Trim Disc
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S3<br />
Koordinationstraining
Impressum<br />
MFT Academy International (Hrsg.), S3 Koordinationstraining. Schulungsunterlage<br />
Autoren<br />
Mag. Dorothea Gruber, Sportwissenschafterin, MFT Academy – Kapitel 2, 6, 7, 8,<br />
Illustrationen<br />
Univ.-Prof. Mag. Dr. Günther Mitterbauer, Institut für Sportwissenschaften, Universität<br />
Innsbruck – Kapitel 1<br />
Ass.-Prof. Mag. Dr. Christian Raschner, Institut für Sportwissenschaften, Universität<br />
Innsbruck – Kapitel 3<br />
Mag. Eva Schulz, Dipl.-PT, Sportwissenschafterin, Lehrgangsleiterin des Universitätslehrgangs<br />
für „integrative Gesundheitsvorsorge und –förderung“ der UMIT-<br />
Institut für Pflegewissenschaft – Kapitel 4, 5, 9<br />
Die vorliegende Schulungsunterlage wurde für die Verwendung im Ausbildungskurs S3 Koordinationstraining<br />
der MFT Academy International erstellt. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.<br />
Nachdruck, Abdruck, auch auszugsweise, Vervielfältigungen jeglicher Art und Übersetzungen<br />
bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung der MFT Academy International.<br />
Copyright © 2007 MFT Academy International<br />
Industriestraße 9, A-2353 Guntramsdorf<br />
+43 (0) 2236 860 200-15<br />
office@mft-academy.com<br />
www.mft.at<br />
Ing. Ewald A. Aigner, Diplom Mentaltrainer mit sportpsychologischer<br />
Ausbildung, legte 1998 mit der Idee zur<br />
Entwicklung der MFT <strong>Trim</strong> <strong>Disc</strong> den Grundstein für den Aufbau<br />
des S3 Konzepts.<br />
Neben den bekannten MFT Trainingsgeräten und dem<br />
S3 Check-Testsystem stellt die Lehre und Forschung im<br />
Rahmen der MFT Academy seit dem Jahr 2003 einen wichtigen<br />
Beitrag zur Hebung der Bedeutung der Koordination in<br />
Prävention, Sporttraining und Therapie dar.<br />
Ing. Ewald A. Aigner<br />
Geschäftsführer der MFT Multifunktionale Trainingsgeräte GmbH
1 Vorwort .................................................................................................................2<br />
MFT für die "Neue Fitness"................................................................................................ 2<br />
2 Koordination – die „Dritte Dimension des Trainings“ ......................................3<br />
2.1 Koordination schafft Ordnung......................................................................3<br />
2.2 Modell der Koordinativen Fähigkeiten .........................................................4<br />
2.3 Modell des Koordinativen Anforderungsprofils ............................................5<br />
2.4 Training und Trainierbarkeit der Koordination .............................................6<br />
3 Zur Bedeutung des Koordinationstrainings mit instabilen Unterlagen<br />
in den Bereichen Sport, Fitness und Rehabilitation ........................................8<br />
4 Einsatzgebiete des MFT Trainings ...................................................................11<br />
Becken- und Rumpfstabilisierungstraining...........................................................11<br />
Beinachsentraining ..............................................................................................11<br />
Koordinationstraining ...........................................................................................11<br />
Konzentrationstraining .........................................................................................11<br />
5 Trainingshinweise..............................................................................................11<br />
6 MFT Trainingsgeräte im Rahmen des S3 Konzepts........................................12<br />
7 Aktionsformen der MFT <strong>Disc</strong>s ..........................................................................13<br />
8 Körperhaltung ....................................................................................................14<br />
9 Ausgangspositionen auf den MFT <strong>Disc</strong>...........................................................15<br />
9.1 Achsengerechter beidbeiniger Stand ........................................................15<br />
9.2 Achsengerechter einbeiniger Stand ..........................................................15<br />
9.3 Brücke – Bridging back .............................................................................16<br />
9.4 Knieliegestütz – Bridging front...................................................................16<br />
10 Übungsprogramme mit der <strong>Trim</strong> <strong>Disc</strong>..............................................................17<br />
10.1 Ganzkörperstabilisierungstraining (Übung 1 – Übung 8)...........................19<br />
10.2 Beinachsentraining 1 (Übung 9 – Übung 15) ............................................20<br />
10.3 Beinachsentraining 2 (Übung 16 – Übung 23) ..........................................21<br />
10.4 Rumpfstabilisierungstraining (Übung 24 – Übung 30) ...............................22<br />
10.5 Schultergürteltraining (Übung 31 – Übung 32) ..........................................24<br />
11 Literaturverzeichnis...........................................................................................25
1 Vorwort<br />
MFT für die "Neue Fitness"<br />
Fitness ist im Soge des Fitnessbooms der letzten Jahre zu einem Kultbegriff<br />
geworden, wobei unter dem Einfluss der medialen Vermarktung sehr enge<br />
Orientierungen von Fitness erfolgt sind: enge Orientierungen mit der Gefahr einer<br />
Überbewertung von Muskelwachstum beim Mann, Schlanksein bei der Frau oder von<br />
hoher sportlicher Leistungsfähigkeit im Ausdauer- oder Kraftbereich.<br />
