Höhepunkt des Projekts bestand schließlich in der<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


gruppeninternen Präsentation des Beitrags. Die begleitenden Kommentare (z.B. „Das Ergebnis kann sich<br />

hören lassen.“) drückten dabei in erster Linie Zufriedenheit und auch Stolz auf die entstandene und selbst<br />

gestaltete Sendung aus. Wichtig war auch die Möglichkeit, die Sendung fixiert auf einer CD-ROM<br />

mitnehmen zu können, um sie den Familienangehörigen wie auch Bekannten und Freunden vorführen zu<br />

können.<br />

In einer letzten, übergreifenden Reflexion machten die älteren Menschen deutlich, dass ihnen vor allem die<br />

Arbeit im Studio großes Vergnügen bereitete und sie hier noch gern noch mehr Zeit investiert hätten.<br />

Wenngleich es bereits in dieser Gruppe nicht einfach war, gemeinsame Termine zu finden, bleibt für<br />

weitere Projekte dieser Art zu überlegen, den zeitlichen Rahmen des Projektes insgesamt zu erweitern.<br />

Projektreflexion<br />

Der Hörfunk ist ein Medium, dass viele ältere Menschen selbstverständlich in ihren Alltag integrieren und<br />

welches sie schätzen. In dieser bereits ausgeprägten Medienbindung ist sicher ein wichtiger Grund zu<br />

sehen, weshalb die älteren Menschen von Beginn an mit viel Neugier und Interesse bei der Sache waren. Die<br />

Hörfunkproduktion war für alle Teilnehmenden mediales Neuland und es hatte seinen Reiz, einmal vor dem<br />

Mikrofon anstatt vor dem Lautsprecher zu verweilen. Nicht zuletzt verdeutlichte die Arbeit hinter den<br />

Kulissen die Professionalität der Hörfunkproduktion, die sicher nicht jedem Teilnehmer präsent ist, wenn<br />

der stets gut gelaunte Moderator des Lieblingsprogramms scheinbar vertraut aus seinem Privatleben<br />

erzählt.<br />

Zugleich zeigte sich, dass das soziale und intergenerative Moment der Begegnung von großer Bedeutung<br />

war. Offensichtlich besteht hier ein immenses Potenzial für pädagogisches Wirken im Allgemeinen und<br />

medienpädagogisches Wirken im Speziellen.<br />

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114<br />

Die in diesem Projekt engagierten älteren Menschen genossen den Austausch und ihre Wissbegierde<br />

beschränkte sich nicht allein auf die ‚formalen Projektziele'. Im Projekt gelang es, eine Atmosphäre zu<br />

schaffen, in der Alt und Jung einen gemeinsamen kommunikativen Modus fanden und trotz<br />

unterschiedlicher (Medien-)Biografien die ‚gleiche Sprache' sprachen. Ein gemeinsames Ziel, wie in diesem<br />

Fall die Produktion einer Hörfunksendung, kann dabei sogar ein Vehikel der intergenerativen<br />

Verständigung sein, da es gleichsam eine ‚neutrale Basis' darstellt, von der aus die Lebens- und<br />

Erfahrenswelten der anderen exploriert werden können.<br />

Hinsichtlich des thematischen Schwerpunkts des Projektes, den Altersstereotypen, ist ein kontrastreiches<br />

Bild zu zeichnen. Auf der einen Seite ist niemand der ältere Mensch ebenso wenig wie der Studierende auf<br />

einige wenige Eigenschaften zu reduzieren, die ihn vorgeblich ausmachen sollen. Die am Projekt<br />

teilnehmenden älteren Menschen unterschieden sich in ihren Ansichten und Biografien nicht weniger als<br />

die verantwortlichen Studierenden. Nur folgerichtig insistierten sie im ersten Workshoptreffen darauf, den<br />

in den Videobeispielen präsentierten Stereotypen keinesfalls zu entsprechen. Auf der anderen Seite<br />

bedienen bestimmte Facetten ihres Handelns, etwa die schlagerdominierte Musikauswahl in der<br />

Gestaltung des Medienprodukts, selbst stereotype Vorstellungen. Eine freilich subjektiv gefärbte<br />

Erkenntnis ist es vor diesem Hintergrund, dass nicht unbedingt die einer stereotypen Vorstellung zugrunde<br />

liegende Beobachtung (z.B. ‚Ältere Menschen hören oftmals gern Schlagermusik') Anlass zum Widerspruch<br />

gibt. Vielmehr sind es die vielfältigen mit ihr verbundenen impliziten und expliziten Konnotationen und<br />

Assoziationen. Es sind die vielen kleinen Kategorisierungen, die bei solchen Äußerungen ‚mitschwingen',<br />

die es kritisch zu hinterfragen gilt: von ‚Kleingärtnerromantik' über ‚mangelnde Kritikfähigkeit' bis hin zu<br />

‚passiver Lebenshaltung'.<br />

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116<br />

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4.4 'Spielerisch einfach, einfach spielerisch.’<br />

‚Spielerisch einfach, einfach spielerisch' - Ein Computerspielworkshop<br />

mit älteren Lehrerinnen und Lehrern<br />

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118<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter


4.4 'Spielerisch einfach einfach spielerisch'<br />

Massimo Tortora, Dan Verständig, Paul Bender<br />

Projekthintergrund und Projektidee<br />

Computerspiele sind heute ein ebenso beliebter wie selbstverständlicher Bestandteil des Medienalltags von<br />

Kindern und Jugendlichen. Dabei ist der Reiz am Spiel nicht allein auf Spaß und Action zurückzuführen.<br />

Computerspiele ermöglichen es, in fremde Welten einzutauchen, spielerisch mit der eigenen<br />

