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Pastorale Entwicklungstrends aus der Sicht der Praktischen Theologie

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“Analyse statt Appel, das heisst aber eben auch die Gründe für die massiven Exkulturationstendenzen<br />

unserer Kirche ehrlich und selbstkritisch zu untersuchen. Es sind diese<br />

Exkulturationstendenzen, die viele so verlegen machen, wenn sie auf die Frage antworten sollen,<br />

warum sie dieser Kirche und ihrer Botschaft die Treue halten” (Bucher 2004, 271f). Zu einer<br />

solchen Analyse kann auch die Wahrnehmung von “Fremdprophetien”, also die Frage nach dem<br />

Bild <strong>der</strong> Kirche in ihrer sozialen Umwelt aufschlussreich sein.<br />

3.2 Der konzeptionelle Innovationsbedarf<br />

Religiös und moralisch kohärente Lebensführungen im Sinne <strong>der</strong> kirchlichen Lehre(n) scheinen eher<br />

die Ausnahme menschlicher Lebensführung in <strong>der</strong> heutigen Gesellschaft zu sein und zu werden.<br />

Von daher stellt sich eine <strong>der</strong> pastoral konzeptionellen Grundfragen (aufgrund meiner Erfahrungen)<br />

folgen<strong>der</strong>massen:<br />

• Kann und will die Kirche sich auf die fragmentierten Lebenszusammenhänge <strong>der</strong><br />

Menschen heute positiv einlassen und das Evangelium in diesen Lebenszusammenhängen<br />

(neu) entdecken und zur Sprache bringen?<br />

• O<strong>der</strong> will die Kirche eine normative Lebensführung im Sinne ihrer Morallehre zur<br />

Vorbedingung von Mitgliedschaft, Partizipation und Sakramentenspendung machen und<br />

auf diese Weise ein internes Sozialmilieu neu rekrutieren?<br />

“Kirche wird das Volk Gottes in <strong>der</strong> Solidarität mit den Existenzproblemen <strong>der</strong> Menschen heute. Die<br />

mo<strong>der</strong>nen pluralen Gesellschaften können nach dem Konzil von <strong>der</strong> Kirche nicht mehr einfach<br />

unter Kategorien <strong>der</strong> ideologischen Gegnerschaft behandelt werden, sie sind vielmehr <strong>der</strong> Ort, an<br />

dem das Evangelium scheitert o<strong>der</strong> zur Geltung gebracht wird. Ja, es gilt sogar: Ohne diesen<br />

an<strong>der</strong>en, den fremden Ort, kann das Evangelium in seiner gegenwärtigen Bedeutung überhaupt<br />

nicht erschlossen werden” (ebd. 272).<br />

3.3 Der praktische Innovationsbedarf<br />

Zur Entwicklung von Pastoralplänen gehört neben einer eher distanzierten Analyse auch ein<br />

engagierter Aust<strong>aus</strong>ch <strong>der</strong> engagierten Gläubigen über ihre Erfahrungen mit dem Glauben und<br />

<strong>der</strong> Kirche heute. Es geht offenbar auch um eine Alphabetisierung in Sachen Christenglauben, <strong>der</strong><br />

die einzelnen Gläubigen und Kirchenmitglie<strong>der</strong> dazu ermutigt und befähigt, Erfahrungen mit ihrem<br />

Glauben in <strong>der</strong> Einsamkeit <strong>der</strong> eigenen Existenz, in <strong>der</strong> Familie, in <strong>der</strong> Lebensgeschichte, am<br />

Arbeitsplatz, in <strong>der</strong> Erfahrung von Krankheit und Gesundheit, also in den vielfältigen Bereichen des<br />

mo<strong>der</strong>nen Lebens miteinan<strong>der</strong> <strong>aus</strong>zut<strong>aus</strong>chen.<br />

“Die jahrhun<strong>der</strong>tealte autoritäre Monopolisierung <strong>der</strong> Interpretation des Glaubens durch den<br />

Klerus fällt nun auf die Kirche zurück: Die Koppelung von (Recht-)Gläubigkeit und Macht, von<br />

Kontrolle religiöser Praktiken und Sanktion, also die ‘Vermachtung’ des Glaubensdiskurses hat ihn<br />

zutiefst beschädigt, trotz aller (oft allerdings eben nur theoretischen) Beteuerung <strong>der</strong><br />

grundsätzlichen Freiwilligkeit <strong>der</strong> Glaubensentscheidung” (ebd. 276).<br />

3.4 Der strukturelle Innovationsbedarf: Struktur und Personal<br />

Prozess-Struktur<br />

Als erstes wäre zu prüfen, ob <strong>der</strong> Weg <strong>der</strong> Erstellung von Pastoralplänen den skizzierten<br />

analytischen, kommunikativen und synodalen Ansprüchen gefolgt ist und zu genügen vermag.<br />

Kommunikations-Struktur<br />

Rainer Bucher plädiert dann anstelle von primär territorialen und personalen Umstrukturierungen<br />

“für eine neue kommunikative Kultur zwischen den bestehenden pastoralen Orten <strong>der</strong> Kirche und<br />

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