Blickpunkt Ausgabe 2-2011 - DJV Baden-Württemberg

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M E D I E N N A C H R I C H T E N Erste Warnstreiks in Tageszeitungen zeigen große Kampfbereitschaft Warnstreikende in Stuttgart. Foto: DJV Stuttgart (3.5.2011) - Eine enorme Streikbereitschaft bei Redakteurinnen und Redakteuren von Tageszeitungen und arbeitnehmerähnlich Beschäftigten zeigte sich am 3. Mai 2011. In 15 Redaktionen landesweit hatten Kolleginnen und Kollegen die Arbeit niedergelegt. Mehr als 450 waren mit Bus und Bahn nach Stuttgart gekommen und brachten dort zuerst im Literaturhaus und dann auf einem Demonstrationszug durch die Innenstadt ihren Unmut über die Zumutungen der Verleger zum Ausdruck. Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck wächst und bleibt auf Sparkurs Stuttgart (18.4.2011) - Die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck hat das Geschäftsjahr 2010 mit einem Umsatzwachstum von 6,1 Prozent abgeschlossen, der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen lag bei 230 Millionen Euro. Trotz der guten Zahlen fährt das Unternehmen bei der zum Konzern gehörenden Tageszeitung Südkurier weiter einen Sparkurs. Zwar wurde der Gesamtpersonalbestand bei etwa 550 Mitarbeitern gehalten. Zum 1. Januar 2011 hat der Südkurier aber die Tarifbindung verlassen und wechselt in die sogenannte OT-Mitgliedschaft. Umfrage zur Lage der freien Journalistinnen und Journalisten beim Rundfunk Berlin (15. 4. 2011) - DJV und ver.di bitten alle Freien an Rundfunkanstalten, sich an einer Umfrage zu ihrer Vergütungssituation zu beteiligen. Hintergrund: Die Rundfunkanstalten streben in den anstehenden Verhandlungen über M E DI E NPRODU K TION AUS E I N E M GUSS WE RBU NG DRUCKSACHEN A-Z I NTE RN ET M U LTI M E DIA > Beratung > Konzeption > Idee > Kreation > Marketingstrategie > Corporate Design > Branding > Logoentwicklung > Bildcomposings > Retuschen > Layout > Illustrationen > 3D-Visualisierung 24 DJV Blickpunkt 2/2011 > Anzeigen > Briefbögen > Visitenkarten > Rechnungen > Formulare > Flyer > Broschüren > Kataloge > Preislisten > Magazine > Prospekte > Poster > Plakate > Megabanner > Konzeption > Webdesign > Programmierung > Datenbanken > Shop-Lösungen > CMS-Lösungen > Video-Integration > Flashanimationen > 360° Panorama-Bilder > Administration/Pflege > Hosting DEKOVISION®- Lösungen: > Schaufenster > Innenbereich > Messen > Veranstaltungen > Infoterminals > Promotion > Info-Displays > Videoboard Anwendungen: > Visualisierung > Infotainment > Präsentationen die Urheberrechtstarifverträge für Freie einen grundlegenden Wechsel im Vergütungssystem an: An die Stelle von Übernahme- und Wiederholungsvergütungen sollen Zahlungen für zeitlich begrenzte Lizenzen treten. Um solchen Versuchen begegnen zu können, brauchen DJV und ver.di einen Überblick über die derzeitigen tatsächlichen Verhältnisse hinsichtlich der Honorarsummen und deren Aufteilung. Deswegen sind alle Freien, insbesondere die des SWR und des WDR, eingeladen, sich an der anonymen Umfrage http://umfrage.urheber.info zu beteiligen. Protestaktionen zeigen Kampfbereitschaft in der Tarifauseinandersetzung Stuttgart (11.4.2011) - An ihrer Entschlossenheit für den Erhalt des Journalistenberufs und der redaktionellen Arbeitsplätze einzustehen ließen über 70 Journalistinnen und Journalisten aus Baden-Württemberg in Ulm keinen Zweifel. Aus dem ganzen Bundesland waren sie zu einer gemeinsamen Demonstration von DJV und ver.di nach Ulm gekommen. Aktuelle Mediennachrichten unter www.djv-bw.de medialink GmbH Nesenbachstr. 48 70178 Stuttgart Tel. 0711. 2 26 32 16 mail@medialink-info.de www.medialink-info.de