Persönlichkeit umzugehen, Situationen zu erproben und nicht zuletzt Kompetenzen zu entwickeln, die<br />

auch im Realen von Bedeutung sind. Um in Computerspielen bestehen zu können, ist Konzentration ebenso<br />

gefordert wie Kreativität. „Im Grunde ist Spielen ein konstanter Lernprozess, bei dem der Schüler<br />

erschlossenes Wissen und Regeln auf immer neue Situationen anwenden muss. Das Lösen von Aufgaben,<br />

um sich zu bewähren ist ein entscheidendes Faszinationsmoment von Computerspielen und verdeutlicht<br />

die pädagogischen Potenziale dieses Mediums“ (Unger 2008, S17). Ungeachtet dieser Potenziale stehen<br />

Computerspiele nach wie vor im Verruf. Insbesondere älteren Generationen, die nicht mit den<br />

multimedialen Spielen aufgewachsen sind, bleiben diese häufig fremd (vgl. Pscheida, 2007). Ein Ort, an<br />

dem sich diese Kluft gewiss besonders deutlich offenbart, ist die Schule. In dieser wichtigen<br />

Sozialisationsinstanz treffen nicht nur unterschiedliche Generationen aufeinander, sondern mitunter<br />

höchst unterschiedliche Medienpraxiskulturen (Schäffer 2003). Im Kontext der Schule gewinnt das ‚Alt-<br />

sein' eine eigene Bedeutung. Unabhängig vom konkreten Lebensalter sind Lehrer/innen für ihre<br />

Schüler/innen allein schon deshalb ‚alt', da sie an ihren Lebenswelten nicht zu partizipieren vermögen, die<br />

Medienkultur der Heranwachsenden nicht mehr verstehen können bzw. gar wollen. Im Bereich der<br />

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120<br />

Computer- und Videospiele bedeutet dies, dass Lehrer/innen diese häufig den öffentlichen Diskursen<br />

folgend als bloße (und mitunter gar bedrohliche) Unterhaltungsphänomene ansehen und diese aus dem<br />

Unterricht ausschließen. An diesem Punkt setzt das Projekt ‚Spielend einfach, einfach spielerisch' an.<br />

Projektziele<br />

Grundidee des Workshops war es, gemeinsam mit (älteren) Lehrer/innen spielerisch die (Freizeit-)Welt<br />

ihrer Schüler/innen zu erkunden. Wie ist die große Faszinationskraft von Computerspielen zu erklären?<br />

Was geht in Kindern und Jugendlichen vor, wenn diese vor dem Bildschirm sitzen und in das Spielgeschehen<br />

eintauchen? Warum fällt Schüler/innen das Lernen von Unterrichtsinhalten häufig schwerer als das<br />

Aneignen umfangreicher Spielregeln in Computerspielen? Welcher Didaktik folgen Computerspiele und<br />

was unterscheidet diese von jener des Schulunterrichts? Ziel des Workshops war es, Computerspiele als<br />

Lernumgebungen in den Blick zu nehmen und die computerspielbezogene Didaktik zu erkennen und<br />

anzuwenden. Dabei sollten explizit solche Spiele zum Einsatz kommen, die nicht als Lernszenarien<br />

entwickelt wurden. Handlungsleitend war der Gedanke, Computerspiele als Erlebnisräume zu verstehen,<br />

die durch ihre Orientierung auf Unterhaltung informelles Lernen begünstigen können. Das Projektteam<br />

stimmte unisono darüber ein: Diese Fragen lassen sich nur klären, wenn man selbst einmal gespielt hat. Das<br />

Verständnis für das Phänomen der multimedialen Spiele setzt voraus, sich mit deren Struktur, der<br />

Programmierung wie auch dem Zusammenwirken der einzelnen Bestandteile auseinanderzusetzen. Aus<br />

dieser Überlegung leitete sich eine Grundprämisse der pädagogischen Arbeit ab: Das Wechselspiel von<br />

Theorie und Praxis.Um Computerspiele nicht nur als alltäglichen Bestandteil der Jugendkultur, sondern<br />

ebenso als bildungsrelevantes Lernarrangement erfahrbar und greifbar zu machen, wurde zunächst ein<br />

Überblick über die Entwicklung der Video- und Computerspiele aus technischer und kultureller Perspektive<br />

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gegeben, der das notwendige ‚Strukturwissen' (Schorb 2005) vermittelte, um die über Computerspiele<br />

transportierten Inhalte zu erkennen und einordnen zu können. Hierbei galt es, die technischen<br />

Möglichkeiten und Schnittstellen zu anderen audiovisuellen Medien zu erklären, aber auch ökonomische<br />

Einflüsse und intermediale kulturelle Bilder. Darauf aufbauend sollte ein Verständnis des Spiels als<br />

geregeltes System geschaffen werden. Das vermittelte Wissen bezog sich nun auf das Zusammenspiel der<br />

vielen unterschiedlichen Bestandteile eines Spiels, wie Ton, Bild, Narration und Interaktivität.<br />

Grundlegende Phänomene des Computerspielens wie Immersion und Empathie sollten sodann durch<br />

eigenes Spielen für die Lehrer erlebbar gemacht und diskutiert werden. Vor allem der Vergleich zwischen<br />

passivem Beobachten und aktivem Spielen war dabei wichtig, denn die Empfänglichkeit für Inhalte hängt<br />

doch wesentlich von der Interaktion ab. Das selbstständige Agieren in und die Kontrolle über die Spielwelt<br />

war schließlich eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung von Fähigkeiten zur ‚Medienbewertung'<br />

(ebd.).<br />

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122<br />

Im Diskurs galt es hiernach zu klären, wie computerspielbezogene Fähigkeiten, etwa strategisches Denken,<br />

Koordinationsfähigkeit oder auch Stressresistenz eine Übertragung in andere alltägliche Lebensbereiche<br />

finden können. Auf dieser Grundlage sollten Computerspiele als Lernumgebungen in den Blick genommen<br />

werden, wobei der Fokus auf dem Tutorial als speziellen Bestandteil eines Computerspiels lag. Nach der<br />

