Blickpunkt Ausgabe 2-2011 - DJV Baden-Württemberg
Blickpunkt Ausgabe 2-2011 - DJV Baden-Württemberg
Blickpunkt Ausgabe 2-2011 - DJV Baden-Württemberg
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K O L U M N E N T E X T<br />
<strong>Blickpunkt</strong>2/11<br />
Juni <strong>2011</strong> · 26. Jahrgang · ISSN 0946-9303 · E 11168 F<br />
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Paste<br />
Die Texte der Anderen<br />
W W W . D J V - B W . D E
Im Blick<br />
4 Editorial<br />
Feiern im Gegenwind<br />
5 Copy & Paste<br />
Die Texte der Anderen<br />
1 0 Tarifauseinandersetzung<br />
Wutjournalisten tragen Protest auf die Straße<br />
Interview mit Jan Cerny zur <strong>DJV</strong>-Strategie im<br />
aktuellen Arbeitskampf<br />
1 5 25 Jahre <strong>DJV</strong> in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
25 Jahre – und noch immer voller Tatkraft<br />
1 8 Medienpolitik<br />
Mehr Bürgerrechte und weniger Zensur<br />
Grün-Rot will in der Medienpolitik neue<br />
Akzente setzen<br />
2 0 Vergütungsregeln<br />
Neue Vergütungsregeln für Freie:<br />
Nichts geht ohne den Betriebsrat<br />
Ein heiliger Zorn erfasste die Zunft<br />
quer durch alle Medien, als zu<br />
Jahresbeginn herauskam, dass ein<br />
Herr von und zu Guttenberg, damals<br />
noch Verteidigungsminister, seine Doktorarbeit<br />
mit allzu vielen fremden Federn<br />
geschmückt hatte. Seitenweise wurden<br />
Zitate per copy and paste in das umfangreiche<br />
Werk des Adligen eingearbeitet,<br />
aber nicht – wie es sich gehört hätte – als<br />
das Gedankengut anderer ausgewiesen.<br />
Da kann man schon mal wütend werden.<br />
Doch sind, wie die Titelgeschichte und<br />
mancher zeitgleich bekannt gewordene<br />
Vorfall aus südwestdeutschen Redaktionsstuben<br />
zeigen, auch Journalisten<br />
nicht so ganz frei von den Versuchungen<br />
der modernen Abschreiberei.<br />
Vom fehlenden dpa-Hinweis über zusammengestückelte<br />
Reportagen bis hin zu<br />
kompletten, aus überregionalen Leitmedien<br />
übernommenen Editorials reicht<br />
die Spannbreite des Schreibens nach<br />
Guttenbergs Art. Susann Mathis hat<br />
sich mit den unterschiedlichen Aspekten<br />
des Plagiierens unter Journalisten beschäftigt.<br />
Ihr Original ist zu finden auf<br />
Seite 5.<br />
Der <strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> feiert Geburtstag.<br />
Vor genau 25 Jahren wurde der<br />
Landesverband im Südwesten gegründet.<br />
Wie es dazu kam und was seither erreicht<br />
wurde, beschreibt unser Ehrenvorsitzender<br />
Karl Geibel, ein<br />
Mann der ersten Stunde also,<br />
ab Seite 15. So richtig offiziell<br />
gefeiert wird dann ja Anfang<br />
Juli rund um die <strong>DJV</strong>-Geschäftsstelle<br />
im Stuttgarter Herdweg. Wir<br />
vom „<strong>Blickpunkt</strong>“ freuen uns auf viele<br />
Gespräche.<br />
Es sind schwere Zeiten, in denen unser<br />
Landesverband sein Jubiläum begeht.<br />
Immerhin stecken wir mitten in einer<br />
heftigen Tarifauseinandersetzung für Tageszeitungsredakteure<br />
und es ist trotz<br />
zahlreicher Warnstreiks noch nicht so<br />
recht absehbar, wann die Verleger zur<br />
Einsicht gelangen, dass ihre Forderungen<br />
nach einem Tarifwerk II und weiteren<br />
finanziellen Einschnitten einer Unverschämtheit<br />
gleich kommen. Auch diese<br />
<strong>Ausgabe</strong> wird sich dem Thema wieder<br />
ausführlich widmen. Das Editorial unseres<br />
Landesvorsitzenden Thomas Godawa<br />
auf Seite 4 wertet die Forderungen der<br />
Verlegerseite in Zeiten wieder sprudelnder<br />
Verlagsgewinne als „Frechheit“, gegen<br />
die es entschlossen aufzustehen gilt.<br />
Vorstandsmitglied Jan Cerny gibt auf<br />
Seite 10 einen Überblick über die bisherigen<br />
Streikaktionen. Cerny kommt zu<br />
der wenig überraschenden Erkenntnis,<br />
dass auch bei der diesjährigen Tarifaus-<br />
2 1 SWR-Tarifverhandlungen<br />
Mehr Geld für SWR-Beschäftigte –<br />
Erfolg mit einem Schönheitsfehler<br />
2 2 Mediennachrichten<br />
2 5 Aus den Kreisen<br />
– Kachelmann, Tauss und die Rolle der<br />
Journalisten<br />
– Bierbrauen mit Politikern<br />
– Selbstinszenierungen in der Medienwelt<br />
sind gefährlich<br />
– Redakteure im Warnstreik<br />
– Konsum im Netz<br />
– Mit 3-D-Brille im Premiumsitz im Kino<br />
– In der Vernetzung liegt die Chance<br />
3 2 Kulturtipp<br />
3 3 Aus- und Weiterbildung<br />
Journalisten-Akademie – Seminare <strong>2011</strong><br />
3 5 Impressum / Geburtstage<br />
einandersetzung der Südwesten<br />
den Bundesvergleich<br />
nicht zu scheuen<br />
braucht. Inwieweit sich<br />
daraus Forderungen nach<br />
einem Regionalabschluss<br />
ableiten lassen, steht jedoch auf einem<br />
ganz anderen Blatt Papier.<br />
Auch in den Kreisverbänden hat sich<br />
wieder einiges getan in den vergangenen<br />
drei Monaten. Verena Mayer aus Ludwigsburg<br />
führte im Anschluss an ein<br />
Hintergrundgespräch ein Interview mit<br />
dem Tauss-Verteidiger Jan Mönikes.<br />
Seite 25. Über die Teilnahme von Redakteuren<br />
aus dem Main-Tauber und dem<br />
Neckar-Odenwald-Kreis an den diversen<br />
Streikaktionen berichtet Kreisvorsitzender<br />
Sascha Bickel auf Seite 29. Den Tübinger<br />
Medienwissenschaftler Professor<br />
Bernhard Pörksen hatte der Kreisverband<br />
Neckar-Alb zu Gast. Beim Thema<br />
„Inszenierung in der Medienwelt“ gab es<br />
interessante Einblicke in das zum Teil<br />
tragische Wechselspiel zwischen Journalisten<br />
und den durch Casting-Shows<br />
und andere Formate hoch gepushten<br />
Berühmtheiten auf Zeit. Seite 27. Womit<br />
wir wieder bei Herrn Guttenberg und<br />
seinen diversen Brüdern und Schwestern<br />
im Geiste wären.<br />
Robert Bergmann<br />
<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 3
E D I TO R I A L<br />
Feiern im Gegenwind<br />
Am 2. Juli können und wollen wir<br />
das 25-jährige Jubiläum unseres<br />
<strong>DJV</strong>-Landesverbandes <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> feiern, mit einer offiziellen<br />
Feierstunde in der Filderhalle in Leinfelden-Echterdingen<br />
und mit einer<br />
gemütlichen Party rund um die Geschäftsstelle<br />
des <strong>DJV</strong> im Herdweg 63.<br />
Doch wir werden dies tun in schweren<br />
Zeiten, denn wir befinden uns in einer<br />
Tarifauseinandersetzung und zwar für die<br />
Tageszeitungsredakteure. In diesem Tarifkonflikt<br />
wird entscheidend sein, wie groß<br />
unser Durchhaltevermögen ist und wie<br />
diszipliniert wir die Auseinandersetzung<br />
führen. Das Ergebnis wird grundlegende<br />
Bedeutung für den Stellenwert<br />
des Berufsstandes Tageszeitungsredakteur<br />
haben und damit auch, ganz automatisch,<br />
für die freien Journalisten an<br />
Tageszeitungen.<br />
Ich erinnere mich noch an die Zeit vor<br />
25 Jahren, damals Jungredakteur an einer<br />
Lokalzeitung, für die ich heute noch arbeite<br />
– damals organisiert beim SWJV,<br />
dem Südwestdeutschen Journalistenverband.<br />
Vor einem grundlegenden Gewerkschaftstag<br />
hatte man die Mitglieder<br />
befragt, ob man denn künftig Mitglied<br />
der IG Medien sein wolle. Das Ergebnis<br />
der Umfrage zeigte eine deutliche<br />
Mehrheit gegen den Zusammenschluss.<br />
Doch die Delegierten entschieden sich<br />
mehrheitlich anders, was schließlich zur<br />
Geburtsstunde des <strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
führte. Auch ich wechselte damals<br />
ohne Zögern in den neu gegründeten<br />
Landesverband.<br />
Etwas wild war er schon immer der Südwesten,<br />
grundsätzlich demokratisch und<br />
liberal ausgerichtet und das beweist sich<br />
auch wieder in diesen Tagen. Die Kolleginnen<br />
und Kollegen gehen für ihre<br />
Rechte, für den Erhalt ihres Tarifvertrages<br />
und für ihr Berufsbild auf die Straße. Wir<br />
4 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />
wehren uns gegen ein Dumping von<br />
Gehalt und gegen die Verschlechterung<br />
der Arbeitsbedingungen, die wir einmal<br />
erstritten haben. Dieser Tarif allerdings<br />
wurde in den vergangenen zehn Jahren<br />
scheibchenweise angefressen: immer<br />
noch ein bisschen weniger Geld, Urlaub<br />
oder Berufsjahresstaffel. Aber was die Verleger<br />
jetzt fordern ist keine „Reform der<br />
Tarifverträge“, sondern eine Frechheit<br />
unserer Arbeit gegenüber. Nach wie vor<br />
erwirtschaften deutsche Tageszeitungsverlage,<br />
oder besser Konzerne, Renditen<br />
zwischen fünf und zehn Prozent,<br />
einige noch mehr. Uns dann aber zu<br />
erzählen, wir müssten an unserem<br />
Einkommen sparen, um die notleidenden<br />
und verarmten Verlage zu stützen,<br />
ist lächerlich.<br />
Es ist schon sehr traurig zu sehen, dass<br />
auf eine künftige, gut ausgebildete<br />
Generation in den Verlagen kein Wert<br />
mehr gelegt wird und die jungen Menschen<br />
für „‘n Appel und ‘n Ei“ arbeiten<br />
sollen, bei mehr Wochenstunden und<br />
weniger Urlaub. Kein vernünftiger und<br />
gut ausgebildeter Akademiker wird sich<br />
mehr bereit erklären, unter diesen<br />
Bedingungen diesen Beruf auszuüben.<br />
Wir sehen ja jetzt schon deutlich, dass<br />
durch Personalreduzierung Urlaub und<br />
Krankheit nicht mehr abgedeckt sind,<br />
geschweige denn solche sozialen Errungenschaften<br />
wie Elternzeit.<br />
Deshalb gilt es zu kämpfen für den Erhalt<br />
eines „Journalismus, der mehr wert<br />
ist“, und wir haben damit in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
schon sehr gut begonnen. Mehr<br />
denn je sind die Kolleginnen und Kollegen<br />
bereit, sich zu wehren und sich nicht<br />
einfach einen Ring durch die Nase ziehen<br />
zu lassen. Selbst beim Schwarzwälder<br />
Boten in Oberndorf standen erstmals<br />
nach 175 Jahren über 200 Kolleginnen<br />
und Kollegen vor dem Verlagsgebäude<br />
und protestierten für ihre Rechte und<br />
einen fairen Tarifvertrag. So müssen wir<br />
weiter machen, den Schwung beibehalten<br />
und dabei doch alle mitnehmen, die<br />
noch keine Fahrt aufgenommen haben.<br />
Niemand soll abgehängt werden. Denn<br />
diesmal geht es um unser aller Zukunft<br />
bei den Tageszeitungen.<br />
Und Fahrt aufgenommen hat auch<br />
das politische Geschehen in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong>. Nach 57 Jahren CDU-<br />
Vormacht hat es einen Politikwechsel<br />
gegeben hin zu Grün-Rot. Dinge sind in<br />
Fluss geraten, Mehrheiten haben sich verschoben,<br />
der demographische Wandel<br />
macht sich bemerkbar und wir dürfen<br />
gespannt sein, welche anderen Entwicklungen<br />
daraus erwachsen.<br />
In diesem Sinne wollen wir ein<br />
Jubiläum begehen, uns unserer Stärken<br />
bewusst sein, unverzagt und mutig in<br />
die Zukunft schauen. Kämpfen wir<br />
weiter gemeinsam für das, was uns mehr<br />
wert ist.<br />
Thomas Godawa<br />
1. Landesvorsitzender<br />
<strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>
C O P Y & PA S T E<br />
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<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 5
C O P Y & PA S T E<br />
Am Computer „nachgelebte“<br />
Reportagen<br />
Was die Badische Zeitung mit ihrer bis<br />
dahin geschätzten Mitarbeiterin erleben<br />
musste – just zu einem Zeitpunkt, als<br />
man mit angemessenem Entsetzen über<br />
die plagiierte Doktorarbeit des damaligen<br />
Verteidigungsministers berichtete – kann<br />
nicht mehr einem Irrtum zugeschrieben<br />
werden. Wie inzwischen online ausführlich<br />
dokumentiert, hat sich die Journalistin<br />
in mehreren Fällen bereichert,<br />
sie hat jahrelang kopiert, zusammengestückelt<br />
und abgeschrieben, darunter<br />
auch Reportagen aus Leitmedien.<br />
Genauso wie zu Guttenberg wollte sie<br />
nicht zitieren, sondern Urheberin sein.<br />
Dem Deutschlandfunk sagte Thomas<br />
Hauser, Chefredakteur der Badischen<br />
Zeitung: „Es ist schon so eine Geschichte,<br />
wo man merkt, dass so eine schleichende<br />
Enthemmung in einem längerfristigen<br />
Prozess stattgefunden hat. Es ist sicher<br />
auch so, dass dann auch der wachsende<br />
Druck in den Redaktionen mitspielt, dass<br />
dieser Zwang, manchmal halt auch Dinge<br />
schnell machen zu sollen, solche Dinge<br />
begünstigen kann.“<br />
Der ungewohnte Tonfall<br />
bringt es ans Licht<br />
So schrieb zum Beispiel der damalige<br />
Chefredakteur der Pforzheimer Zeitung<br />
in der Jubiläumsausgabe 2009 aus der<br />
Berliner Zeitung ab (immerhin auch aus<br />
deren Jubiläumsausgabe aus dem Jahr<br />
2005). Der Plagiator fand den melancholisch<br />
weisen Brief an den<br />
geheimnisvollen Leser aus dem Jahr 2005<br />
so gelungen, dass er nur minimale Änderungen<br />
vornahm. Doch der Berliner<br />
Artikel war online veröffentlicht. Und er<br />
war so eigen, dass man ihn leicht wiedererkannte.<br />
Irgendjemandem war ein unge-<br />
6 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />
Die Texte der Anderen<br />
Wollte man die Sünden im journalistischen Alltag nach Schwere des Delikts sortieren, so steht eine vergessene Quelle für ein<br />
Zitat am untersten Ende der Skala. Das Plagiat eines ganzen Artikels steht am anderen Ende, beim Tabu.<br />
Dazwischen liegt der weite Horizont von Kunstgriff bis Schwindel, von Blendwerk bis Irreführung, von Zeitdruck bis Arglist.<br />
Aber wo verläuft die Grenze? Abschreiben ist heute einfacher denn je, ergibt aber auch immer weniger Sinn. Man kann sowieso<br />
fast alles online nachlesen. Umso wichtiger, es sein zu lassen. Eine Positionsbestimmung – und ein Plädoyer fürs Selbermachen.<br />
v o n S u s a n n M a t h i s<br />
wohnter Tonfall oder eine außergewöhnliche<br />
Wortwahl aufgefallen. Bei solchen<br />
Symptomen fangen auch die seit Guttenberg<br />
bekannt gewordenen Plagiate-Jäger<br />
an, zu recherchieren. Mit dem Internet ist<br />
dann ein Betrug nachzuweisen. In der<br />
Berliner Pforzheimer Zeitung stand: „Es<br />
sind aufwäendige technische Methoden<br />
entwickelt worden, um herauszufinden,<br />
Dr. Susann Mathis<br />
ist freie Journalistin<br />
und im Redaktionsteam<br />
des <strong>Blickpunkt</strong>.<br />
was den Leser wie lange interessiert. Man<br />
schaut möglichst repräsentativ ausgewählten<br />
Leserexemplaren Leser-Exemplaren<br />
über die Schulter und protokolliert<br />
genau, was sie lesen, welchen Text sie<br />
zu lesen beginnen, wann sie aus dem Text<br />
wieder aussteigen und welchen Text sie<br />
bis zu Ende lesen. Die Testleser bekommen<br />
einen elektronischen Stift in die<br />
Hand, mit dem sie bequem angeben können,<br />
welche Teile der Zeitung sie bis zu<br />
welcher Zeile gelesen haben. Die Informationen<br />
werden dann in die Redaktion<br />
gesendet, wo das Leseverhalten minutiös<br />
ausgewertet wird. Allerdings sind<br />
diese „Einschaltquoten“ interpretationsbedürftig<br />
wie Gleichnisse des Herrn<br />
manche Gleichnisse aus der Bibel.“<br />
Dubiose Verlage initiieren<br />
zum Plagiieren<br />
„Das ist kein Kavaliersdelikt, das man<br />
einfach durch Zeitdruck entschuldigen<br />
kann. Beim Plagiat handelt es sich ganz<br />
einfach um Diebstahl“, sagt Peter<br />
Welchering. Der freie Journalist aus<br />
Stuttgart bringt seit Mai <strong>2011</strong>, gemeinsam<br />
mit anderen freien Kolleginnen und<br />
Kollegen, die Zeitschrift Digital heraus.<br />
Nach seiner Erfahrung handelt es sich<br />
bei Plagiaten in den wenigsten Fällen um<br />
die Journalisten selbst, die die Initiative<br />
ergreifen. Viel häufiger sind es dubiose<br />
Verlage, die von ihren Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern verlangen, für eine<br />
günstige Produktion doch mal auf schon<br />
fertiges Material zuzugreifen.<br />
Noch dazu ist dieses Material immer<br />
leichter zu bekommen: Seitdem immer<br />
mehr, auch öffentlich-rechtliche, Sender<br />
Fotos und Mitschnitte online zur Verfügung<br />
stellen, können ganze Dateien,<br />
jpgs und mp3s, einfach heruntergeladen<br />
werden. Sich zu wehren, ist mühsam und<br />
zuweilen kostspielig. Welchering<br />
beschreibt den Aufwand: „Wird ein Journalist<br />
plagiiert, so ist er wirtschaftlich<br />
geschädigt und muss zivilrechtlich gegen<br />
den Verlag vorgehen. Zunächst bittet<br />
man den Verlag, dieses Vorgehen zu unterlassen,<br />
und wenn er darauf nicht<br />
reagiert, heißt der nächste Schritt “einstweilige<br />
Verfügung“. Hier fangen die<br />
Kosten an. Die Gegenseite wird versuchen,<br />
den Streitwert hochzutreiben,<br />
das wiederum treibt die Gerichtsgebühren<br />
nach oben. Gleichzeitig muss<br />
man das Plagiat nachweisen, das heißt die<br />
eigenen Bilddateien mit Wasserzeichen<br />
und das vom Plagiator publizierte<br />
Material, die eigenen Texte und die vom<br />
Plagiator veröffentlichten – belegt z.B.<br />
durch screenshots mit Prüfnummer –<br />
beim Gericht hinterlegen.“ Welchering<br />
hat das durchgezogen, das zeitraubende<br />
Verfahren endete mit einem Vergleich.<br />
Trotzdem rät er: „Kollegen sollten unbedingt<br />
verfolgen, ob und wie und von<br />
wem sie plagiiert werden.“ Er selber publiziert<br />
seine Fotos und Audios mit einem<br />
digitalen Wasserzeichen, wenn das technisch<br />
funktioniert, um das Plagiat zu erschweren<br />
und empfiehlt das auch allen
anderen. Solch ein digitales Wasserzeichen<br />
ist ein charakteristisches<br />
Rauschen, das in die Datei als Bitfolge<br />
eingebettet wird. Bei Text allerdings<br />
nützt ein Wasserzeichen nichts.<br />
Aber manche Formulierungen<br />
und Geschichten sind so gut wie<br />
Wasserzeichen<br />
Auch Kai Schächtele, freier Journalist<br />
aus Berlin und Vorsitzender der Freischreiber,<br />
ist nicht einfach zur Tagesordnung<br />
übergegangen, nachdem er seinen<br />
Text im Internet wiederfand: Im April<br />
2008 erschien sein Buch “Immer wieder<br />
nimmer wieder – Vom Schicksal des<br />
österreichischen Fußballs“ bei Kiepenheuer<br />