A uf der Mitgliederversammlung des DJV-Kreisverbands Ludwigsburg war Jan Mönikes, Ludwigsburger Anwalt und Verteidiger von Jörg Tauss, eingeladen, um über den feinen Unterschied zwischen dem „Bericht über einen Verdacht“ und die „Öffentlichkeitsarbeit für eine Verdächtigung“ zu referieren. Im Anschluss antwortete er auf die Fragen der Journalistinnen und Journalisten und stand für ein Interview zur Verfügung. Die Fragen stellte Verena Mayer. DJV Ludwigsburg: Herr Mönikes, Sie verdienen Ihr Geld mit Mandanten, die sich gegen ihre Darstellung in den Medien wehren. Sind Journalisten Ihre liebsten Feinde? Jan Mönikes: Nein, meine Arbeit richtet sich nicht gegen Journalisten. Es geht bei meiner Tätigkeit lediglich darum, die Verbreitung von rechtswidrigen, falschen und schädlichen Falschmeldungen zu verhindern, die die Persönlichkeitsrechte meiner Mandanten beschädigen. Da solche Meldungen weder im Interesse des Betroffenen, aber auch nicht der Allgemeinheit stehen, können sie auch nicht im Interesse eines verantwortlichen Journalismus stehen. Daher sind die Kriterien, an denen am Ende die Gerichte ihre Entscheidungen fällen, meist identisch mit den Regeln journalistischer Sorgfalt, wie sie beispielsweise der Deutsche Presserat kodifiziert hat. DJV Ludwigsburg: Das Internet verändert die Arbeit von Journalisten rasant und in teilweise unvorstellbarer Weise. Gilt das auch für Ihre Arbeit? Jan Mönikes: Ja, denn durch das Internet „versendet“ sich nichts mehr. Früher war es den Betroffenen möglich, bei problematischen Veröffentlichungen einfach erst einmal ruhig zu bleiben und abzuwarten, ob denn ein falscher Bericht überhaupt Schaden verursacht. Blieb es einige Tage ruhig, wusste man, dass es nicht nötig ist, dagegen vorzugehen. Heute aber bleibt nahezu jede Nachricht im „digitalen Gedächtnis“ und verschwindet auch nach Jahren nicht aus dem Internet. Durch die Suchmaschinen tauchen selbst krasse Falschmeldungen immer wieder auf, als wären sie erst gerade veröffentlicht und werden damit auch für einen Journalisten bei seiner Recherche wieder aktuell. Daher muss der Betroffene sich im Internet schon bei potentiell schädlichen Falschmeldungen proaktiv um Korrektur oder Löschung bemühen. Und wenn das nicht klappt, dann muss viel öfter als früher der Anwalt ran. Der hat heute aber nicht nur mit den Profis in den Redaktionen zu kämpfen, sondern auch mit Bloggern oder ganz eigenen, international strukturierten, Angeboten wie Wikipedia. Das erzeugt erheblichen Beratungsbedarf – doch davon leben Anwälte schließlich. DJV Ludwigsburg: Sie können also nicht arbeitslos werden. Wie sieht Ihre Prognose für unseren Job aus? Jan Mönikes: Journalisten müssen ihre Arbeitsweise verändern, wenn sie mit der neuen Konkurrenz zurechtkommen A U S D E N K R E I S E N Kachelmann, Tauss und die Rolle der Journalisten K r e i s v e r b a n d D J V Lu d w i g s b u r g Rechtsanwalt Jan Mönikes, der Verteidiger von Jörg Tauss, antwortet vor dem Gerichtsgebäude auf Journalistenfragen. Foto: Rolf Schmitt wollen: Mehr kluge Analyse und exklusive Recherche, weniger die Verarbeitung des Materials von Nachrichtenagenturen oder die Verbreitung von Pressemitteilungen. Das ist meiner Meinung nach besonders eine Chance gerade für lokale Formate. Auch Lokalzeitungen sollten sich daher meines Erachtens darum bemühen, Abonnenten für qualitativ hochwertigen Journalismus im Internet zu gewinnen. Wie immer, wenn Monopole aufbrechen und man sich im Wettbewerb beweisen muss, sind damit für jeden Einzelnen neue Chancen und Herausforderungen verbunden. DJV Ludwigsburg: Sie haben Jörg Tauss verteidigt, der wegen des Besitzes kinderpornographischer Fotos angeklagt – und verurteilt – worden ist. Aus Ihrer Sicht hätten Medien darüber erst am Ende des Prozesses berichten dürfen, oder? Jan Mönikes: Die meisten Prozessberichterstatter haben sich im Falle Jörg Tauss redlich bemüht, fair und abgewogen zu berichten. Denn die meisten Journalisten bekamen von Anfang an das Gefühl, dass sie hier in einer offensichtlichen Weise regelrecht mit Informationen aus den laufenden Ermittlungen „gefüttert“ wurden. Die Presse reagierte sehr kritisch darauf, dass interessierte Kreise damit eine Vorverurteilung befördern wollten. Das aber darf es aus meiner Sicht nicht geben. Denn aus gutem Grund ist ein Ermittlungsverfahren bei uns kein öffentliches Verfahren, erst der Prozess soll unter den Augen der Öffentlichkeit stattfinden. Dieser Fall ist daher ein Beispiel dafür, warum die Öffentlichkeitsarbeit der Justiz anderen Regeln unterliegen sollte, als die Pressearbeit eines Unternehmens. Ein Journalist soll meines Erachtens auch in Zukunft über einen Verdacht berichten dürfen, die Staatsanwaltschaft aber nicht mehr jede Verdächtigung befördern dürfen. DJV Blickpunkt 2/2011 25
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