Analyse verschiedener Beispiele konzipierten die Lehrer/innen schließlich selbst ein eigenes Tutorial und<br />

griffen dabei auf die multimedialen Möglichkeiten des neuen Mediums zurück. In diesem Prozess des<br />

eigenen ‚Medienhandelns' (ebd.) sollten die Teilnehmer/innen aktiv an der Spielumgebung partizipieren,<br />

diese durchschauen und letztendlich selbst gestalten.<br />

Projektzielgruppe<br />

Zielgruppe des Projektes ‚Spielerisch einfach einfach spielerisch' sind Lehrer/innen, die daran intere ssiert<br />

sind, sich mit den Lebens- und Erfahrungswelten ihrer Schüler/innen auseinanderzusetzen um hieraus<br />

nicht zuletzt Anregungen für ihre tägliche Berufspraxis zu schöpfen. Wir fanden diese in der<br />

Berufbildenden Schule ‚J.P.C. Heinrich Mette' in Quedlinburg (Landkreis Harz). Die Teilnehmer/innen<br />

waren zwischen 41 und 54 Jahre alt und setzten sich aus fünf Frauen und drei Männern zusammen, die<br />

verschiedene Fächer unterrichteten. Vertreten waren zum einen künstlerische Fachbereiche wie<br />

Gestaltung, Typografie und Musik, aber auch naturwissenschaftliche Schwerpunkte wie Mathematik und<br />

Physik. Alle an unserem Workshop teilnehmenden Lehrer/innen vertraten zunächst die Meinung, dass<br />

ihnen ihre Zeit für Computerspiele eigentlich zu schade sei. Zwar könnten alle einen PC bedienen und übten<br />

sich überdies fleißig in E-Mail-Kontakt und Internetsurfen, jedoch sei das bevorzugte Medium durchgehend<br />

das Buch und/oder die Zeitung. Keiner von ihnen verbringe mehr Zeit vor dem Monitor als absolut<br />

notwendig. Die Beschäftigung mit Computerspielen fehlte in der Schilderung ihrer Freizeit- und<br />

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Mediengewohnheiten gänzlich. Jedoch stimmten alle darüber ein, dass elektronische Spiele im Alltag ihrer<br />

Schüler/innen von großer Bedeutung sind, womit diese durchaus auch für sie einen relevanten<br />

Phänomenbereich umfassen. „Es ist heutzutage unumgänglich und wichtig, auf diesem Gebiet mitreden zu<br />

können“, so Frau J., eine Teilnehmerin des Workshops. „Nur so lässt sich auch in Zukunft eine Brücke zu den<br />

Schülern schlagen, die ja tagtäglich damit konfrontiert werden und aufwachsen.“ Das studentische<br />

Projektteam stieß entsprechend zwar auf kritische, aber gleichzeitig doch neugierige und motivierte<br />

Lehrer/innen.<br />

Projektdurchführung<br />

Die Projektvorbereitungen<br />

Nachdem die Konzeption des Projektes abgeschlossen war, ging es an die Rekrutierung der Lehrer/innen.<br />

Das Projektteam beschloss, via Internet sowie mit dem Einsatz von Flyern an Schulen oder ähnlichen<br />

öffentlichen Institutionen auf das Projekt aufmerksam zu machen. Da der Workshop noch während des<br />

Sommersemesters (Juni / Juli) stattfinden sollte und sich ausdrücklich an Lehrer/innen richtete, galt es<br />

zunächst einige Stolpersteine aus dem Weg zu räumen. So fanden in diesem Zeitraum etwa die<br />

‚Medienwochen' der Otto-von-Guericke-Universität statt, in deren Mittelpunkt gleichsam die medienpä-<br />

dagogische Projektarbeit mit Schulen der Stadt Magdeburg stand. Um mögliche Überschneidungen oder<br />

Konflikte von vornherein auszuschließen war es notwendig, sich mit den verantwortlichen<br />

Organisator/innen bezüglich der am Programm teilnehmenden Schulen abzustimmen. Das Projektteam<br />

erhielt eine Liste der beteiligten Schulen. Dieser Schritt stellte sich als äußerst nützlich heraus, da so ein<br />

grundlegendes Interesse der einzelnen Schulen an einer Zusammenarbeit mit der<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 123


124<br />

Universität zu erkennen war und die Anfragen gezielt und mit Rücksichtnahme auf die Organisation der<br />

Medienwochen formuliert werden konnten. Aufgrund des knappen Zeitfensters in der Vorbereitungszeit<br />

entschied das Projektteam, den direkten Kontakt zu den Lehrer/innen und Direktor/innen der Schulen zu<br />

suchen. Zwar waren diese meist von der Idee überzeugt, jedoch gestaltete sich die Terminfindung<br />

problematisch, da viele der Lehrer/innen im Zeitraum Mai bis Juni in die Abschlussprüfungen ihrer<br />

Schüler/innen involviert waren. Über die sich während der Rekrutierungszeit entwickelnde<br />

Kommunikation ergab sich jedoch ein Kontakt zu einer Berufsschule in Quedlinburg, die vom<br />

Projektvorhaben erfahren hatte. Nicht zuletzt da es gelang, den Workshop als offizielles<br />

Fortbildungsangebot zu zertifizieren, nahm die Schule das Angebot dankbar an.<br />

Nachdem diese erste große Hürde überwunden war, erarbeitete das Projektteam eine dezidierte<br />

Projektplanung. In den Blick genommen wurde zunächst die Infrastruktur des Projektes: die<br />