& Witsch, das er gemeinsam mit<br />
dem österreichischen Kollegen Stefan<br />
Adrian geschrieben hat. Im Focus und<br />
auf Focus-online wurden Exzerpte dieses<br />
Buches als Artikel eines Redakteurs veröffentlicht.<br />
Schächtele ist durch Zufall<br />
draufgekommen: „Eigentlich wollte ich<br />
nur wissen, was über unser Buch<br />
Früh übt sich...<br />
geschrieben wird. Dass ich dann gleich<br />
eine ganze Zusammenfassung – allerdings<br />
unter fremden Namen – im Netz<br />
finde, damit hatte ich nicht gerechnet.<br />
Das Exzerpt war kein Eins-zu-eins-Plagiat,<br />
vielmehr hatte der Redakteur etwa<br />
fünfzehn Passagen zusammengeklaubt<br />
und kunstvoll miteinander verwoben.“<br />
C O P Y & PA S T E<br />
Rein rechtlich hätten<br />
Verlag und Autoren gar<br />
keine Chance gehabt,<br />
dagegen vorzugehen.<br />
„Das Original trete<br />
gegenüber der neuen<br />
Leistung in den Hintergrund“,<br />
formulieren<br />
die Juristen, wenngleich<br />
diese Betrachtung<br />
häufiger bei<br />
Coverversionen und<br />
Remixes in der Musikindustrie<br />
angewendet<br />
wird. Doch der Redakteur<br />
hatte nicht mit<br />
der eigenen kreativen<br />
Leistung eines Remixes<br />
argumentiert, sondern damit, dass er am<br />
Ende des Artikels auf das Buch<br />
hingewiesen habe. Aus diesem Hinweis<br />
war jedoch nicht ersichtlich, wer die<br />
eigentlichen Urheber des Recherchematerials<br />
waren. Schächtele und Adrian<br />
haben stattdessen argumentiert, dass es<br />
ihre kreative Leistung war, auf der der<br />
<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 7
C O P Y & PA S T E<br />
Focus-Artikel aufbaut. Das überzeugte den<br />
Ressortleiter, der daraufhin ein Honorar<br />
an die beiden Buch-Autoren zahlte.<br />
Das Internet vergisst nichts<br />
Das Internet wächst seit 1993 beständig<br />
an, denn es vergisst nichts, auch nicht<br />
alte Artikel aus Zeitungen von<br />
vorgestern. Daher reicht es auch nicht<br />
aus, für eine Reportage einfach verschiedene<br />
Tweets von dort Anwesenden<br />
zu protokollieren, um den Eindruck zu<br />
erwecken, man sei dabei gewesen. Wer<br />
trotzdem denkt „es merkt ja keiner“,<br />
der glaubt insgeheim „es liest ja sowieso<br />
keiner“. Wer so denkt und glaubt, hat<br />
den Journalismus aufgegeben; Erstes<br />
Symptom: er unterschätzt die Leserinnen<br />
und Leser.<br />
Das leichte Recherchieren im Internet<br />
ist daher Segen und Fluch zugleich.<br />
Segen, weil es noch nie zuvor so einfach<br />
war, an Informationen zu kommen, aber<br />
auch Fluch, weil es noch nie so verlockend<br />
war, sich einfach zu bedienen. Vorher<br />
hieß abschreiben: abtippen. Und da abschreiben<br />
noch echte Handarbeit war,<br />
war es gleichzeitig auch Kopfarbeit. Wer<br />
Wort für Wort abtippt, kommt um das<br />
Lesen nicht herum – und merkt auch<br />
eher, was er da gerade tut. Wer nur<br />
Textabschnitte mit dem Cursor markiert,<br />
kopiert und dann in ein eigenes Dokument<br />
einfügt, hat im Zweifelsfall gar<br />
nicht wirklich mitgekriegt, was er über-<br />
<strong>Blickpunkt</strong> Titelseite <strong>Ausgabe</strong> 1/2004<br />
mit dem Freiburger Münster<br />
8 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />
nommen hat oder vergessen, dass er überhaupt<br />
etwas übernommen hat. Im<br />
schlimmsten Fall hat er das Urheberrecht<br />
verletzt. Doch das gilt natürlich<br />
nicht nur für Texte.<br />
Die Gratwanderung zwischen<br />
Inspiration und Reproduktion<br />
Fotografen etwa können sich sehr wohl<br />
von anderen Fotos, Arrangements und<br />
Motiven inspirieren lassen, um ein<br />
eigenes Werk herzustellen. Doch gibt es<br />
hier deutliche Grenzen. Manche <strong>Blickpunkt</strong>leser<br />
werden sich an den Fall erinnern,<br />
als der Freiburger Rechtsanwalt Dr.<br />
jur. Albrecht Götz von Olenhusen einen<br />
Freiburger Fotografen verteidigte, dessen<br />
Fotografie des Freiburger Münsters<br />
nachgestellt worden war. Das Landgericht<br />
Mannheim hatte zu entscheiden,<br />
ob es sich bei einer nachgestellten<br />
Fotografie für einen Kalender um eine<br />
abhängige Bearbeitung der Vorlage des<br />
Freiburger Fotografen Raach oder um<br />
ein Werk handelt, das in freier Benutzung<br />
entstanden ist (s. Kasten Urheberrechtsgesetz).<br />
In zweiter Instanz entschied das<br />
Gericht: „In der Fotografie des Klägers<br />
finden sich hinreichende schöpferische<br />
Elemente. Hervorzuheben ist dabei der<br />
gezielte Einsatz von Gegenlicht, der dazu<br />
führt, dass bildbestimmende Komponenten<br />
der Fotografie – nämlich die Türme<br />
des Freiburger Münsters, der hintere Teil<br />
des Karlsstegs und die auf dem Steg<br />
befindlichen Personen – nur silhouettenhaft<br />
erscheinen.( …) Die von den<br />
Beklagten verwendete Fotografie ist eine<br />
unfreie Bearbeitung gem. § 23 UrhG des<br />
Lichtbildwerkes des Klägers und keine<br />
freie Benutzung i.S.d. § 24 UrhG.(…)<br />
Dem Kläger steht gegen die Beklagten<br />
aus § 97 Abs. 1 UrhG ein bezifferter<br />
Schadensersatz in Höhe von 2.042,40<br />
Euro zu.“<br />
Das unzitierte Zitat<br />
Moment mal, ist es denn aber auch<br />
wichtig, zu wem genau ein Politiker sich<br />
geäußert hat? Die Meinungen darüber<br />
gehen auseinander. Der ehemalige dpa-<br />
Mitarbeiter Wolf Günthner aus Waiblingen<br />
war jedenfalls immer wieder verwundert,<br />
wenn er etwa ein geglättetes und mit<br />
dem ehemaligen baden-württembergischen<br />
Ministerpräsidenten Oettinger<br />
abgestimmtes Zitat wortgleich bei einem<br />
Kollegen las. Hatte Oettinger die Formulierung<br />
so gut gefallen, dass er sie<br />
beim nächsten Journalisten gleich vom<br />
Blatt abgelesen hat? War der kleine Satz<br />
„sagte er der dpa“ beim Layout aus<br />
Platzmangel gestrichen worden? Oder<br />
hatte der Kollege einfach nur<br />
abgeschrieben?<br />
Dienstleistung<br />
Agenturmeldung<br />
Günthner forschte nicht wegen eines<br />
abgeschriebenen Zitats nach. Aus seiner<br />
Zeit als dpa-Redakteur von 1984 bis 2006<br />
war er sowieso ganz andere Fälle gewöhnt.<br />
Da hatten etwa Kollegen einen<br />
Bericht über die Preisentwicklung in der<br />
Spitzengastronomie und sogar ein Interview<br />
im Wortlaut übernommen und einfach<br />
den eigenen Namen darüber gesetzt.<br />
Von seiner Nachfrage bei den Kollegen<br />
berichtet Günthner: „Sie reagierten mit<br />
Unverständnis, fast aggressiv, und rechtfertigten<br />
sich, das sei doch ein Agentur-<br />
Artikel und die Zeitung schließlich<br />
Kunde. Ein Kollege sagte, er habe seinen<br />
Namen verwenden müssen, da bei dieser<br />
Rubrik immer sein eigener Name darüber<br />
stehe.“<br />
Der Pressesprecher der dpa, Christian<br />
Röwekamp, vorher selbst 13 Jahre Redakteur<br />
der Deutschen Presse-Agentur,<br />
antwortet auf unsere Nachfrage diplomatisch:<br />
„Wir freuen uns, wenn die<br />
Autorenschaft der dpa ausgewiesen wird.<br />
Aber wir betrachten uns auch einfach als<br />
Dienstleister für die Medien.“ Und in<br />
Absprache mit dem baden-württembergischen<br />
dpa-Landesbüroleiter Matthias<br />
Röder ergänzt er: „Wenn das Kürzel dpa<br />
mal nicht auftaucht, ist es für uns nicht<br />
dramatisch. Es ist dann aber schön, wenn<br />
ein etwaiger dpa-Anteil an Geschichten<br />
den dpa-Kollegen bewusst ist.“ Doch insgesamt<br />
betrachten laut Röwekamp die<br />
dpa Kollegen es auch einfach als Erfolg,<br />
wenn sie gut gedruckt werden, wenn etwa<br />
die eigene Arbeit als Teil eines größeren<br />
Aufmachers erscheint. Diese abwägende<br />
Haltung ist nicht ganz unverständlich.<br />
Schließlich sind die Verlage Kunden<br />
der dpa und sollen es auch bleiben,<br />
da möchte man nicht die Arbeitsatmosphäre<br />
vergiften. Wenn dagegen ein<br />
Autorenname durch einen anderen<br />
Namen ersetzt wird, sei das auch für die<br />
dpa urheberrechtlich relevant.
Markiert – kopiert.<br />
Vielfalt der Presse heißt auch<br />
Vielfalt der Blickwinkel<br />
Manche Geschichten liegen einfach in der Luft. Darf man<br />
dann nicht darüber schreiben, bloß weil es schon jemand<br />
anderer getan hat? Vielleicht schon, wenn man selber auf<br />
die Idee gekommen ist. Doch hier gilt es ganz besonders<br />
achtsam zu sein. In Message 3/2010 zitieren die Herausgeber<br />
(und ich hoffe, dass sie es richtig tun, weil ich es hier<br />
einfach abschreibe) Craig Silvermans Tipps, wie man sich<br />
selbst vor dem Plagiieren schützt. Die erste Regel des<br />
kanadischen Journalisten und Medienkritikers lautet:<br />
„Bevor Sie anfangen zu recherchieren, schreiben Sie.<br />
Während Ihrer Recherche, schreiben Sie. Ihre eigenen<br />
Gedanken auszudrücken und Ihre eigenen Worte zu benutzen,<br />
wird Ihr Gehirn zwingen, Ihre eigene Ausdruckskraft<br />
zu aktivieren.“ Wer das nicht tut, läuft Gefahr, auch<br />
beim besten eigenen Willen, einer Krankheit zu verfallen,<br />
die Kryptomnesie genannt wird. Der Begriff stammt eigentlich<br />
aus dem frühen 20. Jahrhundert und wurde im Zusammenhang<br />
mit den spiritistischen Experimenten verwendet.<br />
Laut Wikipedia ist Kryptomnesie ein psychologischer<br />
Fachbegriff für das Phänomen, dass sich, jemand<br />
fälschlicherweise aber gutgläubig als Urheber eines<br />
Gedankens oder einer Schöpfung versteht. Manche freie<br />
Journalisten können den Eindruck bekommen, dass diese<br />
Krankheit sich zur Seuche ausgeweitet hat, etwa wennsie<br />
wieder und wieder erleben, dass sie einer Redaktion ein Thema<br />
vorschlagen, abgelehnt werden und dann genau dieses<br />
Thema nach einer Schamfrist von der Redaktion selber bearbeitet<br />
wurde. Doch streiten hilft nicht, eventuell will man<br />
ja später von dieser Redaktion nochmal einen Auftrag.<br />
Respekt<br />
Dass keine wissenschaftliche Arbeit zum Thema Plagiat im<br />
Journalismus auf der Plattform juris.de verzeichnet ist, muss<br />
nicht heißen, dass es zu wenige Fälle gibt. Dennoch: Es wird<br />
– zum Glück – immer schwieriger zu plagiieren. Die<br />
Recherche nach Plagiaten ist fast so einfach wie das Plagiieren<br />
selbst, dazu gibt es immer mehr Software, die trotz Umstellungen<br />
und Synonymen Plagiate identifizieren kann. Doch<br />
nicht aus diesem Grund bleibt Wahrhaftigkeit das oberste<br />
persönliche Gebot. Es wird schon genügend Raubbau am<br />
Journalismus betrieben. Gerade daher müssen Journalistinnen<br />
und Journalisten das Schlagwort Qualitätsjournalismus<br />
selber mit Leben füllen. Das beginnt mit Respekt vor der Arbeit<br />
von Kollegen, zum Beispiel durch richtiges Zitieren. ■<br />
Urheberrecht<br />
C O P Y & PA S T E<br />
Plagiat ist kein Rechtsbegriff, Juristen unterscheiden zwischen<br />
Bearbeitungen und Umgestaltungen oder freier Benutzung nach<br />
§§ 23 und 24 des Urheberrechtsgesetzes. Auf eine Nachricht gibt<br />
es kein Urheberrecht, so auch nicht auf Zahlen, Daten oder<br />
Ideen. Die Nachricht selbst ist nicht gegen das Kopieren<br />
geschützt. Wer als Erster Lenas neuen Freund gesehen hat,<br />
erntet kurzen Ruhm. Schreiben dürfen darüber dann alle,<br />
die das möchten. Eine Bearbeitung einer Nachricht oder eines<br />
Themas ist dagegen sehr wohl geschützt.Das Urheberrecht ist<br />
ein formales Schutzrecht: „Das Urheberrecht schützt den Urheber<br />
in seinen geistigen und persönlichen Beziehungen zum<br />
Werk und in der Nutzung des Werkes. Es dient zugleich der<br />
Sicherung einer angemessenen Vergütung für die Nutzung des<br />
Werkes.“ §11 Allgemeines<br />
§ 23 Bearbeitungen und Umgestaltungen: Bearbeitungen oder<br />
andere Umgestaltungen des Werkes dürfen nur mit Einwilligung<br />
des Urhebers des bearbeiteten oder umgestalteten Werkes veröffentlicht<br />
oder verwertet werden.<br />
§ 24 Freie Benutzung: (1) Ein selbständiges Werk, das in freier<br />
Benutzung des Werkes eines anderen geschaffen worden ist,<br />
darf ohne Zustimmung des Urhebers des benutzten Werkes veröffentlicht<br />
und verwertet werden.<br />
Doch es muss nicht nur um die Kommerzialisierung gehen.<br />
Genauso denkbar sind Fälle, in denen Artikel, Fotos oder<br />
Tondokumente ungefragt in Medien verwendet werden, deren<br />
politische Ausrichtung der Urheber niemals unterstützen würde.<br />
Dr. Susann Mathis<br />
Satire – eine Ehrensache<br />
Beiträge zur Rechts- und Zeitgeschichte<br />
von Dr. jur. Albrecht Götz von Olenhusen<br />
In dem Band sind zehn Essays des vor allem in Medien- und Urhebersachen<br />
praktizierenden, Freiburger Rechtsanwalts und Publizisten<br />
Albrecht Götz von Olenhusen versammelt: Z.B. “Entehrung” Prominenter,<br />
deren Persönlichkeitsschutz und der Missbrauch des Rechts<br />
als Vehikel zur Machtausübung und Geldbeschaffung sind u. a. zentrale<br />
Themen in den realen Justizgrotesken.<br />
Von Dr. jur. Albrecht Götz von Olenhusen, Medien und Recht Verlag.<br />
München 2010. 120 Seiten, broschiert.<br />
EUR 22,-. ISBN 978-3-93943-11-3<br />
E-Mail: verlag@mur-verlag.de<br />
www.mur-verlag.de<br />
<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 9
TA R I FA U S E I N A N D E R S ETZ U N G<br />
M<br />
Wutjournalisten tragen Protest<br />
auf die Straße<br />
Ve r l e g e r p r o v o z i e r e n E s k a l a t i o n d e s Ta r i f k o n f l i k t s b e i Z e i t u n g s r e d a k t e u r e n<br />
v o n Ja n C e r n y<br />
it einer beeindruckenden Serie<br />
von bundesweiten Warnstreiks<br />
haben die Tageszeitungsredakteure deutlich<br />
ihren Unmut über das Vorhaben der<br />
Verleger, die Tarife auf breiter Front<br />
abzusenken, zum Ausdruck gebracht.<br />
Eine solch massive bundesweite Streikbewegung<br />
gab es zuletzt 1990 bei der<br />
Durchsetzung des Ausbildungstarifvertrags<br />
für Volontäre. Damit wird deutlich:<br />
Wenn es um die Qualität des Journalismus<br />
geht, sind erfahrene Redakteurinnen<br />
und Redakteure bereit, auf die Straße zu<br />
gehen. Und tatsächlich ist die Qualität<br />
des Journalismus in Gefahr, wenn sich<br />
die Verleger mit ihrer Forderung nach<br />
Dumpingtarifen, für Berufsanfänger in<br />
einer Summe von rund 30 Prozent, auch<br />
nur ansatzweise durchsetzen sollten. Das<br />
haben die Verhandlungskommissionen<br />
von <strong>DJV</strong> und dju/ver.di bei der vorerst<br />
letzten Verhandlungsrunde in Dortmund<br />
klar zum Ausdruck gebracht.<br />
Wie sollen die Zeitungshäuser junge<br />
begabte Menschen für den Beruf des<br />
Redakteurs rekrutieren? Ohnehin ist<br />
der Weg in den Beruf heute dornig. Ein<br />
abgeschlossenes Hochschulstudium ist<br />
durchweg Voraussetzung. Bereits<br />
während des Studiums, oft auch danach,<br />
betätigt sich der junge Mensch als freier<br />
10 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />
Jan Cerny<br />
ist stellvertretender Landesvorsitzender<br />
<strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> und Mitglied<br />
der <strong>DJV</strong>-Tarifverhandlungskommission<br />
Mitarbeiter oft für ein mickriges Honorar.<br />
Es folgen mehrere Praktika, oft zum<br />
Nulltarif. Nicht selten wird er dabei in<br />
den in den letzten Jahren ausgedünnten<br />
Redaktionen als fertiger Redakteur eingesetzt,<br />
übernimmt Redaktionsdienste. Mit<br />
Glück ergattert der nicht mehr gar so<br />
junge Mann/die junge Frau ein Volontariat.<br />
Bis dahin hat er reichlich Vorleistungen<br />
erbracht, hat der Verlag an seiner<br />
Arbeit gut verdient. Auch<br />
die nächsten zwei Jahre<br />
bleibt er als Volontär – oft<br />
schon nach wenigen Monaten<br />
als vollwertiger Redakteur<br />
eingesetzt – eine billige<br />
Arbeitskraft. Wenn er/sie am Ende dieser<br />
Odyssee Glück hat, folgt eine Einstellung<br />
als Redakteur/Redakteurin, dann aber<br />
meistens mit einem Zeitvertrag. Und<br />
dann soll er mit einem Anfangsgehalt für<br />
die nächsten vier Jahre in Höhe von 2650<br />
Euro abgefunden werden. In anderen vergleichbaren<br />
Berufen – Ingenieur, Studienrat,<br />
Chemiker, Arzt – haben seine Altersgenossen<br />
schon Jahre mit<br />
Dagmar Lange aus dem <strong>DJV</strong>-Landesvorstand<br />
beim Warnstreik der Stuttgarter Zeitung am<br />
12. Mai <strong>2011</strong>. Foto: Siegfried Dannecker<br />
angemessenerem Gehalt hinter sich. Die<br />
Höchststufe nach zehn Jahren soll für<br />
den Rest des Berufslebens (etwaige<br />
Gehaltssteigerungen unberücksichtigt)<br />
3800 Euro betragen. Das kommt einer<br />
massiven Abwertung des Berufsstandes<br />
und der Attraktivität des Berufs gleich.<br />
Die Verlegerseite begründet dies mit<br />
sinkenden Auflagen und stagnierenden<br />
Anzeigenumsätzen. Unberücksichtigt<br />
lassen die Verleger, dass die Redakteure in<br />
den vergangenen Jahren Opfer gebracht<br />
haben: Streichung und Streckung von<br />
Berufsjahrstaffeln, Verkürzung der<br />
Jahresleistung und des Urlaubsgeldes,<br />
Verkürzung der Urlaubsdauer sowie mehr<br />
als maßvolle Abschlüsse bei Tarifverhandlungen.<br />
Unberücksichtigt lassen sie<br />
Ausdünnungen in den Redaktionen bei<br />
zum Teil größeren Seitenumfängen.<br />
Unberücksichtigt lassen sie steigende<br />
Vertriebserlöse. Sie widersprechen nicht,<br />
wenn ihnen nach wie vor Renditen<br />
zwischen sechs und acht Prozent entgegengehalten<br />
werden.<br />
Da ist es nur folgerichtig, dass sich in<br />
den Redaktionen massiver Widerstand<br />
gegen die Forderung nach weiteren Verschlechterungen<br />
im Manteltarif sowie<br />
einem Dumpingtarif für Berufseinsteiger<br />
regt. Die Verleger sorgen dafür, dass aus<br />
Journalisten „Wutjournalisten“ werden,<br />
wie es der Vorsitzende des <strong>DJV</strong> Nordrhein-Westfalen,<br />
Helmut Dahlmann,<br />
formulierte. Die Forderung der Arbeitgeber<br />
in der Zeitungsbranche ist einmalig<br />
in der bundesrepublikanischen Tarifgeschichte.<br />
Und so sehen sich die Verleger<br />
mit Kopfschütteln in der Politik, der<br />
Medienwissenschaft und auch in ihren<br />
Reihen konfrontiert.<br />
