30.09.2012 Aufrufe

EXPEDITIONEN - SATUS - der Sportverband

EXPEDITIONEN - SATUS - der Sportverband

EXPEDITIONEN - SATUS - der Sportverband

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

aus viel Staub und noch mehr Steinen, steigt steil bis sehr steil aufwärts<br />

und auch wie<strong>der</strong> abwärts. An den wirklichen Steilstufen sind<br />

die Steine als Treppen geschichtet, um den Tieren das Steigen zu<br />

erleichtern. Für die Menschen sind die hohen Stufen eher anstrengend.<br />

So o<strong>der</strong> ähnlich wird sich <strong>der</strong> Weg nun in den folgenden Tagen<br />

präsentieren. Links und einiges tiefer schlängelt sich <strong>der</strong> Dudh Khosi<br />

(Milchfluss) durch das tief eingeschnittene Tal.<br />

Wir überqueren heute die ersten zwei Hängebrücken, die manchmal<br />

so herrlich schaukeln und schwingen können, auf denen das Kreuzen<br />

mit den Yaks nicht immer einfach ist. Rechts begrüsst uns als<br />

erster 7000er <strong>der</strong> Kusum Kanguru, ein optisch sehr schöner Berg.<br />

Wir bekommen aber auch schon die ersten Eindrücke von <strong>der</strong> interessanten<br />

Landschaft (man kann sich gut vorstellen, wie schön das im<br />

Frühling sein muss, wenn die ausgedehnten Rhododendren-Wäl<strong>der</strong><br />

blühen) und dem vielfältigen kulturellen Angebot.<br />

Sonntag, 1. November:<br />

2. Etappe Phakding (2610 m)–Namche Bazar (3450 m)<br />

Die Höhenangabe von Namchez ist ein Mittelwert, denn das Dorf<br />

liegt am Hang, die Häuser am Dorfeingang stehen auf knapp 3000<br />

m, die obersten bereits über 3550 m.<br />

Wecken um 6 Uhr, gleichzeitig heisst es an <strong>der</strong> Türe «hot towel» (ein<br />

heisses, mit ätherischem Öl leicht getränktes Tuch). Auf das Gesicht<br />

legen und tief einatmen, du bist sofort voll da, es tut so gut. Gleichzeitig<br />

heisst es aber auch «Tea or Coffee?», ja tatsächlich, wir erhalten<br />

gleich beim Aufstehen einen Kaffee serviert. Vor dem Abendessen<br />

gibt es nochmals ein «hot towel». Es ist amüsant zu beobachten,<br />

wie die an<strong>der</strong>en Trekker uns deshalb beneiden!<br />

Am Abend zusätzlich heisses Wasser zum Waschen, nur mit den<br />

zwei Litern kann man nicht viel ausrichten, so dass ich, und die meisten<br />

an<strong>der</strong>n auch, entschieden habe, das Wasser für die Pflege <strong>der</strong><br />

Füsse zu verwenden, sonst aber in den folgenden Tagen halt eine<br />

Patina aufbauen zu lassen. Der Entscheid hat sich bestens bewährt.<br />

Dieses Proze<strong>der</strong>e wird nun jeden Tag so ablaufen, selbst im Zelt des<br />

Base-Camps im Schnee. Einfach ein super Service!<br />

Dauer <strong>der</strong> heutigen Etappe rund sechs Stunden, Aufstieg rund<br />

800 m plus unterwegs je zirka 700 m auf und ab. Wir überqueren<br />

wie<strong>der</strong>um mehrere Hängebrücken, zum Teil mehr als 100 m über<br />

dem Fluss. Am Schluss noch die berühmte Brücke von Larja, die oft in<br />

Heftli abgebildet wird. Ihre Merkmale: Schon älteren Datums, auf <strong>der</strong><br />

einen Seite ein relativ steiler Abstieg zur Brücke und auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n<br />