Fitness darf sich nicht auf diese enge Sichtweise beschränken, sondern muss die auf<br />
die individuellen Lebensbedingungen abgestimmte Leistungsfähigkeit zum Ziel<br />
haben. In diesem Sinne umfasst Fitness die Leistungsfähigkeit für den Alltag, die<br />
Arbeit, die Freizeit bzw. den Sport.<br />
Alle Handlungen in Alltag, Arbeit, Freizeit und Sport werden von hochkomplizierten<br />
Regulationsmechanismen gesteuert, die aufgrund zivilisationsbedingter Rahmenbedingungen<br />
(z.B. Bewegungsmangel) in ihrer Funktion hohe Einbußen erfahren.<br />
Die Folgewirkungen zeigen sich in einer erheblichen Verschlechterung der Qualität<br />
von Bewegungshandlungen in allen Bereichen. Unsicherheiten bei Alltagsaktivitäten,<br />
erhöhtes Schädigungs-, Verletzungs- und Unfallrisiko in der Freizeit und bei der<br />
Sportausübung sowie geringere Lern- und Leistungsfähigkeit bei sportlichen<br />
Aktivitäten zählen zu solchen Bereichen.<br />
Fitness darf daher nicht als überdurchschnittliche Ausprägung konditioneller<br />
Fähigkeiten verstanden werden, Fitness muss vielmehr die Qualität der<br />
Bewegungsausführung in den Vordergrund rücken.<br />
Für diese Qualität sind viele Schaltzentralen verantwortlich, zu den wichtigen zählen<br />
die „Fühler“, die die Zustände und Veränderungen im eigenen Körper registrieren<br />
und weitermelden. Vor allem die Fühler in den Muskelspindeln, in den Sehnenspindeln<br />
und im Gleichgewichtsorgan haben hier auf die Qualität von Bewegungsausführungen<br />
insofern hohen Einfluss, als sie permanent Spannungsveränderungen<br />
der Muskulatur bzw. auch der Lage- und Ortsveränderungen registrieren und<br />
notwendige Regulationsvorgänge auslösen.<br />
Bei einer Qualitätsverbesserung geht es darum, diese als Propriozeptoren<br />
bezeichneten Fühler mit besonderen Herausforderungen zu sensibilisieren. Zu solch<br />
einer besonderen Herausforderung zählen instabile und labile Unterlagen, die<br />
deshalb dem Grundsatzprinzip eines multifunktionalen Trainings (MFT) besonders<br />
entsprechen. Die Einsatzbereiche sind dabei vielfältig und reichen von der<br />
Trainingstherapie nach Sportverletzungen bis zur Gesamtkörperstabilisierung für den<br />
Normalverbraucher bzw. den Spitzensportler.<br />
2
2 Koordination – die „Dritte Dimension des Trainings“<br />
Die Ausarbeitung innovativer Konzepte zur Optimierung von Trainingsmethoden im<br />
Leistungssport, Fitnesssport, der Trainingstherapie und Prävention hat sich in den<br />
letzten Jahren stark auf die Bereiche Ausdauer und Kraft konzentriert. Die oft<br />
verwendeten Begriffe „Konditionstraining“ oder „Fitnesstraining“ werden dabei häufig<br />
auf diese beiden Aspekte reduziert. Der Bedeutung des Koordinationstrainings als<br />
Basisfähigkeit mit starker Ausstrahlung auf die motorischen Fähigkeiten Kraft,<br />
Ausdauer oder Schnelligkeit wird erst in jüngerer Zeit mehr Beachtung geschenkt.<br />
Erwiesen ist die Tatsache, dass auf Grundlage gut ausgebildeter koordinativer<br />
Fähigkeiten unter anderem auch das vorhandene Potential bei Ausdauerbelastungen<br />
oder Kraftanforderungen effizienter ausgeschöpft werden kann.<br />
2.1 Koordination schafft Ordnung<br />
Ein Mensch beweist koordinative Kompetenz in seinem Bewegungsverhalten, wenn<br />
er zur rechten Zeit, am richtigen Ort mit optimaler Energie- und<br />
Geschwindigkeitsdosierung eine vorgegebene Aufgabe lösen kann. Wer gut<br />
koordinieren kann, steuert seine Bewegungen zielgerichteter, erreicht ein bestimmtes<br />
Ziel mit höherer Erfolgswahrscheinlichkeit und hat dabei eine größere<br />
Gestaltungsfreiheit als ein Sportler, dessen koordinative Leistungsvoraussetzungen<br />
nicht entsprechend ausgebildet, geschult sind.<br />
Die Koordination ist durch die Fähigkeit des Zentralnervensystems, Informationen<br />
aufzunehmen und diese Reize weiterzuleiten, zu verarbeiten und zu beantworten,<br />
begrenzt. Ziel aller sensomotorischen Regulationen ist es, Bewegungen<br />
aufgabengerecht und zielorientiert mit höchster Ökonomie und Effizienz aller<br />
beanspruchten Systeme zu steuern.<br />
Sensomotorik: Während einer Bewegung erhält das zentrale Nervensystem (ZNS)<br />
ständig Informationen über die Position des Körpers. Diese Reize werden von den<br />
Sinnesorganen aufgenommen und zur Verarbeitung durch das ZNS weitergeleitet.<br />
(= Sensorik). Reizantworten können Bewegungsanpassungen in der ausführenden<br />
Muskulatur oder Gleichgewichtsreaktionen in der Hilfs- oder Stützmuskulatur sein.<br />
(= Motorik)<br />
Trainingswissenschaftliche Modelle der Koordination erklären Koordinationsleistungen<br />
entweder aus der Sicht des Individuums (= Modell der Koordinativen<br />
Fähigkeiten) oder aus der Struktur der Bewegungsaufgabe (= Modell des<br />
Koordinativen Anforderungsprofils).<br />
3
2.2 Modell der Koordinativen Fähigkeiten<br />
Koordinative Fähigkeiten stellen sich als ein Bündel von Faktoren dar, die es<br />
erlauben, Bewegungen mit bestmöglicher Geschwindigkeit und effektivem<br />
Energieeinsatz zeitlich und räumlich optimal zu steuern. Als Basis dafür müssen<br />
Wahrnehmungs-, Verarbeitungs- und Steuerungsprozesse aufeinander abgestimmt<br />
sein. Die Funktion der Analysatoren<br />
Analysatoren: Analysatoren sind Sinnesorgane, die Informationen über die Position und Gleichgewichtssituation des<br />
Körpers, den Spannungszustand der Muskulatur und die Bewegungen in der Umgebung aufnehmen und zur Verarbeitung<br />
an verschiedene sensorische Zentren im Gehirn weiterleiten. Dazu zählt der optische, akustische, taktile, statikodynamische<br />
und der kinästetische Analysator.<br />
und die Bewegungserfahrung vervollständigen die Voraussetzungen für die drei<br />
koordinativen Grundeigenschaften<br />
