Gibt es eine Aufholphase bei Kindern mit Williams-Beuren-Syndrom?
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Viele Menschen <strong>mit</strong> WBS weisen zudem <strong>eine</strong> so genannte Hyperakusis auf 11 . Die Symptome<br />
sind Überempfindlichkeit <strong>bei</strong> Lärm oder <strong>eine</strong> allgem<strong>eine</strong> Überängstlichkeit vor Geräuschen.<br />
Die Hyperakusis entsteht im frühen Kind<strong>es</strong>alter und nimmt bin zum Vorschulalter an Intensi-<br />
tät meist zu. Danach nimmt sie individuell variierend wieder ab. R<strong>es</strong>tsymptome können bis<br />
zum Erwachsenenalter b<strong>es</strong>tehen bleiben. Die Hyperakusis wird <strong>mit</strong> der phonologischen Ent-<br />
wicklung von WBS-<strong>Kindern</strong> in Verbindung gebracht (Majerus 2004). Auch das auditive<br />
Kurzzeitgedächtnis wird im sprachlichen Kontext der Ar<strong>bei</strong>t wieder aufgegriffen. Jedoch ste-<br />
hen die Untersuchungen zu Beziehungen zwischen der akustischen Überempfindlichkeit und<br />
der sprachlichen Verar<strong>bei</strong>tung erst am Anfang. Entsprechende Studien <strong>bei</strong> WBS-<strong>Kindern</strong> feh-<br />
len bisher. Böhning et al. (2000) konnten in ihrer Studie <strong>mit</strong> Erwachsenen k<strong>eine</strong> Korrelation<br />
zwischen der Diskriminierung von Lauten und <strong>eine</strong>r vorhergegangenen Erkrankung an Hyper-<br />
akusis finden.<br />
Abschließend kann man f<strong>es</strong>thalten, dass Mervis et al. (1999) <strong>bei</strong> ihren Untersuchungen grund-<br />
sätzlich <strong>eine</strong> hohe Korrelation der unterschiedlichen Leistungen in den kognitiven Bereichen,<br />
auditiv<strong>es</strong> Kurzzeitgedächtnis, Sprache und visuell-räumlich konstruktive Kognition, f<strong>es</strong>tstel-<br />
len konnten.<br />
E rkennen von G<strong>es</strong>ichtern<br />
Die Fähigkeit für das Erkennen von G<strong>es</strong>ichtern wird in der WBS-Forschung kontrovers dis-<br />
kutiert. Aus psycholinguistischer Sicht kommt der Verar<strong>bei</strong>tung von Informationen, die aus<br />
dem G<strong>es</strong>ichtsausdruck d<strong>es</strong> G<strong>es</strong>prächspartners abgel<strong>es</strong>en werden, <strong>eine</strong> wichtige Rolle zu. Die<br />
Annahme, dass das Erkennen von G<strong>es</strong>ichtern <strong>eine</strong> Stärke von Menschen <strong>mit</strong> WBS sei, stützt<br />
sich auf Mills et al. (2000), die im Benton T<strong>es</strong>t of Facial Recognition (Benton et al. 1983)<br />
Leistungswerte <strong>bei</strong> 18 erwachsenen Probanten <strong>mit</strong> WBS erhielten, die sich kaum von den<br />
standardisierten Normwerten unterschiedenen (Durchschnittswert 22/22; Standardabweichung<br />
2,9/3). Auch im Vergleich <strong>mit</strong> IQ-parallelisierten Down-<strong>Syndrom</strong>-Kontrollgruppen konnten<br />
WBS-Probanten zuvor erlernte G<strong>es</strong>ichter in <strong>eine</strong>r Auswahlmenge b<strong>es</strong>ser erkennen als die<br />
Vergleichsgruppe (Wang et al. & Bellugi 1995). Steigen jedoch die Anforderungen, sinkt das<br />
Niveau der Probanten <strong>mit</strong> WBS auf das der Vergleichsgruppe <strong>mit</strong> gleichem mentalem Alter<br />
ab (Duruell et al. 1999). Mills et al. (2000) beobachten <strong>bei</strong> ihren Versuchen, <strong>mit</strong> Hilfe von<br />
ereigniskorrelierten Potentialen (ERPs), atypische Aktivierungsmuster für die Perzeption <strong>bei</strong><br />
WBS-Probanten. Das Forscherteam nimmt da<strong>bei</strong> an, dass die abweichenden M<strong>es</strong>sungen<br />
11 Symptome werden <strong>bei</strong> ca. 94% der Menschen <strong>mit</strong> WBS f<strong>es</strong>tg<strong>es</strong>tellt; vgl. Klein, Armstrong, Greer & Brown<br />
1990<br />
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