Programmheft - Badisches Staatstheater Karlsruhe
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erinnert inhaltlich stark an Robert Schumanns<br />
erstes Grün. Auch hier wird das<br />
Liebeserwachen in traditioneller Metaphorik<br />
mit Bildern des Frühlings gleichgesetzt.<br />
Im ersten Teil wird die Natur mit all ihren<br />
Geräuschen, fließenden Bächen und rauschenden<br />
Wäldern geschildert, während<br />
der zweite Teil mit stetiger Wiederholung<br />
der Phrase „Ach schon so lange ist Liebe<br />
wach“ die Ursache jener Frühlingsgefühle<br />
umkreist.<br />
Nach dem ersten Ehejahr hatte Clara es<br />
geschafft, in kleinem Rahmen weiterhin<br />
ihrer Konzerttätigkeit nachzugehen. Ein<br />
bejubeltes Konzert gab sie gemeinsam mit<br />
Franz Liszt, in welchem beide die Variationssammlung<br />
hexameron mit Beiträgen<br />
u. a. von Chopin und Czerny vortrugen.<br />
Robert Schumanns Sinfonie d-Moll sowie<br />
ouverture, Scherzo und finale op. 52<br />
stießen dagegen auf wenig Verständnis.<br />
Wenn Clara Schumann auch auf eine Weltkarriere<br />
als Pianistin verzichtete, war ihre<br />
Ehe mit Robert wirklich eine künstlerische<br />
Resignation?<br />
Das Scherzo nr. 2, op 14 in c-Moll gibt<br />
darauf Antwort. Janina Klassen spricht<br />
von einem „Sturm und Regen“-Motiv,<br />
das mit dem ruhigen Trio-Teil in As-Dur<br />
kontrastiert. Der Begriff „Scherzo“ hatte<br />
seit Beethoven einen festen Platz in der<br />
Gattung Sinfonie. Hier waren es vor allem<br />
eine markante Rhythmik und die Gegensätzlichkeit<br />
zum getragenen Trio-Teil, die<br />
das Charakteristikum dieser A-B-A-Form<br />
ausmachten. Aber wie viel Scherzo steckt<br />
in Clara Schumanns Opus 14? Sieht man<br />
von Beibehaltung der Form ab, so verblüffen<br />
vor allem die rasant-virtuos vorbeirauschenden<br />
Klanglinien. Gebrochene<br />
Akkordketten und tragende Harmonien<br />
sind Hauptbestandteil des Werkes. Einzelne<br />
Abschnitte sind klar gegliedert und<br />
anhand des Trios offenbart sich außerdem<br />
die symmetrische Konzeption en miniature.<br />
Auch wenn Janina Klassen mit „Sturm<br />
und Regen“ den assoziativen Anknüpfungspunkt<br />
findet, so ist die Komposition<br />
keineswegs programmatisch. Es ist nicht<br />
das Werk eines mit Stoff und Form ringenden<br />
Komponisten, sondern das Werk einer<br />
gefeierten Klaviervirtuosin. Nicht zuletzt<br />
erinnert die Struktur stark an das rund<br />
zehn Jahre früher entstandene Scherzo<br />
nr. 1 von Frédéric Chopin.<br />
Eine Frau, die sich aus Liebe zu einem<br />
Mann völlig aufgibt und sich selbst als<br />
„nied‘re Magd“ bezeichnet, mag uns heutzutage<br />
seltsam vorkommen. Die Rezeption<br />
der Werke Adelbert von Chamissos gibt<br />
dieser Vermutung recht: Seine Gedichte<br />
sind großenteils nur noch in Kennerkreisen<br />
bekannt, überlebt haben sie vor allem<br />
in den Vertonungen Robert Schumanns.<br />
„Das Volk singt meine Lieder, man singt<br />
sie in den Salons, die Componisten reißen<br />
sich danach, die Jungen deklamiren sie in<br />
den Schulen, mein Portrait erscheint nach<br />
Goethe, Tieck und Schlegel, als das vierte<br />
in der Reihe der gleichzeitigen deutschen<br />
Dichter, und schöne junge Damen drücken<br />
mir fromm die Hand!“ So äußerte sich der<br />
Dichter selbst in einem Brief aus dem Jahr<br />
1832, der Blütezeit seines Ruhms. Doch<br />
wer war dieser heute den meisten nur<br />
noch dem Namen nach bekannte Dichter?<br />
Adelbert von Chamisso gelangte in jungen<br />
Jahren als Page in die Dienste von Königin<br />
Friederike Luise von Preußen, die ihm den<br />
Besuch des Französischen Gymnasiums in<br />
Berlin ermöglichte. Die Gedanken der Aufklärung<br />
und des Humanismus hinterließen<br />
in seinem Werk tiefe Spuren. Insbesondere<br />
das Interesse am Menschlichen prägt das<br />
dichterische Werk. Während seines Studi-<br />
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