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer:<br />
„Ein qualitativ hochwertiger und<br />
unabhängiger Journalismus ist für unsere<br />
Demokratie unerlässlich. Eine<br />
angemessene Vergütung ist dafür ebenso
selbstverständlich wie etwa eine gute Ausbildung,<br />
gute Arbeitsbedingungen und<br />
verlegerischer Weitblick.“<br />
SPD-Vorsitzender Sigmar Gabriel:<br />
„Guter Journalismus ist für Politiker nie<br />
bequem. Aber ohne guten Journalismus<br />
kann es keine gute Politik geben. Unabhängige<br />
Recherche und kritische Analyse<br />
gibt es allerdings nicht zum Nulltarif.<br />
Auch für Journalistinnen und Journalisten<br />
muss gelten: Guter Lohn für gute<br />
Arbeit.“<br />
Claus Morhart, Chefredakteur des<br />
Main-Echo: „Wir Chefs erwarten, dass<br />
der Nachwuchs einen Uni-Abschluss besitzt,<br />
in zig Praktika Erfahrung gesammelt<br />
hat, Sachverstand mitbringt, Weiterbildung<br />
betreibt, überdurchschnittlich<br />
viel Einsatz zeigt, nebeneinander für<br />
Zeitung und Online arbeitet – da sollte<br />
wenigstens am Ende des Monats die<br />
Rechnung stimmen.“<br />
Journalistik-Professor Michael Haller,<br />
Uni Leipzig: „Qualitätsarbeit ist überall<br />
ein bisschen teurer als Massenkonfektion.<br />
Qualität braucht nun mal gut ausgebildete<br />
Profis. Wer diese Selbstverständlichkeit<br />
seinen Redakteuren verweigert,<br />
dem ist in Wahrheit die Qualität<br />
egal.“ Das alles beeindruckt die Verleger<br />
TA R I FA U S E I N A N D E R S ETZ U N G<br />
Gemeinsamer Streik von Redakteuren, Angestellten und Druckern des Mannheimer Morgen<br />
30./31. Mai <strong>2011</strong>. Foto: Gerhard Vohs<br />
nicht. Vielmehr lassen sie es auf eine Eskalation<br />
des Tarifkonflikts ankommen.<br />
Mit den bisherigen Warnstreiks zeigten<br />
die Redakteure, dass sie kampfbereit sind<br />
und auch eine Urabstimmung und<br />
Flächenstreik nicht scheuen. Diesmal<br />
zusammen – und dies eine Premiere – mit<br />
Druckern und Verlagsangestellten. ■<br />
<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 11
TA R I FA U S E I N A N D E R S ETZ U N G<br />
„Die Welle der Streiks wächst<br />
bundesweit beinahe täglich“<br />
I n t e r v i e w m i t Ja n C e r n y z u r D J V - S t r a t e g i e i m a k t u e l l e n A r b e i t s k a m p f<br />
<strong>Blickpunkt</strong>: In der aktuellen Tarifauseinandersetzung<br />
kommt bei den<br />
Streikversammlungen immer öfter die<br />
Frage nach einem Regionalabschluss auf.<br />
Redakteure der Stuttgarter Zeitung im Warnstreik.<br />
Foto: Franziska Kraufmann<br />
Von den Mandatsträgern erfahren die<br />
Kollegen vor Ort aber, dass der <strong>DJV</strong> am<br />
Flächentarif festhält. Was spricht<br />
eigentlich gegen regionale Verhandlun-<br />
12 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />
gen mit dem Ziel eines regionalen Tarifabschlusses<br />
im Südwesten? Immerhin<br />
zeigten bislang die Kollegen mit ihren<br />
Streikaktionen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>,<br />
dass sie bereit sind, für ihre Sache zu<br />
kämpfen.<br />
Jan Cerny: Die Idee des Regionaltarifs<br />
tragen vor allem Funktionäre der dju in<br />
ver.di in die Streikversammlungen.<br />
Allerdings erfuhren sie unlängst in Berlin<br />
von ihren Bundesgremien einen<br />
Dämpfer. Denn auch ver.di verfolgt<br />
ganz klar einen Flächentarif. Den ersten<br />
Tarifvertrag verhandelte der <strong>DJV</strong> für<br />
Redakteure an Tageszeitungen 1951.<br />
Bewusst sollte er in der ganzen Bundesrepublik<br />
gelten, in Zeiten der zunehmenden<br />
Mobilität gilt das heute mehr<br />
denn je. Leider verabschieden sich einzelne<br />
Verlagshäuser aus diesem Konsens.<br />
Einige traten aus dem Verlegerverband<br />
aus, andere verbleiben, aber ohne Tarifbindung,<br />
wiederum andere gliedern Redaktionen<br />
in selbstständige GmbHs aus.<br />
Das geschieht auch in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />
Wenn wir also im Südwesten einen<br />
selbstständigen Tarifvertrag anstreben<br />
würden, besteht auch hier das Problem,<br />
dass er nicht für alle Zeitungsredaktionen<br />
zur Anwendung kommt. In letzter Konsequenz<br />
kämpft jeder für sich.<br />
<strong>Blickpunkt</strong>: Wie stehen die Verleger zu<br />
regionalen Verhandlungen?<br />
Jan Cerny: Tatsächlich braucht man zu<br />
Verhandlungen auch ein Gegenüber.<br />
Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger,<br />
also der BDZV, hält erklärtermaßen<br />
ebenfalls am Flächentarif fest,<br />
eine Bereitschaft zu regionalen Verhandlungen<br />
ist derzeit jedenfalls nicht zu<br />
sehen. Der Vorschlag nach regionalen<br />
Verhandlungen kam bereits bei den<br />
Tarifauseinandersetzungen 2004/05 und<br />
2008 auf. Bei Sondierungsgesprächen<br />
lehnten die Südwest-Arbeitgeber den<br />
Vorschlag rundweg ab.<br />
<strong>Blickpunkt</strong>: Wie schätzen Sie den<br />
Mobilisierungsgrad im Südwesten, wie<br />
im Bundesgebiet ein?<br />
Jan Cerny: Die bisherigen Streikaktionen<br />
sprechen eine eindeutige Sprache: Die<br />
Kollegen sind auf breiter Front kampfbereit.<br />
Ich erinnere an die großartige zentrale<br />
Veranstaltung am 3. Mai in<br />
Stuttgart. Ihr folgten weitere Streiks in<br />
einzelnen Städten, inzwischen zusammen<br />
mit Druckern und Verlagsangestellten,<br />
die ebenfalls für den Erhalt ihrer<br />
Tarife einstehen. Dennoch gibt es noch<br />
weiße Flecken auf der Landkarte. Da sind<br />
wir noch dran. Übersehen wir aber nicht,
was sich in anderen Teilen der Republik<br />
tut. Und da kann man wirklich nicht<br />
sagen, die <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>er stünden<br />
mit ihrer Kampfbereitschaft vereinzelt<br />
da. Die bayerischen Kollegen äußern<br />
genauso lautstark ihren Unmut über die<br />
unanständigen Forderungen der Verleger,<br />
wie die in Nordrhein-Westfalen, Berlin,<br />
im Saarland, in Bremen und Hamburg,<br />
etwas schwächer noch in Niedersachsen,<br />
dafür aber zum ersten Mal in Mecklenburg-Vorpommern<br />
und Thüringen. Die<br />
Welle der Streiks wächst bundesweit<br />
beinahe täglich, man braucht nur die<br />
Tarif-Infos auf der <strong>DJV</strong>-Internetseite zu<br />
verfolgen. Auch das spricht für einen<br />
Flächentarif.<br />
<strong>Blickpunkt</strong>: Wie organisiert man einen<br />
Streik?<br />
Jan Cerny: Wenn die Verhandlungskommission<br />
am Verhandlungstisch nicht<br />
weiter kommt, ruft die Gewerkschaft ihre<br />
Mitglieder in der Regel zunächst zu<br />
Warnstreiks auf. Die Regularien sind in<br />
der Streikordnung festgelegt. In der Praxis<br />
vor Ort kommt es auf eine gute Kommunikation<br />
zwischen dem Landesverband<br />
und der örtlichen Streikleitung,<br />
in der Regel der Vertrauensperson im<br />
Betrieb, an. Da wurde in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
an der einen oder anderen Stelle<br />
Kritik geäußert. Offenbar muss der<br />
Landesverband noch nachjustieren. Auf<br />
jeden Fall besorgt der Landesverband die<br />
Materialien wie Streikaufruf, Streikliste,<br />
Transparente, Info-Material, ggf. auffällige<br />
Kleidungsstücke. Vor Ort organisiert<br />
die Streikleitung Streikposten, Streiklokal<br />
und gegebenenfalls einen Protestmarsch.<br />
Schließlich sorgt sie für eine<br />
Meldung und wenn möglich ein Foto an<br />
den <strong>DJV</strong>. Im Falle des Scheiterns der<br />
Verhandlungen kommt noch die Organisation<br />
der Urabstimmung vor Ort hinzu,<br />
am besten mit Helfern. Anschließend<br />
werden Protokoll und Ergebnis der<br />
Urabstimmung an den <strong>DJV</strong> gemeldet.<br />
<strong>Blickpunkt</strong>: Welche Redakteure sind<br />
streikberechtigt?<br />
Jan Cerny: Grundsätzlich alle, sie sind<br />
nicht anders gestellt, als sonstige Arbeitnehmer.<br />
Allerdings gibt es eine Einschränkung.<br />
Pressebetriebe und Rundfunkanstalten<br />
haben in besonderen<br />
Fällen eine Informationspflicht. Die<br />
schließt zwar das Recht zu streiken nicht<br />
TA R I FA U S E I N A N D E R S ETZ U N G<br />
Redakteure des Mannheimer Morgen beim gemeinsamen Streik mit Angestellten und Druckern<br />
30./31. Mai <strong>2011</strong><br />
grundsätzlich ein, die Informationspflicht<br />
kommt aber bei lebenswichtigen<br />
Informationen wie Smog-Alarm, Giftgaswolken<br />
oder Vergiftungsgefahr zum<br />
Tragen. Das Recht auf Streik haben also<br />
Redakteure genauso wie Ressortleiter und<br />
ihre Stellvertreter, ja sogar die Chefredakteure.<br />
Selbst wenn Chefredakteure<br />
leitende Angestellte sind, steht ihnen als<br />
Arbeitnehmern auch das Recht zu, zur<br />
Durchsetzung ihrer Ansprüche zu<br />
streiken. Jedenfalls dann, wenn Gegenstand<br />
des Tarifvertrages auch Regelungen<br />
sind, die für leitende Angestellte gelten.<br />
Das ist im Pressebereich durchgehend<br />
bei Tarifverträgen der Fall. Natürlich<br />
haben auch Volontäre das Recht zu<br />
streiken, denn auch ihr Arbeitsverhältnis,<br />
zum Beispiel Vergütung und<br />
Urlaubsdauer, wird durch Tarifverträge<br />
geregelt. ■<br />
<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 13
Impressionen<br />
Fotos: Robert Bergmann<br />
14 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />
Frankfurt am 9.6.<strong>2011</strong> – Rund 3000 demonstrierende Redakteure, Verlagsangestellte<br />
und Drucker auf dem Frankfurter Römerberg, beim Rundgang<br />
über den Platz traf man immer wieder auf Kollegen aus <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.
„Wir einen, wo andere spalten“, lautete der Titel des allerersten <strong>Blickpunkt</strong>s vom Oktober 1986.<br />
Im Archiv der Geschäftsstelle in Stuttgart finden sich noch einige wenige Exemplare der in schwarz-weiß erschienenen Dokumentation<br />
der ersten Mitgliederversammlung des damals neu gegründeten <strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>. 25 Jahre sind seither vergangen.<br />
Was ging der Gründung voraus, welche Schwierigkeiten galt es zu überwinden, welche Erfolge zu feiern?, fragt unser Autor<br />
Karl Geibel. Der heutige Ehrenvorsitzende des von ihm mitbegründeten Landesverbandes war damals mitten drin im Geschehen.<br />
Er übernahm für mehr als zwei Jahrzehnte den Vorsitz des <strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
und blickt auf die spannenden Anfangszeiten zurück.<br />
D<br />
25 Jahre –<br />
und noch immer voller Tatkraft<br />
er Schulterschluss für die Pressefreiheit<br />
und für unsere beruflichen Interessen<br />
– was seit 40 Jahren in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> für die Journalistinnen und<br />
Journalisten galt, schien im Mai 1986 ausgesetzt.<br />
Der Südwestdeutsche Journalisten-Verband<br />
(SWJV), unbestritten seit<br />
Jahrzehnten ein Aktivposten im föderal<br />
gegliederten Deutschen Journalisten-Verband,<br />
verabschiedete sich am Samstag,<br />
7. Juni 1986 mit knapper Zweidrittelmehrheit<br />
seines Gewerkschaftstages in<br />
Reutlingen vom <strong>DJV</strong> und trat mit<br />
sofortiger Wirkung der IG Druck bei.<br />
Der <strong>DJV</strong> war seit 1981 „strapaziert“<br />
durch die Diskussion um die Bildung<br />
einer Mediengewerkschaft mit der IG<br />
Druck und anderen Mediengewerkschaften,<br />
wie Rundfunk-Fernseh-Film-<br />
Union (RFFU). Zwei Jahre zuvor beendete<br />
der Bundesverbandstag die für den<br />
<strong>DJV</strong> ergebnislosen Verhandlungen. Die<br />
Hürde für den <strong>DJV</strong> war die organisatorische<br />
Selbstständigkeit für den<br />
Beruf, vor allem tarif- und sozialpolitisch,<br />
sowie die politische Unabhängigkeit<br />
gerade wegen der Meinungsäußerungsfreiheit.<br />
Diesen „Essentials“ hatte auch<br />
der SWJV zugestimmt. Vor Reutlingen<br />
befragte der SWJV seine Mitglieder. Entgegen<br />
der eindeutigen Mehrheit der<br />
Antworten beschloss der Gewerkschaftstag<br />
auf Antrag des Landesvorstandes den<br />
Übertritt in die IG Druck. Diese Meldung<br />
schlug in unserer Branche, in den<br />
Medien, in den Gewerkschaften und in<br />
der Politik als Sensation ein, weil völlig<br />
unerwartet und zumal der SWJV als<br />
aktive Kraft im <strong>DJV</strong> galt. Einige wollten<br />
v o n K a r l G e i b e l<br />
das „Todesglöcklein“ für die älteste und<br />
größte Journalistengewerkschaft in der<br />
Bundesrepublik hören.<br />
Kurz nach Reutlingen, bereits am 12.<br />
Juni 1986, ein Donnerstag, kamen auf<br />
Einladung von Karl Geibel 17 Kolleginnen<br />
und Kollegen in zwei leeren Nebenräumen<br />
des ZDF-Landesstudios <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> im Herdweg zusammen.<br />
700 waren eingeladen. Mit dabei waren<br />
Bundesgeschäftsführer Hubert Engeroff<br />
als dann unersetzliche Hilfe beim Aufbau,<br />
die beiden „Taufpaten“ Christian<br />
Schneider und Dr. Jan Rahmelow,<br />
Landesvorsitzende von Nordrhein-Westfalen<br />
und <strong>Baden</strong>.<br />
Karl Geibel<br />
war von 1986-2010<br />
Vorsitzender des<br />
Landesverbandes<br />
BW und ist seither<br />
Ehrenvorsitzender.<br />
Aktuell ist er Mitglied<br />
im Zentralen<br />
Aktionsausschuss<br />
des Bundesverbandes<br />
und organisiert maßgeblich die<br />
Tarifauseinandersetzung Tageszeitungsredakteure<br />
mit.<br />
Die vereinigten Gruppen dju/SWJV<br />
standen mit etwa 3500 Journalisten jenen<br />
17 am Start des neuen <strong>DJV</strong>-Landesverbandes<br />
gegenüber. Um eine gewerkschaftliche<br />
Alternative zu werden<br />
mussten die jungen Gremien des <strong>DJV</strong>-<br />
Landesverbandes viel denken, planen,<br />
arbeiten. Neben der beruflichen Arbeit<br />
ein Dauerstress.<br />
Hoffnungslos? Wir machen das – war<br />
die Kennung des Gründungsvorstandes<br />
Karl Geibel, Jörg Tisken, Werner<br />
Schwarzwälder, Walter Senk und Karin<br />
Hascher.<br />
Aus einer gründlichen Analyse der Lage<br />
heraus entstanden in den Jahren 1986<br />
und 1987 Programm und Gewerkschaftskultur<br />
des neuen <strong>DJV</strong> in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong>. Basisnahe, regional und<br />
betrieblich verankert sein und die Fusion<br />
mit dem Journalistenverband <strong>Baden</strong> sollten<br />
gleichzeitig anlaufen. Mühsam wurden<br />
vor Ort um Kolleginnen und<br />
Kollegen geworben, Kreisverbände<br />
gebildet. Heute sind es 22. „Unvorstellbar“<br />
war angeblich die Fusion mit dem<br />
Journalistenverband <strong>Baden</strong>, der bei der<br />
Gründung des neuen Landes <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> 1952 die Vereinigung des<br />
<strong>DJV</strong> von <strong>Württemberg</strong>-Hohenzollern<br />
und <strong>Württemberg</strong>-Nordbaden nicht mitging.<br />
Das schuf dann Konkurrenz und<br />
oft Querelen unter dem Dach des <strong>DJV</strong><br />
in einem Bundesland.<br />
<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 15
Dr. Jan Rahmelow<br />
und Karl Geibel hatten<br />
sich in Reutlingen<br />
schon auf eine Perspektive<br />
der Fusion als<br />
Zukunftsaufgabe, mit<br />
wem auch immer, verständigt.<br />
Im Sommer und Herbst 1986<br />
gelang der Abbau aller Vorbehalte in<br />
gründlichen und freundschaftlichen<br />
Gesprächen (Verhandlungen), die Schnelligkeit<br />
der Verständigung schien vielen<br />
atemberaubend.<br />
Die endgültige Verschmelzung am 14.<br />
Februar 1987 in Breisach goss ein starkes<br />
Fundament für die weitere Arbeit im<br />
Südwesten: Am 1. Januar 1987 zählte der<br />
<strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> bereits über<br />
1986 – Erste Mitgliederversammlung des <strong>DJV</strong>-Landesverbandes<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> auf dem Stuttgarter Killesberg<br />
1000 Mitglieder, der Bundesverband<br />
stellte die finanzielle Förderung des<br />
Landesverbandes ein. Vom JVB kamen<br />
im Februar 399 Mitglieder hinzu. Nur<br />
ein Mitglied hatte wegen der Vereinigung<br />
den <strong>DJV</strong> in Freiburg verlassen. Deutliche<br />
Impulse: Heute sind über 800 Mitglieder<br />
in den aktiven badischen Kreisverbänden.<br />
Mit rund 3400 Mitgliedern ist der<br />
<strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> im Südwesten<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s die führende Kraft,<br />
im Bundesverband die drittgrößte<br />
Organisation.<br />
Trotz aller Propaganda und Unkenrufe:<br />
Mit dem historischen Tag für den <strong>DJV</strong><br />
in Breisach am Rhein war der neue<br />
Landesverband Tarifpartner beim Süddeutschen<br />
Rundfunk und Südwestfunk.<br />
Er stellte dort jeweils Rundfunkräte,<br />
sowie einen Vertreter im Medienrat der<br />
Landesanstalt für Kommunikation.<br />
16 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />
Etwa 30 Kolleginnen und Kollegen wurden<br />
im Laufe des Jahres in die Betriebsräte<br />
der Printmedien gewählt. Der neue<br />
<strong>DJV</strong> war sofort Mitglied in den Gremien<br />
des Presseversorgungswerkes, sicherte<br />
den Gruppenversicherungsvertrag mit<br />
der DKV, verdrängte den SWJV aus dem<br />
bis heute erfolgreich helfenden Sozialfonds<br />
der baden-württembergischen<br />
Presse, schloss im Sommer 1987 in<br />
Deutschland erstmals Tarifverträge mit<br />
einer Privatfunkkette ab.<br />
Es waren auch Vorbehalte in den Bundesgremien<br />
gegenüber unserer „Bündnistreue“<br />
zu bewältigen. Dafür standen<br />
viele Jahre die Bundesfachausschussvorsitzenden<br />
Uli Kraufmann (Foto), Peter<br />
Meister (Betriebsräte) und Dieter Schnabel<br />
(Freie Journalisten).<br />
Ebenso „unser“ dritter<br />
Bundesvorsitzender<br />
Gustl Glattfelder, Mitbegründer,SWR-Personalrat<br />
und -Tarifverhandler.<br />
In den Spitzen der InternationalenJournalistenföderation<br />
vertrat er auch<br />
die europäische Tradition<br />
des Südwestens.<br />
Eine starke „Bank“ von<br />
sechs Mandatsträgern<br />
aus <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>,<br />
