Yorcker Nr. 93 (Juli/August/Sept) - Yorck Kino GmbH
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START: 21.7.11<br />
REGIE Peter Luisi<br />
FILMOGRAPhIE:<br />
Debüt<br />
BuCh Peter Luisi<br />
JAhR 2011<br />
LAND Schweiz<br />
Originaltitel: Der Sandmann<br />
Wow, was für ein Anfang! Eine Kaffeetasse<br />
fliegt in extremer Zeitlupe auf einen Mann zu,<br />
dessen Gesicht sich beim Aufprall des heißen<br />
Geschosses schmerzhaft verzerrt.<br />
Und das in Großaufnahme! Doch kein Zweifel<br />
– es hat den Richtigen getroffen! Benno ist<br />
ein Arschloch, ein Arroganzling, Lügner, Snob und<br />
Frauenquäler, vor dem jedes weibliche Wesen<br />
schreiend davonlaufen sollte!<br />
Aber die schöne blonde Freundin Patrizia bleibt.<br />
Und Sandra, die in einem kleinen Cafe direkt<br />
unter Bennos Schlafzimmer arbeitet, rächt sich<br />
auf ihre Weise für seine Erniedrigungen: Stur serviert<br />
sie Kaffee schwarz, wo Benno doch schon<br />
hundertmal gesagt hat, daß er ihn nur mit heißer<br />
Milch trinkt.<br />
Außerdem will sie unter dem Namen Frölein Da<br />
Capo berühmt werden und probt ihre Auftritte<br />
bevorzugt nachts, wenn Benno schlafen will.<br />
Ruhm macht bekanntlich einsam, aber kein Ruhm<br />
macht noch einsamer. Deshalb ist das Cafe immer<br />
leer. Und darin kann auch ein Einfrauorchester<br />
ordentlich Krach schlagen!<br />
Nach Woody Allens Sommernachts-Sexkomödie<br />
und Andreas Dresens Sommer vorm Balkon<br />
nun also die Schweizer Version Sommersandtraum.<br />
Der Berliner muß da sofort an Strandbars<br />
denken, die im Sommer wie Pilze aus dem Boden<br />
schießen – doch weit gefehlt. Hier geht es um<br />
Existentielleres. Denn plötzlich entdeckt Benno,<br />
Ein Sommersandtraum<br />
DARSTELLER<br />
Sigi Terpoorten<br />
Fabian Krüger<br />
Irene Brugger<br />
Florine Deplazes<br />
KAMERA Lorenz Merz<br />
MuSIK Michael Duss<br />
Christian Schlumpf<br />
Martin Skalsky<br />
LäNGE 88 min<br />
daß Sand aus ihm herausrieselt, wie Sägespäne<br />
aus einem alten Teddy. Und damit nicht genug,<br />
schleicht sich auch noch das pummlige Fräulein<br />
Sand(!)ra in seine (feuchten) Träume – Schlager<br />
wie Dear Mister Sandman oder Dalidas Heißer<br />
Sand bekommen hier eine ganz neue Bedeutung.<br />
Regisseur Peter Luisi versetzt uns in seiner aberwitzigen<br />
Sommermärchenliebeskomödie mit wilder<br />
Fabulierlust in das Innenleben eines schrulligen<br />
Helden, der sich selbst im Weg steht und<br />
Burgschauspieler Fabian Krüger setzt den Möchtegern-Zampano<br />
mit verwegener Spielfreude um.<br />
Köstlich, wie er als Fachmann für historische Briefmarken<br />
sein hochnotpeinliches Mißgeschick vor<br />
dem Chef zu verbergen sucht.<br />
Und wenn er mit abgebundenen Hosenbeinen<br />
wie ein Elefantenmensch im edlen Antiquariat<br />
herumstolpert, unfreiwillig kleine Sandhäufchen<br />
hinter sich lassend, dann führt das zu jeder Menge<br />
Situationskomik.<br />
Die von ihm behauptete Häßlichkeit und Talentlosigkeit<br />
des unglücklichen Fräuleins ist übrigens<br />
nur Fake – in Wirklichkeit ist das pausbäckige<br />
Multitalent Frölein Da Capo, alias Irene Brugger,<br />
eine Schweizer Berühmtheit. Wenn sie singend<br />
und swingend alte Schlager parodiert, will man<br />
unbedingt mehr sehen und hören …<br />
Wie im Märchen verliert Benno alles, um alles zu<br />
gewinnen. Mehr wird nicht verraten!<br />
NAL<br />
<strong><strong>Yorck</strong>er</strong> <strong>93</strong><br />
9