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Blickpunkt Ausgabe 2-2011 - DJV Baden-Württemberg

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K O L U M N E N T E X T<br />

<strong>Blickpunkt</strong>2/11<br />

Juni <strong>2011</strong> · 26. Jahrgang · ISSN 0946-9303 · E 11168 F<br />

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Paste<br />

Die Texte der Anderen<br />

W W W . D J V - B W . D E


Im Blick<br />

4 Editorial<br />

Feiern im Gegenwind<br />

5 Copy & Paste<br />

Die Texte der Anderen<br />

1 0 Tarifauseinandersetzung<br />

Wutjournalisten tragen Protest auf die Straße<br />

Interview mit Jan Cerny zur <strong>DJV</strong>-Strategie im<br />

aktuellen Arbeitskampf<br />

1 5 25 Jahre <strong>DJV</strong> in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

25 Jahre – und noch immer voller Tatkraft<br />

1 8 Medienpolitik<br />

Mehr Bürgerrechte und weniger Zensur<br />

Grün-Rot will in der Medienpolitik neue<br />

Akzente setzen<br />

2 0 Vergütungsregeln<br />

Neue Vergütungsregeln für Freie:<br />

Nichts geht ohne den Betriebsrat<br />

Ein heiliger Zorn erfasste die Zunft<br />

quer durch alle Medien, als zu<br />

Jahresbeginn herauskam, dass ein<br />

Herr von und zu Guttenberg, damals<br />

noch Verteidigungsminister, seine Doktorarbeit<br />

mit allzu vielen fremden Federn<br />

geschmückt hatte. Seitenweise wurden<br />

Zitate per copy and paste in das umfangreiche<br />

Werk des Adligen eingearbeitet,<br />

aber nicht – wie es sich gehört hätte – als<br />

das Gedankengut anderer ausgewiesen.<br />

Da kann man schon mal wütend werden.<br />

Doch sind, wie die Titelgeschichte und<br />

mancher zeitgleich bekannt gewordene<br />

Vorfall aus südwestdeutschen Redaktionsstuben<br />

zeigen, auch Journalisten<br />

nicht so ganz frei von den Versuchungen<br />

der modernen Abschreiberei.<br />

Vom fehlenden dpa-Hinweis über zusammengestückelte<br />

Reportagen bis hin zu<br />

kompletten, aus überregionalen Leitmedien<br />

übernommenen Editorials reicht<br />

die Spannbreite des Schreibens nach<br />

Guttenbergs Art. Susann Mathis hat<br />

sich mit den unterschiedlichen Aspekten<br />

des Plagiierens unter Journalisten beschäftigt.<br />

Ihr Original ist zu finden auf<br />

Seite 5.<br />

Der <strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> feiert Geburtstag.<br />

Vor genau 25 Jahren wurde der<br />

Landesverband im Südwesten gegründet.<br />

Wie es dazu kam und was seither erreicht<br />

wurde, beschreibt unser Ehrenvorsitzender<br />

Karl Geibel, ein<br />

Mann der ersten Stunde also,<br />

ab Seite 15. So richtig offiziell<br />

gefeiert wird dann ja Anfang<br />

Juli rund um die <strong>DJV</strong>-Geschäftsstelle<br />

im Stuttgarter Herdweg. Wir<br />

vom „<strong>Blickpunkt</strong>“ freuen uns auf viele<br />

Gespräche.<br />

Es sind schwere Zeiten, in denen unser<br />

Landesverband sein Jubiläum begeht.<br />

Immerhin stecken wir mitten in einer<br />

heftigen Tarifauseinandersetzung für Tageszeitungsredakteure<br />

und es ist trotz<br />

zahlreicher Warnstreiks noch nicht so<br />

recht absehbar, wann die Verleger zur<br />

Einsicht gelangen, dass ihre Forderungen<br />

nach einem Tarifwerk II und weiteren<br />

finanziellen Einschnitten einer Unverschämtheit<br />

gleich kommen. Auch diese<br />

<strong>Ausgabe</strong> wird sich dem Thema wieder<br />

ausführlich widmen. Das Editorial unseres<br />

Landesvorsitzenden Thomas Godawa<br />

auf Seite 4 wertet die Forderungen der<br />

Verlegerseite in Zeiten wieder sprudelnder<br />

Verlagsgewinne als „Frechheit“, gegen<br />

die es entschlossen aufzustehen gilt.<br />

Vorstandsmitglied Jan Cerny gibt auf<br />

Seite 10 einen Überblick über die bisherigen<br />

Streikaktionen. Cerny kommt zu<br />

der wenig überraschenden Erkenntnis,<br />

dass auch bei der diesjährigen Tarifaus-<br />

2 1 SWR-Tarifverhandlungen<br />

Mehr Geld für SWR-Beschäftigte –<br />

Erfolg mit einem Schönheitsfehler<br />

2 2 Mediennachrichten<br />

2 5 Aus den Kreisen<br />

– Kachelmann, Tauss und die Rolle der<br />

Journalisten<br />

– Bierbrauen mit Politikern<br />

– Selbstinszenierungen in der Medienwelt<br />

sind gefährlich<br />

– Redakteure im Warnstreik<br />

– Konsum im Netz<br />

– Mit 3-D-Brille im Premiumsitz im Kino<br />

– In der Vernetzung liegt die Chance<br />

3 2 Kulturtipp<br />

3 3 Aus- und Weiterbildung<br />

Journalisten-Akademie – Seminare <strong>2011</strong><br />

3 5 Impressum / Geburtstage<br />

einandersetzung der Südwesten<br />

den Bundesvergleich<br />

nicht zu scheuen<br />

braucht. Inwieweit sich<br />

daraus Forderungen nach<br />

einem Regionalabschluss<br />

ableiten lassen, steht jedoch auf einem<br />

ganz anderen Blatt Papier.<br />

Auch in den Kreisverbänden hat sich<br />

wieder einiges getan in den vergangenen<br />

drei Monaten. Verena Mayer aus Ludwigsburg<br />

führte im Anschluss an ein<br />

Hintergrundgespräch ein Interview mit<br />

dem Tauss-Verteidiger Jan Mönikes.<br />

Seite 25. Über die Teilnahme von Redakteuren<br />

aus dem Main-Tauber und dem<br />

Neckar-Odenwald-Kreis an den diversen<br />

Streikaktionen berichtet Kreisvorsitzender<br />

Sascha Bickel auf Seite 29. Den Tübinger<br />

Medienwissenschaftler Professor<br />

Bernhard Pörksen hatte der Kreisverband<br />

Neckar-Alb zu Gast. Beim Thema<br />

„Inszenierung in der Medienwelt“ gab es<br />

interessante Einblicke in das zum Teil<br />

tragische Wechselspiel zwischen Journalisten<br />

und den durch Casting-Shows<br />

und andere Formate hoch gepushten<br />

Berühmtheiten auf Zeit. Seite 27. Womit<br />

wir wieder bei Herrn Guttenberg und<br />

seinen diversen Brüdern und Schwestern<br />

im Geiste wären.<br />

Robert Bergmann<br />

<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 3


E D I TO R I A L<br />

Feiern im Gegenwind<br />

Am 2. Juli können und wollen wir<br />

das 25-jährige Jubiläum unseres<br />

<strong>DJV</strong>-Landesverbandes <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> feiern, mit einer offiziellen<br />

Feierstunde in der Filderhalle in Leinfelden-Echterdingen<br />

und mit einer<br />

gemütlichen Party rund um die Geschäftsstelle<br />

des <strong>DJV</strong> im Herdweg 63.<br />

Doch wir werden dies tun in schweren<br />

Zeiten, denn wir befinden uns in einer<br />

Tarifauseinandersetzung und zwar für die<br />

Tageszeitungsredakteure. In diesem Tarifkonflikt<br />

wird entscheidend sein, wie groß<br />

unser Durchhaltevermögen ist und wie<br />

diszipliniert wir die Auseinandersetzung<br />

führen. Das Ergebnis wird grundlegende<br />

Bedeutung für den Stellenwert<br />

des Berufsstandes Tageszeitungsredakteur<br />

haben und damit auch, ganz automatisch,<br />

für die freien Journalisten an<br />

Tageszeitungen.<br />

Ich erinnere mich noch an die Zeit vor<br />

25 Jahren, damals Jungredakteur an einer<br />

Lokalzeitung, für die ich heute noch arbeite<br />

– damals organisiert beim SWJV,<br />

dem Südwestdeutschen Journalistenverband.<br />

Vor einem grundlegenden Gewerkschaftstag<br />

hatte man die Mitglieder<br />

befragt, ob man denn künftig Mitglied<br />

der IG Medien sein wolle. Das Ergebnis<br />

der Umfrage zeigte eine deutliche<br />

Mehrheit gegen den Zusammenschluss.<br />

Doch die Delegierten entschieden sich<br />

mehrheitlich anders, was schließlich zur<br />

Geburtsstunde des <strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

führte. Auch ich wechselte damals<br />

ohne Zögern in den neu gegründeten<br />

Landesverband.<br />

Etwas wild war er schon immer der Südwesten,<br />

grundsätzlich demokratisch und<br />

liberal ausgerichtet und das beweist sich<br />

auch wieder in diesen Tagen. Die Kolleginnen<br />

und Kollegen gehen für ihre<br />

Rechte, für den Erhalt ihres Tarifvertrages<br />

und für ihr Berufsbild auf die Straße. Wir<br />

4 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />

wehren uns gegen ein Dumping von<br />

Gehalt und gegen die Verschlechterung<br />

der Arbeitsbedingungen, die wir einmal<br />

erstritten haben. Dieser Tarif allerdings<br />

wurde in den vergangenen zehn Jahren<br />

scheibchenweise angefressen: immer<br />

noch ein bisschen weniger Geld, Urlaub<br />

oder Berufsjahresstaffel. Aber was die Verleger<br />

jetzt fordern ist keine „Reform der<br />

Tarifverträge“, sondern eine Frechheit<br />

unserer Arbeit gegenüber. Nach wie vor<br />

erwirtschaften deutsche Tageszeitungsverlage,<br />

oder besser Konzerne, Renditen<br />

zwischen fünf und zehn Prozent,<br />

einige noch mehr. Uns dann aber zu<br />

erzählen, wir müssten an unserem<br />

Einkommen sparen, um die notleidenden<br />

und verarmten Verlage zu stützen,<br />

ist lächerlich.<br />

Es ist schon sehr traurig zu sehen, dass<br />

auf eine künftige, gut ausgebildete<br />

Generation in den Verlagen kein Wert<br />

mehr gelegt wird und die jungen Menschen<br />

für „‘n Appel und ‘n Ei“ arbeiten<br />

sollen, bei mehr Wochenstunden und<br />

weniger Urlaub. Kein vernünftiger und<br />

gut ausgebildeter Akademiker wird sich<br />

mehr bereit erklären, unter diesen<br />

Bedingungen diesen Beruf auszuüben.<br />

Wir sehen ja jetzt schon deutlich, dass<br />

durch Personalreduzierung Urlaub und<br />

Krankheit nicht mehr abgedeckt sind,<br />

geschweige denn solche sozialen Errungenschaften<br />

wie Elternzeit.<br />

Deshalb gilt es zu kämpfen für den Erhalt<br />

eines „Journalismus, der mehr wert<br />

ist“, und wir haben damit in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

schon sehr gut begonnen. Mehr<br />

denn je sind die Kolleginnen und Kollegen<br />

bereit, sich zu wehren und sich nicht<br />

einfach einen Ring durch die Nase ziehen<br />

zu lassen. Selbst beim Schwarzwälder<br />

Boten in Oberndorf standen erstmals<br />

nach 175 Jahren über 200 Kolleginnen<br />

und Kollegen vor dem Verlagsgebäude<br />

und protestierten für ihre Rechte und<br />

einen fairen Tarifvertrag. So müssen wir<br />

weiter machen, den Schwung beibehalten<br />

und dabei doch alle mitnehmen, die<br />

noch keine Fahrt aufgenommen haben.<br />

Niemand soll abgehängt werden. Denn<br />

diesmal geht es um unser aller Zukunft<br />

bei den Tageszeitungen.<br />

Und Fahrt aufgenommen hat auch<br />

das politische Geschehen in <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong>. Nach 57 Jahren CDU-<br />

Vormacht hat es einen Politikwechsel<br />

gegeben hin zu Grün-Rot. Dinge sind in<br />

Fluss geraten, Mehrheiten haben sich verschoben,<br />

der demographische Wandel<br />

macht sich bemerkbar und wir dürfen<br />

gespannt sein, welche anderen Entwicklungen<br />

daraus erwachsen.<br />

In diesem Sinne wollen wir ein<br />

Jubiläum begehen, uns unserer Stärken<br />

bewusst sein, unverzagt und mutig in<br />

die Zukunft schauen. Kämpfen wir<br />

weiter gemeinsam für das, was uns mehr<br />

wert ist.<br />

Thomas Godawa<br />

1. Landesvorsitzender<br />

<strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>


C O P Y & PA S T E<br />

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<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 5


C O P Y & PA S T E<br />

Am Computer „nachgelebte“<br />

Reportagen<br />

Was die Badische Zeitung mit ihrer bis<br />

dahin geschätzten Mitarbeiterin erleben<br />

musste – just zu einem Zeitpunkt, als<br />

man mit angemessenem Entsetzen über<br />

die plagiierte Doktorarbeit des damaligen<br />

Verteidigungsministers berichtete – kann<br />

nicht mehr einem Irrtum zugeschrieben<br />

werden. Wie inzwischen online ausführlich<br />

dokumentiert, hat sich die Journalistin<br />

in mehreren Fällen bereichert,<br />

sie hat jahrelang kopiert, zusammengestückelt<br />

und abgeschrieben, darunter<br />

auch Reportagen aus Leitmedien.<br />

Genauso wie zu Guttenberg wollte sie<br />

nicht zitieren, sondern Urheberin sein.<br />

Dem Deutschlandfunk sagte Thomas<br />

Hauser, Chefredakteur der Badischen<br />

Zeitung: „Es ist schon so eine Geschichte,<br />

wo man merkt, dass so eine schleichende<br />

Enthemmung in einem längerfristigen<br />

Prozess stattgefunden hat. Es ist sicher<br />

auch so, dass dann auch der wachsende<br />

Druck in den Redaktionen mitspielt, dass<br />

dieser Zwang, manchmal halt auch Dinge<br />

schnell machen zu sollen, solche Dinge<br />

begünstigen kann.“<br />

Der ungewohnte Tonfall<br />

bringt es ans Licht<br />

So schrieb zum Beispiel der damalige<br />

Chefredakteur der Pforzheimer Zeitung<br />

in der Jubiläumsausgabe 2009 aus der<br />

Berliner Zeitung ab (immerhin auch aus<br />

deren Jubiläumsausgabe aus dem Jahr<br />

2005). Der Plagiator fand den melancholisch<br />

weisen Brief an den<br />

geheimnisvollen Leser aus dem Jahr 2005<br />

so gelungen, dass er nur minimale Änderungen<br />

vornahm. Doch der Berliner<br />

Artikel war online veröffentlicht. Und er<br />

war so eigen, dass man ihn leicht wiedererkannte.<br />

Irgendjemandem war ein unge-<br />

6 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />

Die Texte der Anderen<br />

Wollte man die Sünden im journalistischen Alltag nach Schwere des Delikts sortieren, so steht eine vergessene Quelle für ein<br />

Zitat am untersten Ende der Skala. Das Plagiat eines ganzen Artikels steht am anderen Ende, beim Tabu.<br />

Dazwischen liegt der weite Horizont von Kunstgriff bis Schwindel, von Blendwerk bis Irreführung, von Zeitdruck bis Arglist.<br />

Aber wo verläuft die Grenze? Abschreiben ist heute einfacher denn je, ergibt aber auch immer weniger Sinn. Man kann sowieso<br />

fast alles online nachlesen. Umso wichtiger, es sein zu lassen. Eine Positionsbestimmung – und ein Plädoyer fürs Selbermachen.<br />

v o n S u s a n n M a t h i s<br />

wohnter Tonfall oder eine außergewöhnliche<br />

Wortwahl aufgefallen. Bei solchen<br />

Symptomen fangen auch die seit Guttenberg<br />

bekannt gewordenen Plagiate-Jäger<br />

an, zu recherchieren. Mit dem Internet ist<br />

dann ein Betrug nachzuweisen. In der<br />

Berliner Pforzheimer Zeitung stand: „Es<br />

sind aufwäendige technische Methoden<br />

entwickelt worden, um herauszufinden,<br />

Dr. Susann Mathis<br />

ist freie Journalistin<br />

und im Redaktionsteam<br />

des <strong>Blickpunkt</strong>.<br />

was den Leser wie lange interessiert. Man<br />

schaut möglichst repräsentativ ausgewählten<br />

Leserexemplaren Leser-Exemplaren<br />

über die Schulter und protokolliert<br />

genau, was sie lesen, welchen Text sie<br />

zu lesen beginnen, wann sie aus dem Text<br />

wieder aussteigen und welchen Text sie<br />

bis zu Ende lesen. Die Testleser bekommen<br />

einen elektronischen Stift in die<br />

Hand, mit dem sie bequem angeben können,<br />

welche Teile der Zeitung sie bis zu<br />

welcher Zeile gelesen haben. Die Informationen<br />

werden dann in die Redaktion<br />

gesendet, wo das Leseverhalten minutiös<br />

ausgewertet wird. Allerdings sind<br />

diese „Einschaltquoten“ interpretationsbedürftig<br />

wie Gleichnisse des Herrn<br />

manche Gleichnisse aus der Bibel.“<br />

Dubiose Verlage initiieren<br />

zum Plagiieren<br />

„Das ist kein Kavaliersdelikt, das man<br />

einfach durch Zeitdruck entschuldigen<br />

kann. Beim Plagiat handelt es sich ganz<br />

einfach um Diebstahl“, sagt Peter<br />

Welchering. Der freie Journalist aus<br />

Stuttgart bringt seit Mai <strong>2011</strong>, gemeinsam<br />

mit anderen freien Kolleginnen und<br />

Kollegen, die Zeitschrift Digital heraus.<br />

Nach seiner Erfahrung handelt es sich<br />

bei Plagiaten in den wenigsten Fällen um<br />

die Journalisten selbst, die die Initiative<br />

ergreifen. Viel häufiger sind es dubiose<br />

Verlage, die von ihren Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern verlangen, für eine<br />