• Lernfähigkeit: motorisch lernen, Gelerntes speichern und situationsgemäß<br />
abrufen<br />
• Steuerungsfähigkeit:<br />
bewusst steuern<br />
Bewegungen aufgrund sensorischer Informationen<br />
• Anpassungsfähigkeit: motorische Aktionen an sich verändernde Situationen/<br />
Umweltbedingungen anpassen<br />
Die Qualität der Bewegung wird durch weitere Teilaspekte der Koordination<br />
mitbestimmt:<br />
• Räumlich-zeitliche Orientierungsfähigkeit: Orientierung im Raum, in der Zeit<br />
• Kinästhetische Differenzierungsfähigkeit: Unterscheidung einzelner<br />
sensorischer Informationen, differenziertes Wahrnehmen der eigenen Bewegung,<br />
Bewegungsgefühl<br />
• Reaktionsfähigkeit: situationsgerechtes Reagieren auf unvorhergesehene<br />
Ereignisse, Anpassen an Gegebenheiten<br />
• Rhythmusfähigkeit: zeitliche Strukturierung von Bewegungen, zeitliche<br />
•<br />
Pünktlichkeit gegenüber einem räumlichen Punkt<br />
Gleichgewichtsfähigkeit: das Erhalten des dynamischen Gleichgewichts durch<br />
sensomotorische Regulationsprozesse<br />
4
Differenzierungsfähigkeit<br />
Reaktions-<br />
fähigkeit<br />
Motorische<br />
Steuerungsfähigkeit<br />
Motorische<br />
Lernfähigkeit<br />
Rhythmus-<br />
fähigkeit<br />
Orientierungs-<br />
fähigkeit<br />
Gleichgewichts-<br />
fähigkeit<br />
Motorische<br />
Anpassungsfähigkeit<br />
Modell der Koordinativen Fähigkeiten nach Blume (1978) und Hirtz (1985)<br />
2.3 Modell des Koordinativen Anforderungsprofils<br />
Um Bewegungen durchführen zu können, müssen ständig Informationen aus den<br />
Analysatoren verarbeitet werden und Druckparameter, die mit den Ausführungsbedingungen<br />
der Bewegungsaufgabe verbunden sind, erfüllt werden.<br />
Die koordinativen Anforderungen der Bewegungsprobleme und –aufgaben werden<br />
von Neumaier (1999, S. 118 ff) mit Hilfe des Koordinations-Anforderungs-Reglers<br />
beschrieben und miteinander in Beziehung gesetzt. So kann ein Profil der jeweiligen<br />
bewegungs- oder sportartspezifischen koordinativen Anforderung modelliert werden.<br />
Auf einer Skala werden sowohl Druckparameter als auch Informationsanforderungen<br />
zwischen den Achsenendpunkten „hoch“ und „niedrig“ eingestellt. So kann die<br />
Bewegungsaufgabe bezüglich ihres koordinativen Schwierigkeitsgrades differenziert<br />
eingeschätzt werden.<br />
Koordinative Anforderungen von Bewegungsaufgaben<br />
Informationsanforderungen<br />
optisch akustisch taktil kinästhetisch vestibulär<br />
Gleichgewichtsanforderungen<br />
Druckbedingungen<br />
Präzisionsdruck<br />
Zeitdruck<br />
Komplexitätsdruck<br />
Situationsdruck<br />
Belastungsdruck<br />
niedrig hoch<br />
5
Der Koordinations-Anforderungs-Regler kann auch in Form eines Schaltpults<br />
dargestellt werden, auf dem die Höhe oder die Qualität der unterschiedlichen<br />
Anforderungskategorien durch das Verschieben der Regler eingestellt wird:<br />
Informationsanforderungen Druckparameter<br />
niedrig hoch<br />
optisch<br />
akustisch<br />
taktil<br />
kinestäthisch<br />
vestibulär<br />
Gleichgewicht<br />
niedrig hoch<br />
Präzision<br />
Koordinations-<br />
Anforderungs-Regler<br />
nach Neumaier<br />
2.4 Training und Trainierbarkeit der Koordination<br />
Um im Koordinationstraining Effekte erreichen zu können, muss das Training der<br />
Koordination vom vielfältigen kreativen Variieren und Kombinieren von<br />
Bewegungsausführungen geprägt sein. Nur neue, ungewohnte Situationen sind<br />
lernwirksam. Durch Variation von Reglerstellungen in beiden Bereichen –<br />
Informationsanforderungen und Druckbedingungen – kann der koordinative<br />
Schwierigkeitsgrad in unzähligen Varianten verändert werden. Diese Variationen<br />
betreffen<br />
• die Bewegungsausführung an sich in zeitlicher, räumlicher, dynamischer oder<br />
energetischer Hinsicht: Änderung von Bewegungsrichtungen, Rhythmus, Tempo,<br />
Bewegungsumfang, …<br />
• Umgebungsbedingungen: instabiler / labiler Untergrund, Hindernisse, Partner,<br />
Geländevariation, …<br />
• technische Anforderungen: Zusatzaufgaben, neue Ziele, Umstellung von<br />
Übungsreihenfolgen, …<br />
• Stresssituationen: Zeitdruck, emotionale Belastung, körperliche Erschöpfung, …<br />
• Belastungen: Zusatzgewicht, …<br />
• Möglichkeiten der Informationsaufnahme durch die Analysatoren: geschlossene<br />
Augen, hohe Umgebungsgeräusche, …<br />
Zeit<br />
Komplexität<br />
Situation<br />
Belastung<br />
6
So lässt sich für das Koordinationstraining folgende methodische Grundformel<br />
aufstellen:<br />
Koordinations-<br />
training<br />
beherrschte Informations-<br />
= Bewegung + anforderungen +<br />
Methodische Grundformel für das Koordinationstraining (Scheid/Prohl, S 169)<br />
Druck-<br />
bedingungen<br />
In der langfristigen Trainingsplanung darf die Forderung nach Variantenreichtum<br />
nicht darüber hinwegtäuschen, dass Koordinationstraining von der Grundausbildung<br />
bis hin zum Hochleistungstraining allgemeine und sportartspezifische Inhalte<br />
umfassen muss.<br />
• Mit dem allgemeinen Koordinationstraining muss so früh wie möglich begonnen<br />
werden, zumal die Trainierbarkeit der koordinativen Leistungsfähigkeit zwischen<br />
dem 7. Lebensjahr und dem Beginn der Pubertät am größten ist und dann<br />
allmählich abnimmt.<br />
• Das spezielle, sportartspezifische Koordinationstraining erfordert die<br />
Beherrschung der Techniken zumindest in der Feinform und kann daher erst im<br />
Übergangsbereich vom Grundlagen- zum Aufbautraining begonnen werden.<br />
Hinweise für Unterschiede zwischen Frauen und Männern in den koordinativen<br />
Grundeigenschaften Lernfähigkeit, Steuerungsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit<br />
können nicht gefunden werden. Zahlreiche Untersuchungen zeigen eine<br />