mit dem Landesvorsitzenden<br />
und Geschäfts-<br />
führer.<br />
Zu der ersten Gesamtvorstandssitzung<br />
im Sommer 1986 kamen<br />
die neuen Kreisvorsitzenden und<br />
die Gründer. In der Landtagsgaststätte<br />
trug der Landesvorstand viele Überlegungen<br />
vor. Vorneweg das Programm<br />
„Bildung, Bildung, Bildung“.<br />
Auch hier folgten Taten. Bereits im Februar<br />
1987 gründete der <strong>DJV</strong> in Stuttgart<br />
mit dem Südwestdeutschen Zeitungsverlegerverband<br />
(SZV) die Arbeitsgemeinschaft<br />
Journalistische Berufsbildung<br />
(JBB). Die frühere Zusammenarbeit für<br />
die Volontärsausbildung (Bildung 1) mit<br />
dem SWJV wurde mit der Fortbildung<br />
(Bildung 2) für Zeitungsredakteure erweitert<br />
und auf eine vernünftige vertragliche<br />
Grundlage gestellt.<br />
Werner Schwarzwälder, bei den Verhandlungen<br />
dabei, ist bis heute der<br />
alternierende JBB-Vorsitzende.<br />
Bereits im Sommer 1987 luden wir<br />
gesondert zum ersten Volontärsseminar<br />
für den Privatfunk ein. Ab 1990<br />
richteten wir gemeinsam mit dem<br />
Studiengang Journalistik der Universität<br />
Hohenheim die Sommerakademie für<br />
ostdeutsche Journalisten ein, die wir<br />
in Sachsen bereits im Januar 1990<br />
vereinbart hatten. Am 8. Februar 1993<br />
gründete der <strong>DJV</strong> Gesamtvorstand die<br />
Journalisten-Akademie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
e.V., um das Bildungsangebot zu<br />
bündeln und auch auf andere Medien<br />
zu erweitern.<br />
Aus- und Fortbildung und die dritte<br />
Bildungssäule soll helfen, die Medienentwicklung<br />
zu verstehen: Konferenzen<br />
der Mandatsträger wechseln sich mit<br />
Journalistentagen zu aktuellen Feldern<br />
ab. Informationen und Debatten z.B<br />
über die Themen Zukunft der Zeitung,<br />
Fusion der ARD-Rundfunkanstalten,<br />
Novellierung des Privatfunkgesetzes,<br />
Jugend und Medienverhalten, selbstverständlich<br />
auch Tarifentwicklungen in<br />
allen Medienbereichen, Veränderung des<br />
Berufsbildes oder Medienkonzentration.<br />
„Freiheitstage“ diskutieren den verfassten<br />
Anspruch für die Arbeit des Journalisten,<br />
der eine öffentliche Aufgabe wahrnimmt.<br />
Letztlich bemüht sich der Ende der 90er<br />
Jahre eingerichtete „Zukunftskongress“<br />
(meistens in Heidelberg) um die<br />
Auswirkung der Digitalisierung für den<br />
Journalismus in der Medienorganisation<br />
(Mehrmedialität und Newsdesk) sowie<br />
die sozialen und ethischen Gefahren.<br />
Die umfassende Information der Mitglieder<br />
und die 1986 versprochene<br />
Transparenz der Arbeit unserer Gremien,<br />
auch eine Lehre aus der „Zeit zuvor“,<br />
wirkte. Dazu eine nicht nachlassende<br />
gewerkschaftliche und journalistische<br />
Haltung. Nur so kann eine bewusst<br />
ehrenamtlich, damit basisnah geführte<br />
Organisation und eine schlanke Verwaltung<br />
im Dienst für die Mitglieder<br />
erfolgreich sein. Das zeigt sich auch in<br />
der schnellen und breiten Mobilisierung<br />
bei den Streiks: der erste Streik im neuen<br />
<strong>DJV</strong> Anfang 1990 für den Ausbildungstarifvertrag<br />
an Tageszeitungen.<br />
Dann die Zeitungsstreiks 2005, 2008,<br />
erneut in diesem Jahr. Geschlossenheit<br />
ist dafür vorausgesetzt. Auch dies ist<br />
eine Lehre aus den Ereignissen vor<br />
25 Jahren. ■
Foto-Dokumente<br />
aus den Anfängen<br />
14. Februar 1987 letzter Verbandstag des Badischen<br />
Journalisten-Verbandes in Breisach/Rhein:<br />
Ja für <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />
Wegbereiter Dr. Joseph Scheu und Josef A. Simons<br />
Der „neue“ Landesvorsitzende des<br />
gemeinsamen Verbandes, Karl Geibel<br />
Das Präsidium des gemeinsamen<br />
Gewerkschaftstages, Dieter Schnabel<br />
und Hans-Martin Heuschele<br />
Wir einen, wo andere spalten, war die vom Gründungsvorsitzenden Karl Geibel ausgegebene<br />
Losung, die das ausergewöhnliche Klima in Stuttgart und dann in Breisach/Rhein prägte.<br />
Gruppenversicherungsvertrag mit der<br />
DKV bereits bei der Gründung gültig.<br />
Die erste Mitgliederversammlung des neu gegründeten Verbandes <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> am 20. September 1986 auf dem Stuttgarter Killesberg wurde<br />
von der unvergessenen Erika Dillmann, von Günther Jungnickl und Dr. Fritz<br />
Richard (nicht im Bild) präsidiert.<br />
<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 17
M E D I E N P O L I T I K<br />
Mehr Bürgerrechte und weniger Zensur<br />
D<br />
ie grün-rote Landesregierung<br />
unter Ministerpräsident<br />
Winfried<br />
Kretschmann startet ihre<br />
Projekte bislang mit viel<br />
Bedacht und versucht, auch<br />
die konservative Klientel<br />
nicht mit zu schnellen<br />
Reformen zu erschrecken.<br />
Neue Akzente in der Medienpolitik<br />
spielen bislang<br />
in der öffentlichen Wahrnehmung<br />
eine sehr geringe<br />
Rolle, dabei nehmen sie im<br />
Koalitionsvertrag relativ viel<br />
Raum ein. Noch ist aber<br />
nicht klar, wo die Verantwortung<br />
für die Medienpolitik<br />
überhaupt angesiedelt sein wird und ob<br />
sie demnach eher grüne oder rote Handschrift<br />
tragen wird.<br />
Einiges bleibt wolkig, wie die Aussage,<br />
man wolle den Medienstandort <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> „umfassend stärken und<br />
seine Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit<br />
weiter ausbauen.“ Konkreter<br />
sind die Aussagen zur Netzpolitik.<br />
Zugang zum Internet wird als Bürgerrecht<br />
begriffen. Es werde keinen Aufbau<br />
einer Zensur-Infrastruktur geben, verspricht<br />
Grün-Rot. Im Zweifel gilt für<br />
Winfried Kretschmann (r.) leistet im Landtag<br />
seinen Amtseid, links Landtagspräsident<br />
Willi Stächele. (Fotos: Landesmedienzentrum<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>)<br />
18 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />
G r ü n - Ro t w i l l i n d e r Me d i e n p o l i t i k n e u e A k z e n t e s e t z e n<br />
v o n P i a G r u n d - Lu d w i g<br />
Blick in den Plenarsaal des Landtags von <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> bei der Regierungserklärung<br />
von Ministerpräsident Winfried Kretschmann<br />
die Landesregierung der Grundsatz<br />
„löschen statt sperren.“<br />
In Bezug auf den öffentlich-rechtlichen<br />
Rundfunk wollen die Koalitionäre den<br />
Rundfunkstaatsvertrag im Einvernehmen<br />
mit Rheinland-Pfalz weiterentwickeln<br />
und modernisieren. Harald<br />
Kiefer, Vorsitzender des Fachausschusses<br />
Rundfunk des <strong>DJV</strong>, begrüßt diese<br />
Ankündigung. Mehr als zwölf Jahre nach<br />
der Fusion sei es an der Zeit, den<br />
Staatsvertrag anhand der vorliegenden<br />
Erfahrungen und auf Grundlage der aktuellen<br />
medienpolitischen Situation zu<br />
überprüfen. „Allein schon die Tatsache,<br />
dass damals journalistisches Arbeiten im<br />
Internet beim SWR allenfalls in ersten<br />
Ansätzen vorkam, spricht dafür“, so<br />
Kiefer weiter. Heute könnten aufwändige<br />
Strukturgebilde korrigiert werden, die<br />
1998 aus länderspezifischem Proporz und<br />
Standortdenken rein politisch ausgehandelt<br />
wurden. Bei einer Neuordnung und<br />
Verschlankung der Strukturen frei werdende<br />
Mittel dürften allerdings ausschließlich<br />
zu Gunsten der dringend<br />
erforderlichen Stärkung der Online-<br />
Präsenz des SWR und<br />
der Programme in Hörfunk<br />
und Fernsehen<br />
eingesetzt werden, sagt<br />
Kiefer. Im Koalitionsvertrag<br />
ist des<br />
Weiteren eine Überprüfung<br />
des Drei-Stufen-<br />
Tests vorgesehen. „Öffentlich-rechtlicheInformationsangebote<br />
sollen zeitlich unbegrenzt,<br />
kostenlos und<br />
auf aktuellem Stand der<br />
Technik im Internet<br />
bereitgestellt werden“,<br />
fordert Grün-Rot. „Die<br />
kritische Haltung der<br />
Koalition gegenüber<br />
der Einschränkung öffentlich-rechtlicher<br />
Angebote im Internet teile ich. Ich<br />
verbinde damit die Erwartung, dass sich<br />
die neue Landesregierung auf Bundesebene<br />
intensiv für eine Änderung der<br />
entsprechenden Gesetze einsetzt“, kommentiert<br />
Kiefer. Er erwarte von der neuen<br />
Landesregierung außerdem, dass sie im<br />
Staatsvertrag über den Südwestrundfunk<br />
ein Redaktionsstatut festschreibt. Damit<br />
wäre im SWR – wie in den meisten anderen<br />
Landesrundfunkanstalten – eine<br />
unabhängige Redakteursvertretung zur<br />
Sicherung der inneren Rundfunkfreiheit<br />
im Sinne des öffentlich-rechtlichen Programmauftrags<br />
gewährleistet. Kiefer: „Da<br />
die neue grün-rote Koalition im Partnerland<br />
Rheinland-Pfalz diese Absicht in<br />
ihrer Koalitionsvereinbarung formuliert<br />
hat, dürfte dem nichts im Weg stehen.“<br />
Gefordert werden im Koalitionsvertrag<br />
zudem mehr Transparenz bei der Erarbeitung<br />
von Rundfunk- und Medienstaatsverträgen<br />
und eine Einbeziehung<br />
der Landesparlamente in die Beratungen.<br />
Für die Freien Radios schlagen die<br />
Koalitionäre eine Verbesserung von
M E D I E N P O L I T I K<br />
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (l.) bei der Übergabe der Ernennungsurkunden an die Mitglieder der Landesregierung und die politischen<br />
Staatssekretäre<br />
deren finanzieller Situation vor. Die<br />
Zuschussvergabe der Landesanstalt für<br />
Kommunikation an die verschiedenen<br />
Veranstalter müsse überprüft werden,<br />
heißt es im Koalitionsvertrag.<br />
Breiten Raum nimmt im Koalitionsvertrag<br />
das Thema Medienkompetenz ein.<br />
Es sollen Projekte unterstützt werden, die<br />
„Eltern, Erzieherinnen und Erzieher,<br />
Lehrerinnen und Lehrer sowie Kinder<br />
und Jugendliche im Umgang mit Medien<br />
und dem Internet stärken“. Dazu gehört<br />
der offene Zugang zum Internet: „Den<br />
Aufbau einer Infrastruktur zur Blockade<br />
von Internetseiten unter dem Vorwand<br />
des Jugendschutzes lehnen wir ab“, so die<br />
Koalitionäre. Möglich sei aber ein Gütesiegel<br />
für eine so genannte White List für<br />
den privaten Gebrauch etwa in Familien.<br />
White Lists enthalten Internet-Adressen,<br />
die als unbedenklich für Kinder und Jugendliche<br />
gelten. Auch die Netzneutralität,<br />
die festlegt, dass alle Inhalte im Internet<br />
von den Providern gleich zu behandeln<br />
sind, steht im Koalitionsvertrag von<br />
Grün-Rot. „Wenn nötig, werden wir über<br />
den Bundesrat eine Initiative zur gesetzlichen<br />
Absicherung der Netzneutralität<br />
starten“, so die Koalitionsvereinbarung.<br />
Festgelegt hat sich Grün-Rot auch auf<br />
die Erarbeitung eines Informationsfrei-<br />
Pia Grund-Ludwig<br />
ist freie Journalistin<br />
und Beisitzerin im<br />
Landesvorstand.<br />
heitsgesetzes. Das sorgt für mehr Transparenz<br />
für die Bürger und sichert ihnen<br />
das Recht, Informationen von Behörden<br />
zu erhalten. Ein weiteres Projekt, das für<br />
mehr Bürgerrechte sorgen soll ist eine<br />
Zusammenlegung des Datenschutzes für<br />
den öffentlichen und den nichtöffentlichen<br />
Bereich und dessen Bün-<br />
delung beim Landesbeauftragten für<br />
den Datenschutz sowie eine Novellierung<br />
des Landesdatenschutzgesetzes.<br />
Die Datenschutzbehörde soll künftig<br />
den Status einer obersten Landesbehörde<br />
mit eigenen Sanktionsbefugnissen für<br />
die Verfolgung und Ahndung von Ordnungswidrigkeiten<br />
haben. ■<br />
<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 19
I<br />
V E R G Ü T U N G S R E G E L N F Ü R F R E I E<br />
m Oktober 2010 hat der <strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> eine Umfrage gestartet,<br />
ob und wie die Gemeinsamen Vergütungsregeln<br />
für hauptberufliche Freie bei<br />
Tageszeitungen mittlerweile umgesetzt<br />
werden und wollte dabei auch herausfinden,<br />
wo es noch hakt. 58 Betriebsräte,<br />
Chefredaktionen und Verlage haben wir<br />
angeschrieben, 23 haben mittlerweile<br />
geantwortet. Dafür allen, die sich die<br />
Mühe gemacht haben, den Fragebogen<br />
auszufüllen, unseren herzlichen Dank.<br />
Ein Ergebnis unserer Befragung: Auch<br />
für die freien Journalistinnen und Journalisten<br />
ist es wichtig, bei der Frage der<br />
Vergütungsregeln auf den Betriebsrat<br />
zuzugehen.<br />
So hat beispielsweise der Betriebsrat<br />
beim Schwäbischen Tagblatt in Tübingen<br />
von der Geschäftsleitung eine Aufstellung<br />
der Honorarkräfte und ihrer<br />
Bezahlung angefordert, um eine Statusprüfung<br />
vornehmen zu können. Das verhindert,<br />
dass Einzelne als Bittsteller<br />
gegenüber Verlegern oder Chefredakteuren<br />
auftreten müssen. Auch beim<br />
Mannheimer Morgen war der Betriebsrat<br />
involviert und hat mit beurteilt, wer<br />
unter die Regeln fällt. Bei der Stuttgarter<br />
Zeitung und Sonntag Aktuell war der Betriebsrat<br />
ebenfalls einbezogen und hat<br />
sich mit der Verlagsleitung auf die drei<br />
Kategorien Berichte, Reportagen und<br />
Kunstkritiken/Rezensionen geeinigt. Die<br />
Honorare liegen zwischen 79 und 151<br />
Cent pro Zeile, nicht hauptberufliche<br />
Freie erhalten für alle Textsorten 79 Cent.<br />
Eine solche Einbeziehung des Betriebsrats<br />
gefällt nicht allen Verlagsleitungen.<br />
Leicht verschnupft reagierte beispielsweise<br />
Hardy Göres, Bereichsleiter Personal<br />
bei der Neuen Pressegesellschaft,<br />
auf die Tatsache, dass der <strong>DJV</strong> den Fragebogen<br />
auch an seinen Betriebsrat<br />
geschickt hatte. Der sei schließlich nicht<br />
zuständig, monierte er und formulierte<br />
spitzlippig, dass man natürlich die<br />
Rechtslage kenne und sich rechtstreu ver-<br />
20 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />
Neue Vergütungsregeln für Freie:<br />
Nichts geht ohne den Betriebsrat<br />
E r g e b n i s s e d e r B e f r a g u n g v o n B e t r i e b s r ä t e n , C h e f r e d a k t i o n e n u n d Ve r l a g e n<br />
v o n P i a G r u n d - Lu d w i g<br />
halte. Konkrete Fragen wollte er nicht<br />
beantworten, wir sollten doch dazu bitte<br />
die Mitglieder fragen. Man sei nicht<br />
auskunftspflichtig, so Rainer Wiese und<br />
Bernhard Theiss für die SDZ Druck und<br />
Medien in Schwäbisch Gmünd, und man<br />
arbeite nicht mit hauptberuflichen Freien<br />
zusammen.<br />
Der Gewerkschaft an diesem Punkt eine<br />
Auskunft zu verweigern, mag rechtlich<br />
legitim sein. Andere hatten jedenfalls<br />
keine Probleme damit, ihre Verfahren<br />
transparent zu machen und die Fragen<br />
des <strong>DJV</strong> zu beantworten. Sie beschrieben<br />
konkrete Probleme, die im Arbeitsalltag<br />
auftreten. So sagte etwa der Chefredakteur<br />
der Südwestpresse Ulm, Hans-Jörg<br />
Wiedenhaus, dass die Regeln nur auf eine<br />
geringe Anzahl der Mitarbeiter zutreffen.<br />
Das war auch das Echo in zahlreichen anderen<br />
Redaktionen. Es gibt in größeren<br />
Redaktionen 12a-Freie mit festen Verträgen,<br />
aber eine Minderzahl von hauptberuflich<br />
Freien. Er wende die Regeln an,<br />
finde aber das Regelwerk „nicht besonders<br />
praxisnah“, monierte etwa Thomas<br />
Hauser, Chefredakteur der Badischen<br />
Zeitung. Seine Kritik gilt insbesondere<br />
der Textsortendifferenzierung. Die korreliere<br />
nicht mit dem realen Arbeitsaufwand.<br />
Betriebsräte kritisierten teilweise,<br />
dass die Vergütungsregeln mit der<br />
Hauptberuflichkeit verknüpft sind. Das<br />
führt besonders in den Unistädten dazu,<br />
dass (billigere) Hobby-Schreiber den<br />
Hauptberuflern Konkurrenz machen.<br />
Claus Detjen vom Haller Tagblatt sieht<br />
Probleme bei der Frage, wer unter das<br />
Regelwerk fällt. Der Presseausweis könne<br />
nicht entscheidend sein, es gebe zu viele,<br />
die unberechtigt mit ihm ausgestattet<br />
seien. Bei den Fränkischen Nachrichten<br />
hat man sich für eine Einzelfallprüfung<br />
entschieden. Der Grund hier: Nicht alle<br />
Kolleginnen und Kollegen, die in Frage<br />
kommen, haben einen Presseausweis. Bei<br />
der Ludwigsburger Kreiszeitung orientiert<br />
man sich an der Mitgliedschaft in<br />
der Künstlerkasse. Presseausweis und<br />
KSK sind bei der Mittelbadischen Presse<br />
die Kriterien für die Anwendung der<br />
Vergütungsregeln. Man habe aber festgestellt,<br />
dass man sowieso besser bezahle<br />
als dort vorgesehen, schrieb Redaktionsleiter<br />
Jürgen Rohn.<br />
Unterschiedliche Auswirkungen haben<br />
die Vergütungsregeln auf die Honorarbudgets.<br />
In einigen Häusern wie bei den<br />
Fränkischen Nachrichten, Nürtinger<br />
Zeitung und der Ludwigsburger<br />
Kreiszeitung sind die Honorartöpfe<br />
gestiegen. Von geringfügigen Erhöhungen<br />
spricht auch Wiedenhaus für die<br />
Südwestpresse. In zahlreichen anderen<br />
Verlagen gab es aber keine Anpassungen.<br />
Rückwirkende Zahlungen, die den Freien<br />
eigentlich ab Februar 2010 zustehen,<br />
scheinen nach unserem Überblick eher<br />
die Ausnahme zu sein. Meist sind die<br />
Verfahren dazu auch so abschreckend,<br />
dass viele Freie darauf verzichten.<br />
Nach wie vor gilt aber: Es gibt immer<br />
wieder Informationen von freien Kolleginnen<br />
und Kollegen, dass sich Verlage<br />
oder einzelne Redaktionen nicht an die<br />
Vergütungsregeln halten. Der Rat des<br />
<strong>DJV</strong>: Sinnvoller als die direkte Auseinandersetzung<br />
ist es in einem solchen Fall,<br />
die Gewerkschaft einzuschalten und<br />
gemeinsam das weitere Vorgehen zu<br />
besprechen. Das reduziert die Gefahr,<br />
dass Druck auf Einzelne ausgeübt wird.<br />
Webinar 28.7. 11-12.30 Uhr: Vergütungsregeln<br />
an Tageszeitungen – wie<br />
durchsetzen? Tipps für das konkrete<br />
(Ver-)Handeln individuell und in<br />
Gruppen. Schwerpunkt: Verhandlungstraining.<br />
Referentin ist die Journalistin<br />
und Trainerin Constanze<br />
Hacke. Nur für <strong>DJV</strong>-Mitglieder. ■<br />