günstige Produktion doch mal auf schon<br />

fertiges Material zuzugreifen.<br />

Noch dazu ist dieses Material immer<br />

leichter zu bekommen: Seitdem immer<br />

mehr, auch öffentlich-rechtliche, Sender<br />

Fotos und Mitschnitte online zur Verfügung<br />

stellen, können ganze Dateien,<br />

jpgs und mp3s, einfach heruntergeladen<br />

werden. Sich zu wehren, ist mühsam und<br />

zuweilen kostspielig. Welchering<br />

beschreibt den Aufwand: „Wird ein Journalist<br />

plagiiert, so ist er wirtschaftlich<br />

geschädigt und muss zivilrechtlich gegen<br />

den Verlag vorgehen. Zunächst bittet<br />

man den Verlag, dieses Vorgehen zu unterlassen,<br />

und wenn er darauf nicht<br />

reagiert, heißt der nächste Schritt “einstweilige<br />

Verfügung“. Hier fangen die<br />

Kosten an. Die Gegenseite wird versuchen,<br />

den Streitwert hochzutreiben,<br />

das wiederum treibt die Gerichtsgebühren<br />

nach oben. Gleichzeitig muss<br />

man das Plagiat nachweisen, das heißt die<br />

eigenen Bilddateien mit Wasserzeichen<br />

und das vom Plagiator publizierte<br />

Material, die eigenen Texte und die vom<br />

Plagiator veröffentlichten – belegt z.B.<br />

durch screenshots mit Prüfnummer –<br />

beim Gericht hinterlegen.“ Welchering<br />

hat das durchgezogen, das zeitraubende<br />

Verfahren endete mit einem Vergleich.<br />

Trotzdem rät er: „Kollegen sollten unbedingt<br />

verfolgen, ob und wie und von<br />

wem sie plagiiert werden.“ Er selber publiziert<br />

seine Fotos und Audios mit einem<br />

digitalen Wasserzeichen, wenn das technisch<br />

funktioniert, um das Plagiat zu erschweren<br />

und empfiehlt das auch allen


anderen. Solch ein digitales Wasserzeichen<br />

ist ein charakteristisches<br />

Rauschen, das in die Datei als Bitfolge<br />

eingebettet wird. Bei Text allerdings<br />

nützt ein Wasserzeichen nichts.<br />

Aber manche Formulierungen<br />

und Geschichten sind so gut wie<br />

Wasserzeichen<br />

Auch Kai Schächtele, freier Journalist<br />

aus Berlin und Vorsitzender der Freischreiber,<br />

ist nicht einfach zur Tagesordnung<br />

übergegangen, nachdem er seinen<br />

Text im Internet wiederfand: Im April<br />

2008 erschien sein Buch “Immer wieder<br />

nimmer wieder – Vom Schicksal des<br />

österreichischen Fußballs“ bei Kiepenheuer<br />

& Witsch, das er gemeinsam mit<br />

dem österreichischen Kollegen Stefan<br />

Adrian geschrieben hat. Im Focus und<br />

auf Focus-online wurden Exzerpte dieses<br />

Buches als Artikel eines Redakteurs veröffentlicht.<br />

Schächtele ist durch Zufall<br />

draufgekommen: „Eigentlich wollte ich<br />

nur wissen, was über unser Buch<br />

Früh übt sich...<br />

geschrieben wird. Dass ich dann gleich<br />

eine ganze Zusammenfassung – allerdings<br />

unter fremden Namen – im Netz<br />

finde, damit hatte ich nicht gerechnet.<br />

Das Exzerpt war kein Eins-zu-eins-Plagiat,<br />

vielmehr hatte der Redakteur etwa<br />

fünfzehn Passagen zusammengeklaubt<br />

und kunstvoll miteinander verwoben.“<br />

C O P Y & PA S T E<br />

Rein rechtlich hätten<br />

Verlag und Autoren gar<br />

keine Chance gehabt,<br />

dagegen vorzugehen.<br />

„Das Original trete<br />

gegenüber der neuen<br />

Leistung in den Hintergrund“,<br />

formulieren<br />

die Juristen, wenngleich<br />

diese Betrachtung<br />

häufiger bei<br />

Coverversionen und<br />

Remixes in der Musikindustrie<br />

angewendet<br />

wird. Doch der Redakteur<br />

hatte nicht mit<br />

der eigenen kreativen<br />

Leistung eines Remixes<br />

argumentiert, sondern damit, dass er am<br />

Ende des Artikels auf das Buch<br />

hingewiesen habe. Aus diesem Hinweis<br />

war jedoch nicht ersichtlich, wer die<br />

eigentlichen Urheber des Recherchematerials<br />

waren. Schächtele und Adrian<br />

haben stattdessen argumentiert, dass es<br />

ihre kreative Leistung war, auf der der<br />

<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 7


C O P Y & PA S T E<br />

Focus-Artikel aufbaut. Das überzeugte den<br />

Ressortleiter, der daraufhin ein Honorar<br />

an die beiden Buch-Autoren zahlte.<br />

Das Internet vergisst nichts<br />

Das Internet wächst seit 1993 beständig<br />

an, denn es vergisst nichts, auch nicht<br />

alte Artikel aus Zeitungen von<br />

vorgestern. Daher reicht es auch nicht<br />

aus, für eine Reportage einfach verschiedene<br />

Tweets von dort Anwesenden<br />

zu protokollieren, um den Eindruck zu<br />

erwecken, man sei dabei gewesen. Wer<br />

trotzdem denkt „es merkt ja keiner“,<br />

der glaubt insgeheim „es liest ja sowieso<br />

keiner“. Wer so denkt und glaubt, hat<br />

den Journalismus aufgegeben; Erstes<br />

Symptom: er unterschätzt die Leserinnen<br />

und Leser.<br />

Das leichte Recherchieren im Internet<br />

ist daher Segen und Fluch zugleich.<br />

Segen, weil es noch nie zuvor so einfach<br />

war, an Informationen zu kommen, aber<br />

auch Fluch, weil es noch nie so verlockend<br />

war, sich einfach zu bedienen. Vorher<br />

hieß abschreiben: abtippen. Und da abschreiben<br />

noch echte Handarbeit war,<br />

war es gleichzeitig auch Kopfarbeit. Wer<br />

Wort für Wort abtippt, kommt um das<br />

Lesen nicht herum – und merkt auch<br />

eher, was er da gerade tut. Wer nur<br />

Textabschnitte mit dem Cursor markiert,<br />

kopiert und dann in ein eigenes Dokument<br />

einfügt, hat im Zweifelsfall gar<br />

nicht wirklich mitgekriegt, was er über-<br />

<strong>Blickpunkt</strong> Titelseite <strong>Ausgabe</strong> 1/2004<br />

mit dem Freiburger Münster<br />

8 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />

nommen hat oder vergessen, dass er überhaupt<br />

etwas übernommen hat. Im<br />

schlimmsten Fall hat er das Urheberrecht<br />

verletzt. Doch das gilt natürlich<br />

nicht nur für Texte.<br />

Die Gratwanderung zwischen<br />

Inspiration und Reproduktion<br />

Fotografen etwa können sich sehr wohl<br />

von anderen Fotos, Arrangements und<br />

Motiven inspirieren lassen, um ein<br />

eigenes Werk herzustellen. Doch gibt es<br />

hier deutliche Grenzen. Manche <strong>Blickpunkt</strong>leser<br />

werden sich an den Fall erinnern,<br />

als der Freiburger Rechtsanwalt Dr.<br />

jur. Albrecht Götz von Olenhusen einen<br />

Freiburger Fotografen verteidigte, dessen<br />

Fotografie des Freiburger Münsters<br />

nachgestellt worden war. Das Landgericht<br />

Mannheim hatte zu entscheiden,<br />

ob es sich bei einer nachgestellten<br />

Fotografie für einen Kalender um eine<br />

abhängige Bearbeitung der Vorlage des<br />

Freiburger Fotografen Raach oder um<br />

ein Werk handelt, das in freier Benutzung<br />

entstanden ist (s. Kasten Urheberrechtsgesetz).<br />

In zweiter Instanz entschied das<br />

Gericht: „In der Fotografie des Klägers<br />

finden sich hinreichende schöpferische<br />

Elemente. Hervorzuheben ist dabei der<br />

gezielte Einsatz von Gegenlicht, der dazu<br />

führt, dass bildbestimmende Komponenten<br />

der Fotografie – nämlich die Türme<br />

des Freiburger Münsters, der hintere Teil<br />

des Karlsstegs und die auf dem Steg<br />

befindlichen Personen – nur silhouettenhaft<br />

erscheinen.( …) Die von den<br />

Beklagten verwendete Fotografie ist eine<br />

unfreie Bearbeitung gem. § 23 UrhG des<br />

Lichtbildwerkes des Klägers und keine<br />

freie Benutzung i.S.d. § 24 UrhG.(…)<br />

Dem Kläger steht gegen die Beklagten<br />

aus § 97 Abs. 1 UrhG ein bezifferter<br />

Schadensersatz in Höhe von 2.042,40<br />

Euro zu.“<br />

Das unzitierte Zitat<br />

Moment mal, ist es denn aber auch<br />

wichtig, zu wem genau ein Politiker sich<br />

geäußert hat? Die Meinungen darüber<br />

gehen auseinander. Der ehemalige dpa-<br />

Mitarbeiter Wolf Günthner aus Waiblingen<br />

war jedenfalls immer wieder verwundert,<br />

wenn er etwa ein geglättetes und mit<br />

dem ehemaligen baden-württembergischen<br />

Ministerpräsidenten Oettinger<br />

abgestimmtes Zitat wortgleich bei einem<br />

Kollegen las. Hatte Oettinger die Formulierung<br />

so gut gefallen, dass er sie<br />

beim nächsten Journalisten gleich vom<br />

Blatt abgelesen hat? War der kleine Satz<br />

„sagte er der dpa“ beim Layout aus<br />

Platzmangel gestrichen worden? Oder<br />

hatte der Kollege einfach nur<br />

abgeschrieben?<br />

Dienstleistung<br />

Agenturmeldung<br />

Günthner forschte nicht wegen eines<br />

abgeschriebenen Zitats nach. Aus seiner<br />

Zeit als dpa-Redakteur von 1984 bis 2006<br />

war er sowieso ganz andere Fälle gewöhnt.<br />

Da hatten etwa Kollegen einen<br />

Bericht über die Preisentwicklung in der<br />

Spitzengastronomie und sogar ein Interview<br />

im Wortlaut übernommen und einfach<br />

den eigenen Namen darüber gesetzt.<br />

Von seiner Nachfrage bei den Kollegen<br />

berichtet Günthner: „Sie reagierten mit<br />

Unverständnis, fast aggressiv, und rechtfertigten<br />

sich, das sei doch ein Agentur-<br />

Artikel und die Zeitung schließlich<br />

Kunde. Ein Kollege sagte, er habe seinen<br />

Namen verwenden müssen, da bei dieser<br />

Rubrik immer sein eigener Name darüber<br />

stehe.“<br />

Der Pressesprecher der dpa, Christian<br />

Röwekamp, vorher selbst 13 Jahre Redakteur<br />

der Deutschen Presse-Agentur,<br />

antwortet auf unsere Nachfrage diplomatisch:<br />

„Wir freuen uns, wenn die<br />

Autorenschaft der dpa ausgewiesen wird.<br />

Aber wir betrachten uns auch einfach als<br />

Dienstleister für die Medien.“ Und in<br />

Absprache mit dem baden-württembergischen<br />

dpa-Landesbüroleiter Matthias<br />

Röder ergänzt er: „Wenn das Kürzel dpa<br />

mal nicht auftaucht, ist es für uns nicht<br />

dramatisch. Es ist dann aber schön, wenn<br />

ein etwaiger dpa-Anteil an Geschichten<br />

den dpa-Kollegen bewusst ist.“ Doch insgesamt<br />

betrachten laut Röwekamp die<br />

dpa Kollegen es auch einfach als Erfolg,<br />

wenn sie gut gedruckt werden, wenn etwa<br />

die eigene Arbeit als Teil eines größeren<br />

Aufmachers erscheint. Diese abwägende<br />

Haltung ist nicht ganz unverständlich.<br />

Schließlich sind die Verlage Kunden<br />

der dpa und sollen es auch bleiben,<br />

da möchte man nicht die Arbeitsatmosphäre<br />

vergiften. Wenn dagegen ein<br />

Autorenname durch einen anderen<br />

Namen ersetzt wird, sei das auch für die<br />

dpa urheberrechtlich relevant.


Markiert – kopiert.<br />

Vielfalt der Presse heißt auch<br />

Vielfalt der Blickwinkel<br />

Manche Geschichten liegen einfach in der Luft. Darf man<br />

dann nicht darüber schreiben, bloß weil es schon jemand<br />

anderer getan hat? Vielleicht schon, wenn man selber auf<br />

die Idee gekommen ist. Doch hier gilt es ganz besonders<br />

achtsam zu sein. In Message 3/2010 zitieren die Herausgeber<br />

(und ich hoffe, dass sie es richtig tun, weil ich es hier<br />

einfach abschreibe) Craig Silvermans Tipps, wie man sich<br />

selbst vor dem Plagiieren schützt. Die erste Regel des<br />

kanadischen Journalisten und Medienkritikers lautet:<br />

„Bevor Sie anfangen zu recherchieren, schreiben Sie.<br />

Während Ihrer Recherche, schreiben Sie. Ihre eigenen<br />

Gedanken auszudrücken und Ihre eigenen Worte zu benutzen,<br />

wird Ihr Gehirn zwingen, Ihre eigene Ausdruckskraft<br />

zu aktivieren.“ Wer das nicht tut, läuft Gefahr, auch<br />

beim besten eigenen Willen, einer Krankheit zu verfallen,<br />

die Kryptomnesie genannt wird. Der Begriff stammt eigentlich<br />

aus dem frühen 20. Jahrhundert und wurde im Zusammenhang<br />

mit den spiritistischen Experimenten verwendet.<br />

Laut Wikipedia ist Kryptomnesie ein psychologischer<br />

Fachbegriff für das Phänomen, dass sich, jemand<br />

fälschlicherweise aber gutgläubig als Urheber eines<br />

Gedankens oder einer Schöpfung versteht. Manche freie<br />

Journalisten können den Eindruck bekommen, dass diese<br />

Krankheit sich zur Seuche ausgeweitet hat, etwa wennsie<br />

wieder und wieder erleben, dass sie einer Redaktion ein Thema<br />

vorschlagen, abgelehnt werden und dann genau dieses<br />

Thema nach einer Schamfrist von der Redaktion selber bearbeitet<br />

wurde. Doch streiten hilft nicht, eventuell will man<br />

ja später von dieser Redaktion nochmal einen Auftrag.<br />

Respekt<br />

Dass keine wissenschaftliche Arbeit zum Thema Plagiat im<br />

Journalismus auf der Plattform juris.de verzeichnet ist, muss<br />

nicht heißen, dass es zu wenige Fälle gibt. Dennoch: Es wird<br />

– zum Glück – immer schwieriger zu plagiieren. Die<br />

Recherche nach Plagiaten ist fast so einfach wie das Plagiieren<br />

selbst, dazu gibt es immer mehr Software, die trotz Umstellungen<br />

und Synonymen Plagiate identifizieren kann. Doch<br />

nicht aus diesem Grund bleibt Wahrhaftigkeit das oberste<br />

persönliche Gebot. Es wird schon genügend Raubbau am<br />

Journalismus betrieben. Gerade daher müssen Journalistinnen<br />

und Journalisten das Schlagwort Qualitätsjournalismus<br />

selber mit Leben füllen. Das beginnt mit Respekt vor der Arbeit<br />

von Kollegen, zum Beispiel durch richtiges Zitieren. ■<br />

Urheberrecht<br />

C O P Y & PA S T E<br />

Plagiat ist kein Rechtsbegriff, Juristen unterscheiden zwischen<br />

Bearbeitungen und Umgestaltungen oder freier Benutzung nach<br />

§§ 23 und 24 des Urheberrechtsgesetzes. Auf eine Nachricht gibt<br />

es kein Urheberrecht, so auch nicht auf Zahlen, Daten oder<br />

Ideen. Die Nachricht selbst ist nicht gegen das Kopieren<br />

geschützt. Wer als Erster Lenas neuen Freund gesehen hat,<br />

erntet kurzen Ruhm. Schreiben dürfen darüber dann alle,<br />

die das möchten. Eine Bearbeitung einer Nachricht oder eines<br />

Themas ist dagegen sehr wohl geschützt.Das Urheberrecht ist<br />

ein formales Schutzrecht: „Das Urheberrecht schützt den Urheber<br />

in seinen geistigen und persönlichen Beziehungen zum<br />

Werk und in der Nutzung des Werkes. Es dient zugleich der<br />

Sicherung einer angemessenen Vergütung für die Nutzung des<br />

Werkes.“ §11 Allgemeines<br />

§ 23 Bearbeitungen und Umgestaltungen: Bearbeitungen oder<br />

andere Umgestaltungen des Werkes dürfen nur mit Einwilligung<br />

des Urhebers des bearbeiteten oder umgestalteten Werkes veröffentlicht<br />

oder verwertet werden.<br />

§ 24 Freie Benutzung: (1) Ein selbständiges Werk, das in freier<br />

Benutzung des Werkes eines anderen geschaffen worden ist,<br />

darf ohne Zustimmung des Urhebers des benutzten Werkes veröffentlicht<br />

und verwertet werden.<br />

Doch es muss nicht nur um die Kommerzialisierung gehen.<br />

Genauso denkbar sind Fälle, in denen Artikel, Fotos oder<br />

Tondokumente ungefragt in Medien verwendet werden, deren<br />

politische Ausrichtung der Urheber niemals unterstützen würde.<br />

Dr. Susann Mathis<br />

Satire – eine Ehrensache<br />

Beiträge zur Rechts- und Zeitgeschichte<br />

von Dr. jur. Albrecht Götz von Olenhusen<br />

In dem Band sind zehn Essays des vor allem in Medien- und Urhebersachen<br />

praktizierenden, Freiburger Rechtsanwalts und Publizisten<br />

Albrecht Götz von Olenhusen versammelt: Z.B. “Entehrung” Prominenter,<br />

deren Persönlichkeitsschutz und der Missbrauch des Rechts<br />

als Vehikel zur Machtausübung und Geldbeschaffung sind u. a. zentrale<br />

Themen in den realen Justizgrotesken.<br />

Von Dr. jur. Albrecht Götz von Olenhusen, Medien und Recht Verlag.<br />

München 2010. 120 Seiten, broschiert.<br />

EUR 22,-. ISBN 978-3-93943-11-3<br />

E-Mail: verlag@mur-verlag.de<br />

www.mur-verlag.de<br />

<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 9


TA R I FA U S E I N A N D E R S ETZ U N G<br />

M<br />

Wutjournalisten tragen Protest<br />

auf die Straße<br />

Ve r l e g e r p r o v o z i e r e n E s k a l a t i o n d e s Ta r i f k o n f l i k t s b e i Z e i t u n g s r e d a k t e u r e n<br />

v o n Ja n C e r n y<br />

it einer beeindruckenden Serie<br />

von bundesweiten Warnstreiks<br />

haben die Tageszeitungsredakteure deutlich<br />

ihren Unmut über das Vorhaben der<br />

Verleger, die Tarife auf breiter Front<br />

abzusenken, zum Ausdruck gebracht.<br />

Eine solch massive bundesweite Streikbewegung<br />

gab es zuletzt 1990 bei der<br />

Durchsetzung des Ausbildungstarifvertrags<br />

für Volontäre. Damit wird deutlich:<br />

Wenn es um die Qualität des Journalismus<br />

geht, sind erfahrene Redakteurinnen<br />

und Redakteure bereit, auf die Straße zu<br />

gehen. Und tatsächlich ist die Qualität<br />

des Journalismus in Gefahr, wenn sich<br />

die Verleger mit ihrer Forderung nach<br />

Dumpingtarifen, für Berufsanfänger in<br />

einer Summe von rund 30 Prozent, auch<br />

nur ansatzweise durchsetzen sollten. Das<br />

haben die Verhandlungskommissionen<br />

von <strong>DJV</strong> und dju/ver.di bei der vorerst<br />

letzten Verhandlungsrunde in Dortmund<br />

klar zum Ausdruck gebracht.<br />

Wie sollen die Zeitungshäuser junge<br />

begabte Menschen für den Beruf des<br />

Redakteurs rekrutieren? Ohnehin ist<br />

der Weg in den Beruf heute dornig. Ein<br />

abgeschlossenes Hochschulstudium ist<br />

durchweg Voraussetzung. Bereits<br />

während des Studiums, oft auch danach,<br />

betätigt sich der junge Mensch als freier<br />

10 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />

Jan Cerny<br />

ist stellvertretender Landesvorsitzender<br />

<strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> und Mitglied<br />

der <strong>DJV</strong>-Tarifverhandlungskommission<br />

Mitarbeiter oft für ein mickriges Honorar.<br />

Es folgen mehrere Praktika, oft zum<br />

Nulltarif. Nicht selten wird er dabei in<br />

den in den letzten Jahren ausgedünnten<br />

Redaktionen als fertiger Redakteur eingesetzt,<br />

übernimmt Redaktionsdienste. Mit<br />

Glück ergattert der nicht mehr gar so<br />

junge Mann/die junge Frau ein Volontariat.<br />

Bis dahin hat er reichlich Vorleistungen<br />

erbracht, hat der Verlag an seiner<br />

Arbeit gut verdient. Auch<br />

die nächsten zwei Jahre<br />

bleibt er als Volontär – oft<br />

schon nach wenigen Monaten<br />

als vollwertiger Redakteur<br />

eingesetzt – eine billige<br />

Arbeitskraft. Wenn er/sie am Ende dieser<br />

Odyssee Glück hat, folgt eine Einstellung<br />

als Redakteur/Redakteurin, dann aber<br />

meistens mit einem Zeitvertrag. Und<br />

dann soll er mit einem Anfangsgehalt für<br />

die nächsten vier Jahre in Höhe von 2650<br />

Euro abgefunden werden. In anderen vergleichbaren<br />

Berufen – Ingenieur, Studienrat,<br />

Chemiker, Arzt – haben seine Altersgenossen<br />

schon Jahre mit<br />

Dagmar Lange aus dem <strong>DJV</strong>-Landesvorstand<br />

beim Warnstreik der Stuttgarter Zeitung am<br />

12. Mai <strong>2011</strong>. Foto: Siegfried Dannecker<br />

angemessenerem Gehalt hinter sich. Die<br />

Höchststufe nach zehn Jahren soll für<br />

den Rest des Berufslebens (etwaige<br />

Gehaltssteigerungen unberücksichtigt)<br />

3800 Euro betragen. Das kommt einer<br />

massiven Abwertung des Berufsstandes<br />

und der Attraktivität des Berufs gleich.<br />

Die Verlegerseite begründet dies mit<br />

sinkenden Auflagen und stagnierenden<br />

Anzeigenumsätzen. Unberücksichtigt<br />

lassen die Verleger, dass die Redakteure in<br />

den vergangenen Jahren Opfer gebracht<br />

haben: Streichung und Streckung von<br />

Berufsjahrstaffeln, Verkürzung der<br />

Jahresleistung und des Urlaubsgeldes,<br />

Verkürzung der Urlaubsdauer sowie mehr<br />

als maßvolle Abschlüsse bei Tarifverhandlungen.<br />

Unberücksichtigt lassen sie<br />

Ausdünnungen in den Redaktionen bei<br />

zum Teil größeren Seitenumfängen.<br />

Unberücksichtigt lassen sie steigende<br />

Vertriebserlöse. Sie widersprechen nicht,<br />

wenn ihnen nach wie vor Renditen<br />

zwischen sechs und acht Prozent entgegengehalten<br />

werden.<br />

Da ist es nur folgerichtig, dass sich in<br />

den Redaktionen massiver Widerstand<br />

gegen die Forderung nach weiteren Verschlechterungen<br />

im Manteltarif sowie<br />

einem Dumpingtarif für Berufseinsteiger<br />

regt. Die Verleger sorgen dafür, dass aus<br />

Journalisten „Wutjournalisten“ werden,<br />

wie es der Vorsitzende des <strong>DJV</strong> Nordrhein-Westfalen,<br />

Helmut Dahlmann,<br />

formulierte. Die Forderung der Arbeitgeber<br />

in der Zeitungsbranche ist einmalig<br />

in der bundesrepublikanischen Tarifgeschichte.<br />

Und so sehen sich die Verleger<br />

mit Kopfschütteln in der Politik, der<br />

Medienwissenschaft und auch in ihren<br />

Reihen konfrontiert.<br />

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer:<br />

„Ein qualitativ hochwertiger und<br />

unabhängiger Journalismus ist für unsere<br />

Demokratie unerlässlich. Eine<br />

angemessene Vergütung ist dafür ebenso


selbstverständlich wie etwa eine gute Ausbildung,<br />

gute Arbeitsbedingungen und<br />

verlegerischer Weitblick.“<br />

SPD-Vorsitzender Sigmar Gabriel:<br />

„Guter Journalismus ist für Politiker nie<br />

bequem. Aber ohne guten Journalismus<br />

kann es keine gute Politik geben. Unabhängige<br />

Recherche und kritische Analyse<br />

gibt es allerdings nicht zum Nulltarif.<br />

Auch für Journalistinnen und Journalisten<br />

muss gelten: Guter Lohn für gute<br />

Arbeit.“<br />

Claus Morhart, Chefredakteur des<br />

Main-Echo: „Wir Chefs erwarten, dass<br />

der Nachwuchs einen Uni-Abschluss besitzt,<br />

in zig Praktika Erfahrung gesammelt<br />

hat, Sachverstand mitbringt, Weiterbildung<br />

betreibt, überdurchschnittlich<br />

viel Einsatz zeigt, nebeneinander für<br />

Zeitung und Online arbeitet – da sollte<br />

wenigstens am Ende des Monats die<br />

Rechnung stimmen.“<br />

Journalistik-Professor Michael Haller,<br />

Uni Leipzig: „Qualitätsarbeit ist überall<br />

ein bisschen teurer als Massenkonfektion.<br />

Qualität braucht nun mal gut ausgebildete<br />

Profis. Wer diese Selbstverständlichkeit<br />

seinen Redakteuren verweigert,<br />

dem ist in Wahrheit die Qualität<br />

egal.“ Das alles beeindruckt die Verleger<br />

TA R I FA U S E I N A N D E R S ETZ U N G<br />

Gemeinsamer Streik von Redakteuren, Angestellten und Druckern des Mannheimer Morgen<br />