Überlegenheit der Frau bei der Lösung kleinmotorischer Aufgaben (Geschicklichkeit),<br />
bei großmotorischen Koordinationsaufgaben (Gewandtheit), in denen die Kraft eine<br />
Rolle spielt, scheinen Männer im Vorteil zu sein. Diese Untersuchungen<br />
berücksichtigen nicht, dass Bewegungsreize und Bewegungsmöglichkeiten bei<br />
Mädchen und Buben in unserer Gesellschaft unterschiedlich angeboten werden. So<br />
werden unterschiedliche Bewegungserfahrungen erworben, die sich dann beim<br />
Lösen von Koordinationsaufgaben als Leistungsunterschied darstellen. Unter<br />
vergleichbaren Trainingsbedingungen ist die Gesamtheit der Koordinativen<br />
Leistungsfaktoren bei Frauen und Männern auch in vergleichbarer Weise<br />
ausgebildet.<br />
7
3 Zur Bedeutung des Koordinationstrainings mit instabilen<br />
Unterlagen in den Bereichen Sport, Fitness und Rehabilitation<br />
Der derzeitige Kenntnisstand über den Zusammenhang von Bewegungen und<br />
positiven Einflüssen im Bereich des Gehirns ist sehr umfangreich. Im Sport weiß man<br />
um die zahlreichen Vernetzungen und Verknüpfungen verschiedenster neuronaler<br />
Zentren, die besonders dann ausgeprägt werden, wenn in allen Altersstufen<br />
vielfältige koordinative Reize gesetzt werden. Dem Koordinationstraining ist auch<br />
unter diesem Gesichtspunkt ein höherer Stellenwert einzuräumen. Voraussetzung<br />
einer gut koordinierten Bewegungssteuerung ist unter anderem die optimale<br />
Informationsaufnahme aus dem eigenen Körper (kinästhetisches System).<br />
Vorteile einer gut ausgebildeten Bewegungskoordination konnten einerseits in einer<br />
Vielzahl an Studien aus den Bereichen Verletzungsprophylaxe (z.B. Sprunggelenks-<br />
und Knieverletzungen) und Prävention nachgewiesen werden. So fördern<br />
koordinative Defizite das Entstehen degenerativer Wirbelsäulenerkrankungen. Laut<br />
einer Studie des BKK Bundesverbandes leiden an die 40% aller deutschen Teenager<br />
unter Rückenschmerzen. Andererseits wird von Medizinern vehement auf die immer<br />
schlechter werdende koordinative Leistungsfähigkeit (u.a. Gleichgewichtsvermögen,<br />
Bewegungsgewandtheit) von Kindern hingewiesen. Aktuelle Literatur und zusätzliche<br />
Informationen dazu werden in eigenen Unterlagen bereitgestellt.<br />
Trainingsmethodische Hinweise<br />
Gibt es etwa im Ausdauertraining exakte Vorgaben für die Verbesserung der<br />
Grundlagenausdauer oder im Krafttraining verschiedene Methoden, um die<br />
Maximalkraft zu verbessern, mangelt es aufgrund der Vielfalt an Einflussfaktoren im<br />
Koordinationstraining noch in vielen Fällen an wissenschaftlich evaluierten Methoden<br />
und Richtlinien. Koordinationstraining ist im Wesentlichen ein Training der<br />
Differenzierungsfähigkeit, das heißt, unterschiedliche Wahrnehmungen wie<br />
Körperpositionen und -richtungen, Krafteinsätze oder Geschwindigkeiten<br />
unterscheiden zu können. Daraus ergeben sich die bekannten ebenfalls der<br />
Bewegungskoordination zugeordneten Fähigkeiten wie Rhythmisierung, Reaktion<br />
und Orientierung.<br />
Die Stabilisations- bzw. Gleichgewichtsfähigkeit ist die wohl wichtigste Funktion<br />
der Koordination und nimmt eine gewisse Sonderstellung ein. Ihr wird eine<br />
fundamentale Basisfähigkeit für gut koordinierte Bewegungsabläufe zugesprochen.<br />
Ein wesentlicher Bestandteil des Stabilisations- bzw. Gleichgewichtstrainings<br />
sind Übungen auf instabilem Untergrund. Die Anzahl an vorhandenen Geräten ist<br />
groß, wenngleich in den wenigsten Fällen ein methodisch ausgereiftes Konzept zu<br />
Grunde liegt. Speziell die sukzessive Erweiterung an Freiheitsgraden in Form der<br />
Bewegungsachsen stellt aus trainingsmethodischer Sicht eine wichtige<br />
Voraussetzung dar, um aktuellen Tendenzen der Motorikforschung gerecht zu<br />
werden.<br />
Eine positive Ausnahme bildet das S3 Trainingskonzept der Firma MFT. Ausgehend<br />
von einer Diagnostik der Körperstabilität, Sensomotorik und Symmetrie, wird ein die<br />
aktuellen sportwissenschaftlichen Erkenntnisse berücksichtigendes Trainingsprogramm<br />
auf einer der drei zur Verfügung stehenden <strong>Disc</strong>’s zusammengestellt. Bei<br />
8
Übungsausführung ist die richtige Konzentration im Einklang mit einer bewussten<br />
Atmung ein Schlüsselelement, um Körper und Geist zu verbinden.<br />
Trainingsintensität und Trainingsdauer<br />
Für das Training der Gleichgewichtsfähigkeit/Stabilität gibt es kaum verallgemeinernde<br />
allgemeingültige Intensitätsangaben. Grundsätzlich lässt sich die Intensität über<br />
koordinativ anspruchsvollere Übungen oder über die Hinzunahme von<br />
Zusatzbelastungen (z.B. Kurzhanteln) verändern. Je nachdem welche Ziele - sei es<br />
im Fitness- oder Leistungssport bzw. in der Rehabilitation oder Prävention - verfolgt<br />
werden, besteht zudem die Möglichkeit der Kombinationen mit anderen Geräten (z.B.<br />
Flexi-Bar). Zudem sind sportartspezifische Übungsformen in einfacher Weise zu<br />
realisieren.<br />
Erfahrungen zeigen, dass im Fitnesssport bereits ein ca. 10-15 Minuten andauerndes<br />
tägliches Training zu entsprechenden Trainingseffekten und somit einer<br />
Leistungsverbesserung führt.<br />
Hinsichtlich einer optimalen Effizienz des Koordinationstrainings sollte man sich am<br />
schmalen Grad zwischen Beherrschen und Nichtbeherrschen von Übungen<br />
entlangtasten. Wenn man merkt, dass keine Verbesserungen mehr stattfinden, kann<br />
dies mitunter ein Resultat zu vieler monotoner Wiederholungen von ein- und<br />
derselben Übung sein. Darum ist hier die Variation von ganz besonderer Wichtigkeit.<br />
Die zahlreichen Möglichkeiten an Übungen sollten ein sofortiges Reagieren auf sich<br />