Interessenten können sich online<br />
anmelden unter<br />
http://www.journalistenwebinar.de
A<br />
Ab 1. Juli <strong>2011</strong> gibt es 2 Prozent<br />
mehr für Feste und Freie im SWR,<br />
ab 1. April 2012 noch einmal 2,1% für<br />
Feste und 2,0% für Freie; für die drei<br />
Leermonate April bis Juni <strong>2011</strong> eine<br />
Sonderzahlung im Juli zwischen 410 und<br />
480 Euro. Mit dem Abschluss ist auch die<br />
Entgeltfortzahlung für Freie endgültig<br />
gesichert. Der SWR hatte von den Gewerkschaften<br />
eine Kompensation dieser<br />
Kosten bei der Tarifrunde gefordert. Die<br />
ist erfolgt. Umso ärgerlicher, dass der<br />
Sender jetzt ankündigt, die Erhöhungen<br />
nur auf die Mindesthonorare der Freien<br />
anzuwenden. Jetzt muss nachverhandelt<br />
werden.<br />
Tarifverhandlung auf<br />
mehreren Feldern<br />
Die gut drei Stunden am Mittwochnachmittag,<br />
25. Mai <strong>2011</strong>, hatten es<br />
in sich. Denn es ging nicht nur um einen<br />
Gehalts- bzw. Honorarabschluss für die<br />
3.650 Festen und rund 1.800 12a-Freien<br />
des SWR in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> und<br />
Rheinland-Pfalz. Der SWR verlangte<br />
auch, dieser Abschluss müsse gleichzeitig<br />
einen finanziellen Ausgleich schaffen<br />
für die vom SWR getragene anteilige<br />
„Lohnfortzahlung im Krankheitsfall“<br />
für die Freien. Und zwar auf Dauer. Diese<br />
Kompensation entspricht etwa einem<br />
Prozent Honorarerhöhung bei den<br />
Freien – dieses eine Prozent könnte der<br />
SWR also von der Honorarerhöhung der<br />
Freien abziehen und als Ausgleich einbehalten.<br />
Ohne Kompensation, so machte<br />
der SWR gleich klar, würde er aus dem<br />
„Lohnersatz im Krankheitsfall“ aussteigen<br />
– ein ARD-weit vorbildlicher<br />
Weg der Absicherung der Freien bei<br />
Krankheit wäre gescheitert.<br />
Es steht viel auf dem Spiel<br />
Den Weg, auf einen Teil der Honorarerhöhung<br />
zu verzichten, um damit ihren<br />
„Lohnersatz im Krankheitsfall“ zu erhal-<br />
ten, hatten die SWR-Freien in einer landesweiten<br />
<strong>DJV</strong>-Umfrage im Herbst 2010<br />
vorgegeben. Für die anderen Varianten<br />
als Kompensation (Wegfall der jährlichen<br />
Einmalzahlung für Freie, oder eine<br />
Karenzzeit von 2, 3, oder sogar 5 Tagen<br />
pro Krankheit) gab es weniger Zustimmung.<br />
Ein klarer Auftrag für die <strong>DJV</strong>-<br />
Verhandlungskommission. Das hätte aber<br />
wesentlich geringere Honorarerhöhungen<br />
für die Freien zur Folge gehabt.<br />
Kreative Lösungen sind gefragt<br />
In der ersten Verhandlungsrunde Mitte<br />
April <strong>2011</strong> hatten deshalb die Gewerkschaften<br />
<strong>DJV</strong> und Verdi dem SWR<br />
vorgeschlagen, die im Tarifvertrag der<br />
Länder enthaltene „strukturelle Lohnkomponente“<br />
von 0,2% für alle<br />
Beschäftigten in die Kompensation der<br />
Lohnfortzahlung für die Freien mit<br />
einzubringen. Traditionell orientiert sich<br />
der SWR am Tarifvertrag der Länder.<br />
Diese Idee nahm der SWR auf und legte<br />
bei der Tarifrunde am 25. Mai ein Angebot<br />
vor, das die Gewerkschaftsvorschläge<br />
einschließt. Das Ziel: den Freien eine<br />
angemessene Honorarerhöhung zu erhalten,<br />
gleichzeitig dem SWR aber einen<br />
vollen Ausgleich für die anteilige „Lohnfortzahlung<br />
der Freien im Krankheitsfall“<br />
zu sichern. Und es gelang mit einer<br />
pragmatischen Lösung.<br />
Am Ende eine Kompensation<br />
mit mehreren Bausteinen<br />
❍ nur <strong>2011</strong> keine „jährliche Einmalzahlung“<br />
für Freie – ab 2012 wieder<br />
dauerhaft;<br />
❍ <strong>2011</strong> die gleiche Lohnerhöhung wie<br />
die Festen (2,0%) – nur 2012 eine um<br />
0,1% geringere (2,1% bei Festen, 2,0% bei<br />
Freien);<br />
❍ für April bis Juni ´11 Sonderzahlung<br />
von 480 € für Feste und 410 € für Freie;<br />
❍ 2012 wird die „strukturelle Lohnkomponente“<br />
(= 0,2%) von Freien UND<br />
S W R -TA R I F V E R H A N D LU N G E N<br />
Mehr Geld für SWR-Beschäftigte –<br />
Erfolg mit einem Schönheitsfehler<br />
D i e Ta r i f r u n d e a m 2 5 . M a i 2 011 b r a c h t e d e n D u r c h b r u c h<br />
v o n A c h i m B e c k e d o r f<br />
Festen verwendet für den „Lohnersatz<br />
der Freien im Krankheitsfall“ – eine einmalige<br />
Solidarität der Festen im SWR!<br />
Dieser Abschluss ist ein Erfolg<br />
für die Festen:<br />
❍ eine Gehaltserhöhung über dem<br />
Öffentlichen Dienst;<br />
❍ eine Sonderzahlung über der Inflationsrate<br />
als Ausgleich für April bis Juni<br />
<strong>2011</strong>.<br />
Und ein Erfolg für (fast) alle Freien:<br />
❍ die anteilige „Lohnfortzahlung im<br />
Krankheitsfall“ bleibt erhalten und ist auf<br />
Dauer kompensiert;<br />
❍ die „jährliche Einmalzahlung“ wird<br />
nur <strong>2011</strong> ausgesetzt, kommt ab 2012<br />
wieder.<br />
Verlängerung nötig –<br />
der SWR trübt das Bild eines<br />
fairen Kompromisses<br />
Denn ein Punkt muss auf Druck der Gewerkschaften<br />
nachverhandelt werden:<br />
Der SWR will die Honorar-Erhöhung für<br />
Freie nur auf deren Mindesthonorare anwenden.<br />
Die Folge: Wenn nur ein Euro<br />
über dem Grundhonorar bezahlt wird,<br />
gehen die Freien bei der Erhöhung leer<br />
aus. Jetzt soll nachverhandelt werden,<br />
damit der SWR auch das „effektiv<br />
bezahlte“, über dem Minimum liegende<br />
Honorar, entsprechend der Tarifrunde<br />
anhebt. Es geht in die Verlängerung.<br />
Endgültig wird der Abschluss – wie immer<br />
–, wenn diesem die Gremien der<br />
Gewerkschaften <strong>DJV</strong> und Verdi, und des<br />
SWR zustimmen. Das aber werden erst<br />
die weiteren Tarifgespräche ergeben. ■<br />
Achim Beckedorf<br />
ist Schatzmeister des<br />
<strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
und langjähriger<br />
F e r n s e h re d a k t e u r<br />
beim SWR in Stuttgart.<br />
<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 21
M E D I E N N A C H R I C H T E N<br />
Drucker und Redakteure<br />
beim Südkurier legen die<br />
Arbeit nieder<br />
Kollegen von Südkurier und Schwarzwälder Boten<br />
demonstrieren in Villingen. Foto: Martin Himmelheber<br />
Villingen (8.6.<strong>2011</strong>) - Die Mitarbeiter des<br />
Schwarzwälder Boten streiken schon<br />
länger. Seit Dienstag 7. Juni haben<br />
Drucker und Redakteure des SÜD-<br />
KURIER ihre Arbeit niedergelegt.<br />
Höhepunkt war die gemeinsame Demonstration<br />
in Villingen von ver.di und<br />
<strong>DJV</strong> am 8. Juni. Sie wandten sich scharf<br />
gegen das Ansinnen der Verlage, die<br />
Tarifverträge durch Einzelverträge zu ersetzen.<br />
Rund 100 Demonstrationsteilnehmer<br />
waren vor Ort; viele weitere<br />
Beschäftigte ließen ihre Arbeit ruhen.<br />
Streikende in Stuttgart<br />
diskutieren mit Ministerpräsident<br />
Winfried<br />
Kretschmann<br />
Ministerpräsident Winfried Kretschmnann in der<br />
Diskussion mit Streikenden. Foto: Joachim E. Röttgers<br />
Stuttgart (7.6.<strong>2011</strong>) - Aus ganz <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> kamen am 7. Juni rund 300<br />
Journalistinnen und Journalisten in<br />
22 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />
Stuttgart zusammen, um für faire und<br />
angemessene Tarifverträge zu demonstrieren.<br />
Aus 23 Zeitungsredaktionen waren<br />
die Kolleginnen und Kollegen in die Landeshauptstadt<br />
gefahren. Der neue Ministerpräsident<br />
von <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>,<br />
Winfried Kretschmann, diskutierte mit<br />
den streikenden Kolleginnen und Kollegen.<br />
Aus der aktuellen Tarifauseinandersetzung<br />
wolle er sich heraushalten, aber<br />
an der Notwendigkeit von gutem und kritischem<br />
Journalismus für das Funktionieren<br />
der Demokratie ließ er keinen<br />
Zweifel. Er betonte, dass guter Journalismus<br />
ohne soziale Absicherung nicht<br />
funktionieren könne.<br />
Drucker, Angestellte und<br />
Redakteure in Mannheim<br />
gemeinsam im Streik<br />
Gemeinsamer Streik von Redakteuren, Angestellten<br />
und Druckern in Mannheim. Bild: Gerhard Vohs<br />
Mannheim (31.05.<strong>2011</strong>) - Am 30. und<br />
31. Mai sind Drucker und Verlagsangestellte<br />
des Mannheimer Morgen in<br />
einen zweitägigen Streik getreten. Am<br />
zweiten Tag gesellten sich die Redakteure<br />
in einem eintägigen Ausstand dazu.<br />
Zusammen zogen die rund 110 Kolleginnen<br />
und Kollegen von ver.di, dju und<br />
<strong>DJV</strong> in die Mannheimer Innenstadt und<br />
informierten die Bürgerschaft über die<br />
Tarifauseinandersetzungen und die Unverschämtheiten<br />
der Arbeitgeber.<br />
Dünne Notausgabe nach<br />
Warnstreik in Heilbronn<br />
Heilbronn (30.5.<strong>2011</strong>) - Rund 30 Redakteurinnen<br />
und Redakteure der Heilbronner<br />
Stimme, Hohenloher Zeitung<br />
und Kraichgau Stimme sind am Montag,<br />
30. Mai, in einen fünfeinhalbstündigen<br />
Warnstreik getreten. In einer Spitzenmeldung<br />
auf der Titelseite wurde der<br />
Tarifkonflikt thematisiert.<br />
Warnstreik:<br />
Verleger sollen ihre<br />
Blockadehaltung aufgeben<br />
Zweitägiger Warnstreik von Schwarzwälder Bote,<br />
Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten.<br />
Bild: Franziska Kraufmann<br />
Stuttgart (26.05.<strong>2011</strong>) - Am Donnerstag,<br />
26. Mai <strong>2011</strong>, haben sich über 250<br />
Tageszeitungsredakteure, Drucker und<br />
Angestellte im Verlagswesen zu einer<br />
Demonstration vor dem Pressehaus<br />
Stuttgart versammelt. Die beiden Gewerkschaften<br />
ver.di und der Deutsche<br />
Journalisten-Verband forderten die Arbeitgeber<br />
auf, ihre Blockadehaltung<br />
aufzugeben und ohne Vorbedingungen<br />
an den Verhandlungstisch zurückzukehren.<br />
Die Demonstration war Auftakt<br />
zu einem zweitägigen Warnstreik im<br />
Hause der Südwestdeutsche Medien<br />
Holding GmbH (SWMH).
245 Kolleginnen und<br />
Kollegen wehren sich<br />
Dagmar Lange und Thomas Godawa, <strong>DJV</strong>-Landesvorstand<br />
und Christoph Holbein, <strong>DJV</strong>-Mitglied<br />
im Schwabo-Beriebsrat und Mitglied der Tarifkommission.<br />
Oberndorf (20.5.<strong>2011</strong>) - Am 20. Mai<br />
haben rund 245 Kolleginnen und Kollegen<br />
aus den Tageszeitungsredaktionen<br />
des Schwarzwälder Boten, der Stuttgarter<br />
Zeitung, der Stuttgarter Nachrichten und<br />
der Zeitungen aus Leonberg, Böblingen,<br />
Waiblingen und des HIER-Verlags gegen<br />
die Forderungen des Verlegerverbandes<br />
nach einer weiteren Absenkung des<br />
Gehaltstarifvertrages und die Einführung<br />
eines Dumping-Tarifvertrages für Berufseinsteiger<br />
protestiert. Gleichzeitig wurde<br />
die Geschäftsleitung des Schwarzwälder<br />
Boten aufgefordert, für die ausgegliederten<br />
Abteilungen wie Redaktion<br />
und Anzeigenabteilung Haustarifverhandlungen<br />
aufzunehmen.<br />
Tageszeitungsredakteure<br />
demonstrieren gegen<br />
Verlegerforderung<br />
Dagmar Lange, <strong>DJV</strong>-Landesvorstand: Es geht um<br />
die Zukunft unseres Berufs. Foto: <strong>DJV</strong><br />
Stuttgart (15. Mai <strong>2011</strong>) - Am 13. Mai<br />
demonstrierten rund 300 Tageszeitungsredakteurinnen<br />
und Redak-<br />
teuren des <strong>DJV</strong> und der dju in ver.di in<br />
Stuttgart nahe des Pressehauses in<br />
Stuttgart Möhringen gegen die Forderungen<br />
der Verlegerseite, die Gehälter um bis<br />
zu 25 Prozent abzusenken und vor allem<br />
die Berufseinsteiger zu benachteiligen.<br />
Mit ihrem Ausstand unterstützten die<br />
Journalisten auch den Arbeitskampf ihrer<br />
Kollegen: der Redaktionsassistenz, der<br />
Korrektoren, der Drucker, der Mitarbeiter<br />
der Druckvorstufe und des Versands.<br />
Auch an anderen Schwerpunktorten in<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> wurden die Arbeitgeber<br />
mit Warnstreiks aufgefordert ihre<br />
Forderungen zurückzunehmen, so beim<br />
Mannheimer Morgen und bei der Südwestpresse<br />
in Ulm. Insgesamt waren also<br />
gut 400 Tageszeitungsredakteure auf der<br />
Straße, um sich für ihre Rechte stark zu<br />
machen.<br />
Redakteure und Drucker<br />
beim Mannheimer Morgen<br />
im Streik<br />
Zeitungsleute und Drucker beim Mannheimer<br />
Morgen streiken.<br />
Mannheim (14.5.<strong>2011</strong>) - Mit einem<br />
gemeinsamen Streik haben Redakteure,<br />
Drucker und Verlagsangestellte am 13.<br />
Mai von 12 bis 24 Uhr ihren Unmut über<br />
die Forderungen der Arbeitgeber nach<br />
massiven Absenkungen in den Tarifverträgen<br />
zum Ausdruck gebracht.<br />
Rund 70 Kollegen versammelten sich vor<br />
dem Verlagsgebäude in Mannheim. Zwei<br />
Stunden später zogen sie in einer<br />
lautstarken Demonstration zum Streiklokal<br />
und kehrten nicht mehr in<br />
die Redaktionen beziehungsweise ins<br />
Druckhaus zurück.<br />
M E D I E N N A C H R I C H T E N<br />
Zeitungsverleger brechen<br />
Tarifverhandlungen ab<br />
Berlin (4.5.<strong>2011</strong>) - Die Tarifverhandlungen<br />
für die rund 14.000 Redakteurinnen<br />
und Redakteure an Tageszeitungen sind<br />
in Dortmund erneut ergebnislos abgebrochen<br />
worden. In der vierten Verhandlungsrunde<br />
von Deutschem Journalisten-<br />
Verband und Ver.di mit den Vertretern<br />
des BDZV hielten die Zeitungsverleger<br />
an ihren Forderungen fest, die Tarifbedingungen<br />
für die Redakteure zu verschlechtern<br />
und einen Billigtarifvertrag<br />
für Berufseinsteiger einzuführen.<br />
Proteste begleiten die<br />
Tarifverhandlungen in<br />
Dortmund<br />
Bonn (4.5.<strong>2011</strong>) - Über 250 Redakteurinnen<br />
und Redakteure haben lautstark vor<br />
dem Verhandlungsort in Dortmund<br />
gegen massive Einschnitte in die Tarifverträge<br />
und die Einführung eines<br />
Dumping-Tarifs für Berufseinsteiger<br />
protestiert. Sie machten damit ihrem<br />
Unmut über Verlegerforderungen Luft,<br />
die der BDZV bei der Tarifrunde am<br />
8. Dezember gefordert hatte. Nach<br />
Verhandlungsbeginn zog ein beeindruckender<br />
Demonstrationszug durch<br />
die Dortmunder Fußgängerzone.<br />
Fachausschuss Junge<br />
startet Online-Petition<br />
gegen Dumping-Tarif<br />
Stuttgart (4.5.<strong>2011</strong>) - Derzeit laufen die<br />
Tarifverhandlungen an Tageszeitungen –<br />
mit drastischen Forderungen der Verlegerseite<br />
vor allem für Jüngere und Berufseinsteiger,<br />
die einer deutlichen Abwertung<br />
des Berufs gleichkommen. Der Fachausschuss<br />
Junge Journalisten des <strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> hat deshalb eine Unterschriftenaktion<br />
gestartet, um ein Zeichen<br />
zu setzen, dass wir dank vieler Unterstützer<br />
stark sind und uns das „Angebot“<br />
der Verleger nicht einfach so gefallen<br />
lassen. Die Aktion findet als Online-<br />
Petition statt: http://www.openpetition.de/<br />
petition/online/nein-zum-dumping-tariffuer-berufseinsteiger-im-journalismus-jazu-fairem-lohn-fuer-gute-arbeit<br />
<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 23
M E D I E N N A C H R I C H T E N<br />
Erste Warnstreiks in<br />
Tageszeitungen zeigen<br />
große Kampfbereitschaft<br />
Warnstreikende in Stuttgart. Foto: <strong>DJV</strong><br />
Stuttgart (3.5.<strong>2011</strong>) - Eine enorme Streikbereitschaft<br />
bei Redakteurinnen und<br />
Redakteuren von Tageszeitungen und arbeitnehmerähnlich<br />
Beschäftigten zeigte<br />
sich am 3. Mai <strong>2011</strong>. In 15 Redaktionen<br />
landesweit hatten Kolleginnen und Kollegen<br />
die Arbeit niedergelegt. Mehr als<br />
450 waren mit Bus und Bahn nach<br />
Stuttgart gekommen und brachten dort<br />
zuerst im Literaturhaus und dann auf<br />
einem Demonstrationszug durch die<br />
Innenstadt ihren Unmut über die Zumutungen<br />
der Verleger zum Ausdruck.<br />
Verlagsgruppe Georg von<br />
Holtzbrinck wächst und<br />
bleibt auf Sparkurs<br />
Stuttgart (18.4.<strong>2011</strong>) - Die Verlagsgruppe<br />
Georg von Holtzbrinck hat das Geschäftsjahr<br />
2010 mit einem Umsatzwachstum<br />
von 6,1 Prozent abgeschlossen,<br />
der Gewinn vor Steuern,<br />
Zinsen und Abschreibungen lag bei 230<br />
Millionen Euro. Trotz der guten Zahlen<br />
fährt das Unternehmen bei der zum<br />
Konzern gehörenden Tageszeitung Südkurier<br />
weiter einen Sparkurs. Zwar wurde<br />
der Gesamtpersonalbestand bei etwa 550<br />
Mitarbeitern gehalten. Zum 1. Januar<br />
<strong>2011</strong> hat der Südkurier aber die Tarifbindung<br />
verlassen und wechselt in die<br />
sogenannte OT-Mitgliedschaft.<br />
Umfrage zur Lage<br />
der freien Journalistinnen<br />
und Journalisten beim<br />
Rundfunk<br />
Berlin (15. 4. <strong>2011</strong>) - <strong>DJV</strong> und ver.di<br />
bitten alle Freien an Rundfunkanstalten,<br />
sich an einer Umfrage zu ihrer Vergütungssituation<br />
zu beteiligen. Hintergrund:<br />
Die Rundfunkanstalten streben in<br />
den anstehenden Verhandlungen über<br />
M E DI E NPRODU K TION AUS E I N E M GUSS<br />
WE RBU NG DRUCKSACHEN A-Z I NTE RN ET M U LTI M E DIA<br />
> Beratung<br />
> Konzeption<br />
> Idee<br />
> Kreation<br />
> Marketingstrategie<br />
> Corporate Design<br />
> Branding<br />
> Logoentwicklung<br />
> Bildcomposings<br />
> Retuschen<br />
> Layout<br />
> Illustrationen<br />
> 3D-Visualisierung<br />
24 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />
> Anzeigen<br />
> Briefbögen<br />
> Visitenkarten<br />
> Rechnungen<br />
> Formulare<br />
> Flyer<br />
> Broschüren<br />
> Kataloge<br />
> Preislisten<br />
> Magazine<br />
> Prospekte<br />
> Poster<br />
> Plakate<br />
> Megabanner<br />
> Konzeption<br />
> Webdesign<br />
> Programmierung<br />
> Datenbanken<br />
> Shop-Lösungen<br />
> CMS-Lösungen<br />
> Video-Integration<br />
> Flashanimationen<br />
> 360° Panorama-Bilder<br />
> Administration/Pflege<br />
> Hosting<br />
DEKOVISION®-<br />
Lösungen:<br />
> Schaufenster<br />
