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Pastorale Entwicklungstrends aus der Sicht der Praktischen Theologie

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Von daher wird jedes kirchliche Handeln zu einer “Pastoral <strong>der</strong> Entdeckung” (ebd. 267) - so haben<br />

wohl auch die französischen Bischöfe die produktive Intention ihres “proposer” für einzelne<br />

Menschen wir für soziale Zusammenhänge gedacht. Diese Pastoral <strong>der</strong> Entdeckung “hofft auf die<br />

Entdeckbarkeit des Evangeliums <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Perspektive des heutigen Lebens und auf die<br />

Erschliessungskraft des Evangeliums für die heutige Existenz. Ihr geht es darum, Orte zu schaffen,<br />

wo es möglich wird, Sinn und Bedeutung des Evangeliums von <strong>der</strong> kulturellen Wirklichkeit <strong>der</strong><br />

Gegenwart her, zu <strong>der</strong> Atheismus und die religiöse Pluralität gehören, neu zu erschliessen und dem<br />

Leben in dieser Gegenwart vom Evangelium her neue, ungeahnte Horizonte zu entdecken. Denn<br />

das Evangelium ist nichts, was wir haben, son<strong>der</strong>n etwas, das wir entdecken müssen” (ebd.).<br />

An<strong>der</strong>s gesagt: “<strong>Pastorale</strong> Handlungsorte sind daher heute immer Experimentalorte, nur so<br />

gewinnen sie noch missionarische Ausstrahlungskraft” (ebd. 268).<br />

Diese inhaltliche Skizze zu einer “Pastoral <strong>der</strong> Entdeckung” können wir auch als einen inhaltlichen<br />

Massstab in Erinnerung behalten, wenn es jetzt darum gehen soll, verschiedene fortgeschrittene<br />

Positionen von Pastoraltheologen als pastoraltheologische Entwicklungslinien darzustellen.<br />

2 <strong>Pastorale</strong> <strong>Entwicklungstrends</strong><br />

2.1 Vom klerikalen Amt zum Leutepriester:<br />

Paul Michael Zulehner<br />

2.1.1 Scharfe Kritik am “verwalteteten Untergang”<br />

Paul Michael Zulehner übt eine scharfe Kritik am bisherigen pastoralen Umgang <strong>der</strong><br />

Bistumsleitungen mit <strong>der</strong> Transformationskrise <strong>der</strong> Kirche. We<strong>der</strong> im Blick auf den Umgang mit<br />

dem Priestermangel noch im Umgang mit dem Finanzmangel sei es bisher zu überzeugenden<br />

Lösungen gekommen.<br />

Der Umgang mit dem Priestermangel wurde vor allem “raumpflegerisch” angegangen: “Die Zahl<br />

<strong>der</strong> Seelsorgeeinheiten wird <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> für die Seelsorge verfügbaren Priester angeglichen. Das<br />

führt zu seelsorgerlichen Megaräumen” (Zulehner 2004, 119). Zugleich führe dieser Umgang zu<br />

einer “schleichenden Reklerikalisierung des Kirchenbetriebs” (ebd.) und zwar zu einer<br />

Klerikalisierung, die den Priestern selber nicht gefällt, weil sie in ihrer Seelsorge die Nähe zu den<br />

Lebensgeschichten <strong>der</strong> Menschen verlieren.<br />

Der Umgang mit dem Finanzmangel führt zu einer ebenso schleichenden Ökonomisierung <strong>der</strong><br />

Pastoral, zu einem Diktat des Geldes unter Anleitung betriebswirtschaftlicher Unternehmensberater.<br />

“Das oberste Gestaltungsprinzip des Kirchenbetriebs ist eben betriebswirtschaftliche Vernunft.<br />

Theologische Rücksichtnahmen treten weit in den Hintergrund. Es geht gott-frei zu, atheistisch<br />

sozusagen” (ebd. 120). Auch die dabei gebräuchliche Rede von <strong>der</strong> kirchlichen “Kernidentität”, die<br />

sich auf liturgische und sakramentale Vollzüge zu konzentrieren habe, führt nach Zulehner nicht<br />

weiter, weil es letztlich keinen pastoralen Vorgang gäbe, <strong>der</strong> nicht an allen drei Grundfunktionen<br />

teilhabe.<br />

Alles in allem wirft Zulehner den für diese Strategie Verantwortlichen vor, dass sie eine “veraltete<br />

und nicht mehr zukunftsfähige Kirchenorganisation” verwalten würden, “statt jetzt die<br />

Kirchenorganisation von Grund auf umzubauen. Es wird ein Untergang mit hohem<br />

betriebswirtschaftlichen Aufwand verwaltet, aber kein Übergang gestaltet” (ebd. 121).<br />

2

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