Räumlichkeiten sowie die technische Ausstattung am Ort des Geschehens. Da das Projekt auf den Einsatz<br />

eines großen Medienspektrums angewiesen war, mussten die Vorbereitungen bezüglich der Verfügbarkeit<br />

und des Lernsettings rechtzeitig und präzise getroffen werden. Hierzu wurde die Schule bereits eine Woche<br />

vor Beginn des Workshops besucht. Als Projekträume wurden die Klassenzimmer der beteiligten<br />

Lehrer/innen gewählt, die als alltägliche Arbeitsräume und damit vertrautes Setting dazu beitragen<br />

sollten, dass sich die Teilnehmer/innen freier und ungehemmter in die Thematik versetzen können. Die<br />

Anordnung einzelner Spielstationen im Lernsetting stellte einen weiteren wesentlichen Aspekt bei der<br />

Planung des Workshops dar. Für die Anordnung der Computer war die Möglichkeit, sich trotz der festen<br />

Stationen frei bewegen und kommunizieren zu können von großer Bedeutung; schließlich ist das soziale<br />

Moment, die Arbeit in der Gruppe für Projekte der aktiven Medienarbeit entscheidend. Gewählt wurde<br />

letztendlich eine Anordnung in U-Form, die den Austausch und Kontakt der Projektteilnehmer/innen quasi<br />

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über ihre unmittelbare Nachbarschaft hinaus gewährleistete. Ein weiterer Aspekt waren die technischen<br />

Voraussetzungen. So war es unerlässlich, die Systemvoraussetzungen zu kennen, um sich bei der<br />

Spielauswahl daran orientieren zu können. Durch die Unterstützungen vor Ort konnten die gewählten<br />

Spiele rechtzeitig installiert werden und die für den reibungslosen Ablauf nötigen Voreinstellungen<br />

gesichert werden. Neben der räumlichen Planung wurde ein Gespräch mit den teilnehmenden<br />

Lehrer/innen hinsichtlich ihrer Erwartungshaltungen und Vorstellungen geführt. Es stellte sich heraus,<br />

dass es sich bei allen Projektteilnehmer/innen um Nichtspieler/innen handelte. Ihr diesbezügliches<br />

Wissen beschränkte sich auf die Informationen aus den klassischen Massenmedien oder sporadische<br />

Einblicke in den Medienalltag der Schüler/innen. Ungeachtet der geäußerten Skepsis gegenüber dem Sinn<br />

und den Erfolgsaussichten eines solchen Workshops zeigten sich die Lehrer/innen jedoch ausgesprochen<br />

neugierig, aufgeschlossen und engagiert. Eine Lehrerin unterbreitete etwa den Vorschlag, einen<br />

Spielpartner für die geplanten Spielblöcke einzuladen.<br />

Der erste Projekttag<br />

Am ersten Projekttag wurde an diese Diskussion noch einmal angeknüpft und sowohl die Erfahrungen als<br />

auch Erwartungen der Projektteilnehmer/innen vertiefend diskutiert. Dabei suchten die Moderator/innen<br />

(des Projektteams) die Gespräche bereits gezielt in die Themengebiete des Workshops zu lenken. Diese<br />

Gespräche waren sehr lebendig und die Teilnehmer/innen brachten sich engagiert ein. Eine<br />

stichpunktartige Protokollierung der Gesprächsinhalte half uns im späteren Verlauf des Workshops,<br />

einzelne Themen wieder aufzugreifen und auf individuelle Asp ekte in der Arbeit mit den einzelnen<br />

Projektteilnehmer/innen Bezug zu nehmen. Hieran anschließend hatten die Lehrer/innen die Möglichkeit,<br />

verschiedene Spielformen und Strukturen auszuprobieren. Jede Spielstation im Spielzirkel wurde von<br />

mindestens einer / einem Studierenden betreut, der mit Hinweisen unterstützte und immer wieder<br />

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126<br />

einzelne Aspekte des Spiels erklärte. Es hat sich als ausgesprochen günstig herausgestellt, die Lehrer<br />

schnell in das Spielgeschehen einzuführen, so dass diese bald ein Gefühl der Spielkontrolle haben und<br />

möglichst rasch Spielerfolge erleben. Die in diesem Zusammenhang erfahrene Immersion und deren<br />

nachträgliche Reflexion war ein wichtiger Bestandteil des Workshops. Das Spielen entwickelte sich<br />

sehr schnell zum ‚Eisbrecher'. Die teilnehmenden Lehrer/innen hatten viel Spaß daran,<br />

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die Spiele auszuprobieren und zugleich keine Scheu, Schwierigkeiten zu<br />

kommunizieren. Gleichwohl zeichneten sich bereits zu diesem Zeitpunkt<br />

individuelle Präferenzen ab; so gefiel einigen eher das Genre der Sportspiele<br />

und anderen eher das Genre der Abenteuerspiele. Aufgrund des hohen<br />

Gesprächsbedarfs seitens der Projektteilnehmer/innen fielen die<br />

Diskussionen stets länger als geplant aus. Das Projektteam entschied sich<br />

dafür, einen Theorieblock auf den zweiten Tag zu verlegen um die ebenso<br />

erwünschten Diskussionen nicht abbrechen oder kürzen zu müssen.