> Innenbereich<br />
> Messen<br />
> Veranstaltungen<br />
> Infoterminals<br />
> Promotion<br />
> Info-Displays<br />
> Videoboard<br />
Anwendungen:<br />
> Visualisierung<br />
> Infotainment<br />
> Präsentationen<br />
die Urheberrechtstarifverträge für Freie<br />
einen grundlegenden Wechsel im Vergütungssystem<br />
an: An die Stelle von Übernahme-<br />
und Wiederholungsvergütungen<br />
sollen Zahlungen für zeitlich begrenzte<br />
Lizenzen treten. Um solchen Versuchen<br />
begegnen zu können, brauchen <strong>DJV</strong> und<br />
ver.di einen Überblick über die derzeitigen<br />
tatsächlichen Verhältnisse hinsichtlich<br />
der Honorarsummen und deren<br />
Aufteilung. Deswegen sind alle Freien,<br />
insbesondere die des SWR und des<br />
WDR, eingeladen, sich an der anonymen<br />
Umfrage http://umfrage.urheber.info zu<br />
beteiligen.<br />
Protestaktionen zeigen<br />
Kampfbereitschaft in der<br />
Tarifauseinandersetzung<br />
Stuttgart (11.4.<strong>2011</strong>) - An ihrer<br />
Entschlossenheit für den Erhalt des<br />
Journalistenberufs und der redaktionellen<br />
Arbeitsplätze einzustehen ließen<br />
über 70 Journalistinnen und Journalisten<br />
aus <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in Ulm keinen<br />
Zweifel. Aus dem ganzen Bundesland<br />
waren sie zu einer gemeinsamen<br />
Demonstration von <strong>DJV</strong> und ver.di<br />
nach Ulm gekommen.<br />
Aktuelle Mediennachrichten unter<br />
www.djv-bw.de<br />
medialink GmbH<br />
Nesenbachstr. 48<br />
70178 Stuttgart<br />
Tel. 0711. 2 26 32 16<br />
mail@medialink-info.de<br />
www.medialink-info.de
A<br />
uf der Mitgliederversammlung des<br />
<strong>DJV</strong>-Kreisverbands Ludwigsburg<br />
war Jan Mönikes, Ludwigsburger Anwalt<br />
und Verteidiger von Jörg Tauss, eingeladen,<br />
um über den feinen Unterschied<br />
zwischen dem „Bericht über einen Verdacht“<br />
und die „Öffentlichkeitsarbeit für<br />
eine Verdächtigung“ zu referieren. Im<br />
Anschluss antwortete er auf die Fragen<br />
der Journalistinnen und Journalisten und<br />
stand für ein Interview zur Verfügung.<br />
Die Fragen stellte Verena Mayer.<br />
<strong>DJV</strong> Ludwigsburg: Herr<br />
Mönikes, Sie verdienen Ihr<br />
Geld mit Mandanten, die sich<br />
gegen ihre Darstellung in den<br />
Medien wehren. Sind Journalisten<br />
Ihre liebsten Feinde?<br />
Jan Mönikes: Nein, meine<br />
Arbeit richtet sich nicht<br />
gegen Journalisten. Es geht bei<br />
meiner Tätigkeit lediglich<br />
darum, die Verbreitung von<br />
rechtswidrigen, falschen und<br />
schädlichen Falschmeldungen<br />
zu verhindern, die die Persönlichkeitsrechte<br />
meiner<br />
Mandanten beschädigen. Da<br />
solche Meldungen weder im<br />
Interesse des Betroffenen, aber<br />
auch nicht der Allgemeinheit stehen,<br />
können sie auch nicht im Interesse eines<br />
verantwortlichen Journalismus stehen.<br />
Daher sind die Kriterien, an<br />
denen am Ende die Gerichte ihre<br />
Entscheidungen fällen, meist identisch<br />
mit den Regeln journalistischer Sorgfalt,<br />
wie sie beispielsweise der Deutsche<br />
Presserat kodifiziert hat.<br />
<strong>DJV</strong> Ludwigsburg: Das Internet verändert<br />
die Arbeit von Journalisten rasant<br />
und in teilweise unvorstellbarer Weise.<br />
Gilt das auch für Ihre Arbeit?<br />
Jan Mönikes: Ja, denn durch das Internet<br />
„versendet“ sich nichts mehr. Früher war<br />
es den Betroffenen möglich, bei problematischen<br />
Veröffentlichungen einfach<br />
erst einmal ruhig zu bleiben und<br />
abzuwarten, ob denn ein falscher Bericht<br />
überhaupt Schaden verursacht. Blieb es<br />
einige Tage ruhig, wusste man, dass es<br />
nicht nötig ist, dagegen vorzugehen.<br />
Heute aber bleibt nahezu jede Nachricht<br />
im „digitalen Gedächtnis“ und verschwindet<br />
auch nach Jahren nicht aus<br />
dem Internet. Durch die Suchmaschinen<br />
tauchen selbst krasse Falschmeldungen<br />
immer wieder auf, als wären sie erst gerade<br />
veröffentlicht und werden damit<br />
auch für einen Journalisten bei seiner<br />
Recherche wieder aktuell. Daher muss<br />
der Betroffene sich im Internet schon bei<br />
potentiell schädlichen Falschmeldungen<br />
proaktiv um Korrektur oder Löschung<br />
bemühen. Und wenn das nicht klappt,<br />
dann muss viel öfter als früher der Anwalt<br />
ran. Der hat heute aber nicht nur mit den<br />
Profis in den Redaktionen zu kämpfen,<br />
sondern auch mit Bloggern oder ganz<br />
eigenen, international strukturierten,<br />
Angeboten wie Wikipedia. Das erzeugt<br />
erheblichen Beratungsbedarf – doch<br />
davon leben Anwälte schließlich.<br />
<strong>DJV</strong> Ludwigsburg: Sie können also<br />
nicht arbeitslos werden. Wie sieht Ihre<br />
Prognose für unseren Job aus?<br />
Jan Mönikes: Journalisten müssen ihre<br />
Arbeitsweise verändern, wenn sie mit der<br />
neuen Konkurrenz zurechtkommen<br />
A U S D E N K R E I S E N<br />
Kachelmann, Tauss und die Rolle der Journalisten<br />
K r e i s v e r b a n d D J V Lu d w i g s b u r g<br />
Rechtsanwalt Jan Mönikes, der Verteidiger von Jörg Tauss, antwortet vor<br />
dem Gerichtsgebäude auf Journalistenfragen. Foto: Rolf Schmitt<br />
wollen: Mehr kluge Analyse und exklusive<br />
Recherche, weniger die Verarbeitung<br />
des Materials von Nachrichtenagenturen<br />
oder die Verbreitung von Pressemitteilungen.<br />
Das ist meiner Meinung nach besonders<br />
eine Chance gerade für lokale Formate.<br />
Auch Lokalzeitungen sollten sich<br />
daher meines Erachtens darum bemühen,<br />
Abonnenten für qualitativ<br />
hochwertigen Journalismus im Internet<br />
zu gewinnen. Wie immer, wenn Monopole<br />
aufbrechen und man sich im<br />
Wettbewerb beweisen muss, sind damit<br />
für jeden Einzelnen neue<br />
Chancen und Herausforderungen<br />
verbunden.<br />
<strong>DJV</strong> Ludwigsburg: Sie haben<br />
Jörg Tauss verteidigt, der<br />
wegen des Besitzes kinderpornographischer<br />
Fotos angeklagt<br />
– und verurteilt – worden<br />
ist. Aus Ihrer Sicht hätten<br />
Medien darüber erst am Ende<br />
des Prozesses berichten dürfen,<br />
oder?<br />
Jan Mönikes: Die meisten<br />
Prozessberichterstatter haben<br />
sich im Falle Jörg Tauss redlich<br />
bemüht, fair und abgewogen<br />
zu berichten. Denn die meisten<br />
Journalisten bekamen von Anfang<br />
an das Gefühl, dass sie hier in einer<br />
offensichtlichen Weise regelrecht mit Informationen<br />
aus den laufenden Ermittlungen<br />
„gefüttert“ wurden. Die Presse<br />
reagierte sehr kritisch darauf, dass interessierte<br />
Kreise damit eine Vorverurteilung<br />
befördern wollten. Das aber darf es aus<br />
meiner Sicht nicht geben. Denn aus<br />
gutem Grund ist ein Ermittlungsverfahren<br />
bei uns kein öffentliches Verfahren,<br />
erst der Prozess soll unter den Augen<br />
der Öffentlichkeit stattfinden. Dieser<br />
Fall ist daher ein Beispiel dafür, warum die<br />
Öffentlichkeitsarbeit der Justiz anderen<br />
Regeln unterliegen sollte, als die Pressearbeit<br />
eines Unternehmens. Ein Journalist<br />
soll meines Erachtens auch in Zukunft<br />
über einen Verdacht berichten dürfen, die<br />
Staatsanwaltschaft aber nicht mehr jede<br />
Verdächtigung befördern dürfen.<br />
<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 25
A U S D E N K R E I S E N<br />
<strong>DJV</strong> Ludwigsburg: Wie bewerten Sie die<br />
Rolle der Medien im Fall Kachelmann?<br />
Da kam so manche Info immerhin von<br />
der Staatsanwaltschaft selbst.<br />
Jan Mönikes: Solche Öffentlichkeitsarbeit<br />
einer (Justiz-)Behörde ist für den<br />
Mandanten und das Verfahren sehr<br />
schädlich. Der ganze Prozessverlauf zeigt<br />
das überdeutlich. Eine sehr offene Informationspolitik<br />
der Justiz erscheint zwar<br />
dennoch manchen Journalisten als attraktiv,<br />
ist in Wirklichkeit aber auch für die<br />
Presse bedrohlich. Denn überprüfen<br />
kann der Journalist diese Informationen,<br />
mangels wirklichen Einblicks, nicht. Auf<br />
das „Behördenprivileg“ oder die Mitteilung<br />
einer Nachrichtenagentur kann er<br />
sich aber nur insoweit berufen, als nicht<br />
schon diese die rechtlichen Grenzen<br />
zulässiger Verdachtsberichterstattung<br />
überschreiten. Und das ist hier definitiv<br />
passiert, wie wir aus dem Verfahren wissen.<br />
Im Fall Kachelmann gibt es darüber<br />
hinaus aber auch viele unmittelbare Verfehlungen<br />
der Presse, die ich kritisiere.<br />
Was sich insbesondere die Bild-Zeitung<br />
hier geleistet hat, ist in keiner Hinsicht<br />
mehr akzeptabel. Und trotz öffentlicher<br />
Debatte hört es nicht auf, selbst bei der<br />
Berichterstattung über seine Hochzeit<br />
werden die Grenzen wieder – offenbar<br />
mit Vorsatz - missachtet. Da muss sich<br />
meines Erachtens auch rechtlich etwas<br />
ändern.<br />
E<br />
in Workshop zum Bildbearbeitungsprogramm<br />
und ein Treffen bei<br />
„Hirsch-Bräu“ in Hirschlanden unter<br />
dem Motto „Journalisten und Politiker<br />
brauen“ sind die für das Jahr <strong>2011</strong> geplanten<br />
Veranstaltungen des Kreisverbands<br />
Neckar-Odenwald des Deutschen Journalistenverbands.<br />
Das berichtete Kreisvorsitzender<br />
Martin Herrmann im Rahmen<br />
der Jahreshauptversammlung im<br />
„Riesen“ in Walldürn. Weiter standen<br />
Wahlen auf der Tagesordnung. Dabei<br />
wurde Martin Herrmann als Kreisvorsit-<br />
26 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />
<strong>DJV</strong> Ludwigsburg: Journalisten sind<br />
angewiesen auf Hintergrundinformationen.<br />
Liegt die Zukunft im Verlautbarungsjournalismus?<br />
Jan Mönikes: Nein, denn gute Journalisten<br />
sollten schon in eigenem Interesse<br />
wissen, dass sie jegliche Kontrolle über<br />
die Folgen ihrer Berichterstattung verlieren,<br />
wenn sie sich auf diese Weise instrumentalisieren<br />
lassen. Und das kann<br />
nicht nur Anderen, sondern auch ihnen<br />
selbst schaden. So sehr es vielleicht<br />
manchmal reizvoll erscheint: Verdächtigungen<br />
darf man trotz angeblicher oder<br />
tatsächlicher Hintergrundinfos nur in<br />
ganz engen Grenzen verbreiten.<br />
<strong>DJV</strong> Ludwigsburg: Was zeichnet aus<br />
Ihrer Sicht einen guten Journalisten aus?<br />
Jan Mönikes: Ich halte es mit Philip<br />
Cueni vom Basler Verein für Qualität im<br />
Journalismus: Guter Journalismus ist letztlich<br />
weniger eine Frage von Handwerk<br />
und Technik als das Resultat einer Haltung.<br />
Wenn Fertigmacher-Geschichten,<br />
Halbwahrheiten, Persönlichkeitsverletzungen<br />
oder Gefälligkeiten vermieden<br />
werden, erkämpft sich der Journalismus<br />
seine eigene Glaubwürdigkeit täglich<br />
neu. Dieses bedarf es dringend, denn<br />
Glaubwürdigkeit ist das größte Kapital<br />
des Journalisten, nur damit kann er erfolgreich<br />
seine Aufgaben wahrnehmen. ■<br />
Bierbrauen mit Politikern<br />
zender im Amt bestätigt, ebenso die Stellvertreterin<br />
Sabine Braun und der zweite<br />
Stellvertreter Martin Bernhard. Fabian<br />
Greulich ist Schriftführer.<br />
<strong>DJV</strong>-Landesgeschäftsführer Marc Ecker<br />
berichtete über die Arbeit auf überregionaler<br />
Ebene. So zeige sich bei den<br />
laufenden Tarifverhandlungen, dass die<br />
Verleger eine Reduzierung der Sonderzahlungen<br />
und deutlich schlechtere<br />
Bedingungen für Berufs-Neueinsteiger<br />
erreichen wollen.<br />
Identifizierende Berichterstattung<br />
Verdachtsberichterstattung ist eines der<br />
wenigen „echten“ Privilegien der Presse:<br />
Bereits über den Verdacht einer Straftat<br />
oder eines sonstigen Missstandes darf<br />
auch in einer den Betroffenen<br />
erkennbarer Weise berichtet werden.<br />
Identifizierend kann eine Berichterstattung<br />
auch dann sein, wenn kein<br />
(richtiger) Name genannt wird! Wegen<br />
der Gefahr öffentlicher Vorverurteilung<br />
muss jedoch ein besonderes öffentliches<br />
Informationsinteresse an der<br />
Erkennbarkeit bestehen. Das ist zwar<br />
in der Regel gegeben, falls es sich um<br />
einen aktuellen Fall schwerer oder in<br />
anderer Weise hervorstechender Kriminalität<br />
handelt. Und selbst bei Fällen<br />
von kleiner oder mittlerer Kriminalität<br />
kann ein besonderes öffentliches Interesse<br />
eine Verdachtsberichterstattung<br />
rechtfertigen. Immer aber ist eine<br />
Einzelfallabwägung vorzunehmen, ob<br />
schon bei einem bloßen Verdacht die<br />
Nennung eines Namens oder gar eine<br />
Abbildung des Verdächtigen konkret<br />
zulässig ist. Die bloße Tatsache, dass<br />
gegen jemanden ein Ermittlungsverfahren<br />
läuft, rechtfertigt nämlich noch<br />
keine (identifizierende) Berichterstattung.<br />
Zudem ist bei Beteiligung von<br />
Kindern und Jugendlichen besondere<br />
Zurückhaltung bei identifizierender<br />
Berichterstattung geboten. Ebenso<br />
wenn es um die Zeugen und Opfer<br />
einer Tat geht.<br />
Ja h r e s h a u p t v e r s a m m l u n g : D J V - K r e i s v e r b a n d Ne c k a r - O d e n w a l d z o g B i l a n z<br />
Zudem scherten weitere Verlage aus der<br />
Tarifbindung aus oder lagerten ihre<br />
Redaktionen und Anzeigenabteilungen<br />
in Gesellschaften aus, in denen dann<br />
ebenfalls keine Tarifbindung besteht. „Es<br />
ist ordentlich was los“, so das Fazit von<br />
Marc Ecker. Es werde überlegt, eventuell<br />
mit den Druckern und Verlagsangestellten,<br />
beziehungsweise mit den Zeitschriften-Beschäftigten<br />
zusammen zu streiken.<br />
Auch beim Südwestrundfunk stehe eine<br />
spannende Tarifrunde an. ■
ie haben Inszenierungen in der<br />
Medienwelt früher funktioniert<br />
und wie erscheint man heute in den vielfältiger<br />
gewordenen Medien? Das war das<br />
zentrale Thema von Medienwissenschaftler<br />
Prof. Bernhard Pörksen, der seit 2009<br />
geschäftsführender Direktor des Instituts<br />
für Medienwissenschaft der Universität<br />
Tübingen ist, bei einem<br />
Hintergrundgespräch<br />
beim <strong>DJV</strong>-Kreisverband<br />
Neckar-Alb.<br />
Die Frage nach der Inszenierung<br />
oder eines<br />
Prominenzkonzeptes<br />
hat sich früher nur<br />
wirklich Prominenten<br />
gestellt. So sagt man<br />
laut Pörksen Doris Day<br />
nach, dass ihre Mimik<br />
so einstudiert war, dass<br />
sie auch lächelte, wenn<br />
beim Öffnen der Kühlschranktüre<br />
das Licht<br />
anging. Der Medienprofessor<br />
zeigte beim<br />
Gespräch in der Tübinger<br />
Lorettogaststätte<br />
auf, welche Wege zur<br />
Scheinberühmtheit heute zu beobachten<br />
sind. Zusammen mit seinen Studierenden<br />
hat Pörksen dazu Personen aus der<br />
Medienwelt beobachtet und befragt. Die<br />
Ergebnisse sind 2010 im gemeinsam mit<br />
Wolfgang Krischke herausgegebenen<br />
Buch zusammengefasst „Die Casting-<br />
Gesellschaft – Die Sucht nach Aufmerksamkeit<br />
und das Tribunal der Medien“.<br />
Hierbei registrierten die Autoren eine<br />
Vielzahl von „billigen willigen Sendeformaten“,<br />
die eine Glorifizierung von Leuten<br />
ermöglichen, die eigentlich gar nichts<br />
vorzuweisen haben. So werden Menschen<br />
zu Teilen des Spiegelkabinetts der<br />
modernen Medienwelt, die in den neuen<br />
Sendeformaten Aufmerksamkeit erzeu-<br />
gen, obwohl sie nach bisherigen Werten<br />
nichts anzubieten haben.<br />
Es kommt laut Pörksen zu einem<br />
Tauschverhältnis, bei dem die Aufmerksamkeit<br />
für einen bis dato Unbekannten<br />
und die Einschaltquoten des Senders die<br />
Tauschfaktoren sind. Hinzu kommt, dass<br />
wer bei Medien mitwirken möchte, oft<br />
keine Strategie hat. Und wer nach einem<br />
Überraschungserfolg schnell hochgepuscht<br />
wird, dem fehlt es an einem tragfähigen<br />
Anschlusskonzept. Ohne gut<br />
überlegten Umgang mit den Medien<br />
wird man zum Spielball der Medienmächtigen.<br />
Konkret wurde Pörksen bei Wettbewerbs-Formaten<br />
wie „Deutschland sucht<br />
den Super-Star“ oder „Big Brother“, aber<br />
auch bei der „Scripted Reality“, also Sendungen,<br />
bei denen Leute von der Straße<br />
für ein Taschengeld unterschiedliche<br />
Rollen in zwischenmenschlichen Konflikten<br />
spielen. Solche Inszenierungen<br />
wechseln häufig die Richtung und die<br />
A U S D E N K R E I S E N<br />
Selbstinszenierungen in der Medienwelt sind gefährlich<br />
W<br />
H i n t e r g r u n d g e s p r ä c h b e i m D J V - K r e i s v e r b a n d Ne c k a r -A l b<br />
v o n D i e t e r E . G e l l e r m a n n<br />
Dr. Wolfgang Krischke (vorne links) und Professor Dr. Bernhard Pörksen (vorne rechts) mit den<br />
Autorinnen und Autoren von „Die Casting-Gesellschaft. Die Sucht nach Aufmerksamkeit und<br />
das Tribunal der Medien“. Foto: Oliver Reinhardt, Zeitenspiegel<br />
Mitwirkenden erkennen nicht, wie sie<br />
dadurch abgestempelt werden. Für die<br />
Publizität zeigen die Darsteller dann<br />
auch Intimität und Vulgarität.<br />
Was inhaltlich problematisch ist, macht<br />
die Sender ökonomisch erfolgreich. Bei<br />
den neuen Formaten sind wir nach Worten<br />
des Medienforschers<br />
häufig Zuschauer eines<br />
Vorganges, den wir<br />
nicht beurteilen können.<br />
Bernhard Pörksen<br />
berichtete weiter, dass<br />
auch im öffentlichrechtlichen<br />
Fernsehen<br />
vermehrt neue Formen<br />
für Selbstinszenierungen<br />
auftauchen, gewissermaßen<br />
Werbespots<br />
für die eigene Person.<br />
Die Forschungsgruppe<br />
hat aber auch das Internet<br />
und neue Medien<br />
untersucht. Der Referent<br />
kritisierte an Online-Medien,<br />
dass jeder<br />
sich hier frei präsentieren<br />
könne mit allen<br />
Konsequenzen. Dagegen gäbe es bei den<br />
traditionellen Medien immer noch gewisse<br />
„Gatekeeper“, die beurteilen, ob<br />
bestimmte Auftritte für Sender und<br />
Beteiligte nützlich oder schädlich sind.<br />
Die Medienwelt wird immer indiskreter,<br />
was man heute schon an Funktionen und<br />
Einsatz von Fotohandys sieht.<br />
Abschließend streifte das Gespräch<br />