abzeichnende Gewöhnungs- und Einschleifprozesse erlauben. Koordinative<br />
Trainingseinheiten in der Therapie, im Fitness- oder Leistungssport müssen daher<br />
immer wieder an die individuellen persönlichen Grenzen heranreichen.<br />
Auftretende Fehler sind unter diesen Umständen als Auslöser positiver Lernprozesse<br />
zu sehen.<br />
Dies erfordert aber die besagten Trainingsmittel bzw. -konzepte, die stetig<br />
komplexere Übungsformen zulassen. Insbesondere im Gleichgewichts-/<br />
Stabilisationstraining auf instabilen Unterlagen ist immer wieder zu beobachten, dass<br />
der zielgerichtete methodische Aufbau vernachlässigt wird. So sollte wie bereits<br />
erwähnt, eine sukzessive Erweiterung der Freiheitsgrade der Bewegungsebenen mit<br />
ein und demselben Gerät möglich sein.<br />
Neben der modularen Erweiterung der Bewegungsachsen ist während der<br />
Übungsausführung der Aspekt „Mobilisation versus Stabilisation“ als zentraler<br />
Bestandteil des Trainings zu sehen. Gemeint ist damit der planmäßige Wechsel von<br />
Wippbewegungsphasen und Stabilisationsphasen. Der stetige Wechsel zwischen<br />
Mobilisation und Stabilisation innerhalb einer Übung stellt speziell im Übergang der<br />
beiden Bewegungsaufgaben eine besonders hohe Anforderung an die zentralnervös<br />
ablaufenden Regulationsvorgänge. Diese Bewegungsvorgaben entsprechen<br />
wesentlich besser den systemdynamischen Perspektiven der Motorikforschung als<br />
reine Vorgaben zur Gleichgewichtsregulation. Gerade im Koordinationstraining<br />
erklären systemdynamische Modelle die Kontrolle von Steuerung und Bewegungen<br />
über selbstorganisierende Prozesse biologischer Systeme.<br />
9
Hinweise für die Durchführung der Basisübungen<br />
Als Basisübungen im S3 Trainingskonzept werden die Wippbewegungen in Form des<br />
Side Wipp’s und Front Wipp’s ausgeführt. Die Übungen Twist und Turn Around<br />
vervollständigen diese.<br />
Beim Side Wipp wird der Körperschwerpunkt kontrolliert ca. 10 mal nach rechts und<br />
links verlagert (Mobilisation). Anschließend versucht der Übende für ca. 10 sec. das<br />
Gleichgewicht zu halten (Stabilisation). Dies wird 3-5 mal wiederholt.<br />
Beim Front Wipp erfolgt die Mobilisation ca. 10 mal nach vorne und nach hinten. Die<br />
Knie sollten dabei immer leicht gebeugt bleiben. Anschließend wiederum für ca. 10<br />
sec. das Gleichgewicht halten (3-5 mal wiederholen).<br />
Die Übung Twist wird durch rhythmische Drehbewegung der Standplatte (ca. 10 mal<br />
abwechselnd nach rechts und nach links) durchgeführt.<br />
Der Turn Around wird mittels dynamischer Kreisbewegungen der Standplatte –<br />
durch wechselnde Belastung der Beine verbunden mit einem Beckenkreisen – 10<br />
mal im und gegen den Uhrzeigersinn durchgeführt. Anschließend für ca. 10 sec, das<br />
Gleichgewicht halten.<br />
Das Spektrum all dieser Basisübungen ist in weiterer Folge durch eine Vielzahl an<br />
Variationsmöglichkeiten zu erweitern. So kann z.B. der Side Wipp „heavy“<br />
(einbeinig) oder „einseitig“ (es darf in der Mobilisationsphase nur auf eine Seite<br />
hinuntergekippt werden, auf der anderen Seite ist die Wippbewegung nur bis in die<br />
Horizontale durchzuführen) durchgeführt werden. Jegliche Modifikationen der<br />
Körperpositionen oder die Ausschaltung des optischen Analysators sind bekannte<br />
Übungsvarianten. Weitere Übungen wie Bridging Back zielen isolierter auf die<br />
muskuläre Optimierung der Oberschenkelrückseite und des Rumpfes hin. Nicht zu<br />
übersehen sind auch Übungsformen zur koordinativen Verbesserung der<br />
Oberkörperkraft (Bridging Front).<br />
Das Koordinationstraining, in diesem Fall das Gleichgewichts-/ Stabilisationstraining<br />
auf instabilen Unterlagen, sei es zu Hause, in der Schule oder im Fitnessstudio muss<br />
einen fixen Bestandteil innerhalb einer Trainingseinheit bekommen. Generell sollte<br />
dies nach einem allgemeinen Aufwärmen erfolgen, um die intermuskuläre<br />
Koordination und Kraft der kleinen oft gelenksstabilisierenden Muskelgruppen zu<br />
verbessern und auf nachfolgende mitunter höhere Belastungen bestmöglich<br />
vorzubereiten. Unter besonderen Umständen – einem bewussten Training<br />
koordinativer Fähigkeiten in ermüdetem Zustand – kann ein Gleichgewichts-<br />
/Stabilisationstraining aber auch am Ende einer Trainingseinheit höchst sinnvoll sein.<br />
In diesem Zusammenhang muss auch die Möglichkeit der „aktiven“ Pause, z.B. im<br />
Arbeitsprozess, erwähnt werden.<br />
Gleichgewichtsübungen auf instabilen Geräten bieten eine nicht zu unterschätzende<br />
Möglichkeit, das Gesundheitsbewusstsein von MitarbeiterInnen zu sensibilisieren.<br />
Auf längere Sicht kann so ein positiver Einfluss auf die Verringerung von<br />
Krankenstandstagen und/oder Unfällen in der Freizeit oder während der Arbeit erzielt<br />
werden.<br />
10
4 Einsatzgebiete des MFT Trainings<br />
Die instabile Beschaffenheit der MFT Trainings- und Therapiegeräte stellt erhöhte<br />
Ansprüche an die koordinativen Fähigkeiten und bietet dadurch gute Möglichkeiten<br />
für Anpassungs- und Steuerungsprozesse im:<br />
Becken- und Rumpfstabilisierungstraining<br />
Das Becken als Verbindungselement von unteren Extremitäten und Wirbelsäule ist<br />
für die Balance des Körpers im Bewegungsvollzug von maßgebender Bedeutung.<br />
Beinachsentraining<br />
Die Stellung der Beine nimmt auf die Belastung der Hüft-, Knie- und Fußgelenke<br />
einen großen Einfluss.<br />
Koordinationstraining<br />
Die koordinativen Fähigkeiten (Reaktions-, Gleichgewichts-, Differenzierungs-,<br />
Rhythmisierungsfähigkeit, Timing u.a.) zählen zu den direkten Einflussgrößen auf<br />
Qualität und Ökonomie von Bewegungsabläufen.<br />