Seite ein ebenso steiler Anstieg von <strong>der</strong> Brücke, zudem ist sie eben<br />

verdammt hoch. Auf dem Weg begegnen wir sehr vielen «Mali» und<br />

ganzen «Maliwalls». Mali sind «bemalte», meist frei stehende Felsen<br />

o<strong>der</strong> Felsbrocken, die umgangen werden können, nicht selten auch<br />

in Kombination mit Gebetsmühlen. Die in oft jahrelanger Arbeit ge-<br />

<strong>EXPEDITIONEN</strong><br />

Im Vor<strong>der</strong>grund Mali mit schon arg zerzausten Gebetsfahnen, im<br />

Hintergrund eine Stupa<br />

stalteten Mali sind nicht einfach bemalt, son<strong>der</strong>n die Zeichen sind<br />

Botschaften, Gebete. «Maliwalls» sind Steinmauern aus aufgestellten,<br />

oft in mehreren Reihen hintereinan<strong>der</strong>, eng beschrifteten (eingemeisselte)<br />

Steinplatten, zum Teil viele 100 Jahre alt, kleinere Mali<br />

auch als aufgeschichtete Steinpyramide, an die hintereinan<strong>der</strong>- und<br />

übereinan<strong>der</strong>gestellte Steinplatten obiger Art gelehnt sind. Diese<br />

Monumente sollen links umgangen werden, was von allen Einheimischen<br />

und den meisten Touristen befolgt wird. Wir werden Hun<strong>der</strong>te<br />

davon antreffen.<br />

Überall, bis in grosse Höhen, findet man an beson<strong>der</strong>en Plätzen, bei<br />

Malis, an z. T. nur sehr schwer zugänglichen Graten und in Dörfern<br />

Gebetsfahnen. Es gehören immer fünf Tücher in fünf verschiedenen<br />

Farben zu einer Fahne. Es sind dies nicht einfach Tücher, die im Wind<br />

flattern, son<strong>der</strong>n sie haben einen tieferen Sinn, sind oft auch mit<br />

Gebeten beschriftet: Grün bedeutet «Wasser», Blau bedeutet Himmel,<br />

Gelb bedeutet Erde, Weiss bedeutet Äther = Luft, Rot bedeutet<br />

Feuer, also alles Elemente, ohne die das Leben problematisch würde!<br />

Laut <strong>der</strong> alten Bön-Religion werden diese Gebete vom Wind rund<br />

um die Erde getragen und sollen allen Lebewesen zu einem guten,<br />

besseren Leben verhelfen. Die jüngeren Nachfolgereligionen, <strong>der</strong><br />

Buddhismus und <strong>der</strong> Hinduismus, haben diese Deutung beibehalten,<br />

was von <strong>der</strong> grossen Toleranz dieser Religionen zeugt. Parallelen zu<br />

unserem Christentum sind hier schwer auszumachen! Die Einheimischen<br />

scheinen tief religiös zu sein, was ihnen bei so viel religiöser<br />

Freiheit auch nicht allzu schwer fallen dürfte. Sicher ist, dass nicht<br />

eine einzige Expedition in grössere Höhen ohne Bewilligung <strong>der</strong> entsprechenden<br />

Götter gestartet wird. Diese wird durch einen Mönch<br />

eingeholt und bestätigt durch die Segnung, meist beim Besuch in<br />

einem <strong>der</strong> vielen Klöster. Auch heute noch wohnen die wichtigsten<br />

Göttinnen und Götter auf den hohen Bergen.<br />

Es geht vorbei an schönen Gemüsegärten (Mangold, Rüebli, speziellen<br />

Chnobli und Zwiebeln, Bohnen und Ähnliches), durch Dörfer und<br />

unterschiedliche Wäl<strong>der</strong>. Es sind praktisch immer Mischwäl<strong>der</strong>, mal<br />

herrschen Rhododendren-Bäume, mal Himalaya-Tannen, mal Koni-<br />

Das <strong>SATUS</strong>-Sportmagazin l Nr. 1, 12. Februar 2010 11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!