noch aktuelle Inszenierungen von Prominenten,<br />
wie Baron zu Guttenberg, der<br />
offensichtlich eine strategische Partnerschaft<br />
mit der Bild-Zeitung eingegangen<br />
war, seine adelige Herkunft als Vorteil<br />
einsetzte und dennoch durch offensichtliche<br />
Inszenierungsbrüche auffiel und<br />
stürzte. ■<br />
<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 27
A U S D E N K R E I S E N<br />
W<br />
as hat die Musikindustrie der<br />
Zeitungs- und Zeitschriftenbranche<br />
voraus? Antwort: Der<br />
gravierende Umbruch ist<br />
dort bereits einige Jahre<br />
früher eingetreten. Gemeinsam<br />
ist beiden inzwischen<br />
die Auswirkung des Wandels.<br />
Das sind unter anderem<br />
Qualitätsverlust, existenzbedrohendeVerdiensteinbrüche,Mainstream-Kultur<br />
und die Kostenlos-<br />
Mentalität der Verbraucher,<br />
geprägt durch das Internet.<br />
Das erklärte Gerd Lache,<br />
Vorsitzender des <strong>DJV</strong>-<br />
Kreisverbandes Pforzheim/<br />
Enzkreis/Calw bei einer öffentlichen<br />
Veranstaltung des<br />
Kreisverbandes in Zusammenarbeit<br />
mit dem Presseclub<br />
Nordschwarzwald in Pforzheim.<br />
Gesprächspartner auf dem Podium waren<br />
Peter Freudenthaler (Gesang) und Volker<br />
Hinkel (Gitarre), Gründer der Band<br />
„Fools Garden“. Bekannt wurde die<br />
Pforzheimer Pop-Rock-Formation durch<br />
den Welthit „Lemon Tree“ auf dem<br />
Album „Dish of the day“, das sich<br />
mehrere Millionen Mal verkauft hat.<br />
Indes: CD-Verkauf in Massen war<br />
gestern. Künstler müssen heutzutage auf<br />
andere Vermarktungsschienen und Einnahmequellen<br />
setzen, um ihren Lebensunterhalt<br />
zu sichern, machten die<br />
Musiker deutlich. Heutzutage seien die<br />
Einnahmen aus Konzerten und aus<br />
Gema-Tantiemen von größerer Bedeutung,<br />
als jene von verkauften Tonträgern.<br />
Früher sei es umgekehrt gewesen, da<br />
sollte der Konzertauftritt den Plattenoder<br />
CD-Umsatz weiter nach oben<br />
treiben. Inzwischen gebe der digitale<br />
28 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />
Konsum im Netz<br />
Zw e i Ve r a n s t a l t u n g e n d e s D J V P f o r z h e i m / C a l w / E n z g a b e n E i n b l i c k i n d i e<br />
Ve r ä n d e r u n g e n i m M u s i k - G e s c h ä f t d u r c h d a s I n t e r n e t u n d ü b e r M ö g l i c h k e i t e n<br />
u n d A u s w i r k u n g e n d u r c h S o c i a l Me d i a .<br />
v o n D o r i s L ö f f l e r<br />
Markt per Internet den Ton an. „Das<br />
Geschäft mit Musikdownloads in<br />
Deutschland floriert, der Absatz von<br />
Über den Wandel in der Musikindustrie sprachen (von links) Volker Hinkel und<br />
Peter Freudenthaler von Fools Garden mit dem <strong>DJV</strong>-Kreisverbandsvorsitzenden<br />
Gerd Lache. Foto: Doris Löffler<br />
Tonträgern geht dagegen zurück“, wurde<br />
eine Studie der Deutschen Bank zitiert.<br />
Leidtragende seien insbesondere die<br />
Musiker. Die Musiklabels wagten sich aus<br />
Angst vor einem finanziellen Flopp nicht<br />
mehr an die Förderung von außergewöhnlichen<br />
Künstlern heran. Stattdessen<br />
werde produziert, was ohnehin alle<br />
machen. Die Folge sei ein musikalischer<br />
Einheitsbrei in den Charts. Und: Produktionskosten<br />
würden zunehmend auf die<br />
Künstler abgewälzt. Dem Livekonzert-<br />
Boom folgend, sind auch Fools Garden<br />
seit Jahren auf den großen Bühnen der<br />
Welt unterwegs. Insbesondere in Osteuropa<br />
und Asien hat die Pforzheimer<br />
Formation eine große Fangemeinde. Und<br />
ebenso nutzt die Band den digitalen<br />
Hype zur Promotion. Beispiel: Im Oktober<br />
2009 konnte das gesamte Album<br />
„High Times“ für eine begrenzte Zeit<br />
von der Internetseite geladen werden.<br />
Kostenlos.<br />
Facebook, Google, YouTube & Co.<br />
Bei einer weiteren Gemeinschafts-<br />
Veranstaltung von <strong>DJV</strong><br />
und Presseclub unter<br />
dem Titel „Facebook,<br />
Google, YouTube & Co.“<br />
informierten Experten des<br />
Online-Marketing-Unternehmens<br />
e-Wolff in<br />
Heimsheim über die<br />
Möglichkeiten von Social<br />
Media sowie über die<br />
Auswirkungen auf die traditionellen<br />
Medien. Laut<br />
Firmengründer Patrick<br />
Wolff werden „Konsumenten<br />
im Netz zu<br />
Produzenten“.<br />
So gebe es weltweit rund<br />
200 Millionen Blogs. Und:<br />
„Wir müssen die Nachrichten<br />
nicht mehr suchen, sie kommen<br />
zu uns“, machte Wolff deutlich. So verwies<br />
er beispielsweise auf eine Online-<br />
Zeitung (www.postpost.com), deren Inhalte<br />
nach den Vorlieben des jeweiligen<br />
Lesers individuell zusammengestellt<br />
werden.<br />
„Man muss nicht jede digitale Entwicklung<br />
gut heißen“, erklärte KV-<br />
Vorsitzender Gerd Lache, „aber man darf<br />
sie auch nicht ignorieren, um dagegen<br />
halten zu können.“ In diesem Sinne<br />
äußerten einige der rund 70 Journalisten,<br />
PR-Leute und Pressestellen-Mitarbeiter,<br />
dass ihnen der e-Wolff-Event – wie es ein<br />
Print-Kollege formulierte – „wertvolle<br />
Erkenntnisse für Gegenstrategien vermittelt<br />
hat“. Dazu gehörten demnach<br />
„sauber recherchierte Hintergrundberichte,<br />
ein hoher Qualitätsanspruch,<br />
Nutzwertorientierung und lokale<br />
Schwerpunkte“. ■
O<br />
denwald-Tauber. In ganz <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> kam es am Tag der<br />
Pressefreiheit (3. Mai) zu Warnstreiks an<br />
Tageszeitungen. Eine zentrale Demonstration<br />
fand in Stuttgart statt. Auch<br />
Redakteure aus dem Main-Tauber- und<br />
Neckar-Odenwald-Kreis folgten den<br />
Aufrufen des Deutschen Journalisten Verbandes<br />
(<strong>DJV</strong>) und des ver.di-Fachbereiches<br />
„Medien“ und versammelten<br />
sich in Tauberbischofsheim (Bild), um<br />
ihren Unmut über die Pläne der Verleger<br />
kund zu tun, die Urlaubstage noch<br />
weiter reduzieren, die Wochenarbeitszeit<br />
steigern, ein abgesenktes Tarifwerk für<br />
Berufseinsteiger installieren und weitere<br />
Einschnitte im Manteltarifvertrag durchsetzen<br />
wollen.<br />
Main-Tauber-Kreis. Der Tarifkonflikt<br />
bei den Tageszeitungen war das beherrschende<br />
Thema bei der turnusgemäßen<br />
Versammlung des Kreisverbandes<br />
Main-Tauber im <strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />
Im Frühjahr trafen sich die Journalisten<br />
aus dem Taubertal mit<br />
<strong>DJV</strong>-Landesgeschäftsführer Marc Ecker<br />
im Gasthaus „Rose“ in Königshofen und<br />
zeigten sich schnell einig in ihrem Unmut<br />
über die Pläne der Zeitungsverleger,<br />
einen weiteren, massiven Abbau von<br />
Tarifleistungen vorzunehmen – und dies<br />
nach Jahren des Sparens, des Jobabbaus<br />
und der Arbeitsverdichtung in den<br />
Redaktionen.<br />
„Wir werden das nicht hinnehmen“ und<br />
„wir werden uns gegen die neuerlichen<br />
Mehrbelastungen wehren“, die bei gleichzeitigem<br />
Absenken des Tarifniveaus und<br />
einem dauerhaft, geringerem Gehalt<br />
(umgerechnet auf die Arbeitsleistung)<br />
von den Verlegern gefordert werden, hieß<br />
es in der Versammlung. Es könne nicht<br />
sein, dass in fast allen Branchen über<br />
ordentliche Lohnerhöhungen – auch<br />
Tarifkonflikt bei den Tageszeitungen:<br />
Redakteure im Warnstreik<br />
K r e i s v e r s a m m l u n g M a i n -Ta u b e r : Jo u r n a l i s t e n w e h r e n s i c h g e g e n<br />
Me h r b e l a s t u n g e n b e i g l e i c h z e i t i g s i n k e n d e m L o h n<br />
v o n S a s c h a B i c k e l<br />
aufgrund der besseren Konjunktur –<br />
gesprochen werde, während die rund<br />
14.000 Tageszeitungsredakteure selbst<br />
nach Jahren der Zurückhaltung mit<br />
neuerlichen, gewaltigen Einschnitten<br />
rechnen müssten. Für eine kleine Lohnerhöhung<br />
erwarten die Verleger Reduzierungen<br />
beim Urlaubsgeld, bei den<br />
Urlaubstagen, eine Erhöhung der<br />
Wochenarbeitszeit und ein separates<br />
Tarifwerk für Berufsanfänger, das ein<br />
niedrigeres Einstiegsgehalt vorsieht. Zudem<br />
solle an der Altersversorgung der<br />
Redakteure gespart werden. Für ihre<br />
Forderungen seien die Verleger nicht ein-<br />
A U S D E N K R E I S E N<br />
Redakteure aus dem Main-Tauber- und Neckar-Odenwald-Kreis folgten den Aufrufen von <strong>DJV</strong> und ver.di<br />
und versammelten sich in Tauberbischofsheim. Foto: Sascha Bickel<br />
mal bereit, eine Arbeitsplatzgarantie zu<br />
geben oder den Verzicht auf Outsourcing<br />
und Leiharbeit zu erklären, ärgerten sich<br />
die Journalisten im Taubertal, bei denen<br />
Überstunden, Wochenend- und Feiertagsdienste<br />
sowie steigende Arbeitsbelastungen<br />
durch bereits verkleinerte<br />
Redaktionen an der Tagesordnung sind.<br />
An Aktivitäten beschloss der Kreisverband,<br />
in naher Zukunft Hintergrundgespräche<br />
mit politischen Mandatsträgern,<br />
ein besonderes Fotoseminar<br />
sowie ein geselliges Ereignis veranstalten<br />
zu wollen. ■<br />
<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 29
A U S D E N K R E I S E N<br />
O<br />
ffenburg. Das Kino (über)lebt –<br />
dank der neuen digitalen Technik<br />
und Filmen in 3-D-Optik. Diesen Eindruck<br />
nahmen die Mitglieder der<br />
<strong>DJV</strong>-Kreisgruppe Ortenau<br />
von einer zweistündigen<br />
Führung im FORUM-Kino in<br />
Offenburg mit.<br />
Seit der Eröffnung vor<br />
zweieinhalb Jahren konnte<br />
das Kino bereits eine Million<br />
Besucher begrüßen und damit<br />
Offenburg zum Kino-Platz<br />
Nummer 1 in der Ortenau<br />
machen. Die Journalisten hatten<br />
in bequemen Premium-<br />
Sitzen Platz genommen und<br />
ließen sich vom Kino-Betreiber<br />
Jan-Marc Maier erklären,<br />
warum er voll auf<br />
Familienkino setzt: „Die Besucher<br />
wollen lachen, entspannen,<br />
einen schönen<br />
Abend haben“. Dafür sollen<br />
nicht nur die aktuellen Filme auf der<br />
Leinwand sorgen, sondern auch das<br />
gastronomische Angebot mit Café-Bar<br />
und Lounge und eine schnell erreichbare<br />
Tiefgarage direkt unter den Kinosälen.<br />
450000 Besucher kommen jährlich in<br />
die acht Kinosäle, die insgesamt 1300<br />
Plätze bieten. An einem guten Tag kann<br />
das FORUM schon mal 4000 Besucher<br />
registrieren. Der Kino-Boom hat auch<br />
Arbeitsplätze geschaffen. 76 Mitarbeiter,<br />
davon viele in Teilzeit, sorgen<br />
hinter den Kulissen für einen reibungslosen<br />
Betrieb.<br />
Jan-Marc Maier zeigt nicht nur Blockbuster,<br />
sondern dank seiner acht Vorführsäle<br />
auch Filmkunst oder Reisefilme.<br />
Hauptzielgruppe sind zwar junge Leute<br />
bis 28 Jahre, aber als richtiger Knüller hat<br />
30 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />
Mit 3-D-Brille im Premiumsitz im Kino<br />
D J V K r e i s v e r b a n d O r t e n a u<br />
b e s i c h t i g t d a s F O R U M - K i n o i n O f f e n b u r g<br />
v o n U l r i c h S p i t z m ü l l e r<br />
sich das Seniorenkino entwickelt. Inzwischen<br />
werden sogar Busfahrten von<br />
Seniorenwerken ins Offenburger Kino<br />
organisiert. Erst gibt’s Kaffee und<br />
Jan-Marc Maier (rechts) erklärt seinen Besuchern aus der <strong>DJV</strong>-Kreisgruppe<br />
Ortenau die analoge Filmspule im Vorführraum. Foto: Ulrich Spitzmüller<br />
Kuchen, dann einen Film – allerdings<br />
keine alten Streifen. „Die Senioren<br />
wollen aktuelle Filme sehen, am liebsten<br />
Komödien“, erzählt der Kino-Betreiber.<br />
Dass Kino auch Kultur ist, zeigt sich bei<br />
den Live-Übertragungen von Opern aus<br />
der MET in New York, die von Mai bis<br />
Oktober einmal pro Monat auf dem<br />
Programm stehen und oft schon Wochen<br />
im Voraus ausgebucht sind.<br />
„Das gesellschaftliche Ereignis Kino ist<br />
nicht totzukriegen“, sagt Maier. Eine<br />
große Leinwand, guten Sound, bequeme<br />
Sitze und das Gemeinschaftserlebnis<br />
könne das Heimkino eben nicht bieten.<br />
Als Erfolgsrezept sieht Jan-Marc Maier<br />
auch, dass das FORUM nicht von einer<br />
Kinokette, sondern einem Betreiber<br />
geführt wird „der sich mit der Stadt und<br />
der Region identifiziert“. Die Rechnung<br />
scheint aufzugehen: Die Offenburger<br />
Hochschule nutzt die Kinoräume ebenso<br />
wie Banken für ihre Versammlungen oder<br />
Firmen für die Präsentation der<br />
neuesten Produkte. Neuerdings<br />
kann das Kino sogar für private<br />
Feiern gebucht werden: über<br />
die Leinwand flimmert zum<br />
runden Geburtstag der klassische<br />
Power-Point-Vortrag mit<br />
Fotos aus 50 Jahren oder ein<br />
Wunschfilm, im Foyer wird<br />
danach zum Sekt-Empfang mit<br />
Häppchen vom Caterer<br />
geladen.<br />
Beim Blick ins „Allerheiligste“,<br />
den Vorführraum, konnten die<br />
„alte Technik“ und die „Technik<br />
der Zukunft“ nebeneinander<br />
besichtigt werden. Von einer<br />
meterbreiten Spule schnurrten<br />
Filmstreifen wie früher,<br />
während daneben ein unscheinbarer<br />
Laptop genügte, um die neueste<br />
Folge der „Piraten der Karibik“ in 3-D-<br />
Optik auf die Leinwand zu bringen.<br />
„Die digitale Technik ist die Zukunft“, ist<br />
sich der Kinobetreiber sicher. Die Investitionskosten<br />
für 3-D-Filme refinanziert er<br />
über einen 3-D-Aufschlag auf den Eintrittspreis.<br />
Von den technischen Möglichkeiten<br />
konnte sich die <strong>DJV</strong>-Kreisgruppe<br />
bei der Präsentation von aktuellen Film-<br />
Trailern selbst überzeugen. Fasziniert<br />
waren die Journalisten aber auch von<br />
Werbespots, die in 3-D-Optik ausgestrahlt<br />
werden und neue Seherlebnisse<br />
bieten. Jan-Marc Maier freut sich über<br />
den 3-D-Kino-Boom, der mit „Avatar“<br />
einsetzte. Er selbst, so bekannte er<br />
freimütig, mag bei seinen persönlichen<br />
Lieblingsfilmen ganz gerne europäische<br />
Produktionen. ■
D<br />
er <strong>DJV</strong>-Kreisverband Oberschwaben<br />
hatte sich jetzt in<br />
Biberach versammelt, um unter dem<br />
Motto „Gemeinsam statt allein – der<br />
<strong>DJV</strong> sorgt für Verbindung!“ über Tarifrealität<br />
für Festangestellte und Zukunftsperspektiven<br />
für freie Journalisten<br />
zu sprechen. Zu Gast waren Landesvorstandsmitglied<br />
Kathrin Konyen aus<br />
Ulm und Cross-media-Journalist Peter<br />
Welchering aus Remseck.<br />
Mehr Selbstbewusstsein unter den<br />
freien Journalisten ist für Welchering ein<br />
Teil des Erfolgs, der andere Teil sich<br />
zusammenzutun um der Verhandlungsmacht<br />
der Verleger etwas entgegen zu<br />
setzen: „14 freie Journalisten haben<br />
voriges Jahr gemeinsam durchgesetzt,<br />
dass bei der FAZ jetzt Zweitverwertungsrechte<br />
gelten“, erläuterte er,<br />
stellte aber auch klar, dass es vor einem<br />
Erfolg eines hohen Kommunikationsund<br />
Koordinationsaufwands bedarf.<br />
Diesen muss jemand leisten: „Konstanze<br />
Kurtz vom Chaos-Computer-Club<br />
(CCC) hatte das organisiert.“<br />
Kreisvorstandsmitglied Natascha Mahle<br />
aus Biberach nannte einen ganz praktischen<br />
Vorteil der Zusammenarbeit<br />
gegenüber dem zunehmenden Einzelkämpfertum:<br />
„Man kann voneinander<br />
profitieren.“ Sie als freie Journalistin<br />
habe einen Fotografen, eine Grafikdesignerin<br />
und eine andere schreibende<br />
Kollegin an ihrer Seite.<br />
„Aber die Sachen lohnen sich nicht!“,<br />
sprach sie einen Aspekt an, der den<br />
Freien immer mehr zu schaffen macht.<br />
Auch für Welchering war der Ärger über<br />
willkürlich vorenthaltene Honorare der<br />
Impuls, tätig zu werden: „Wir haben<br />
eine Mailingliste erstellt, die anderen<br />
In der Vernetzung liegt die Chance<br />
freien Kollegen angeschrieben und<br />
uns verabredet, dem Herausgeber zu<br />
sagen, dass das nicht geht, sonst<br />
schreiben wir nichts mehr, dann kann<br />
er dicht machen.“ Auch bei lokalen<br />
Zeitungen müssten sich die Freien<br />
vernetzen, um etwas zu erreichen.<br />
Kreisvorstandsmitglied und freie Journalistin<br />
Karin Benzmann aus Pfullendorf<br />
schlug vor, herumzufragen, wo schon<br />
etwas in welcher Form unternommen<br />
wurde.<br />
Die Kreisversammlung war sich einig,<br />
dass an den neuen Medienformen kein<br />
Weg vorbeiführt. Dadurch ergäben sich<br />
vielfältige Chancen der Vernetzungsarbeit,<br />
die der <strong>DJV</strong> besser nützen müsse.<br />
„Viele Kollegen wollen das“, war sich<br />
Welchering sicher und nannte als Beispiel<br />
die schon existierende Bilddatenbank.<br />
Als Beispiel außerhalb des<br />
<strong>DJV</strong>s nannte er Freelens für Fotoournalisten,<br />
Natascha Mahle ergänzte<br />
das um Freischreiber.de und journalismus.com,<br />
wo Aufträge vermittelt und<br />
über Foren Fachfragen geklärt würden:<br />
„Es gibt zwar einen Freienblog bei uns,<br />
aber der <strong>DJV</strong> tut insgesamt zu<br />
wenig für Freie“, meinte die junge<br />
Kollegin.<br />
Landesvorstandsmitglied Kathrin<br />
Konyen unterstrich die Notwendigkeit,<br />
etwas für die Freien zu tun: „Die Zahl<br />
der Freien wächst und sie werden<br />
irgendwann die Mehrheit darstellen.“<br />
Der Landesvorstand habe nichts dagegen,<br />
wenn der Kreisverband die<br />
Kollegen anmaile und nachfrage, ob<br />
mehr Vernetzung nur ein Einzelinteresse<br />
sei. Man erstelle außerdem<br />
gerade eine schwarze Liste von Verlagen,<br />
die sich nicht an die Vergütungsregeln<br />
halten.<br />
A U S D E N K R E I S E N<br />
G e m e i n s a m s t a t t a l l e i n .<br />
D e r D J V K r e i s v e r b a n d O b e r s c h w a b e n d i s k u t i e r t ü b e r Ve r n e t z u n g<br />
v o n Wo l f g a n g He i n z e l<br />
Zuvor hatte sie die aktuelle Tarifsituation<br />
skizziert, die durch die<br />
Forderung der Verleger nach de facto<br />
25 Prozent Gehaltskürzung für alle<br />
Neuanstellungsverträge und nach dem<br />
Wegfall des Urlaubsgelds bei bestehenden<br />
Verträgen geprägt ist. Dies habe<br />
inzwischen zu einigen Neueintritten<br />
beim <strong>DJV</strong> geführt. ■<br />
