Blickpunkt Ausgabe 2-2011 - DJV Baden-Württemberg
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A<br />
Ab 1. Juli <strong>2011</strong> gibt es 2 Prozent<br />
mehr für Feste und Freie im SWR,<br />
ab 1. April 2012 noch einmal 2,1% für<br />
Feste und 2,0% für Freie; für die drei<br />
Leermonate April bis Juni <strong>2011</strong> eine<br />
Sonderzahlung im Juli zwischen 410 und<br />
480 Euro. Mit dem Abschluss ist auch die<br />
Entgeltfortzahlung für Freie endgültig<br />
gesichert. Der SWR hatte von den Gewerkschaften<br />
eine Kompensation dieser<br />
Kosten bei der Tarifrunde gefordert. Die<br />
ist erfolgt. Umso ärgerlicher, dass der<br />
Sender jetzt ankündigt, die Erhöhungen<br />
nur auf die Mindesthonorare der Freien<br />
anzuwenden. Jetzt muss nachverhandelt<br />
werden.<br />
Tarifverhandlung auf<br />
mehreren Feldern<br />
Die gut drei Stunden am Mittwochnachmittag,<br />
25. Mai <strong>2011</strong>, hatten es<br />
in sich. Denn es ging nicht nur um einen<br />
Gehalts- bzw. Honorarabschluss für die<br />
3.650 Festen und rund 1.800 12a-Freien<br />
des SWR in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> und<br />
Rheinland-Pfalz. Der SWR verlangte<br />
auch, dieser Abschluss müsse gleichzeitig<br />
einen finanziellen Ausgleich schaffen<br />
für die vom SWR getragene anteilige<br />
„Lohnfortzahlung im Krankheitsfall“<br />
für die Freien. Und zwar auf Dauer. Diese<br />
Kompensation entspricht etwa einem<br />
Prozent Honorarerhöhung bei den<br />
Freien – dieses eine Prozent könnte der<br />
SWR also von der Honorarerhöhung der<br />
Freien abziehen und als Ausgleich einbehalten.<br />
Ohne Kompensation, so machte<br />
der SWR gleich klar, würde er aus dem<br />
„Lohnersatz im Krankheitsfall“ aussteigen<br />
– ein ARD-weit vorbildlicher<br />
Weg der Absicherung der Freien bei<br />
Krankheit wäre gescheitert.<br />
Es steht viel auf dem Spiel<br />
Den Weg, auf einen Teil der Honorarerhöhung<br />
zu verzichten, um damit ihren<br />
„Lohnersatz im Krankheitsfall“ zu erhal-<br />
ten, hatten die SWR-Freien in einer landesweiten<br />
<strong>DJV</strong>-Umfrage im Herbst 2010<br />
vorgegeben. Für die anderen Varianten<br />
als Kompensation (Wegfall der jährlichen<br />
Einmalzahlung für Freie, oder eine<br />
Karenzzeit von 2, 3, oder sogar 5 Tagen<br />
pro Krankheit) gab es weniger Zustimmung.<br />
Ein klarer Auftrag für die <strong>DJV</strong>-<br />
Verhandlungskommission. Das hätte aber<br />
wesentlich geringere Honorarerhöhungen<br />
für die Freien zur Folge gehabt.<br />
Kreative Lösungen sind gefragt<br />
In der ersten Verhandlungsrunde Mitte<br />
April <strong>2011</strong> hatten deshalb die Gewerkschaften<br />
<strong>DJV</strong> und Verdi dem SWR<br />
vorgeschlagen, die im Tarifvertrag der<br />
Länder enthaltene „strukturelle Lohnkomponente“<br />
von 0,2% für alle<br />
Beschäftigten in die Kompensation der<br />
Lohnfortzahlung für die Freien mit<br />
einzubringen. Traditionell orientiert sich<br />
der SWR am Tarifvertrag der Länder.<br />
Diese Idee nahm der SWR auf und legte<br />
bei der Tarifrunde am 25. Mai ein Angebot<br />
vor, das die Gewerkschaftsvorschläge<br />
einschließt. Das Ziel: den Freien eine<br />
angemessene Honorarerhöhung zu erhalten,<br />
gleichzeitig dem SWR aber einen<br />
vollen Ausgleich für die anteilige „Lohnfortzahlung<br />
der Freien im Krankheitsfall“<br />
zu sichern. Und es gelang mit einer<br />
pragmatischen Lösung.<br />
Am Ende eine Kompensation<br />
mit mehreren Bausteinen<br />
❍ nur <strong>2011</strong> keine „jährliche Einmalzahlung“<br />
für Freie – ab 2012 wieder<br />
dauerhaft;<br />
❍ <strong>2011</strong> die gleiche Lohnerhöhung wie<br />
die Festen (2,0%) – nur 2012 eine um<br />
0,1% geringere (2,1% bei Festen, 2,0% bei<br />
Freien);<br />
❍ für April bis Juni ´11 Sonderzahlung<br />
von 480 € für Feste und 410 € für Freie;<br />
❍ 2012 wird die „strukturelle Lohnkomponente“<br />
(= 0,2%) von Freien UND<br />
S W R -TA R I F V E R H A N D LU N G E N<br />
Mehr Geld für SWR-Beschäftigte –<br />
Erfolg mit einem Schönheitsfehler<br />
D i e Ta r i f r u n d e a m 2 5 . M a i 2 011 b r a c h t e d e n D u r c h b r u c h<br />
v o n A c h i m B e c k e d o r f<br />
Festen verwendet für den „Lohnersatz<br />
der Freien im Krankheitsfall“ – eine einmalige<br />
Solidarität der Festen im SWR!<br />
Dieser Abschluss ist ein Erfolg<br />
für die Festen:<br />
❍ eine Gehaltserhöhung über dem<br />
Öffentlichen Dienst;<br />
❍ eine Sonderzahlung über der Inflationsrate<br />
als Ausgleich für April bis Juni<br />
<strong>2011</strong>.<br />
Und ein Erfolg für (fast) alle Freien:<br />
❍ die anteilige „Lohnfortzahlung im<br />
Krankheitsfall“ bleibt erhalten und ist auf<br />
Dauer kompensiert;<br />
❍ die „jährliche Einmalzahlung“ wird<br />
nur <strong>2011</strong> ausgesetzt, kommt ab 2012<br />
wieder.<br />
Verlängerung nötig –<br />
der SWR trübt das Bild eines<br />
fairen Kompromisses<br />
Denn ein Punkt muss auf Druck der Gewerkschaften<br />
nachverhandelt werden:<br />
Der SWR will die Honorar-Erhöhung für<br />
Freie nur auf deren Mindesthonorare anwenden.<br />
Die Folge: Wenn nur ein Euro<br />
über dem Grundhonorar bezahlt wird,<br />
gehen die Freien bei der Erhöhung leer<br />
aus. Jetzt soll nachverhandelt werden,<br />
damit der SWR auch das „effektiv<br />
bezahlte“, über dem Minimum liegende<br />
Honorar, entsprechend der Tarifrunde<br />
anhebt. Es geht in die Verlängerung.<br />
Endgültig wird der Abschluss – wie immer<br />
–, wenn diesem die Gremien der<br />
Gewerkschaften <strong>DJV</strong> und Verdi, und des<br />
SWR zustimmen. Das aber werden erst<br />
die weiteren Tarifgespräche ergeben. ■<br />
Achim Beckedorf<br />
ist Schatzmeister des<br />
<strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
und langjähriger<br />
F e r n s e h re d a k t e u r<br />
beim SWR in Stuttgart.<br />
<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 21