Yorcker Nr. 93 (Juli/August/Sept) - Yorck Kino GmbH
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28<br />
Cairo Time<br />
REGIE Ruba Nadda<br />
FILMOGRAPhIE<br />
2005 Sabah<br />
<strong><strong>Yorck</strong>er</strong> <strong>93</strong><br />
BuCh Ruba Nadda<br />
JAhR 2009<br />
LAND Kanada/Irland/<br />
Ägypten<br />
Verführerisch simpel feiert die unaufdringlich,<br />
minimalistisch inszenierte Romanze Cairo<br />
Time über eine unerwartete, späte Liebe die<br />
Flüchtigkeit des Augenblicks mit bittersüßer<br />
Reife.<br />
In der brodelnden ägyptischen Metropole Kairo<br />
beginnt für die nordamerikanische Modejournalistin<br />
<strong>Juli</strong>ette Grant eine aufregende Reise. Die<br />
glücklich verheiratete Karrierefrau um die 50<br />
erliegt der exotischen Ausstrahlung des Orients<br />
und erlebt dabei unerwartet emotionale Gefühlsstürme.<br />
Auslöser: Ihre Bekanntschaft mit dem Ägypter<br />
Tareq Khalifa. Der ehemalige Kollege und Freund<br />
ihres Mannes empfängt die New Yorkerin überraschend<br />
am Flughafen. Denn ihr Gatte, der für die<br />
UN in Gaza arbeitet, wurde im Krisengebiet aufgehalten.<br />
Tareq, der das Kaffeehaus seines Vaters<br />
übernommen hat, bietet ihr seine Hilfe an, sollte<br />
sie irgend etwas benötigen. Zunächst freilich, versucht<br />
die selbstsichere Mutter zweier erwachsener<br />
Kinder allein die Stadt zu erobern. Doch als die<br />
attraktive Blondine in den engen Gassen der Altstadt<br />
von jungen Männern bedrängt wird, sucht<br />
sie am nächsten Tag Tareq in seinem Kaffeehaus<br />
auf.<br />
Gemeinsam flanieren die beiden durch die flirrend<br />
leuchtenden Suqs, genießen eine romantische<br />
Bootsfahrt auf dem Nil, eine arabische<br />
Hochzeitsfeier bei Tareqs verflossener Liebschaft<br />
Yasmeen und am Ende sogar die Pyramiden im<br />
START: 1.9.11<br />
Diesen Film zeigt die <strong>Yorck</strong>-Gruppe in<br />
der deutschen Fassung sowie OmU<br />
DARSTELLER<br />
Patricia Clarkson<br />
Alexander Siddig<br />
Tom Mccamus<br />
Elena Anaya<br />
Amina Annabi<br />
KAMERA Luc Montpellier<br />
MuSIK Niall Byrne<br />
LäNGE 88 min<br />
schimmernden Morgenrot. An seiner Seite findet<br />
<strong>Juli</strong>ette langsam jene Dichte und Wärme des Lebens,<br />
um die intensiven Sinneseindrücke der fremden<br />
Kultur unvoreingenommener respektieren zu<br />
können. Die Schattenseiten werden dabei dennoch<br />
nicht gänzlich ausgespart. „<strong>Juli</strong>ette, wir hier<br />
glauben an das Schicksal“, beschwört der agile<br />
Ägypter die sagenhafte Welt von Tausendundeiner<br />
Nacht, die sich mit ihrem Aphorismus „Wende<br />
dich ab von den Sorgen, überlaß die Dinge dem<br />
Schicksal“ immer noch den gewohnt kontrollierenden<br />
westlichen Denkmustern entzieht.<br />
Normalerweise geht es bei solchen Romanzen<br />
um die Herzschmerzen jugendlicher Heldinnen<br />
und nicht um die Gefühle einer reifen Frau. Die<br />
kanadisch-syrische Regisseurin Ruba Nadda dagegen<br />
stellt mutig eine Frau um die Fünfzig ins<br />
Zentrum ihrer zart angedeuteten, wehmütigen<br />
Liebesgeschichte zwischen Ost und West. Ihr sensibler<br />
Film über vielleicht verpaßte Chancen, Entscheidungen<br />
des Herzens und die schicksalhafte<br />
Zufälligkeit des Lebens ist von jener Leichtigkeit,<br />
die durch Zurückhaltung entsteht.<br />
Nicht selten droht mädchenhafte Elfenhaftigkeit<br />
bei einer reifen Frau als uneingelöstes Versprechen<br />
zur Pose zu erstarren. Nicht so bei der versierten<br />
Schauspielerin, die soweit mit dem Charakter<br />
ihrer Figur verwachsen ist, daß sie mit einem einzigen<br />
kurzen Blick mehr zu sagen vermag als mit<br />
tausend Worten.<br />
GEhA LKO