Kreisversammlung<br />
Schwarzwald/Baar<br />
diskutiert über Situation<br />
bei Südkurier und<br />
Schwarzwälder Boten<br />
V i l l i n g e n - S c h w e n n i n g e n<br />
(26.4.<strong>2011</strong>) – Kolleginnen und<br />
Kollegen des Schwarzwälder Boten<br />
und des Südkurier haben auf der<br />
Kreisversammlung des <strong>DJV</strong>-Verbands<br />
Schwarzwald/Baar darüber<br />
diskutiert, wie sie sich gegen die aktuellen<br />
Zumutungen ihrer Verleger<br />
zur Wehr setzen können.<br />
Der Rat des <strong>DJV</strong> ist dabei eindeutig:<br />
Kein Gewerkschaftsmitglied<br />
soll beim Schwarzwälder Boten<br />
derzeit dem Druck nachgeben und<br />
einen neuen Arbeitsvertrag unterschreiben.<br />
Das verschlechtert im<br />
Moment die persönliche Situation.<br />
Wer nicht unterschreibt, behält die<br />
Rechte aus dem geltenden Tarifvertrag.<br />
<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 31
K U LT U RT I P P S<br />
W<br />
as treibt Journalisten an, die über<br />
„die Welt im Ausnahmezustand<br />
berichten“? Welche Eigenschaften<br />
braucht der Beruf des Kriegsberichterstatters?<br />
Gibt es Vorbereitungen für Journalisten,<br />
die über einen Kriseneinsatz<br />
schreiben wollen? Solche Fragen beantwortet<br />
das Buch „Die Vorkämpfer“, das<br />
auf einer Studie aufbaut, deren Ausgangspunkt<br />
der 11. September war. Die<br />
Autoren sprachen mit 17 krisenerfahrenen<br />
Journalisten, unter anderem mit<br />
Christoph Maria Fröder, Matthias<br />
Gebauer, der Spiegel-Mitarbeiterin Susanne<br />
Koelbl und den durch den Irak-<br />
Krieg bekannt gewordenen Einzelkämpfer<br />
Stephan Kloss.<br />
Die Interviews wurden thematisch ausgewertet<br />
und mit Zitaten illustriert, im<br />
Wortlaut gibt es sie leider nicht zu lesen.<br />
Das Buch stellt zum einen die Akteure<br />
der Berichterstattung, mit ihren ganz unterschiedlichen<br />
Motiven vor. So spricht<br />
Gerhard Kromschröder davon, „die Welt<br />
ein bisschen verändern und besser<br />
machen zu können.“ Antonia Rados vergleichsweise<br />
banale Motivation war es<br />
hingegen, es „den Männern mal zu<br />
zeigen“. Zu rein altruistischen Vorstellungen<br />
gesellen sich Reiselust und die<br />
Hoffnung auf einen Karrieresprung nach<br />
der Rückkehr von einem spektakulären<br />
Auslandseinsatz.<br />
Auch Glanz und Elend des Daseins als<br />
Berichterstatter an vorderster Front<br />
kommen zur Sprache. Zum einen werden<br />
diese Reporter oftmals als Helden bewundert,<br />
was der persönlichen Wertschätzung<br />
natürlich gut tut. Auf der<br />
Schattenseite jedoch stehen im Kriseneinsatz<br />
nicht selten erlittene Traumata,<br />
steht ein unter Kriegs- und Krisenberichterstattern<br />
verbreiteter Alkoholis-<br />
32 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />
Die schreibende Truppe<br />
D a s B u c h „ D i e Vo r k ä m p f e r “ i s t e i n e l e s e n s w e r t e S t u d i e ü b e r Jo u r n a l i s t e n<br />
i n K r i s e n - u n d K r i e g s g e b i e t e n<br />
v o n Pa s c a l C a m e s<br />
mus. Auch hat so mancher Kollege mit<br />
Scham zu kämpfen, ein Gefühl, das<br />
häufig durch die verordnete Rolle des<br />
objektiven Beobachters von Konfliktsituationen<br />
und menschlichen Katastrophen<br />
entsteht: Wer objektiv ist,<br />
kann nicht Partei ergreifen und helfen.<br />
Einen Verwundeten zu interviewen ist<br />
etwas anderes, als ihn zu verarzten.<br />
In aller Regel verlassen die Reporter<br />
wieder das Land, dessen Not sie für<br />
die Welt dokumentiert haben und<br />
lassen Menschen zurück, die ihnen<br />
nahe stehen.<br />
Das Buch thematisiert schließlich noch<br />
die Vorbereitung der Journalisten auf<br />
den Einsatz, erläutert Redaktionsabläufe,<br />
und gibt einen Überblick über die<br />
Geschichte des Kriegs- und Krisenjournalismus,<br />
von den „goldenen Zeiten“ in<br />
Vietnam, wo Reporter alle Freiheiten<br />
hatten, bis zum Embedded Journalism,<br />
mit vertragsgebundenen Journalisten als<br />
Teil der kämpfenden Truppe.<br />
Desillusionierend ist die Abhängigkeit<br />
der Weltöffentlichkeit von redaktionellen<br />
Entscheidungen: Krisen dauern stets<br />
länger, als die Medien vor Ort sind. Und<br />
Vielseitig<br />
interessiert:<br />
Pascal Cames<br />
Texter und<br />
Journalist<br />
wenn, wie beim blutigen Bürgerkrieg<br />
im Kongo, keine Reporter vor Ort sind,<br />
dann findet das Sterben halt unter<br />
Ausschluss der Weltöffentlichkeit statt.<br />
Dass dieser Krieg die höchste<br />
Sterblichkeitsrate aller Kriege nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg hatte,<br />
interessiert dann nur<br />
einige wenige Spezialisten.<br />
„Die Vorkämpfer“<br />
ist eine sachliche Analyse,<br />
erhellend, lesenswert<br />
und notwendig.<br />
Stephan Weichert / Leif<br />
Kramp: Die Vorkämpfer,<br />
253 Seiten, Herbert<br />
von Halem Verlag, Köln.<br />
22 Euro. ■
Seminarkalender <strong>2011</strong><br />
JULI OKTOBER<br />
04.07.<strong>2011</strong><br />
Freiberufler im Journalismus<br />
Themen, Tipps und Trends<br />
zur erfolgreichen Selbstständigkeit<br />
06.-07.07.<strong>2011</strong><br />
Kommunikation 2.0: Social Media<br />
Blogs, Facebook, Twitter & Co.<br />
12.-13.07.<strong>2011</strong><br />
Wörter wirken – Sätze erst recht<br />
Kreatives Schreiben – Die Schreibwerkstatt<br />
SEPTEMBER<br />
12.-16.09.<strong>2011</strong><br />
42. Zeitschriftenseminar für Volontäre<br />
und Seiteneinsteiger (I)<br />
20.-21.09.<strong>2011</strong><br />
Schreiben fürs Web – Das Basistraining<br />
26.-28.09.<strong>2011</strong><br />
Pressearbeit in einem Unternehmen<br />
OKTOBER<br />
05.10.<strong>2011</strong><br />
Das ABC des Presserechts für Printund<br />
Onlinejournalisten<br />
J A S E M I N A R E<br />
10.-14.10.<strong>2011</strong><br />
42. Zeitschriftenseminar für Volontäre<br />
und Seiteneinsteiger (II)<br />
17.-21.10.<strong>2011</strong><br />
Kommunikation –<br />
7. Grundlagenseminar für Volontäre<br />
in Pressestellen (I)<br />
NOVEMBER<br />
14.-18.11.<strong>2011</strong><br />
42. Zeitschriftenseminar für Volontäre<br />
und Seiteneinsteiger (III)<br />
21.-25.11.<strong>2011</strong><br />
Kommunikation –<br />
7. Grundlagenseminar für Volontäre<br />
in Pressestellen (II)<br />
DEZEMBER<br />
05.-09.12.<strong>2011</strong><br />
42. Zeitschriftenseminar für Volontäre<br />
und Seiteinsteiger (IV)<br />
12.-16.12.<strong>2011</strong><br />
Kommunikation –<br />
7. Grundlagenseminar für Volontäre<br />
in Pressestellen (III)<br />
<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 33
J A - S E M I N A R E<br />
Freiberufler im Journalismus<br />
- Themen, Tipps und Trends zur<br />
erfolgreichen Selbstständigkeit<br />
Das Seminar richtet sich nicht nur an<br />
Freie ohne längere Berufserfahrung,<br />
sondern vor allem auch an Journalisten,<br />
die ihre Festanstellung verloren oder bewusst<br />
die Redakteursstelle verlassen<br />
haben. Die Themen sind u. a. Finanzen –<br />
Einkommen, Steuern, Versicherungen,<br />
Vermarktung – Profil, Marketing,<br />
Geschäftsideen, Konzept für die<br />
Existenzgründung<br />
Termin/Ort: 04. Juli <strong>2011</strong>, Stuttgart<br />
Seminargebühr: 190 Euro<br />
Kommunikation 2.0 – Social Media<br />
Blogs, Twitter, Facebook & Co.<br />
Soziale Medien sind in der Mitte der<br />
Gesellschaft angekommen. Unser Workshop<br />
bietet einen Überblick über die<br />
Medienangebote im Netz zwischen Hype<br />
und Haltbarkeit: Twittern, Podcasten,<br />
Bloggen – Wikis, Slideshows, Newsservices:<br />
Cartoon-Casts, das ganze Netz-<br />
Portfolio von Facebook bis Youtube. Die<br />
Teilnehmer lernen die gängigen Kommunikationsstrategien<br />
in sozialen Netzwerken<br />
kennen und entwickeln Ansätze<br />
für eine Web 2.0-Strategie mit unterschiedlichen<br />
Kanälen und Medienproduktionen.<br />
Trainiert werden grundlegende<br />
Produktionstechniken für Web 2.0<br />
- Medienprodukte und die Verlinkung<br />
der bespielten Web 2.0 - Kanäle.<br />
Termin/Ort: 06. und 07. Juli <strong>2011</strong>,<br />
Stuttgart, Seminargebühr: 380 Euro<br />
Wörter wirken, Sätze erst recht<br />
Die Schreibwerkstatt –<br />
Kreatives Schreiben<br />
Der Umgang mit der Sprache ist häufig<br />
oberflächlich, lieblos oder gar schludrich.<br />
Dabei sollte sie nicht nur als journalistisches<br />
Handwerkzeug pfleglich behandelt<br />
werden. Sprache und ihre Wirkung wird<br />
anhand von Fallbeispielen analysiert und<br />
in praktischen Übungen trainieren die<br />
Teilnehmer einen verständlichen und<br />
guten Stil. Es wird das Sprachgefühl und<br />
die Kreativität ebenso gefördert, wie die<br />
Lust am Schreiben.<br />
Termin/Ort: 12. bis 13. Juli <strong>2011</strong>,<br />
Stuttgart, Seminargebühr: 380 Euro<br />
42. Zeitschriftenseminar für<br />
Volontäre und Seiteneinsteiger<br />
Gemeinschaftsveranstaltungen mit dem<br />
Südwestdeutschen Zeitschriftenverleger-<br />
Verband e.V. Das Grundlagenseminar<br />
richtet sich an Volontäre im ersten<br />
Berufsjahr sowie an Seiteneinsteiger in<br />
34 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />
Zeitschriftenverlagen, die ihre journalistische<br />
Arbeitsweise professionalisieren<br />
möchten. Journalistische Darstellungsformen<br />
wie Nachricht, Bericht, Interview,<br />
Reportage, Kommentar usw. vermitteln<br />
Referenten aus der Praxis. Ebenso<br />
werden Themen wie Redigieren, Layout,<br />
Überschriften, Foto, Bildtext,<br />
Internet, Social Media, Medienrecht und<br />
Heftplanung behandelt.<br />
Das Seminar ist als Bildungsmaßnahme<br />
im Sinne von § 8 des Tarifvertrags über<br />
das Redaktionsvolontariat an Zeitschriften<br />
anerkannt. Die Kursdauer<br />
beträgt vier Wochen. Um insbesondere<br />
Teilnehmern aus kleineren Redaktionen<br />
eine Freistellung zu erleichtern, ist das<br />
Seminar in vier Programmblöcke von<br />
jeweils einer Woche Dauer gegliedert, die<br />
sich über einen Zeitraum von vier<br />
Monaten erstrecken.<br />
Termin/Ort:<br />
September bis Dezember <strong>2011</strong>, Stuttgart<br />
Seminargebühr: 1.850 Euro für<br />
Mitglieder des <strong>DJV</strong> oder SZV und<br />
2.120 Euro für Nichtmitglieder<br />
Schreiben fürs Web – Das Basistraining<br />
Online-Journalismus wird ganz wesentlich<br />
durch die Struktur des Hyperlinks<br />
geprägt. Das setzt nicht nur portioniertes<br />
Schreiben voraus, sondern insgesamt<br />
eine vernetzte Textstruktur, die auf Audio-<br />
und Videoangebote zugeschnitten<br />
sein muss. Um trimediale Arbeitsweisen<br />
und ihre Umsetzung kommt deshalb<br />
niemand mehr herum. Sie werden in<br />
diesem Training vorgestellt und an<br />
Beispielfällen eingeübt. Die Themen sind<br />
u.a. Journalistische Stilformen für das<br />
Web, Schreiben für trimediale Angebote<br />
im Internet, Textsorten und ihre multimediale<br />
Positionierung, Nachrichten,<br />
Berichte, Netzreportagen und Texte für<br />
das Web-Cast.<br />
Termin/Ort: 20. bis 21. September <strong>2011</strong>,<br />
Stuttgart, Seminargebühr: 380 Euro<br />
Pressearbeit in einem Unternehmen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in<br />
Pressestellen sind aufgrund der<br />
zunehmenden Medienvielfalt und der<br />
Konkurrenz der Medien untereinander<br />
immer höheren Anforderungen ausgesetzt.<br />
Komplexe Sachverhalte müssen in<br />
kurzer Zeit oftmals nicht-sachkundigen<br />
Journalisten vermittelt werden. Die<br />
Funktion des Pressesprechers richtig ausfüllen,<br />
kann nur jemand, der das<br />
Handwerkszeug für systematische Informationspolitik<br />
erworben hat. Ein<br />
weiterer wichtiger Themenkomplex wird<br />
das Medienrecht für die Praxis des<br />
Öffentlichkeitsarbeiters sein.<br />
Termin/Ort: 26. bis 28. September <strong>2011</strong>,<br />
Stuttgart, Seminargebühr: 570 Euro<br />
Medienrecht für die Praxis<br />
Das ABC des Presserechts für<br />
Print- und Onlinejournalisten<br />
Das Fachseminar informiert über den<br />
Rechtsrahmen für Journalistinnen und<br />
Journalisten bei Print- und Onlinemedien.<br />
Täglich haben Journalistinnen und<br />
Journalisten mit medien- und urheberrechtlichen<br />
Fragen zu tun, die im Seminar<br />
besprochen werden können.<br />
Termin/Ort: 05. Oktober <strong>2011</strong>, Stuttgart<br />
Seminargebühr: 190 Euro<br />
Kommunikation – 7. Grundlagen<br />
Seminar für Volontäre in Pressestellen<br />
Dieses dreiwöchige Seminar wendet sich<br />
an Volontäre in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,<br />
die das Pflichtprogramm<br />
von Pressemeldung bis Pressekonferenz<br />
beherrschen möchten und für<br />
die Kür der Pressearbeit – Kompetenz im<br />
Interview und vor der Kamera – ebenfalls<br />
fit sein müssen. In praktischen Übungen<br />
wird die rhetorische Kommunikation als<br />
Schlüsselqualifikation für die Gesprächsfähigkeit<br />
trainiert, die Teilnehmer erproben<br />
den Alltag eines Pressesprechers,<br />
wobei auch kritische Situationen gemeistert<br />
und rechtliche Tücken behandelt<br />
werden. In einer Schreibwerkstatt<br />
erhalten die Seminarteilnehmer das<br />
tägliche stilistische Handwerkzeug<br />
sowohl für Print- als auch für Online-<br />
Medien. Die Themen interne Kommunikation,<br />
Heftplanung, Medienlandschaft,<br />
der Umgang mit Journalisten,<br />
die Zusammenarbeit mit Agenturen,<br />
Fotografieren, crossmediale Arbeitsweisen<br />
und neue Medienformen im<br />
Internet ergänzen das Angebot.<br />
Termine/Ort:<br />
17. bis 21. Oktober <strong>2011</strong> (Teil I),<br />
21. bis 25. November <strong>2011</strong> (Teil II),<br />
12. bis 16. Dezember <strong>2011</strong> (Teil III),<br />
Stuttgart, Seminargebühr: 2.550 Euro<br />
Journalisten-Akademie<br />
Bildungsverein des <strong>DJV</strong><br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Seminarleitung:<br />
Heidrun-Ute Geibel, Dipl.-Journ.<br />
Telefon 0711-222 49 54-60<br />
Telefax 0711-222 49 54-44<br />
e-mail: akademie@djv-bw.de<br />
Internet: www.djv-bw.de
Wir gratulieren<br />
In den 90ern<br />
Helmut Acker 02.05. (91 Jahre)<br />
Edwin Konnerth 02.06. (92 Jahre)<br />
Thomas Günther 03.07. (90 Jahre)<br />
In den 80ern<br />
Eike Reuter 16.04. (89 Jahre)<br />
Wolfgang Geigges 01.05. (82 Jahre)<br />
Walter Storto 06.05. (80 Jahre)<br />
Isolde Neidlein 08.05. (86 Jahre)<br />
Günter Wölbert (09.05.) 86 Jahre<br />
Hermann Grupp 13.05. (82 Jahre)<br />
Johann Meissmer 20.05. (80 Jahre)<br />
Joachim Hess 22.05. (80 Jahre)<br />
Werner Häusler 26.05. (86 Jahre)<br />
Michael Schnieber 31.05. (83 Jahre)<br />
Roland Hellmann 03.07. (80 Jahre)<br />
Franz Schuttack 04.07. (89 Jahre)<br />
Wolfgang D. Zöllner 08.07. (85 Jahre)<br />
Walter Neusch 15.07. (84 Jahre)<br />
Wolfgang Deike 27.07. (81 Jahre)<br />
Impressum<br />
Nr. 2/<strong>2011</strong>, 26. Jahrgang, ISSN 0946-9303<br />
Herausgeber:<br />
Deutscher Journalisten-Verband, Landesverband <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e.V. (<strong>DJV</strong>),<br />
Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten (Landesvorstand)<br />
V.I.S.D.P.: Thomas Godawa<br />
Redaktion: Robert Bergmann, Pia Grund-Ludwig, Rudi Doster, Dr. Susann Mathis<br />
Autoren: Achim Beckedorf, Robert Bergmann, Sascha Bickel, Pascal Cames, Jan Cerny, Karl Geibel, Dieter E. Gellermann,<br />
Pia Grund-Ludwig, Wolfgang Heinzel, Doris Löffler, Susann Mathis, Verena Mayer, Ulrich Spitzmüller<br />
Fotografen: Robert Bergmann, Sascha Bickel, Siegfried Dannecker, Pia Grund-Ludwig, Jochen Härtel, Rolf Schmitt,<br />
Franziska Kraufmann, Doris Löffler, Martin Himmelheber, Joachim E. Röttgers, Gerhard Vohs<br />
Titelbild: Jochen Härtel, Susann Mathis<br />
Herstellung: medialink GmbH, Stuttgart<br />
Nächste <strong>Ausgabe</strong>: 3/<strong>2011</strong> • Redaktionsschluss: 1. September <strong>2011</strong><br />
<strong>DJV</strong>-Landesgeschäftsstelle:<br />
Hausanschrift: Herdweg 63, 70174 Stuttgart · Postanschrift: Postfach 15 01 24, 70075 Stuttgart<br />
Telefon: 0711-222 49 54-0, Fax: 0711-222 49 54-44 · Internet: www.djv-bw.de, e-Mail: info@djv-bw.de<br />
Änderung der Zustelladresse bitte direkt an die Geschäftsstelle des <strong>DJV</strong>-Landesverbandes <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />
Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Der <strong>DJV</strong>-<strong>Blickpunkt</strong> erscheint vierteljährlich.<br />
Einzelpreis: € 3,–, Abo-Preis jährlich: € 10,–, Auflage: 4.500<br />
Anzeigen: Edith Graf<br />
75 Jahre<br />
Hans Jörg Schulz 05.05.<br />
Rudolf Beuerlein 25.05.<br />
Hans-Dieter Roth 22.06.<br />
Richard Reichenbach 29.07.<br />
70 Jahre<br />
Karl Geibel 03.04.<br />
Ulrike Tobisch-Kohlbecker 10.04.<br />
Horst Böhland 22.04.<br />
Günter Maier 27.04.<br />
Hannelore Gadatsch 01.05.<br />
Hans-Georg Joepgen 14.05.<br />
Horst Donner 02.06.<br />
Walter Bronner 03.06.<br />
Reiner W. Schlebach 05.06.<br />
Hans Reinhard 08.06.<br />
Gunter Ehni 12.06.<br />
Wilhelm Junesch 14.06.<br />
Irmgard Wehner 20.06.<br />
65 Jahre<br />
Dieter J. Manz 23.04.<br />
Rainer Simon 14.05.<br />
Helmut Kücherer 20.05.<br />
Sybille Schurr 04.06.<br />
Wolfgang Rüter 08.06.<br />
Heide Ilka Weber 08.06.<br />
Hermann Hägele 14.06.<br />
Wolfgang Gitzinger 12.07.<br />
Hans-Jürgen Siedeck 24.07.<br />
60 Jahre<br />
Christa Hermann 12.04.<br />
Michael A. Schwilk 18.04.<br />
Bruno Kohlmeyer 23.04.<br />
Dr. Willi Steul 28.04.<br />
Wilfried Falk 01.05.<br />
Hans-Jürgen Matuschek 04.05.<br />
Bernd Seeger 07.05.<br />
Adelinde Schwegler 20.05.<br />
Barbara Dickmann 24.05.<br />
Wolfgang Rupp 11.06.<br />
Egbert Dreher 15.07.<br />
Hartmut Suckow 22.07.<br />
Dorothea Keuler 28.07.<br />
Hans-Martin Schempp 28.07.<br />
Anzeigenverwaltung: medialink GmbH · Nesenbachstr. 48 · 70178 Stuttgart · Tel.: 0711-2 26 32 16 · mail@medialink-info.de<br />
<strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 35