Konzentrationstraining<br />
Bewegungshandlungen sind immer an Konzentrationsleistungen gekoppelt. Die<br />
Übungen der einzelnen Programme sind nach methodisch-didaktischen<br />
Überlegungen zusammengestellt und sowohl für therapeutische als auch für<br />
rehabilitative Zwecke geeignet. Der Einsatzbereich umfasst grundsätzlich alle<br />
Altersstufen und Leistungsklassen, wobei bei der Übungsauswahl und -ausführung<br />
das individuelle Leistungsniveau zu berücksichtigen ist.<br />
5 Trainingshinweise<br />
Die Ausgangsposition auf allen Geräten ist die der aufrechte Stand. Für die Qualität<br />
der weiterführenden Programme (z. B. Beinachsentraining, Beckenstabilisierungstraining)<br />
ist die optimale Durchführung der Kniebeuge eine wichtige Voraussetzung.<br />
Um die propriozeptive Sensibilität besser zu aktivieren, wird das Üben auf den MFT<br />
Trainings- und Therapiegeräten barfuss bzw. mit Antirutsch-Socken durchgeführt.<br />
In den Übungsprogrammen erfolgen keine bindenden Angaben über Umfang oder<br />
Intensität, da die Gestaltung der Belastungskomponenten jeweils dem individuellen<br />
Leistungszustand anzupassen ist. Eine Wirkungsverminderung der Übungen erkennt<br />
man daran, dass das Gleichgewicht bei ihrer Durchführung nicht optimal stabilisiert<br />
werden kann.<br />
Allgemein wird ein regelmäßiges Training mit propriozeptiven Übungen als<br />
integrativer Bestandteil im Gesundheits-, Fitness-, Freizeit-, Leistungs- und<br />
Schulsporttraining empfohlen. Bei Personen mit gesundheitlichen Problemen bzw.<br />
(Sport-)Verletzungen sollten die Übungen mit einem Arzt oder Physiotherapeuten<br />
abgesprochen werden.<br />
Die empfohlenen Trainingsprogramme auf den MFT Therapie- und Trainingsgeräten<br />
können ferner zur Entspannung, zur Selbstaktivierung, als Ergänzung zum<br />
psychomotorischen Training (Bewegungsvorstellung etc.) oder zur Verbesserung der<br />
Aufmerksamkeit und Konzentration verwendet werden.<br />
11
6 MFT Trainingsgeräte im Rahmen des S3 Konzepts<br />
Das S3 Konzept der Firma MFT unterstreicht die Bedeutung der Koordination im<br />
motorischen Training und bietet dazu die Möglichkeit der Testung von Stabilität,<br />
Symmetrie und Sensomotorik mit Hilfe des S3 Checks.<br />
Die erhobenen Daten können mit den alters- und geschlechtsspezifischen<br />
Normwerten verglichen werden.<br />
Normwert<br />
Check<br />
Training<br />
Koordinationsnormwert<br />
Alter<br />
Geschlecht<br />
Stabilität<br />
Symmetrie<br />
Sensomotorik<br />
um die 3 Achsen<br />
Mobilisieren<br />
Stabilisieren<br />
Koordinieren<br />
Basierend auf den Ergebnissen kann automatisch ein Trainingsprogramm mit den<br />
MFT Trainingsgeräten Fit <strong>Disc</strong>, <strong>Trim</strong> <strong>Disc</strong> und Sport <strong>Disc</strong> erstellt werden.<br />
Fit <strong>Disc</strong><br />
Sport <strong>Disc</strong><br />
<strong>Trim</strong> <strong>Disc</strong><br />
12
7 Aktionsformen der MFT <strong>Disc</strong>s<br />
Twist – Rotation um die Längsachse<br />
Front Wipp – Vor-Rück Wippen<br />
Seit Wipp – seitliches Wippen<br />
Diagonal Wipp – diagonales Wippen<br />
Turn Around – Körperkreisen um<br />
die Längsachse<br />
Pronation-Suppination – Kippen<br />
im Sprunggelenk<br />
13
8 Körperhaltung<br />
„Haltung ist eine physiologische Art, den Körper zu verwenden“<br />
Tiina Lahtinen, 1988<br />
Unter Körperhaltung versteht man die Stellungen der verschiedenen Gelenke und<br />
Körperabschnitte zueinander. Passive Strukturen (Bänder, Gelenke, …) verbinden<br />
die Körperteile miteinander, aktive Strukturen (Muskulatur) wirken der Schwerkraft<br />
entgegen und verhindern so das Fallen dieser Körperteile.<br />
Körperabschnitte, die genau übereinander stehen, strapazieren die verbindenden<br />
Strukturen am wenigsten. Ausgewogenes Muskelgleichgewicht trägt dazu bei, im<br />
aufrechten Stand mit geringer Muskelkraft die Haltung ökonomisch – und somit<br />
physiologisch – zu realisieren.<br />
In der aufrechten Haltung stehen die einzelnen<br />
Körpersegmente optimal übereinander:<br />
Die Füße als Fundament für den Körper werden auf<br />
drei Punkten belastet. Das Fersenbein trägt ca. 50 %<br />
der Belastung, je 25 % der Belastung werden von<br />
Balleninnen- und -außenseite getragen. Die Vorfüße<br />
zeigen 8° bis 15° nach außen.<br />
Die Knie stehen in mittlerer aktiver Stellung und<br />
verbinden Unter- und Oberschenkel miteinander. Die<br />
Lotlinie zieht durch Unterschenkel, Mitte des<br />
Kniegelenks und Oberschenkel.<br />
Die richtige Belastung der Beinachse stellt die<br />
Voraussetzung für eine korrekte Einstellung des<br />
Beckens dar. Das Becken balanciert auf den<br />
Hüftgelenken und ist potentiell sehr beweglich. Die<br />
Reaktionsbereitschaft der Muskulatur ist äußerst<br />
hoch.<br />
Die Wirbelsäule zeigt im Lenden-, Brust- und<br />
Halswirbelsäulenbereich langgezogene Bögen, die<br />
dynamisch stabilisiert und dadurch geschützt<br />
werden.<br />
Peterson Kendall et al, S 80 & 85<br />
Das Brustbein ist gehoben, der Schultergürtel liegt auf dem Brustkorb. Die<br />
Schulterblätter liegen flach auf dem Brustkorb auf.<br />
Der Kopf balanciert über dem Körperabschnitt Brustkorb und trägt zur<br />
Feineinstellung der Statik der Wirbelsäule bei. Der Kopf wird mit minimaler<br />
Muskelkraft getragen, wenn die Lotlinie durch das Ohrläppchen zieht.<br />
Der gesamte Körper ist in einer Längsspannung, Kopf, Hals und Becken sind frei<br />
für Bewegungen.<br />
Das Einnehmen der Idealhaltung in der Statik alleine ist jedoch zu wenig, Ziel des<br />
Haltungstrainings muss es sein, diese bei allen Bewegungen, in der ständigen<br />
Auseinandersetzung mit der Schwerkraft beibehalten zu können. Nur so wird die<br />