30./31. Mai <strong>2011</strong>. Foto: Gerhard Vohs<br />

nicht. Vielmehr lassen sie es auf eine Eskalation<br />

des Tarifkonflikts ankommen.<br />

Mit den bisherigen Warnstreiks zeigten<br />

die Redakteure, dass sie kampfbereit sind<br />

und auch eine Urabstimmung und<br />

Flächenstreik nicht scheuen. Diesmal<br />

zusammen – und dies eine Premiere – mit<br />

Druckern und Verlagsangestellten. ■<br />

<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 11


TA R I FA U S E I N A N D E R S ETZ U N G<br />

„Die Welle der Streiks wächst<br />

bundesweit beinahe täglich“<br />

I n t e r v i e w m i t Ja n C e r n y z u r D J V - S t r a t e g i e i m a k t u e l l e n A r b e i t s k a m p f<br />

<strong>Blickpunkt</strong>: In der aktuellen Tarifauseinandersetzung<br />

kommt bei den<br />

Streikversammlungen immer öfter die<br />

Frage nach einem Regionalabschluss auf.<br />

Redakteure der Stuttgarter Zeitung im Warnstreik.<br />

Foto: Franziska Kraufmann<br />

Von den Mandatsträgern erfahren die<br />

Kollegen vor Ort aber, dass der <strong>DJV</strong> am<br />

Flächentarif festhält. Was spricht<br />

eigentlich gegen regionale Verhandlun-<br />

12 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />

gen mit dem Ziel eines regionalen Tarifabschlusses<br />

im Südwesten? Immerhin<br />

zeigten bislang die Kollegen mit ihren<br />

Streikaktionen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>,<br />

dass sie bereit sind, für ihre Sache zu<br />

kämpfen.<br />

Jan Cerny: Die Idee des Regionaltarifs<br />

tragen vor allem Funktionäre der dju in<br />

ver.di in die Streikversammlungen.<br />

Allerdings erfuhren sie unlängst in Berlin<br />

von ihren Bundesgremien einen<br />

Dämpfer. Denn auch ver.di verfolgt<br />

ganz klar einen Flächentarif. Den ersten<br />

Tarifvertrag verhandelte der <strong>DJV</strong> für<br />

Redakteure an Tageszeitungen 1951.<br />

Bewusst sollte er in der ganzen Bundesrepublik<br />

gelten, in Zeiten der zunehmenden<br />

Mobilität gilt das heute mehr<br />

denn je. Leider verabschieden sich einzelne<br />

Verlagshäuser aus diesem Konsens.<br />

Einige traten aus dem Verlegerverband<br />

aus, andere verbleiben, aber ohne Tarifbindung,<br />

wiederum andere gliedern Redaktionen<br />

in selbstständige GmbHs aus.<br />

Das geschieht auch in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />

Wenn wir also im Südwesten einen<br />

selbstständigen Tarifvertrag anstreben<br />

würden, besteht auch hier das Problem,<br />

dass er nicht für alle Zeitungsredaktionen<br />

zur Anwendung kommt. In letzter Konsequenz<br />

kämpft jeder für sich.<br />

<strong>Blickpunkt</strong>: Wie stehen die Verleger zu<br />

regionalen Verhandlungen?<br />

Jan Cerny: Tatsächlich braucht man zu<br />

Verhandlungen auch ein Gegenüber.<br />

Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger,<br />

also der BDZV, hält erklärtermaßen<br />

ebenfalls am Flächentarif fest,<br />

eine Bereitschaft zu regionalen Verhandlungen<br />

ist derzeit jedenfalls nicht zu<br />

sehen. Der Vorschlag nach regionalen<br />

Verhandlungen kam bereits bei den<br />

Tarifauseinandersetzungen 2004/05 und<br />

2008 auf. Bei Sondierungsgesprächen<br />

lehnten die Südwest-Arbeitgeber den<br />

Vorschlag rundweg ab.<br />

<strong>Blickpunkt</strong>: Wie schätzen Sie den<br />

Mobilisierungsgrad im Südwesten, wie<br />

im Bundesgebiet ein?<br />

Jan Cerny: Die bisherigen Streikaktionen<br />

sprechen eine eindeutige Sprache: Die<br />

Kollegen sind auf breiter Front kampfbereit.<br />

Ich erinnere an die großartige zentrale<br />

Veranstaltung am 3. Mai in<br />

Stuttgart. Ihr folgten weitere Streiks in<br />

einzelnen Städten, inzwischen zusammen<br />

mit Druckern und Verlagsangestellten,<br />

die ebenfalls für den Erhalt ihrer<br />

Tarife einstehen. Dennoch gibt es noch<br />

weiße Flecken auf der Landkarte. Da sind<br />

wir noch dran. Übersehen wir aber nicht,


was sich in anderen Teilen der Republik<br />

tut. Und da kann man wirklich nicht<br />

sagen, die <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>er stünden<br />

mit ihrer Kampfbereitschaft vereinzelt<br />

da. Die bayerischen Kollegen äußern<br />

genauso lautstark ihren Unmut über die<br />

unanständigen Forderungen der Verleger,<br />

wie die in Nordrhein-Westfalen, Berlin,<br />

im Saarland, in Bremen und Hamburg,<br />

etwas schwächer noch in Niedersachsen,<br />

dafür aber zum ersten Mal in Mecklenburg-Vorpommern<br />

und Thüringen. Die<br />

Welle der Streiks wächst bundesweit<br />

beinahe täglich, man braucht nur die<br />

Tarif-Infos auf der <strong>DJV</strong>-Internetseite zu<br />

verfolgen. Auch das spricht für einen<br />

Flächentarif.<br />

<strong>Blickpunkt</strong>: Wie organisiert man einen<br />

Streik?<br />

Jan Cerny: Wenn die Verhandlungskommission<br />

am Verhandlungstisch nicht<br />

weiter kommt, ruft die Gewerkschaft ihre<br />

Mitglieder in der Regel zunächst zu<br />

Warnstreiks auf. Die Regularien sind in<br />

der Streikordnung festgelegt. In der Praxis<br />

vor Ort kommt es auf eine gute Kommunikation<br />

zwischen dem Landesverband<br />

und der örtlichen Streikleitung,<br />

in der Regel der Vertrauensperson im<br />

Betrieb, an. Da wurde in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

an der einen oder anderen Stelle<br />

Kritik geäußert. Offenbar muss der<br />

Landesverband noch nachjustieren. Auf<br />

jeden Fall besorgt der Landesverband die<br />

Materialien wie Streikaufruf, Streikliste,<br />

Transparente, Info-Material, ggf. auffällige<br />

Kleidungsstücke. Vor Ort organisiert<br />

die Streikleitung Streikposten, Streiklokal<br />

und gegebenenfalls einen Protestmarsch.<br />

Schließlich sorgt sie für eine<br />

Meldung und wenn möglich ein Foto an<br />

den <strong>DJV</strong>. Im Falle des Scheiterns der<br />

Verhandlungen kommt noch die Organisation<br />

der Urabstimmung vor Ort hinzu,<br />

am besten mit Helfern. Anschließend<br />

werden Protokoll und Ergebnis der<br />

Urabstimmung an den <strong>DJV</strong> gemeldet.<br />

<strong>Blickpunkt</strong>: Welche Redakteure sind<br />

streikberechtigt?<br />

Jan Cerny: Grundsätzlich alle, sie sind<br />

nicht anders gestellt, als sonstige Arbeitnehmer.<br />

Allerdings gibt es eine Einschränkung.<br />

Pressebetriebe und Rundfunkanstalten<br />

haben in besonderen<br />

Fällen eine Informationspflicht. Die<br />

schließt zwar das Recht zu streiken nicht<br />

TA R I FA U S E I N A N D E R S ETZ U N G<br />

Redakteure des Mannheimer Morgen beim gemeinsamen Streik mit Angestellten und Druckern<br />

30./31. Mai <strong>2011</strong><br />

grundsätzlich ein, die Informationspflicht<br />

kommt aber bei lebenswichtigen<br />

Informationen wie Smog-Alarm, Giftgaswolken<br />

oder Vergiftungsgefahr zum<br />

Tragen. Das Recht auf Streik haben also<br />

Redakteure genauso wie Ressortleiter und<br />

ihre Stellvertreter, ja sogar die Chefredakteure.<br />

Selbst wenn Chefredakteure<br />

leitende Angestellte sind, steht ihnen als<br />

Arbeitnehmern auch das Recht zu, zur<br />

Durchsetzung ihrer Ansprüche zu<br />

streiken. Jedenfalls dann, wenn Gegenstand<br />

des Tarifvertrages auch Regelungen<br />

sind, die für leitende Angestellte gelten.<br />

Das ist im Pressebereich durchgehend<br />

bei Tarifverträgen der Fall. Natürlich<br />

haben auch Volontäre das Recht zu<br />

streiken, denn auch ihr Arbeitsverhältnis,<br />

zum Beispiel Vergütung und<br />

Urlaubsdauer, wird durch Tarifverträge<br />

geregelt. ■<br />

<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 13


Impressionen<br />

Fotos: Robert Bergmann<br />

14 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />

Frankfurt am 9.6.<strong>2011</strong> – Rund 3000 demonstrierende Redakteure, Verlagsangestellte<br />

und Drucker auf dem Frankfurter Römerberg, beim Rundgang<br />

über den Platz traf man immer wieder auf Kollegen aus <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.


„Wir einen, wo andere spalten“, lautete der Titel des allerersten <strong>Blickpunkt</strong>s vom Oktober 1986.<br />

Im Archiv der Geschäftsstelle in Stuttgart finden sich noch einige wenige Exemplare der in schwarz-weiß erschienenen Dokumentation<br />

der ersten Mitgliederversammlung des damals neu gegründeten <strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>. 25 Jahre sind seither vergangen.<br />

Was ging der Gründung voraus, welche Schwierigkeiten galt es zu überwinden, welche Erfolge zu feiern?, fragt unser Autor<br />

Karl Geibel. Der heutige Ehrenvorsitzende des von ihm mitbegründeten Landesverbandes war damals mitten drin im Geschehen.<br />

Er übernahm für mehr als zwei Jahrzehnte den Vorsitz des <strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

und blickt auf die spannenden Anfangszeiten zurück.<br />

D<br />

25 Jahre –<br />

und noch immer voller Tatkraft<br />

er Schulterschluss für die Pressefreiheit<br />

und für unsere beruflichen Interessen<br />

– was seit 40 Jahren in <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> für die Journalistinnen und<br />

Journalisten galt, schien im Mai 1986 ausgesetzt.<br />

Der Südwestdeutsche Journalisten-Verband<br />

(SWJV), unbestritten seit<br />

Jahrzehnten ein Aktivposten im föderal<br />

gegliederten Deutschen Journalisten-Verband,<br />

verabschiedete sich am Samstag,<br />

7. Juni 1986 mit knapper Zweidrittelmehrheit<br />

seines Gewerkschaftstages in<br />

Reutlingen vom <strong>DJV</strong> und trat mit<br />

sofortiger Wirkung der IG Druck bei.<br />

Der <strong>DJV</strong> war seit 1981 „strapaziert“<br />

durch die Diskussion um die Bildung<br />

einer Mediengewerkschaft mit der IG<br />

Druck und anderen Mediengewerkschaften,<br />

wie Rundfunk-Fernseh-Film-<br />

Union (RFFU). Zwei Jahre zuvor beendete<br />

der Bundesverbandstag die für den<br />

<strong>DJV</strong> ergebnislosen Verhandlungen. Die<br />

Hürde für den <strong>DJV</strong> war die organisatorische<br />

Selbstständigkeit für den<br />

Beruf, vor allem tarif- und sozialpolitisch,<br />

sowie die politische Unabhängigkeit<br />

gerade wegen der Meinungsäußerungsfreiheit.<br />

Diesen „Essentials“ hatte auch<br />

der SWJV zugestimmt. Vor Reutlingen<br />

befragte der SWJV seine Mitglieder. Entgegen<br />

der eindeutigen Mehrheit der<br />

Antworten beschloss der Gewerkschaftstag<br />

auf Antrag des Landesvorstandes den<br />

Übertritt in die IG Druck. Diese Meldung<br />

schlug in unserer Branche, in den<br />

Medien, in den Gewerkschaften und in<br />

der Politik als Sensation ein, weil völlig<br />

unerwartet und zumal der SWJV als<br />

aktive Kraft im <strong>DJV</strong> galt. Einige wollten<br />

v o n K a r l G e i b e l<br />

das „Todesglöcklein“ für die älteste und<br />

größte Journalistengewerkschaft in der<br />

Bundesrepublik hören.<br />

Kurz nach Reutlingen, bereits am 12.<br />

Juni 1986, ein Donnerstag, kamen auf<br />

Einladung von Karl Geibel 17 Kolleginnen<br />

und Kollegen in zwei leeren Nebenräumen<br />

des ZDF-Landesstudios <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> im Herdweg zusammen.<br />

700 waren eingeladen. Mit dabei waren<br />

Bundesgeschäftsführer Hubert Engeroff<br />

als dann unersetzliche Hilfe beim Aufbau,<br />

die beiden „Taufpaten“ Christian<br />

Schneider und Dr. Jan Rahmelow,<br />

Landesvorsitzende von Nordrhein-Westfalen<br />

und <strong>Baden</strong>.<br />

Karl Geibel<br />

war von 1986-2010<br />

Vorsitzender des<br />

Landesverbandes<br />

BW und ist seither<br />

Ehrenvorsitzender.<br />

Aktuell ist er Mitglied<br />

im Zentralen<br />

Aktionsausschuss<br />

des Bundesverbandes<br />

und organisiert maßgeblich die<br />

Tarifauseinandersetzung Tageszeitungsredakteure<br />

mit.<br />

Die vereinigten Gruppen dju/SWJV<br />

standen mit etwa 3500 Journalisten jenen<br />

17 am Start des neuen <strong>DJV</strong>-Landesverbandes<br />

gegenüber. Um eine gewerkschaftliche<br />

Alternative zu werden<br />

mussten die jungen Gremien des <strong>DJV</strong>-<br />

Landesverbandes viel denken, planen,<br />

arbeiten. Neben der beruflichen Arbeit<br />

ein Dauerstress.<br />

Hoffnungslos? Wir machen das – war<br />

die Kennung des Gründungsvorstandes<br />

Karl Geibel, Jörg Tisken, Werner<br />

Schwarzwälder, Walter Senk und Karin<br />

Hascher.<br />

Aus einer gründlichen Analyse der Lage<br />

heraus entstanden in den Jahren 1986<br />

und 1987 Programm und Gewerkschaftskultur<br />

des neuen <strong>DJV</strong> in <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong>. Basisnahe, regional und<br />

betrieblich verankert sein und die Fusion<br />

mit dem Journalistenverband <strong>Baden</strong> sollten<br />

gleichzeitig anlaufen. Mühsam wurden<br />

vor Ort um Kolleginnen und<br />

Kollegen geworben, Kreisverbände<br />

gebildet. Heute sind es 22. „Unvorstellbar“<br />

war angeblich die Fusion mit dem<br />

Journalistenverband <strong>Baden</strong>, der bei der<br />

Gründung des neuen Landes <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> 1952 die Vereinigung des<br />

<strong>DJV</strong> von <strong>Württemberg</strong>-Hohenzollern<br />

und <strong>Württemberg</strong>-Nordbaden nicht mitging.<br />

Das schuf dann Konkurrenz und<br />

oft Querelen unter dem Dach des <strong>DJV</strong><br />

in einem Bundesland.<br />

<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 15


Dr. Jan Rahmelow<br />

und Karl Geibel hatten<br />

sich in Reutlingen<br />

schon auf eine Perspektive<br />

der Fusion als<br />

Zukunftsaufgabe, mit<br />

wem auch immer, verständigt.<br />

Im Sommer und Herbst 1986<br />

gelang der Abbau aller Vorbehalte in<br />

gründlichen und freundschaftlichen<br />

Gesprächen (Verhandlungen), die Schnelligkeit<br />

der Verständigung schien vielen<br />

atemberaubend.<br />

Die endgültige Verschmelzung am 14.<br />

Februar 1987 in Breisach goss ein starkes<br />

Fundament für die weitere Arbeit im<br />

Südwesten: Am 1. Januar 1987 zählte der<br />

<strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> bereits über<br />

1986 – Erste Mitgliederversammlung des <strong>DJV</strong>-Landesverbandes<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> auf dem Stuttgarter Killesberg<br />

1000 Mitglieder, der Bundesverband<br />

stellte die finanzielle Förderung des<br />

Landesverbandes ein. Vom JVB kamen<br />

im Februar 399 Mitglieder hinzu. Nur<br />

ein Mitglied hatte wegen der Vereinigung<br />

den <strong>DJV</strong> in Freiburg verlassen. Deutliche<br />

Impulse: Heute sind über 800 Mitglieder<br />

in den aktiven badischen Kreisverbänden.<br />

Mit rund 3400 Mitgliedern ist der<br />

<strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> im Südwesten<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s die führende Kraft,<br />