Der zweite Projekttag<br />

Der zweite Tag begann mit einem Rückblick auf die zuvor besprochenen Themen und half den<br />

Teilnehmer/innen, schnell und ohne größere Verzögerung wieder in das Projekt einzusteigen. Die Beiträge<br />

der Teilnehmer/innen waren an dieser Stelle bereits ausgesprochen differenziert. Interessant war, dass ein<br />

Gruppenteilnehmer, der sich zuvor explizit gegen die Nutzung von Computerspielen aussprach, später für<br />

einige der vorgestellten didaktischen Methoden in Computerspielen argumentierte. Ziel der<br />

nachfolgenden Arbeit war die Konzeption eines eigenen Tutorials. Zu diesem Zweck wurden verschiedene<br />

Arten von Tutorials besprochen und exemplarisch am Beispiel von ‚Tomb Raider 2' erspielt, rekonstruiert<br />

und diskutiert. Hierzu wurden die Teilnehmer/innen in kleine Gruppen (jeweils zwei Spieler/innen pro<br />

Gruppe) eingeteilt, was sich als günstig erwies. Die Lehrer/innen tauschten sich aus und motivierten und<br />

unterstützten einander. Im Unterschied zum praxisorientierten ersten Tag war der zweite Tag deutlich<br />

theoretischer. Dem Überblick zur Spielwirkung folgten Merkmale von Spielen als Lernumgebungen und<br />

theoretische Ansätze zu Tutorials. Für die selbstständige Konzeption eines Tutorials blieb indes wenig Zeit.<br />

Da es sich um ein kommerzielles Spiel handelte und dessen Manipulation sehr aufwendig ist, war die<br />

Entwicklung des Tutorials leider nur abstrakt möglich. Für eine Implementierung des Tutorial-Konzepts in<br />

das Spiel empfiehlt es sich vermutlich, eher auf ein weniger komplexes Spiel, etwa ein Casual Game,<br />

zurückzugreifen. Gleichwohl hätte der Schritt zur eigenen Gestaltung eine längere Vorbereitungsphase<br />

verlangt, welche durch eine Umstrukturierung des Workshops wesentlich eingeschränkt war. Dennoch<br />

konnten nach der Einarbeitung in das Spiel ‚Tomb Raider 2' konstruktive Vorschläge zur didaktischen<br />

Aufbereitung der Inhalte zusammengetragen werden. Die Lehrer erkannten die Spielziele bzw.<br />

Anforderungen, richteten spezifische Fragen an das Spiel und entwickelten Strategien, diese innerhalb der<br />

Spielwelt in einem Tutorial zu beantworten. Die Didaktik in Computerspielen und durch Computerspiele<br />

wurde lebhaft diskutiert. Am Ende dieses Tages griffen wir die zu Beginn dokumentierten<br />

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128<br />

Erwartungshaltungen der Teilnehmer/innen wieder auf. Dabei wurde deutlich, dass diese zwar zufrieden<br />

waren; aber auch weitere Themen (z.B. Jugendschutz) ansprachen, welche sie gern intensiver diskutiert<br />

hätten. Das Verhältnis von Theorie (als thematische Einführung) und Praxis (das Spielen) wurde von den<br />

Lehrer/innen als angenehm empfunden. Obgleich die Projektteilnehmer/innen den Sinn eines solchen<br />

Workshops für die Ausgestaltung ihrer Lehrtätigkeit zunächst in Frage stellten, wurden diese im Laufe der<br />

gemeinsamen Arbeit zunehmend aufgeschlossener und kreativer. So wurde etwa vorgeschlagen,<br />

Computerspiele von ihren Schüler/innen im Unterricht nach festgelegten Kriterien vorstellen zu lassen<br />

ähnlich einer Buchvorstellung. Auf diese Weise solle die Faszination am Spiel Ansatzpunkt sein für eine<br />

kritische Reflexion des Freizeitverhaltens. Nicht zuletzt dieser konkrete Vorschlag belegt nicht nur eine sich<br />

abzeichnende Akzeptanz des kulturellen Phänomens Computerspiel, sondern ebenso den Versuch einer<br />

konstruktiven Einbindung in die Lebenswelt von Lehrer/innen und Schüler/innen. Ebenso regten die<br />

Seminarteilnehmer/innen an, Computerspiele-Workshops für Lehrer/innen auch an anderen Schulen<br />

durchzuführen, wobei sie weitere Themenschwerpunkte benannten, etwa den Diskurs zu Gewalt in<br />

Computerspielen aber auch Aspekte des Jugendmedienschutzes in der Bundesrepublik (z.B. Einführung in<br />

die Arbeit der USK, BPjM).<br />

Projektreflexion<br />

Übergeordnetes Ziel des Workshops war es, Lehrer/innen die Welt der Computerspiele näher zu bringen<br />

und mit ihnen gemeinsam Möglichkeiten einer Verbindung von Freizeit- und Unterrichtskultur der<br />

Schüler/innen zu erkunden. Dieses Ziel, so lässt sich einschätzen, konnte mit dem vorgestellten Projekt<br />

erreicht werden. Waren die beteiligten Lehrer/innen doch zunächst auch skeptisch, so zeigte sich doch,<br />

dass diese Haltung schnell ihrer Neugier und ihrem Interesse wich. Die Projektteilneh-<br />

mer/innenbeteiligten sich mit großem Engagement und Eifer und waren erstaunlich offen für die Thematik<br />

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des beteiligten sich mit großem Engagement und Eifer und waren erstaunlich offen für die Thematik des<br />

Projektes. Umso mehr gilt es für künftige Projekte dieser Gestalt ausreichend Zeit für Diskussionen<br />

einzuplanen. So vertraut und selbstverständlich der Gegenstand auch für das studentische Projektteam<br />

war, so neu und unbekannt war dieser für die Lehrer/innen. Vor diesem Hintergrund galt es Räume zu<br />

schaffen, das Erlebte zu thematisieren und zu verarbeiten, Fragen zu stellen, sich mit den anderen über die<br />

eigenen Erfahrungen auszutauschen. Dieser Aspekt sollte, wie sich gezeigt hat, keinesfalls unterschätzt<br />

und in der Planung solcher Projekte unbedingt berücksichtigt werden. Im Projekt ‚Spielerisch einfach<br />

einfach spielerisch' stellten solche kurzfristigen Verschiebungen des Zeitplans keine Gefährdung der<br />

Projektarbeit dar, sondern waren für die gemeinsame Arbeit stets produktiv und konstruktiv.<br />

