Digitaltrends_1-2013
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» In Deutschland kooperieren Medienunternehmen bisher relativ wenig mit<br />
technologiegetriebenen Unternehmen, diese werden eher als Konkurrenten<br />
um die Aufmerksamkeit der Werbekunden denn als Dienstleister betrachtet. «<br />
screenshot der lokalen Fotodatenbank #rheinstagram<br />
einige gute Geschichten für ihre Lokalteile generieren.<br />
Doch die Plattform wächst nur langsam – sie hatte im November<br />
2012 rund 3.000 Nutzer und 58.000 Fotos – und<br />
wird derzeit nicht weiterentwickelt, weil laut Philipp Ostrop,<br />
Leiter der Stadtredaktion Dortmund, gegenüber <strong>Digitaltrends</strong><br />
LfM andere Prioritäten im Vordergrund stehen.<br />
Einen originellen Weg beschreitet die Rhein-Zeitung, die<br />
eine lokale Fotodatenbank aufbaut und dabei Ressourcen<br />
schont. Anstatt eine eigene Plattform zu gründen, nutzt<br />
die Koblenzer Lokalzeitung die etablierte Plattform Instagram<br />
und bittet Nutzer, ihre hochgeladenen Fotos mit<br />
dem Kürzel (Hashtag) #rheinstagram zu markieren. Das<br />
funktioniert erstaunlich gut. So wurden laut Marcus Schwarze,<br />
Digitalchef der Rhein-Zeitung, seit dem Start der Aktion<br />
im April 2012 über 10.000 Fotos neben weiteren Kürzeln,<br />
die sich die Nutzer aussuchen, auch mit der Markierung<br />
#rheinstagram versehen (Stand 20.01.<strong>2013</strong>). Die entsprechende<br />
Unterseite auf der Website der Rhein-Zeitung, auf<br />
der diese Bilder einlaufen, wurde im November 2012 rund<br />
100.000 Mal und im Dezember fast 125.000 Mal aufgerufen.<br />
In Deutschland will der Datenjournalist Lorenz Matzat<br />
künftig dazu beitragen, dass Lokalredaktionen lokalen Da-<br />
tenjournalismus betreiben können, ohne ihre Budgets zu<br />
sprengen. Das von ihm gegründete und momentan noch<br />
in der Testphase befindliche Geo-Informationssystem<br />
Lokaler (lokaler.de) verortet auf einer Karte alles, was an<br />
einem Ort passiert. Lokalmedienunternehmen können Lizenzen<br />
erwerben und ihre Karten mit eigenen Beiträgen<br />
sowie externen Inhalten, zum Beispiel aus offenen Datenbanken,<br />
füllen. Das System ist von vornherein auch für die<br />
mobile Nutzung konzipiert. Noch ist offen, ob Medienunternehmen<br />
Anwendungen wie Lokaler oder ähnliche, die<br />
folgen werden, adaptieren. Doch wenn man sich erst einmal<br />
mit dem Smartphone oder Tablet vor Ort ebenso leicht<br />
über lokalpolitische Ereignisse wie über Mietpreise und<br />
das Tagesmenü im Restaurant um die Ecke informieren<br />
kann, dann haben lokale Medien die Chance, auch im Jahr<br />
2020 bei den Bürgern vor Ort erste Anlaufstelle zu sein.<br />
Allerdings müssen deutsche Medienunternehmen bei der<br />
Kooperation mit amerikanischen Techunternehmen darauf<br />
achten, nicht durch leichtfertigen Umgang mit Daten das<br />
Vertrauen der Nutzer aufs Spiel zu setzen. Informationelle<br />
Selbstbestimmung ist ein hohes gesellschaftliches Gut,<br />
und das wird auch dann noch – oder erst recht – gelten,<br />
wenn Internetnutzer ein Vielfaches der heutigen Datenmenge<br />
ortsbasierten Diensten anvertrauen. Allerdings wird sich<br />
der vergleichsweise strenge deutsche Datenschutz auf<br />
Dauer wohl nicht aufrechterhalten lassen, da international<br />
operierende Konzerne nationale Regeln leicht umgehen<br />
können. Umso wichtiger wird es sein, einerseits Transparenz<br />
zu schaffen, so dass jeder Nutzer weiß, welche Daten über<br />
ihn im Umlauf sind. Und andererseits Netzbürger zu befähigen,<br />
selbst Verantwortung dafür zu tragen, welche Daten ihrer<br />
Wahl sie zu ihrem eigenen Nutzen freigeben möchten.<br />
Ulrike Langer<br />
Über die autorin<br />
Ulrike Langer ist Fachjournalistin<br />
für digitale Medienthemen. Sie bloggt<br />
auf Medialdigital und twittert unter<br />
@mauisurfer25. 2011 zog sie als freie<br />
Korrespondentin nach Seattle, um<br />
von dort den digitalen Medienwandel<br />
zu verfolgen. Sie ist Mitautorin des<br />
Buches „Universalcode“ über den<br />
digitalen Journalismus (2011).<br />
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