im Bundesverband die drittgrößte<br />

Organisation.<br />

Trotz aller Propaganda und Unkenrufe:<br />

Mit dem historischen Tag für den <strong>DJV</strong><br />

in Breisach am Rhein war der neue<br />

Landesverband Tarifpartner beim Süddeutschen<br />

Rundfunk und Südwestfunk.<br />

Er stellte dort jeweils Rundfunkräte,<br />

sowie einen Vertreter im Medienrat der<br />

Landesanstalt für Kommunikation.<br />

16 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />

Etwa 30 Kolleginnen und Kollegen wurden<br />

im Laufe des Jahres in die Betriebsräte<br />

der Printmedien gewählt. Der neue<br />

<strong>DJV</strong> war sofort Mitglied in den Gremien<br />

des Presseversorgungswerkes, sicherte<br />

den Gruppenversicherungsvertrag mit<br />

der DKV, verdrängte den SWJV aus dem<br />

bis heute erfolgreich helfenden Sozialfonds<br />

der baden-württembergischen<br />

Presse, schloss im Sommer 1987 in<br />

Deutschland erstmals Tarifverträge mit<br />

einer Privatfunkkette ab.<br />

Es waren auch Vorbehalte in den Bundesgremien<br />

gegenüber unserer „Bündnistreue“<br />

zu bewältigen. Dafür standen<br />

viele Jahre die Bundesfachausschussvorsitzenden<br />

Uli Kraufmann (Foto), Peter<br />

Meister (Betriebsräte) und Dieter Schnabel<br />

(Freie Journalisten).<br />

Ebenso „unser“ dritter<br />

Bundesvorsitzender<br />

Gustl Glattfelder, Mitbegründer,SWR-Personalrat<br />

und -Tarifverhandler.<br />

In den Spitzen der InternationalenJournalistenföderation<br />

vertrat er auch<br />

die europäische Tradition<br />

des Südwestens.<br />

Eine starke „Bank“ von<br />

sechs Mandatsträgern<br />

aus <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>,<br />

mit dem Landesvorsitzenden<br />

und Geschäfts-<br />

führer.<br />

Zu der ersten Gesamtvorstandssitzung<br />

im Sommer 1986 kamen<br />

die neuen Kreisvorsitzenden und<br />

die Gründer. In der Landtagsgaststätte<br />

trug der Landesvorstand viele Überlegungen<br />

vor. Vorneweg das Programm<br />

„Bildung, Bildung, Bildung“.<br />

Auch hier folgten Taten. Bereits im Februar<br />

1987 gründete der <strong>DJV</strong> in Stuttgart<br />

mit dem Südwestdeutschen Zeitungsverlegerverband<br />

(SZV) die Arbeitsgemeinschaft<br />

Journalistische Berufsbildung<br />

(JBB). Die frühere Zusammenarbeit für<br />

die Volontärsausbildung (Bildung 1) mit<br />

dem SWJV wurde mit der Fortbildung<br />

(Bildung 2) für Zeitungsredakteure erweitert<br />

und auf eine vernünftige vertragliche<br />

Grundlage gestellt.<br />

Werner Schwarzwälder, bei den Verhandlungen<br />

dabei, ist bis heute der<br />

alternierende JBB-Vorsitzende.<br />

Bereits im Sommer 1987 luden wir<br />

gesondert zum ersten Volontärsseminar<br />

für den Privatfunk ein. Ab 1990<br />

richteten wir gemeinsam mit dem<br />

Studiengang Journalistik der Universität<br />

Hohenheim die Sommerakademie für<br />

ostdeutsche Journalisten ein, die wir<br />

in Sachsen bereits im Januar 1990<br />

vereinbart hatten. Am 8. Februar 1993<br />

gründete der <strong>DJV</strong> Gesamtvorstand die<br />

Journalisten-Akademie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

e.V., um das Bildungsangebot zu<br />

bündeln und auch auf andere Medien<br />

zu erweitern.<br />

Aus- und Fortbildung und die dritte<br />

Bildungssäule soll helfen, die Medienentwicklung<br />

zu verstehen: Konferenzen<br />

der Mandatsträger wechseln sich mit<br />

Journalistentagen zu aktuellen Feldern<br />

ab. Informationen und Debatten z.B<br />

über die Themen Zukunft der Zeitung,<br />

Fusion der ARD-Rundfunkanstalten,<br />

Novellierung des Privatfunkgesetzes,<br />

Jugend und Medienverhalten, selbstverständlich<br />

auch Tarifentwicklungen in<br />

allen Medienbereichen, Veränderung des<br />

Berufsbildes oder Medienkonzentration.<br />

„Freiheitstage“ diskutieren den verfassten<br />

Anspruch für die Arbeit des Journalisten,<br />

der eine öffentliche Aufgabe wahrnimmt.<br />

Letztlich bemüht sich der Ende der 90er<br />

Jahre eingerichtete „Zukunftskongress“<br />

(meistens in Heidelberg) um die<br />

Auswirkung der Digitalisierung für den<br />

Journalismus in der Medienorganisation<br />

(Mehrmedialität und Newsdesk) sowie<br />

die sozialen und ethischen Gefahren.<br />

Die umfassende Information der Mitglieder<br />

und die 1986 versprochene<br />

Transparenz der Arbeit unserer Gremien,<br />

auch eine Lehre aus der „Zeit zuvor“,<br />

wirkte. Dazu eine nicht nachlassende<br />

gewerkschaftliche und journalistische<br />

Haltung. Nur so kann eine bewusst<br />

ehrenamtlich, damit basisnah geführte<br />

Organisation und eine schlanke Verwaltung<br />

im Dienst für die Mitglieder<br />

erfolgreich sein. Das zeigt sich auch in<br />

der schnellen und breiten Mobilisierung<br />

bei den Streiks: der erste Streik im neuen<br />

<strong>DJV</strong> Anfang 1990 für den Ausbildungstarifvertrag<br />

an Tageszeitungen.<br />

Dann die Zeitungsstreiks 2005, 2008,<br />

erneut in diesem Jahr. Geschlossenheit<br />

ist dafür vorausgesetzt. Auch dies ist<br />

eine Lehre aus den Ereignissen vor<br />

25 Jahren. ■


Foto-Dokumente<br />

aus den Anfängen<br />

14. Februar 1987 letzter Verbandstag des Badischen<br />

Journalisten-Verbandes in Breisach/Rhein:<br />

Ja für <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />

Wegbereiter Dr. Joseph Scheu und Josef A. Simons<br />

Der „neue“ Landesvorsitzende des<br />

gemeinsamen Verbandes, Karl Geibel<br />

Das Präsidium des gemeinsamen<br />

Gewerkschaftstages, Dieter Schnabel<br />

und Hans-Martin Heuschele<br />

Wir einen, wo andere spalten, war die vom Gründungsvorsitzenden Karl Geibel ausgegebene<br />

Losung, die das ausergewöhnliche Klima in Stuttgart und dann in Breisach/Rhein prägte.<br />

Gruppenversicherungsvertrag mit der<br />

DKV bereits bei der Gründung gültig.<br />

Die erste Mitgliederversammlung des neu gegründeten Verbandes <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> am 20. September 1986 auf dem Stuttgarter Killesberg wurde<br />

von der unvergessenen Erika Dillmann, von Günther Jungnickl und Dr. Fritz<br />

Richard (nicht im Bild) präsidiert.<br />

<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 17


M E D I E N P O L I T I K<br />

Mehr Bürgerrechte und weniger Zensur<br />

D<br />

ie grün-rote Landesregierung<br />

unter Ministerpräsident<br />

Winfried<br />

Kretschmann startet ihre<br />

Projekte bislang mit viel<br />

Bedacht und versucht, auch<br />

die konservative Klientel<br />

nicht mit zu schnellen<br />

Reformen zu erschrecken.<br />

Neue Akzente in der Medienpolitik<br />

spielen bislang<br />

in der öffentlichen Wahrnehmung<br />

eine sehr geringe<br />

Rolle, dabei nehmen sie im<br />

Koalitionsvertrag relativ viel<br />

Raum ein. Noch ist aber<br />

nicht klar, wo die Verantwortung<br />

für die Medienpolitik<br />

überhaupt angesiedelt sein wird und ob<br />

sie demnach eher grüne oder rote Handschrift<br />

tragen wird.<br />

Einiges bleibt wolkig, wie die Aussage,<br />

man wolle den Medienstandort <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> „umfassend stärken und<br />

seine Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit<br />

weiter ausbauen.“ Konkreter<br />

sind die Aussagen zur Netzpolitik.<br />

Zugang zum Internet wird als Bürgerrecht<br />

begriffen. Es werde keinen Aufbau<br />

einer Zensur-Infrastruktur geben, verspricht<br />

Grün-Rot. Im Zweifel gilt für<br />

Winfried Kretschmann (r.) leistet im Landtag<br />

seinen Amtseid, links Landtagspräsident<br />

Willi Stächele. (Fotos: Landesmedienzentrum<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>)<br />

18 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />

G r ü n - Ro t w i l l i n d e r Me d i e n p o l i t i k n e u e A k z e n t e s e t z e n<br />

v o n P i a G r u n d - Lu d w i g<br />

Blick in den Plenarsaal des Landtags von <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> bei der Regierungserklärung<br />

von Ministerpräsident Winfried Kretschmann<br />

die Landesregierung der Grundsatz<br />

„löschen statt sperren.“<br />

In Bezug auf den öffentlich-rechtlichen<br />

Rundfunk wollen die Koalitionäre den<br />

Rundfunkstaatsvertrag im Einvernehmen<br />

mit Rheinland-Pfalz weiterentwickeln<br />

und modernisieren. Harald<br />

Kiefer, Vorsitzender des Fachausschusses<br />

Rundfunk des <strong>DJV</strong>, begrüßt diese<br />

Ankündigung. Mehr als zwölf Jahre nach<br />

der Fusion sei es an der Zeit, den<br />

Staatsvertrag anhand der vorliegenden<br />

Erfahrungen und auf Grundlage der aktuellen<br />

medienpolitischen Situation zu<br />

überprüfen. „Allein schon die Tatsache,<br />

dass damals journalistisches Arbeiten im<br />

Internet beim SWR allenfalls in ersten<br />

Ansätzen vorkam, spricht dafür“, so<br />

Kiefer weiter. Heute könnten aufwändige<br />

Strukturgebilde korrigiert werden, die<br />

1998 aus länderspezifischem Proporz und<br />

Standortdenken rein politisch ausgehandelt<br />

wurden. Bei einer Neuordnung und<br />

Verschlankung der Strukturen frei werdende<br />

Mittel dürften allerdings ausschließlich<br />

zu Gunsten der dringend<br />

erforderlichen Stärkung der Online-<br />

Präsenz des SWR und<br />

der Programme in Hörfunk<br />

und Fernsehen<br />

eingesetzt werden, sagt<br />

Kiefer. Im Koalitionsvertrag<br />

ist des<br />

Weiteren eine Überprüfung<br />

des Drei-Stufen-<br />

Tests vorgesehen. „Öffentlich-rechtlicheInformationsangebote<br />

sollen zeitlich unbegrenzt,<br />

kostenlos und<br />

auf aktuellem Stand der<br />

Technik im Internet<br />

bereitgestellt werden“,<br />

fordert Grün-Rot. „Die<br />

kritische Haltung der<br />

Koalition gegenüber<br />

der Einschränkung öffentlich-rechtlicher<br />

Angebote im Internet teile ich. Ich<br />

verbinde damit die Erwartung, dass sich<br />

die neue Landesregierung auf Bundesebene<br />

intensiv für eine Änderung der<br />

entsprechenden Gesetze einsetzt“, kommentiert<br />

Kiefer. Er erwarte von der neuen<br />

Landesregierung außerdem, dass sie im<br />

Staatsvertrag über den Südwestrundfunk<br />

ein Redaktionsstatut festschreibt. Damit<br />

wäre im SWR – wie in den meisten anderen<br />

Landesrundfunkanstalten – eine<br />

unabhängige Redakteursvertretung zur<br />

Sicherung der inneren Rundfunkfreiheit<br />

im Sinne des öffentlich-rechtlichen Programmauftrags<br />

gewährleistet. Kiefer: „Da<br />

die neue grün-rote Koalition im Partnerland<br />

Rheinland-Pfalz diese Absicht in<br />

ihrer Koalitionsvereinbarung formuliert<br />

hat, dürfte dem nichts im Weg stehen.“<br />

Gefordert werden im Koalitionsvertrag<br />

zudem mehr Transparenz bei der Erarbeitung<br />

von Rundfunk- und Medienstaatsverträgen<br />

und eine Einbeziehung<br />

der Landesparlamente in die Beratungen.<br />

Für die Freien Radios schlagen die<br />

Koalitionäre eine Verbesserung von


M E D I E N P O L I T I K<br />

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (l.) bei der Übergabe der Ernennungsurkunden an die Mitglieder der Landesregierung und die politischen<br />

Staatssekretäre<br />

deren finanzieller Situation vor. Die<br />

Zuschussvergabe der Landesanstalt für<br />

Kommunikation an die verschiedenen<br />

Veranstalter müsse überprüft werden,<br />

heißt es im Koalitionsvertrag.<br />

Breiten Raum nimmt im Koalitionsvertrag<br />

das Thema Medienkompetenz ein.<br />

Es sollen Projekte unterstützt werden, die<br />

„Eltern, Erzieherinnen und Erzieher,<br />

Lehrerinnen und Lehrer sowie Kinder<br />

und Jugendliche im Umgang mit Medien<br />

und dem Internet stärken“. Dazu gehört<br />

der offene Zugang zum Internet: „Den<br />

Aufbau einer Infrastruktur zur Blockade<br />

von Internetseiten unter dem Vorwand<br />

des Jugendschutzes lehnen wir ab“, so die<br />

Koalitionäre. Möglich sei aber ein Gütesiegel<br />

für eine so genannte White List für<br />

den privaten Gebrauch etwa in Familien.<br />

White Lists enthalten Internet-Adressen,<br />

die als unbedenklich für Kinder und Jugendliche<br />

gelten. Auch die Netzneutralität,<br />

die festlegt, dass alle Inhalte im Internet<br />

von den Providern gleich zu behandeln<br />

sind, steht im Koalitionsvertrag von<br />

Grün-Rot. „Wenn nötig, werden wir über<br />

den Bundesrat eine Initiative zur gesetzlichen<br />

Absicherung der Netzneutralität<br />

starten“, so die Koalitionsvereinbarung.<br />

Festgelegt hat sich Grün-Rot auch auf<br />

die Erarbeitung eines Informationsfrei-<br />

Pia Grund-Ludwig<br />

ist freie Journalistin<br />

und Beisitzerin im<br />

Landesvorstand.<br />

heitsgesetzes. Das sorgt für mehr Transparenz<br />

für die Bürger und sichert ihnen<br />

das Recht, Informationen von Behörden<br />

zu erhalten. Ein weiteres Projekt, das für<br />

mehr Bürgerrechte sorgen soll ist eine<br />

Zusammenlegung des Datenschutzes für<br />

den öffentlichen und den nichtöffentlichen<br />

Bereich und dessen Bün-<br />

delung beim Landesbeauftragten für<br />

den Datenschutz sowie eine Novellierung<br />

des Landesdatenschutzgesetzes.<br />

Die Datenschutzbehörde soll künftig<br />

den Status einer obersten Landesbehörde<br />

mit eigenen Sanktionsbefugnissen für<br />

die Verfolgung und Ahndung von Ordnungswidrigkeiten<br />

haben. ■<br />

<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 19


I<br />

V E R G Ü T U N G S R E G E L N F Ü R F R E I E<br />

m Oktober 2010 hat der <strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> eine Umfrage gestartet,<br />

ob und wie die Gemeinsamen Vergütungsregeln<br />

für hauptberufliche Freie bei<br />

Tageszeitungen mittlerweile umgesetzt<br />

werden und wollte dabei auch herausfinden,<br />

wo es noch hakt. 58 Betriebsräte,<br />

Chefredaktionen und Verlage haben wir<br />

angeschrieben, 23 haben mittlerweile<br />

geantwortet. Dafür allen, die sich die<br />

Mühe gemacht haben, den Fragebogen<br />

auszufüllen, unseren herzlichen Dank.<br />

Ein Ergebnis unserer Befragung: Auch<br />

für die freien Journalistinnen und Journalisten<br />

ist es wichtig, bei der Frage der<br />

Vergütungsregeln auf den Betriebsrat<br />

zuzugehen.<br />

So hat beispielsweise der Betriebsrat<br />

beim Schwäbischen Tagblatt in Tübingen<br />

von der Geschäftsleitung eine Aufstellung<br />

der Honorarkräfte und ihrer<br />

Bezahlung angefordert, um eine Statusprüfung<br />

vornehmen zu können. Das verhindert,<br />

dass Einzelne als Bittsteller<br />

gegenüber Verlegern oder Chefredakteuren<br />

auftreten müssen. Auch beim<br />

Mannheimer Morgen war der Betriebsrat<br />

involviert und hat mit beurteilt, wer<br />

unter die Regeln fällt. Bei der Stuttgarter<br />

Zeitung und Sonntag Aktuell war der Betriebsrat<br />

ebenfalls einbezogen und hat<br />

sich mit der Verlagsleitung auf die drei<br />

Kategorien Berichte, Reportagen und<br />

Kunstkritiken/Rezensionen geeinigt. Die<br />

Honorare liegen zwischen 79 und 151<br />

Cent pro Zeile, nicht hauptberufliche<br />

Freie erhalten für alle Textsorten 79 Cent.<br />

Eine solche Einbeziehung des Betriebsrats<br />

gefällt nicht allen Verlagsleitungen.<br />

Leicht verschnupft reagierte beispielsweise<br />

Hardy Göres, Bereichsleiter Personal<br />

bei der Neuen Pressegesellschaft,<br />

auf die Tatsache, dass der <strong>DJV</strong> den Fragebogen<br />

auch an seinen Betriebsrat<br />

geschickt hatte. Der sei schließlich nicht<br />

zuständig, monierte er und formulierte<br />

spitzlippig, dass man natürlich die<br />

Rechtslage kenne und sich rechtstreu ver-<br />

20 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />

Neue Vergütungsregeln für Freie:<br />

Nichts geht ohne den Betriebsrat<br />

E r g e b n i s s e d e r B e f r a g u n g v o n B e t r i e b s r ä t e n , C h e f r e d a k t i o n e n u n d Ve r l a g e n<br />