Für die aktive Medienarbeit mit Lehrer/innen ist festzuhalten, dass diese einer<br />

solchen nicht abgeneigt sind und hieraus durchaus zu schöpfen wissen. Für<br />

die Planung und Durchführung von Projekten ist indes eine frühzeitige und<br />

umfassende Auseinandersetzung mit den Voraussetzungen und<br />

Arbeitsbe-dingungen der Zielgruppe wie auch deren Partizipation an<br />

der Ausgestaltung des Projektes unerlässlich. Lehrer/innen lassen<br />

sich gern überzeugen, vertreten jedoch eigene Standpunkte<br />

und suchen den Diskurs. Schwierig wird es vor allem dann,<br />

wenn über das unverbindliche Versuchsfeld des Workshops<br />

hinaus Bezüge zum Schulalltag herstellt werden sollen. Bei<br />

vielen Lehrer/innen haben sich Unterrichtskon-ventionen<br />

gebildet, die schwer anzutasten sind. Angesichts des hohen<br />

Drucks, unter dem den Schüler/innen Inhalte vermittelt werden<br />

Junges <strong>Gemüse</strong> - <strong>altes</strong> Eisen? Medien im höheren Lebensalter 129


130<br />

sollen, tendieren Lehrer/innen häufig zu einer zweckorientierten Perspektive auf die Medien. Nicht zuletzt<br />

offenbart sich hierin die Notwendigkeit, in den Curricula und den Lehrplänen entsprechende Frei- und im<br />

wörtlichen Sinne Spielräume zu integrieren, die es Lehrenden ermöglichen, sich die Alltags- und<br />

Medienkultur Heranwachsender zu erschließen.<br />

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132<br />

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4.5 ‚Digitale Erinnerungen aus alten Zeiten'<br />

`Digitale<br />

Erinnerungen´<br />

‚Digitale Erinnerungen aus alten Zeiten' - Eine Hörspielproduktion<br />

mit den Bewohnern einer Magdeburger Seniorenresidenz<br />

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134<br />

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4.5 ‚Digitale Erinnerungen aus alten Zeiten'<br />

Stefanie Schädlich, Alexandra Bubenheim, Stefan Belling, Markus Hoffmann<br />

Projektidee und Projekthintergrund<br />

Wer heute 80 Jahre alt ist, hat nicht nur viel erlebt, sondern auch viel zu erzählen. Das Berichten aus der<br />

eigenen Vergangenheit, das Aktivieren persönlicher Erinnerungen und die Reflexion gesellschaftlicher<br />

und historischer Veränderungen sind soziale Ressourcen, die mit dem Lebensalter an Bedeutung<br />

gewinnen. Biografisches und / oder themenzentriertes Erzählen kann Gemeinschaft stiften sowie<br />

kollektive und individuelle Erfahrungshintergründe offenbaren. Dies dient nicht nur der Vergewisserung<br />

des eigenen Selbst und der sozialen Zugehörigkeit, sondern stärkt darüber hinaus auch die kognitiven<br />

Fähigkeiten von Menschen im höheren und hohen Lebensalter. Nicht zuletzt aus diesen Vorüberlegungen<br />

speiste sich die Idee zu einem Projekt der aktiven Medienarbeit, welches die Erinnerungen älterer<br />

Menschen in das Zentrum rückt. Da (medien-)pädagogische Vorhaben als offene Angebote oftmals nur<br />

diejenigen zu erreichen vermögen, die als vergleichsweise aktiv und ‚rüstig' zu bezeichnen sind, war ein<br />

weiteres Anliegen, ein solches Projekt an einem Ort zu realisieren, der für ältere Menschen einen<br />

natürlichen Lebensmittelpunkt darstellt. Damit war die Idee geboren, das Projekt in Kooperation mit einer<br />

Senior/innenresidenz bzw. einem Senior/innenheim umzusetzen und die Teilnehmer/innen vor Ort für das<br />

Vorhaben zu gewinnen. Eine sehr engagierte Partnerin fanden die verantwortlichen Studierenden<br />

schließlich in der Leiterin der Magdeburger Residenz für Senior/innen ‚Am Adelheidring'. In den<br />

Vorbesprechungen zeigte sich, dass mit der Einrichtung des ‚Erzählcafés' bereits ein Ort bestand, an dem<br />

sich die Bewohner/innen regelmäßig treffen und austauschen konnten. Hierauf aufbauend entwickelten<br />

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136<br />

die Studierenden ein Projekt, das den Geschichten und Berichten der älteren Menschen mit medialer<br />

Unterstützung auch außerhalb dieses Raumes Gehör verschaffen sollte.<br />

Projektziele<br />

Das Projekt ‚Digitale Erinnerungen aus alten Zeiten' verfolgte das Ziel, ältere Menschen dazu anzuleiten<br />

und zu befähigen, eigenständig ein Medienprodukt zu erstellen, welches ihre Erfahrungen und ihre<br />

Sichtweisen widerspiegelt und Grundlage ist, auch andere Menschen an diesen teilhaben zu lassen. Als<br />

übergreifende Zielstellung rahmt die Medienarbeit damit die ebenso erwünschte soziale und kreative<br />

Interaktion der Teilnehmer/innen.<br />

Mit der Aufgabe, einen auditiven Beitrag zu erarbeiten, wurde an den medialen Vorlieben der<br />

Teilnehmer/innen angeknüpft, denen Medien wie das Radio, aber auch Tonbänder, Schallplatten oder CDs<br />

vertraut sind. Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie ist die Förderung von<br />

Medienkompetenz und Medienbildung eine weitere Zielperspektive des medienpraktischen Vorhabens.<br />

