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1 Jawdat Said Islam als gewaltlose Religion Der in der westlichen ...

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argumentieren von e<strong>in</strong>em religiösen Standpunkt aus. Für nichtmuslimische, europäische<br />

Leser beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong>teressant s<strong>in</strong>d die Porträts e<strong>in</strong>flussreicher europäischer Protagonisten,<br />

allen voran <strong>der</strong> 1962 <strong>in</strong> Genf geborene Philosoph und <strong>Islam</strong>wissenschaftler Tariq Ramadan.<br />

Muslime <strong>als</strong> M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit <strong>in</strong> Europa<br />

Den häufig geäußerten Vorwurf, Tariq Ramadan sei e<strong>in</strong> Wolf im Schafspelz, lässt <strong>der</strong><br />

Freiburger <strong>Islam</strong>experte Ludwig Ammann nicht gelten. Zwar verteidige Ramadan die Scharia<br />

<strong>als</strong> Rechtsquelle, aber an<strong>der</strong>erseits greife er das Auslegungsmonopol des orthodoxen<br />

muslimischen Klerus an. Ramadan, so Ammann, sei zwar ke<strong>in</strong> liberaler Reformer, aber auch<br />

ke<strong>in</strong> Reaktionär: "Er ist e<strong>in</strong> Konservativer, <strong>der</strong> das vom Wandel überfor<strong>der</strong>te Volk da abholt,<br />

wo es ist."<br />

Aber man fragt sich, warum die Herausgeber ihre Auswahl auf ReformerInnen aus dem<br />

Nahen und Mittleren Osten, <strong>der</strong> Türkei und Europa beschränkt haben. Saudi-Arabien und<br />

die arabische Golfregion fehlen gänzlich. Marokko, Algerien und Tunesien s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>er<br />

Ausnahme (Nadia Yass<strong>in</strong>e) ebenfalls nicht vertreten. Es gab vermutlich e<strong>in</strong>en Grund für die<br />

Auswahl, aber darüber hätte man im Vor- o<strong>der</strong> Nachwort gern etwas erfahren.<br />

Man fragt sich auch, ob die Herausgeber die e<strong>in</strong>zelnen Themen angemessen gewichtet haben.<br />

Das Kapitel über die Scharia-Reformen wirkt schmal im Verhältnis zur gesellschaftlichen<br />

Bedeutung des Themas und <strong>der</strong> realen Dynamik, zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> den arabischen Län<strong>der</strong>n.<br />

Hier hätte zum Beispiel e<strong>in</strong> Porträt <strong>der</strong> marokkanischen Rechtsgelehrten Farida Bennani<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gepasst, die <strong>als</strong> Wissenschaftler<strong>in</strong> und Expert<strong>in</strong> zum Thema Frauenrechte im <strong>Islam</strong><br />

nicht nur die jüngsten Familienrechtsreformen <strong>in</strong> Marokko bee<strong>in</strong>flusst hat.<br />

Auch das Kapitel über "islamischen Frauen- und Menschenrechtsaktivismus" fällt angesichts<br />

<strong>der</strong> Bedeutung des Themas recht schlank aus, und wie<strong>der</strong>um s<strong>in</strong>d die Kriterien nicht klar:<br />

Nadia Yass<strong>in</strong>e aus Marokko, die <strong>in</strong> diesem Kapitel porträtiert wird, ist we<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Frauen-<br />

noch Menschenrechtsaktivist<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n die Sprecher<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er von Männern geführten<br />

politischen Bewegung.<br />

Die Tatsache, dass Nadia Yass<strong>in</strong>e sich für e<strong>in</strong>e Frauenquote <strong>in</strong> den Führungsgremien dieser<br />

Bewegung e<strong>in</strong>setzt, macht sie noch nicht zu e<strong>in</strong>er Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong>. Nadia Yass<strong>in</strong>es<br />

Reform<strong>in</strong>teresse galt bislang nicht <strong>der</strong> <strong>Religion</strong>, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> marokkanischen Monarchie, die<br />

sie durch e<strong>in</strong>e islamische Republik ersetzen möchte. Wie es <strong>in</strong> dieser islamischen Republik<br />

um Demokratie, Menschen- und Frauenrechte bestellt se<strong>in</strong> soll, ist unklar.<br />

Laizismus ist ke<strong>in</strong>e Option<br />

Rückzug auf sich selbst o<strong>der</strong> Öffnung für die globale Mo<strong>der</strong>ne - woh<strong>in</strong> treibt die islamische<br />

Welt? Dieser Frage widmet sich <strong>der</strong> Schweizer Politikwissenschaftler Patrick Haenni im<br />

Nachwort.<br />

Für Haenni geht es nicht darum, ob <strong>der</strong> <strong>Islam</strong> kompatibel mit <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne ist, denn die<br />

Muslim<strong>in</strong>nen und Muslime leben die Mo<strong>der</strong>ne längst <strong>in</strong> ihrem Alltag – auch wenn die<br />

Theologie und Ideologie noch h<strong>in</strong>terh<strong>in</strong>ken.<br />

Die Frage ist für Haenni vielmehr, zu welchem Modell von Mo<strong>der</strong>ne muslimisch geprägte<br />

Gesellschaften langfristig neigen. E<strong>in</strong>e strikte Trennung von <strong>Religion</strong> und Staat nach<br />

französischem Vorbild hält Haenni <strong>in</strong> <strong>der</strong> islamischen Welt we<strong>der</strong> für wahrsche<strong>in</strong>lich noch<br />

für erstrebenswert.<br />

Haenni hält es für wahrsche<strong>in</strong>licher, dass das Verhältnis von <strong>Religion</strong> und Staat sich <strong>in</strong><br />

islamisch geprägten Gesellschaften nach anglo-amerikanischem Muster entwickeln wird: Das<br />

heißt, dass <strong>der</strong> Staat <strong>als</strong> solcher nicht religiös ist, Religiosität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit aber e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Rolle spielt und dies nicht <strong>als</strong> Wi<strong>der</strong>spruch zur Mo<strong>der</strong>ne begriffen wird.

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