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Programmheft - Badisches Staatstheater Karlsruhe

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Landsknechts verdichteten.“ So lassen<br />

sich die rhythmischen Grundstrukturen in<br />

Mahlers Liedern klar in Tanz- und Militärrhythmen<br />

unterteilen. Der Musikwissenschaftler<br />

Siegfried Mauser unterscheidet<br />

im Weiteren zwischen verschiedenen<br />

Kompositionstypen, durch die sich die<br />

einzelnen Vertonungen voneinander abheben:<br />

Gehlieder, Drehlieder sowie deren<br />

Mischform. Unter der Gruppe „Gehlieder“<br />

sind jene Werke aus Mahlers Liedœuvre<br />

gemeint, „deren hervorragendes Charakteristikum<br />

jenes des Fortbewegens ist. Sie<br />

lassen sich dabei zusätzlich nach der Art<br />

der Fortbewegung weiter unterscheiden<br />

in marschierende, wandernde, reitende<br />

sowie der besondere Typus des Trauermarsches.“<br />

Die Drehbewegung untermalt<br />

die Singstimme im Dreiertakt, meist in Anlehnung<br />

an Ländler und Walzer (rheinlegendchen,<br />

Wer hat dies Liedlein erdacht).<br />

Wo die schönen trompeten blasen ist eine<br />

Mischform dieser beiden für Mahler so<br />

charakteristischen Kompositionstypen.<br />

Man erkennt einen deutlichen „ziel- und<br />

vorwärts gerichteten Charakter“ sowie<br />

eine „auf sich selbst bezogene und in sich<br />

kreisenden Figuration.“<br />

Im rheinlegendchen ist in strahlendem<br />

A-Dur die Liebesthematik äußerst klar<br />

artikuliert. Nicht zufällig fühlt man hier<br />

an Schubert erinnert, sei es der frühlingstraum<br />

der Winterreise oder die<br />

Wassermotivik der Schönen Müllerin und<br />

der forelle. Betrachtet man dagegen den<br />

Inhalt von verlorener Liebe und vergangenen<br />

Zeiten, so entsteht eine unverkennbar<br />

ironische Grundstimmung Heine‘scher Prägung.<br />

Wo die schönen trompeten blasen<br />

beginnt mit einem fanfarenhaften Vorspiel,<br />

immer wieder ist der Text von sanften militärischen<br />

Reminiszenzen durchbrochen.<br />

Die düstere Grundtonart d-Moll verbreitet<br />

6<br />

zudem einen Schatten der Hoffnungslosigkeit.<br />

Die wörtliche Rede kippt unverzüglich<br />

in lyrisch-volksliedhafte Phrasen, die über<br />

das blockhafte Strophenschema hinweg<br />

einen Zusammenhang stiften. Auch die<br />

Schubert‘schen Dur-Moll-Kontraste rücken<br />

das Lied in die Reihe romantischer<br />

Liedtradition. In Wer hat dies Liedlein<br />

erdacht hört man die Synthese von<br />

markanter Rhythmik und volksliedhafter<br />

Melodielinie heraus, wie sie in den frühen<br />

Orchesterwerken, den sogenannten<br />

Wunderhorn-Sinfonien verwendet werden.<br />

Die erzählende Rahmenhandlung<br />

umfasst das eigentliche „Liedlein“, das<br />

sich nicht in seiner musikalischen Textur<br />

abhebt, sondern vielmehr durch eine kürzere<br />

geschlossene Strophenform, die sich<br />

in einem spannungsreichen Crescendo<br />

entfaltet. Auch die arkadische Tonart F-<br />

Dur unterstreicht diese Naturstimmung.<br />

Die Ausweglosigkeit des menschlichen<br />

Daseins in Urlicht veranlasste den Komponisten<br />

zur Vertonung in Des-Dur, einer der<br />

tiefsten Tonarten des Quintenzirkels. Nicht<br />

zuletzt Wagner hat mancher tannhäuser-<br />

Szene durch Des-Dur tiefste Verzweiflung<br />

und Hilflosigkeit verliehen.<br />

Neben Felix Mendelssohn-Bartholdy, Carl<br />

Maria von Weber und Ludwig van Beethoven<br />

war Louis Spohr seinerzeit einer<br />

der erfolgreichsten Komponisten im Deutschen<br />

Reich. Neben zehn Opern und vier<br />

Oratorien bildet die Gattung Lied einen<br />

vergleichsweise kleinen Teil seines Werkes.<br />

Das Liedschaffen Spohrs beschränkt<br />

sich, ähnlich wie bei Robert Schumann,<br />

auf eine intensive Schaffensphase. In<br />

der Zeit von 1836 bis 1839 schuf er rund<br />

vierzig Lieder und Duette. Allerdings war<br />

Spohrs Kompositionsstil nicht frei von<br />

scharfer Kritik. In der Zeitschrift „The<br />

Musical World“ war zu lesen: „Dass es<br />

Gustav Mahler

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