Am Computer sollten die älteren Menschen zunächst grundlegende Kenntnisse und Fertigkeiten in der<br />

digitalen Audioarbeit erwerben, d.h. nachvollziehen können, wie das Gesprochene aufgenommen,<br />

gespeichert und in den Computer eingespeist wird, um anschließend die Aufnahmen selbst zu bearbeiten.<br />

Zu diesem Zwecke galt es insbesondere Technik- und Softwarewissen zu vermitteln. Darüber hinaus ging es<br />

jedoch auch darum, im selbsttätigen Medienhandeln die Prozesse der professionellen Medienproduktion zu<br />

veranschaulichen und zu reflektieren und auf diese Weise das Struktur- und Orientierungswissen der<br />

älteren Menschen zu stärken. Die Teilnehmer/innen sollten mediale Angebote einerseits in ihrer<br />

Gewordenheit und ihren potenziellen Intentionen und Wirkungen verstehen lernen (Medienwissen) und<br />

andererseits diese Techniken als Ausdruckmittel persönlicher Anliegen, Vorstellungen und Gedanken<br />

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nutzen. Eine kritische Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten medialer Technik (z.B. „Manipulationen“<br />

durch bestimmte Montageweisen) wurde vor dem Hintergrund eigener Beobachtungen und negativer<br />

Erfahrungen auch von den Teilnehmer/innen selbst als eine zentrale Perspektive in das Projekt<br />

eingebracht.<br />

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138<br />

Projektzielgruppe<br />

Zielgruppe des Projektes waren die Bewohner/innen einer Seniorenresidenz der Stadt Magdeburg. Dank<br />

der engagierten Unterstützung der Leiterin der Seniorenresidenz ‚Am Adelheidring' gelang es, fünf<br />

Teilnehmer/innen im Alter von 72 bis 89 Jahren für das Vorhaben zu begeistern.<br />

Projektdurchführung<br />

Begonnen hat das Projekt mit einer intensiven Vorbereitungsphase, in welcher der Leitung der<br />

Seniorenresidenz das Konzept vorgestellt und die organisatorischen Details seiner Umsetzung besprochen<br />

wurden. Die Projektarbeit mit den älteren Menschen umfasste insgesamt fünf Treffen, innerhalb derer von<br />

der ersten thematischen Sondierung bis hin zur Produktion des Audiobeitrags sämtliche Schritte der<br />

Medienproduktion realisiert wurden.<br />

Das erste Treffen diente vor allem dazu, einander kennen zu lernen und die Teilnehmer/innen mit der Idee<br />

des Projektes vertraut zu machen. Die älteren Frauen und Männer wurden gebeten, sich kurz vorzustellen,<br />

aber auch ihre Vorkenntnisse, Erwartungen und ihre ersten Gedanken zur Projektthematik darzulegen. Sie<br />

sprachen von ihren Interessen, aber auch von ihrem Werdegang und ihren Berufen, die in<br />

unterschiedlichsten Arbeitsbereichen zu verorten sind (Landwirtschaft, Postangestellter, Maurer,<br />

Lehrerin, Buchhalterin, Chemiker). Mit der Handhabung des Computers war lediglich ein Teilnehmer<br />

bereits vertraut. Überraschend war indes das hohe Maß an Skepsis und Vorbehalten, die die älteren<br />

Menschen von Beginn an gegenüber den Medien und ihren Akteur/innen äußerten. Nicht zuletzt der<br />

Erfahrungsbericht eines Teilnehmers war Anlass, intensiv über Fragen der medialen Inszenierung und<br />

Manipulation zu diskutieren. So berichtete dieser noch immer erregt, dass ihn ein<br />

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Pressevertreter als Zeitzeuge der Herrschaft des nationalsozialistischen Regimes befragte und seine<br />

Aussagen und Positionen nicht wahrhaftig wiedergab. Vor diesem Hintergrund verwundert es kaum, dass<br />

er sich dem Medienprojekt mit großer Skepsis näherte. Zugleich war er jedoch überaus interessiert, die<br />

Techniken und Strategien der Mediengestaltung selbst einmal aus der Nähe kennen zu lernen. Die sich aus<br />

diesem Bericht entfachte Diskussion regte auch die anderen Teilnehmer/innen zum Nachdenken an und so<br />

wurde in der Produktionszeit stets intensiv reflektiert, auf welche Weise die persönlichen Aufnahmen<br />

entstanden und wie sie nach ihrer Bearbeitung schließlich wahrgenommen werden (könnten). Am Ende<br />

des diskussionsreichen ersten Treffens einigten sich die Projektteilnehmer/innen auf verschiedene<br />

Themen, für welche sie Geschichten, Erzählungen, Anekdoten und Berichte vorbereiten wollten. Aufgabe<br />

war es, zu den Bereichen ‚Schulzeit', ‚Jugend', ‚Kriegs- und Nachkriegszeit' jeweils dreiminütige Beiträge<br />

auszuarbeiten, die beispielsweise eine ereignisreiche oder einprägsame Erinnerung aus dieser Zeit<br />

beinhalteten.<br />

Die nachfolgenden vier Treffen waren als Produktionsphase konzipiert und umfassten eine Einführung der<br />

Teilnehmer/innen in die Aufnahmetechnik, die anschließenden Aufnahmen der einzelnen Geschichten<br />

selbst sowie eine Einweisung in die digitale Schnitttechnik. Hier zeigte sich, dass es unabdingbar war, die<br />

einzelnen Schritte der Handhabung der Aufnahmetechnik bzw. der Software beständig zu wiederholen.<br />

Hinzu kam, dass die einmal beherrschten ‚Wege' in der darauf folgenden Sitzung mitunter nicht<br />

rekapituliert werden konnten. Da die an diesem Projekt teilnehmenden Menschen im hohen Lebensalter<br />