Muskulatur ökonomisch eingesetzt und die Kraftentwicklung optimal gesteuert.<br />
14
9 Ausgangspositionen auf den MFT <strong>Disc</strong><br />
9.1 Achsengerechter beidbeiniger Stand<br />
4<br />
3<br />
5 6 a<br />
6 b<br />
2<br />
1<br />
9.2 Achsengerechter einbeiniger Stand<br />
1b<br />
3<br />
4 5 a<br />
5 b<br />
2<br />
4<br />
1a<br />
1. Füße stehen parallel, Vorfüße 8° bis 15° ausgedreht<br />
2. Kniegelenke leicht beugen und über den zweiten<br />
Zehenstrahl führen<br />
3. Hüftgelenke leicht beugen<br />
4. Becken nach vorne kippen und die daraus<br />
resultierende Lendenlordose durch das Anspannen<br />
der Bauchmuskeln aktiv stabilisieren<br />
5. Oberkörper so weit vorneigen, bis sich die<br />
Schultergelenke und die Kniegelenke senkrecht in<br />
einer Linie befinden<br />
6. Kopf steht in Verlängerung der Wirbelsäule (6a), Kinn<br />
nach hinten bewegen (=Doppelkinn) (6b)<br />
1. Beine in Schrittstellung – das stabilisierende Bein<br />
(1a) auf der Standplatte positionieren, das ausbalancierende<br />
Bein am Ballen (1b) am Boden<br />
hinter dem Körper platzieren<br />
2. Kniegelenke leicht beugen und über den zweiten<br />
Zehenstrahl führen<br />
3. Hüftgelenke leicht beugen und das Becken nach<br />
vorne kippen<br />
4. Oberkörper so weit vorneigen, bis sich die Schulter-<br />
und die Kniegelenke senkrecht in einer Linie<br />
befinden<br />
5. Kopf steht in Verlängerung der Wirbelsäule (5a),<br />
Kinn dabei nach hinten bewegen (= Doppelkinn)<br />
(5b)<br />
15
9.3 Brücke – Bridging back<br />
2<br />
3<br />
5<br />
1<br />
9.4 Knieliegestütz – Bridging front<br />
a<br />
6<br />
4<br />
b<br />
1. Platte nahe am Körper positionieren<br />
2. hüftbreite Fußposition auf der Plattenmitte<br />
3. Beine stehen angewinkelt nebeneinander<br />
4. Arme liegen neben dem Körper<br />
5. Becken in Verlängerung des Oberkörpers<br />
heben (beim Heben des Beckens wird der<br />
Fersenzug in Richtung Gesäß aktiv<br />
stabilisiert, damit die Winkelstellung der<br />
Beine beibehalten werden kann. Geht der<br />
Fersenzug bzw. die Spannung der Mm.<br />
Ischiocrurales verloren, rutscht die Platte<br />
vom Körper weg)<br />
6. das Gewicht des Körpers wird vom<br />
Schultergürtel getragen<br />
1. Die Hände sind auf der Standplatte<br />
schulterbreit positioniert. Die Beine sind<br />
angewinkelt und überkreuzt oder parallel<br />
nebeneinander (a).<br />
2. Unter aktiver Spannung der Bauchmuskulatur<br />
die Arme beugen und strecken<br />
(b+a). Der Oberkörper bewegt sich bei der<br />
Beugung der Arme nach vorne unten und<br />
bei der Streckung der Arme wieder zurück.<br />
Die Arme können während der Übung<br />
entweder am Oberkörper angelegt oder<br />
abgespreizt werden.<br />
3. Während der Übung sollte die Standplatte<br />
die Bodenplatte nicht berühren.<br />
16
10 Übungsprogramme mit der <strong>Trim</strong> <strong>Disc</strong><br />
Die Modulbauweise und die Größe der <strong>Trim</strong> <strong>Disc</strong> bieten gute Möglichkeiten eines<br />
Propriozeptionstrainings mit der Zielsetzung einer achsengerechten Belastung der<br />
Beine.<br />
Der Einsatz dieses Gerätes ist im Nachwuchstraining, im Schulsport bzw. im<br />
Kindertraining als optimale Ergänzung zum allgemeinen und sportartspezifischen<br />
Training sehr zu empfehlen. Ferner eignet sich die <strong>Trim</strong> <strong>Disc</strong> besonders für<br />
trainingstherapeutische Belange im Bereich Sprung- und Kniegelenksstabilisation<br />
sowie zur Verbesserung des Gangbildes.<br />
Für dieses Gerät wurden 4 Programme mit bestimmten Zielsetzungen nach<br />
methodisch-didaktischen Gesichtspunkten zusammengestellt.<br />
Rollplatte mit Feststellfunktion<br />
<strong>Disc</strong> mit Drehlager<br />
10.1 Ganzkörperstabilisierungstraining (Übung 1 – Übung 8)<br />
Dieses Programm eignet sich für den Beginn eines allgemeinen Ganzkörperstabilisationstrainings.<br />
Das nach methodisch-didaktischen Gesichtspunkten<br />
zusammengestellte Programm soll eine motorische Basis für ein gezieltes<br />
Beinachsentraining in den Bereichen Sport, Therapie und Rehabilitation schaffen.<br />
Alle aufgezeigten Übungen dieses Programms werden auf dem Schaukelbrett und<br />
der Rollplatte der <strong>Trim</strong> <strong>Disc</strong> durchgeführt. Die Übungen können auch auf der Sport<br />
<strong>Disc</strong> durchgeführt werden. Die verschiedenen Positionen stellen jeweils<br />
unterschiedliche Ansprüche an das Gleichgewicht.<br />
Es wird empfohlen, die Übungen jeweils im Wechselspiel Mobilisation : Stabilisation<br />
durchzuführen, z.B. 10 Wiederholung Ü1 – Front Wipp, 10 Sekunden Ü2 –<br />
Stabilisation. Diese Abfolge 3 - 5 x wiederholen.<br />
10.2 Beinachsentraining 1 (Übung 9 – Übung 15)<br />
Alle Übungen für dieses Programm werden auf der <strong>Disc</strong> kombiniert mit dem fixierten<br />
Drehteller durchgeführt.<br />
Diese Sammlung bietet Übungen an, die primär das Erlernen der „einbeinigen<br />
Beinachse“ zum Ziel haben. Der Einsatz dieses Gerätes ist nicht nur im<br />
therapeutisch-rehabilitativen Bereich zu finden, sondern unabhängig vom<br />
individuellen Leistungsniveau auch als Ergänzung im Konditions- und<br />
Koordinationstraining.<br />
17
Die einbeinige Kniebeuge ist die Ausgangsposition aller Übungen dieses<br />
Übungsprogramms auf der <strong>Trim</strong> <strong>Disc</strong>. Die verschiedenen Positionen stellen jeweils<br />
unterschiedliche Ansprüche an das Gleichgewicht.<br />
10.3 Beinachsentraining 2 (Übung 16 – Übung 23)<br />
Alle Übungen für dieses Programm werden auf der <strong>Disc</strong> kombiniert mit der<br />
freigestellten Rollplatte durchgeführt. Dieses Programm wird als Fortführung für<br />
