EXPEDITIONEN - SATUS - der Sportverband
EXPEDITIONEN - SATUS - der Sportverband
EXPEDITIONEN - SATUS - der Sportverband
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
aus viel Staub und noch mehr Steinen, steigt steil bis sehr steil aufwärts<br />
und auch wie<strong>der</strong> abwärts. An den wirklichen Steilstufen sind<br />
die Steine als Treppen geschichtet, um den Tieren das Steigen zu<br />
erleichtern. Für die Menschen sind die hohen Stufen eher anstrengend.<br />
So o<strong>der</strong> ähnlich wird sich <strong>der</strong> Weg nun in den folgenden Tagen<br />
präsentieren. Links und einiges tiefer schlängelt sich <strong>der</strong> Dudh Khosi<br />
(Milchfluss) durch das tief eingeschnittene Tal.<br />
Wir überqueren heute die ersten zwei Hängebrücken, die manchmal<br />
so herrlich schaukeln und schwingen können, auf denen das Kreuzen<br />
mit den Yaks nicht immer einfach ist. Rechts begrüsst uns als<br />
erster 7000er <strong>der</strong> Kusum Kanguru, ein optisch sehr schöner Berg.<br />
Wir bekommen aber auch schon die ersten Eindrücke von <strong>der</strong> interessanten<br />
Landschaft (man kann sich gut vorstellen, wie schön das im<br />
Frühling sein muss, wenn die ausgedehnten Rhododendren-Wäl<strong>der</strong><br />
blühen) und dem vielfältigen kulturellen Angebot.<br />
Sonntag, 1. November:<br />
2. Etappe Phakding (2610 m)–Namche Bazar (3450 m)<br />
Die Höhenangabe von Namchez ist ein Mittelwert, denn das Dorf<br />
liegt am Hang, die Häuser am Dorfeingang stehen auf knapp 3000<br />
m, die obersten bereits über 3550 m.<br />
Wecken um 6 Uhr, gleichzeitig heisst es an <strong>der</strong> Türe «hot towel» (ein<br />
heisses, mit ätherischem Öl leicht getränktes Tuch). Auf das Gesicht<br />
legen und tief einatmen, du bist sofort voll da, es tut so gut. Gleichzeitig<br />
heisst es aber auch «Tea or Coffee?», ja tatsächlich, wir erhalten<br />
gleich beim Aufstehen einen Kaffee serviert. Vor dem Abendessen<br />
gibt es nochmals ein «hot towel». Es ist amüsant zu beobachten,<br />
wie die an<strong>der</strong>en Trekker uns deshalb beneiden!<br />
Am Abend zusätzlich heisses Wasser zum Waschen, nur mit den<br />
zwei Litern kann man nicht viel ausrichten, so dass ich, und die meisten<br />
an<strong>der</strong>n auch, entschieden habe, das Wasser für die Pflege <strong>der</strong><br />
Füsse zu verwenden, sonst aber in den folgenden Tagen halt eine<br />
Patina aufbauen zu lassen. Der Entscheid hat sich bestens bewährt.<br />
Dieses Proze<strong>der</strong>e wird nun jeden Tag so ablaufen, selbst im Zelt des<br />
Base-Camps im Schnee. Einfach ein super Service!<br />
Dauer <strong>der</strong> heutigen Etappe rund sechs Stunden, Aufstieg rund<br />
800 m plus unterwegs je zirka 700 m auf und ab. Wir überqueren<br />
wie<strong>der</strong>um mehrere Hängebrücken, zum Teil mehr als 100 m über<br />
dem Fluss. Am Schluss noch die berühmte Brücke von Larja, die oft in<br />
Heftli abgebildet wird. Ihre Merkmale: Schon älteren Datums, auf <strong>der</strong><br />
einen Seite ein relativ steiler Abstieg zur Brücke und auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n<br />
