Impressionen Fotos: Robert Bergmann 14 <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> Frankfurt am 9.6.<strong>2011</strong> – Rund 3000 demonstrierende Redakteure, Verlagsangestellte und Drucker auf dem Frankfurter Römerberg, beim Rundgang über den Platz traf man immer wieder auf Kollegen aus <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.
„Wir einen, wo andere spalten“, lautete der Titel des allerersten <strong>Blickpunkt</strong>s vom Oktober 1986. Im Archiv der Geschäftsstelle in Stuttgart finden sich noch einige wenige Exemplare der in schwarz-weiß erschienenen Dokumentation der ersten Mitgliederversammlung des damals neu gegründeten <strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>. 25 Jahre sind seither vergangen. Was ging der Gründung voraus, welche Schwierigkeiten galt es zu überwinden, welche Erfolge zu feiern?, fragt unser Autor Karl Geibel. Der heutige Ehrenvorsitzende des von ihm mitbegründeten Landesverbandes war damals mitten drin im Geschehen. Er übernahm für mehr als zwei Jahrzehnte den Vorsitz des <strong>DJV</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> und blickt auf die spannenden Anfangszeiten zurück. D 25 Jahre – und noch immer voller Tatkraft er Schulterschluss für die Pressefreiheit und für unsere beruflichen Interessen – was seit 40 Jahren in <strong>Baden</strong>- <strong>Württemberg</strong> für die Journalistinnen und Journalisten galt, schien im Mai 1986 ausgesetzt. Der Südwestdeutsche Journalisten-Verband (SWJV), unbestritten seit Jahrzehnten ein Aktivposten im föderal gegliederten Deutschen Journalisten-Verband, verabschiedete sich am Samstag, 7. Juni 1986 mit knapper Zweidrittelmehrheit seines Gewerkschaftstages in Reutlingen vom <strong>DJV</strong> und trat mit sofortiger Wirkung der IG Druck bei. Der <strong>DJV</strong> war seit 1981 „strapaziert“ durch die Diskussion um die Bildung einer Mediengewerkschaft mit der IG Druck und anderen Mediengewerkschaften, wie Rundfunk-Fernseh-Film- Union (RFFU). Zwei Jahre zuvor beendete der Bundesverbandstag die für den <strong>DJV</strong> ergebnislosen Verhandlungen. Die Hürde für den <strong>DJV</strong> war die organisatorische Selbstständigkeit für den Beruf, vor allem tarif- und sozialpolitisch, sowie die politische Unabhängigkeit gerade wegen der Meinungsäußerungsfreiheit. Diesen „Essentials“ hatte auch der SWJV zugestimmt. Vor Reutlingen befragte der SWJV seine Mitglieder. Entgegen der eindeutigen Mehrheit der Antworten beschloss der Gewerkschaftstag auf Antrag des Landesvorstandes den Übertritt in die IG Druck. Diese Meldung schlug in unserer Branche, in den Medien, in den Gewerkschaften und in der Politik als Sensation ein, weil völlig unerwartet und zumal der SWJV als aktive Kraft im <strong>DJV</strong> galt. Einige wollten v o n K a r l G e i b e l das „Todesglöcklein“ für die älteste und größte Journalistengewerkschaft in der Bundesrepublik hören. Kurz nach Reutlingen, bereits am 12. Juni 1986, ein Donnerstag, kamen auf Einladung von Karl Geibel 17 Kolleginnen und Kollegen in zwei leeren Nebenräumen des ZDF-Landesstudios <strong>Baden</strong>- <strong>Württemberg</strong> im Herdweg zusammen. 700 waren eingeladen. Mit dabei waren Bundesgeschäftsführer Hubert Engeroff als dann unersetzliche Hilfe beim Aufbau, die beiden „Taufpaten“ Christian Schneider und Dr. Jan Rahmelow, Landesvorsitzende von Nordrhein-Westfalen und <strong>Baden</strong>. Karl Geibel war von 1986-2010 Vorsitzender des Landesverbandes BW und ist seither Ehrenvorsitzender. Aktuell ist er Mitglied im Zentralen Aktionsausschuss des Bundesverbandes und organisiert maßgeblich die Tarifauseinandersetzung Tageszeitungsredakteure mit. Die vereinigten Gruppen dju/SWJV standen mit etwa 3500 Journalisten jenen 17 am Start des neuen <strong>DJV</strong>-Landesverbandes gegenüber. Um eine gewerkschaftliche Alternative zu werden mussten die jungen Gremien des <strong>DJV</strong>- Landesverbandes viel denken, planen, arbeiten. Neben der beruflichen Arbeit ein Dauerstress. Hoffnungslos? Wir machen das – war die Kennung des Gründungsvorstandes Karl Geibel, Jörg Tisken, Werner Schwarzwälder, Walter Senk und Karin Hascher. Aus einer gründlichen Analyse der Lage heraus entstanden in den Jahren 1986 und 1987 Programm und Gewerkschaftskultur des neuen <strong>DJV</strong> in <strong>Baden</strong>- <strong>Württemberg</strong>. Basisnahe, regional und betrieblich verankert sein und die Fusion mit dem Journalistenverband <strong>Baden</strong> sollten gleichzeitig anlaufen. Mühsam wurden vor Ort um Kolleginnen und Kollegen geworben, Kreisverbände gebildet. Heute sind es 22. „Unvorstellbar“ war angeblich die Fusion mit dem Journalistenverband <strong>Baden</strong>, der bei der Gründung des neuen Landes <strong>Baden</strong>- <strong>Württemberg</strong> 1952 die Vereinigung des <strong>DJV</strong> von <strong>Württemberg</strong>-Hohenzollern und <strong>Württemberg</strong>-Nordbaden nicht mitging. Das schuf dann Konkurrenz und oft Querelen unter dem Dach des <strong>DJV</strong> in einem Bundesland. <strong>DJV</strong> <strong>Blickpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong> 15