1 Jawdat Said Islam als gewaltlose Religion Der in der westlichen ...
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Mohammad Khatami <strong>in</strong>nehatte.<br />
In se<strong>in</strong>er Hamburger Zeit setzte sich Schabestari sehr für den christlich-islamischen Dialog<br />
e<strong>in</strong> und erweiterte den Wirkungskreis <strong>der</strong> Moschee, <strong>in</strong>dem er sie für alle Muslime öffnete.<br />
Außerdem lernte er Deutsch und konnte nun se<strong>in</strong>em schon <strong>in</strong> Qom gehegten Interesse an<br />
westlicher Philosophie und christlicher, vor allem protestantischer Theologie, <strong>in</strong>tensiv<br />
nachgehen.<br />
Er beschäftigte sich mit Theologen wie Paul Tillich, Karl Barth und Karl Rahner sowie u.a.<br />
mit dem Denken <strong>der</strong> Philosophen Immanuel Kant, Wilhelm Dilthey und Hans-Georg<br />
Gadamer.<br />
Als Anhänger Khome<strong>in</strong>is und Verfechter <strong>der</strong> <strong>Islam</strong>ischen Revolution kehrte Shabestari 1979<br />
nach Iran zurück und wurde im Jahr darauf <strong>als</strong> Abgeordneter <strong>der</strong> Prov<strong>in</strong>z Aserbaidschan <strong>in</strong>s<br />
erste Parlament <strong>der</strong> <strong>Islam</strong>ischen Republik gewählt.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs zog er sich bald wie<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Politik zurück und begann <strong>der</strong> Ideologie <strong>der</strong><br />
<strong>Islam</strong>ischen Republik und ihrer Regierungspraxis mit zunehmen<strong>der</strong> Skepsis gegenüber zu<br />
stehen.<br />
Für e<strong>in</strong>en kritischen Zugang zur <strong>Religion</strong><br />
In se<strong>in</strong>em Denken vollzog sich e<strong>in</strong> Wandel weg von e<strong>in</strong>em '<strong>Islam</strong> <strong>als</strong> Lösung' h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em<br />
emanzipatorischen und ideologiekritischen Verständnis <strong>der</strong> <strong>Religion</strong>. E<strong>in</strong> Wandel, <strong>der</strong> <strong>in</strong><br />
ähnlicher Weise für führende religiöse Intellektuelle und Reformdenker, die allesamt<br />
überzeugte Anhänger Khome<strong>in</strong>is und Fürstreiter <strong>der</strong> <strong>Islam</strong>ischen Republik waren, geradezu<br />
paradigmatisch ist.<br />
Seit 1985 hat Schabestari e<strong>in</strong>en Lehrstuhl für islamische Philosophie an <strong>der</strong> Universität<br />
Teheran <strong>in</strong>ne, wo er auch vergleichende <strong>Religion</strong>swissenschaft und Theologie lehrt. Bis heute<br />
organisiert er regelmäßig <strong>in</strong>ternationale Kongresse zum Thema christlich-muslimischer<br />
Dialog.<br />
Seit Anfang <strong>der</strong> 90er Jahre begann er vermehrt Artikel <strong>in</strong> liberaleren Tageszeitungen und<br />
Zeitschriften zu veröffentlichen, <strong>in</strong> denen er für e<strong>in</strong>en neuen kritischen Zugang zur <strong>Religion</strong><br />
argumentiert. Durch diese publizistische Tätigkeit sowie durch e<strong>in</strong>e Reihe von öffentlichen<br />
Vorträgen an Universitäten und <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en öffentlichen Foren nahm er aktiv am religiöspolitischen<br />
Diskurs teil und wurde zu e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> bedeutendsten religiösen Intellektuellen des<br />
zeitgenössischen Iran.<br />
Irans Reformerdenker und Regimekritiker<br />
Das kritisch-<strong>in</strong>tellektuelle Spektrum Irans ist alles an<strong>der</strong>e <strong>als</strong> homogen. So f<strong>in</strong>den sich<br />
säkulare MenschenrechtsaktivistInnen, die <strong>in</strong> ihren Argumentationen für mehr<br />
Rechtsstaatlichkeit grundsätzlich auf e<strong>in</strong>en Rückgriff auf die <strong>Religion</strong> verzichten und sich<br />
alle<strong>in</strong> auf <strong>in</strong>ternationales Recht berufen.<br />
Daneben gibt es AktivistInnen, die sich ebenfalls für e<strong>in</strong>e umfassende Erneuerung des<br />
Rechtssystems gemäß <strong>in</strong>ternationaler Standards e<strong>in</strong>setzen, dies aber aus e<strong>in</strong>em islamischen<br />
Selbstverständnis heraus tun.<br />
Diese Gruppierungen, <strong>der</strong>en Vertreter nicht selten geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung treten,<br />
kämpfen im Kle<strong>in</strong>en, z.B. <strong>als</strong> Anwälte <strong>in</strong> Prozessen, für die freiheitlichen Rechte des<br />
E<strong>in</strong>zelnen. Die säkularistische Rechtsanwält<strong>in</strong> Mehrangiz Kar und die<br />
Friedensnobelpreisträger<strong>in</strong> Schir<strong>in</strong> Ebadi s<strong>in</strong>d glänzende Beispiele für diese Strömung.<br />
E<strong>in</strong>e etwas an<strong>der</strong>e Rolle nehmen jene religiösen Intellektuellen, politischen AktivistInnen<br />
und PolitikerInnen e<strong>in</strong>, die auf verschiedenste Weise das System <strong>der</strong> <strong>Islam</strong>ischen Republik –<br />
sei es aus pragmatischen Gründen o<strong>der</strong> aus Überzeugung – bejahen, sich aber für se<strong>in</strong>e