Yorcker Nr. 93 (Juli/August/Sept) - Yorck Kino GmbH
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START: 14.7.11<br />
Diesen Film zeigt die <strong>Yorck</strong>-Gruppe in<br />
der deutschen Fassung und OmU<br />
REGIE Asghar Farhadi<br />
FILMOGRAFIE (AuSWAhL)<br />
2003 Dancing In The Dust<br />
2004 Beautiful City<br />
2006 Fireworks Wednesday<br />
2009 Alles über Elly<br />
BuCh Asghar Farhadi<br />
JAhR 2011<br />
LAND Iran<br />
Originaltitel: Jodaeiye Nader az Simin<br />
Was ist die Wahrheit, wie könnte es denn wirklich<br />
gewesen sein? Anders als bei Kachelmann<br />
& Konsorten geht es in Nader und Simin nicht<br />
um Sexismus und Machtausübung, es geht um<br />
eine Trennung vor Gericht, eine Scheidung und<br />
das Sorgerecht für die Tochter – obwohl das<br />
Paar sich liebt.<br />
Der Film beginnt mit dem Geräusch und dem<br />
kalten Licht eines Fotokopierers, Pässe werden<br />
kopiert und eine Ausreisegenehmigung, die nur<br />
für eine kurze Zeit gilt. Eigentlich wollte das Paar<br />
gemeinsam den Iran verlassen, samt der Tochter.<br />
Doch Ehemann Nader hat es sich anders überlegt,<br />
er will bei dem dementen Vater bleiben, den Simin<br />
in der gemeinsamen Wohnung pflegt. Harte<br />
Arbeit.<br />
Simin will weg, die Tochter soll mit, sie habe keine<br />
Zukunft im Iran, sagt Simin. Also die Scheidung.<br />
Die Szene vor Gericht, in der über die Scheidung<br />
verhandelt wird, ist einfach großartig in ihrer genauen<br />
Allgemeingültigkeit. Die bittere Wahrheit<br />
für Simin allerdings ist: Ohne Einverständnis des<br />
Ehemannes darf sie die Tochter nicht mitnehmen<br />
und die Tochter will weder die Mutter noch den<br />
Vater verlieren.<br />
Der Kampf um die Tochter beginnt. Die Zeit<br />
drängt, die Ausreisegenehmigung verfällt bald.<br />
Simin pflegt den Schwiegervater nicht mehr, übt<br />
Druck aus. Sie zieht zu ihrer Mutter zurück, die<br />
Tochter bleibt beim Vater. Die neue Pflegerin, Razieh,<br />
ist eine tiefgläubige Frau im Chador. Sie ist<br />
Nader und Simin –<br />
Eine Trennung<br />
DARSTELLER<br />
Leila Hatami<br />
Peyman Moadi<br />
Sareh Bayat<br />
Shahab Hosseini<br />
Sarina Farhadi<br />
Ali-Asghar Shahbazi<br />
KAMERA Mahmood Kalari<br />
LäNGE 123 min<br />
schwanger. Ihr Mann, ein Nichtsnutz und Schuldenmacher,<br />
darf nicht wissen, daß sie außer Haus<br />
arbeiten geht. Auch dieses Paar hat eine Tochter,<br />
die mit staunenden Augen die Wohnung von Nader<br />
und Simin betrachtet.<br />
Als Razieh – nach einem handgreiflichen Streit<br />
mit Nader, wegen der Pflege des kranken Vaters<br />
– ihren ungeborenen Sohn verliert, kommt es<br />
zu einer weiteren Gerichtsverhandlung. Beklemmende<br />
Szenen, in denen sich Nader immer mehr<br />
in einem Netz von Lügen verstrickt und seine Frau<br />
dies als Chance erkennt, die Tochter für sich zu<br />
gewinnen.<br />
Asghar Farhadi erzählt mit einer Handvoll starker<br />
Figuren – einschließlich der beiden Töchter und<br />
des dementen Großvaters – von zwei Paaren in<br />
einem Land, das sich im Umbruch befindet. Ein<br />
Paar ist wohlhabend, das andere lebt von der<br />
Hand in den Mund. Nader soll zahlen für den Verlust<br />
des Sohnes, der nicht geboren werden sollte.<br />
Damit würde er die Schuld am Tod des Ungeborenen<br />
auf sich nehmen. Razieh soll schwören, daß<br />
Nader schuld ist, doch der Schwur auf den Koran<br />
ist für sie ein heiliger Eid.<br />
Farhadi gelingt es, in diesem Ehe- und Gesellschaftsdrama,<br />
allen Figuren eine geradezu liebevolle<br />
Aufmerksamkeit zu widmen, ihre widerstreitenden<br />
Gefühle und Interessen zu zeigen sowie<br />
die Fußangeln, die auf der Suche nach Wahrheit,<br />
Liebe & Glück – und, (ja!) Gerechtigkeit lauern.<br />
GES<br />
<strong><strong>Yorck</strong>er</strong> <strong>93</strong><br />
7