v o n P i a G r u n d - Lu d w i g<br />

halte. Konkrete Fragen wollte er nicht<br />

beantworten, wir sollten doch dazu bitte<br />

die Mitglieder fragen. Man sei nicht<br />

auskunftspflichtig, so Rainer Wiese und<br />

Bernhard Theiss für die SDZ Druck und<br />

Medien in Schwäbisch Gmünd, und man<br />

arbeite nicht mit hauptberuflichen Freien<br />

zusammen.<br />

Der Gewerkschaft an diesem Punkt eine<br />

Auskunft zu verweigern, mag rechtlich<br />

legitim sein. Andere hatten jedenfalls<br />

keine Probleme damit, ihre Verfahren<br />

transparent zu machen und die Fragen<br />

des <strong>DJV</strong> zu beantworten. Sie beschrieben<br />

konkrete Probleme, die im Arbeitsalltag<br />

auftreten. So sagte etwa der Chefredakteur<br />

der Südwestpresse Ulm, Hans-Jörg<br />

Wiedenhaus, dass die Regeln nur auf eine<br />

geringe Anzahl der Mitarbeiter zutreffen.<br />

Das war auch das Echo in zahlreichen anderen<br />

Redaktionen. Es gibt in größeren<br />

Redaktionen 12a-Freie mit festen Verträgen,<br />

aber eine Minderzahl von hauptberuflich<br />

Freien. Er wende die Regeln an,<br />

finde aber das Regelwerk „nicht besonders<br />

praxisnah“, monierte etwa Thomas<br />

Hauser, Chefredakteur der Badischen<br />

Zeitung. Seine Kritik gilt insbesondere<br />

der Textsortendifferenzierung. Die korreliere<br />

nicht mit dem realen Arbeitsaufwand.<br />

Betriebsräte kritisierten teilweise,<br />

dass die Vergütungsregeln mit der<br />

Hauptberuflichkeit verknüpft sind. Das<br />

führt besonders in den Unistädten dazu,<br />

dass (billigere) Hobby-Schreiber den<br />

Hauptberuflern Konkurrenz machen.<br />

Claus Detjen vom Haller Tagblatt sieht<br />

Probleme bei der Frage, wer unter das<br />

Regelwerk fällt. Der Presseausweis könne<br />

nicht entscheidend sein, es gebe zu viele,<br />

die unberechtigt mit ihm ausgestattet<br />

seien. Bei den Fränkischen Nachrichten<br />

hat man sich für eine Einzelfallprüfung<br />

entschieden. Der Grund hier: Nicht alle<br />

Kolleginnen und Kollegen, die in Frage<br />

kommen, haben einen Presseausweis. Bei<br />

der Ludwigsburger Kreiszeitung orientiert<br />

man sich an der Mitgliedschaft in<br />

der Künstlerkasse. Presseausweis und<br />

KSK sind bei der Mittelbadischen Presse<br />

die Kriterien für die Anwendung der<br />

Vergütungsregeln. Man habe aber festgestellt,<br />

dass man sowieso besser bezahle<br />

als dort vorgesehen, schrieb Redaktionsleiter<br />

Jürgen Rohn.<br />

Unterschiedliche Auswirkungen haben<br />

die Vergütungsregeln auf die Honorarbudgets.<br />

In einigen Häusern wie bei den<br />

Fränkischen Nachrichten, Nürtinger<br />

Zeitung und der Ludwigsburger<br />

Kreiszeitung sind die Honorartöpfe<br />

gestiegen. Von geringfügigen Erhöhungen<br />

spricht auch Wiedenhaus für die<br />

Südwestpresse. In zahlreichen anderen<br />

Verlagen gab es aber keine Anpassungen.<br />

Rückwirkende Zahlungen, die den Freien<br />

eigentlich ab Februar 2010 zustehen,<br />

scheinen nach unserem Überblick eher<br />

die Ausnahme zu sein. Meist sind die<br />

Verfahren dazu auch so abschreckend,<br />

dass viele Freie darauf verzichten.<br />

Nach wie vor gilt aber: Es gibt immer<br />

wieder Informationen von freien Kolleginnen<br />

und Kollegen, dass sich Verlage<br />

oder einzelne Redaktionen nicht an die<br />

Vergütungsregeln halten. Der Rat des<br />

<strong>DJV</strong>: Sinnvoller als die direkte Auseinandersetzung<br />

ist es in einem solchen Fall,<br />

die Gewerkschaft einzuschalten und<br />

gemeinsam das weitere Vorgehen zu<br />

besprechen. Das reduziert die Gefahr,<br />

dass Druck auf Einzelne ausgeübt wird.<br />

Webinar 28.7. 11-12.30 Uhr: Vergütungsregeln<br />

an Tageszeitungen – wie<br />

durchsetzen? Tipps für das konkrete<br />

(Ver-)Handeln individuell und in<br />

Gruppen. Schwerpunkt: Verhandlungstraining.<br />

Referentin ist die Journalistin<br />

und Trainerin Constanze<br />

Hacke. Nur für <strong>DJV</strong>-Mitglieder. ■<br />

Interessenten können sich online<br />

anmelden unter<br />

http://www.journalistenwebinar.de


A<br />

Ab 1. Juli <strong>2011</strong> gibt es 2 Prozent<br />

mehr für Feste und Freie im SWR,<br />

ab 1. April 2012 noch einmal 2,1% für<br />

Feste und 2,0% für Freie; für die drei<br />

Leermonate April bis Juni <strong>2011</strong> eine<br />

Sonderzahlung im Juli zwischen 410 und<br />

480 Euro. Mit dem Abschluss ist auch die<br />

Entgeltfortzahlung für Freie endgültig<br />

gesichert. Der SWR hatte von den Gewerkschaften<br />

eine Kompensation dieser<br />

Kosten bei der Tarifrunde gefordert. Die<br />

ist erfolgt. Umso ärgerlicher, dass der<br />

Sender jetzt ankündigt, die Erhöhungen<br />

nur auf die Mindesthonorare der Freien<br />

anzuwenden. Jetzt muss nachverhandelt<br />

werden.<br />

Tarifverhandlung auf<br />

mehreren Feldern<br />

Die gut drei Stunden am Mittwochnachmittag,<br />

25. Mai <strong>2011</strong>, hatten es<br />

in sich. Denn es ging nicht nur um einen<br />

Gehalts- bzw. Honorarabschluss für die<br />

3.650 Festen und rund 1.800 12a-Freien<br />

des SWR in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> und<br />

Rheinland-Pfalz. Der SWR verlangte<br />

auch, dieser Abschluss müsse gleichzeitig<br />

einen finanziellen Ausgleich schaffen<br />

für die vom SWR getragene anteilige<br />

„Lohnfortzahlung im Krankheitsfall“<br />

für die Freien. Und zwar auf Dauer. Diese<br />

Kompensation entspricht etwa einem<br />

Prozent Honorarerhöhung bei den<br />

Freien – dieses eine Prozent könnte der<br />

SWR also von der Honorarerhöhung der<br />

Freien abziehen und als Ausgleich einbehalten.<br />

Ohne Kompensation, so machte<br />

der SWR gleich klar, würde er aus dem<br />

„Lohnersatz im Krankheitsfall“ aussteigen<br />

– ein ARD-weit vorbildlicher<br />

Weg der Absicherung der Freien bei<br />

Krankheit wäre gescheitert.<br />

Es steht viel auf dem Spiel<br />

Den Weg, auf einen Teil der Honorarerhöhung<br />

zu verzichten, um damit ihren<br />

„Lohnersatz im Krankheitsfall“ zu erhal-<br />

ten, hatten die SWR-Freien in einer landesweiten<br />

<strong>DJV</strong>-Umfrage im Herbst 2010<br />

vorgegeben. Für die anderen Varianten<br />

als Kompensation (Wegfall der jährlichen<br />

Einmalzahlung für Freie, oder eine<br />

Karenzzeit von 2, 3, oder sogar 5 Tagen<br />

pro Krankheit) gab es weniger Zustimmung.<br />

Ein klarer Auftrag für die <strong>DJV</strong>-<br />

Verhandlungskommission. Das hätte aber<br />

wesentlich geringere Honorarerhöhungen<br />

für die Freien zur Folge gehabt.<br />

Kreative Lösungen sind gefragt<br />

In der ersten Verhandlungsrunde Mitte<br />

April <strong>2011</strong> hatten deshalb die Gewerkschaften<br />

<strong>DJV</strong> und Verdi dem SWR<br />

vorgeschlagen, die im Tarifvertrag der<br />

Länder enthaltene „strukturelle Lohnkomponente“<br />

von 0,2% für alle<br />

Beschäftigten in die Kompensation der<br />

Lohnfortzahlung für die Freien mit<br />

einzubringen. Traditionell orientiert sich<br />

der SWR am Tarifvertrag der Länder.<br />

Diese Idee nahm der SWR auf und legte<br />

bei der Tarifrunde am 25. Mai ein Angebot<br />

vor, das die Gewerkschaftsvorschläge<br />

einschließt. Das Ziel: den Freien eine<br />

angemessene Honorarerhöhung zu erhalten,<br />

gleichzeitig dem SWR aber einen<br />

vollen Ausgleich für die anteilige „Lohnfortzahlung<br />

der Freien im Krankheitsfall“<br />

zu sichern. Und es gelang mit einer<br />

pragmatischen Lösung.<br />

Am Ende eine Kompensation<br />

mit mehreren Bausteinen<br />

❍ nur <strong>2011</strong> keine „jährliche Einmalzahlung“<br />

für Freie – ab 2012 wieder<br />

dauerhaft;<br />

❍ <strong>2011</strong> die gleiche Lohnerhöhung wie<br />

die Festen (2,0%) – nur 2012 eine um<br />

0,1% geringere (2,1% bei Festen, 2,0% bei<br />

Freien);<br />

❍ für April bis Juni ´11 Sonderzahlung<br />

von 480 € für Feste und 410 € für Freie;<br />

❍ 2012 wird die „strukturelle Lohnkomponente“<br />

(= 0,2%) von Freien UND<br />

S W R -TA R I F V E R H A N D LU N G E N<br />

Mehr Geld für SWR-Beschäftigte –<br />

Erfolg mit einem Schönheitsfehler<br />

D i e Ta r i f r u n d e a m 2 5 . M a i 2 011 b r a c h t e d e n D u r c h b r u c h<br />

v o n A c h i m B e c k e d o r f<br />

Festen verwendet für den „Lohnersatz<br />

der Freien im Krankheitsfall“ – eine einmalige<br />

Solidarität der Festen im SWR!<br />

Dieser Abschluss ist ein Erfolg<br />

für die Festen:<br />

❍ eine Gehaltserhöhung über dem<br />

Öffentlichen Dienst;<br />

❍ eine Sonderzahlung über der Inflationsrate<br />

als Ausgleich für April bis Juni<br />

<strong>2011</strong>.<br />

Und ein Erfolg für (fast) alle Freien:<br />

❍ die anteilige „Lohnfortzahlung im<br />

Krankheitsfall“ bleibt erhalten und ist auf<br />

Dauer kompensiert;<br />

❍ die „jährliche Einmalzahlung“ wird<br />

nur <strong>2011</strong> ausgesetzt, kommt ab 2012<br />

wieder.<br />

Verlängerung nötig –<br />

der SWR trübt das Bild eines<br />

fairen Kompromisses<br />

Denn ein Punkt muss auf Druck der Gewerkschaften<br />

nachverhandelt werden:<br />

Der SWR will die Honorar-Erhöhung für<br />

Freie nur auf deren Mindesthonorare anwenden.<br />

Die Folge: Wenn nur ein Euro<br />

über dem Grundhonorar bezahlt wird,<br />

gehen die Freien bei der Erhöhung leer<br />

aus. Jetzt soll nachverhandelt werden,<br />

damit der SWR auch das „effektiv<br />

bezahlte“, über dem Minimum liegende<br />

Honorar, entsprechend der Tarifrunde<br />

anhebt. Es geht in die Verlängerung.<br />

Endgültig wird der Abschluss – wie immer<br />

–, wenn diesem die Gremien der<br />

Gewerkschaften <strong>DJV</strong> und Verdi, und des<br />

SWR zustimmen. Das aber werden erst<br />

die weiteren Tarifgespräche ergeben. ■<br />

Achim Beckedorf<br />

ist Schatzmeister des<br />

<strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

und langjähriger<br />

F e r n s e h re d a k t e u r<br />

beim SWR in Stuttgart.<br />

<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 21


M E D I E N N A C H R I C H T E N<br />

Drucker und Redakteure<br />

beim Südkurier legen die<br />

Arbeit nieder<br />

Kollegen von Südkurier und Schwarzwälder Boten<br />

demonstrieren in Villingen. Foto: Martin Himmelheber<br />

Villingen (8.6.<strong>2011</strong>) - Die Mitarbeiter des<br />

Schwarzwälder Boten streiken schon<br />

länger. Seit Dienstag 7. Juni haben<br />

Drucker und Redakteure des SÜD-<br />

KURIER ihre Arbeit niedergelegt.<br />

Höhepunkt war die gemeinsame Demonstration<br />

in Villingen von ver.di und<br />

<strong>DJV</strong> am 8. Juni. Sie wandten sich scharf<br />

gegen das Ansinnen der Verlage, die<br />

Tarifverträge durch Einzelverträge zu ersetzen.<br />

Rund 100 Demonstrationsteilnehmer<br />

waren vor Ort; viele weitere<br />

Beschäftigte ließen ihre Arbeit ruhen.<br />

Streikende in Stuttgart<br />

diskutieren mit Ministerpräsident<br />

Winfried<br />

Kretschmann<br />

Ministerpräsident Winfried Kretschmnann in der<br />

Diskussion mit Streikenden. Foto: Joachim E. Röttgers<br />

Stuttgart (7.6.<strong>2011</strong>) - Aus ganz <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> kamen am 7. Juni rund 300<br />

Journalistinnen und Journalisten in<br />

22 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />

Stuttgart zusammen, um für faire und<br />

angemessene Tarifverträge zu demonstrieren.<br />

Aus 23 Zeitungsredaktionen waren<br />

die Kolleginnen und Kollegen in die Landeshauptstadt<br />

gefahren. Der neue Ministerpräsident<br />

von <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>,<br />

Winfried Kretschmann, diskutierte mit<br />

den streikenden Kolleginnen und Kollegen.<br />

Aus der aktuellen Tarifauseinandersetzung<br />

wolle er sich heraushalten, aber<br />

an der Notwendigkeit von gutem und kritischem<br />

Journalismus für das Funktionieren<br />

der Demokratie ließ er keinen<br />

Zweifel. Er betonte, dass guter Journalismus<br />

ohne soziale Absicherung nicht<br />

funktionieren könne.<br />

Drucker, Angestellte und<br />

Redakteure in Mannheim<br />

gemeinsam im Streik<br />

Gemeinsamer Streik von Redakteuren, Angestellten<br />

und Druckern in Mannheim. Bild: Gerhard Vohs<br />

Mannheim (31.05.<strong>2011</strong>) - Am 30. und<br />

31. Mai sind Drucker und Verlagsangestellte<br />

des Mannheimer Morgen in<br />

einen zweitägigen Streik getreten. Am<br />

zweiten Tag gesellten sich die Redakteure<br />

in einem eintägigen Ausstand dazu.<br />

Zusammen zogen die rund 110 Kolleginnen<br />

und Kollegen von ver.di, dju und<br />

<strong>DJV</strong> in die Mannheimer Innenstadt und<br />

informierten die Bürgerschaft über die<br />

Tarifauseinandersetzungen und die Unverschämtheiten<br />

der Arbeitgeber.<br />

Dünne Notausgabe nach<br />

Warnstreik in Heilbronn<br />

Heilbronn (30.5.<strong>2011</strong>) - Rund 30 Redakteurinnen<br />

und Redakteure der Heilbronner<br />

Stimme, Hohenloher Zeitung<br />

und Kraichgau Stimme sind am Montag,<br />

30. Mai, in einen fünfeinhalbstündigen<br />

Warnstreik getreten. In einer Spitzenmeldung<br />

auf der Titelseite wurde der<br />

Tarifkonflikt thematisiert.<br />

Warnstreik:<br />

Verleger sollen ihre<br />

Blockadehaltung aufgeben<br />

Zweitägiger Warnstreik von Schwarzwälder Bote,<br />

Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten.<br />

Bild: Franziska Kraufmann<br />

Stuttgart (26.05.<strong>2011</strong>) - Am Donnerstag,<br />

26. Mai <strong>2011</strong>, haben sich über 250<br />

Tageszeitungsredakteure, Drucker und<br />

Angestellte im Verlagswesen zu einer<br />

Demonstration vor dem Pressehaus<br />

Stuttgart versammelt. Die beiden Gewerkschaften<br />

ver.di und der Deutsche<br />

Journalisten-Verband forderten die Arbeitgeber<br />

auf, ihre Blockadehaltung<br />

aufzugeben und ohne Vorbedingungen<br />

an den Verhandlungstisch zurückzukehren.<br />

Die Demonstration war Auftakt<br />

zu einem zweitägigen Warnstreik im<br />

Hause der Südwestdeutsche Medien<br />

Holding GmbH (SWMH).


245 Kolleginnen und<br />

Kollegen wehren sich<br />

Dagmar Lange und Thomas Godawa, <strong>DJV</strong>-Landesvorstand<br />

und Christoph Holbein, <strong>DJV</strong>-Mitglied<br />

im Schwabo-Beriebsrat und Mitglied der Tarifkommission.<br />

Oberndorf (20.5.<strong>2011</strong>) - Am 20. Mai<br />

haben rund 245 Kolleginnen und Kollegen<br />

aus den Tageszeitungsredaktionen<br />

des Schwarzwälder Boten, der Stuttgarter<br />

Zeitung, der Stuttgarter Nachrichten und<br />

der Zeitungen aus Leonberg, Böblingen,<br />

Waiblingen und des HIER-Verlags gegen<br />

die Forderungen des Verlegerverbandes<br />

nach einer weiteren Absenkung des<br />

Gehaltstarifvertrages und die Einführung<br />

eines Dumping-Tarifvertrages für Berufseinsteiger<br />

protestiert. Gleichzeitig wurde<br />

die Geschäftsleitung des Schwarzwälder<br />

Boten aufgefordert, für die ausgegliederten<br />

Abteilungen wie Redaktion<br />

und Anzeigenabteilung Haustarifverhandlungen<br />

aufzunehmen.<br />

Tageszeitungsredakteure<br />

demonstrieren gegen<br />

Verlegerforderung<br />

Dagmar Lange, <strong>DJV</strong>-Landesvorstand: Es geht um<br />

die Zukunft unseres Berufs. Foto: <strong>DJV</strong><br />

Stuttgart (15. Mai <strong>2011</strong>) - Am 13. Mai<br />

demonstrierten rund 300 Tageszeitungsredakteurinnen<br />

und Redak-<br />

teuren des <strong>DJV</strong> und der dju in ver.di in<br />

Stuttgart nahe des Pressehauses in<br />

Stuttgart Möhringen gegen die Forderungen<br />

der Verlegerseite, die Gehälter um bis<br />

zu 25 Prozent abzusenken und vor allem<br />

die Berufseinsteiger zu benachteiligen.<br />

Mit ihrem Ausstand unterstützten die<br />

Journalisten auch den Arbeitskampf ihrer<br />

Kollegen: der Redaktionsassistenz, der<br />

Korrektoren, der Drucker, der Mitarbeiter<br />

der Druckvorstufe und des Versands.<br />

Auch an anderen Schwerpunktorten in<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> wurden die Arbeitgeber<br />

mit Warnstreiks aufgefordert ihre<br />

Forderungen zurückzunehmen, so beim<br />

Mannheimer Morgen und bei der Südwestpresse<br />

in Ulm. Insgesamt waren also<br />

gut 400 Tageszeitungsredakteure auf der<br />

Straße, um sich für ihre Rechte stark zu<br />

machen.<br />

Redakteure und Drucker<br />

beim Mannheimer Morgen<br />

im Streik<br />

Zeitungsleute und Drucker beim Mannheimer<br />

Morgen streiken.<br />

Mannheim (14.5.<strong>2011</strong>) - Mit einem<br />

gemeinsamen Streik haben Redakteure,<br />

Drucker und Verlagsangestellte am 13.<br />

Mai von 12 bis 24 Uhr ihren Unmut über<br />

die Forderungen der Arbeitgeber nach<br />

massiven Absenkungen in den Tarifverträgen<br />

zum Ausdruck gebracht.<br />

Rund 70 Kollegen versammelten sich vor<br />

dem Verlagsgebäude in Mannheim. Zwei<br />

Stunden später zogen sie in einer<br />

lautstarken Demonstration zum Streiklokal<br />

und kehrten nicht mehr in<br />

die Redaktionen beziehungsweise ins<br />

Druckhaus zurück.<br />

M E D I E N N A C H R I C H T E N<br />

Zeitungsverleger brechen<br />

Tarifverhandlungen ab<br />

Berlin (4.5.<strong>2011</strong>) - Die Tarifverhandlungen<br />

für die rund 14.000 Redakteurinnen<br />

und Redakteure an Tageszeitungen sind<br />

in Dortmund erneut ergebnislos abgebrochen<br />

worden. In der vierten Verhandlungsrunde<br />

von Deutschem Journalisten-<br />

Verband und Ver.di mit den Vertretern<br />

des BDZV hielten die Zeitungsverleger<br />

an ihren Forderungen fest, die Tarifbedingungen<br />

für die Redakteure zu verschlechtern<br />

und einen Billigtarifvertrag<br />

für Berufseinsteiger einzuführen.<br />

Proteste begleiten die<br />

Tarifverhandlungen in<br />

Dortmund<br />

Bonn (4.5.<strong>2011</strong>) - Über 250 Redakteurinnen<br />

und Redakteure haben lautstark vor<br />

dem Verhandlungsort in Dortmund<br />

gegen massive Einschnitte in die Tarifverträge<br />

und die Einführung eines<br />

Dumping-Tarifs für Berufseinsteiger<br />

protestiert. Sie machten damit ihrem<br />

Unmut über Verlegerforderungen Luft,<br />

die der BDZV bei der Tarifrunde am<br />

8. Dezember gefordert hatte. Nach<br />

Verhandlungsbeginn zog ein beeindruckender<br />

Demonstrationszug durch<br />

die Dortmunder Fußgängerzone.<br />

Fachausschuss Junge<br />

startet Online-Petition<br />

gegen Dumping-Tarif<br />

Stuttgart (4.5.<strong>2011</strong>) - Derzeit laufen die<br />

Tarifverhandlungen an Tageszeitungen –<br />

mit drastischen Forderungen der Verlegerseite<br />

vor allem für Jüngere und Berufseinsteiger,<br />

die einer deutlichen Abwertung<br />

des Berufs gleichkommen. Der Fachausschuss<br />

Junge Journalisten des <strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> hat deshalb eine Unterschriftenaktion<br />

gestartet, um ein Zeichen<br />

zu setzen, dass wir dank vieler Unterstützer<br />

stark sind und uns das „Angebot“<br />

der Verleger nicht einfach so gefallen<br />

lassen. Die Aktion findet als Online-<br />

Petition statt: http://www.openpetition.de/<br />

petition/online/nein-zum-dumping-tariffuer-berufseinsteiger-im-journalismus-jazu-fairem-lohn-fuer-gute-arbeit<br />