über nahezu keine Erfahrung mit dem PC verfügten, war es umso wichtiger, zu Beginn eines jeden Treffens<br />

die Funktionen, Kniffe und Tricks nochmals zu erklären und zu erläutern. Während des vierten Treffens<br />

wurden schließlich die entstandenen und aufgenommenen Geschichten gesichtet und gemeinsam mit den<br />

Projektteilnehmer/innen die jeweiligen Ausschnitte ausgewählt, die auf der 80-minütigen CD Platz finden<br />

sollten.<br />

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140<br />

Zugleich wurden die Teilnehmenden in die Schnitttechnik des Programms ‚Audacity' eingeführt. So lernten<br />

sie beispielsweise Sequenzen zu schneiden, zu löschen oder in eine andere Reihenfolge zu bringen. Auf<br />

dieser Basis kürzten die Teilnehmer/innen ihre Geschichten eigenständig um weniger relevante<br />

Ausschnitte oder setzten den nachträglich eingesprochenen Titel der Geschichte an den Anfang der<br />

Einzelbeiträge. Gestaltet wurden die Aufnahmen schließlich mit ein- und überleitenden Moderationen<br />

zwischen den Geschichten und einer begleitenden Musik, welche jeweils mit der Zeit der erzählten<br />

Geschichten korrespondiert.<br />

Im gesamten Entstehungsprozess hatten die Mitglieder des studentischen Projektteams spezifische<br />

Aufgaben inne. Während zwei Studierende die Produktion der Aufnahmen betreuten, widmete sich der<br />

übrige Teil des Teams der inhaltlichen Projektarbeit mit den weiteren Teilnehmer/innen. In diesem<br />

Zusammenhang sei angemerkt, dass es wichtig war, genügend Spielraum für andere Themen zu lassen, die<br />

die Projektteilnehmer/innen ebenso bewegten. Seinen thematischen Abschluss fand der Workshop mit<br />

einer generationsübergreifenden Diskussionsrunde zur Frage, welche Werte sich in den vergangenen<br />

Jahrzehnten in welcher Weise verändert haben. Die Reflexionen umfassten dabei die individuellen<br />

Vorstellungen zu Themen wie Beziehung und Partnerschaft oder Disziplin und Ordnung und ermöglichten<br />

allen Beteiligten nochmals, ihre biografischen Erfahrungen auszutauschen und vor dem je spezifischen<br />

gesellschaftlichen Hintergrund zu verorten.<br />

Das Ergebnis des fünftägigen Schaffensprozesses wurde im Rahmen einer Veranstaltung sowohl den<br />

Bewohner/innen des Hauses als auch Freunden, Bekannten und Familienangehörigen präsentiert. Mit<br />

finanzieller Unterstützung der Seniorenresidenz wurden 50 CDs gebrannt, welche die<br />

Projektteilnehmer/innen an ihre Kinder, Enkel aber auch die anderen Bewohner/innen des Hauses<br />

verschenkten. Die Leiterin der Seniorenresidenz präsentierte das Produkt überdies im Rahmen des ‚Tages<br />

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der Offenen Tür', der anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Einrichtung stattfand.<br />

Projektreflexion<br />

Während der gesamten Projektzeit grundierte eine harmonische und entspannte Atmosphäre die<br />

gemeinsame Arbeit. Nach einer kurzen Zeit des Kennenlernens fanden die Bewohner/innen der<br />

Seniorenresidenz ‚Am Adelheidring' und das Projektteam schnell zueinander. Die Teilnehmer/innen waren<br />

aufgeschlossen gegenüber der Projektidee und ausgesprochen offen in der Äußerung ihrer Wünsche aber<br />

auch ihrer Bedenken. Ihre Haltung gegenüber Medien und den mit ihnen verbundenen Möglichkeiten,<br />

Realität zu inszenieren und umzudeuten, ist von Skepsis geprägt. In diesem Zusammenhang ist auch zu<br />

berücksichtigen, dass die Teilnehmer/innen in ihrem Leben bereits mehrere gesellschaftliche und<br />

politische Umbrüche erlebt haben und mit ihnen auch den Wandel der medialen Systeme. Diese Erfahrung<br />

ist für die medienpädagogische Arbeit wertvoll; auch deshalb, da es jüngeren Generationen nicht selten an<br />

genau dieser kritischen Reflexion mangelt.<br />

Für das Projektteam selbst war die Arbeit mit den älteren Menschen auch aus dem Grund eine spannende<br />

und lehrreiche Herausforderung, da die Geschichten, Berichte, Erinnerungen sowie das Wissen der<br />

Älteren den eigenen Horizont erweiterten und zum Nachdenken anregten. Bislang wurden im Studium<br />

Konzepte zur aktiven Medienarbeit insbesondere mit Heranwachsenden entwickelt und erprobt einer<br />

Zielgruppe also, die mithin der eigenen Generation noch deutlich näher ist. Gezeigt hat sich dies nicht<br />

zuletzt in den vergleichsweise undifferenzierten Altersvorstellungen, mit denen wohl viele der in diesem<br />

Kooperationsseminar teilnehmenden Studierenden in das erste Semester gegangen sind. Die theoretische<br />

Auseinandersetzung war in dieser Hinsicht ein wichtiger Ausgangspunkt, vor deren Hintergrund Ansätze<br />

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142<br />

Für eine adäquate Förderung von Medienkompetenz im höheren Lebensalter entwickelt werden konnten.<br />

Jedoch: Der Prüfstein ist die Praxis und für die Entwicklung geeigneter Modellprojekte ist die Probe<br />

unerlässlich. Das Projekt war nicht nur für die Teilnehmer/innen, sondern ebenso für die jugendlichen<br />

Studierenden ein Experiment, das zu neuen Erfahrungen und Einsichten führte und auf diese Weise auf<br />

beiden Seiten manche doch mitunter stereotype Sicht aufzuweichen vermochte.<br />

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144<br />

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Seitenzahlen<br />

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