das Beinachsentraining 1 oder für Fortgeschrittene gesehen.<br />
Es werden Übungen angeboten, die primär das Erlernen der „optimalen<br />
Beinachse“ unter erschwerten Bedingungen zum Ziel haben. Die Einsatzgebiete<br />
sind sowohl im rehabilitativen Bereich als auch als Ergänzung im Konditions- und<br />
Koordinationstraining gegeben.<br />
Alle Übungen sind nach methodisch-didaktischen Gesichtspunkten aufgebaut. Die<br />
einbeinige oder die beidbeinige Kniebeuge auf der <strong>Trim</strong> <strong>Disc</strong> ist die<br />
Ausgangsposition dieses Übungsprogramms.<br />
Die <strong>Trim</strong> <strong>Disc</strong> bietet verschiedene Positionen bezüglich ihrer Stellung am Boden an,<br />
die jeweils einen unterschiedlichen Anspruch an das Gleichgewicht stellen. Die<br />
empfohlene Reihenfolge wurde nach den jeweiligen Gleichgewichtsanforderungen<br />
zusammengestellt.<br />
10.4 Rumpfstabilisierungstraining (Übung 24 – Übung 30)<br />
Alle Übungen dieses Programms werden auf der <strong>Trim</strong> <strong>Disc</strong> mit all ihren<br />
Möglichkeiten des Modulsystems variiert. Als Körperposition wird hier die<br />
Rückenlage (Brücke – Bridging Back) gewählt.<br />
Die Positionen der <strong>Trim</strong> <strong>Disc</strong> können variiert werden, womit sich unterschiedliche<br />
Ansprüche an die Stabilität des Beckens und der Beinachse ergeben. Die<br />
Mobilisierung der Wirbelsäule, die Stabilisation des Beckens und der<br />
wirbelsäulenumspannenden Muskulatur sowie die Koordination der Rumpfmuskulatur<br />
sind die Hauptziele dieser Übungen. Dieses Programm eignet sich sehr gut für<br />
Fortgeschrittene, für die Sportrehabilitation und als Ergänzung für das allgemeine<br />
und spezifische Konditions- und Koordinationstraining im Nachwuchs- und im<br />
Spitzensport.<br />
Es wird empfohlen, jeweils 10 bis 25 Wiederholungen jeder Übung – abhängig vom<br />
individuellen Trainingszustand - durchzuführen.<br />
10.5 Schultergürteltraining (Übung 31 – Übung 32)<br />
Alle Übungen dieses Programms werden auf der <strong>Trim</strong> <strong>Disc</strong> mit all ihren<br />
Möglichkeiten des Modulsystems variiert. Als Körperpositionen werden hier die<br />
Rückenlage bzw. der Stütz gewählt.<br />
Die Übungen für das Schultergürteltraining werden in der Knieliegestützposition<br />
(Bridging Front) durchgeführt. Die Stärkung der Schulter-, der Brust-, der<br />
Schulterblatt- und der Armmuskulatur sowie die Koordination der Rumpfmuskulatur<br />
sind die vorrangigen Ziele dieser Übungen.<br />
Auch in diesem Bereich wird empfohlen, jeweils 10 bis 25 Wiederholungen jeder<br />
Übung – abhängig vom individuellen Trainingszustand - durchzuführen.<br />
18
Ü1 TD - Front Wipp - Mobilisation Ü2 TD - Stabilisation<br />
Ü3 TD - Side Wipp - Mobilisation Ü4 TD – Stabilisation - Koordination<br />
Kniebeuge<br />
Ü5 TD - Diagonal Wipp - Mobilisation Ü6 TD – Kniebeuge in Diagonalposition<br />
19
Ü7 TD - Turn Around –<br />
Mobilisation in der Längsachse<br />
Ü8 TD – Stabilisation labil - Koordination<br />
Kniebeuge<br />
Ü9 TD - Sprunggelenksmobilisation Ü10 TD - Kniebeuge<br />
Ü11 TD – Kniebeuge in Front Wippoder<br />
Diagonal-Position<br />
Ü12 TD – Kniebeuge erschwert<br />
20
Ü13 TD - Side Wipp heavy –<br />
Stabilisierung der Beinachse<br />
Ü14 TD - Front Wipp heavy –<br />
Koordination der Beinachse<br />
Ü15 TD - Bridging Back heavy Ü16 TD - Twist – WS-Mobilisation<br />
Ü17 TD – Mobilisation/Koordination –<br />
Seit Wipp<br />
Ü18 TD - Stabilisierung<br />
21
Ü19 TD - Front Wipp - Mobilisation Ü20 TD - Diagonal Wipp - Mobilisation<br />
Ü21 TD - Sprunggelenksstabilisation<br />
a b<br />
Ü23 TD – Beinachsenstabilisation -<br />
Koordination<br />
2<br />
1<br />
a<br />
b<br />
Ü22 TD - Hüftgelenksmobilisation<br />
Ü24 TD - Mobilisation<br />
22
Ü25 TD – Rumpfstabilisation in Verbindung<br />
mit Sprunggelenksmobilisation<br />
Ü27 TD – Rumpfstabilisation - Armkoordination<br />
a<br />
b<br />
Ü29 TD - Rumpfstabilisation mit Seit Wipp<br />
1<br />
2<br />
Ü26 TD – Rumpfstabilisation - Koordination<br />
a<br />
b<br />
c<br />
d<br />
Ü28 TD – Rumpfmobilisation im Seit Wipp<br />
a<br />
Ü30 TD - Beckenstabilisation<br />
b<br />
2<br />
1<br />
23
Ü31 TD – Schultergürtelstabilisation<br />
a<br />
b<br />
Ü32 TD – Schultergürtelstabilisation -<br />
Koordination<br />
Twist<br />
24
11 Literaturverzeichnis<br />
Für die Erstellung des vorliegenden Skriptums wurde folgende Literatur verwendet:<br />
1. Ahonen J, Lahtinen T, Sandström M, Pogliani G. Sportmedizin und<br />
Trainingslehre. 2. Auflage, Stuttgart 2003<br />
2. Albrecht K. Körperhaltung. Haltungskorrektur und Stabilität in Training und Alltag.<br />
Stuttgart 2003<br />
3. Hegner J, Hotz A, Kunz H. Erfolgreich trainieren. Zürich 2000<br />
4. Klein-Vogelbach S. Funktionelle Bewegungslehre. Bewegung lehren und lernen.<br />
5. Auflage, Heidelberg 2001<br />
5. Neumaier A. Koordinatives Anforderungsprofil und Koordinationstraining.<br />
Grundlagen – Analysen – Methodik. Köln 1999<br />
6. Peterson Kendall F, Kendall McCreary E, Geise Provance P. Muskeln.<br />
Funktionen und Tests. 3. Auflage, Lübeck/Stuttgart/Jena/Ulm 1998<br />
7. Scheid V, Prohl R (Hrsg.). Trainingslehre, Kursbücher Sport Band 2. 9. Auflage,<br />
Wiebelsheim 2004<br />
8. Schnabel G (Hrsg.). Trainingswissenschaft: Leistung – Training - Wettkampf. 3.<br />
Auflage, Berlin 2003<br />
9. Starosta W. Niveau und Bedeutung der koordinativen konditionellen Fähigkeiten<br />
bei Mannschaftsspielen. Leistungssport 2003/3: 18-25<br />
10. Weineck J. Optimales Training: Leistungsphysiologische Trainingslehre unter<br />
besonderer Berücksichtigung des Kinder- und Jugendtrainings. 14. Auflage,<br />
Balingen 2004<br />
25