<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 23


M E D I E N N A C H R I C H T E N<br />

Erste Warnstreiks in<br />

Tageszeitungen zeigen<br />

große Kampfbereitschaft<br />

Warnstreikende in Stuttgart. Foto: <strong>DJV</strong><br />

Stuttgart (3.5.<strong>2011</strong>) - Eine enorme Streikbereitschaft<br />

bei Redakteurinnen und<br />

Redakteuren von Tageszeitungen und arbeitnehmerähnlich<br />

Beschäftigten zeigte<br />

sich am 3. Mai <strong>2011</strong>. In 15 Redaktionen<br />

landesweit hatten Kolleginnen und Kollegen<br />

die Arbeit niedergelegt. Mehr als<br />

450 waren mit Bus und Bahn nach<br />

Stuttgart gekommen und brachten dort<br />

zuerst im Literaturhaus und dann auf<br />

einem Demonstrationszug durch die<br />

Innenstadt ihren Unmut über die Zumutungen<br />

der Verleger zum Ausdruck.<br />

Verlagsgruppe Georg von<br />

Holtzbrinck wächst und<br />

bleibt auf Sparkurs<br />

Stuttgart (18.4.<strong>2011</strong>) - Die Verlagsgruppe<br />

Georg von Holtzbrinck hat das Geschäftsjahr<br />

2010 mit einem Umsatzwachstum<br />

von 6,1 Prozent abgeschlossen,<br />

der Gewinn vor Steuern,<br />

Zinsen und Abschreibungen lag bei 230<br />

Millionen Euro. Trotz der guten Zahlen<br />

fährt das Unternehmen bei der zum<br />

Konzern gehörenden Tageszeitung Südkurier<br />

weiter einen Sparkurs. Zwar wurde<br />

der Gesamtpersonalbestand bei etwa 550<br />

Mitarbeitern gehalten. Zum 1. Januar<br />

<strong>2011</strong> hat der Südkurier aber die Tarifbindung<br />

verlassen und wechselt in die<br />

sogenannte OT-Mitgliedschaft.<br />

Umfrage zur Lage<br />

der freien Journalistinnen<br />

und Journalisten beim<br />

Rundfunk<br />

Berlin (15. 4. <strong>2011</strong>) - <strong>DJV</strong> und ver.di<br />

bitten alle Freien an Rundfunkanstalten,<br />

sich an einer Umfrage zu ihrer Vergütungssituation<br />

zu beteiligen. Hintergrund:<br />

Die Rundfunkanstalten streben in<br />

den anstehenden Verhandlungen über<br />

M E DI E NPRODU K TION AUS E I N E M GUSS<br />

WE RBU NG DRUCKSACHEN A-Z I NTE RN ET M U LTI M E DIA<br />

> Beratung<br />

> Konzeption<br />

> Idee<br />

> Kreation<br />

> Marketingstrategie<br />

> Corporate Design<br />

> Branding<br />

> Logoentwicklung<br />

> Bildcomposings<br />

> Retuschen<br />

> Layout<br />

> Illustrationen<br />

> 3D-Visualisierung<br />

24 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />

> Anzeigen<br />

> Briefbögen<br />

> Visitenkarten<br />

> Rechnungen<br />

> Formulare<br />

> Flyer<br />

> Broschüren<br />

> Kataloge<br />

> Preislisten<br />

> Magazine<br />

> Prospekte<br />

> Poster<br />

> Plakate<br />

> Megabanner<br />

> Konzeption<br />

> Webdesign<br />

> Programmierung<br />

> Datenbanken<br />

> Shop-Lösungen<br />

> CMS-Lösungen<br />

> Video-Integration<br />

> Flashanimationen<br />

> 360° Panorama-Bilder<br />

> Administration/Pflege<br />

> Hosting<br />

DEKOVISION®-<br />

Lösungen:<br />

> Schaufenster<br />

> Innenbereich<br />

> Messen<br />

> Veranstaltungen<br />

> Infoterminals<br />

> Promotion<br />

> Info-Displays<br />

> Videoboard<br />

Anwendungen:<br />

> Visualisierung<br />

> Infotainment<br />

> Präsentationen<br />

die Urheberrechtstarifverträge für Freie<br />

einen grundlegenden Wechsel im Vergütungssystem<br />

an: An die Stelle von Übernahme-<br />

und Wiederholungsvergütungen<br />

sollen Zahlungen für zeitlich begrenzte<br />

Lizenzen treten. Um solchen Versuchen<br />

begegnen zu können, brauchen <strong>DJV</strong> und<br />

ver.di einen Überblick über die derzeitigen<br />

tatsächlichen Verhältnisse hinsichtlich<br />

der Honorarsummen und deren<br />

Aufteilung. Deswegen sind alle Freien,<br />

insbesondere die des SWR und des<br />

WDR, eingeladen, sich an der anonymen<br />

Umfrage http://umfrage.urheber.info zu<br />

beteiligen.<br />

Protestaktionen zeigen<br />

Kampfbereitschaft in der<br />

Tarifauseinandersetzung<br />

Stuttgart (11.4.<strong>2011</strong>) - An ihrer<br />

Entschlossenheit für den Erhalt des<br />

Journalistenberufs und der redaktionellen<br />

Arbeitsplätze einzustehen ließen<br />

über 70 Journalistinnen und Journalisten<br />

aus <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in Ulm keinen<br />

Zweifel. Aus dem ganzen Bundesland<br />

waren sie zu einer gemeinsamen<br />

Demonstration von <strong>DJV</strong> und ver.di<br />

nach Ulm gekommen.<br />

Aktuelle Mediennachrichten unter<br />

www.djv-bw.de<br />

medialink GmbH<br />

Nesenbachstr. 48<br />

70178 Stuttgart<br />

Tel. 0711. 2 26 32 16<br />

mail@medialink-info.de<br />

www.medialink-info.de


A<br />

uf der Mitgliederversammlung des<br />

<strong>DJV</strong>-Kreisverbands Ludwigsburg<br />

war Jan Mönikes, Ludwigsburger Anwalt<br />

und Verteidiger von Jörg Tauss, eingeladen,<br />

um über den feinen Unterschied<br />

zwischen dem „Bericht über einen Verdacht“<br />

und die „Öffentlichkeitsarbeit für<br />

eine Verdächtigung“ zu referieren. Im<br />

Anschluss antwortete er auf die Fragen<br />

der Journalistinnen und Journalisten und<br />

stand für ein Interview zur Verfügung.<br />

Die Fragen stellte Verena Mayer.<br />

<strong>DJV</strong> Ludwigsburg: Herr<br />

Mönikes, Sie verdienen Ihr<br />

Geld mit Mandanten, die sich<br />

gegen ihre Darstellung in den<br />

Medien wehren. Sind Journalisten<br />

Ihre liebsten Feinde?<br />

Jan Mönikes: Nein, meine<br />

Arbeit richtet sich nicht<br />

gegen Journalisten. Es geht bei<br />

meiner Tätigkeit lediglich<br />

darum, die Verbreitung von<br />

rechtswidrigen, falschen und<br />

schädlichen Falschmeldungen<br />

zu verhindern, die die Persönlichkeitsrechte<br />

meiner<br />

Mandanten beschädigen. Da<br />

solche Meldungen weder im<br />

Interesse des Betroffenen, aber<br />

auch nicht der Allgemeinheit stehen,<br />

können sie auch nicht im Interesse eines<br />

verantwortlichen Journalismus stehen.<br />

Daher sind die Kriterien, an<br />

denen am Ende die Gerichte ihre<br />

Entscheidungen fällen, meist identisch<br />

mit den Regeln journalistischer Sorgfalt,<br />

wie sie beispielsweise der Deutsche<br />

Presserat kodifiziert hat.<br />

<strong>DJV</strong> Ludwigsburg: Das Internet verändert<br />

die Arbeit von Journalisten rasant<br />

und in teilweise unvorstellbarer Weise.<br />

Gilt das auch für Ihre Arbeit?<br />

Jan Mönikes: Ja, denn durch das Internet<br />

„versendet“ sich nichts mehr. Früher war<br />

es den Betroffenen möglich, bei problematischen<br />

Veröffentlichungen einfach<br />

erst einmal ruhig zu bleiben und<br />

abzuwarten, ob denn ein falscher Bericht<br />

überhaupt Schaden verursacht. Blieb es<br />

einige Tage ruhig, wusste man, dass es<br />

nicht nötig ist, dagegen vorzugehen.<br />

Heute aber bleibt nahezu jede Nachricht<br />

im „digitalen Gedächtnis“ und verschwindet<br />

auch nach Jahren nicht aus<br />

dem Internet. Durch die Suchmaschinen<br />

tauchen selbst krasse Falschmeldungen<br />

immer wieder auf, als wären sie erst gerade<br />

veröffentlicht und werden damit<br />

auch für einen Journalisten bei seiner<br />

Recherche wieder aktuell. Daher muss<br />

der Betroffene sich im Internet schon bei<br />

potentiell schädlichen Falschmeldungen<br />

proaktiv um Korrektur oder Löschung<br />

bemühen. Und wenn das nicht klappt,<br />

dann muss viel öfter als früher der Anwalt<br />

ran. Der hat heute aber nicht nur mit den<br />

Profis in den Redaktionen zu kämpfen,<br />

sondern auch mit Bloggern oder ganz<br />

eigenen, international strukturierten,<br />

Angeboten wie Wikipedia. Das erzeugt<br />

erheblichen Beratungsbedarf – doch<br />

davon leben Anwälte schließlich.<br />

<strong>DJV</strong> Ludwigsburg: Sie können also<br />

nicht arbeitslos werden. Wie sieht Ihre<br />

Prognose für unseren Job aus?<br />

Jan Mönikes: Journalisten müssen ihre<br />

Arbeitsweise verändern, wenn sie mit der<br />

neuen Konkurrenz zurechtkommen<br />

A U S D E N K R E I S E N<br />

Kachelmann, Tauss und die Rolle der Journalisten<br />

K r e i s v e r b a n d D J V Lu d w i g s b u r g<br />

Rechtsanwalt Jan Mönikes, der Verteidiger von Jörg Tauss, antwortet vor<br />

dem Gerichtsgebäude auf Journalistenfragen. Foto: Rolf Schmitt<br />

wollen: Mehr kluge Analyse und exklusive<br />

Recherche, weniger die Verarbeitung<br />

des Materials von Nachrichtenagenturen<br />

oder die Verbreitung von Pressemitteilungen.<br />

Das ist meiner Meinung nach besonders<br />

eine Chance gerade für lokale Formate.<br />

Auch Lokalzeitungen sollten sich<br />

daher meines Erachtens darum bemühen,<br />

Abonnenten für qualitativ<br />

hochwertigen Journalismus im Internet<br />

zu gewinnen. Wie immer, wenn Monopole<br />

aufbrechen und man sich im<br />

Wettbewerb beweisen muss, sind damit<br />

für jeden Einzelnen neue<br />

Chancen und Herausforderungen<br />

verbunden.<br />

<strong>DJV</strong> Ludwigsburg: Sie haben<br />

Jörg Tauss verteidigt, der<br />

wegen des Besitzes kinderpornographischer<br />

Fotos angeklagt<br />

– und verurteilt – worden<br />

ist. Aus Ihrer Sicht hätten<br />

Medien darüber erst am Ende<br />

des Prozesses berichten dürfen,<br />

oder?<br />

Jan Mönikes: Die meisten<br />

Prozessberichterstatter haben<br />

sich im Falle Jörg Tauss redlich<br />

bemüht, fair und abgewogen<br />

zu berichten. Denn die meisten<br />

Journalisten bekamen von Anfang<br />

an das Gefühl, dass sie hier in einer<br />

offensichtlichen Weise regelrecht mit Informationen<br />

aus den laufenden Ermittlungen<br />

„gefüttert“ wurden. Die Presse<br />

reagierte sehr kritisch darauf, dass interessierte<br />

Kreise damit eine Vorverurteilung<br />

befördern wollten. Das aber darf es aus<br />

meiner Sicht nicht geben. Denn aus<br />

gutem Grund ist ein Ermittlungsverfahren<br />

bei uns kein öffentliches Verfahren,<br />

erst der Prozess soll unter den Augen<br />

der Öffentlichkeit stattfinden. Dieser<br />

Fall ist daher ein Beispiel dafür, warum die<br />

Öffentlichkeitsarbeit der Justiz anderen<br />

Regeln unterliegen sollte, als die Pressearbeit<br />

eines Unternehmens. Ein Journalist<br />

soll meines Erachtens auch in Zukunft<br />

über einen Verdacht berichten dürfen, die<br />

Staatsanwaltschaft aber nicht mehr jede<br />

Verdächtigung befördern dürfen.<br />

<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 25


A U S D E N K R E I S E N<br />

<strong>DJV</strong> Ludwigsburg: Wie bewerten Sie die<br />

Rolle der Medien im Fall Kachelmann?<br />

Da kam so manche Info immerhin von<br />

der Staatsanwaltschaft selbst.<br />

Jan Mönikes: Solche Öffentlichkeitsarbeit<br />

einer (Justiz-)Behörde ist für den<br />

Mandanten und das Verfahren sehr<br />

schädlich. Der ganze Prozessverlauf zeigt<br />

das überdeutlich. Eine sehr offene Informationspolitik<br />

der Justiz erscheint zwar<br />

dennoch manchen Journalisten als attraktiv,<br />

ist in Wirklichkeit aber auch für die<br />

Presse bedrohlich. Denn überprüfen<br />

kann der Journalist diese Informationen,<br />

mangels wirklichen Einblicks, nicht. Auf<br />

das „Behördenprivileg“ oder die Mitteilung<br />

einer Nachrichtenagentur kann er<br />

sich aber nur insoweit berufen, als nicht<br />

schon diese die rechtlichen Grenzen<br />

zulässiger Verdachtsberichterstattung<br />

überschreiten. Und das ist hier definitiv<br />

passiert, wie wir aus dem Verfahren wissen.<br />

Im Fall Kachelmann gibt es darüber<br />

hinaus aber auch viele unmittelbare Verfehlungen<br />

der Presse, die ich kritisiere.<br />

Was sich insbesondere die Bild-Zeitung<br />

hier geleistet hat, ist in keiner Hinsicht<br />

mehr akzeptabel. Und trotz öffentlicher<br />

Debatte hört es nicht auf, selbst bei der<br />

Berichterstattung über seine Hochzeit<br />

werden die Grenzen wieder – offenbar<br />

mit Vorsatz - missachtet. Da muss sich<br />

meines Erachtens auch rechtlich etwas<br />

ändern.<br />

E<br />

in Workshop zum Bildbearbeitungsprogramm<br />

und ein Treffen bei<br />

„Hirsch-Bräu“ in Hirschlanden unter<br />

dem Motto „Journalisten und Politiker<br />

brauen“ sind die für das Jahr <strong>2011</strong> geplanten<br />

Veranstaltungen des Kreisverbands<br />

Neckar-Odenwald des Deutschen Journalistenverbands.<br />

Das berichtete Kreisvorsitzender<br />

Martin Herrmann im Rahmen<br />

der Jahreshauptversammlung im<br />

„Riesen“ in Walldürn. Weiter standen<br />

Wahlen auf der Tagesordnung. Dabei<br />

wurde Martin Herrmann als Kreisvorsit-<br />

26 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />

<strong>DJV</strong> Ludwigsburg: Journalisten sind<br />

angewiesen auf Hintergrundinformationen.<br />

Liegt die Zukunft im Verlautbarungsjournalismus?<br />

Jan Mönikes: Nein, denn gute Journalisten<br />

sollten schon in eigenem Interesse<br />

wissen, dass sie jegliche Kontrolle über<br />

die Folgen ihrer Berichterstattung verlieren,<br />

wenn sie sich auf diese Weise instrumentalisieren<br />

lassen. Und das kann<br />

nicht nur Anderen, sondern auch ihnen<br />

selbst schaden. So sehr es vielleicht<br />

manchmal reizvoll erscheint: Verdächtigungen<br />

darf man trotz angeblicher oder<br />

tatsächlicher Hintergrundinfos nur in<br />

ganz engen Grenzen verbreiten.<br />

<strong>DJV</strong> Ludwigsburg: Was zeichnet aus<br />

Ihrer Sicht einen guten Journalisten aus?<br />

Jan Mönikes: Ich halte es mit Philip<br />

Cueni vom Basler Verein für Qualität im<br />

Journalismus: Guter Journalismus ist letztlich<br />

weniger eine Frage von Handwerk<br />

und Technik als das Resultat einer Haltung.<br />

Wenn Fertigmacher-Geschichten,<br />

Halbwahrheiten, Persönlichkeitsverletzungen<br />

oder Gefälligkeiten vermieden<br />

werden, erkämpft sich der Journalismus<br />

seine eigene Glaubwürdigkeit täglich<br />

neu. Dieses bedarf es dringend, denn<br />

Glaubwürdigkeit ist das größte Kapital<br />

des Journalisten, nur damit kann er erfolgreich<br />

seine Aufgaben wahrnehmen. ■<br />

Bierbrauen mit Politikern<br />

zender im Amt bestätigt, ebenso die Stellvertreterin<br />

Sabine Braun und der zweite<br />

Stellvertreter Martin Bernhard. Fabian<br />

Greulich ist Schriftführer.<br />

<strong>DJV</strong>-Landesgeschäftsführer Marc Ecker<br />

berichtete über die Arbeit auf überregionaler<br />

Ebene. So zeige sich bei den<br />

laufenden Tarifverhandlungen, dass die<br />

Verleger eine Reduzierung der Sonderzahlungen<br />

und deutlich schlechtere<br />

Bedingungen für Berufs-Neueinsteiger<br />

erreichen wollen.<br />

Identifizierende Berichterstattung<br />

Verdachtsberichterstattung ist eines der<br />

wenigen „echten“ Privilegien der Presse:<br />

Bereits über den Verdacht einer Straftat<br />

oder eines sonstigen Missstandes darf<br />

auch in einer den Betroffenen<br />

erkennbarer Weise berichtet werden.<br />

Identifizierend kann eine Berichterstattung<br />

auch dann sein, wenn kein<br />

(richtiger) Name genannt wird! Wegen<br />

der Gefahr öffentlicher Vorverurteilung<br />

muss jedoch ein besonderes öffentliches<br />

Informationsinteresse an der<br />

Erkennbarkeit bestehen. Das ist zwar<br />

in der Regel gegeben, falls es sich um<br />

einen aktuellen Fall schwerer oder in<br />

anderer Weise hervorstechender Kriminalität<br />

handelt. Und selbst bei Fällen<br />

von kleiner oder mittlerer Kriminalität<br />

kann ein besonderes öffentliches Interesse<br />

eine Verdachtsberichterstattung<br />

rechtfertigen. Immer aber ist eine<br />

Einzelfallabwägung vorzunehmen, ob<br />

schon bei einem bloßen Verdacht die<br />

Nennung eines Namens oder gar eine<br />

Abbildung des Verdächtigen konkret<br />

zulässig ist. Die bloße Tatsache, dass<br />

gegen jemanden ein Ermittlungsverfahren<br />

läuft, rechtfertigt nämlich noch<br />

keine (identifizierende) Berichterstattung.<br />

Zudem ist bei Beteiligung von<br />

Kindern und Jugendlichen besondere<br />

Zurückhaltung bei identifizierender<br />

Berichterstattung geboten. Ebenso<br />

wenn es um die Zeugen und Opfer<br />

einer Tat geht.<br />

Ja h r e s h a u p t v e r s a m m l u n g : D J V - K r e i s v e r b a n d Ne c k a r - O d e n w a l d z o g B i l a n z<br />

Zudem scherten weitere Verlage aus der<br />

Tarifbindung aus oder lagerten ihre<br />

Redaktionen und Anzeigenabteilungen<br />

in Gesellschaften aus, in denen dann<br />

ebenfalls keine Tarifbindung besteht. „Es<br />

ist ordentlich was los“, so das Fazit von<br />

Marc Ecker. Es werde überlegt, eventuell<br />

mit den Druckern und Verlagsangestellten,<br />

beziehungsweise mit den Zeitschriften-Beschäftigten<br />

zusammen zu streiken.<br />

Auch beim Südwestrundfunk stehe eine<br />

spannende Tarifrunde an. ■


ie haben Inszenierungen in der<br />

Medienwelt früher funktioniert<br />

und wie erscheint man heute in den vielfältiger<br />

gewordenen Medien? Das war das<br />

zentrale Thema von Medienwissenschaftler<br />

Prof. Bernhard Pörksen, der seit 2009<br />

geschäftsführender Direktor des Instituts<br />

für Medienwissenschaft der Universität<br />

Tübingen ist, bei einem<br />

Hintergrundgespräch<br />

beim <strong>DJV</strong>-Kreisverband<br />

Neckar-Alb.<br />

Die Frage nach der Inszenierung<br />

oder eines<br />

Prominenzkonzeptes<br />

hat sich früher nur<br />

wirklich Prominenten<br />

gestellt. So sagt man<br />

laut Pörksen Doris Day<br />

nach, dass ihre Mimik<br />

so einstudiert war, dass<br />

sie auch lächelte, wenn<br />

beim Öffnen der Kühlschranktüre<br />

das Licht<br />

anging. Der Medienprofessor<br />

zeigte beim<br />

Gespräch in der Tübinger<br />

Lorettogaststätte<br />

auf, welche Wege zur<br />

Scheinberühmtheit heute zu beobachten<br />

sind. Zusammen mit seinen Studierenden<br />

hat Pörksen dazu Personen aus der<br />

Medienwelt beobachtet und befragt. Die<br />

Ergebnisse sind 2010 im gemeinsam mit<br />

Wolfgang Krischke herausgegebenen<br />

Buch zusammengefasst „Die Casting-<br />

Gesellschaft – Die Sucht nach Aufmerksamkeit<br />

und das Tribunal der Medien“.<br />

Hierbei registrierten die Autoren eine<br />

Vielzahl von „billigen willigen Sendeformaten“,<br />

die eine Glorifizierung von Leuten<br />

ermöglichen, die eigentlich gar nichts<br />

vorzuweisen haben. So werden Menschen<br />

zu Teilen des Spiegelkabinetts der<br />

modernen Medienwelt, die in den neuen<br />

Sendeformaten Aufmerksamkeit erzeu-<br />

gen, obwohl sie nach bisherigen Werten<br />

nichts anzubieten haben.<br />

Es kommt laut Pörksen zu einem<br />

Tauschverhältnis, bei dem die Aufmerksamkeit<br />

für einen bis dato Unbekannten<br />

und die Einschaltquoten des Senders die<br />

Tauschfaktoren sind. Hinzu kommt, dass<br />

wer bei Medien mitwirken möchte, oft<br />

keine Strategie hat. Und wer nach einem<br />

Überraschungserfolg schnell hochgepuscht<br />

wird, dem fehlt es an einem tragfähigen<br />

Anschlusskonzept. Ohne gut<br />

überlegten Umgang mit den Medien<br />

wird man zum Spielball der Medienmächtigen.<br />

Konkret wurde Pörksen bei Wettbewerbs-Formaten<br />

wie „Deutschland sucht<br />

den Super-Star“ oder „Big Brother“, aber<br />

auch bei der „Scripted Reality“, also Sendungen,<br />

bei denen Leute von der Straße<br />

für ein Taschengeld unterschiedliche<br />

Rollen in zwischenmenschlichen Konflikten<br />

spielen. Solche Inszenierungen<br />

wechseln häufig die Richtung und die<br />

A U S D E N K R E I S E N<br />

Selbstinszenierungen in der Medienwelt sind gefährlich<br />

W<br />

H i n t e r g r u n d g e s p r ä c h b e i m D J V - K r e i s v e r b a n d Ne c k a r -A l b<br />

v o n D i e t e r E . G e l l e r m a n n<br />

Dr. Wolfgang Krischke (vorne links) und Professor Dr. Bernhard Pörksen (vorne rechts) mit den<br />

Autorinnen und Autoren von „Die Casting-Gesellschaft. Die Sucht nach Aufmerksamkeit und<br />

das Tribunal der Medien“. Foto: Oliver Reinhardt, Zeitenspiegel<br />

Mitwirkenden erkennen nicht, wie sie<br />

dadurch abgestempelt werden. Für die<br />

Publizität zeigen die Darsteller dann<br />

auch Intimität und Vulgarität.<br />

Was inhaltlich problematisch ist, macht<br />

die Sender ökonomisch erfolgreich. Bei<br />

den neuen Formaten sind wir nach Worten<br />

des Medienforschers<br />

häufig Zuschauer eines<br />

Vorganges, den wir<br />

nicht beurteilen können.<br />

Bernhard Pörksen<br />

berichtete weiter, dass<br />

auch im öffentlichrechtlichen<br />

Fernsehen<br />

vermehrt neue Formen<br />

für Selbstinszenierungen<br />

auftauchen, gewissermaßen<br />

Werbespots<br />

für die eigene Person.<br />

Die Forschungsgruppe<br />

hat aber auch das Internet<br />

und neue Medien<br />

untersucht. Der Referent<br />

kritisierte an Online-Medien,<br />

dass jeder<br />

sich hier frei präsentieren<br />

könne mit allen<br />

Konsequenzen. Dagegen gäbe es bei den<br />

traditionellen Medien immer noch gewisse<br />

„Gatekeeper“, die beurteilen, ob<br />

bestimmte Auftritte für Sender und<br />

Beteiligte nützlich oder schädlich sind.<br />

Die Medienwelt wird immer indiskreter,<br />

was man heute schon an Funktionen und<br />

Einsatz von Fotohandys sieht.<br />

Abschließend streifte das Gespräch<br />

noch aktuelle Inszenierungen von Prominenten,<br />

wie Baron zu Guttenberg, der<br />

offensichtlich eine strategische Partnerschaft<br />

mit der Bild-Zeitung eingegangen<br />

war, seine adelige Herkunft als Vorteil<br />

einsetzte und dennoch durch offensichtliche<br />

Inszenierungsbrüche auffiel und<br />

stürzte. ■<br />

<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 27


A U S D E N K R E I S E N<br />

W<br />

as hat die Musikindustrie der<br />

Zeitungs- und Zeitschriftenbranche<br />

voraus? Antwort: Der<br />

gravierende Umbruch ist<br />

dort bereits einige Jahre<br />

früher eingetreten. Gemeinsam<br />

ist beiden inzwischen<br />

die Auswirkung des Wandels.<br />

Das sind unter anderem<br />

Qualitätsverlust, existenzbedrohendeVerdiensteinbrüche,Mainstream-Kultur<br />

und die Kostenlos-<br />

Mentalität der Verbraucher,<br />

geprägt durch das Internet.<br />

Das erklärte Gerd Lache,<br />

Vorsitzender des <strong>DJV</strong>-<br />

Kreisverbandes Pforzheim/<br />

Enzkreis/Calw bei einer öffentlichen<br />

Veranstaltung des<br />

Kreisverbandes in Zusammenarbeit<br />

mit dem Presseclub<br />

Nordschwarzwald in Pforzheim.<br />

Gesprächspartner auf dem Podium waren<br />

Peter Freudenthaler (Gesang) und Volker<br />

Hinkel (Gitarre), Gründer der Band<br />

„Fools Garden“. Bekannt wurde die<br />

Pforzheimer Pop-Rock-Formation durch<br />

den Welthit „Lemon Tree“ auf dem<br />

Album „Dish of the day“, das sich<br />

mehrere Millionen Mal verkauft hat.<br />

Indes: CD-Verkauf in Massen war<br />

gestern. Künstler müssen heutzutage auf<br />

andere Vermarktungsschienen und Einnahmequellen<br />

setzen, um ihren Lebensunterhalt<br />

zu sichern, machten die<br />

Musiker deutlich. Heutzutage seien die<br />

Einnahmen aus Konzerten und aus<br />

Gema-Tantiemen von größerer Bedeutung,<br />

als jene von verkauften Tonträgern.<br />

Früher sei es umgekehrt gewesen, da<br />

sollte der Konzertauftritt den Plattenoder<br />

CD-Umsatz weiter nach oben<br />

treiben. Inzwischen gebe der digitale<br />

28 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />

Konsum im Netz<br />

Zw e i Ve r a n s t a l t u n g e n d e s D J V P f o r z h e i m / C a l w / E n z g a b e n E i n b l i c k i n d i e<br />