Seite ein ebenso steiler Anstieg von <strong>der</strong> Brücke, zudem ist sie eben<br />
verdammt hoch. Auf dem Weg begegnen wir sehr vielen «Mali» und<br />
ganzen «Maliwalls». Mali sind «bemalte», meist frei stehende Felsen<br />
o<strong>der</strong> Felsbrocken, die umgangen werden können, nicht selten auch<br />
in Kombination mit Gebetsmühlen. Die in oft jahrelanger Arbeit ge-<br />
<strong>EXPEDITIONEN</strong><br />
Im Vor<strong>der</strong>grund Mali mit schon arg zerzausten Gebetsfahnen, im<br />
Hintergrund eine Stupa<br />
stalteten Mali sind nicht einfach bemalt, son<strong>der</strong>n die Zeichen sind<br />
Botschaften, Gebete. «Maliwalls» sind Steinmauern aus aufgestellten,<br />
oft in mehreren Reihen hintereinan<strong>der</strong>, eng beschrifteten (eingemeisselte)<br />
Steinplatten, zum Teil viele 100 Jahre alt, kleinere Mali<br />
auch als aufgeschichtete Steinpyramide, an die hintereinan<strong>der</strong>- und<br />
übereinan<strong>der</strong>gestellte Steinplatten obiger Art gelehnt sind. Diese<br />
Monumente sollen links umgangen werden, was von allen Einheimischen<br />
und den meisten Touristen befolgt wird. Wir werden Hun<strong>der</strong>te<br />
davon antreffen.<br />
Überall, bis in grosse Höhen, findet man an beson<strong>der</strong>en Plätzen, bei<br />
Malis, an z. T. nur sehr schwer zugänglichen Graten und in Dörfern<br />
Gebetsfahnen. Es gehören immer fünf Tücher in fünf verschiedenen<br />
Farben zu einer Fahne. Es sind dies nicht einfach Tücher, die im Wind<br />
flattern, son<strong>der</strong>n sie haben einen tieferen Sinn, sind oft auch mit<br />
Gebeten beschriftet: Grün bedeutet «Wasser», Blau bedeutet Himmel,<br />
Gelb bedeutet Erde, Weiss bedeutet Äther = Luft, Rot bedeutet<br />
Feuer, also alles Elemente, ohne die das Leben problematisch würde!<br />
Laut <strong>der</strong> alten Bön-Religion werden diese Gebete vom Wind rund<br />
um die Erde getragen und sollen allen Lebewesen zu einem guten,<br />
besseren Leben verhelfen. Die jüngeren Nachfolgereligionen, <strong>der</strong><br />
Buddhismus und <strong>der</strong> Hinduismus, haben diese Deutung beibehalten,<br />
was von <strong>der</strong> grossen Toleranz dieser Religionen zeugt. Parallelen zu<br />
unserem Christentum sind hier schwer auszumachen! Die Einheimischen<br />
scheinen tief religiös zu sein, was ihnen bei so viel religiöser<br />
Freiheit auch nicht allzu schwer fallen dürfte. Sicher ist, dass nicht<br />
eine einzige Expedition in grössere Höhen ohne Bewilligung <strong>der</strong> entsprechenden<br />
Götter gestartet wird. Diese wird durch einen Mönch<br />
eingeholt und bestätigt durch die Segnung, meist beim Besuch in<br />
einem <strong>der</strong> vielen Klöster. Auch heute noch wohnen die wichtigsten<br />
Göttinnen und Götter auf den hohen Bergen.<br />
Es geht vorbei an schönen Gemüsegärten (Mangold, Rüebli, speziellen<br />
Chnobli und Zwiebeln, Bohnen und Ähnliches), durch Dörfer und<br />
unterschiedliche Wäl<strong>der</strong>. Es sind praktisch immer Mischwäl<strong>der</strong>, mal<br />
herrschen Rhododendren-Bäume, mal Himalaya-Tannen, mal Koni-<br />
Das <strong>SATUS</strong>-Sportmagazin l Nr. 1, 12. Februar 2010 11