Ve r ä n d e r u n g e n i m M u s i k - G e s c h ä f t d u r c h d a s I n t e r n e t u n d ü b e r M ö g l i c h k e i t e n<br />

u n d A u s w i r k u n g e n d u r c h S o c i a l Me d i a .<br />

v o n D o r i s L ö f f l e r<br />

Markt per Internet den Ton an. „Das<br />

Geschäft mit Musikdownloads in<br />

Deutschland floriert, der Absatz von<br />

Über den Wandel in der Musikindustrie sprachen (von links) Volker Hinkel und<br />

Peter Freudenthaler von Fools Garden mit dem <strong>DJV</strong>-Kreisverbandsvorsitzenden<br />

Gerd Lache. Foto: Doris Löffler<br />

Tonträgern geht dagegen zurück“, wurde<br />

eine Studie der Deutschen Bank zitiert.<br />

Leidtragende seien insbesondere die<br />

Musiker. Die Musiklabels wagten sich aus<br />

Angst vor einem finanziellen Flopp nicht<br />

mehr an die Förderung von außergewöhnlichen<br />

Künstlern heran. Stattdessen<br />

werde produziert, was ohnehin alle<br />

machen. Die Folge sei ein musikalischer<br />

Einheitsbrei in den Charts. Und: Produktionskosten<br />

würden zunehmend auf die<br />

Künstler abgewälzt. Dem Livekonzert-<br />

Boom folgend, sind auch Fools Garden<br />

seit Jahren auf den großen Bühnen der<br />

Welt unterwegs. Insbesondere in Osteuropa<br />

und Asien hat die Pforzheimer<br />

Formation eine große Fangemeinde. Und<br />

ebenso nutzt die Band den digitalen<br />

Hype zur Promotion. Beispiel: Im Oktober<br />

2009 konnte das gesamte Album<br />

„High Times“ für eine begrenzte Zeit<br />

von der Internetseite geladen werden.<br />

Kostenlos.<br />

Facebook, Google, YouTube & Co.<br />

Bei einer weiteren Gemeinschafts-<br />

Veranstaltung von <strong>DJV</strong><br />

und Presseclub unter<br />

dem Titel „Facebook,<br />

Google, YouTube & Co.“<br />

informierten Experten des<br />

Online-Marketing-Unternehmens<br />

e-Wolff in<br />

Heimsheim über die<br />

Möglichkeiten von Social<br />

Media sowie über die<br />

Auswirkungen auf die traditionellen<br />

Medien. Laut<br />

Firmengründer Patrick<br />

Wolff werden „Konsumenten<br />

im Netz zu<br />

Produzenten“.<br />

So gebe es weltweit rund<br />

200 Millionen Blogs. Und:<br />

„Wir müssen die Nachrichten<br />

nicht mehr suchen, sie kommen<br />

zu uns“, machte Wolff deutlich. So verwies<br />

er beispielsweise auf eine Online-<br />

Zeitung (www.postpost.com), deren Inhalte<br />

nach den Vorlieben des jeweiligen<br />

Lesers individuell zusammengestellt<br />

werden.<br />

„Man muss nicht jede digitale Entwicklung<br />

gut heißen“, erklärte KV-<br />

Vorsitzender Gerd Lache, „aber man darf<br />

sie auch nicht ignorieren, um dagegen<br />

halten zu können.“ In diesem Sinne<br />

äußerten einige der rund 70 Journalisten,<br />

PR-Leute und Pressestellen-Mitarbeiter,<br />

dass ihnen der e-Wolff-Event – wie es ein<br />

Print-Kollege formulierte – „wertvolle<br />

Erkenntnisse für Gegenstrategien vermittelt<br />

hat“. Dazu gehörten demnach<br />

„sauber recherchierte Hintergrundberichte,<br />

ein hoher Qualitätsanspruch,<br />

Nutzwertorientierung und lokale<br />

Schwerpunkte“. ■


O<br />

denwald-Tauber. In ganz <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> kam es am Tag der<br />

Pressefreiheit (3. Mai) zu Warnstreiks an<br />

Tageszeitungen. Eine zentrale Demonstration<br />

fand in Stuttgart statt. Auch<br />

Redakteure aus dem Main-Tauber- und<br />

Neckar-Odenwald-Kreis folgten den<br />

Aufrufen des Deutschen Journalisten Verbandes<br />

(<strong>DJV</strong>) und des ver.di-Fachbereiches<br />

„Medien“ und versammelten<br />

sich in Tauberbischofsheim (Bild), um<br />

ihren Unmut über die Pläne der Verleger<br />

kund zu tun, die Urlaubstage noch<br />

weiter reduzieren, die Wochenarbeitszeit<br />

steigern, ein abgesenktes Tarifwerk für<br />

Berufseinsteiger installieren und weitere<br />

Einschnitte im Manteltarifvertrag durchsetzen<br />

wollen.<br />

Main-Tauber-Kreis. Der Tarifkonflikt<br />

bei den Tageszeitungen war das beherrschende<br />

Thema bei der turnusgemäßen<br />

Versammlung des Kreisverbandes<br />

Main-Tauber im <strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />

Im Frühjahr trafen sich die Journalisten<br />

aus dem Taubertal mit<br />

<strong>DJV</strong>-Landesgeschäftsführer Marc Ecker<br />

im Gasthaus „Rose“ in Königshofen und<br />

zeigten sich schnell einig in ihrem Unmut<br />

über die Pläne der Zeitungsverleger,<br />

einen weiteren, massiven Abbau von<br />

Tarifleistungen vorzunehmen – und dies<br />

nach Jahren des Sparens, des Jobabbaus<br />

und der Arbeitsverdichtung in den<br />

Redaktionen.<br />

„Wir werden das nicht hinnehmen“ und<br />

„wir werden uns gegen die neuerlichen<br />

Mehrbelastungen wehren“, die bei gleichzeitigem<br />

Absenken des Tarifniveaus und<br />

einem dauerhaft, geringerem Gehalt<br />

(umgerechnet auf die Arbeitsleistung)<br />

von den Verlegern gefordert werden, hieß<br />

es in der Versammlung. Es könne nicht<br />

sein, dass in fast allen Branchen über<br />

ordentliche Lohnerhöhungen – auch<br />

Tarifkonflikt bei den Tageszeitungen:<br />

Redakteure im Warnstreik<br />

K r e i s v e r s a m m l u n g M a i n -Ta u b e r : Jo u r n a l i s t e n w e h r e n s i c h g e g e n<br />

Me h r b e l a s t u n g e n b e i g l e i c h z e i t i g s i n k e n d e m L o h n<br />

v o n S a s c h a B i c k e l<br />

aufgrund der besseren Konjunktur –<br />

gesprochen werde, während die rund<br />

14.000 Tageszeitungsredakteure selbst<br />

nach Jahren der Zurückhaltung mit<br />

neuerlichen, gewaltigen Einschnitten<br />

rechnen müssten. Für eine kleine Lohnerhöhung<br />

erwarten die Verleger Reduzierungen<br />

beim Urlaubsgeld, bei den<br />

Urlaubstagen, eine Erhöhung der<br />

Wochenarbeitszeit und ein separates<br />

Tarifwerk für Berufsanfänger, das ein<br />

niedrigeres Einstiegsgehalt vorsieht. Zudem<br />

solle an der Altersversorgung der<br />

Redakteure gespart werden. Für ihre<br />

Forderungen seien die Verleger nicht ein-<br />

A U S D E N K R E I S E N<br />

Redakteure aus dem Main-Tauber- und Neckar-Odenwald-Kreis folgten den Aufrufen von <strong>DJV</strong> und ver.di<br />

und versammelten sich in Tauberbischofsheim. Foto: Sascha Bickel<br />

mal bereit, eine Arbeitsplatzgarantie zu<br />

geben oder den Verzicht auf Outsourcing<br />

und Leiharbeit zu erklären, ärgerten sich<br />

die Journalisten im Taubertal, bei denen<br />

Überstunden, Wochenend- und Feiertagsdienste<br />

sowie steigende Arbeitsbelastungen<br />

durch bereits verkleinerte<br />

Redaktionen an der Tagesordnung sind.<br />

An Aktivitäten beschloss der Kreisverband,<br />

in naher Zukunft Hintergrundgespräche<br />

mit politischen Mandatsträgern,<br />

ein besonderes Fotoseminar<br />

sowie ein geselliges Ereignis veranstalten<br />

zu wollen. ■<br />

<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 29


A U S D E N K R E I S E N<br />

O<br />

ffenburg. Das Kino (über)lebt –<br />

dank der neuen digitalen Technik<br />

und Filmen in 3-D-Optik. Diesen Eindruck<br />

nahmen die Mitglieder der<br />

<strong>DJV</strong>-Kreisgruppe Ortenau<br />

von einer zweistündigen<br />

Führung im FORUM-Kino in<br />

Offenburg mit.<br />

Seit der Eröffnung vor<br />

zweieinhalb Jahren konnte<br />

das Kino bereits eine Million<br />

Besucher begrüßen und damit<br />

Offenburg zum Kino-Platz<br />

Nummer 1 in der Ortenau<br />

machen. Die Journalisten hatten<br />

in bequemen Premium-<br />

Sitzen Platz genommen und<br />

ließen sich vom Kino-Betreiber<br />

Jan-Marc Maier erklären,<br />

warum er voll auf<br />

Familienkino setzt: „Die Besucher<br />

wollen lachen, entspannen,<br />

einen schönen<br />

Abend haben“. Dafür sollen<br />

nicht nur die aktuellen Filme auf der<br />

Leinwand sorgen, sondern auch das<br />

gastronomische Angebot mit Café-Bar<br />

und Lounge und eine schnell erreichbare<br />

Tiefgarage direkt unter den Kinosälen.<br />

450000 Besucher kommen jährlich in<br />

die acht Kinosäle, die insgesamt 1300<br />

Plätze bieten. An einem guten Tag kann<br />

das FORUM schon mal 4000 Besucher<br />

registrieren. Der Kino-Boom hat auch<br />

Arbeitsplätze geschaffen. 76 Mitarbeiter,<br />

davon viele in Teilzeit, sorgen<br />

hinter den Kulissen für einen reibungslosen<br />

Betrieb.<br />

Jan-Marc Maier zeigt nicht nur Blockbuster,<br />

sondern dank seiner acht Vorführsäle<br />

auch Filmkunst oder Reisefilme.<br />

Hauptzielgruppe sind zwar junge Leute<br />

bis 28 Jahre, aber als richtiger Knüller hat<br />

30 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />

Mit 3-D-Brille im Premiumsitz im Kino<br />

D J V K r e i s v e r b a n d O r t e n a u<br />

b e s i c h t i g t d a s F O R U M - K i n o i n O f f e n b u r g<br />

v o n U l r i c h S p i t z m ü l l e r<br />

sich das Seniorenkino entwickelt. Inzwischen<br />

werden sogar Busfahrten von<br />

Seniorenwerken ins Offenburger Kino<br />

organisiert. Erst gibt’s Kaffee und<br />

Jan-Marc Maier (rechts) erklärt seinen Besuchern aus der <strong>DJV</strong>-Kreisgruppe<br />

Ortenau die analoge Filmspule im Vorführraum. Foto: Ulrich Spitzmüller<br />

Kuchen, dann einen Film – allerdings<br />

keine alten Streifen. „Die Senioren<br />

wollen aktuelle Filme sehen, am liebsten<br />

Komödien“, erzählt der Kino-Betreiber.<br />

Dass Kino auch Kultur ist, zeigt sich bei<br />

den Live-Übertragungen von Opern aus<br />

der MET in New York, die von Mai bis<br />

Oktober einmal pro Monat auf dem<br />

Programm stehen und oft schon Wochen<br />

im Voraus ausgebucht sind.<br />

„Das gesellschaftliche Ereignis Kino ist<br />

nicht totzukriegen“, sagt Maier. Eine<br />

große Leinwand, guten Sound, bequeme<br />

Sitze und das Gemeinschaftserlebnis<br />

könne das Heimkino eben nicht bieten.<br />

Als Erfolgsrezept sieht Jan-Marc Maier<br />

auch, dass das FORUM nicht von einer<br />

Kinokette, sondern einem Betreiber<br />

geführt wird „der sich mit der Stadt und<br />

der Region identifiziert“. Die Rechnung<br />

scheint aufzugehen: Die Offenburger<br />

Hochschule nutzt die Kinoräume ebenso<br />

wie Banken für ihre Versammlungen oder<br />

Firmen für die Präsentation der<br />

neuesten Produkte. Neuerdings<br />

kann das Kino sogar für private<br />

Feiern gebucht werden: über<br />

die Leinwand flimmert zum<br />

runden Geburtstag der klassische<br />

Power-Point-Vortrag mit<br />

Fotos aus 50 Jahren oder ein<br />

Wunschfilm, im Foyer wird<br />

danach zum Sekt-Empfang mit<br />

Häppchen vom Caterer<br />

geladen.<br />

Beim Blick ins „Allerheiligste“,<br />

den Vorführraum, konnten die<br />

„alte Technik“ und die „Technik<br />

der Zukunft“ nebeneinander<br />

besichtigt werden. Von einer<br />

meterbreiten Spule schnurrten<br />

Filmstreifen wie früher,<br />

während daneben ein unscheinbarer<br />

Laptop genügte, um die neueste<br />

Folge der „Piraten der Karibik“ in 3-D-<br />

Optik auf die Leinwand zu bringen.<br />

„Die digitale Technik ist die Zukunft“, ist<br />

sich der Kinobetreiber sicher. Die Investitionskosten<br />

für 3-D-Filme refinanziert er<br />

über einen 3-D-Aufschlag auf den Eintrittspreis.<br />

Von den technischen Möglichkeiten<br />

konnte sich die <strong>DJV</strong>-Kreisgruppe<br />

bei der Präsentation von aktuellen Film-<br />

Trailern selbst überzeugen. Fasziniert<br />

waren die Journalisten aber auch von<br />

Werbespots, die in 3-D-Optik ausgestrahlt<br />

werden und neue Seherlebnisse<br />

bieten. Jan-Marc Maier freut sich über<br />

den 3-D-Kino-Boom, der mit „Avatar“<br />

einsetzte. Er selbst, so bekannte er<br />

freimütig, mag bei seinen persönlichen<br />

Lieblingsfilmen ganz gerne europäische<br />

Produktionen. ■


D<br />

er <strong>DJV</strong>-Kreisverband Oberschwaben<br />

hatte sich jetzt in<br />

Biberach versammelt, um unter dem<br />

Motto „Gemeinsam statt allein – der<br />

<strong>DJV</strong> sorgt für Verbindung!“ über Tarifrealität<br />

für Festangestellte und Zukunftsperspektiven<br />

für freie Journalisten<br />

zu sprechen. Zu Gast waren Landesvorstandsmitglied<br />

Kathrin Konyen aus<br />

Ulm und Cross-media-Journalist Peter<br />

Welchering aus Remseck.<br />

Mehr Selbstbewusstsein unter den<br />

freien Journalisten ist für Welchering ein<br />

Teil des Erfolgs, der andere Teil sich<br />

zusammenzutun um der Verhandlungsmacht<br />

der Verleger etwas entgegen zu<br />

setzen: „14 freie Journalisten haben<br />

voriges Jahr gemeinsam durchgesetzt,<br />

dass bei der FAZ jetzt Zweitverwertungsrechte<br />

gelten“, erläuterte er,<br />

stellte aber auch klar, dass es vor einem<br />

Erfolg eines hohen Kommunikationsund<br />

Koordinationsaufwands bedarf.<br />

Diesen muss jemand leisten: „Konstanze<br />

Kurtz vom Chaos-Computer-Club<br />

(CCC) hatte das organisiert.“<br />

Kreisvorstandsmitglied Natascha Mahle<br />

aus Biberach nannte einen ganz praktischen<br />

Vorteil der Zusammenarbeit<br />

gegenüber dem zunehmenden Einzelkämpfertum:<br />

„Man kann voneinander<br />

profitieren.“ Sie als freie Journalistin<br />

habe einen Fotografen, eine Grafikdesignerin<br />

und eine andere schreibende<br />

Kollegin an ihrer Seite.<br />

„Aber die Sachen lohnen sich nicht!“,<br />

sprach sie einen Aspekt an, der den<br />

Freien immer mehr zu schaffen macht.<br />

Auch für Welchering war der Ärger über<br />

willkürlich vorenthaltene Honorare der<br />

Impuls, tätig zu werden: „Wir haben<br />

eine Mailingliste erstellt, die anderen<br />

In der Vernetzung liegt die Chance<br />

freien Kollegen angeschrieben und<br />

uns verabredet, dem Herausgeber zu<br />

sagen, dass das nicht geht, sonst<br />

schreiben wir nichts mehr, dann kann<br />

er dicht machen.“ Auch bei lokalen<br />

Zeitungen müssten sich die Freien<br />

vernetzen, um etwas zu erreichen.<br />

Kreisvorstandsmitglied und freie Journalistin<br />

Karin Benzmann aus Pfullendorf<br />

schlug vor, herumzufragen, wo schon<br />

etwas in welcher Form unternommen<br />

wurde.<br />

Die Kreisversammlung war sich einig,<br />

dass an den neuen Medienformen kein<br />

Weg vorbeiführt. Dadurch ergäben sich<br />

vielfältige Chancen der Vernetzungsarbeit,<br />

die der <strong>DJV</strong> besser nützen müsse.<br />

„Viele Kollegen wollen das“, war sich<br />

Welchering sicher und nannte als Beispiel<br />

die schon existierende Bilddatenbank.<br />

Als Beispiel außerhalb des<br />

<strong>DJV</strong>s nannte er Freelens für Fotoournalisten,<br />

Natascha Mahle ergänzte<br />

das um Freischreiber.de und journalismus.com,<br />

wo Aufträge vermittelt und<br />

über Foren Fachfragen geklärt würden:<br />

„Es gibt zwar einen Freienblog bei uns,<br />

aber der <strong>DJV</strong> tut insgesamt zu<br />

wenig für Freie“, meinte die junge<br />

Kollegin.<br />

Landesvorstandsmitglied Kathrin<br />

Konyen unterstrich die Notwendigkeit,<br />

etwas für die Freien zu tun: „Die Zahl<br />

der Freien wächst und sie werden<br />

irgendwann die Mehrheit darstellen.“<br />

Der Landesvorstand habe nichts dagegen,<br />

wenn der Kreisverband die<br />

Kollegen anmaile und nachfrage, ob<br />

mehr Vernetzung nur ein Einzelinteresse<br />

sei. Man erstelle außerdem<br />

gerade eine schwarze Liste von Verlagen,<br />

die sich nicht an die Vergütungsregeln<br />

halten.<br />

A U S D E N K R E I S E N<br />

G e m e i n s a m s t a t t a l l e i n .<br />

D e r D J V K r e i s v e r b a n d O b e r s c h w a b e n d i s k u t i e r t ü b e r Ve r n e t z u n g<br />

v o n Wo l f g a n g He i n z e l<br />

Zuvor hatte sie die aktuelle Tarifsituation<br />

skizziert, die durch die<br />

Forderung der Verleger nach de facto<br />

25 Prozent Gehaltskürzung für alle<br />

Neuanstellungsverträge und nach dem<br />

Wegfall des Urlaubsgelds bei bestehenden<br />

Verträgen geprägt ist. Dies habe<br />

inzwischen zu einigen Neueintritten<br />

beim <strong>DJV</strong> geführt. ■<br />

Kreisversammlung<br />

Schwarzwald/Baar<br />

diskutiert über Situation<br />

bei Südkurier und<br />

Schwarzwälder Boten<br />

V i l l i n g e n - S c h w e n n i n g e n<br />

(26.4.<strong>2011</strong>) – Kolleginnen und<br />

Kollegen des Schwarzwälder Boten<br />

und des Südkurier haben auf der<br />

Kreisversammlung des <strong>DJV</strong>-Verbands<br />

Schwarzwald/Baar darüber<br />

diskutiert, wie sie sich gegen die aktuellen<br />

Zumutungen ihrer Verleger<br />

zur Wehr setzen können.<br />

Der Rat des <strong>DJV</strong> ist dabei eindeutig:<br />

Kein Gewerkschaftsmitglied<br />

soll beim Schwarzwälder Boten<br />

derzeit dem Druck nachgeben und<br />

einen neuen Arbeitsvertrag unterschreiben.<br />

Das verschlechtert im<br />

Moment die persönliche Situation.<br />

Wer nicht unterschreibt, behält die<br />

Rechte aus dem geltenden Tarifvertrag.<br />

<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 31


K U LT U RT I P P S<br />

W<br />

as treibt Journalisten an, die über<br />

„die Welt im Ausnahmezustand<br />

berichten“? Welche Eigenschaften<br />

braucht der Beruf des Kriegsberichterstatters?<br />

Gibt es Vorbereitungen für Journalisten,<br />

die über einen Kriseneinsatz<br />

schreiben wollen? Solche Fragen beantwortet<br />

das Buch „Die Vorkämpfer“, das<br />

auf einer Studie aufbaut, deren Ausgangspunkt<br />

der 11. September war. Die<br />

Autoren sprachen mit 17 krisenerfahrenen<br />

Journalisten, unter anderem mit<br />

Christoph Maria Fröder, Matthias<br />

Gebauer, der Spiegel-Mitarbeiterin Susanne<br />

Koelbl und den durch den Irak-<br />

Krieg bekannt gewordenen Einzelkämpfer<br />

Stephan Kloss.<br />

Die Interviews wurden thematisch ausgewertet<br />

und mit Zitaten illustriert, im<br />

Wortlaut gibt es sie leider nicht zu lesen.<br />

Das Buch stellt zum einen die Akteure<br />

der Berichterstattung, mit ihren ganz unterschiedlichen<br />

Motiven vor. So spricht<br />

Gerhard Kromschröder davon, „die Welt<br />

ein bisschen verändern und besser<br />

machen zu können.“ Antonia Rados vergleichsweise<br />

banale Motivation war es<br />

hingegen, es „den Männern mal zu<br />

zeigen“. Zu rein altruistischen Vorstellungen<br />

gesellen sich Reiselust und die<br />

Hoffnung auf einen Karrieresprung nach<br />

der Rückkehr von einem spektakulären<br />

Auslandseinsatz.<br />

Auch Glanz und Elend des Daseins als<br />

Berichterstatter an vorderster Front<br />

kommen zur Sprache. Zum einen werden<br />

diese Reporter oftmals als Helden bewundert,<br />

was der persönlichen Wertschätzung<br />

natürlich gut tut. Auf der<br />

Schattenseite jedoch stehen im Kriseneinsatz<br />

nicht selten erlittene Traumata,<br />

steht ein unter Kriegs- und Krisenberichterstattern<br />

verbreiteter Alkoholis-<br />

32 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />

Die schreibende Truppe<br />

D a s B u c h „ D i e Vo r k ä m p f e r “ i s t e i n e l e s e n s w e r t e S t u d i e ü b e r Jo u r n a l i s t e n<br />

i n K r i s e n - u n d K r i e g s g e b i e t e n<br />

v o n Pa s c a l C a m e s<br />

mus. Auch hat so mancher Kollege mit<br />

Scham zu kämpfen, ein Gefühl, das<br />

häufig durch die verordnete Rolle des<br />

objektiven Beobachters von Konfliktsituationen<br />

und menschlichen Katastrophen<br />

entsteht: Wer objektiv ist,<br />

kann nicht Partei ergreifen und helfen.<br />

Einen Verwundeten zu interviewen ist<br />

etwas anderes, als ihn zu verarzten.<br />

In aller Regel verlassen die Reporter<br />

wieder das Land, dessen Not sie für<br />

die Welt dokumentiert haben und<br />

lassen Menschen zurück, die ihnen<br />

nahe stehen.<br />

Das Buch thematisiert schließlich noch<br />

die Vorbereitung der Journalisten auf<br />

den Einsatz, erläutert Redaktionsabläufe,<br />

und gibt einen Überblick über die<br />

Geschichte des Kriegs- und Krisenjournalismus,<br />

von den „goldenen Zeiten“ in<br />

Vietnam, wo Reporter alle Freiheiten<br />

hatten, bis zum Embedded Journalism,<br />

mit vertragsgebundenen Journalisten als<br />

Teil der kämpfenden Truppe.<br />

Desillusionierend ist die Abhängigkeit<br />

der Weltöffentlichkeit von redaktionellen<br />

Entscheidungen: Krisen dauern stets<br />

länger, als die Medien vor Ort sind. Und<br />

Vielseitig<br />

interessiert:<br />

Pascal Cames<br />

Texter und<br />

Journalist<br />

wenn, wie beim blutigen Bürgerkrieg<br />

im Kongo, keine Reporter vor Ort sind,<br />

dann findet das Sterben halt unter<br />

Ausschluss der Weltöffentlichkeit statt.<br />

Dass dieser Krieg die höchste<br />

Sterblichkeitsrate aller Kriege nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg hatte,<br />

interessiert dann nur<br />

einige wenige Spezialisten.<br />

„Die Vorkämpfer“<br />

ist eine sachliche Analyse,<br />

erhellend, lesenswert<br />

und notwendig.<br />

Stephan Weichert / Leif<br />

Kramp: Die Vorkämpfer,<br />

253 Seiten, Herbert<br />

von Halem Verlag, Köln.<br />

22 Euro. ■


Seminarkalender <strong>2011</strong><br />

JULI OKTOBER<br />

04.07.<strong>2011</strong><br />

Freiberufler im Journalismus<br />

Themen, Tipps und Trends<br />

zur erfolgreichen Selbstständigkeit<br />

06.-07.07.<strong>2011</strong><br />

Kommunikation 2.0: Social Media<br />

Blogs, Facebook, Twitter & Co.<br />

12.-13.07.<strong>2011</strong><br />

Wörter wirken – Sätze erst recht<br />

Kreatives Schreiben – Die Schreibwerkstatt<br />

SEPTEMBER<br />

12.-16.09.<strong>2011</strong><br />

42. Zeitschriftenseminar für Volontäre<br />

und Seiteneinsteiger (I)<br />

20.-21.09.<strong>2011</strong><br />

Schreiben fürs Web – Das Basistraining<br />

26.-28.09.<strong>2011</strong><br />

Pressearbeit in einem Unternehmen<br />

OKTOBER<br />

05.10.<strong>2011</strong><br />

Das ABC des Presserechts für Printund<br />

Onlinejournalisten<br />

J A S E M I N A R E<br />

10.-14.10.<strong>2011</strong><br />

42. Zeitschriftenseminar für Volontäre<br />

und Seiteneinsteiger (II)<br />

17.-21.10.<strong>2011</strong><br />

Kommunikation –<br />

7. Grundlagenseminar für Volontäre<br />

in Pressestellen (I)<br />

NOVEMBER<br />

14.-18.11.<strong>2011</strong><br />

42. Zeitschriftenseminar für Volontäre<br />

und Seiteneinsteiger (III)<br />

21.-25.11.<strong>2011</strong><br />

Kommunikation –<br />

7. Grundlagenseminar für Volontäre<br />

in Pressestellen (II)<br />

DEZEMBER<br />

05.-09.12.<strong>2011</strong><br />

42. Zeitschriftenseminar für Volontäre<br />

und Seiteinsteiger (IV)<br />

12.-16.12.<strong>2011</strong><br />

Kommunikation –<br />

7. Grundlagenseminar für Volontäre<br />

in Pressestellen (III)<br />

<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 33


J A - S E M I N A R E<br />

Freiberufler im Journalismus<br />

- Themen, Tipps und Trends zur<br />

erfolgreichen Selbstständigkeit<br />

Das Seminar richtet sich nicht nur an<br />

Freie ohne längere Berufserfahrung,<br />

sondern vor allem auch an Journalisten,<br />

die ihre Festanstellung verloren oder bewusst<br />

die Redakteursstelle verlassen<br />

haben. Die Themen sind u. a. Finanzen –<br />

Einkommen, Steuern, Versicherungen,<br />

Vermarktung – Profil, Marketing,<br />

Geschäftsideen, Konzept für die<br />

Existenzgründung<br />

Termin/Ort: 04. Juli <strong>2011</strong>, Stuttgart<br />

Seminargebühr: 190 Euro<br />

Kommunikation 2.0 – Social Media<br />

Blogs, Twitter, Facebook & Co.<br />

Soziale Medien sind in der Mitte der<br />

Gesellschaft angekommen. Unser Workshop<br />

bietet einen Überblick über die<br />

Medienangebote im Netz zwischen Hype<br />

und Haltbarkeit: Twittern, Podcasten,<br />

Bloggen – Wikis, Slideshows, Newsservices:<br />

Cartoon-Casts, das ganze Netz-<br />

Portfolio von Facebook bis Youtube. Die<br />

Teilnehmer lernen die gängigen Kommunikationsstrategien<br />

in sozialen Netzwerken<br />

kennen und entwickeln Ansätze<br />

für eine Web 2.0-Strategie mit unterschiedlichen<br />

Kanälen und Medienproduktionen.<br />

Trainiert werden grundlegende<br />

Produktionstechniken für Web 2.0<br />

- Medienprodukte und die Verlinkung<br />

der bespielten Web 2.0 - Kanäle.<br />

Termin/Ort: 06. und 07. Juli <strong>2011</strong>,<br />

Stuttgart, Seminargebühr: 380 Euro<br />

Wörter wirken, Sätze erst recht<br />

Die Schreibwerkstatt –<br />

Kreatives Schreiben<br />

Der Umgang mit der Sprache ist häufig<br />

oberflächlich, lieblos oder gar schludrich.<br />

Dabei sollte sie nicht nur als journalistisches<br />

Handwerkzeug pfleglich behandelt<br />

werden. Sprache und ihre Wirkung wird<br />

anhand von Fallbeispielen analysiert und<br />

in praktischen Übungen trainieren die<br />

Teilnehmer einen verständlichen und<br />

guten Stil. Es wird das Sprachgefühl und<br />

die Kreativität ebenso gefördert, wie die<br />

Lust am Schreiben.<br />

Termin/Ort: 12. bis 13. Juli <strong>2011</strong>,<br />

Stuttgart, Seminargebühr: 380 Euro<br />

42. Zeitschriftenseminar für<br />

Volontäre und Seiteneinsteiger<br />

Gemeinschaftsveranstaltungen mit dem<br />

Südwestdeutschen Zeitschriftenverleger-<br />

Verband e.V. Das Grundlagenseminar<br />

richtet sich an Volontäre im ersten<br />

Berufsjahr sowie an Seiteneinsteiger in<br />

34 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />

Zeitschriftenverlagen, die ihre journalistische<br />

Arbeitsweise professionalisieren<br />

möchten. Journalistische Darstellungsformen<br />

wie Nachricht, Bericht, Interview,<br />

Reportage, Kommentar usw. vermitteln<br />

Referenten aus der Praxis. Ebenso<br />

werden Themen wie Redigieren, Layout,<br />

Überschriften, Foto, Bildtext,<br />

Internet, Social Media, Medienrecht und<br />

Heftplanung behandelt.<br />

Das Seminar ist als Bildungsmaßnahme<br />

im Sinne von § 8 des Tarifvertrags über<br />

das Redaktionsvolontariat an Zeitschriften<br />

anerkannt. Die Kursdauer<br />

beträgt vier Wochen. Um insbesondere<br />

Teilnehmern aus kleineren Redaktionen<br />

eine Freistellung zu erleichtern, ist das<br />

Seminar in vier Programmblöcke von<br />

jeweils einer Woche Dauer gegliedert, die<br />

sich über einen Zeitraum von vier<br />

Monaten erstrecken.<br />

Termin/Ort:<br />

September bis Dezember <strong>2011</strong>, Stuttgart<br />

Seminargebühr: 1.850 Euro für<br />

Mitglieder des <strong>DJV</strong> oder SZV und<br />

2.120 Euro für Nichtmitglieder<br />

Schreiben fürs Web – Das Basistraining<br />

Online-Journalismus wird ganz wesentlich<br />

durch die Struktur des Hyperlinks<br />

geprägt. Das setzt nicht nur portioniertes<br />

Schreiben voraus, sondern insgesamt<br />

eine vernetzte Textstruktur, die auf Audio-<br />

und Videoangebote zugeschnitten<br />

sein muss. Um trimediale Arbeitsweisen<br />

und ihre Umsetzung kommt deshalb<br />

niemand mehr herum. Sie werden in<br />

diesem Training vorgestellt und an<br />

Beispielfällen eingeübt. Die Themen sind<br />

u.a. Journalistische Stilformen für das<br />

Web, Schreiben für trimediale Angebote<br />

im Internet, Textsorten und ihre multimediale<br />

Positionierung, Nachrichten,<br />

Berichte, Netzreportagen und Texte für<br />

das Web-Cast.<br />

Termin/Ort: 20. bis 21. September <strong>2011</strong>,<br />

Stuttgart, Seminargebühr: 380 Euro<br />

Pressearbeit in einem Unternehmen<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in<br />

Pressestellen sind aufgrund der<br />

zunehmenden Medienvielfalt und der<br />

Konkurrenz der Medien untereinander<br />

immer höheren Anforderungen ausgesetzt.<br />

Komplexe Sachverhalte müssen in<br />

kurzer Zeit oftmals nicht-sachkundigen<br />

Journalisten vermittelt werden. Die<br />

Funktion des Pressesprechers richtig ausfüllen,<br />

kann nur jemand, der das<br />

Handwerkszeug für systematische Informationspolitik<br />

erworben hat. Ein<br />

weiterer wichtiger Themenkomplex wird<br />

das Medienrecht für die Praxis des<br />

Öffentlichkeitsarbeiters sein.<br />

Termin/Ort: 26. bis 28. September <strong>2011</strong>,<br />

Stuttgart, Seminargebühr: 570 Euro<br />

Medienrecht für die Praxis<br />

Das ABC des Presserechts für<br />

Print- und Onlinejournalisten<br />

Das Fachseminar informiert über den<br />

Rechtsrahmen für Journalistinnen und<br />

Journalisten bei Print- und Onlinemedien.<br />

Täglich haben Journalistinnen und<br />

Journalisten mit medien- und urheberrechtlichen<br />

Fragen zu tun, die im Seminar<br />

besprochen werden können.<br />

Termin/Ort: 05. Oktober <strong>2011</strong>, Stuttgart<br />

Seminargebühr: 190 Euro<br />

Kommunikation – 7. Grundlagen<br />

Seminar für Volontäre in Pressestellen<br />

Dieses dreiwöchige Seminar wendet sich<br />

an Volontäre in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,<br />

die das Pflichtprogramm<br />

von Pressemeldung bis Pressekonferenz<br />

beherrschen möchten und für<br />

die Kür der Pressearbeit – Kompetenz im<br />

Interview und vor der Kamera – ebenfalls<br />

fit sein müssen. In praktischen Übungen<br />

wird die rhetorische Kommunikation als<br />

Schlüsselqualifikation für die Gesprächsfähigkeit<br />

trainiert, die Teilnehmer erproben<br />

den Alltag eines Pressesprechers,<br />

wobei auch kritische Situationen gemeistert<br />

und rechtliche Tücken behandelt<br />

werden. In einer Schreibwerkstatt<br />

erhalten die Seminarteilnehmer das<br />

tägliche stilistische Handwerkzeug<br />

sowohl für Print- als auch für Online-<br />

Medien. Die Themen interne Kommunikation,<br />

Heftplanung, Medienlandschaft,<br />

der Umgang mit Journalisten,<br />

die Zusammenarbeit mit Agenturen,<br />

Fotografieren, crossmediale Arbeitsweisen<br />

und neue Medienformen im<br />

Internet ergänzen das Angebot.<br />

Termine/Ort:<br />

17. bis 21. Oktober <strong>2011</strong> (Teil I),<br />

21. bis 25. November <strong>2011</strong> (Teil II),<br />

12. bis 16. Dezember <strong>2011</strong> (Teil III),<br />

Stuttgart, Seminargebühr: 2.550 Euro<br />

Journalisten-Akademie<br />

Bildungsverein des <strong>DJV</strong><br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Seminarleitung:<br />

Heidrun-Ute Geibel, Dipl.-Journ.<br />

Telefon 0711-222 49 54-60<br />

Telefax 0711-222 49 54-44<br />

e-mail: akademie@djv-bw.de<br />

Internet: www.djv-bw.de


Wir gratulieren<br />

In den 90ern<br />

Helmut Acker 02.05. (91 Jahre)<br />

Edwin Konnerth 02.06. (92 Jahre)<br />

Thomas Günther 03.07. (90 Jahre)<br />

In den 80ern<br />

Eike Reuter 16.04. (89 Jahre)<br />

Wolfgang Geigges 01.05. (82 Jahre)<br />

Walter Storto 06.05. (80 Jahre)<br />

Isolde Neidlein 08.05. (86 Jahre)<br />

Günter Wölbert (09.05.) 86 Jahre<br />

Hermann Grupp 13.05. (82 Jahre)<br />

Johann Meissmer 20.05. (80 Jahre)<br />

Joachim Hess 22.05. (80 Jahre)<br />

Werner Häusler 26.05. (86 Jahre)<br />

Michael Schnieber 31.05. (83 Jahre)<br />

Roland Hellmann 03.07. (80 Jahre)<br />

Franz Schuttack 04.07. (89 Jahre)<br />

Wolfgang D. Zöllner 08.07. (85 Jahre)<br />

Walter Neusch 15.07. (84 Jahre)<br />

Wolfgang Deike 27.07. (81 Jahre)<br />

Impressum<br />

Nr. 2/<strong>2011</strong>, 26. Jahrgang, ISSN 0946-9303<br />

Herausgeber:<br />

Deutscher Journalisten-Verband, Landesverband <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e.V. (<strong>DJV</strong>),<br />

Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten (Landesvorstand)<br />

V.I.S.D.P.: Thomas Godawa<br />

Redaktion: Robert Bergmann, Pia Grund-Ludwig, Rudi Doster, Dr. Susann Mathis<br />

Autoren: Achim Beckedorf, Robert Bergmann, Sascha Bickel, Pascal Cames, Jan Cerny, Karl Geibel, Dieter E. Gellermann,<br />

Pia Grund-Ludwig, Wolfgang Heinzel, Doris Löffler, Susann Mathis, Verena Mayer, Ulrich Spitzmüller<br />

Fotografen: Robert Bergmann, Sascha Bickel, Siegfried Dannecker, Pia Grund-Ludwig, Jochen Härtel, Rolf Schmitt,<br />

Franziska Kraufmann, Doris Löffler, Martin Himmelheber, Joachim E. Röttgers, Gerhard Vohs<br />

Titelbild: Jochen Härtel, Susann Mathis<br />

Herstellung: medialink GmbH, Stuttgart<br />

Nächste <strong>Ausgabe</strong>: 3/<strong>2011</strong> • Redaktionsschluss: 1. September <strong>2011</strong><br />

<strong>DJV</strong>-Landesgeschäftsstelle:<br />

Hausanschrift: Herdweg 63, 70174 Stuttgart · Postanschrift: Postfach 15 01 24, 70075 Stuttgart<br />

Telefon: 0711-222 49 54-0, Fax: 0711-222 49 54-44 · Internet: www.djv-bw.de, e-Mail: info@djv-bw.de<br />

Änderung der Zustelladresse bitte direkt an die Geschäftsstelle des <strong>DJV</strong>-Landesverbandes <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />

Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Der <strong>DJV</strong>-<strong>Blickpunkt</strong> erscheint vierteljährlich.<br />

Einzelpreis: € 3,–, Abo-Preis jährlich: € 10,–, Auflage: 4.500<br />

Anzeigen: Edith Graf<br />

75 Jahre<br />

Hans Jörg Schulz 05.05.<br />

Rudolf Beuerlein 25.05.<br />

Hans-Dieter Roth 22.06.<br />

Richard Reichenbach 29.07.<br />

70 Jahre<br />

Karl Geibel 03.04.<br />

Ulrike Tobisch-Kohlbecker 10.04.<br />

Horst Böhland 22.04.<br />

Günter Maier 27.04.<br />

Hannelore Gadatsch 01.05.<br />

Hans-Georg Joepgen 14.05.<br />

Horst Donner 02.06.<br />

Walter Bronner 03.06.<br />

Reiner W. Schlebach 05.06.<br />

Hans Reinhard 08.06.<br />

Gunter Ehni 12.06.<br />

Wilhelm Junesch 14.06.<br />

Irmgard Wehner 20.06.<br />

65 Jahre<br />

Dieter J. Manz 23.04.<br />

Rainer Simon 14.05.<br />

Helmut Kücherer 20.05.<br />

Sybille Schurr 04.06.<br />

Wolfgang Rüter 08.06.<br />

Heide Ilka Weber 08.06.<br />

Hermann Hägele 14.06.<br />

Wolfgang Gitzinger 12.07.<br />

Hans-Jürgen Siedeck 24.07.<br />

60 Jahre<br />

Christa Hermann 12.04.<br />

Michael A. Schwilk 18.04.<br />

Bruno Kohlmeyer 23.04.<br />

Dr. Willi Steul 28.04.<br />

Wilfried Falk 01.05.<br />

Hans-Jürgen Matuschek 04.05.<br />

Bernd Seeger 07.05.<br />

Adelinde Schwegler 20.05.<br />

Barbara Dickmann 24.05.<br />

Wolfgang Rupp 11.06.<br />

Egbert Dreher 15.07.<br />

Hartmut Suckow 22.07.<br />

Dorothea Keuler 28.07.<br />

Hans-Martin Schempp 28.07.<br />

Anzeigenverwaltung: medialink GmbH · Nesenbachstr. 48 · 70178 Stuttgart · Tel.: 0711-2 26 32 16 · mail@medialink-info.de<br />

<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 35

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